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Hôtel-Dieu des Hospices de Beaune, Côte-d’Or - Webseite Hôtel-Dieu (fr.) - Fotoserie: Hôtel-Dieu
Nicolas Rolin, Kanzler burgundischer Herzöge Johann Ohnefurcht und Philipp der Gute, stiftete 1443 gemeinsam mit seiner Frau Guigone de Salins(2) das 'Hôtel Dieu des Hospices de Beaune' bzw. 'Hôtel-Dieu' oder 'Hospices de Beaune', ein für damalige Zeit modernes und großzügig ausgestattetes Hospital, in dem Arme der Stadt kostenlos und Reiche gegen Entgelt behandelt wurden. Die Versorgung der Kranken leistete der Orden der 'Béguines venues de Malines'. Die Leitung unterlag einem Maître. Zwei Kapläne übernahmen die Seelsorge. Bis 1981 war das Hospital in Betrieb.
In der Gegenwart ist das Hospital ein Museum (neben einem Altenheim). Ein schlichter Zugang führt in den von außen abweisend wirkenden Komplex. Ausgestattet mit Audio-Guides betreten wir den Innenhof und unternehmen eine Zeitreise in das Spätmittelalter. Den Hof umschließt ein palastartiger Komplex, der sich über vier Flügel in etliche Säle gliedert. Südflügel (Armensaal) und Nordflügel (Versorgungseinrichtungen, Wohn- und Schlafräume der Ordensschwestern) sind mehrfach umgebaute Originalgebäude des 15. Jh.. Gemäß damaliger medizinischer Lehre breiten sich Krankheiten in schlechter Luft aus. Damit in den Krankensaal des Südflügels möglichst wenig unreine Luft von außen eindringend kann, hat das Gebäude nur wenige kleine Fenster. Die strenge spätgotische Architektur des Südflügels steht in hartem Kontrast zu dem von flämischer Architektur inspirierten Renaissance-Stil aller anderen Gebäude.
Privatmedizinische Versorgung ist keine Erfindung der Neuzeit. Der östliche Seitenflügel wurde im 18. Jh. angebaut und diente der Versorgung Adeliger (Salle Sainte-Anne) und begüterter Erkrankter (Salle Saint-Hugues). Bereits im 17. Jh. wurde eine angrenzende Scheune zum Westflügel der Krankenstation umgebaut (Salle Saint-Louis). In der Gegenwart wird der Westflügel als Ausstellungsraum genutzt.
Die prächtige Ausstattung des Komplexes war von Nicolas Rolin beabsichtigt. Als Kanzler burgundischer Herzöge war Nicolas Rolin ein harter politischer Verhandlungspartner, und so ähnlich schätzte er wohl auch die göttliche Krämerseele ein. Lt. Stiftungsurkunde wollte Nicolas Rolin im Interesse seines Seelenheils irdische Gaben gegen Gottes Gaben tauschen. Damit die Wohlfahrt der Stifter im himmlischen Trubel wahrgenommen wird, waren medizinisch kostenlos versorgte Arme verpflichtet, täglich ein Gebet für die Stifter zu sprechen.
Höhepunkt der Ausstattung ist das Altarbild Das Jüngste Gericht, das Nicolas Rolin bei Rogier van der Weyden in Auftrag gab und ursprünglich im Krankensaal aufgestellt war. Im Zentrum der nur an Festtagen geöffneten Innenseite des neunteiligen Flügelaltars ist Christus als Weltenrichter dargestellt. Christus steht auf einer das Universum symbolisierenden Kugel. Die erhobene rechte Hand zeigt zum Paradies. Die gesenkte linke Hand weist in Richtung Hölle. Unterhalb der Kugel scheidet der Erzengel Michael mit der Seelenwaage die in das Paradies einziehenden Gerechten (linke Altarhälfte) von den zur Hölle verdammten Sündern (rechte Altarhälfte).
Auf der Außenseite des Flügelaltars sind der heiligen Sebastian und der heiligen Antonius, Schutzpatrone des Hospizes, zwischen den Stiftern abgebildet, Nicolas Rolin und Guigone de Salins, deren Wappen zwei schwebende Engel tragen.(1) Über den beiden Schutzpatronen wecken Maria und der Engel der Verkündigung Hoffnung auf die Errettung der sündigen Menschheit.
