


Die einwöchige Schnupperreise führt uns in eine Landschaft, die wir vor mehr als 40 Jahre schon einmal mit Freunden besucht haben. Unser Standort war damals Lorup, ein Ortsteil der Gemeinde Werlte. Zwei Teilnehmer der Gruppe, u.a. der Autor des Posts, sind mit dem Fahrrad in drei Etappen mit Zwischenübernachtungen in Duisburg und Nordhorn angereist. Vor Ort haben wir täglich als Gruppe Radtouren in der Region unternommen. Radfahren war gestern. Da wir nach wie vor abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaften ohne spektakuläre touristische Hotspots und ohne lange Anreisen bevorzugen, möchten wir herausfinden, ob das Emsland eine interessante Region für spontane Kurzreisen ist. Wenig Glück haben wir mit der Wetterlage und treten daher unsere Rückreise einen Tag früher als geplant an, Samstag, 2.08.2025, aber ab 14.09.2025 setzen wir unsere Exkursionen mit einer Rundreise Friesland, NL - Emsland fort und haben bereits eine Agenda angelegt. Generelle Informationen zur Natur- und Kulturlandschaft des Emslands beschreibt der Post: Emsland-Exkursionen: Moorlandschaft
Informationen zum Standort Sögel
Unser Standort für eine Woche ist die sympathische kleinstädtische Gemeinde Sögel am Südrand des Geestrückens Hümmling in waldreicher Umgebung. Per 31. Dezember 2024 hat Sögel 7.718 Einwohner. Der Gemeindeverband Samtgemeinde Sögel hat 16.869 Einwohner und ist flächenmäßig die größte Gemeinde des Emslands.
Als Unterkunft nutzen wir ein mit 3 Sternen zertifiziertes Ferienhaus in einer locker bebauten ruhigen Ferienhaussiedlung nahe der barocken Schlossanlage Clemenswerth, ein ehemaliges Jagdschloss des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August I. von Bayern. Das ca. 40-50 Jahre alte Ferienhaus ist mehr als vollständig ausgestattet, weniger wäre hier mehr. Teile der Ausstattung sind in die Jahre gekommen, was insbesondere für die Kücheneinrichtung gilt.
Reisetagebuch 27.08.-1.09.2025 in absteigender Chronologie
01.08.2025: Kulturausflug im Emsland
Unseren Ausflug auf dem nördlichen Teil des Geestrückens Hümmling begleitet wie an Tagen zuvor schottisches Wetter, bei dem überraschend einsetztende Starkregengüsse mit sonnigen Phasen wechseln. Wir haben Glück und bleiben bei Aufenthalten im Freien meistens trocken.
Wochenmarkt in Sögel


Kulturdenkmäler der Hümmlinggemeinde Börger - Fotoserie
Wie weit die Geschichte der Gemeinde Börger in dieser dünn besiedelten Region zurückreicht, weiß niemand genau zu sagen, aber aufgrund eines als Esch bezeichneten fruchtbaren Ackerlands (Eschflur) sind in der Region prähistorische Besiedlungsspuren zu finden, von denen wir mehrere besuchen. Der rührige Heimatverein Börger dokumentiert in seinem Portal auf der Seite Börger Geschichte spekulative historische Informationen. Die älteste schriftliche Erwähnung als Siedlung Burgiri mit 16 Höfen stammt aus dem Jahr 854 und wird altsäschisch als Birkenhöhe gedeutet. Laut einer mündlichen Überlieferung soll Karl der Große 16 friesische Erbhofbesitzer per Freibrief mit Rechten „als freie Bürger (= Börger) des Sachsenlandes“ ausgestattet haben. In der Gegenwart hat Börger ca. 2.900 Einwohner und eine nur bescheidene gastronomische Infrastruktur.
Das Portal des Heimatvereins beschreibt die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Ortes sowie auf der Seite Steindenkmale aus der Jungsteinzeit jungsteinzeitliche Relikte der Trichterbercherkultur sowie den noch sehr vielen älteren legendären Findling Opferstein.
Im Rahmen unseres Besuchs besichtigen wir das relativ gut erhaltene Ganggrab Steenhus von Börger sowie Reste des Großsteingrabs Börger III auf dem Voagelbarg (Nr. 819 und 820 der Sprockhoff-Liste) und den Opferstein. Laut einer am Opferstein angebrachten Tafel haben Gletscher der Saale Kaltzeit den mit Legenden geschmückten Findling aus Südschweden nach Börger transportiert.
