Sonntag, 3. Juli 2022

Sommerreise 2022: Rückreise von der Provence über Dijon nach Köln - Audi: oha, auweia, fott domet

Wir sind passionierte Fußgänger und verzichten auf die Nutzung eines Autos, wann immer es möglich und sinnvoll ist. Wir sind auch reisefreudig, lieben aber keine Pauschalreisen, sondern Freiheiten des individuellen Reisens an oft auch abgelegene Orte. Diese Art des Reisens ist am ehesten mit einem Auto zu realisieren. Darum leisten wir uns als Reisefahrzeug ein Auto, das einen gewissen Komfort bietet, aber auch zuverlässig und wirtschaftlich vernünftig ist. 2016 legen wir uns einen neuen Audi A4 mit Dieselantrieb zu. Der Dieselskandal, in den insbesondere der VW-Konzern verwickelt ist, wird erst bekannt, nachdem der Kaufvertrag vereinbart ist. Andernfalls wäre die Entscheidung anders ausgefallen. In der Zwischenzeit haben wir in der Fahrpraxis eigene Erfahrungen gewonnen, aus denen im Ergebnis eine Trennung von Audi resultiert. Warum das so ist, berichtet dieser Post.
 
Bis Mitte 2021 läuft der A4 zu unserer vollen Zufriedenheit. Auf der Heimreise eines Urlaubs fällt im September 2021 der AdBlue-Sensor aus, der Messwerte für verschiedene Steuerungsfunktionen ermittelt. Reparaturkosten: 2.500 €! Eine Kulanzregelung wird trotz aller eingehaltenen Wartungen aufgrund des Fahrzeugalters abgelehnt! Von dieser Störung abgesehen läuft das auf eine Lebenserwartung von ca. 300.000 km ausgelegte Fahrzeug seit etwas mehr als 90.000 km störungsfrei, rund, sparsam. 
 
Ca. 1.000 km Rückreise von der Provence (Post: Roussillon in der Provence) nach Köln teilen wir in 2 Etappen auf mit 2 Übernachtungen in Dijon. Ca. 120 km vor Dijon leuchtet in den Armaturen ein Warnsymbol dauerhaft gelb auf. Bedeutung laut Bordbuch: Fehler des Abgaskontrollsystems, der die Abgasqualität verschlechtern und den Katalysator schädigen kann. Fahren Sie unverzüglich zu einem Fachbetrieb und lassen Sie den Fehler beheben.

Da wir lt. Bordbuch noch fahren können, an einem Sonntag unterwegs sind und im weiten Umfeld keine Audi-Werkstatt liegt, entscheiden wir uns für die Weiterreise bis Dijon, wo es eine Audi-Niederlassug gibt. Klar ist, dass wir Anspruch auf die Audi-Mobilitätsgarantie haben. Mangels Erfahrung hoffen wir in unserer Naivität auf eine Störungsbehebung ohne größere Komplikationen. Dass die Mobilitätsgarantie lediglich eine erweiterte Pannenhilfe ist, lernen wir erst in den nächsten Tagen. Beanspruchen können wir die Mobilitätsgarantie nur, wenn wir die Störung an die Audi-Hotline melden und diese die Hilfe organisiert. Mit der Audi-Hotline werden wir gleich am nächsten Morgen telefonischen Kontakt aufnehmen.
 
Telefonate mit der Audi-Hotline gestalten sich am nächsten Morgen schwierig. Aufgrund der Netzqualität brechen Verbindungen nach wenigen Minuten ab. Bei jedem erneuten Anruf meldet sich ein anderer Gesprächspartner, dem der Sachverhalt immer wieder neu vermittelt werden muss, bis die Verbindung wieder abbricht. Einer der Mitarbeiter empfiehlt, selbständig eine Werkstatt aufzusuchen, um den Fehler prüfen zu lassen. Den Einwand, dass die Mobilitätsgarantie die Organsiation von Hilfe durch die Hotline voraussetzt, kontert er mit dem Hinweis, dass es sich um keine Panne handle, weil das Auto fahrtüchtig sei. Jetzt könnte man darüber disktuieren, was 'Fahrtüchtigkeit' bedeutet, wenn die Verbindung nicht erneut abbrechen würde. Formal dürfte sich der Mitarbeiter im Sinne des Regelwerks der Audi-Mobilitätshilfe im Recht befinden. 'Hilfe' sieht jedoch anders aus.
 
