Belvedere am Pfingstberg, Potsdam |
Groß Glienicke
Eingang zum Gutspark Groß Glienicke |
Seit dem späten Mittelalter lag am Groß Glienicker See ein Rittergut, das über die Zeit verschiedenen märkischen Adelsfamilien gehörte. Georg von Ribbeck, Churbrandenburgischer Amtshauptmann in Spandau, erwarb 1572 das Anwesen. Die Familie Ribbeck ließ gegenüber der Hofanlage einen Garten anlegen. Zwischen dem Dorf am Westufer des Sees und dem Rittergut lag ein Weinberg. Finanzielle Schwierigkeiten erzwangen 1788 den Verkauf des Gutes an den Major Christian Ludwig von Winning, in dessen Besitz das Gut bis 1835 blieb.
Ruinen im Gutspark Groß Glienicke |
Reste der Grenzanlagen am Groß Glienicker See |
Reste der Berliner Mauer am Groß Glienicker See |
Motiv an der Mauer |
Die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR verlief in der Mitte des Sees und war durch Bojen gekennzeichnet. Direkt am westlichen und südlichen Seeufer verlief die Berliner Mauer. Von der DDR-Seite aus waren der Zugang und selbst der Blick auf den See versperrt. Für West-Berliner war der See ein beliebtes Freizeitziel, das bis zu den Bojen genutzt werden konnte. Gelegentlich kam es zu einigen Grenzzwischenfällen. Durch den Verlauf der innerdeutschen Grenze in der Mitte des Groß Glienicker Sees wurden der Gutspark und seine Anlagen stark geschädigt.
Dorfkirche von Groß Glienicke 13./14. Jahrhundert |
Fontane war bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg insbesondere auch an Kulturgütern interessiert. Die Dorfkirche von Groß Glienicke findet bei ihm ein besonderes Interesse. Dank seiner hemdsärmeligen Vorgehensweise hatte Fontane offenichtlich keine Probleme, in das Innere der Kirche zu gelangen und sogar in die Gruft zu steigen.
Dorfkirche von Groß Glienicke 13./14. Jahrhundert |
'Beide Hans Georg von Ribbeck finden wir auch in der Gruft der Kirche wieder. Wie sie im Schiff, in bildlicher Darstellung, nebeneinander stehen, so liegen sie hier nebeneinander. Wohlerhalten. Denn die Groß-Glienicker Gruft gehört zu den vielen in der Mark, in denen die beigesetzten Leichen zu Mumien werden. Wir steigen hinab. Der Sargdeckel des zuvorderst stehenden Hans Georg (des Domherrn) ließ sich ohne Mühe aufheben. Da lag er, in Roquelaure und roter Samtkappe, in allem Äußerlichen von beinahe gespenstischer Ähnlichkeit mit dem Hautreliefbilde, das ich eben im Schiff der Kirche gesehen hatte.'
Glanz und Schmutz am Potsdamer Pfingstberg und in seiner Umgebung
Belvedere am Pfingstberg |
Belvedere am Pfingstberg |
Zur Zeit der DDR waren die Anlagen wegen der Nähe zur innerdeutschen Grenze und zu sowjetischen Militäreinrichtungen gesperrt. Die Gebäude verfielen und der Park verwilderte. Im Zeitraum von 1992 bis 2005 wurde das Ensemble restauriert und vermittelt inzwischen wieder einen Eindruck vom ehemaligen Glanz.
Villen am Pfingstberg |
Über die Villa Gericke auf dem Weltkulturerbe-Gelände, die mittlerweile zum Verkauf angeboten wird, berichtet die TAZ in einem Artikel vom 14.06.2007 unter der Überschrift 'Wie bei der Sanierung der Villa Bauherr und Behörde die Regeln ignorierten': 'Zu rigide Auflagen, mangelnde Rechtskenntnisse und ein Auftreten wie das einer „Baupolizei“ – das sind zusammengefasst die Vorwürfe gegen die Potsdamer Denkmalbehörde. In einem Fall allerdings haben die Prüfer um den Verwaltungsrechtler Ulrich Battis das genaue Gegenteil festgestellt: Bei der „Villa Gericke“ in der Nauener Vorstadt haben Bau- und Denkmalbehörden offenbar alle Augen zugedrückt. Warum, ist unklar.
Villa Gericke, Puschkinallee 17, am Pfingstberg |
Villa Gericke, Puschkinallee 17, am Pfingstberg |
Aus zeitlichen Gründen nicht untersucht wurden die neuen Vorwürfe im Fall „Villa Gericke“. Die damals für die Villa zuständige Leiterin der Denkmalbehörde soll auch Rechnungen des Installationsbetriebs ihres Ehemannes, der für Zumbaum tätig war, für dessen Steuerabschreibungen geprüft haben. Diese Vorgänge sollen im Nachgang untersucht werden.'
Jüdischer Friedhof am Pfingstberg |
Totenkapelle des jüdischen Friedhofs |
Auf dem Friedhof stehen zahlreiche Grabsteine aus Gründungszeit und den nachfolgenden Jahrhunderten. Denn nach jüdischer Tradition werden vorhandene Grabstellen nicht neu belegt.