Vom Rand des Dorfs könnten wir auf dem Hümmling-Pfad Wacholderpatt eine durch einen Wacholderhain führende Wanderung unternehmen, den eine Seite des Heimatvereins detailliert beschreibt: Wanderweg II. Der Weg darf aber nur ab Freitag, 14:00 Uhr, bis Sonntag begangen werden. Die Route führt nämlich durch den militärischen Schießplatz Meppen, den die Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition WTD 91 organisiert. (Details zur Geschichte und zum Betrieb beschreibt ein Eintrag in Wikipedia: Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition). Das Naturschutzgebiet Tinner Dose - Sprakeler Heide liegt vollständig in dem militärischen Gelände.
Wir haben Freitag, 12:30 Uhr, und respektieren das Verbot, aber ein paar Eindrücke wollen wir mitnehmen. 2 km in Richtung Neubörger erreichen wir einen Parkplatz, bei dem der Wanderweg die Straße kreuzt. Wir beschließen, dass der Weg bis zum Wacholderhain nicht im Sperrgebiet liegt und folgen ab Parkplatz dem Wanderweg. Nach 400 m Weg treffen wir auf einen rekonstruierten historischen Schafstall (Ubben-Schafstall) aus dem 19. Jahrhundert, der als Kulturdenkmal zu den Sehenswürdigkeiten der Region zählt. Weil Schafe und Ziegen die Landschaft erodieren, wurden ab dem Mittelalter Herden abseits der Dörfer in sogenannten Schafdörfern der Börger Mark gehalten und zum Schutz der Tiere Schafbaue errichtet. Zusammenhänge beschreibt die Seite Schafdörfer in der Börger Mark des Heimatvereins. Der Wacholderhain steht als Kulturdenkmal unter Naturschutz. Dieser und weitere Wacholderhaine der Region konnten entstehen, weil Ziegen junge Triebe von Bäumen verbeißen, aber Wacholder verschmähen.

"Hölle im Moor" - Gedenkstätte Esterwegen - Fotoserie - Flyer: Gedenkstätte Esterwegen
Gegenüber dem Eingang zum Besucherzentrum der Gedenkstätte Esterwegen führt eine Stahlrampe zum Moor-Info-Pfad des Hochmoors Kuhdammoor in der Esterweger Dose. Im Kuhdammoor wurden Häftlinge der Haftanstalt Esterwegen unter prekären Bedingungen als Zwangsarbeiter
für die Entwässerung des Moors eingesetzt. Inzwischen sind Moorflächen
wiedervernässt und unter Naturschutzgebiet gestellt.
Teile des Moor-Info-Pfads sind aktuell nach einem Moorbrand gesperrt. Wahrscheinlich handelt es sich um den Moorbrand in der Esterweger Dose von Mai 2019. Über neuere Brände sind im Internet keine Hinweise zu finden. Erst im September 2018 hatte sich durch Raketentests der Bundeswehr auf dem Gelände der WTD 91 im Naturschutzgebiet Tinner Dose - Sprakeler Heide ein über zwei Wochen wütender Moorbrand ereignet, der 1000 ha Moor vernichtete und 637.000 Tonnen CO2 freisetzte, obwohl bis zu 17.000 Helfer im Einsatz waren (Wikipedia: Moorbrand im Emsland 2018 - NDR: Moorbrand bei Meppen: Bundeswehr löst Großfeuer aus). Das Landgericht Osnarbrück lehnte im Januar 2025 eine Anklage mit der dubiosen Begründung ab, dass Angehörigen der Bundeswehr nicht fahrlässig gehandelt hätten und ihnen daher kein strafrechtlich relevantes Verhalten vorzuwerfen sei (NDR: Moorbrand in Meppen: Kein Prozess am Landgericht Osnarbrück).
Während
der NS-Zeit bestanden im Emsland 15 Konzentrations-, Straf- und
Kriegsgefangenenlager (Emslandlager), in denen 200.000 Menschen lebten,
von denen 30.000 starben. Da nur wenige Belege erhalten sind, beruhen Zahlen teilweise auf Schätzungen und varrieren je nach Quelle. Von den meisten Lagern sind keine Spuren
erhalten. Im Oktober 2011 wurde die Gedenkstätte Esterwegen
als zentraler Erinnerungsort für alle 15 Lager und ihre Opfer eröffnet. Einen historischen Überblick zur
Gedenkstätte vermittelt der Wikipedia-Eintrag Gedenkstätte Esterwegen.
