Donnerstag, 21. April 2011

Nordspanien Ostern 2011 - Costa da Morte / Kap Finisterre und Monasterio Santo Estevo

Monosterio Santo Estevo

Von A Coruña nehmen wir nicht die direkte Route zu unserem nächsten Tagesziel, weil wir die Costa da Morte und vor allem das Kap Finisterre als "must do" werten. Der Name des Kaps ist abgeleitet von lat. finis terrae (Ende der Erde). Historisch galt das Kap lange als das westliche Ende der Welt. Die Relevanz des Ortes belegen Kultorte und Legenden in verschiedenen Epochen, Religionen und Kulturen. Das Vorgebirge, an dessen Ende das Kap liegt, nannten die Römer "Promontorium Nerium" und errichteten einen der Sonne geweihten Altar. Vielen Jakobspilgern gilt das Kap als das eigentliche Ende des Camino, weshalb die Wegmarke 0,0 km ausweist. Die Wanderer setzen ihren Weg von Santiago bis zum Kap fort oder besuchen es nach dem Ende ihrer Wallfahrt mit dem Bus. Aufnahme in der Pilgerherberge von Fisterra erhalten jedoch nur diejenigen, die zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad die Strecke von Santiago nach Fisterra zurückgelegt haben.

Wegmarke des Camino und Leuchtturm am Kap Finisterre
Aus Zeitgründen können wir auf der Fahrt zum Kap Finisterre nicht der Küstenlinie folgen und wählen daher  eine kürzere Route, die uns durch viele kleinere Ortschaften führt, in denen die Landwirtschaft dominiert. Die meisten Orte sind nicht attraktiv. Einige Orte wirken geradezu lausig, zum Teil auch verlassen. Unverkennbar herrscht hier Armut. Auf unserem heutigen Weg machen wir einige weitere interessante Entdeckungen. Am Ziel erwartet uns eine absolut großartige Unterkunft. Diese kommt natürlich nicht völlig überraschend, fällt aber noch deutlich eindrucksvoller aus als unsere Erwartung.









Getreidespeicher
Auf unserer Fahrt sehen wir immer wieder die für Galizien typischen eher kleinen und aus Stein gebauten Getreidespeicher, deren Form und Symbolik an Schreine erinnert. Die Symbole auf den Giebeln der Speicher sind nicht nur Ver- zierungen, sondern Verbindungen zu überirdischen Welten. Das Kreuz bezieht sich selbstverständlich auf den christlichen Kontext. Mit den kleinen Menhiren in Pyramidenform auf der gegenüberliegen (vielleicht auch konträren?) Giebelseite sind auch die keltischen Ursprünge angesprochen. Die Speicher berücksichtigen somit alle vermeintlich relevanten überirdischen Mächte. Ob sie ihnen damit auch gerecht werden und diese Mächte den erwarteten oder benötigten Nutzen stiften, wissen wir nicht. Wir würden es aber gerne erfahren.





















Bei einem Stopp, den wir für das Fotografieren eines Speichers einlegen, entdecken wir im Gras eine kleine Schlange. Vermutlich ist sie nicht die Hüterin des Speichers, sondern wärmt sich lediglich in der Sonne auf. Inzwischen sind nämlich 22 Grad erreicht, was für die Schlange und auch für uns sehr angenehm ist.













Kap Finisterre
Am Kap ist wesentlich weniger Betrieb als erwartet und mit dem Rummel am Cape of Good Hope nicht zu vergleichen. Die Anlage ist ohne Eintritts- oder Parkgebühr erreichbar. Lediglich die Besichtigung des Leuchtturms kostet Eintritt. Soviel Zeit haben wir ohnehin nicht und kommen daher gar nicht erst in diese Versuchung.


























Stände mit Souvenirs, Devotionalien und typischem Gebäck sind natürlich unvermeidbar, werden aber nicht lästig. Wir haben alles dabei, was wir für ein Picnic benötigen und einen schönen Platz finden wir auch. Der Blick auf die Steilküste ist zwar immer wieder ähnlich, verliert jedoch nichts von seiner Faszination.



























Die Fahrt zum Zielort
Von der sonnigen Küste fahren wir landeinwärts in Richtung schwarzer Wolken, die nichts Gutes ankündigen. In der Ferne beginnt es zu gewittern. Wir bleiben von dem Gewitter verschont. Dann setzt ein Regen ein, als wenn sich Schleusen geöffnet hätten. Wir können nur noch langsam durch diese Wasserwand fahren. Auf den sehr gut ausgebauten Straßen und mit einem Verkehrsaufkommen, das gegen Null tendiert, entstehen bei diesem Wetter keine verkehrstechnischen Probleme.

Nach der Ortschaft Ourense tauchen wir tief in das galizische Hinterland ein, um unser Ziel zu erreichen. Die Straße ist nun überwiegend einspurig und ziemlich ramponiert, aber gut beherrschbar, da auch hier kaum Verkehr ist. Ca. 10 km fahren wir auf die Höhe eines Bergrückens, von dem es wieder ein Stück bergab geht. Gäbe es nicht die Hinweise zum Parador, wären wir sehr verunsichert. Unserem Navi schenken wir nicht mehr unser Vertrauen. Die digitalisierten Karten sind eher auf die Hauptwege ausgelegt und scheinen zudem veraltet zu sein. Da wir uns nicht der Technik ausliefern wollen, haben wir eine gute Straßenkarte beschafft, die eine Orientierung ohne technische Hilfsmittel ermöglicht und uns auch sporadisch zeigt, dass unser digitaler Führer Unsinn verbreitet.

In Wäldern liegt tief verborgen das ehemalige Kloster, in dem seit dem Jahr 2004 ein Parador betrieben wird. Aufgrund der verfügbaren Informationen konnten wir uns bereits zu Hause einen guten Eindruck über diese Anlage verschaffen, was uns im Ergebnis zu diesem Aufenthalt motiviert hat. Im Unterschied zu manchen Erfahrungen der Vergangenheit übertrifft hier die Realität unsere Erwartungen. So begeistert sind wir nur sehr selten. Selbstverständlich ist dieser Standard kein Geschenk. Die Preise sind auch kein Geheimnis, weil sie im Internet schnell ermittelt werden können. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist natürlich ein subjektives Kriterium. Wir halten es für überragend. Über Details werden wir in unserem nächsten Post berichten.   

1 Kommentar:

  1. Wie faszienierend! Wie haelt man eigentlich die Rodents aus den Getreide Speichern? Die haben doch ueberhaupt kein Problem die Stelzen hochzuklettern.

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