Sonntag, 11. Mai 2014

Reise nach Quedlinburg am Nordrand des Harz

Marktplatz Quedlinburg
Die ehemalige Königspfalz (10. bis 12. Jahrhundert) Quedlinburg am nördlichen Rand des Harzes bewahrt ein reiches kulturelles Erbe(1). Quedlinburg steht als Flächendenkmal mit 1.300 Fachwerkhäusern aus 6 Jahrhunderten seit 1994 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Den überfälligen Besuch der Stadt realisieren wir endlich im Mai diesen Jahres und erkunden dabei natürlich auch Wanderoptionen in der Umgebung(2). Unterkünfte im Bereich der Altstadt gefallen uns nicht, weshalb wir uns für ein ca. 10 km entferntes Quartier entscheiden. Reiseziel und Unterkunft erweisen sich als eine glückliche Wahl, die auf Wiederholung drängt. Für das nächste Jahr haben wir erneut reserviert. Diashow der Fotoserie  

      





Schlossberg in Quedlinburg mit Stiftskirche St. Servatii
Die mittelalterlichen Ursprünge der Stadt liegen auf dem Schlossberg, ein prähistorischer Siedlungsplatz. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts ließ der ostfränkische König Heinrich I. auf dem exponierten Sandsteinfelsen eine Pfalz errichten und machte Quedlinburg zu seinem zentralen Memorialort, an dem er 938 bestattet wurde. Während die profanen Gebäude der Burganlage nur mit ihrer Schlichtheit beeindrucken, dokumentiert die an Stelle der ehemaligen Pfalzkapelle im 11. Jahrhundert errichtete Stiftskirche St. Servatius die historische Bedeutung Quedlinburgs.









Blick vom Schlossberg auf die Altstadt
Vom Schlossberg blicken wir auf die Altstadt, aus der mehrere mittelalterliche Kirchtürme und Wehrtürme aufragen. Der Ausblick lässt sich nur kurz genießen, weil uns ein heftiger Regenschauer bald flüchten lässt.












Markt in Quedlinburg
Der Ort entwickelte sich im frühen Mittelalter, nachdem Otto III. (980-1002) (eine schillernde Perönlichkeit trotz des kurzen Lebens) im Jahr 994 seiner Tante Mathilde (955-999) (Äbtissin des Frauenstifts auf dem Schloßberg und Enkelin Heinrichs I.) das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. Im Zentrum der Altstadt liegt der von zahlreichen sehenswürdigen historischen Gebäuden umgebene Markt. In der Gegenwart bildet der Marktplatz das touristische Zentrum des Ortes mit zahlreichen Cafés, Restaurants, Shops und diversen touristischen Einrichtungen. In einem der Cafés möchten wir eine Pause einlegen, aber kein Angebot sagt uns wirkklich zu. Nachdem wir uns letztlich für ein Café entschieden haben, warten wir vergeblich auf eine Bedienung, was offensichtlich nicht gegen uns gerichtet war, denn außer uns warteten mehrere weitere besetzte Tische auf Bedienung. So haben wir uns das nicht gedacht und gehen wieder.


 


Marktplatz Quedlinburg mit Rathaus und Kirche St. Benedikt
An der Nordseite des Marktes befindet sich das im frühen 14. Jahrhundert errichtete Rathaus. Eine am Gebäude aufgestellte Rolandstatue zeugt von den Autonomierechten der Stadt gegenüber dem kirchlichen Reichsstift. 












Lyonel-Feininger-Galerie
Am Fuß der Schlossbergs ist ein 1986 eröffnetes und 1997 erweitertes Museum für moderne Kunst geschickt und ein wenig verborgen in die Umgebung mittelalalterlichen Fachwerks eingefügt. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die Lyonel-Feininger-Galerie dem Werk Lyonel Feiningers gewidmet, das in die "Klassische Moderne" (erste Hälfte 20. Jahrhundert) eingeordnet wird. Überstrahlt wird die Dauerausstellung aktuell von der großartigen Sonderausstellung (7.03.-1.06.2014) WOLS. Das große Mysterium. Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen und berichten an anderer Stelle über unsere Eindrücke(3).








Schlosshotel Stecklenberg
Mit dem zwischen den Orten Quedlinburg und Thale gelegenen Schlosshotel Stecklenberg haben wir für unseren Bedarf ein Quartier gefunden, das uns mehr als zufrieden stellt. Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gibt, dann betrifft es die Bezeichnung 'Schloss', die uns ein wenig hoch gegriffen scheint. 'Gutshaus' oder 'Herrensitz' halten wir für angemessener. Wie auch immer, für das nächste Jahr haben wir gleich 5 Nächte reserviert, um von diesem äußerst angenehmen Standort aus unsere Erkundungen im Harz zu erweitern und zu vertiefen.








Anmerkungen


(1) Quedlinburg blieb von Kriegszerstörungen weitgehend verschont, aber ein Verfall der historischen Altstadt mit ihren ca. 1.300 Fachwerkgebäuden konnte wegen fehlender Mittel nicht aufgehalten werden. Wie in vielen anderen Städten der ehemaligen DDR, besteht nach der deutschen Wiedervereinigung auch in Quedlinburg extremer Sanierungsbedarf, der inzwischen weitgehend abgearbeitet ist. Abnehmende Geburtenraten und Fortzug aufgrund von Arbeitslosigleit führen zu rückläufigen Einwohnerzahlen. Saisonabhängiger Tourismus bildet für Quedlinburg die mit Abstand bedeutendste wirtschaftliche Größe.

(2) Posts unserer Harzwanderungen

(3) Wols. Das großy Mysterium - Ausstellung in der Lyonel-Feininger-Galerie

(4) Geschichte des Schlosshotels Stecklenberg
Baron Georg Clamour von dem Bussche-Streithorst, ein Sprössling alten deutschen Adels, möchte gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Stecklenberger Schlossberg einen neuen Familiensitz errichten. Der Baron verstirbt vor Baubeginn. Seine Frau Helene, geb. Gräfin von Hardenberg, errichtet das Schloss als Witwensitz und bewirtschaftet es mit ihrem Hauspersonal. Nach ihrem Tod im Jahr 1913 bewohnt das Schloss ihre Schwiegertochter, Gertrud von dem Bussche-Streithorst, eine enge Freundin von Prinzessin Viktoria Luise, Tochter des letzten Deutschen Kaisers, Wilhelm II., die bei ihren Besuchen im Schloss Stecklenberg wohnt. In der Wirtschaftskrise nach dem Weltkrieg I. gerät die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Sie muss das Gut veräußern, bleibt aber Eigentümer des nun überwiegend unbewohnten Schlosses. Beschleunigt durch Plünderung und Vandalismus verfällt das Schloss.
Nach 1945 wird das Schloss für unterschiedliche Zwecke genutzt und funktional umgestaltet. Mit der politischen Wende erfolgt der nächste Bruch. Die Gemeinde übernimmt das Anwesen zum symbolischen Preis von DM 1,00 und lässt das Schloss verfallen. Michael Pinnow kauft das Anwesen und saniert es überwiegend in Eigenarbeit. Nach 5-jähriger Umbau- und Sanierungsarbeit wird Schloss Stecklenberg zunächst noch mit wenigen Zimmern als Gästebetrieb wiedereröffnet. Seit dem Jahr 2010 ist die Pension in ein Hotel der Kategorie 3 Sterne + umgewandelt und bietet 13 Zimmer und Suiten an.

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