Ein
Beitrag des NDR erinnert an die Hölle im Moor.
Das
Hauptgebäude der Gedenkstätte Esterwegen enthält neben
Service-Einrichtungen zwei große Ausstellungsräume. Trotz
'Museumswetter' und freiem Eintritt ist öffentliches Interesse an der
Gedenkstätte heute gering. Gegen 11:00 Uhr sind wir die einzigen
Besucher. Während
unseres Rundgangs treffen acht weitere Besucher ein, keiner
jünger als 60 Jahre. Allerdings besuchen wir die Gedenkstätte in
Ferienzeiten. Zu Schulzeiten sind Besuche der Gedenkstätte im Emsland
obligatorisch.
Eine der beiden Dauererstellungen dokumentiert das Lagerleben. Im Lager Esterwegen waren gleichzeitig bis zu 2.000 überwiegend
politische Häftlinge (u.a. der Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky) und auch Strafgefangene und Kriegsgefangene inhaftiert. Im Lager Esterwegen und seinen Außenlagern starben ca. 2.500 Gefangene, darunter
1.600 überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, an Folgen von Hunger, Erschöpfung, Krankheiten, körperlicher Misshandlung oder wurden "auf der Flucht
erschossen". Genaue Zahlen sind nicht
bekannt.
Seit August 2024 besteht eine weitere Dauerausstellung "Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat". Die Rolle der Polizei als Stütze des NS-Staats und die Beteiligung der Polizei am Holocaust blieben lange unbeachtet und werden erst seit jüngerer Zeit erforscht und dokumentiert.
Das Außengelände bestand aus den getrennten Bereichen für Lagerpersonal und für Häftlinge. Von 1963 bis 2001 nutzte die Bundeswehr das Lagergelände aas Depot und hat historische Spuren beseitigt. In der Gegenwart führt ein Besuchersteg aus Stahl in das Empfangsgebäude und hinaus in das Außengelände, in dem Stahlplatten Außenmauern, Tore und Wachtürme symbolisieren. Im Bereich des ehemaligen Häftlingslagers markieren Bauminseln die Standorte der Häftlingsbaracken. Eine Überschotterung des Geländes mit Lava symbolisiert das Moor.
Bereits vor Entstehung der Gedenkstätte hat das Bistum Osnarbrück in dem Gelände 2007 das Kloster Esterwegen engerichtet. Im Kloster leben drei Mauritzer Franziskanerinnen (Konvent). Benannt ist der Orden nach St. Mauritz bei Münster. Gegründet wurde die Ordensgemeinschaft 1844 als Krankenpflegeorden. In der Gegenwart sind die Mitglieder seelsorgerisch tätig. Laut Wikipedia (Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus) hat die Ordensprovinz in Deutschland 350 Mittglieder. Zuletzt trat 1990 eine Novizin in den Orden ein.
31.07.2025: Spaziergang in Sögel - Fotoserie
Über Mittag nutzen wir ein trockenes und sonnige Wetterfenster für einen Spaziergang in Sögel. Das Ferienhaus, in dem wir aktuell wohnen, liegt in fußläufiger Entfernung zum Schloss Clemenswerth, ein Jagdschloss des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Clemens August I. von Bayern aus dem Haus Wittelsbach. In der Gegenwart wird die Schlossanlage Clemenswerth als kunst- und
kulturgeschichliches Museum und Ausstellungsort für zeitgenössische
Kunst genutzt. In Sommermonaten finden im Garten der Schlossanlage Feste
statt. Im Marstall Clemenswerth betreibt die Diözese Osnarbrück eine katholische Jugendbildungsstätte. Nach ausführlicher Besichtigung der Schlossanlage führt unser Spaziergang durch das Zentrum von Sögel zurück zum Ferienhaus. Am Nachmittag regnet es erneut ergiebig.
