|
Marktplatz Quedlinburg |
Die ehemalige
Königspfalz (10. bis 12. Jahrhundert)
Quedlinburg am nördlichen Rand des
Harzes bewahrt ein reiches kulturelles Erbe(1).
Quedlinburg steht als Flächendenkmal mit 1.300 Fachwerkhäusern aus 6 Jahrhunderten seit 1994 auf der
UNESCO-Liste des
Weltkulturerbes. Den überfälligen Besuch der Stadt realisieren wir endlich im Mai diesen Jahres und erkunden dabei natürlich auch Wanderoptionen in der Umgebung(2). Unterkünfte im Bereich der Altstadt gefallen uns nicht, weshalb wir uns für ein ca. 10 km entferntes Quartier entscheiden. Reiseziel und Unterkunft erweisen sich als eine glückliche Wahl, die auf Wiederholung drängt. Für das nächste Jahr haben wir erneut reserviert.
Diashow der Fotoserie
|
Schlossberg in Quedlinburg mit Stiftskirche St. Servatii |
Die mittelalterlichen Ursprünge der Stadt liegen auf dem
Schlossberg, ein prähistorischer Siedlungsplatz. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts ließ der ostfränkische
König Heinrich I. auf dem exponierten Sandsteinfelsen eine
Pfalz errichten und machte
Quedlinburg zu seinem zentralen
Memorialort, an dem er 938 bestattet wurde. Während die profanen Gebäude der Burganlage nur mit ihrer Schlichtheit beeindrucken, dokumentiert die an Stelle der ehemaligen Pfalzkapelle im 11. Jahrhundert errichtete
Stiftskirche St. Servatius die historische Bedeutung
Quedlinburgs.
|
Blick vom Schlossberg auf die Altstadt |
Vom
Schlossberg blicken wir auf die Altstadt, aus der mehrere mittelalterliche Kirchtürme und Wehrtürme aufragen. Der Ausblick lässt sich nur kurz genießen, weil uns ein heftiger Regenschauer bald flüchten lässt.
|
Markt in Quedlinburg |
Der Ort entwickelte sich im frühen Mittelalter, nachdem
Otto III. (980-1002) (eine schillernde Perönlichkeit trotz des kurzen Lebens) im Jahr 994 seiner Tante
Mathilde (955-999) (Äbtissin des Frauenstifts
auf dem
Schloßberg und Enkelin
Heinrichs I.) das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. Im Zentrum der Altstadt liegt der von zahlreichen sehenswürdigen historischen Gebäuden umgebene Markt. In der Gegenwart bildet der Marktplatz das touristische Zentrum des Ortes mit zahlreichen Cafés, Restaurants, Shops und diversen touristischen Einrichtungen. In einem der Cafés möchten wir eine Pause einlegen, aber kein Angebot sagt uns wirkklich zu. Nachdem wir uns letztlich für ein Café entschieden haben, warten wir vergeblich auf eine Bedienung, was offensichtlich nicht gegen uns gerichtet war, denn außer uns warteten mehrere weitere besetzte Tische auf Bedienung. So haben wir uns das nicht gedacht und gehen wieder.
|
Marktplatz Quedlinburg mit Rathaus und Kirche St. Benedikt |
An der Nordseite des Marktes befindet sich das im frühen 14. Jahrhundert errichtete
Rathaus. Eine am Gebäude aufgestellte
Rolandstatue zeugt von den Autonomierechten der Stadt gegenüber dem kirchlichen Reichsstift.
|
Lyonel-Feininger-Galerie |
Am Fuß der
Schlossbergs ist ein 1986 eröffnetes und 1997 erweitertes Museum für moderne Kunst geschickt und ein wenig verborgen in die Umgebung mittelalalterlichen Fachwerks eingefügt. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die
Lyonel-Feininger-Galerie dem Werk
Lyonel Feiningers gewidmet, das in die "Klassische Moderne" (erste Hälfte 20. Jahrhundert) eingeordnet wird. Überstrahlt wird die Dauerausstellung aktuell von der großartigen Sonderausstellung (7.03.-1.06.2014)
WOLS. Das große Mysterium. Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen und berichten an anderer Stelle über unsere Eindrücke(3).
