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Roque-de-los-Muchachos-Observatorien auf der Caldera |
Auf unserer Gipfeltour zum ‚Pico Bejenado’ haben wir gestern oft auf den Nordkamm der
Caldera de Taburiente mit dem
Roque de los Muchachos geschaut.1) Heute betrachten wir das Gebiet aus der Nähe. Der 87 km lange Fernwanderweg ‚GR-131’ (‚El Baston’) zieht sich von ‚Puerto de Tazacorte’ an der Westküste über den nördlichen Kamm der Caldera und lässt keinen hohen Gipfel aus.2) Wir bevorzugen die bequeme Variante und reisen mit dem Auto in zweistündiger Fahrt zum
Roque de los Muchachos bis auf den Parkplatz ca. 20 m unterhalb des Gipfels. 2 Minuten später stehen wir auf dem 2.426 m hohen ‚Felsen der Jünglinge’, der in einer Kette erodierter Vulkanschlote den höchsten Punkt markiert. Aber das ist nur der Auftakt. Eine Reihe grandioser Aussichtspunkte mit immer wieder neuen Eindrücken übersteigt in den beiden nächsten Stunden bei weitem unsere Erwartungen.
Diashow der Fotoserie
Anreise
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Blühende Mandelbäume bei Las Tricias |
Die kurvenreiche, profilierte Küstenstraße ‚LP-1’ erlaubt nur gemächliches Reisen. Etliche Barrancos und Ortschaften sind zu durchqueren. Ab Puntagorda und vor allem im Raum ‚Las Tricias’ befindet sich die Blüte der Mandelbäume auf ihrem Höhepunkt. Mehrmals legen wir kurze Stopps ein, um Eindrücke per Foto zu fixieren.
Bei ‚Hoya Grande’ zweigen wir in einer Höhe von 1.200 m nach Osten auf die ‚LP-4’ ab, die Osten und Westen der Insel auf einer Gebirgsroute verbindet. Auf den nächsten 12 km sind weitere 1.200 Höhenmeter auf einer mit vielen engen Kehren gespickten Straße zu überwinden. Der Straßenzustand ist o.k., aber viele Kehren sind unübersichtlich, was entgegenkommende Fahrzeuge nicht daran hindert, Kurven zu schneiden. Glücklicherweise kommen uns nur wenige Fahrzeuge entgegen.
Bis zu 1.300 m Höhe treffen wir immer wieder auf Weinfelder. In größeren Höhen herrscht Kiefernwald vor, der ab ca. 2.000 m Höhe lichter wird. Auf dem Dach der Landschaft dominieren Wachholder und zwergwüchsige Drachenbäume.
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Gran Telescopio Canarias (GRANTECAN) |
Nach ca. 10 km Strecke auf der ‚LP-4’ liegt vor uns das Gelände des
Roque-de-los-Muchachos-Observatoriums. Neben einigen Gebäuden verteilt sich eine Batterie astronomischer Teleskope unterschiedlicher Art und Größe locker in der Landschaft, darunter das mit 10,4 m Spiegeldurchmesser weltweit größte Spiegelteleskop
Gran Telescopio Canarias (GRANTECAN).
Oberhalb einer dichten Wolkenschicht stellen sich in der mit Teleskopen gespickten Landschaft Assoziationen von Weltraumatmosphäre ein.
Stanley Kubricks Meisterwerk
'A Space Odyssee' (dt. 2001: 'Odyssee im Weltraum') ruft schlafende Bilder wach. Kubricks ultimativer Science-Fiction-Klassiker erregte 1968 ein bis heute anhaltendes Aufsehen und vermisst nebenher ein ganzes Film-Genre neu. Wer die suggestiven Bilder des Films gesehen hat, wird sie nicht mehr vergessen. Auf der Caldera befinden wir uns nicht in einem Film, sondern stehen außerhalb der realen Welt an einem seiner Drehorte, suggeriert unsere Phantasie.