Anmerkungen zu Clemens August und der Schlossanlage
Clemens August war Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches sowie Landesherr des zugehörigen Erzstiftes, Fürstbischof von Paderborn und Münster, Hildesheim, Osnabrück, Regensburg, Hochmeister des Deutschen Ordens und Propst von Altötting. Clemens August eiferte als schillernder Lebemann dem Sonnenkönig Ludwigs XIV. nach und ist im Raum Köln vor allem wegen seiner Brühler Residenz Schlösser Augustburg und Falkenlust bekannt. Der Wikipedia-Eintrag zu Clemens August von Bayern beschreibt das Hofleben:
Das Leben am Kurkölner Hof wurde, dem Bedeutungsverlust des Zeremoniells zum Trotz, von Zeitgenossen als extrem kostspielig beurteilt. Es lässt sich in publikumsbezogene, prachtvolle Repräsentation und intimere Lustbarkeiten unterteilen. Der Teilnehmerkreis weitete sich bei größeren Hoffestlichkeiten, wie Maskenbällen und Theatervorführungen, aus und umfasste nicht mehr ausschließlich den Adel, sondern zunehmend auch das gehobene Bürgertum. Ein noch regelmäßig stattfindendes Zeremoniell war das öffentliche Speisen des Kurfürsten an besonderen Feiertagen. Ehrbare Personen durften von der Galerie des Speisesaales des Bonner oder des Brühler Schlosses aus verfolgen, wie Clemens August von den Inhabern hoher Hofämter bedient wurde. Hierzu spielte die Hofkapelle Tafelmusik.
An seinem Hof gab es überaus prachtvolle Bälle und Feste. Auch wurden Schauspiele, Opern und Komödien gezeigt. Dazu warb er deutsche, aber auch französische und italienische Ensembles an. Häufig führten auch die Angehörigen des Hofes Stücke auf, bisweilen trat Clemens August selbst dabei auf. Der Kurfürst spielte außerdem Viola da gamba.
Am Hof spielten vornehme Damen eine wichtige Rolle. Viele von diesen versuchten dabei eigenen Interessen nachzugehen oder dienten als Agenten fremder Fürsten. Der Kurfürst hatte zahlreiche Affären. Darunter waren Beziehungen zur Gräfin Seinsheim, der Fürstin von Nassau-Siegen oder der Luise von Brandt. Daneben hatte er auch Beziehungen mit weniger hochgestellten Frauen. Er zeugte mit der Bonner Harfenistin Mechthild Brion seine Tochter Anna Maria, die später geadelt wurde (Anna Maria zu Löwenfeld (1735–1783)).
An seinem Hof gab es überaus prachtvolle Bälle und Feste. Auch wurden Schauspiele, Opern und Komödien gezeigt. Dazu warb er deutsche, aber auch französische und italienische Ensembles an. Häufig führten auch die Angehörigen des Hofes Stücke auf, bisweilen trat Clemens August selbst dabei auf. Der Kurfürst spielte außerdem Viola da gamba.
Am Hof spielten vornehme Damen eine wichtige Rolle. Viele von diesen versuchten dabei eigenen Interessen nachzugehen oder dienten als Agenten fremder Fürsten. Der Kurfürst hatte zahlreiche Affären. Darunter waren Beziehungen zur Gräfin Seinsheim, der Fürstin von Nassau-Siegen oder der Luise von Brandt. Daneben hatte er auch Beziehungen mit weniger hochgestellten Frauen. Er zeugte mit der Bonner Harfenistin Mechthild Brion seine Tochter Anna Maria, die später geadelt wurde (Anna Maria zu Löwenfeld (1735–1783)).
Bühne des Hoflebens bildeten zahlreiche von Clemens August veranlasste Neubauten und Umbauten von Schlössern. Clemens August war passionierter Jäger. Seine standesgemäße Unterbringung erforderte mehrere Jagdschlösser. Auf dem Hümmling verbrachte Clemens August jährlich mehrere Jagdwochen und ließ zu diesem Zweck 1737-1747 das Schloss Clemenswerth nach einem Entwurf von Johann Conrad Schlaun errichten. Die Schlossanlage ist sternförmig angelegt. Im Zentrum befindet sich der Zentralpavillon des Kurfürsten, der von acht kleineren Pavillons umgeben ist. Sieben Pavillons waren für Gäste vorgesehen. Ein Pavillon diente als Kapelle. Clemens August war nicht nur Lebemann und Jäger, sondern auch ein von barocker Volksfrömmigkeit geprägter tief religiöser Mensch und für seine Marienverehrung bekannt (Portal Rheinische Geschichte: Clemens August von Bayern). Widersprüchlichkeit dieser Haltung war zu dieser Zeit offensichtlich unbekannt oder unbedeutend. Das gilt auch für die Grablege von Clemens August in der erzbischöflichen Krypta des Kölner Doms. Entsprechend damals üblicher Bestattung von Fürsten wurde sein Herz nach Altötting in die dortige Gnadenkapelle gebracht. Eingeweide ruhen in St. Remigius zu Bonn, Gehirn, Augen und Zunge in der Bonner Kapuzinergruft.