|
Schlosshotel Stecklenberg |
Mit dem zwischen den Orten
Quedlinburg und
Thale gelegenen
Schlosshotel Stecklenberg haben wir für unseren Bedarf ein Quartier gefunden, das uns mehr als zufrieden stellt. Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gibt, dann betrifft es die Bezeichnung 'Schloss', die uns ein wenig hoch gegriffen scheint. 'Gutshaus' oder 'Herrensitz' halten wir für angemessener. Wie auch immer, für das nächste Jahr haben wir gleich 5 Nächte reserviert, um von diesem äußerst angenehmen Standort aus unsere Erkundungen im Harz zu erweitern und zu vertiefen.
Anmerkungen
(1)
Quedlinburg
blieb von Kriegszerstörungen weitgehend verschont, aber ein Verfall der
historischen Altstadt mit ihren ca. 1.300 Fachwerkgebäuden konnte wegen
fehlender Mittel nicht aufgehalten werden. Wie in vielen anderen Städten der ehemaligen
DDR, besteht nach der
deutschen Wiedervereinigung auch in
Quedlinburg extremer Sanierungsbedarf, der inzwischen weitgehend abgearbeitet ist. Abnehmende Geburtenraten und Fortzug aufgrund von Arbeitslosigleit führen zu rückläufigen Einwohnerzahlen. Saisonabhängiger Tourismus bildet für
Quedlinburg die mit Abstand bedeutendste wirtschaftliche Größe.
(2) Posts unserer Harzwanderungen
(3)
Wols. Das großy Mysterium - Ausstellung in der
Lyonel-Feininger-Galerie
(4) Geschichte des
Schlosshotels Stecklenberg
Baron Georg Clamour von dem Bussche-Streithorst, ein Sprössling alten
deutschen Adels, möchte gegen Ende des 19. Jahrhunderts am
Stecklenberger Schlossberg einen neuen Familiensitz errichten. Der Baron
verstirbt vor Baubeginn. Seine Frau Helene, geb. Gräfin von Hardenberg,
errichtet das Schloss als Witwensitz und bewirtschaftet es
mit ihrem Hauspersonal. Nach ihrem Tod im Jahr 1913 bewohnt das Schloss
ihre Schwiegertochter, Gertrud von dem Bussche-Streithorst, eine enge
Freundin von Prinzessin Viktoria Luise, Tochter des letzten Deutschen
Kaisers, Wilhelm II., die bei ihren Besuchen im Schloss Stecklenberg
wohnt. In der Wirtschaftskrise nach dem Weltkrieg I. gerät die Familie
in finanzielle Schwierigkeiten. Sie muss das Gut veräußern, bleibt aber
Eigentümer des nun überwiegend unbewohnten Schlosses. Beschleunigt durch
Plünderung und Vandalismus verfällt das Schloss.
Nach 1945 wird
das Schloss für unterschiedliche Zwecke genutzt und funktional
umgestaltet. Mit der politischen Wende erfolgt der nächste Bruch. Die
Gemeinde übernimmt das Anwesen zum symbolischen Preis von DM 1,00 und
lässt das Schloss verfallen. Michael Pinnow kauft das Anwesen und
saniert es überwiegend in Eigenarbeit. Nach 5-jähriger Umbau- und
Sanierungsarbeit wird Schloss Stecklenberg zunächst noch mit wenigen
Zimmern als Gästebetrieb wiedereröffnet. Seit dem Jahr 2010 ist die
Pension in ein Hotel der Kategorie 3 Sterne + umgewandelt und bietet 13 Zimmer und Suiten an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen