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Burg Latsch, Hans der Sager, Pfarrkirche |
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Bichlkirche in Latsch |
Eine Kaltfront mit böigem Schauerwetter zieht aktuell über die Alpen.
Die Rückkehr sommerlichen Wanderwetters ist jedoch ab morgen
angekündigt. Ohne Bewegung fühlen wir uns unwohl und starten darum mit
einer erfrischenden Walkingrunde unsere Tagesaktvitäten. Am Nachmittag möchten wir an einem
kulturellen Dorfrundgang in Latsch teilnehmen. "Achtung! Für dieses Event müssen Sie sich vorher anmelden", verkündet die Veranstaltungsseite. Kein Problem, unsere Runde führt ohnehin über
Latsch. "Eine Anmeldung ist nicht erforderlich", erfahren wir im Tourismusbüro, "es reicht, wenn sie einige Minuten vor Beginn die Teilnahmegebühr von 5 € pP entrichten."
Nachmittags finden sich außer uns 2 weitere Deutsche zur Führung ein. Später stoßen noch 2 Italiener hinzu, die dann auch wieder früher gehen. Der Kulturrundgang dauert nämlich deutlich länger als die vorgesehenen 1,5 - 2 Stunden. Dank unseres bestens informierten und sehr unterhaltsamen Guides endet die spannende Führung nach fast 3 Stunden.
Diashow der Fotoserie
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Burg Latsch |
Die Führung startet an
Burg Latsch im Ortszentrum, deren Ursprünge auf das 13. Jh. zurückgehen. Im 14. Jh. fiel die Burg an die Freiherren von Annenberg, in deren Besitz sich auch
Schloss Annenberg befand. Auf
Schloss Annenberg befand sich eine bedeutende Bibliothek, in der sich vermutlich auch eine (von
34 mittelalterlichen) Handschrift des
Nibelungenliedes
aus dem Jahre 1323 befand. Das Geschlecht derer von Annenberg starb 1695 aus. Ihre Burgen fielen an die Grafen Mohr, die auch im Besitz der Burgen
Obermontani sowie
Untermontani am Eingang des
Martelltals waren. 1834 wurde in der Burgruine
Obermontani die erwähnte Original-Handschrift des
Nibelungenliedes gefunden. Das Unikat der
Nibelungen-Handschrift Codex I besitzt die Berliner Staatsbibliothek.
Burg Latsch befindet sich nach wechselvoller Geschichte und Sanierung in der Gegenwart in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
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Bichlkirche |
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'Heiliges Grab' in der Bichlkirche |
Am östlichen Ortsrand von
Latsch befindet sich auf einem Hügel die Kirche
Unsere Liebe Frau auf dem Bühel, 'Bichlkirche' im Volksmund genannt. Die Kirche wurde mehrfach umgebaut, erweitert, den jeweiligen zeitlichen Moden angepasst und besteht daher aus einem kuriosen Stilmix romanischer, gotischer und barocker Architektur. Erstmals geweiht wurde die Kirche 1020. Die Dastellung einer pästlichen
Tiara nährt die unbelegte Vermutung, dass
Heinrich II. (973/078 - 1024) die Kirche gestiftet und der damalige Papst sie geweiht habe. In der Gegenwart dient die Kirche als Abstellraum für barocke Peinlichkeiten, etwa eine figürliche Darstellung der Osterliturgie als
Heiliges Grab im Stil eines Kasperletheaters. Zwischen dem Kirchenplunder ist ein sensationeller Fund ausgestellt.
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Männlicher Statuenmenhir Rrückseite |
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Männlicher Statuenmenhir Vorderseite |
1992 wurde unter einer hölzernen Altarmensa
ein
Statuenmenhir vom Typ Etschtalgruppe entdeckt. Der aus
Vinschger Marmor bestehende Stein ist 107 cm hoch, 77 cm und 12 cm dick. Kopf- und Fußpartie fehlen. Senkrechte Streifen dieser Gruppe von
Menhire werden als Darstellung eines
Fransenmantels gedeutet. Erkennbare Dolche mit dreieckiger Klinge machen wahrscheinlich, dass der
Menhir zwischen 3.300 und 2.000 v. Chr. von Leuten der
Remedello Kultur gefertigt wurde. Neben den für die Etschtalgruppe typischen ikonografischen Elementen
(Girlandengürtel, Axt, Dolch, Stabdolch und Bogen), fallen beim Latscher
Menhir Zierelemente der Lombardischen Gruppe auf (Sonne, Hirsch und
stilisierte menschliche Figuren), wie sie im
Valcamonica und im
Veltlin gefunden wurden. Diese bestätigen Verbindungen zwischen
Vinschgau und nordöstlicher
Lombardei.