30.07.2025: Naturschutzgebiet Theikenmeer - Fotoserie
Das Naturschutzgebiet Theikenmeer bei Werlte umfasst den als Schlatt bezeichneten eiszeitlichen Heidesee Theikenmeer des Hochmoors Wehmer Dose. Durch das Gelände führt der Hümmling-Pfad Theikenmeer-Runde, den wir dank optimistisch stimmender Wetterlage heute gehen möchten. Am Start der Wanderrunde informiert die Natur- und Geoparkstation Theikenmeer des NABU über das Projekt. Im Internet stellt eine Seite der NABU-Stiftung das Projekt vor: Das Theikenmeer. Obwohl das Gebiet seit 1937 unter Naturschutz steht, war es durch Entwässerung, Einschwemmen von Gülle aus benachbarten Ackerflächen und Torfabbau nahezu vollständig zerstört. Mitte der 1970er Jahre waren Wasserflächen verlandet und Moorflächen mit Birken zugewachsen. Durch die Initiative von Naturschützern wurde die illegale Entwässerung gestoppt und der See durch Staumaßnahmen wiedervernässt.
An der attraktiven Wanderrunde liegen mehrere Aussichtsstationen. Wir gehen nur bis zu der ersten dieser Stationen und kehren von dort um. Inzwischen ziehen nämlich wieder Regenwolken auf. Der Regen erreicht uns am Ende des Rückwegs.
29.07.2025: Kulturausflug zum Emsland Moormuseum - Fotoserie
Das Emsland Moormuseum liegt im Süden des bis in die Niederlande reichenden Bourtanger Moors bei Groß Hesepe, ein Ortsteil der Gemeinde Geeste und gilt als größtes Moormuseum Europas und grenzt an das zum Internationalen Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen gehörende Naturschutzgebiet Geestmoor. Das Bourtanger Moor war das größte Moorgebiet in West- und Mitteleuropa. Entwässerung für landwirtschaftliche Nutzung und industrielle Abtorfung haben das Moor weitgehend abgebaut. In der Gegenwart finden Bemühungen zum Erhalt des Moors und zur Renaturierung statt. Der grenzüberschreitende Internationale Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen entstand 2006 mit 140 km² Fläche. Angemerkt sei, dass Moore hocheffiziente CO₂-Speicher sind. Lobenswert ist die informative Internetseite des Museums: Moormuseum
Das Emsland Moormuseum gibt einen umfassenden Überblick zur Kultivierung des Bourtanger Moores. Multimediale Ausstellungen in zwei Hallen und ein großes Außengelände zeigen die Natur- und Kulturgeschichte des Moores von der Prähistorie über die Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Halle 1 dokumentiert die Geschichte des Moors. Halle 2 stellt historische Technik für Arbeiten im Moor aus. Das beeindruckendste Schaustück des Museums ist der von der Firma Ottomeyer in Bad Pyrmont entwickelte Dampfpflug Mammut, weltweit größter Pflug, der von vier jeweils 500 PS leistenden Dampflokomotiven gezogen wurde und von einer Mannschaft bedient wurde. In den 1950er Jahren verhalf der Tiefpflug zur Umwandlung riesiger Hochmoor-Flächen in Ackerland. Im Kinoraum der Halle 1 zeigt ein Film historische Bilder dieser Zeit. Das renaturierte Außengelände macht die Landschaft anschaulich. Der Wechsel von Innenbereichen und Außenanlagen verschont uns von teilweise kräftigen Regenschauern.
