Dienstag, 20. Dezember 2011

Streifzüge durch Geschichte und Geschichten in Potsdams Peripherie

Belvedere am Pfingstberg, Potsdam
Als Tagesprogramm wollten wir ursprünglich einen Abschnitt des Fontanewegs F3 von Groß Glienicke bis Marquardt gehen und den Startort Groß Glienicke mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Marquardt über Potsdam erreichen. Bei der praktischen Umsetzung dieses Plans scheitern wir an dem dünnen Netz öffentlicher Verkehrsmittel und fehlenden oder für uns intransparenten Informationen über Verbindungen. Selbst Einheimische, mit denen wir an der Bahnstation in Marquardt ins Gespräch kommen, rätseln über Fragen dieser Infrastruktur. Wir bleiben hilflos und fahren in Anbetracht dieser Umstände mit dem Auto in Richtung Potsdam, um durch die Peripherie der Stadt zu streifen. Heute erkennen wir, dass es ein Versäumnis war, bisher die Peripherie nicht beachtet zu haben. Wir treffen nämlich auf äußerst interessante, attraktive und auch kuriose Objekte oder Ensemble und stellen bald fest, dass wir bei nächster Gelegenheit diese Tour ausbauen und vertiefen sollten.



Groß Glienicke

Eingang zum Gutspark Groß Glienicke
Groß Glienecke ist eine alte Ortschaft an der nördlichen Grenze Potsdams, in der der Fontaneweg F3 startet. Wenn wir schon diesen Weg heute nicht gehen, möchten wir zumindest wissen, was Groß Glienicke auszeichnet.
Seit dem späten Mittelalter lag am Groß Glienicker See ein Rittergut, das über die Zeit verschiedenen märkischen Adelsfamilien gehörte. Georg von Ribbeck, Churbrandenburgischer Amtshauptmann in Spandau, erwarb 1572 das Anwesen. Die Familie Ribbeck ließ gegenüber der Hofanlage einen Garten anlegen. Zwischen dem Dorf am Westufer des Sees und dem Rittergut lag ein Weinberg. Finanzielle Schwierigkeiten erzwangen 1788 den Verkauf des Gutes an den Major Christian Ludwig von Winning, in dessen Besitz das Gut bis 1835 blieb.

Ruinen im Gutspark Groß Glienicke
Reste der Grenzanlagen am Groß Glienicker See

















Reste der Berliner Mauer am Groß Glienicker See
Motiv an der Mauer



Die Grenze zwischen West-Berlin und der DDR verlief in der Mitte des Sees und war durch Bojen gekennzeichnet. Direkt am westlichen und südlichen Seeufer verlief die Berliner Mauer. Von der DDR-Seite aus waren der Zugang und selbst der Blick auf den See versperrt. Für West-Berliner war der See ein beliebtes Freizeitziel, das bis zu den Bojen genutzt werden konnte. Gelegentlich kam es zu einigen Grenzzwischenfällen. Durch den Verlauf der innerdeutschen Grenze in der Mitte des Groß Glienicker Sees  wurden der Gutspark und seine Anlagen stark geschädigt.

Dorfkirche von Groß Glienicke 13./14. Jahrhundert
Die Dorfkirche entstand im 13./14. Jahrhundert. Die Ausstattungen der Kirche stammen überwiegend aus der Zeit um 1680. In der Kirche befinden sich Epitaphien und Grabsteine der vormaligen Gutsherren aus der märkischen Adelsfamilie von Ribbeck. Wie üblich, ist auch diese evangelische Kirche verschlossen, so dass wie sie nur außen besichtigen können. Zum Glück können wir uns an Fontane halten.
Fontane war bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg insbesondere auch an Kulturgütern interessiert. Die Dorfkirche von Groß Glienicke findet bei ihm ein besonderes Interesse. Dank seiner hemdsärmeligen Vorgehensweise hatte Fontane offenichtlich keine Probleme, in das Innere der Kirche zu gelangen und sogar in die Gruft zu steigen.