1912 erhielt der Friedhof eine klassizistische Trauerhalle und ein Wächterhäuschen. Beide wurden in der Reichspogromnacht des 09.11.1938 Opfer der faschistischen Zerstörung. Die letzte Beisetzung fand 1942 statt. Anschließend begann die Deportation der Potsdamer Juden über das Lager in der Bergstraße. Während der DDR-Zeit gab es keine jüdische Gemeinde in Potsdam. Seit 1992 finden auf dem Friedhof wieder Bestattungen statt.
Russische Kolonie Alexandrowka
1806 wurde das preußisch-sächsische Heer bei Jena und Auerstedt durch napoleonische Truppen vernichtend geschlagen. Das durch Napoleon besiegte Preußen musste 1812 in ein Zwangsbündnis mit Frankreich gegen Russland einwilligen.
Von den weit über 1000 der 1812 in Russland gefangengenommenen russischen Soldaten blieben 62 im Oktober 1812 in Potsdam. Aus dieser Gruppe wurde ein Sänger-Chor gebildet und für den König formell dem 1. preußischen Garderegiment unterstellt. Nach dem Neutralitätsabkommen, der Konvention von Tauroggen vom 30. Dezember 1812, verbündeten sich Preußen und Russland im Frühjahr 1813 gegen Frankreich und der größte Teil der ehemals kriegsgefangenen russischen Soldaten wurde auf Wunsch des preußischen Königs in ein eigenes Regiment eingegliedert. Unter einer gemeinsamen Führung kämpften nun russische und preußische Truppen, ehemalige russische Kriegsgefangene und preußische Deserteure gegen Napoleon. Im Heerlager des Königs sorgte weiterhin der Chor ehemaliger russischer Kriegsgefangener für Unterhaltung, Verluste in seinen Reihen wurden 1815 durch Überlassung weiterer Grenadiere aus einem russischen Regiment ausgeglichen: Zar Alexander I. erlaubte nicht nur den Verbleib des Soldatenchors in Preußen, er überstellte zusätzlich sieben Grenadiere von einem seiner Regimenter in das Garderegiment des Königs. Als Zar Alexander I. 1825 starb, lebten nur noch 12 dieser russischen Sänger in Potsdam.
Wohnhaus der Alexandrowka |
Ich habe die Absicht, als ein bleibendes Denkmal der Erinnerung an die Bande der innigen Freundschaft zwischen Mir und des Höchstseligen Kaisers Alexander von Russland Majestät, eine Kolonie bei Potsdam zu gründen, welche Ich mit den in den Jahren 1812 und 1815 aus dem russischen Militär, und mit Kaiserlicher Bewilligung übergegangenen Sängern, die dem 1. Garderegiment zu Fuß beigegeben sind, als Kolonisten, besetzen und Alexandrowka nennen will.'
Alexander-Newski-Gedächtniskirche |
Errichtet wurde die Kirche zwischen 1826 und 1829 auf Anordnung Friedrich Wilhelm III. für die aus Russland stammenden Soldaten des Sängerchors der Russischen Kolonie Alexandrowka. Die Architektur im altrussischen Baustil basiert auf Entwürfen des Sankt Petersburger Hofarchitekten Wassili Petrowitsch Stassow, denen Karl Friedrich Schinkel Stilelemente klassizistischef Architektur hinzufügte. Wilhem III. und seine Frau Luise waren mit dem 1825 verstorbenen Zar Alexander I. eng befreundet und benannten die Kirche nach dem Namenspatrons des Zaren, dem im 16. Jahrhundert heilig gesprochenen russischen Fürsten Alexander Jaroslawitsch Newski. (Da wir im Sommer 2011 das Alexander-Newski-Kloster in St. Petersburg besichtigt haben, lassen sich heute wieder einige Fäden miteinander verknüpfen.)
Haus des Aufsehers ('Köngliches Landaus') auf dem Kapellenberg |
König Friedrich Wilhelm III. unterhielt in diesem Haus ein Teezimmer, in dem seit den Zeiten von Friedrich Wilhelm III. das kleine, nur einen Meter hohe Denkmal von Alexander I. stand. Die innere Ausstattung des königlichen Appartements war außerordentlich einfach.
Wohnhaus der Alexa |
1861 verstarb der letzte Sänger, 100 Jahre nach der Gründung der russischen Kolonie, 1927 waren es nur noch vier Familien und nach der Bodenreform nur noch zwei Familien, die direkte Nachfahren dieser ersten Sänger waren. Heute lebt nur noch die Familie Grigorieff in der Kolonie. Die Kolonie selbst war bis zur Fürstenenteignung 1926 im Privatbesitz des Hauses Hohenzollern, wurde allerdings militärisch durch das 1. Garderegiment zu Fuß verwaltet. Erst nach der Auflösung des Regiments übernahm nach 1919 das Haus Hohenzollern den Unterhalt des Geländes. Bis 1945 blieben die ehemals königlichen Bestimmungen über die Rechte und Pflichten der Bewohner in Kraft.
