Samstag, 21. Juni 2014

Der Tag des Weins auf der Wanderreise in die Sächsische Schweiz

Weingut Schloss Proschwitz in Kleinzadel
'Schmuddelwetterprogramm' bestimmt heute unsere Wanderreise in die Sächsische Schweiz(1), also Besichtungsprogramme. Wir beginnen mit einem Besuch des Weingutes Schloss Proschwitz(2) und setzen auf dem Rückweg an die Oberlebe unser Programm mit einem Besuch des Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden(3) fort. Falls sich Fragen einstellen sollten von der Art "Was ist denn in die beiden gefahren, werden sie im Alter reaktionär oder kündigt sich eine Demenz an?", können wir entwarnen. Das Museum bürstet militärtechnische Leistungsschauen und Verherrlichung von Militaria gegen den Strich und  präsentiert in eindrucksvoller Umgebung eine beeindruckende Kulturgeschichte politischer Gewalt. Bei aller Distanz gegenüber plakativen Prädikaten ist der Begriff eines 'Anti-Kriegs-Museum' für diese Einrichtung angemessen. Diashow der Fotoserie




Weingut Schloss Proschwitz

Hauptgebäude im Weingut Schloss Proschwitz
Mit mehr als 90 ha Anbaufläche und mehr als 100 Mitarbeitern ist das Weingut Schloss Proschwitz größter privater Weinerzeuger Sachsens. Als Qualitätserzeuger zählt das Weingut Schloss Proschwitz zu den Spitzenbetrieben des sächsischen Weinbaus(4).
Wir sind für eine jeweils samstags stattfindende einstündige Kellerführung mit kleiner Weinverkostung angemeldet. Außer uns nehmen zwei weitere Besucher an der Führung teil. Eine selbstbewusst auftretrende junge Moderatorin begrüßt uns im Hauptgebäude des Weingutes in einem als 'Refektorium' bezeichneten Raum(5) mit einem Glas 'Edition Meissen Cuvée Alexandra Sekt b.A. brut', bei dem sie uns über die Geschichte des Weingutes und ihre Besitzer informiert. Elbling, Müller-Thurgau und Scheurebe zählen nicht zu den von uns bevorzugten Weinreben, aber die in Flaschengärung gereifte Cuvée vermag zu überzeugen(6).





Kellerführung im Weingut Schloss Proschwitz
Auf unserer ersten Station im Weinkeller besichtigen wir bei einem Glas Müller-Thurgau die Kelteranlagen zur Verarbeitung frischer Trauben und erfahren interessante Details zu Verarbeitungsmethoden des Weingutes. Müller-Thurgau gilt nicht gerade als eine Edeltraube, die große Weine hervorzubringen vermag. Der fruchtig-mineralische Wein präsentiert sich jedoch mit seinem ausgeprägten Apfelaroma und einer betont mineralischen Note sehr gefällig und könnte fast als Weißburgunder durchgehen(7). 







 

Kellerführung im Barrique-Lager
Rotweine des Weinguts werden prinzipiell im Barrique ausgebaut(8). Bei günstigen klimatischen Bedingungen können auf diesem Weg mit guten Produkten, Erfahrung und Fingerspitzengefühl große Weine entstehen, die jedoch für ihre Entwicklung eine mehrjähigere Reifezeit benötigen, aber auch eine lange Lagerzeit tolerieren.
Im Rahmen der Führung verkosten wir keinen Rotwein, sondern Rosé einer Rotwein-Cuvée aus den Sorten Dornfelder, Regent und Spätburgunder(9). Wir sind keine Rosé-Fans, aber die fruchtigen und saftigen Himbeer- und Erdbeeraroman beeindrucken zunächst auch uns. Als fruchtiger Sommerwein kann diese Cuvée überzeugen, aber der Charakter des Weins erscheint uns insgesamt als vordergründig effektheischend, wenn nicht gar 'poppig'. Ein Glas trinken wir gerne. Einkaufen möchten wir den Wein nicht.





