An den beiden ersten Tagen entdecken wir die Attraktivität des Alpenvorland erneut und nehmen uns vor, bei Gelegenheit mit einem längeren Aufenthalt zurückzukehren. Unsere Entscheidung für das Hotel am Wald in Bad Tölz stellt sich als Treffer heraus. Das äußerlich eher wenig ansprechende Hotel überzeugt mit seinen inneren Werten. Im neu eingerichteten Zimmer fühlen wir uns sehr gut untergebracht. Das erste Abendessen nehmen wir im Hotel als HP ein und erwarten in Anbetracht des Preises von 12 € pP eine bescheidene Verköstigung. Geboten wird eine erfreulich engagierte Küche. Ähnlich erfreulich fällt das Frühstück aus. - Fotoserie Hotel am Wald
Vor ca. 25 Jahren haben wir im Bad Tölzer Restaurant Altes Fährhaus mit Freunden einen Geburtstag gefeiert. Das Alte Fährhaus gibt es noch immer, aber seit Ende 2018 unter neuer Leitung. Das Südtiroler Paar Katharina und Erich Schwingshackl haben das zuletzt geschlossene Alte Fährhaus an der Isar gleich mit 2 Restaurants zu neuem Leben erweckt (SZ: Fährhaus Bad Tölz: Zu den Sternen) und neben dem Gourmet-Restaurant Esskultur (ein Michelin-Stern) das Restaurant Heimatküche mit Regionalküche etabliert (Bib Gourmand). Am 2. Abend nehmen wir das Dinner in Schwingshackl Heimatküche ein, die Jürgen Dollase in der FAZ-Sonntagszeitung kürzlich gelobt hat. Für den, der Jürgen Dollase nicht kennt, sei angemerkt, dass Dollase der renommierteste deutsche Gastro-Kritiker ist. Er berichtet über Restaurants aus aller Welt, berät die Top-Gastronomie, kocht selbst auf hohem Niveau und bringt eigene Kochbücher heraus. Mit seiner um Präzision bemühten Sprache, die Kompositionen, Geschmacksbilder, Aromen und Texturen objektivierbar beschreibt sowie seinen Ansichten zu guter Küche polarisiert Dollase natürlich, was anders kaum sein kann. Im Schwingshackl hatten wir zum Glück schon vor der FAZ-Kritik reserviert. Wer weiß, ob wir andernfalls noch einen Tisch bekommen hätten? Wir können uns Dollases Lob völlig überzeugt anschließen und werden Besuche gerne wiederholen. - Fotoserie Heimatküche
In Bayern würden wir gerne eine Wanderung unternehmen. Unsicheres Wetter mit Regenschauern fordert „Plan B“. Nach einem Kurz-Rundgang durch Bad Tölz besuchen wir endlich das Museum Penzberg wegen seiner Sammlung Campendonk, was wir schon länger vorhatten. Für an expressionistischer Malerei Interessierte sind Heinrich Campendonk und das kleine, feine Museum echte Juwelen (Fotoserie Museum Penzberg). Anschließend besuchen wir das Franz Marc Museum in Kochel am See, wo es viel zu voll ist und trotzdem außer uns kaum jemand eine Maske trägt. Diesen Besuch können wir nicht genießen und verlassen das Museum bald wieder.
Ein Besuch in Benediktbeuern, Giselas Geburtsort im Pfaffenwinkel, ist eine Selbstverständlichkeit. Der erster Weg führt in Benediktbeuern zunächst zum Café Lugauer. Die Senior-Altchefin ist inzwischen verstorben. Das Café wirkt noch immer ziemlich altertümlich-verstaubt, aber die Qualität der Kuchen ist nach wie vor ausgezeichnet. - Fotoserie Benediktbeuern
Im Kloster Benediktbeuern ist uns vieles vertraut, wir vermissen jedoch Einrichtungen, Ansichten und vor allem etliche inzwischen verstorbene Personen unserer menschlichen Kontakte zum Kloster. In der Gegenwart vermischen sich Vertrautheit und Fremdheit. Auf dem Friedhof des Klosters ist uns der Besuch einer speziellen Grabstätte ein besonderes Anliegen. Zum Ende des 2. Weltkriegs endete die Flucht von Giselas Familie aus Ostpreußen im Kloster Benediktbeuern. Ein in den Fotos abgebildetes Modell zeigt die damalige Anlage im Zustand von 1945. Im Kloster verstarb bald nach der Flucht Giselas Großmutter und wurde auf dem Klosterfriedhof bestattet. Giselas Familie lebte einige Jahre im Kloster Benediktbeuern, in dem Gisela sowie 2 ihrer Schwestern geboren wurden und Gisela als „Klostermaus“ bekannt war. Die Familie pflegte enge Kontakte zu Frau Renner und ihrer Familie, die aus dem Sudetenland geflüchtet war und ebenfalls im Kloster strandete. Von Frau Renner stammen Strudelrezepte, die wir noch immer nutzen. Als Frau Renner verstarb, wäre eine Bestattung auf dem Klosterfriedhof wegen ausgelasteter Kapazität nicht möglich gewesen, wenn Giselas Eltern nicht einer Beisetzung Frau Renners in der Grabstätte der Mutter/Großmutter vor Ablauf der Regelzeit zugestimmt hätten.