Nicolas Rolin hatte allen Grund, um sein Seelenheil besorgt zu sein. Zeitgenossen beschreiben ihn längst nicht so fürsorglich und gütig, wie ihn der Sprecher des Audio-Guides darstellt, sondern als hart und auf den eigenen Vorteil bedacht. Nicht zuletzt war die in Burgund herrschende große Armut eine Folge von Verwicklungen burgundischer Herzöge im sog. Hundertjährigen Krieg, in dem Nicolas Rolin Strippen zog, was ihm zu Reichtum und zur Erhebung in den Stand eines Ritters verhalf. Ludwig XI. der Kluge soll über Nicolas Rolin angemerkt haben: "Der Mann, der zu Lebzeiten die Armut so vieler Menschen verursachte, ist wohl schuldig, ihnen nach seinem Tod eine Zuflucht zu hinterlassen.“(2)
Über Jahrhunderte verbesserten sich die Finanzierung und Ausstattung der Einrichtung durch Schenkungen und Erbschaften, durch die u.a. etliche Premier Cru- und Grand Cru-Lagen der Côte-d’Or in den Besitz der Einrichtung übergingen. Jeweils am 3. Wochenende des Monats November findet die weltberühmte Auktion von Fasswein aus dem Stiftungsbesitz im Hospiz von Beaune statt. Erzielte Preise gelten als Indikator für die Qualität eines Jahrgangs der Burgunder-Weine und beeinflussen maßgeblich deren Preisgestaltung. - ARTE-Video: Weinprobe Burgund
Beaune, Côte-d’Or - Fotoserie: Beaune
In Beaune, eine Kleinstadt mit ca. 22.000 Einwohnern, sind etliche historische Gebäude und die Stadtmauer mit 8 Bastionen erhalten. Das Ortsbild der Altstadt ist jedoch nicht besonders beeindruckend. Sehenswert ist neben dem Hôtel-Dieu (s.o.) die im 12. Jh. errichtete und 1957 zur Basilka minor erhobene dreischiffige romanische Kirche Notre-Dame. Als Wallfahrtskirche am Jakobsweg erhielt Notre-Dame einen Chorumgang mit Radialkapellen sowie eine im 14. Jh. angebaute dreischiffige Vorhalle (Narthex). Während der französischen Revolution wurde das ehemalige Kollegiatstift Notre-Dame aufgehoben und die Kirche zur Pfarrkirche umgewidmet.
Die Kirche kann kostenlos besichtigt werden. Im Chor ausgestellte kunsthistorisch bedeutende Wandteppiche des 15./16. Jh. sind nur im Rahmen von Führungen zu sehen.
Route des Grand Crus
In der Umgebung von Beaune passieren wir auf einem Abschnitt der Route des Grand Crus weltberühmte Weinlagen nicht weniger berühmter Weinbaugemeinden. Während in Pommard und Volnay Rotwein der Rebsorte Pinot noir angebaut wird, dominieren in Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet Weißweine der Rebsorte Chardonnay. Von Alexandre Dumas dem Älteren ist die Aussage überliefert, dass man Montrachet auf Knien und mit gezogenem Hut trinken müsse. Preise von Spitzenprodukten dieser Lagen erreichen absurde Höhen, was aber den Dörfern nicht unbedingt anzusehen ist. Die absolute Spitze der Burgunderweine besetzt 'Romanée-Conti', in der Weinwelt 'das Maß aller Dinge' bzw. 'Heaven on Earth' lt. Fachzeitschrift 'Wine Spectator'.(3)
Château de La Rochepot, Côte-d’Or - Fotoserie: La Rochepot
Auf der Route unserer Weiterreise von Beaune nach Autun liegt die imposante Burganlage La Rochepot. Das Gebäude ist eine im 19./20. Jh. im Stil der Neugotik und der Neorenaissance mit Phantasie erfolgte Rekonstruktion einer historischen Burg des 13. Jh.. Während der Französischen Revolution wurde die Anlage zerstört, konfisziert und als Steinbruch genutzt. 1893 erwarb die Frau des französischen Staatspräsidenten Marie François Sadi Carnot die Ruine und schenkte sie ihrem ältesten Sohn Sadi, der die jahrzehntelange, millionenschwere Restaurierung und Rekonstruktion durchführte. Wir begnügen uns mit einer Außenbesichtigung, weil uns der Eintrittspreis von 8 € pP vom Besuch des Nachbaus einer Burganlage abschreckt. - Webseite: Château de La Rochepot
