Montag, 3. Februar 2014

La Palma 2014: Wetter auf der ‚Isla Bonita’

Sturm auf La Palma
Blick vom GR-131 auf Wolken im Osten und über El Hierro
Ähnlich kontrastreich wie ‚La Palma’ fällt auch das
Wetter auf der 'Isla Bonita' aus. Auf ‚La Palma’ gibt es meistens nicht ‚das Wetter’, sondern mehrere Wetter. Prinzipiell ist das Wetter ganzjährig mild und zeigt keine stark ausgeprägten Jahreszeiten. Die Wintermonate sind jedoch regenreicher, weniger sonnig und ca. 10 Grad kühler als Sommermonate. Ab März ist die  Westseite bis zum Herbst trocken.
Das Inselklima ist beeinflusst vom Nord-Ost-Passat (Teil eines atlantischen Windsystems). Der Wind kann sich selbst bei sonnigem Wetter bis zu einem Sturm steigern, der in windanfälligen Regionen jeden Aufenthalt im Freien unangenehm und in höheren Lagen riskant macht.1) An windigen Tagen ist die Sicht selten klar, weil die Windströmung Saharastaub mit sich trägt. Diashow von Sonnenuntergangfotos und Abendlicht


Blick vom Llamo del Jable auf Cascadas an der Cumbre
Prinzipiell gilt, dass die Ostseite wolkiger und feuchter als die Westseite und der Norden rauer und kühler als der Süden ist. Doch Klima und Wetter sind bekanntlich zwei paar Schuhe. Wetter orientiert sich nicht an Statistik und kann aktuell ganz anders ausfallen, als Statistiken annehmen lassen. Selbst wenn die eine oder andere Seite von dichten Wolken bedeckt ist, kann das Wetter in den Höhen der ‚Cumbre’ perfekt sein. Die obere Wolkengrenze liegt nämlich oft bei ca. 1.200 m. Wenn der Nord-Ost-Passat stürmisch agiert und Wolken an der ‚Cumbre’ auftürmt, kann das Wetter an windgeschützten Küstenstreifen hochsommerlich ausfallen. Daher lohnt es sich durchaus, auf der Suche nach guten Wetterbindungen nicht nur auf Osten und Westen der Insel zu schauen, sondern auch ihren Norden und Süden zu berücksichtigen und die vorherrschenden Windrichtungen zu beachten.



Cascadas östlich von El Paso
Eine weitere Einflussgröße des Wetters bildet der in Nord-Süd-Richtung aufgetürmte vulkanische Höhenzug der ‚Cumbre’. Mit einer mittleren Höhe von 1.500 m bis 2.000 m bildet die ‚Cumbre’ eine Wetterscheide.2) Wolken auf der einen Seite der Insel bedeuten meistens sonniges Wetter auf der anderen Seite. Im Zusammenwirken mit dem Nord-Ost-Passat bilden sich an der 'Cumbre Nueva' häufig im Laufe des Tages 'Cascadas' (Wolkenwasserfälle), die sich meistens gegen Abend wieder auflösen. 
Wetterbedingungen und Windverhältnisse können in Inselregionen nicht nur unterschiedlich ausfallen, sondern auch schnell wechseln. Gute Bedingungen zum Start einer Tour bieten keine Wettergarantie. Wolkenfreier, sonniger Himmel kann innerhalb kurzer Zeit von einer schnell ziehenden Wolkenfront abgelöst werden, die Kälte und Feuchtigkeit mitführt. Wolken reichen oft von mittleren bis in tiefe Inselregionen oder hüllen hohe bis mittlere Inselregionen in dichten Nebel, während es an der Küste sonnig ist. Während eines vierwöchigen Aufenthaltes konnten wir über den Tagesverlauf keine verlässlichen Regelmäßigkeiten erkennen. Am häufigsten erleben wir Wetterlagen, bei denen es am Vormittag sonnig, mittags bewölkt und abends wieder sonnig ist. An anderen Tagen entwickeln sich Wolken ab mittags und beschatten die Insel über den den Rest des Tages oder Wolken lösen sich erst im Laufe des Vormittags auf, so dass sich das Wetter ab mittags sonnig gestaltet. Während eines vierwöchigen Winteraufenthaltes zeigen sich die Westküste und das Aridanetal nur an wenigen Tagen ganztägig bewölkt oder ganztägig sonnig.

Auf ‚La Palma’ treten zwei typische Winde auf:
  • ‚Brisa’, ein fallender Hangwind, setzt wie aus dem Nichts sehr plötzlich mit stürmischen Böen ein und verschwindet ebenso plötzlich. 
  • ‚Africano’ ist ein heißer Höhenwind der Sandstaub aus der Sahara transportiert und die Sicht vernebelt. Wenn der ‚Africano’ in Sommermonaten auftritt, kann die Temperatur bis auf 40 Grad steigen. Dann verlässt möglichst niemand das Haus.

Wanderer müssen auf überraschende Wetterwechsel eingestellt und entsprechend ausgerüstet sein.3) Wer keine ausreichende Vorsorge für eine Orientierung bei ungünstigen Sichtverhältnissen getroffen hat, kann unter solchen Bedingungen in Schwierigkeiten geraten. Windverhältnisse und ihre Entwicklung sind ebenso schwer abzuschätzen. In der Höhe kann extremer Wind auftreten und den Abbruch von Touren erzwingen. Weil sich Wetterbedingungen schnell ändern können, machen sie auch Planungen schnell hinfällig. Wir stellen uns darauf ein, indem wir mehrere Tourenvarianten in Betracht ziehen und unsere Tourenentscheidung je nach aktueller lokaler Wetterlage treffen.

Physikalisch bedingt fällt mit zunehmender Höhe die Temperatur (Faustregel: 1 Grad pro 100 m). Bei angenehmen Temperaturen in der Küstenregion kann es darum in bis zu 2.400 m Höhe empfindlich kühl werden. In Wintermonaten ist auch Schneefall möglich, dessen Grenze bei ca. 1.500 m liegt. Falls es einmal schneien sollte, bleibt der Schnee nicht länger liegen und bereits am nächsten Tag kann das Wetter schon wieder frühlingshaft oder sogar sommerlich sein.  

Die Aussagekräftigkeit regionaler Wetterberichte ist begrenzt. Webcams liefern jedoch Eindrücke von der Wettersituation in Regionen der Insel. Bei der Recherche von Wettersituationen ist es ratsam, das Wetter der jeweiligen Zielgebiete abzufragen, um spezifische lokale Wetterlagen zu berücksichtigen.

Anmerkungen

  1. Während unseres Aufenthaltes haben wir über drei Tage den Nord-Ost-Passat erlebt. Post vom 24.01.2014: Der Passat tobt - die Wanderung fällt aus
  2. Als ‚Cumbre’ wird der insgesamt 28 km lange vulkanische Höhenzug bezeichnet, der sich auf ‚La Palma’ in nord-südlicher Richtung erstreckt und die Insel in eine Osthälfte und eine Westhälfte teilt. Beim ‚Refugio El Pilar’ treffen der nördliche Teil (‚Cumbre Nueva’) und der südliche Teil (‚Cumbre Vieja’) zusammen.
  3. Einen allgemeinen Überblick über Wanderungen auf 'La Palma' gibt der Post: Wandern auf der 'Isla Bonita'

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