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Blick vom Bergfried auf Schlosshof, Wehrgang und Meran |
Das unbeständige Wetter hält seit 5 Tagen an, so dass wir nach vielen Jahren wieder einmal einen Ausflug nach
Meran unternehmen.
In
Meran halten wir uns nicht lange auf und gehen bald weiter in Richtung
Dorf Tirol zum
Schloss Tirol (tatsächlich kein Schloss, sondern eine Burg), das wir nach 30 Jahren Südtirol-Reisen heute zum ersten Mal besichtigen wollen. Nach einer extrem wechselvollen Geschichte und umfangreichen Restaurierungen über 5 Jahre wird die Burganlage seit dem Jahr 2003 vom
Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte genutzt.
Diashow der Fotoserie
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Schloss Tirol, Brunnenburg, St. Peter, Schloss Thurnstein |
Zum geradezu sensationellen Preis von 2,63 € pP und Strecke lassen wir uns von der Vinschger Bahn nach
Meran
transportieren. (Wer den undurchsichtigen Tarifdschungel öffentlicher Verkehrsmittel in Köln mühevoll durchdringt, findet ein vergleichbares Regio-Ticket zum Preis von 7,40 €!) Während der
Bahnfahrt verheißen tiefe, dunkle Wolken schweres Wetter, aber in
Meran bleibt es trocken und die Sonne blinzelt sogar hin und wieder durch Wolkenlücken.
Vom Zentrum Merans führt der gut ausgebaute, aussichtsreiche
Panoramaweg nach
Dorf Tirol. Gehbehinderte können 280 m des Höhenunterschiedes zwischen
Meran und
Dorf Tirol mit einem Sessellift überwinden. Kurz vor dem Ortszentrum
Dorf Tirol zweigt der Schlossweg ab (20-30 Minuten Gehzeit ab Dorf Tirol), von dem wir auf
Schloss Tirol,
Brunnenburg,
Schloss Thurnstein,
St. Peter-Gratsch blicken und weit in den unteren Vinschgau schauen.
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Schloss Tirol |
Je näher wir an
Schloss Tirol kommen, desto mehr werden wir auf sog.
'Erdpyramiden' in der Umgebung der Burg aufmerksam. Ähnlichen, durch Erosion entstandenen geologischen Formationen, sind wir im Südwesten der USA häufig begegnet, wo sie als
'Hoodoos' bezeichnet werden.
Nach ca. 1,5 Stunden Gehzeit erreichen wir
Schloss Tirol. Erfreulicherweise hält sich der befürchtete starke Andrang in erträglichen Grenzen. Der Fußweg scheint abschreckend zu wirken. Wir erstehen ein Ticket für 7 € pP (ohne Führung) und lassen uns von der Geschichte dieser Anlage einfangen.
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Fenster im Schloss Tirol |
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Tiermotive im Schloss Tirol |
Archäologische Funde belegen, dass der Burghügel ein prähistorischer Siedlungsplatz ist. Bereits vor dem Jahr 1100 entstand die erste Burganlage. Die Grafen des Vinschgaus wollten sich zwischen
Wittelsbachern und
Habsburgern als dritte Macht in Zentraleuropa etablieren und nach der Krone greifen. Die Grafen hatten nicht nur eine Vision, sondern auch eine Strategie. Ab dem Jahr 1140 nannten sie sich Grafen von Tirol, entwickelten die Burg zu einem Symbol ihres Machtanspruches und vergrößerten Macht und Einfluss mit geschickter Heiratspolitik. Den Höhepunkt seiner Blüte erlebte Tirol unter
Graf Meinhard II., der die Burganlage erneut erweitern ließ. Sex, Crime und Intrigen zermübten
Margarete von Tirol so weit, dass sie 1363 Tirol unter dubiosen Umständen an
Rudolf IV. von Habsburg übergab(*). Die goldene Zeit Tirols ging zu Ende und das Schloss verfiel. Wir
besuchen heute eine rekonstruierte Burg, die nicht mit der Architektur des 14. Jahrhunderts identisch ist. Bei genauer Betrachtung sind jedoch viele originale
Details zu finden.
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Kurhaus von Meran an der Passerpromenade |
Meran, die ehemalige Hauptstadt der Grafschaft Tirols, erwachte im 19. Jahrhundert zu einer neuer Blüte als Kurort. Einige Eindrücke dieser Historie vermittelt unser Rückweg über die Passerpromenade durch
Meran.
(*) Der Spottname 'Margarete Maultausch' beruht wahrscheinlich auf
verleumderischer Gegenpropaganda und nicht auf äußeren Schönheitsmakeln.
Die Ausstellung
'1363 - Tatort Tirol' auf
Schloss Runkel beleuchtet
historische Kontexte der Übergabe Tirols.
(Ausstellungsflyer im PDF-Format)
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