1499 hat während des
Schwabenkriegs die
Calvenschlacht
zwischen Eidgenossen und Habsburger Truppen stattgefunden. Am 'Calven', eine Talenge, die das
Münstertal vom
Vinschgau trennt, waren die Bündner überlegen. Habsburger Machtpolitik kostete den Tod von mehr als
5000 Habsburger Soldaten.
Kaiser Maximilian I. soll nach der verlorenen Schlacht geweint haben. Soldatenschicksale dürften ihn kaum berührt haben, eher war es der Machtverlust und seine Kosten. 2000 Tote soll es auch auf Seite der Sieger gegeben haben, die sich ihren Preis abholten. Wikipedia berichtet im Artikel zur
Calvenschlacht:
"Die Bündner plünderten das ganze obere Etschtal bis nach Schlanders
und brannten die Dörfer Mals, Glurns und Laatsch nieder. Alle
männlichen Bewohner über 12 Jahren wurden niedergemacht. Zur Vergeltung
folterten die Tiroler 38 Engadiner Geiseln in Meran zu Tode." Tagelang soll Blut abgeschlachteter Menschen das Wasser der
Etsch rot gefärbt haben. Unerwähnt lässt Wikipedia, dass marodierende Bündner Truppen bis zum Dorf
Latsch vorstießen und u. a. Kirchen des Ortes ausraubten und abfackelten. Im 16. Jh. wurden Latscher Kirchen auf historischer Substanz neu aufgebaut.
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Portal der Spitalkirche von Latsch |
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Flügelaltar von Jörg Lederer in der Spitalkirche |
Im Zentrum von
Latsch beeindruckt in der unauffälligen Spitalkirche zum Heiligen Geist (eine Stiftung der Herren von Annenberg) ein Flügelaltar von
Jörg Lederer
(um 1524). Sehenswert ist auch das von Oswald Furler zum Neuaufbau der Kirche geschaffene gotische Portal in weißem Marmor.
Im Ortszentrum
Latsch befindet sich die Pfarrkirche zu den Heiligen Petrus und Paul, einzige dreischiffige Kirche des
Vinschgaus. Die Kirche zeigt Stilelemente aus der Romanik bis zur Neugotik. Das Hauptportal in weißem Marmor gestaltete Oswald Furler 1524 im gotischen Stil.
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Patronsfiguren St. Peter und St. Paulus |
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Portalfiguren St. Jakobus und St. Johannes |
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Erzengel Michael mit Seelenwaage |
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St. Nikolaus, Latsch |
Am westlichen Rand des Zentrums von
Latsch liegt die vor dem Jahr 1200 als Chorturmkirche errichtete
Kirche St. Nikolaus, die ursprünglich dem Malteserorden gehörte. Später nutzte die Latscher Freiwillige Feuerwehr die Kirche und nahm Umbauten für ihre Zwecke vor. Rückbau und Restaurierung waren mehrmals beabsichtigt, sind aber bisher nicht erfolgt.
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Kapelle St. Anna des Ansitzes Mühlrain |
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Ansitz Mühlrain in Latscg |
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite von St. Nikolaus befindet sich
Ansitz Mühlrain, das 'Rote Schloss'. Graf Kleinhans gelangte als
Feldhauptmann in spanischen Kriegen unter
Philipp II. zu Wohlstand (wie auch immer) und ließ 1580 den Ansitz in der heutigen
Form gestalten. Innen und an der
Außenfront ist das Gebäude mit Fresken versehen. Zum Ansitz gehört die barocke Kapelle St. Anna aus dem 17. Jh., über deren Portal die sog. Wessobrunner
Madonna im Rosenkranz thront.
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