Das 55 ha große Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagers Bergen-Belsen liegt inmitten eines militärischen Sperrgebiets, das als Truppenübungsplatz genutzt wird. Zur heutigen Gedenkstätte Bergen-Belsen führt eine für öffentlichen Verkehr freigegebene Straße, die als Privateigentum des Bundes ausgegeben wird und deren Nutzung auf eigene Gefahr erfolgt. (Bisher nahmen wir an, dass das Volk als Souverän des deutschen Staates gilt und dass Straßennutzung immer mit persönlichen Risiken verknüpft ist.) Parken, Verlassen von Fahrzeugen und Fotografieren ist unter Androhung von Strafe verboten. Panzer haben natürlich Vorfahrt. Begegnet sind uns keine Panzer, aber akustisch haben wir sie wahrgenommen. - Fotoserien: Außengelände - Dokumentationszentrum
Das KZ Bergen-Belsen war kein Vernichtungslager, sondern es wurde als Kriegsgefangenenlager sowie für Zivilisten als Aufenthaltslager und als Durchgangsstation für Deportierungen in Vernichtungslager betrieben. Trotzdem starben in Bergen-Belsen mindestens 20.000 Kriegsgefangene und 52.000 zivile Inhaftierte, überwiegend Juden, aber auch Sinti, Roma und Homosexuelle. Die bekanntesten Opfer des KZ sind die Mädchen Anne Frank und ihre Schwester Margot. Gebäude des ehemaligen KZ sind nicht erhalten. Ein Rundgang im Freigelände führt zu mehreren Gedenkorten. Neben 13 Massengräbern sind nur wenige Einzelgräber erhalten. Angehörige und Freunde umgebrachter Insassen haben jedoch symbolisch etliche Grabsteine aufstellen lassen.
Die Monstrosität dieser und ähnlicher Einrichtungen vermittelt ein Dokumentationszentrum, das sich in 4 Abteilungen gliedert:
- 2 Abteilungen dokumentieren die Nutzung von Bergen-Belsen zur NS-Zeit als Kriegsgefangenenlager sowie als KZ für Zivilisten.
- Deutsche Gründlichkeit besorgte eine ordnungsgemäße Dokumentierung von Kriegsgefangenen (vor allem Russen, Polen, Ungarn, Italiener) mit Passbild und Kartei. Während Männer auf den Fotos ernst oder auch grimmig blicken, 'posen' abgelichtete Frauen für das Foto oft mit einem gendermäßigen Lächeln, obwohl sie sicher nichts zu Lachen hatten.
- Häftlinge des KZ waren als Todgeweihte keine Objekte deutscher Ordnungsliebe, sondern wurden eher wie 'Müll' betrachtet und behandelt. Fotodokumente des KZ haben überwiegend alliierte Berichterstatter nach der Befreiung aufgenommen. Das Ausmaß vorgefundener Unmenschlichkeit war selbst für abgehärtete Soldaten tief erschütternd. Alliierte verteilten eine Dokumentation an die deutsche Zivilbevölkerung, um diese zu informieren und zu konfrontieren. Nachhaltig beeindruckten diese Ereignisse jedoch erst die Nachfolgegeneration, zu der wir zählen.
- Eine weitere Abteilung dokumentiert die Nutzung von Bergen-Belsen nach dem 2. Weltkrieg bis 1950 als Camp für Displaced Persons (DP). Durch Kriegswirren in Deutschland gestrandete Soldaten und Zivilisten sollten repratiiert werden, was sich jedoch aus verschiedenen Gründen oft schwierig gestaltete.
- Die letzte Abteilung dokumentiert die straftrechtliche Aufarbeitung der Verbrechen, die bereits von den Alliierten nur halbherzig vorgenommen wurde und nach Übergabe in deutsche Verantwortlichkeit versandete.
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