Donnerstag, 28. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Überblick der Rundreise 17.-28.04.2011

Die Etappen unserer Rundreise
1. Bilbao -> León, Kastilien, 2 Nächte
2. León ->Viveiro, Galicien, 1 Nacht
3. Viveiro -> A Coruña, 1 Nacht
4. A Coruña -> San Estevo, 2 Nächte
5. San Estevo -> Baiano, 2 Nächte
6. Baiano -> Pontevedra, 1 Nacht
7. Pontevedra - Santiago de Compostela,
    1 Nacht
8. Santiago de Compostela -> Santillana
    del Mar, 1 Nacht
9. Santillana del Mar -> Bilbao, Rückflug





Die angegebenen Distanzen gelten für die jeweils kürzeste Verbindung, die wir jedoch nicht immer fahren. Auf dieser Rundreise möchten wir uns einen Überblick verschaffen. Wenn uns Landschaft und Kulturen zu weiteren Besuchen motivieren, wollen wir in den Folgejahren unsere Eindrücke vertiefen. Um möglichst viele Eindrücke aufnehmen zu können, bewegen wir uns in der Regel nicht auf den kürzesten Verbindungen, sondern wählen solche Routen, die uns besonders interessant erscheinen.

Mittwoch, 27. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Santillana del Mar, Kantabrien

Parador Santillana del Mar, Kantabrien
Mitunter trifft man im Leben auf besondere Oasen. So ergeht es uns mit Santillana del Mar in Kantabrien, dem Ziel der letzten Etappe unserer Reise durch Nordspanien, ca. 130 km von Bilbao entfernt, von wo wir morgen den Rückflug antreten werden. Aus dem lebhaften Santiago de Compostela sind wir um 8:00 Uhr abgereist, damit noch Zeit für Santillana bleibt. Beim Eintreffen wissen wir spontan, dass wir angekommen sind und möglichst vorerst nicht wieder abreisen wollen. Jean-Paul Sartre soll gesagt haben, dass er Santillana für den schönsten Ort Spaniens hält. Ob diese Aussage verbürgt ist, wissen wir nicht, nachvollziehen können wir sie. Das mittelalterliche Stadtbild der kleinen Ortschaft mit ca. 1.000 Einwohnern ist bezaubernd. Santillana punktet zusätzlich mit der 2 km entfernten Höhle von Altamira.
Als Unterkunft haben wir den örtlichen Parador gewählt, der absolut zentral und trotzdem sehr ruhig liegt.

Dienstag, 26. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Im abendländischen Pilgerzentrum Santiago de Compostela

Front der Kathedrale von Santiago de Compostela
Am Ende unserer Rundreise wird das Wetter immer besser und kulturell warten noch Höhepunkte auf uns. Ein Ziel unserer Reise ist Santiago de Compostela, neben Jerusalem und Rom nicht nur ein Hauptzentrum katholischer Christen, sondern auch eine Keimzelle des Tourismus, dessen Vorläufer Pilgerreisen sind. Dass die Grenzen fließend sind, zeigt sich kaum irgendwo so deutlich wie in Santiago de Compostela, wo eine ganze Stadt seit mehr als tausend Jahren und offenbar sehr gut vom Geschäft mit dem Pilgertourismus lebt. Was wohl der Apostel Jakobus zu dieser Art seiner Verehrung sagen würde?
Die Legende weiß zu berichten, dass nach der von Herodes angeordneten Enthauptung der Leichnam des Apostels in einem Marmorsarg auf ein Schiff ohne Mannschaft gebracht worden ist. Ein Engel steuert das Schiff an die galicische Küste und stromaufwärts auf dem Rio Ulla bis Iris Flavia, der römischen Hauptstadt Galiciens. Dort wird Jakobus beigesetzt und bald vergessen. Aber nicht für immer. Der Himmel sorgt selbst dafür, dass Jakobus dem Vergessen entrissen wird.

Montag, 25. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Über das Cabo de Udra nach Pontevedra

Praza da Leña, Pontevedra
Pontevedra liegt an der Mündung des Lérez in einer "Ría" (durch einen Fluss enstandene Meeresbucht) und gilt als Hauptstadt des portugiesischen Camino. Laut Legende hat Teukros, Bruder des Ajax und griechischer Held des trojanischen Krieges, Pontevedra um 1200 v. Chr. gegründet. Jenseits der Legende ist die Präsenz der Römer historisch gesichert. Wahrscheinlich ist die Stadt römischen Ursprungs. Ad Duos Pontes ("Zu den zwei Brücken") nannten Römer den Ort und später Pontis Veteris ("Alte Brücke", die bis heute erhalten ist), woraus sich der Name Pontevedra entwickelt hat. Besiedelt war die Region bereits im frühen Paläolithikum. Ausgrabungen frühgeschichtlicher Siedlungen und Werkzeugfunde weisen auf diese Spuren. Eine der Ausgrabungsstätten werden wir morgen auf dem Weg nach Santiago de Compostela besuchen.




Sonntag, 24. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - An der Grenze nach Portugal: Santa Tegra, Valença, Tui

Castro de Santa Tegra (keltisch) bei A Guarda
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück. 
(Goethe, Faust I, Osterspaziergang)

Pünktlich zu unseren Osterspaziergängen
hat sich das angekündigte gute Wetter eingestellt. Wir kehren heute noch einmal zu dem Grenzgebiet zwischen Galicien und Portugal zurück. Am Grenzfluss Miño gibt es für interessierte Besucher viel zu sehen und zu erfahren. Von "Entdeckung" möchten wir nicht sprechen. Diesen Job haben andere bereits lange vor uns geleistet.

Samstag, 23. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Baiona im südlichen Galicien

Heute erreichen wir mit Baiona unseren südlichsten Standort in Galicien. Nur knapp 30 km südöstlich von Baiona liegt die alte Stadt Tui am Grenzfluss Miño nach Portugal. Dort gibt es ebenfalls ein Parador. Wir haben den Parador "Conde de Gondamar" in Baiona vorgezogen. Die traumhafte Lage innerhalb der alten Festung "Castelo de Monte Real" ist nicht zu übertreffen. Das Castelo liegt unmittelbar am Atlantik auf einem Hügel vor der Stadt, um einstmals den Hafen und die Stadt zu sichern. Über fast 2000 Jahre war dieser Ort umkämpft. Römer, Sueben, Westgoten und Mauren haben ihre Spuren ebenso hinterlassen, wie die katholischen Könige Spaniens, Türken, Portugiesen, Franzosen. Die Stadt wurde häufig von Piraten geplündert, unter anderem gleich mehrfach von Francis Drake, der Piraterie nicht nur in eigener Verantwortung betreibt, sondern auch im Auftrag von Elizabeth I. Im 18. Jahrhundert ist Baiona der Sitz der Bruderschaft "Corpo Santo", die im Schutz der Festung mit "unbescholtener Ehrenhaftigkeit und tiefen religiösen Gefühlen" großen Ruhm und reiche Beute aus einem ebenfalls legalisierten Piratenhandwerk erzielt.
Nun sitzen wir an diesem schicksalträchtigen Ort als legale Eindringlinge und machen ebenfalls reiche, aber lediglich immaterielle Beute, die hoffentlich niemand schädigt, aber im besten Fall nicht nur uns, sondern möglichst Viele zum gegenseitigen Nutzen bereichert.

Freitag, 22. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Monasterio de Santo Estevo de Rivas de Sil

Kreuzgang "Claustro dos Cabaleiros" am Abend
Das Benediktinerkloster liegt in der Provinz Ourense in der Landschaft der Ribeira Sacra nahe des Zusamenflusses der Flüsse Miño und Sil. Die Ursprünge der Anlage sind seit dem 10. Jh nachgewiesen und sollen auf das 6.-7. Jh zurückgehen. Die drei Komplexe des Klosters sind über mehrere Bauphasen entstanden und vereinigen die Stile von der Romanik bis zum Barock. 
Nach einer Zeit des Verfalls besteht seit dem Jahr 2004 dank herausragender  Architektenleistungen dieses Vorzeigeobjekt der Paradores-Kette. Unter Erhaltung der Struktur ist mit hochwertigen Materialien eine ästhetisch eindrucksvolle minimalistische Einrichtung entstanden, die sich mit der historischen Substanz perfekt ergänzt und das historische Erbe glanzvoll in neues Licht rückt.

 

 

 

Donnerstag, 21. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Costa da Morte / Kap Finisterre und Monasterio Santo Estevo

Monosterio Santo Estevo

Von A Coruña nehmen wir nicht die direkte Route zu unserem nächsten Tagesziel, weil wir die Costa da Morte und vor allem das Kap Finisterre als "must do" werten. Der Name des Kaps ist abgeleitet von lat. finis terrae (Ende der Erde). Historisch galt das Kap lange als das westliche Ende der Welt. Die Relevanz des Ortes belegen Kultorte und Legenden in verschiedenen Epochen, Religionen und Kulturen. Das Vorgebirge, an dessen Ende das Kap liegt, nannten die Römer "Promontorium Nerium" und errichteten einen der Sonne geweihten Altar. Vielen Jakobspilgern gilt das Kap als das eigentliche Ende des Camino, weshalb die Wegmarke 0,0 km ausweist. Die Wanderer setzen ihren Weg von Santiago bis zum Kap fort oder besuchen es nach dem Ende ihrer Wallfahrt mit dem Bus. Aufnahme in der Pilgerherberge von Fisterra erhalten jedoch nur diejenigen, die zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad die Strecke von Santiago nach Fisterra zurückgelegt haben.

