Dienstag, 21. Februar 2012

Kulturtour Stralsund


Heute ist Schmuddelwetter angesagt. Uns bereitet das Wetter kein Problem, denn ca. 30 km von unserem Standort entfernt liegt die Stadt Stralsund mit ihrer großartigen historischen Altstadt und einem attraktiven kulturellen Angebot. Die Entwicklung von Stralsund beobachten wir seit etwa 10 Jahren. In diesem Zeitraum ist sehr viel für den Erhalt des kulturellen Erbes geschehen, aber es gibt auch noch viel zu tun, weil das kulturelle Erbe im Zeitraum der DDR offensichtlich keine politische Wertschätzung besaß.
In Anbetracht der Wetterlage legen wir unseren Besuchsschwerpunkt heute auf zwei von vier Einrichtungen des Meeresmuseums, das mit internationaler Reputation glänzt. Das 'Ozeaneum' kann sich immerhin mit der Auszeichnung 'Europas Museum des  Jahres 2010' schmücken. Besucher werden hier nicht von dressierten Delphinen oder Seehunden bespaßt, sondern über eine wissenschaftlich aufbereitete Meeresbiologie informiert. Das Wetter fiel schließlich besser als die Prognose aus, so dass wir uns nach den Museumsbesuchen auch noch in der Altstadt umgesehen haben.

Deutsches Meeresmuseum Stralsund
Wir starten unsere Museumstour in der historischen Altstadt. Das Deutsche Meeresmuseum ist nämlich im Komplex des ehemaligen Katharinenklosters angesiedelt. Der Ranenfürst Jaromar II. förderte die Ansiedlung von Klöstern in seinem Herrschaftsgebiet, das seit dem 11. Jahrhundert mit der Eroberung durch die Dänen als Lehen der dänischen Krone vergeben wurde. In diesem Kontext errichteten im 12. Jahrhundert Dominkaner das Katharinenkloster. Nach der Säkularisierung durch die Reformation erfuhren die Klostergebäude unterschiedliche Nutzungen. Heute befinden sich in den Räumen das 'Kulturhistorische Museum Stralsund' sowie einige Abteilungen des Meeresmuseums, denen wir unsere Aufmerksamkeit widmen.






Unter dem Dach der ehemaligen Klosterkirche begrüßt uns das Skelett eines Finnwals. Auf Bodenniveau ist die Architektur der gotischen Hallenkirche leider von einer großen Baustelle verstellt. Unser Verständnis für diese Maßnahme, um das der Bauherr wirbt, wäre sicher wesentlich höher gewesen, wenn bereits vor dem kostenpflichtigen Eintritt über diese Beeinträchtigung informiert würde.
Nach dieser Enttäuschung entschädigt uns ein wenig die interessante Aquarienlanschaft mit den Schwerpunkten "Mittelmeerraum" und "Tropen" im Tiefgeschoss des Museums. Fotoaufnahmen sind hier jedoch wegen der Lichtverhältnisse mit gewöhnlich lichtschwachen Objektiven bzw. ohne Stativ nicht sinnvoll. Die exotischen Unterwasserwelten können wir ohnehin nur bestaunen. In Anbetracht unseres kümmerlichen Vorwissens ist uns eine strukturierte Be- oder Verarbeitung der vielen Informationen kaum möglich. Etwas leichter haben wir es mit einigen großen und zum Teil seltenen Präparaten, von denen wir die meisten auch einordnen können. 

