Mittwoch, 20. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Durch die grüne Hölle Galiciens nach A Coruña

Steilküste an der Halbinsel Serra do Capelada in Nord-Galicien
Auf der kurzen Etappe von Viveiro in die galizische Provinzhautpstadt A Coruña fahren wir auf Nebenstrecken längs der Küstenlinie im Norden Galiciens. Das Wetter schickt am Vormittag noch viele Schauer, beruhigt sich aber bis zum Nachmittag und lässt hin und wieder die Sonne durch. Die vielen Niederschläge und ein mildes Klima sorgen für eine üppige Vegetation, die uns mitunter an Regenwälder erinnert. Eukalyptusbäume sind keine endemische Pflanzenart Galiciens, sondern in Australien und Indonesien beheimatet. Eingeführte Eukalypten scheinen sich in Galicien besonders wohl zu fühlen. Sie haben sich stark ausgebreitet und verdrängen einheimische Arten. Keltische Kultur hat sich nicht jedoch nicht vollständig verdrängen lassen. Wir treffen immer wieder auf lebende Spuren.
Die heutige Tour führt durch unglaublich schöne Landschaft, die ihren Höhepunkt mit der Serra do Capelada erreicht. Offensichtlich ist diese Region kaum touristisch vermarktet. Wir erfahren jedoch, dass hier viele Spanier Urlaub machen. Sie wissen natürlich, wo es in ihrem Land besonders schön ist und behalten diese Geheimnisse für sich. Jetzt wird klar, warum sie Mittelmeerküsten, Balearen und Kanaren dem internationalen Tourismus überlassen. Die schlauen Spanier haben dort Touristenfallen konstruiert, mit der sie sich und die von ihnen bevorzugten Regionen vor dieser Art von Tourismus schützen. Soviel Klugheit gilt unser Respekt!


Küste bei Viveiro
Bereits am westlichen Ortsrand von Viveiro erzwingen schöne Küstenabschnitte die ersten von vielen weiteren Fotostopps.





























Porto do Bargureiro
Auf unsere Strecke liegen viele kleine Fischerorte. Leider können wir uns nicht alle anschauen und verpassen daher wahrscheinlich viel Sehenswertes. Einen Stopp legen wir in Porto do Bargureiro ein.














Küste bei Ortigureira
Unser nächster Stopp führt uns an die Küste bei der Ortschaft Ortigureira. Hinter einer Dünenlandschaft stoßen wir auf einsame Sandstrände und das Flachwasser weiter Lagunenlandschaften.




























Halbinsel Serra da Capelada
Diese Halbinsel ist unser Highlight des heutigen Tages. Auf der Durchreise können wir nur einen Eindruck mitnehmen, und dieser ist absolut grandios. Bei unserem nächsten Besuch werden wir mehr Zeit reservieren.
Die Halbinsel durchzieht ein Bergrücken, von dem sich auf beiden Seiten immer wieder phantastische Ausblicke auf die Steilküste öffnen. An strategisch günstigen Positionen sind Spuren kultureller Frühgeschichte in Form von Dolmen, Menhiren, Steinzeichnungen und Keltendörfer anzutreffen. Auf der Strecke treffen wir immer wieder auf Wildpferde, die hier recht zahlreich zu leben scheinen. Wir empfinden es als äußerst angenehm, dass kaum ein touristisches Interesse zu erkennen ist. Wir sind fast alleine unterwegs, ähnlich wie auf Orkney.  


















































San Andrés de Teixido auf der Halbinsel Serra da Capelada
Bevor Santiago de Compostela mit dem Jakobsweg zum Hype wurde, war San Andrés de Teixido der wichtigste Wallfahrtsort Spaniens.
Die Andreas-Wallfahrt in das galicische San Andres de Teixido findet als Veranstaltung für Insider noch immer am 30. November eines Jahres statt. Gemäß galicischer Überzeugung soll jeder mindestens einmal im Leben nach San Andrés pilgern. "Ao San Andrés de Teixido vai de morto, o que no foi de vivo" (Wer nicht als Lebender nach San Andrés pilgert, muss es als Toter tun), besagt eine alte Redensart in Galicien. Die kleine Kirche von San Andrés de Teixido geht laut Legende auf den Apostel Andreas zurück. Der Überlieferung nach soll Jesus "höchst persönlich“ ange- ordnet haben, dass Andreas für die Mission an der Nordwestküste Spaniens verantwortlich sei.