Frau Renners Tochter Elfriede führte mit ihrem Ehemann Peppi (Josef) am Rand von Benediktbeuern bei Maria Brunn die Bavaria-Hütte, ein Erholungsheim der Münchener Bavaria-Filmgesellschaft. Elfriede und Peppi sind längst verstorben und ruhen in dem Grab, in dem zuvor Frau Renner und davor Giselas Großmutter bestattet waren. Elfriede und Peppi besaßen in Ried (Nachbardorf von Benediktbeuern, aber Ortsteil von Kochel) ein Haus, das sie uns (Gisela, mir und Giselas Familie) in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren mehrfach unentgeldlich für Ferienaufenthalte zur Verfügung gestellt haben. Außerdem waren wir auf der Bavaria-Hütte regelmäßig zum Abendessen eingeladen. Gekocht hat Peppi, bayerisch und gut. Wenn wir an einem der Tage aufgrund anderer Pläne den Besuch der Bavaria-Hütte ausgelassen haben, standen bei unserer Rückkehr verpackte Essenportionen vor der Wohnungstür. Erinnerungen an diese Fürsorge berühren uns noch immer. Darum drängt es uns zum Friedhofsbesuch. (Soziologisch betrachtet zeigen sich hier vermutlich Spuren von Ahnenkult.) Mit Kontakten und Aufenthalten in Bendiktbeuern verbinden wir viele weitere Erinnerungen, die ausreichenden Stoff für Romane und Filme ergeben könnten. U. a. habe ich Giselas Mutter, Tante und Onkel mehrmals mit erinnungswürdigen skurrilen Autofahrten nach Benediktbeuern kutschiert oder sie dort abgeholt.
Frau Renners Tochter Elfriede führte mit ihrem Ehemann Peppi (Josef) am Rand von Benediktbeuern bei Maria Brunn die Bavaria-Hütte, ein Erholungsheim der Münchener Bavaria-Filmgesellschaft. Elfriede und Peppi sind längst verstorben und ruhen in dem Grab, in dem zuvor Frau Renner und davor Giselas Großmutter bestattet waren. Elfriede und Peppi besaßen in Ried (Nachbardorf von Benediktbeuern, aber Ortsteil von Kochel) ein Haus, das sie uns (Gisela, mir und Giselas Familie) in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren mehrfach unentgeldlich für Ferienaufenthalte zur Verfügung gestellt haben. Außerdem waren wir auf der Bavaria-Hütte regelmäßig zum Abendessen eingeladen. Gekocht hat Peppi, bayerisch und gut. Wenn wir an einem der Tage aufgrund anderer Pläne den Besuch der Bavaria-Hütte ausgelassen haben, standen bei unserer Rückkehr verpackte Essenportionen vor der Wohnungstür. Erinnerungen an diese Fürsorge berühren uns noch immer. Darum drängt es uns zum Friedhofsbesuch. (Soziologisch betrachtet zeigen sich hier vermutlich Spuren von Ahnenkult.) Mit Kontakten und Aufenthalten in Bendiktbeuern verbinden wir viele weitere Erinnerungen, die ausreichenden Stoff für Romane und Filme ergeben könnten. U. a. habe ich Giselas Mutter, Tante und Onkel mehrmals mit erinnungswürdigen skurrilen Autofahrten nach Benediktbeuern kutschiert oder sie dort abgeholt.
Anmerkungen zum Kloster Benediktbeuern
Im 17. und 18. Jahrhundert erfolgte eine barocke Umgestaltung des sehr viel älteren Klosters, dessen Ursprünge auf einen von Karl Martell um das Jahr 725 veranlassten Bau einer Befestigungsanlage zurückgeht, die 739/740 zu einem Benediktiner-Kloster umgewidmet wurde. Erst danach entwickelte sich der Ort Benediktbeurn. Bei der Auflösung des Klosters im Rahmen der Säkularisation fand man in der Bibliothek eine handschriftliche Liedersammlung des 11. bis 13. Jahrhunderts, die Carl Orff (1895-1982) mit seiner Vertonung als Carmina Burana (Beurer Lieder) 1935/1936 bekannt machte. Orff hat sich nicht als Nazi hervorgetan, aber er ließ sich vom NS-Regime hofieren. Hitler setzte Orff auf seine Gottbegnadeten-Liste erwünschter Künstler des deutschen Kulturerbes.