Wohnhaus der Alexandrowka |
Wohnhaus der Alexandrowka |
Grundlegende Änderungen im Rechtsstatus der Kolonie und ihrer Bewohner erfolgten erst in der Zeit der sowjetischen Besatzung und DDR. Seit der deutschen Wiedervereinigung sind die meisten Häuser in Privatbesitz.
Mit dem Bau der Kolonie Alexandrowka entsteht die heutige 'Puschkinallee', die bis 1949 Capellenbergstraße hieß. Die prächtigen Villen an dieser Straße (u.a. 'Villa Gericke') waren bis zum Ende des 2. Weltkriegs bei wohlhabenden Bürgern beliebt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier u.a. die Deutschlandzentrale des Komitees für Staatssicherheit (KGB) eingerichtet, was diesem Teil der Stadt, bis zum Ende der DDR den Namen 'Verbotene Stadt' eingebracht hat.
Babelsberg - Weberviertel, Schloss und Park
Weberhaus am Weberplatz in Babelsberg |
Jeder Weber war verpflichtet, im Hof des Häuschens einen Nussbaum zu pflanzen. Die Nüsse gehörten den Hausbewohnern. Das Holz mussten sie an die Gewehrfabrik Ochsenkopf in Potsdam abliefern, in der aus dem Holz Gewehrschäfte hergestellt wurden.
Friedenskirche 1752/53 auf dem Weberplatz im Weberviertel |
Auf den Hügeln oberhalb des Ortsteils Babelsberg liegt in einer großen Parkanlage Schloss Babelsberg. Über das Bauwerk informiert ausführlich ein Artikel in Wikipedia, aus dem hier auszugsweise zitiert wird. Link zur Webseite über Schloss Babelsberg in Wikepedia
Schloss Babelsberg |
Schinkel orientierte sich an englischen Vorbildern und imitierte den englischen Tudorstil.
Schloss Babelsberg |
Nachdem Wilhelm 1840 zum Thronfolger ernannt wurde, begann die Erweiterungsplanung während der Karl Friedrich Schinkel 1841 verstarb. Sein Nachfolger, Ludwig Persius, versuchte den Schinkelplan beizubehalten, musste sich aber ebenso wie sein Vorgänger den ständigen Änderungswünschen Augustes beugen. Persius entzog sich 1845 diesen Konflikten mit seinem Ableben. Zu diesem Zeitpunkt standen die Fundamente für den Ausbau.
Schloss Babelsberg |
Nach dem Tod Wilhelms I. 1888 bevorzugten die kaiserlichen Nachfolger andere Schlösser als Wohnsitz. 1945 wurde das Schloss geplündert. Zur Zeit der DDR nutze die Universität von Potsdam einige Räume des Schlosses. Ab 1970 beherbergte das Gebäude ein Museum für Ur- und Frühgeschichte. Nach der Wende wurde der Schlossbau ab 1992 für museale Zwecke hergerichtet. Im Rahmen des Masterplans ist das Schloss Babelsberg derzeit zur Vorbereitung von Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Bis zum Jahr 2017 sollen die Schlosshülle und der Schlosspark vollständig sarniert sein.
Wir wollen nicht verhehlen, dass das Schloss Babelsberg für uns eine kaum verständliche monströse Kuriosität darstellt, die vielleicht als Kulisse für einen Vampirfilm geeignet wäre, aber auf die Seriosität der Auftraggeber, immerhin die Regenten des Preußischen Reichs, ein äußerst zweifelhaftes Licht wirft.
Die Spuren des Aufbruchs nach dem 2. Weltkrieg in ein neues Zeitalter befremden ähnlich. Das kulturelle Erbe von Schloss und auch Park sind verwahrlost. Nach dem 2. Weltkrieg neu erbaute Gebäudekomplexe im Park Babelsberg, die (u.a.?) von der Uni Potsdam genutzt werden, wirken auf uns derartig heruntergekommen, wenn nicht gar verslumt, dass wir sie im Maßstab unserer Kultur als äußerst unwürdige Lehr- und Arbeiststätten empfinden. Wie sich in dieser Umgebung eine positive Motivation, Innovation und Kreativität entwickeln können, bleibt uns ein Rätsel. Wir könnten nachvollziehen, wenn in dieser Atmosphäre Biotope für politisch-radikale Ablehnungen unserer Kultur wachsen würden. In Anbetracht zu den Wohnvierteln in der Nauener und Berliner Vorstadt sind die Kontraste extrem hart. Müssen wir uns wirklich darüber wundern, wenn Reaktionen auf solche Kontraste ebenfalls extrem ausfallen?
Ausgesprochen attraktiv sind dagegen die Aussichten von den Babelsberger Hügeln auf die Havellandschaft und ihre Umgebung.
Maschinenhaus im Park Babelsberg mit Glienicker Brücke |
Jagdschloss Glienicke vom Park Babelsberg |
Jungfernsee und Glienicker Brücke vom Park Babelsberg |
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