Unser Besuch des Museums endet mit weiteren Highlights. Das Museum-Café bietet als besondere Spezialitäten Buchenweizenpfannkuchen und Bratwurst vom Bunten Bentheimer Schwein aus biologischer Haltung an. Die Schweine werden auf einem Siedlerhof im Museumsgelände gezüchtet. Buchweizen ist weltweit verbreitet und wurde im Hümmling auf abgetorften Flächen des Hochmoors angebaut. Obwohl der Name Getreide suggeriert, handelt es sich um ein zu Knöterichgewächsen zählendes Pseudogetreide. Körner werden als Graupen, Grütze, Grieß oder als Mehl verarbeitet. Auf dem Hümmling war Buchweizen im Unterschied zum übrigen Deutschland ein typisches mit süßer oder herber Beilage verwendetes Nahrungsmittel. Heutzutage sind selbst auf dem Hümmling Buchweizengerichte selten. Diese Chance nutzen wir natürlich. Als zweite Option nutzen wir eine als Currywurst angebotene Bratwurst vom Bunten Bentheimer Schwein aus biologisch zertifizierter Haltung. Die Rasse beeindruckt mit hoher Fleischqualität, aber wegen des hohen Fettanteils war das Fleisch nicht mehr nachgefragt, sodass die Rasse fast ausstarb. Inzwischen wird das Fleisch wieder in der gehobenen Gastronomie und zur Herstellung von Premium-Lebensmitteln genutzt.
28.07.2025: Einkäufe und Besuch des jüdischen Friedhofs - Fotoserie



Heute müssen wir unseren Küchenhaushalt versorgen. Wir starten zu Fuß am Ferienhaus und gehen nicht auf kurzem Weg in den Ort, sondern mit einem Schlenker zum jüdischen Friedhof in 1,2 km Entfernung. Am Friedhofstor kehren wir um, weil es verschlossen ist. Am nächsten Tag fragen wir im Tourismusbüro, ob der Besuch möglich ist und erfahren, dass lediglich das Tor klemmt. Der 2. Versuch ist am 29.07. erfolgreich.
Wie überall in Deutschland wurde auch dieser Friedhof während der NS-Zeit, aber auch nach dem 2. Weltkrieg noch zweimal geschändet und zerstört. In den 1950er Jahren wurde der Friedhof instand gesetzt. Für die Pflege der Anlage ist die Gemeinde Sögel verantwortlich, die aber kein deutliches Engagement zeigt. Der Friedhof wirkt ungepflegt. Auf dem Friedhof sind laut Wikipedia 86 Grabsteine aufgestellt. Wir haben nicht nachgezählt, aber wahrscheinlich ist diese Angabe falsch. Vielleicht handelt es sich um einen Zahlendreher. Mehr Engagement als die Gemeinde Sögel hat eine Schülergruppe des Gymnasiums Werlte entwickelt. Die von den Schülern eingerichtete Seite Jüdisches Leben in Sögel dokumentiert 68 historische Grabsteine. Der älteste Grabstein ist aus dem Jahr 1835. Aus jüngerer Zeit sind mehrere Grabsteine hinzugekommen. Laut Wikipedia stammt der jüngste Grabstein aus 1986. Wir haben mehrere jüngere Grabsteine angetroffen. Der jüngste Grabstein gedenkt der am 25.04.2012 verstorbenen Gitta Grünberg, Ehefrau des 2004 verstorbenen Sögeler Juden Lous Grünberg, der in der gleichen Grabstelle bestattet ist.
27.07.2025: Anreise und Ankunft - Fotoserie



Abgesehen von einigen kräftigen Regenschauern verläuft die Anreise verkehrstechnisch entspannt. Für die gesamte Woche unseres Aufenthalts in Sögel sind tägliche Regenschauer und eine nicht über 20 Grad reichende Tagestemperatur angekündigt. Wir haben uns wanderfreundliches Wetter vorgestellt, aber unter diesen Bedingungen werden wir eher unseren kulturellen Interessen nachgehen.
Unsere Beurteilung des gebuchten Ferienhauses Waldwiese zerfällt in mehrere Teile:
- Die Lage des Ferienhauses ist gut. Das Haus selbst und die Wohnung sind o.k., mehr aber auch nicht. Verlieben können wir uns in diese Wohnung nicht. Loben können wir die schnelle und stabile Internetverbindung.
- Der Ort Sögel wirkt auf uns sympathisch und die Umgebung des Naturparks Hümmling ist attraktiv. Das sind natürlich subjektive Wertungen.
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