Nach der Säkularisation diente der Klosterkomplex ab 1805 als Glashütte, in der Joseph von Fraunhofer (1787-1827) bahnbrechende Verbesserungen optischer Gläser gelangen (Historische Fraunhofer-Glashütte und -Museum). 1818 übernahm der bayerische Staat das Kloster und nutzte es bis 1925 als Gestüt, Kaserne, Invaliden- und Genesungsheim, Gefängnis, landwirschaftlichen Betrieb. Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos erwarb 1930 den Komplex und gründete dort eine Niederlassung sowie 1931 die Philosophisch-Theologische Hcchschule der Salesianer Don Boscos Benediktbeuern, die den Studienbetrieb wegen mangelnder Förderung zum Wintersemester 2013/2014 einstellte, aber das Kloster nicht aufgab. In der Gegenwart sind im Kloster Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung, eine Jugendherberge sowie ein Brauhaus mit großem Biergarten untergebracht. Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt im Kloster ein Zentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege.
Bei Sanierungarbeiten konnten zahlreiche historische Funde archäologisch gesichert werden (SZ: Eine Zeitreise zum Urkloster).
- Kurzfassung der Klostergeschichte im Kloster-Portal: Geschichte des Klosters - rund 1250 Jahre klösterliches Leben
- Langfassung der Klostergeschichte in der Germania sacra: historisch-statistische Beschreibung der Kirche des Alten Reiches, hrsg. vom Max-Planck-Institut für Geschichte: Die Benediktinerabtei Benediktbeuern (PDF mit 793(!) Seiten)
Familiäre Verbindungen zum Kloster Benediktbeuern
Giselas Onkel (1912-1998) trat als Student katholischer Theologie dem Orden der Salesianer bei. Er beendete sein Studium in Benediktbeuern und wurde dort 1947 zum Priester geweiht. Unter dramatischen Bedingungen gelang gegen Ende des 2. Weltkriegs Giselas Mutter (1915-2004) mit ihren Eltern Anna (1884-1947) und Josef (1880-1964) im Winter 1944/1945 in einem Flüchtlingstreck die Flucht aus Ostpreußen über die zugefrorene Ostsee nach Benediktbeuern. Die zu dieser Zeit bereits sehr kranke Großmutter konnte nicht gehen und lag auf einem Handwagen, den Giselas Mutter und Großvater zogen. Giseles Vater (1912-1977) befand sich seit 1941 in russischer Kriegsgefangenschaft. Giselas Onkel konnte die aus Ostpreußen geflüchtete Familie im Kloster unterbringen. 1947 verstarb Giselas Großmutter in Benediktbeuern und wurde auf dem Klosterfriedhof bestattet.
Giselas Vater erreichte die Familie nach achtjähriger russischer Kriegsgefangenschaft 1949 in Benediktbeuern. Die Familie lebte in Räumen, die später von der Jugendherberge genutzt werden und wuchs schnell. 3 von 4 Kindern sind in Benediktbeuern geboren. Die Familie hätte gerne dauerhaft in Benedikteuren gelebt, aber als gelernter Gartenbautechniker fand der Vater in Benediktbeuern oder der Umgebung keine berufliche Beschäftigung, die die Familie ernähren konnte. Darum zog die Familie 1953/1954 in das Ruhrgebiet um, wo der Vater eine weit unterqualifizierte Anstellung in der Schwerindustrie annahm, die der Familie ein Auskommen und allen Kindern qualifizierte Bildungsabschlüsse ermöglichte.
Nachdem das Ruhrgebiet unfreiwillig neuer Lebensmittelpunkt war, verbrachte die junge Familie zahlreiche Ferien in Benediktbeuern und wohnte entweder in der Jugendherberge oder auf der damals zum Kloster gehörenden Eibesfleck-Alm unterhalb der Benediktenwand. In späteren Jahren reisen die erwachsenen Kinder mit ihren inzwischen eigenen Familien immer wieder nach Benediktbeuern.
In der Nachkriegszeit sind zahlreiche persönliche Kontakte zu Mitgliedern des Klosters und seinem Umfeld entstanden, aber nach und nach eingeschlafen, weil inzwischen nahezu alle Kontaktpersonen verstorben sind. Die Erinnerung lebt noch! Neben Erinnerungen ist aus dieser Zeit ein von Giselas Vater
gemaltes, inzwischen vergilbtes zartes Aquarell erhalten, das einen Blick auf das Loisach-Moor
bei Benediktbeuren zeigt. Im Hintergrund ist der Herzogstand mit
umgebenden Bergen angedeutet.
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