Mit weiteren Telefonaten gelingt es, die Registrierung des Vorfalls im Hotline-System zu veranlassen, was nachfolgende Telefonat verkürzt und vereinfacht. Als schließlich alles aufgenommen war, heißt es, dass uns Audi International zurückrufen wird. Der Anruf kommt eine Stunde später. Die Mitarbeiterin spricht nur schlecht deutsch und wir kein Französisch. Es ist schwierig. Das Ergebnis lautete schließlich, dass wir selbst eine Werkstatt aufsuchen müssen, weil das Auto noch fahrtüchtig ist. Die Mitarbeiterin benennt die 4,5 km entfernte Audi-Niederlassung Dijon, die wir selbst schon zuvor identifiziert haben.
 
Um 10:00 Uhr erreichen wir die Audi-Niederlassung Dijon, in der man tatsächlich bereits im Bilde ist. Der Empfangschef schickt uns zu einem Service-Mitarbeiter, der sofort aktiv wird. Er fährt das Fahrzeug zur Überprüfung in eine der Werkstatt-Räume und stellt Aussagen zur Störung nach ca. 30 Minuten Wartezeit in Aussicht. Nach weniger als 30 Minuten erhalten wir eine vorläufige Diagnose, die wir jedoch nur unvollständig verstehen, weil der Service-Mitarbeiter so gut wie kein Englisch spricht und wir kein Französisch. Wir verstehen jedoch, dass es sich um eine schwerwiegende Störung handelt, deren Behebung hohen Arbeitsaufwand erfordert und nicht auf die Schnelle durchgeführt werden kann. Er empfiehlt, die Heimreise in diesem Zustand anzutreten und im Fall einer Panne die Hotline anzurufen. Immerhin wird die Prüfung nicht in Rechnung gestellt.
 
Dijon ist eine sehr interessant Stadt mit Highlight-Potenzial. Die aktuellen Bedingungen verderben den Genuss dieses Aufenthaltes. Die Heimreise treten wir mit Bauchschmerzen an. Das Fahrzeug hält durch. Köln erreichen wir am Nachmittag des 5. Juli erleichtert. Zu Hause laden wir das Reisegepäck aus und fahren gleich weiter zur Audi-Niederlassung, in der wir das Fahrzeug gekauft haben und die alle Wartungsarbeiten durchgeführt hat. Der Mitarbeiter der Service-Annahme erklärt, dass eine Behebung der Störung in der laufenden Woche nicht möglich sei, Störungsmeldungen aber morgen ausgelesen würden und er uns am Nachmittag informieren werde.

Am Nachmittag des Folgetages errreicht uns der zugesagte Anruf mit der Aussage, dass der Kühler des Abgaskontrollsystems "zu sei". Es gäbe 2 Möglichkeiten: Austausch des Kühlers oder ein Versuch, den Kühler freizufahren, indem wir das Auto ca. 100 km auf der Autobahn mit höherer Geschwindigkeit bewegen. Da wir gerade von einer Reise heimkehren, auf der wir mehr als 3.000 km überwiegend auf Autobahnen zurückgelegt haben, ist die Idee des 'Freifahrens' abwegig. Kosten eines Austausch des Kühlers belaufen sich auf ca. 2.000 €. Wir erteilen den Auftrag. Nach 10 Tagen Werkstattaufenthalt zahlen wir eine Rechnung über 1.960 €. Der Kühler erwies sich tatsächlich als defekt.
 
Unser Vertrauen in Audi als Unternehmen ist bereits mit dem Diesel-Skandal verloren gegangen. Nach den aktuellen Erfahrungen kündigen wir sowohl unser Vertrauen in das Fahrzeug als auch in die Niederlassung. Recherchen in einschlägigen Foren zeigen, dass beschriebene Probleme nicht singulärer Art sind, sondern aus Schwachstellen der Konstruktion resultieren. Audi hält sich hierzu natürlich bedeckt. Die Mobilitätsgarantie ist eher ein Gimmick, das Fahrzeughalter an teure Vertragswerkstätten bindet. Schutzbriefe von Kfz-Versicherungen oder Mitgliedschaften in Automobilclubs bieten für kleines Geld ähnliche Leistungen ohne Werkstattbindung.
 
Am 18.07. verkaufen wir das Fahrzeug zu einem wahrscheinlich schlechten Preis, aber wir sind erleichtert. Das zählt für uns mehr als der Erlös. Der für 2026 angekündigte Einstieg von Audi in die Formel 1 bestätigt unsere Entscheidung. Autoloses Reisen würde unser Reiseverhalten stark verändern und einschränken. Mietfahrzeuge oder Carsharing würden wegen hoher Kosten ebenfalls verändertes Reiseverhalten erzwingen. Diesen Einschnitt möchten wir derzeit nicht in Kauf nehmen und bestellen darum ein neues Fahrzeug der Kleinwagen-Klasse. Liefertermine sind ungewiss und liegen im Jahr 2023. In der Zwischenzeit üben wir ein Leben ohne Auto. Je nach Erfahrung werden wir uns bald wieder von einem Neufahrzeug trennen oder auch nicht.

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