Heute setzen wir unsere Absicht endlich um und nehmen an einer Führung mit Verkostung teil, die ohne Voranmeldung jeweils dienstags und donnerstags um 10:00 Uhr für 9 E pP angeboten wird. Um die Verkostung genießen zu können, nutzen wir öffentliche Busverbindungen für die Fahrt von Seis nach Tramin. - Fotogalerie
Tramin an der Südtiroler Weinstraße
(Gewürz-) Traminer ist eine uralte Rebsorte. Die Herkunft ist umstritten. Vermutlich handelt es sich um eine mitteleuropäische Ursorte. Namensgeber der Rebsorte ist der Ort Tramin an der Südtiroler Weinstraße, in dem seit dem 11. Jahrhundert nachweislich weißer und roter Traminer angebaut wird. In der Gegenwart dominiert Gewürztraminer, ein säurearmer Weißwein mit intensiven Aromen, der in Tramin zum kulturellen und wirtschaftlichen Pflichtprogramm zählt. Die renommiertesten Weinbaubetriebe des Ortes sind die Cantina Tramin, das Weingut Elena Walch und das Weingut J. Hofstätter.
Weinbau erzielte bereits im Mittelalter Wohlstand, auf den bemerkenswerte Kirchengebäude und ein sehenswertes, gepflegtes Ortsbild zurückzuführen sind. Wahrzeichen von Tramin ist der 1492 fertiggestellte Kirchturm der Pfarrkirche St. Quirikus und Julitta, mit 86 m Höhe der höchste gemauerte Kirchturm Tirols.
Cantina Tramin
Von 270 ha Weinbergen auf 600 Parzellen in 200 m - 800 m Höhe liefern 302 Mitglieder der Kellereigenossenschaft aus den Ortschaften Tramin, Rungg und Söll ihren Wein an. Die sich über nur wenige Woche erstreckende handgeerntete(!) Lese so vieler Lieferanten zu koordinieren, ist bereits eine große Leistung. Fast als ein Wunder erscheint uns, dass trotz dieser Vielzahl an Lagen, Rebsorten und Lieferanten und jährlich immerhin 1,8 Millionen abgefüllter Flaschen über alle Produktlinien hinweg herausragende Weine entstehen, deren Ruf weit über Südtirol und Italien hinausreicht. Neben vielen weiteren Auszeichnung (Liste der Auszeichnungen) sind Weine der Genossenschaft 20 x mit der höchsten Bewertung von „3 Gläsern“ im Weinführer Gambero Rosso ausgezeichnet. Die Erfolgsgeschichte ist eng mit Kellermeister Willi Stürz verknüpft, der seit 25 Jahren die Kellerei zu immer höherer Qualität treibt und dabei versteht, die Produzenten mitzuziehen. Als einer der besten Kellermeister Italiens bestimmt Willi Stürz die Lesetermine im Weinberg, verantwortet die Qualitätssicherung von Lieferungen, selektiert das Traubengut, legt Faßinhalte fest, kontrolliert Maischeverfahren, Gärungsprozesse und Reifezeiten, entscheidet Zusammensetzungen von Cuvées und hütet nicht zuletzt Geheimnisse der Kellermagie.
Architektur der Cantina Tramin
Der 2010 vollendete Erweiterungsbau der Genossenschaft ist vom Südtiroler 'Star'-Architekten Werner Tscholl konzipiert.(1) Im Zentrum des Komplexes steht der 'Altbau' der Genossenschaft im traditionellen Stil, den Werner Tscholl mit 2 abstrakt designten Seitenflügeln ergänzt, die Besucher umarmen wollen. Gebäudekerne des Neubaus sind von einem luftigen Außengerippe umgeben, das Weinstöcke symbolisiert sowie Konturen umgebender Bergzüge aufgreift und Grenzen zwischen Innen- und Außensicht auflöst. Das Design des Außengerippes setzt sich in der Gestaltung der Innenreinrichtung fort und wirkt darum weder angeheftet noch aufgesetzt, sondern wie organisch gewachsen.
Führung
Die Führung für ca. 20 Teilnehmer leitet Jürgen Geier, der sich als einer von 26 Mitarbeitern der Kellerei vorstellt, den wir aber wegen seiner diversen Führungsangebote außerhalb der Kellerei als freien Mitarbeiter einschätzen.(2)
Unsere Führung beginnt mit einem kurzen Überblick in Form eines Power-Point-Vortrags. Im Foyer des Zentralgebäudes thematisiert Jürgen die Architektur der Kellerei. Anschließend folgen wir dem Weg des Weins im gesamten Verarbeitungsprozess von der Anlieferung zur Selektion, Pressung, Gärung, Reifung in verschiedenen Tank- und Faßlagern über Filtrierung bis zur Flaschenabfüllung. In den Kellerräumen besichtigen wir zuletzt die sog. 'Schatzkammer', in der Weine aller Jahrgänge aufgehoben werden, um den langfristigen Entwicklungs- und Alterungsprozess nachvollziehen zu können.
Verkostung
Nach fast 1,5 Stunden Führung sind wir gespannt auf die Verkostung. Aus dem Sortiment von 30 Weinen sind 3 Weine angekündigt. Serviert werden 4 Weine.
Den Auftakt übernimmt ein zu 80% im Edelstahltank und zu 20% in großen Eichenholzfässern ausgebauter gefälliger Moriz Weißburgunder der klassischen Linie.
Als Steigerung werten wir den Pepi Sauvignon aus der klassischen Linie. Nach Gärung im Edelstahltank ist der Wein im großen Holzfass ausgebaut.
Gewürztraminer polarisiert so stark wie wenig andere Weine. Wir gehören zur Fraktion derjenigen, die bisher keine Leidenschaft für Gewürztraminer entwickelt haben und sich bestenfalls mit edelsüßen Produkten in kleiner Dosierung anfreunden können. Aus einem Sortiment von 6 Varianten des Gewürztraminers verkosten wir den in Edelstahltanks ausgebauten Salida Gewürztraminer der klassischen Linie, ohne dass sich unsere Vorlieben oder Abneigungen ändern würden.
Zu guter Letzt verkosten wir den Rotwein Rungg, eine Cuvée im Bordeaux-Stil aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Mit diesem Wein können wir uns anfreunden. Wenn wir nicht mit dem Bus angereist wären, würden wir ein Sixpack mitnehmen.
Anmerkungen
- Werner Tscholl ist 1955 in Latsch, Vinschgau, geboren und betreibt sein Architekturbüro in Morter, Vinschgau. Im Rahmen des Festes der Achitekten in Venedig wurde Werner Tscholl am 18. November 2016 als Italienischer Architekt 2016 ausgezeichnet. - Porträt im Portal 'Süditirol.info': Der Raumpfleger
- Bei Recherchen haben wir einen lesenswerten Artikel von Helmut Luther in 'Die Welt' gefunden mit Jürgen Geier in einer Hauptrolle: Wo die Männer zum Trinken in die Kapelle gehen
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