Dorfkirche von Groß Glienicke 13./14. Jahrhundert
Nachfolgend ist der Originaltext mit Kürzungen zitiert (Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, München 2006, Band 2, Havelland, Seite 206ff.):
'Beide Hans Georg von Ribbeck finden wir auch in der Gruft der Kirche wieder. Wie sie im Schiff, in bildlicher Darstellung, nebeneinander stehen, so liegen sie hier nebeneinander. Wohlerhalten. Denn die Groß-Glienicker Gruft gehört zu den vielen in der Mark, in denen die beigesetzten Leichen zu Mumien werden. Wir steigen hinab. Der Sargdeckel des zuvorderst stehenden Hans Georg (des Domherrn) ließ sich ohne Mühe aufheben. Da lag er, in Roquelaure und roter Samtkappe, in allem Äußerlichen von beinahe gespenstischer Ähnlichkeit mit dem Hautreliefbilde, das ich eben im Schiff der Kirche gesehen hatte.' 






Glanz und Schmutz am Potsdamer Pfingstberg und in seiner Umgebung

Belvedere am Pfingstberg
Unsere Route von Groß Glienicke nach Potsdam führt am Pfingstberg vobei, mit 76 m der höchste Punkt Potsdams. In älteren Karten ist der Hügel als 'Eichberg' verzeichnet. Nachdem im 18. Jahrundert ein jüdischer Friedhof angelegt wurde, war die Bezeichnung 'Judenberg' geläufig. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Pfingstberg als Weinberg genutzt. Die exquisite Aussicht vom Pfingstberg zog im 19. Jahrhundert ein exklusives Publikum an, das seine gestalterischen Marken setzte, mit denen ab 1817 die Umbennung in 'Pfingstberg' einherging. Das Gelände am Pfingstberg wurde im 19. Jahrhundert zu einem bevorzugten Wohngebiet des preußischen Adels, der hier etliche herrschaftliche Villen errichten ließ. Der als Pfingstbergensemble bezeichnete Komplex ist seit 1999 Teil der UNESCO-Welterbestätte Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin.






Belvedere am Pfingstberg
Zum Pfingstbergensemble gehört das von 1847 bis 1863 nach Plänen von König Friedrich Wilhelm IV. durch Persius, Hesse und Stüler im Stil römischer Villen erbaute romantische Aussichtsschloss Belvedere. Die Umgebung des Belvedere gestaltete Peter Joseph Lenné als Parkanlage im Stil englischer Landschaftsgärten.
Zur Zeit der DDR waren die Anlagen wegen der Nähe zur innerdeutschen Grenze und zu sowjetischen Militäreinrichtungen gesperrt. Die Gebäude verfielen und der Park verwilderte. Im Zeitraum von 1992 bis 2005 wurde das Ensemble restauriert und vermittelt inzwischen wieder einen Eindruck vom ehemaligen Glanz.








Villen am Pfingstberg
Am Fuß des Pfingstberges liegen in Richtung Neuer Garten mehrere Villen aus königlich-kaiserlichem Besitz, die heute zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) gehören. Diese Villen wurden vom sowjetischen Geheimdienst genutzt und schwer beschädigt. Inzwischen sind die Gebäude wieder weitgehend saniert.
Über die Villa Gericke auf dem Weltkulturerbe-Gelände, die mittlerweile zum Verkauf angeboten wird, berichtet die TAZ in einem Artikel vom 14.06.2007 unter der Überschrift 'Wie bei der Sanierung der Villa Bauherr und Behörde die Regeln ignorierten': 'Zu rigide Auflagen, mangelnde Rechtskenntnisse und ein Auftreten wie das einer „Baupolizei“ – das sind zusammengefasst die Vorwürfe gegen die Potsdamer Denkmalbehörde. In einem Fall allerdings haben die Prüfer um den Verwaltungsrechtler Ulrich Battis das genaue Gegenteil festgestellt: Bei der „Villa Gericke“ in der Nauener Vorstadt haben Bau- und Denkmalbehörden offenbar alle Augen zugedrückt. Warum, ist unklar. 



Villa Gericke, Puschkinallee 17, am Pfingstberg
Fest steht laut Battis aber: „Hier ist weitgehend am Gesetz vorbei gehandelt worden.“ (...) Fazit des Prüfberichts: Es gab für die Sanierung der Villa nie eine Baugenehmigung, und bis in die Spitze des Bauamtes ist dies offenbar niemandem aufgefallen. Damit hätte Zumbaum (der Besitzer) die denkmalgeschützte Villa auf Weltkulturerbe-Gelände auch „einfach zusammenschieben können“, wie Battis sagt – also abreißen. Das tat er nicht; aber er gestaltete den denkmalgeschützten Garten der Villa um – ohne Genehmigung. Dafür hätte die Behörde ein Bußgeld von bis zu 500.000 Euro androhen können, was aber laut Bericht nicht geschah. Außerdem fällte Zumbaum ungenehmigt mehrere Bäume. Dafür sei zwar ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet worden – allerdings ohne Resultat: Weder wurde ein Bußgeld verlangt, noch wurde das Verfahren irgendwann eingestellt. Erstaunlich auch die Feststellung der Prüfer, dass es für die komplette, rund drei Millionen Euro teure Sanierung der Villa keine Pläne und Dokumentationen im Denkmalamt gibt. (...)