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2 MAGIC-Teleskope für Messungen von Gammastrahlung |
Das sich diese Landschaft zu einem bevorzugten astronomischen Beobachtungsplatz entwickeln konnte, beruht auf mehreren Gründen. Höhe des Gebirges und eine geringe Luftverschmutzung bieten notwendige Voraussetzungen, die begünstigt sind von nur ca. 90.000 Einwohnern und einer Nationalparkfläche, die 1/3 der Insel schützt. Die Bedingungen prädestinieren ‚La Palma’ zu einem der weltweit besten astronomischen Beobachtungsorte. Um astronomisches Klientel anzuziehen und deren Investitionen zu schützen, entwickelte politischer Wille ‚La Palma’ zu einem
Lichtschutzgebiet. Gemäß
'La Palma Declaration 2007' beabsichtigt UNESCO-Politik die Einrichtung von
‚Sternenreservaten’ als ‚Welterbestätte’.3) Die Inselpolitik unterstützt diese Ziele und erhebt die Reduzierung von Lichtemission zum politischen Programm, z.B. mit der Art der öffentlichen Beleuchtung. Nach mehrjähriger Vorbereitung ernennt die UNESCO im April 2012 'La Palma' zum weltweit ersten Sternenreservat. Investitionen sollen sich natürlich auch touristisch auszahlen. 'La Palma' wirbt mit dem Label
'Sternen-Insel'. Auf vielen Wanderwegen und an Miradors (Aussichtspunkten) treffen wir auf astronomische Beobachtungsplätze. Einrichtungen des Nationalparks und
privatwirtschaftliche Organisationen bieten astronomische Camps und Exkursionen an.
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Roque de los Muchachos aus Richtung Parkplatz |
An einer Abzweigung verlassen wir die ‚LP-4’ und biegen nach rechts ab in Richtung
Roque de los Muchachos. Ca. 2 km Strecke und 200 m Höhenunterschied sind noch bis zum Parkplatz unter dem Gipfel zu bewältigen. Der beschränkte Parkraum reicht zwar nur für etwa 20 Fahrzeuge, aber freier Parkraum steht noch zur Verfügung.
Ausblicke und Eindrücke
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Posing an der Triangulationssäule unterhalb der Roques |
Der erste Weg führt natürlich auf das Dach der
Caldera de Taburiente, den
Roque de los Muchachos. Der Sockel einer Triangulationssäule am Rande des Parkplatzes weist auf einer Tafel den ‚Mirodor del Roque des Los Muchachos’ aus. Hier muss sich natürlicher jeder mit seinen individuellen Posen fotografieren oder fotografieren lassen, obwohl ledigliche eine geodätische Vermessungssäule installiert ist und der höchste Punkt wenige Meter höher liegt. Dort begrüßt Besucher eine als ‚Roque de los Muchachos’ bezeichnete Felsgruppe.
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Roque-de-los-Muchachos-Observatorien auf der Caldera |
Die Aussicht ist am
Roque de los Muchachos keine andere als am Parkplatz, aber diesen Aussichtsbalkon lässt niemand aus. Beeindruckend ist der Blick nach Norden auf astronomische Teleskope, die sich im Gelände des
Roque-de-los-Muchachos-Observatoriums wie Perlen einer Kette aufreihen. Sehr reizvoll ist auch der Blick nach Osten auf zwei weitere Aussichtspunkte.
Der höchste Punkt garantiert nicht unbedingt die beste Aussicht. Drei weitere Aussichtspunkte in der näheren Umgebung bieten zumindest ausschnittweise noch großartigere Aussichten.
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Blick auf den östlichen Mirador Espignon |
Zwei östlich des
Roque de los Muchachos liegende Aussichtspunkte sind auf einem gepflasterten, aber teilweise recht luftigen Weg zu erreichen. Bis zum weiter entfernten Aussichtspunkt sind ca. 800 m zurückzulegen. Trotz luftiger Verbindungswege sollten keine Scheuklappen angelegt werden, weil sich auch zwischen den Aussichtspunkten mit wechselnden Perspektiven immer wieder neue großartige Ausblicke und Fotomotive einstellen. Insbesondere der östlichste Aussichtspunkt ‚Mirador Espignon’ bietet nach Osten, Süden und Westen faszinierende Perspektiven und Fotomotive in der Nähe und in der Ferne. Wir blicken auf bizarre Felsformationen in der Caldera, überschauen den gesamten Höhenzug der Cumbre und erkennen am Horizont Nachbarinseln des kanarischen Archipels.