AnmerkungenIn der Umgebung von Beaune passieren wir auf einem Abschnitt der Route des Grand Crus weltberühmte Weinlagen nicht weniger berühmter Weinbaugemeinden. Während in Pommard und Volnay Rotwein der Rebsorte Pinot noir angebaut wird, dominieren in Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet Weißweine der Rebsorte Chardonnay. Von Alexandre Dumas dem Älteren ist die Aussage überliefert, dass man Montrachet auf Knien und mit gezogenem Hut trinken müsse. Preise von Spitzenprodukten dieser Lagen erreichen absurde Höhen, was aber den Dörfern nicht unbedingt anzusehen ist. Die absolute Spitze der Burgunderweine besetzt 'Romanée-Conti', in der Weinwelt 'das Maß aller Dinge' bzw. 'Heaven on Earth' lt. Fachzeitschrift 'Wine Spectator'.(3)
Château de La Rochepot, Côte-d’Or - Fotoserie: La Rochepot
Auf der Route unserer Weiterreise von Beaune nach Autun liegt die imposante Burganlage La Rochepot. Das Gebäude ist eine im 19./20. Jh. im Stil der Neugotik und der Neorenaissance mit Phantasie erfolgte Rekonstruktion einer historischen Burg des 13. Jh.. Während der Französischen Revolution wurde die Anlage zerstört, konfisziert und als Steinbruch genutzt. 1893 erwarb die Frau des französischen Staatspräsidenten Marie François Sadi Carnot die Ruine und schenkte sie ihrem ältesten Sohn Sadi, der die jahrzehntelange, millionenschwere Restaurierung und Rekonstruktion durchführte. Wir begnügen uns mit einer Außenbesichtigung, weil uns der Eintrittspreis von 8 € pP vom Besuch des Nachbaus einer Burganlage abschreckt. - Webseite: Château de La Rochepot
- Während Nicolas Rolin in bürgerlichen Verhältnissen aufwuchs, stammte seine Frau, Guigone de Salins, aus altem burgundischen Hochadel und brachte eine beträchtliche Mitgift in die 3. Ehe des 29 Jahre älteren Nicolas Rolin, der durch seine Tätigkeit als Kanzler der burgundischen Herzöge zu erheblichem Reichtum gelangt war.
- Als Kette vermeintlich abgeschlossener Ereignisse ist der sog. Hundertjährigen Krieg eine auch unter Historikern umstrittene 'Erfindung' von Historikern. Im sog. Hundertjährigen Krieg
überlagerten sich mehrere Konfliktstoffe, die über mehrere
Generationen zwischen innerfranzösischen Adelsgeschlechtern sowie
zwischen französischen und britischen Adelsgeschlechtern verhandelt und
militärisch ausgetragen wurden. Die Herzöge von Burgund strebten ein
eigenes Königreich als unabhängige Großmacht an. Sie lavierten mit
Bündnissen zwischen den Machtsphären, verbündeten sich mit dem
englischen Könighaus, das den französischen Thron beanspruchte, schürten
Konflikte mit Militäraktionen, beauftragten die Ermordung Ludwigs von Orléans, führten Krieg gegen die französische Liga der Armagnacs, provozierten in Paris einen Bürgerkrieg und legten schließlich 1435 im Vertrag von Arras
den Konflikt mit dem französischen Königshaus bei, was einen Krieg mit
dem ehemaligen Bündnispartner England auslöste. Ohne Bündnispartner war
England jedoch zu schwach, um seine Ansprüche durchzusetzen und verlor
in der Folgezeit seine Territorien auf dem Festland.
Die burgundische Bevölkerung war durch die Kriegswirren verarmt und vom Hungerstod bedroht, während sich der burgundische Hof in luxuriöser Prachtentfaltung gefiel, die absolutistische Höfe der folgenden Jahrhunderte adaptierten. Besorgnis um ihr Seelenheil oder Skrupel gegenüber der Bevölkerung Burgunds scheinen burgundische Herzöge nicht gekannt zu haben. - Der Name 'Romanée-Conti' bezeichnet sowohl die Weinlage Romanée-Conti in der Gemeinde Vosne-Romanée als auch das Weingut Domaine de la Romanée-Conti,
in dessen Alleinbesitz sich die Lage befindet, wie auch den vom Weingut
produzierten Wein. Bereits jung erzielt ein Romanée-Conti
Flaschenpreise(!) im mittleren 4-stelligen Bereich. Ab Weingut können
Weine der DRC nur per Subskription in sortierten Kisten zu je 6 Flaschen
verschiedener Weine erworben werden, von denen immer nur eine
Flasche Romanée-Conti enthalten ist. Verkauft wird ausschließlich an
handverlesene autorisierte Distributoren. Gereifte Weine erzielen im
Handel Flaschenpreise im bis zu mittleren 5-stelligen Bereich.
- Webseite des Weingutes: Domaine de la Romanée-Conti
- Artikel der Webseite Weinrouten: Domaine de la Romanée-Conti
- Artikel der Wein-Zeitschrift falstaff: Romanée-Conti: Die absolute Spitze
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