Villa Gericke, Puschkinallee 17, am Pfingstberg
Nachdem es jüngst bekannt wurde, dass Zumbaum keine Baugenehmigung hatte, hätte die Bauaufsicht tätig werden müssen. Dies geschah laut Bericht aber nicht, da der Bauherr im Urlaub gewesen sei. Ein ordnungsbehördliches Verfahren dürfe aber nicht „vom Freizeitverhalten des Bauherren abhängen“, heißt es – dies sei Ungleichbehandlung. Betont wird allerdings, dass auch Zumbaum rechtswidrig gehandelt habe, weil er keine Genehmigung beantragt und keinen Objektplaner eingesetzt habe. Mit den Fehlern der Verwaltung sei das nicht zu begründen. (...)
Aus zeitlichen Gründen nicht untersucht wurden die neuen Vorwürfe im Fall „Villa Gericke“. Die damals für die Villa zuständige Leiterin der Denkmalbehörde soll auch Rechnungen des Installationsbetriebs ihres Ehemannes, der für Zumbaum tätig war, für dessen Steuerabschreibungen geprüft haben. Diese Vorgänge sollen im Nachgang untersucht werden.' 





Jüdischer Friedhof am Pfingstberg
Totenkapelle des jüdischen Friedhofs
1743 stellte Friedrich II. der jüdischen Gemeinde Potsdam am Südhang des damaligen Eichberges einen kleinen Totenacker zur Verfügung, der im Laufe der Zeit auf 1.900 qm wächst. Im Volksmund wurde bald aus dem Eichberg der Judenberg.
Auf dem Friedhof stehen zahlreiche Grabsteine aus Gründungszeit und den nachfolgenden Jahrhunderten. Denn nach jüdischer Tradition werden vorhandene Grabstellen nicht neu belegt.
1912 erhielt der Friedhof eine klassizistische Trauerhalle und ein Wächterhäuschen. Beide wurden in der Reichspogromnacht des 09.11.1938 Opfer der faschistischen Zerstörung. Die letzte Beisetzung fand 1942 statt. Anschließend begann die Deportation der Potsdamer Juden über das Lager in der Bergstraße. Während der DDR-Zeit gab es keine jüdische Gemeinde in Potsdam. Seit 1992 finden auf dem Friedhof wieder Bestattungen statt.


Russische Kolonie Alexandrowka

1806 wurde das preußisch-sächsische Heer bei Jena und Auerstedt durch napoleonische Truppen vernichtend geschlagen. Das durch Napoleon besiegte Preußen musste 1812 in ein Zwangsbündnis mit Frankreich gegen Russland einwilligen.
Von den weit über 1000 der 1812 in Russland gefangengenommenen russischen Soldaten blieben 62 im Oktober 1812 in Potsdam. Aus dieser Gruppe wurde ein Sänger-Chor gebildet und für den König formell dem 1. preußischen Garderegiment unterstellt. Nach dem Neutralitätsabkommen, der Konvention von Tauroggen vom 30. Dezember 1812, verbündeten sich Preußen und Russland im Frühjahr 1813 gegen Frankreich und der größte Teil der ehemals kriegsgefangenen russischen Soldaten wurde auf Wunsch des preußischen Königs in ein eigenes Regiment eingegliedert. Unter einer gemeinsamen Führung kämpften nun russische und preußische Truppen, ehemalige russische Kriegsgefangene und preußische Deserteure gegen Napoleon. Im Heerlager des Königs sorgte weiterhin der Chor ehemaliger russischer Kriegsgefangener für Unterhaltung, Verluste in seinen Reihen wurden 1815 durch Überlassung weiterer Grenadiere aus einem russischen Regiment ausgeglichen: Zar Alexander I. erlaubte nicht nur den Verbleib des Soldatenchors in Preußen, er überstellte zusätzlich sieben Grenadiere von einem seiner Regimenter in das Garderegiment des Königs. Als Zar Alexander I. 1825 starb, lebten nur noch 12 dieser russischen Sänger in Potsdam.

