Montag, 18. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - León in Kastilien, Wohnen und Leben in und mit Geschichte

Parador San Marcos, Léon
Das ehemalige Kloster San Marcos war das Stammhaus der Ritter von Santiago. Mit fast 100 m Breite stehen wir vor der im 16. JH entstandenmonumentalen Fassade dieser Anlage. Der gößere Teil der Klosteranlage ist heute als Hotel genutzt und gilt als eines der Vorzeigeobjekte in der Kette staatlicher Paradores. Auch innerhalb der Mauern bleibt die Geschichte der Anlage allgegenwärtig, ohne den Komfort der Gäste zu vernachlässigen.
Die gesamte Altadt der ehemaligen kastilischen Königsresidenz ist ein großes Freilichtmuseum. Entstanden ist die Ortschaft ursprünglich als ein römisches Kastell. Zahlreiche Spuren der Römerzeit sind zu erkennen. Als bedeutende Station auf dem Jakobsweg zieht León viele Pilger an. In der Karwoche dominiert katholische Tradition. Mit täglich mehreren Prozessionen wird das Mittelalter lebendig.


Anreisetag, Sonntag, 17.04.2011
Unsere Anreise läuft so perfekt ab wie selten. Wir landen bei sommerlichem Wetter bereits vor der geplanten Zeit und ca. 45 Minuten später sitzen wir bereits in unserem Mietauto auf dem Weg nach León. Für die Strecke bis Burgos werden wir mit 18 € Maut abgezogen. Das kann in diesem Urlaub noch teuer werden, ist unser Gedanke, aber dann dann geht es erst einmal ohne Maut weiter. Die Autobahnen sind übrigens in einem exzellenten Zustand, weit besser als bei uns. Das Verkehrsaufkommen tendierte fast gegen Null. Wir hätten unser Tagesziel schnell erreichen können, wenn es nicht dieses Tempolimit von 110 km/h gäbe, das auch noch streng überwacht und bei Übertretung drakonisch bestraft wird. Trotz vorsichtiger Fahrweise glauben wir, von der Polizei herausgewunken zu werden. Verdammt, nun ist es doch passiert, denken wir. Der freundliche Polizist macht uns auf Spanisch, das wir nicht beherrschen, sowie in Gebärdensprache klar, dass wir seine Zeichen falsch verstanden haben und er uns bedeuten wollte, vorbei zu fahren. Wir können aufatmen und setzen die Fahrt noch eine Spur vorsichtiger fort. 


Um 17:30 Uhr checken wir im Hotel ein. Abendessen gibt es aber erst ab 21:00 Uhr. Wir nutzen die Zeit und das gute Wetter für einen kurzen Rundgang durch die Klosteranlage und einen Erkundungsgang durch die Altstadt von León. Die Kathedrale, auf die wir bald stoßen, ist eine der wichtigen Wallfahrtskirchen des Camino.






































In der Nähe der Kathedrale kündigen die vielen Spalier stehenden Menschen eine Prozession an. Diese werden wir noch abwarten, eher wir zum Hotel zurückkehren.




Das Essen im Hotel kann uns nicht begeistern. Bereits der Gruß aus der Küche ging über eine Warnung hinaus und muss nachträglich als Drohung verstanden werden. Was darauf folgte, war nämlich ein mindestens mittleres Desaster. Morgen werden wir die Karte auf solche Gerichte prüfen, bei denen möglichst wenig falsch gemacht werden kann. Ausgezeichnet sind dagegen der Wein und das Olivenöl, das zu einem Brot gereicht wird, dem der Begriff "altbacken" schmeicheln würde. 

Montag, 18.04.2011
Wir hatten fest vor, am Morgen zunächst zu laufen. Gleich neben der Hotelanlage fließt der Río Bernesga, an dem eine Promenade eine ideale Laufstrecke bietet. Nach dem späten Abendessen kommen wir nicht früh genug aus dem Bett, um noch vor dem Frühstück zu laufen. Das Frühstück ist ganz o.k., lediglich der Kaffee schmeckt uns nicht, wie meistens in Spanien.


Unser erstes Ziel ist die königliche Stiftskirche des heiligen Isodor von León. In der romanischen Kirche ist ein Schrein mit den Gebeinen des heiligen Isodor aufbewahrt. Isodor von Sevilla gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller und Gelehrten im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter. Isodor ist übrigens seit 2001 als Patron des Internet im Gespräch, aber der Vatikan konnte sich bisher noch nicht entschließen, dem Internet einen Schutzheiligen zuzugeste- hen. Uns trifft das nicht wirklich, aber der Vatikan zeigt einmal mehr seine Schwerfälligkeit gegenüber der Dynamik in der Welt.

















Die an der Kirche anschließende Klosteranlage ist heute ein Museum. Teil des Museums ist neben einer Schatzkammer und einer bedeutenden Bibliothek eine als "Pantheon" bezeichnete Gruft mit den Sarkophagen von 11 kastilischen Königen und 14 Königinnen. Die Sarkophage sind selbst völlig schmucklos, Wände und Gewölbedecken zeigen jedoch sehr gut erhaltene und kaum restaurierte romanische Fresken des 12. Jahrhunderts.

Nach den dunklen Gewölben zieht es uns wieder auf die sonnigen Straßen und Plätze der Altstadt, auf denen Überraschungen auf ihre Entdeckung warten: Reste römischer Stadtmauern, skurile Kunstobjekte im öffentlichen Raum, ein Storchenpaar, das auf einer antiken Säule nistet. 






Hinsichtlich der Gestaltung urbanen Lebenraums sind wir als Kölner von unserer Heimatstadt alles andere als verwöhnt. Umso mehr begeistern uns die attraktiven Plätze der Altstadt mit ihrem jeweils eigenständigen Charakter. 


Auf der Plaza der San Marcelo macht ein Gebäude auf sich aufmerksam, für dessen Entwurf der katalanische Architekt Antoni Gaudí verantwortlich ist. Eine Skulptur zeigt Gaudí bei der Zeichnung eines Entwurfes.

















 
Angesichts der eindrucksvollen Plätzen fragen wir uns, warum die Gestaltung des urbanen Raums hier scheinbar so selbstverständlich und mit hoher Anziehungskraft gelingt, während wir die öffentlichen Plätze unserer Heimatstadt als abstoßende Ergebnisse gescheiterter Planung empfinden. Gegenüber Besuchern neigen wir regelmäßig dazu, ihnen diese Peinlichkeiten ersparen zu wollen. Wie sollte wir auch erklären, was uns immer unverständlich geblieben ist?

















Am zweiten Abend versöhnt uns das Dinner des Paradors wieder ein wenig mit der schwachen Küchenleistung des Vorabends. Als Empfehlung möchten wir jedoch diese Anmerkung nicht verstanden wissen.
Morgen reisen wir weiter an die Atlantiküste. Die Wetterprognose verspricht für die nächsten Tage Abkühlung und auch Regen. Schade, aber im Monat April ist das keine Überraschung.

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