Edelstahltanks im Weinkeller Schloss Proschwitz
Auf dem Weg in das Barrique-Lager passieren wir die eindrucksvolle Galerie blinkender Edelstahltanks, in denen Weißweine ausgebaut werden. Diesen Weinen gilt unsere Vorliebe. Unseren Besuch wollen wir natürlich auch für Einkäufe nutzen. Gewächse der 'Ersten Lage' liegen oberhalb von 20 € pro Flasche. Wir bevorzugen Weine der gefälligen Linie 'Gutsweine', deren Einkauf weder finanzielle Akrobatik noch einen knieenden Genuss abverlangt. Allerdings liegen die Preise für Grauburgunder und Sauvignon Blanc auch bereits oberhalb der Schwelle von 10 €. In Anbetracht aller relevanten Sachverhalte halten wir den Preis für gerechtfertigt. Da wir in der Pfalz vergleichbar gute Weine günstiger einkaufen können, erstehen wir nur kleine Mengen. Für völlig gerechtfertigt halten wir den Preis des großartigen roten Balsamicos. 17,50 € für 0,25 l Essig sind zwar ein stolzer Preis, aber wir rechtfertigen uns mit Goethes Aphorismus: "Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu triken."  Wenn Goethe diesen Balsamico gekannt hätte, wäre uns seine Absolution für den Einkauf gewiss.  


Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden

Militärhistorisches Museum Dresden
Ein Post des vergangenen Jahres informiert bereits relativ ausführlich über das Museum(3), so dass wir an dieser Stelle lediglich auf die sehenswerte aktuelle Sonderausstellung 'Krieg und Wahnsinn' aufmerksam machen möchten (6.06.-07.09.2014). Die Ausstellung zeigt die Wahrnehmung von Politik, Krieg und Gewalt in 1840 - 1930 entstandenen Bildern von Patienten psychiatrischer Anstalten. Politischer Wahn, kriegerischer Wahnsinn und individuelle Wahnvorstellungen. Die Ausstellung zeigt Kontexte, behauptet oder bewertet mangels Beweisbarkeit keine Auswirkungen auf individuelle Befindlichkeit. Die Wertung von Stringenz bleibt den Besuchern überlassen. Besucher sind zum kritischen Denken aufgefordert. Nach unserem, nicht maßgeblichen Augenschein eines singulären Besuches, stellen sich nur wenige Besucher dieser Anforderung. Unter den wenigen Besuchern ist uns ein hoher Anteil ausländischer Besucher aufgefallen.





Anmerkungen

(1) Über unsere Wanderungen in der Sächsische Schweiz berichtet der Blog 'wandergluck'.

(2) Unseren letzten Besuch vor 2 Jahren beschreibt der Post vom 25. Oktober 2012: Ausflug zum Weingut und Schloss Proschwitz, nach Meißen und nach Pirna 

(3) Das Museum haben wir im vergangenen Jahr kennengelernt und uns sogleich vorgenommen, bei nächster Geelgenheit zurückzukehren. Post zum Besuch vom 20. September 2013

(4) Der Weinführer 'Eichelmann 2014' wertet das Weingut Schloss Proschwitz und das Weingut Vincenz Richter als die beiden sächsischen Top-Betriebe.
Der 'Gault Millau Weinguide Deutschland 2014' bewertet 3 sächsische Weingüter mit jeweils 3 von maximal 5 Trauben als Spitzenbetriebe: Weingut Schloss Proschwitz, Weingut Klaus Zimmerling (5 ha Anbaufläche) sowie die Weine des Winzers Martin Schwarz, mit 2 ha Anbaufläche kleinster Spitzenerzeuger Sachsens (das Weingut des ehemaligen Kellermeisters von Schloss Proschwitz befindet sich im Aufbau und verfügt über keine eigene Webseite).
Der 'Feinschmecker Guide 900 Weingüter in Deutschland 2104' sieht das Weingut Schloss Proschwitz als führenden Betrieb des sächsischen Weinbaus.

(5) Als 'Refektorium' werden Speisesäle in Klöstern bezeichnet. Der Komplex des Weinguts nutzt jedoch einen ehemaligen Vierseitenhof, weshalb die Bezeichnung blasiert wirkt.

(6) 13,50 € pro Flasche ab Weingut

(7) 2013 Weingut Schloss Proschwitz Müller-Thurgau VDP. Gutswein QbA trocken, 10,50 € pro Flasche ab Weingut

(8) Als Rotweine werden Frühburgunder und Spätburgunder erzeugt. Die Weine werden nach ca. dreijähriger Reifezeit vermarktet und aktuell zum Preis von 25 € und 23 € pro Flasche im Weingut angeboten. 

(9) 2013 Weingut Schloss Proschwitz Rosé VDP. Gutswein QbA trocken, 10,50 € pro Flasche ab Weingut
 
   

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