Wohnhaus der Alexandrowka
Die Entstehung der Alexandrowka geht auf eine Order König Friedrich Wilhelms III. aus dem Jahr 1826 zurück, die zugleich auf die Vorgeschichte der Entstehung verweist: '
Ich habe die Absicht, als ein bleibendes Denkmal der Erinnerung an die Bande der innigen Freundschaft zwischen Mir und des Höchstseligen Kaisers Alexander von Russland Majestät, eine Kolonie bei Potsdam zu gründen, welche Ich mit den in den Jahren 1812 und 1815 aus dem russischen Militär, und mit Kaiserlicher Bewilligung übergegangenen Sängern, die dem 1. Garderegiment zu Fuß beigegeben sind, als Kolonisten, besetzen und Alexandrowka nennen will.'








Alexander-Newski-Gedächtniskirche
Auf einem Nachbarhügel des Pfingstberges steht auf dem Kapellenberg das älteste russisch-orthodoxe Kirchengebäude in Westeuropa, das mit der Kolonie Alexandrowka seit 1999 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht.
Errichtet wurde die Kirche zwischen 1826 und 1829 auf Anordnung Friedrich Wilhelm III.  für die aus Russland stammenden Soldaten des Sängerchors der Russischen Kolonie Alexandrowka. Die Architektur im altrussischen Baustil basiert auf Entwürfen des Sankt Petersburger Hofarchitekten Wassili Petrowitsch Stassow, denen Karl Friedrich Schinkel Stilelemente klassizistischef Architektur hinzufügte. Wilhem III. und seine Frau Luise waren mit dem 1825 verstorbenen Zar Alexander I. eng befreundet und benannten die Kirche nach dem Namenspatrons des Zaren, dem im 16. Jahrhundert heilig gesprochenen russischen Fürsten Alexander Jaroslawitsch Newski. (Da wir im Sommer 2011 das Alexander-Newski-Kloster in St. Petersburg besichtigt haben, lassen sich heute wieder einige Fäden miteinander verknüpfen.)



Haus des Aufsehers ('Köngliches Landaus') auf dem Kapellenberg
Das als 14. Haus zur Kolonie Alexandrowka gehörende Fachwerkhaus wurde auf dem Kapellenberg als Haus des Aufsehers der Kapelle gebaut und von dem aus Russland stammenden königlichen Lakai Tarnowsky bewohnt. Realisiert wurde es nach einem Entwurf für ein geplantes Dorf bei Puschkin, welches allerdings nie gebaut wurde.
König Friedrich Wilhelm III. unterhielt in diesem Haus ein Teezimmer, in dem seit den Zeiten von Friedrich Wilhelm III. das kleine, nur einen Meter hohe Denkmal von Alexander I. stand. Die innere Ausstattung des königlichen Appartements war außerordentlich einfach.




 
Wohnhaus der Alexa
1827 zogen die neuen Bewohner in die vollständig möblierten Anwesen ein. Sogar die Gärten waren angelegt und jeder Haushalt bekam eine Kuh geschenkt. Die Grundstücke durften von den Kolonisten aber weder verkauft, verpachtet noch verpfändet, jedoch an männliche Nachkommen vererbt werden.
1861 verstarb der letzte Sänger, 100 Jahre nach der Gründung der russischen Kolonie, 1927 waren es nur noch vier Familien und nach der Bodenreform nur noch zwei Familien, die direkte Nachfahren dieser ersten Sänger waren. Heute lebt nur noch die Familie Grigorieff in der Kolonie. Die Kolonie selbst war bis zur Fürstenenteignung 1926 im Privatbesitz des Hauses Hohenzollern, wurde allerdings militärisch durch das 1. Garderegiment zu Fuß verwaltet. Erst nach der Auflösung des Regiments übernahm nach 1919 das Haus Hohenzollern den Unterhalt des Geländes. Bis 1945 blieben die ehemals königlichen Bestimmungen über die Rechte und Pflichten der Bewohner in Kraft.