Riesenkrabbe
Riesenkrake















Quastenflosser
Störe





 









Riesenammonit (Abguß eines Fossils)
Entwicklungsbaum der Fischarten


Lederschildkröte
Mondfische ('Mola mola', engl. 'Sunfish')















Ozeaneum Stralsund
Unser nächstes Ziel liegt am Hafen von Stralsund in unmittelbarer Nachbarschaft des historischen Segelschulschiffes "Gorch Fock". Die spektakuläre Architektur des Ozeaneums hat das Stuttgarter Architketenbüro Behnisch entworfen, das sich 1972 mit dem Olympiastadium von München einen weltweiten Ruf erworben hat.
Das Museum empfängt die Besucher mit imposanten Skeletten und Modellen von Großfischen. Wir entdecken einige Präparate von 'Pfeilschwanzkrebsen', einem urzeitlichen Fossil, das bis heute überlebt hat und denen wir das erste Mal auf Cape Cod an der amerikanischen Ostküste begegnet sind. Tatsächlich beeindruckend sind aber vor allem die beiden Großaquarien, in denen die marinen Lebensräume der Ostsee und der Nordsee nachgebildet sind. Dank einer großen Panaromascheibe können Besucher das Geschehen in dem mehr als 9 m tiefen Schwarmfischbecken beobachten, das 2,6 Millionen Liter fasst.
































Altstadtbummel durch Stralsund





St. Nikolai ist die älteste Kirche in Stralsund. Der Bau wurde im 12. Jahrhundert begonnen, nachdem Stralsund 1234 die Stadtrechte verliehen wurden. Die ehemalige Ratskirche war bis zur Reformation außergewöhnlich reich ausgestattet. Seit Jahrzehnten werden große Anstrengungen unternommen, um das Gebäude vor dem Verfall zu bewahren, das Kircheninnere zu restaurieren und die ehemalige Architekturfarbigeit im Innenraum zu rekonstruieren. Allein für die Sanierung der großen Buchholz-Orgel wurden von 2003-2006 ca. 1,5 Millionen Euro aufgewendet. Die monumentale Astrolabiumsuhr stammt mit ihrem bewegten Himmelsmodell aus dem 14. Jahrhundert. Die Uhr ist in ihrem originären Zustand fast vollständig erhalten, aber nur teilweise restauriert und nicht mehr funktionsfähig.














Das Hospital St. Spiritus, auch Heiliggeistkloster genannt, ist das älteste städtische Hospital. Seit dem 13. Jahrhundert wurden hier nicht nur Kranke versorgt, sondern es diente auch als 'Siechenheim', in dem Alte und Hilfsbedürftige Unterkunft fanden. Zur Zeit der DDR wurde der Komplex völlig vernachlässigt und entging nur darum einem Abriss, weil die Bauleute nach Berlin abgezogen worden sind. 1990 begann eine vollständige Restaurierung des Komplexes, der seit 1996 wieder bewohnt wird und zu den Sehenswürdigkeiten Stralsunds zählt.

Heiliggeist-Kirche
Säulengang Heiliggeistkloster
Wohngebäude im Heiliggeistkloster





Ruine des Kirchenschiffes des Johannisklosters
Wohnanlage im Johanniskloster



Wohnanlage im Johanniskloster



Das Johanniskloster wurde 1254 als Franziskanerkloster errichtet und verdankt wie das Katharinenkloster seine Entstehung der Förderung durch Fürst Jaromar II. Nach der Säkularisierung fiel das Kloster in städtischen Besitz und wurde zum Armenhaus umfunktioniert. Nach Zerstörungen durch Brand und Plünderungen diente das Kirchenschiff später als Begräbnisstätte und Geräteschuppen. Ein Bombenangriff richtete am 6. Oktober 1944 weitere Zerstörungen an. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Klosteranlage nur teilweise saniert und restauriert.









Kütertor
Kniepertor
Wir beenden unseren Altstadtbummel mit einem Besuch der beiden noch erhaltenen Tortürme von ehemals 10 Toren der historischen Stadtbefestigung des 13. Jahrhunderts. Die Befestigungsanlagen der strategisch günstig liegenden wehrhaften Stadt wurden bis in das frühe 19. Jahrhundert gepflegt und ausgebaut. Erst französische Truppen unter Napoleon ließen 1808 die Stadtbefestigung schleifen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen