Mittwoch, 27. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Santillana del Mar, Kantabrien

Parador Santillana del Mar, Kantabrien
Mitunter trifft man im Leben auf besondere Oasen. So ergeht es uns mit Santillana del Mar in Kantabrien, dem Ziel der letzten Etappe unserer Reise durch Nordspanien, ca. 130 km von Bilbao entfernt, von wo wir morgen den Rückflug antreten werden. Aus dem lebhaften Santiago de Compostela sind wir um 8:00 Uhr abgereist, damit noch Zeit für Santillana bleibt. Beim Eintreffen wissen wir spontan, dass wir angekommen sind und möglichst vorerst nicht wieder abreisen wollen. Jean-Paul Sartre soll gesagt haben, dass er Santillana für den schönsten Ort Spaniens hält. Ob diese Aussage verbürgt ist, wissen wir nicht, nachvollziehen können wir sie. Das mittelalterliche Stadtbild der kleinen Ortschaft mit ca. 1.000 Einwohnern ist bezaubernd. Santillana punktet zusätzlich mit der 2 km entfernten Höhle von Altamira.
Als Unterkunft haben wir den örtlichen Parador gewählt, der absolut zentral und trotzdem sehr ruhig liegt.



Anreise
Auf unserer Fahrt längs der Atlantikküste durchqueren wir Asturien, das wir eventuell bei einer Folgereise zu einer Jahreszeit besuchen möchten, in der die Bergregionen des Nationalparks "Picos de Europa" zugänglicher sind als im Frühjahr. Von attraktiven Landschaften sehen wir auf der Strecke wenig. Die Straße verläuft überwiegend durch eher uninteressante Gebiete. Außerdem herrschen über den ganzen Tag schlechte Sichtverhältnisse aufgrund von Nebel, was durchaus typisch sein soll. Unterwegs treffen wir immer wieder auf den Camino längs der Küste und sind froh, dass wir diese Gegend nicht zu Fuß durchqueren müssen.

Die Höhle von Altamira 
Entdeckt wurde die Höhle von Altamira 1868 durch einen Jäger, der seinen in der Höhle verschwundenen Hund gesucht hat. Die Bedeutung dieses prähistorischen Fundes wurde erst allmählich erkannt. Berühmt wurde die Höhle wegen ihrer zahlreichen prähistorischen Felsmalereien und -gravuren, die während einer mehrere tausend Jahre anhaltenden Nutzung bis zum Einsturz des Höhleneingangs ca. 11.000 v. Chr. entstanden sind. Von wissenschaftlich hohem Wert sind neben den Malereien die Funde handwerklicher und künstlerischer Artefakte sowie die Spuren des Alltagslebens.  
Wegen fortschreitender Schäden durch Besucher ist die Höhle seit 1979 öffentlich nicht mehr zugänglich. Ein Antrag für den Besuch der Höhle zu wissenschaftlichen Zwecken muss ca. drei Jahre vorher an das Altamira-Forschungszentrum (Museo y Centro de Investigación de Altamira, E-39330 Santillana del Mar) gerichtet werden. In solch langen Zeiträumen planen selbst wir nicht. Erfreulicherweise gibt es jedoch nur 500 m von der Höhle entfernt ein Museum, das eine original- getreue Nachbildung des Eingangbereichs mit seinen Zeichnungen öffentlich zugänglich macht. Zusätzlich sind viele Funde und Dokumentationen wissenschaftlicher Arbeiten ausgestellt. Kurze Filme vermitteln Vorstellungen des Lebens in dieser Zeit und geben Einblick in die Forschungsarbeiten und in den Kontext ihre Einordnung. Besonders verblüfft hat uns eine kurze holografische Animation, die ein Familienleben in der Höhle darstellt. Das Fotografieren ist allerdings innerhalb des Museumskomplexes nicht gestattet. Wer mehr sehen möchte, muss sich auf die Reise begeben, was wir nur empfehlen können.

Rundgang durch Santillana del Mar
Der besondere Reiz des im 5. Jahrhundert gegründeten und vor allem zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert gewachsenen Städtchens liegt in seiner geschlossenen und sehr authentisch wirkenden mittelalterlichen Architektur. Der Name des Ortes leitet sich aus seiner Schutzpatronin Santa Illana (Julina) ab. Der Heiligen ist eine große Klosterkirche geweiht, in der die Gebeine der Heiligen in einem Relequienschrein aufbewahrt sind. Die Kirche gilt als das bedeutendste romanische Gebäude Kantabriens.


Juliana war eine frühchristliche Märtyrerin. Während der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian wurde Juliana im Jahr 304 enthauptet, nachdem sie die Folter ertragen hatte. Die Verehrung der Heiligen Juliana war im Mittelalter und besonders in den Niederlanden weit verbreitet. Zu dieser Zeit wurde die Heilige Juliana zur Patronin bei Entbindungen und Krankheit. (Das Thema "Entbindung" hat für uns nur wenig Relevanz. Anders schaut es mit Krankheiten aus. Hätten wir früher von Juliana gewusst, wäre vielleicht einiges anders gelaufen.)
Es sind jedoch nicht nur die Sakralbauten, die das Ortsbild prägen. Das stimmige Stadtbild versetzt uns in eine Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat. Am Ende unseres Rundgangs sitzen wir im Garten unseres Paradors und lassen uns für den Gutschein, den "Amigos de Paradores" beim Einchecken erhalten, einen Bianco servieren. Es gibt Tage, an denen das Leben nur schön ist. Heute ist so einer!




Nachbemerkungen - Der Tourist zerstört was er sucht, indem er es findet (Enzensberger)
Die Leistungen des Restaurants und seines Service-Teams waren leider im Vergleich zur Anmutung der Umgebung, aber auch im Vergleich zu den meisten anderen besuchten Restaurants enttäuschend und werden nur noch von den Restaurantleistungen des Paradors in León negativ übertroffen. Bei einem erneuten Besuch würden wir ein alternatives Restaurant oder Selbstversorgung bevorzugen.

Das Bilderbuch- und Museums-Städtchen Santillana del Mar lockt natürlich viele Touristen an, was auch bei unserem Besuch nicht zu übersehen ist, aber in einem erträglichen Rahmen bleibt. Schließlich müssen wir uns auch selbst als Exemplare dieser Spezies von Besuchern identifizieren. Unsere Reiseliteratur weist jedoch auch darauf hin, dass in der Hochsaison ein großer Auftrieb herrscht. Die bestehende Infrastruktur an Restaurants, Shops und Parkplätzen unterstreicht diese Hinweise. 

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