Wohnhaus der Alexandrowka
Der Entwurf für die Anlage der Alexandrowka stammt von Peter Joseph Lenné. Es handelt sich um ein Kunstdorf in russischen Architekturformen. Die Kolonie ist als Hippodrom mit einem eingelegten Andreaskreuz gestaltet. Zur Anlage gehören insgesamt zwölf Gehöfte, ein Aufseherhaus, eine Kapelle und das dazugehörige Haus des Aufsehers der Kapelle. Alle Gebäude der Kolonie sind auf gemauerten Sockeln stehende Fachwerkbauten, bei denen der Blockhauscharakter durch das Aufnageln rundbohlenartiger Verschalungen vorgetäuscht wurde. Vorbild für die Kolonie war das ab 1815 entstandene, heute jedoch nicht mehr vorhandene Parkdorf Glasowo bei Pawlowsk. Die Dorfbebauung im Hippodrom ist daher wahrscheinlich das weltweit einzige erhaltene Beispiel eines russischen Kunstdorfes.






Wohnhaus der Alexandrowka
In den großen Gärten der Alexandrowka wurden zahlreiche historische Obstsorten kultiviert. Inzwischen konnten wieder 550 solcher Sorten zusammengetragen und in mehr als 1000 Exemplaren ausgepflanzt werden.
Grundlegende Änderungen im Rechtsstatus der Kolonie und ihrer Bewohner erfolgten erst in der Zeit der sowjetischen Besatzung und DDR. Seit der deutschen Wiedervereinigung sind die meisten Häuser in Privatbesitz.
Mit dem Bau der Kolonie Alexandrowka entsteht die heutige 'Puschkinallee', die bis 1949  Capellenbergstraße hieß. Die prächtigen Villen an dieser Straße (u.a. 'Villa Gericke') waren bis zum Ende des 2. Weltkriegs bei wohlhabenden Bürgern beliebt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier u.a. die Deutschlandzentrale des Komitees für Staatssicherheit (KGB) eingerichtet, was diesem Teil der Stadt, bis zum Ende der DDR den Namen 'Verbotene Stadt' eingebracht hat.





Babelsberg - Weberviertel, Schloss und Park

Weberhaus am Weberplatz in Babelsberg
1750 gab Friedrich II. den Befehl zur Errichtung des Weberviertels, in dem viele kleine Weberhäuschen entstanden. Friedrich II. wollte aus dem von Kriegen und Pest heimgesuchten Böhmen neue Siedler nach Preußen holen. Friedrich II. gewährte den böhmischen Protestanten nicht nur Steuer- und Religionsfreiheit, sondern schenkte jedem Weber ein Häuschen mit einem kleinen Stück Land.
Jeder Weber war verpflichtet, im Hof des Häuschens einen Nussbaum zu pflanzen. Die Nüsse gehörten den Hausbewohnern. Das Holz mussten sie an die Gewehrfabrik Ochsenkopf in Potsdam abliefern, in der aus dem Holz Gewehrschäfte hergestellt wurden.








Friedenskirche 1752/53 auf dem Weberplatz im Weberviertel
Im Zentrum des Weberviertels steht auf dem Weberplatz die von dem Architekten des 'Holländischen Viertels', Johann Boumann, für die Weber erbaute Friedrichskirche. Die Gottesdienste fanden zunächst abwechselnd in böhmischer und deutscher Sprache statt. Später wurden die böhmischen Gottesdienste abgeschafft.












Auf den Hügeln oberhalb des Ortsteils Babelsberg liegt in einer großen Parkanlage Schloss Babelsberg. Über das Bauwerk informiert ausführlich ein Artikel in Wikipedia, aus dem hier auszugsweise zitiert wird. Link zur Webseite über Schloss Babelsberg in Wikepedia 

Schloss Babelsberg
In der Hügellandschaft an der Havel entstand Schloss Babelsberg ab 1833 als Sommersitz für den späteren Kaiser Wilhelm I. und seine Ehefrau Auguste Viktoria im neogotischen Stil. Für die Pläne war Karl Friedrich Schinkel verantwortlich. Den großflächigen Park gestalteten Peter Joseph Lenné und Fürst von Pückler-Muskau als englischen Landschaftsgarten.Bevor sich Wilhelm und Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg liierten, verliebte sich Prinzessin Auguste in Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen (1859–1941). Zur Abkühlung wurde Auguste 1875 auf Verwandtenbesuch zur ihrer Tante nach England geschickt, der britischen Königin Victoria. Dort befasste sich Auguste intensiv mit dem Stil der englischen Gotik und eignete sich Wissen an, mit dem sie später die könglichen preußischen Architekten quälte.
Schinkel orientierte sich an englischen Vorbildern und imitierte den englischen Tudorstil.