 
















Das Ergebnis dieser Mission ist eine Kultur, die keltische und christliche Elemente vermengt bzw. integriert. Für uns äußerst sich das heute nur in vielen Indizien der hier versammelten Symbole. Unsere Recherchen bestätigen diese Vermutung. Unterhalb der Kirche treffen wir auf eine Quelle, bei der es sich um ein Wasserheiligtum zu handeln scheint. An Zäunen und Bäumen in der Umgebung sind Stofffetzen mit persönlichen Botschaften befestigt. Auf ähnliche Phänomene sind wir bereits in Cornwall gestoßen. 

A Coruña
Von einer Besichtigung der galicischen Provinzhauptstadt hat uns das Wetter abgehalten. In Anbetracht von Gewittern und Regengüssen in schottischen Dimensionen bevorzugen wir den Aufenthalt im Hotel, das Editieren dieses Posts und die Vorbereitung unserer Fahrt via "Costa da Morte" nach Santo Estero de Ribas de Sil in der Nähe der Stadt Ourense.

Aufgrund des Wetters haben wir nicht viel von der Stadt gesehen. Über Nacht hat sich das Wetter soweit  beruhigt, dass vor unserer Abreise ein kurzes Fotoshooting mit dem Torre de Hércules, dem Wahrzeichen A Coruñas, möglich ist.





























Wikipedia weiß über die Geschichte des Turms und die Legende seiner Entstehung zu berichten:

"Der Herkulesturm weist Seeleuten seit der Zeit Kaiser Traianus im frühen 2. Jahrhundert (um 110) ihren Weg. Der Basiseckstein weist die Weiheinschrift MARTI AUG. SACR C. SEVIVS LUPUS ARCHTECTUS AEMINIENSIS LVSITANVS.EX.VO an den Gott Mars auf, was den Originalturm dem Architekten Gaius Sevius Lupus aus Aeminia (antike Römerstadt, heute Coimbra, Portugal) zuordnen lässt. Älteste überlieferte Erwähnung des Leuchtturms stammt von Paulus Orosius in Historiae adversum Paganos (Geschichten gegen die Heiden), ca. 415 – 417: “Secundus angulus circium intendit, ubi Brigantia Gallaeciae civitas sita altissimum farum et inter pauca memorandi operis ad speculam Britanniae erigit” ("Der zweite Winkel der Umsegelung [Spaniens] zeigt an, wo die galicische Stadt Brigantium liegt und einen sehr hohen Leuchtturm unter den wenigen erwähnenswerten Bauwerken errichtet hat, zur Betrachtung Britanniens.")

>Unter dem spanischen König Karl IV. wurde der Turm 1788–1791 von Eustaquio Giannini (1750–1814) restauriert. Dabei erhielt der Turm eine klassizistische Umhüllung. Er ist das weltweit älteste noch in Betrieb stehende Leuchtturmbauwerk, ist 68 m hoch und steht auf einer Höhe von 112 Metern über dem Meeresspiegel. (...) Seit Ende Juni 2009 ist der Herkulesturm UNESCO-Welterbe. Der Legende nach soll er aus einem Felsen entstanden sein, auf dem Herkules mit dem Riesen Geryon 3 Tage und 3 Nächte gekämpft hat. Herkules gewann den Kampf und aus Dankbarkeit wurde dann aus dem Felsen der Leuchtturm gebaut."

1 Kommentar:

  1. Toller bericht und schöne Fotos! Man bekommt wirklich große Lust auf eine Reise nach Galicien mit Wandern im Naturreservat.

    Gruß,

    Jürgen

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