Samstag, 3. Mai 2014

Landmarke Tiger & Turtle, Avantgardekunst im Hafenmilieu und industrielle Parklandschaft auf der Route der Industriekultur

Landmarke Tiger & Turtles im Angerpark Duisburg
Unser Programm auf der Route der Industriekultur sieht heute 3 Stationen im Raum Duisburg vor. Die ehemalige Industriemetropole des Ruhrgebietes galt in den 50er Jahren als reichste Stadt Deutschlands. Der tiefgreifende Strukturwandel des Ruhrgebietes trifft seine Kommunen unvorbereitet. Duisburg fällt besonders tief und gilt inzwischen mit einer hohen Arbeitslosenquote als eine der ärmsten Städte Deutschlands. Trotz zahlreicher Brachen und Ruinenlandschaften erkennen wir Aufbruchstimmung auf unserer heutigen Tour durch das 'Revier'.  Renaturierte Haldenlandschaften, Landschaftsparks stillgelegter Industriekomplexe und umgewidmete Hafenregionen bieten im positiven Sinn überraschende Ausblicke, Einblicke und Perspektiven. Das 'Projekt Zukunft' nimmt im Ruhrgebiet Fahrt auf.





Landmarke Tiger & Turtles im Angerpark Duisburg (Diashow der Fotoserie)

Ausblick von der Landmarke Tiger & Turtles
Ziel unserer ersten Etappe ist die im November 2011 eröffnete, begehbare Großskulptur 'Tiger & Turtle - Magic Mountain' auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe (benannt nach einem Duisburger Heimatforscher) im Angerpark Duisburg, ein Deoponiegelände der ehemaligen Zinkhütte 'MHD Sudamin GmbH Metallhütte Duisburg', die im August 2005 stillgelegt wurde. Das einer Achterbahn nachempfundene 20 m hohe Konstrukt ist bis auf zwei Loopings begehbar und bietet bei günstigem Wetter auf der 35 m über das Gelände aufsteigenden Halde weite Ausblicke über die Industrielandschaft des Ruhrgebietes. Am Morgen dieses Sonntags sind Wetter- und Sichtbedingungen optimal.
Zeitbedarf der Besichtigung: 0,75 - 1 Stunde





Museum Küppersmühle im Innenhafen Duisburg (Diashow der Fotoserie)

Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen
Am Ziel der zweiten Etappe gehen unsere Eindrücke weit über unsere Erwartungen hinaus. Der umgestaltete und wiederbelebte Duisburger Innenhafen präsentiert sich als Schmückstück. Ein Juwel dieser Umgebung ist das in einer ehemaligen Getreidemühle eingerichtete 'Museum Küppersmühle für Moderne Kunst'. Unsere Begeisterung für die Kulturszene im Innenhafen erreicht mit der aktuellen Ausstellung des Museums ihren Höhepunkt. Die Retrospektive zum 100. Geburtstag von K. O. Götz ist persönliches Highlight dieser Exkursion. Unsere Eindrücke motivieren einen separaten Post, der neben der Sonderaustellung auch das Museum in der Hafenumgebung würdigt: 'Wiederentdeckung von K. O. Götz - Retrospektive zum 100. Geburtstag im Museum Küppersmühle des Duisburger Innenhafens'





Umwidmung eines Hüttenwerks zum Landschaftspark Duisburg-Nord (Diashow der Fotoserie)

Landschaftspark Duisburg-Nord
Das 1902 in Betrieb genommene und 1985 stillgelegte Hüttenwerk Meiderich wurde im Zeitraum 1990-1999 umgestaltet und neuen Nutzungskonzepten zugänglich gemacht. So betreibt beispielsweise der Duisburger Alpenverein einen Klettergarten in den ehemaligen Erzbunkern und ein Tauchverein eine Tauchschule in einem Gasometer. Für Großveranstaltungen wird die Kraftzentrale genutzt, während in der Gebläsehalle Kongresse oder Konzerte stattfinden. 
Seit 1994 ist der Landschaftspark Duisburg-Nord öffentlich zugänglich und bildet mittlerweile einen Ankerpunkte der Europäischen Route der Industriekultur sowie der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet. Auszeichnungen, wie die Grande Medaille d´Urbanisme 2001, der Play & Leisure Award 2004, der EDRA Places Award 2005, der Green Good Design Award 2009, bestätigen die herausragende Bedeutung dieses Landschaftsarchitektur-Proektes. Grau bleibt alle Theorie, ehe wir uns nicht vor Ort ein eigenes Bild gemacht haben.




Currywurst suf der Außenterrasse des Hauptschalthauses
Der Besuch ist kostenlos und weite Teile des Geländes sind frei zugänglich. Wir ziehen die Teilnahme an einer Führung mit 1 3/4 Stunden Dauer vor, die an Wochenenden und Feiertagen zum Preis von 9 € pro Person angeboten wird. Bis zum Beginn der Führung bleibt Zeit für einen Imbiss. Im Außenbereich des zum Bistro umgebauten  ehemaligen Hauptschalthauses finden wir einen sonnigen Platz. Currywurst ist das Kultgericht des Ruhrgebietes und fehlt natürlich auch hier nicht auf der Karte. Das Angebot kann sich sehen und schmecken lassen.









Führer vor Torpedopfannenwagen für flüssiges Roheisen
Unser Guide ist ein alter Haudegen, der bis zur Werksschließung tätig war (als Gießer, schließen wir aus seinen Erklärungen) und auf 35 Jahre Berufserfahrung in dem Werk zurückblickt. Einen sachkundigeren und unterhaltsameren Führer können wir uns kaum vorstellen. 
Während des Gangs über verschiedene Stationen des Werksgeländes erfahren wir Details über die Funktionen von Aufbauten und der mit ihnen verbundenen Arbeitsprozesse sowie über Bedingungen und Erfahrungen der in ihr arbeitenden Menschen.









Aussicht vom Hochofen 5
Höhepunkt der Führung ist zum Abschluss die Besichtigung des Hochofens 5, der bis zur Stilllegung des Werkes in Betrieb war. Umbauten haben den Hochofen für Besucher frei begehbar gemacht. Eine Aussichtsplattform im Bereich der Glockenhebelbelbühne, von der der Ofen befüllt wurde, bietet bei entsprechendem Wetter weite Ausblicke über das Ruhrgebiet. Die Sichtbedingungen sind heute exzellent.
In der Gießhalle läuft unser Guide zu großer Form auf. Seine plastische Beschreibung vor Ort macht in Verbindung mit der Vorführung von Werkzeugen (siehe nacholgendes Video) und Maschinen den Hochofenabstich nacherlebbar.
Insgesamt 2 Stunden anschaulicher Führung haben uns heute zumindest eine Ahnung dieser Arbeitswelt vermittelt. Die Gruppe bedankt sich bei ihrem Guide mit kräftigem Applaus.




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