Mittwoch, 20. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Durch die grüne Hölle Galiciens nach A Coruña

Steilküste an der Halbinsel Serra do Capelada in Nord-Galicien
Auf der kurzen Etappe von Viveiro in die galizische Provinzhautpstadt A Coruña fahren wir auf Nebenstrecken längs der Küstenlinie im Norden Galiciens. Das Wetter schickt am Vormittag noch viele Schauer, beruhigt sich aber bis zum Nachmittag und lässt hin und wieder die Sonne durch. Die vielen Niederschläge und ein mildes Klima sorgen für eine üppige Vegetation, die uns mitunter an Regenwälder erinnert. Eukalyptusbäume sind keine endemische Pflanzenart Galiciens, sondern in Australien und Indonesien beheimatet. Eingeführte Eukalypten scheinen sich in Galicien besonders wohl zu fühlen. Sie haben sich stark ausgebreitet und verdrängen einheimische Arten. Keltische Kultur hat sich nicht jedoch nicht vollständig verdrängen lassen. Wir treffen immer wieder auf lebende Spuren.
Die heutige Tour führt durch unglaublich schöne Landschaft, die ihren Höhepunkt mit der Serra do Capelada erreicht. Offensichtlich ist diese Region kaum touristisch vermarktet. Wir erfahren jedoch, dass hier viele Spanier Urlaub machen. Sie wissen natürlich, wo es in ihrem Land besonders schön ist und behalten diese Geheimnisse für sich. Jetzt wird klar, warum sie Mittelmeerküsten, Balearen und Kanaren dem internationalen Tourismus überlassen. Die schlauen Spanier haben dort Touristenfallen konstruiert, mit der sie sich und die von ihnen bevorzugten Regionen vor dieser Art von Tourismus schützen. Soviel Klugheit gilt unser Respekt!

Dienstag, 19. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Pilger, Störche und Burgen im Regen auf dem Camino - Luxus am Ende des Tages

Pilger und Störche am Camino in der Maragateria
Von León fahren wir heute weiter nach Viveiro an der Atlantiküste im Norden Galiciens. Auf Viviero sind wir wegen eines interessanten Hotels gekommen, das lt. unserer Reiseliteratur in einer landschaftlich schönen Region liegt. Wir nehmen nicht die kürzeste oder schnellste Route, sondern folgen ab León über ca. 100 km bis Ponferrada dem Camino auf einsamen Nebenstrecken. Anfangs ist die Route nur interessant, ab Astorga wird sie kulturell und landschaftlich immer reizvoller. In den Montes de León liegt am Monte Irago nicht nur eine Königsetappe des Camino, sondern mit 1.500 m Höhe auch der höchste Punkt des spanischen Jakobwegs. Dort befindet sich das legendäre Cruz de Ferro auf einem Baumstamm in einem Steinhaufen, der von Pilgern ständig vergrößert wird. Einige Pilger tragen über die gesamte Strecke einen Stein, um ihn mit einer Fürbitte hier abzulegen.
Der Tag ist regnerisch-kühl. Für Pilger ist das unkomfortabler als für uns. Andererseits müssten Pilger ein Wetter begrüßen, das ihnen wie eine Strafe auferlegt wird, schließlich wollen sie büßen. Wir sind dagegen Genußreisende. Bis zu welchem Grad sich Pilger von jedem Genuß entsagen, wissen wir nicht. Wir vermuten zumindest, dass der Anspruch an Askese unterschiedlich ausfällt. Wie auch immer, in der Erinnerung zählt am Ende des Tages der Erlebniswert, und der ist heute für alle hoch.

Montag, 18. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - León in Kastilien, Wohnen und Leben in und mit Geschichte

Parador San Marcos, Léon
Das ehemalige Kloster San Marcos war das Stammhaus der Ritter von Santiago. Mit fast 100 m Breite stehen wir vor der im 16. JH entstandenmonumentalen Fassade dieser Anlage. Der gößere Teil der Klosteranlage ist heute als Hotel genutzt und gilt als eines der Vorzeigeobjekte in der Kette staatlicher Paradores. Auch innerhalb der Mauern bleibt die Geschichte der Anlage allgegenwärtig, ohne den Komfort der Gäste zu vernachlässigen.
Die gesamte Altadt der ehemaligen kastilischen Königsresidenz ist ein großes Freilichtmuseum. Entstanden ist die Ortschaft ursprünglich als ein römisches Kastell. Zahlreiche Spuren der Römerzeit sind zu erkennen. Als bedeutende Station auf dem Jakobsweg zieht León viele Pilger an. In der Karwoche dominiert katholische Tradition. Mit täglich mehreren Prozessionen wird das Mittelalter lebendig.