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Blick in die Caldera vom südlichen Mirador |
Südlich des
Roque de los Muchachos befindet sich ein weiterer Aussichtspunkt, der jedoch kaum Beachtung findet. Vermutlich ist dieser Sachverhalt fehlenden Hinweisen und einem sandigen Weg geschuldet. Der Weg ist weder schwierig noch ausgesetzt. Von diesem Aussichtspunkt bieten sich die besten Blicke auf den Grund der Caldera. Großartig ist der Blick nach Nordosten, bei dem im Vordergrund die beiden östlichen Aussichtspunkte liegen und mehr als 100 km weiter aus einem Wolkenmeer das Gebirge von ‚Teneriffa’ aufsteigt. Entzücken kann auf dem Rückweg der Blick nach Norden auf die Großteleskope ‚Telescopio Nazionale Galileo’ und das
Gran Telescopio Canarias (GRANTECAN) im Gelände des
Roque-de-los-Muchachos-Observatoriums.
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Blick nach Süden vom Pico de la Cruz |
Die Flut großartiger Eindrücke macht Lust auf mehr. Nachdem alle Aussichtspunkte am
Roque de los Muchachos abgearbeitet sind, fahren wir zurück zur ‚LP-4’ und einige Kilometer weiter nach Osten. Unser östlichster Punkt ist der ‚Pico de la Cruz’, 2.351 m. Ab der Straße führt ein unschwieriger Weg auf einer Strecke von 500 m auf den ca. 100 m höheren Gipfel. Für eine Rast ist es uns auf dem Gipfel zu zugig.
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Blick über die Cumbre nach Teneriffa |
Erst im zweiten Anlauf finden wir die beiden benachbarten Aussichtspunkte ‚Mirador des los Andenes’ und ‚Mirador Degollada de Franceses’. Der erste Aussichtspunkt ist zwar ausgeschildert, fehlt jedoch auf unserer Karte. Der zweite Aussichtspunkt ist in der Karte vermerkt, aber in der Landschaft so versteckt deklariert, dass wir den Hinweis erst am Aussichtspunkt erkennen. Ein in der Karte ausgewiesener Parkplatz führt uns in die Irre. Als Parkplatz erweisen sich schließlich mehrere schmale Schotterstreifen, auf denen bei gutem Willen jeweils 2-3 Autos parken können.
Am Horizont blicken wir auf die 86 km entfernte Nachbarinsel Teneriffa. Bis zum 3.718 m hohen Gipfel des
Pico del Teide dürfte die Distanz mehr als 100 km betragen.
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Rast beim Mirador Degollada de Franceses |
Dank detektivischem Spürsinn wird alles gut. Wir finden nicht nur neue reizvolle Ausblicke und Eindrücke, sondern auch Parkplätze, Aussichtspunkte und schließlich auch den Rastplatz, nachdem wir bisher vergeblich Ausschau gehalten haben: Eine sonnige und windstille Sitzmöglichkeit mit Aussicht am ‚Mirador Degollada de Franceses’. Perfekt!
Kaum haben wir Platz genommen, als ein drahtiger Einzelwanderer mit schwerem Gepäck und sicherem, schnellen Schritt an uns vorbeieilt. Wir sitzen nämlich auf einer Felsstufe des Fernwanderweges ‚GR-131’ (‚El Baston’), auf dem wir in den letzten Wochen lediglich tiefer liegende Abschnitte mit kleinem Gepäck gewandert sind. Respekt! Den Höhenweg über die Caldera haben wir zumindest schon besetzt. Nicht perfekt, aber schön!
Fazit
Den Ausflug auf den
Roque de los Muchachos
werten wir als ein Highlight ersten Ranges und bei guter Sicht als ein
Must-do auf ‚La Palma’. Um die Aussichten genießen zu können, darf es
nicht stürmisch sein und Höhenangst sollten Besucher unter Kontrolle
halten können. Der mehr als 1.500 m Blick in die Tiefe der Caldera hat
nämlich ‚Grand-Canyon-Format’. Zäune oder Geländer sind nur an
Aussichtspunkten angebracht. Auch in dieser Hinsicht ist das Format amerikanisch.
Für uns verdichten sich heute die Bedingungen zu einem Traumtag!
Anmerkungen
- Siehe Post vom 01.02.2014: Gipfelglück auf der Tour zum Pico Bejenado, 1.854 m
- Allgemeine Informationen zur Infrastruktur und zu Bedingungen des Wanderns sowie die Charakteristik der beiden Fernwanderwege ‚GR-130’ und ‚GR-131’ beschreibt der Post Wandern auf 'der Isla Bonita'
- Der Sternenhimmel als Welterbe
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