Schloss Babelsberg
Wilhelms Ehefrau hatte ihre eigenen Vorstellung über das Aussehen des Schlosses, die von den Entwürfen der Architekten abwichen, weshalb es immer wieder zu Konflikten kam. Schinkel plante maßvolle gotische Formen. Die schwierige Bauherrin wollte jedoch überreichen Dekor, vor allem innerhalb des Gebäudes. Weitere Probleme stellte das begrenze Budget. Der König hatte dem Prinzenpaar nämlich nur die Mittel für ein Schloss in der Größe eines Landhauses bewilligt. Der Gesamtplan konnte darum zunächst nicht realisiert werden.
Nachdem Wilhelm 1840 zum Thronfolger ernannt wurde, begann die Erweiterungsplanung während der Karl Friedrich Schinkel 1841 verstarb. Sein Nachfolger, Ludwig Persius, versuchte den Schinkelplan beizubehalten, musste sich aber ebenso wie sein Vorgänger den ständigen Änderungswünschen Augustes beugen. Persius entzog sich 1845 diesen Konflikten mit seinem Ableben. Zu diesem Zeitpunkt standen die Fundamente für den Ausbau.

Schloss Babelsberg
Den Auftrag zur Weiterführung erhielt Johann Heinrich Strack, der sich in seinen architektonischen Entwürfen dem Geschmack der Bauherrin anpasste. Die klare Gliederung der Fassade wurde nun durch Türmchen, Erker und verschiedene Fensterformen aufgegeben zugunsten eines "Burgenstils". Nach der Fertigstellung des Westflügels fand die zweite Einweihung im Oktober 1849 statt.
Nach dem Tod Wilhelms I. 1888 bevorzugten die kaiserlichen Nachfolger andere Schlösser als Wohnsitz. 1945 wurde das Schloss geplündert. Zur Zeit der DDR nutze die Universität von Potsdam einige Räume des Schlosses. Ab 1970 beherbergte das Gebäude ein Museum für Ur- und Frühgeschichte. Nach der Wende wurde der Schlossbau ab 1992 für museale Zwecke hergerichtet. Im Rahmen des Masterplans ist das Schloss Babelsberg derzeit zur Vorbereitung von Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Bis zum Jahr 2017 sollen die Schlosshülle und der Schlosspark vollständig sarniert sein.




Wir wollen nicht verhehlen, dass das Schloss Babelsberg für uns eine kaum verständliche monströse Kuriosität darstellt, die vielleicht als Kulisse für einen Vampirfilm geeignet wäre, aber auf die Seriosität der Auftraggeber, immerhin die Regenten des Preußischen Reichs, ein äußerst zweifelhaftes Licht wirft.
Die Spuren des Aufbruchs nach dem 2. Weltkrieg in ein neues Zeitalter befremden ähnlich. Das kulturelle Erbe von Schloss und auch Park sind verwahrlost. Nach dem 2. Weltkrieg neu erbaute Gebäudekomplexe im Park Babelsberg, die (u.a.?) von der Uni Potsdam genutzt werden, wirken auf uns derartig heruntergekommen, wenn nicht gar verslumt, dass wir sie im Maßstab unserer Kultur als äußerst unwürdige Lehr- und Arbeiststätten empfinden. Wie sich in dieser Umgebung eine positive Motivation, Innovation und Kreativität entwickeln können, bleibt uns ein Rätsel. Wir könnten nachvollziehen, wenn in dieser Atmosphäre Biotope für politisch-radikale Ablehnungen unserer Kultur wachsen würden. In Anbetracht zu den Wohnvierteln in der Nauener und Berliner Vorstadt sind die Kontraste extrem hart. Müssen wir uns wirklich darüber wundern, wenn Reaktionen auf solche Kontraste ebenfalls extrem ausfallen?
Ausgesprochen attraktiv sind dagegen die Aussichten von den Babelsberger Hügeln auf die Havellandschaft und ihre Umgebung.


Maschinenhaus im Park Babelsberg mit Glienicker Brücke
Jagdschloss Glienicke vom Park Babelsberg

















Jungfernsee und Glienicker Brücke vom Park Babelsberg

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