Dienstag, 5. Juli 2022

8. Station Sommerreise 2022: Dijon, 03.-05.07.2022

Palais des Ducs (Rathaus Dijon) am Place de la Libération Bankettsaal mit Gräbern von Herzögen des Burgund Place de la Libération

Mit einem 2-tägigen Aufenthalt in Dijon halbieren wir die Strecke unserer Rückreise aus der Provence (Post: Roussillon in der Provence) nach Köln. Anders als erwartet, endet unsere 5-wöchige Rundreise unglücklich. Die Rückreise überschatten gleich zwei Ereignisse:
  • Unser Auto meldet eine Störung, die die Rückfahrt zum Glücksspiel macht und uns zu Entscheidungen zwingt (Post: Rückreise von der Provence). Dieses Ereignis stellt uns nicht vor unlösbare Probleme, sondern es ist ein über Zeit verblassendes Ärgernis, das nach einiger Zeit zur Anekdote wird.
  • Schwerer trifft uns die Nachricht, dass ein guter Freund am 2.07.2022 seiner Krebserkrankung erlegen ist. Über fast drei Jahre haben wir gemeinsam abwechselnd gebangt und gehofft. Jetzt können wir dieses unwiderrufliche Ereignis nur noch traurig hinnehmen. Aber es schmerzt. Der Schmerz lässt nur langsam nach, wenn überhaupt, und hinterlässt dauerhafte Wunden.
Dijon ist eine sehr interessante Stadt mit Highlight-Potenzial. Aktuelle Randbedingungen verderben jedoch den Genuss unseres Aufenthaltes, über den dieser Post berichtet. 
 

Ankunft in Dijon - Fotos 3.07.2022
 
Dijon ist die Hauptstadt des Départements Côte-d’Or sowie der Region Bourgogne-Franche-Comté und hat in der Gegenwart ca. 158.000 Einwohner. Der Aufstieg des bis zum 5. Jahrhundert unbedeutenden Ortes begann mit der Herrschaft der Burgunden, ein ostgermanischer Stamm, der im Rahmen der sog. Völkerwanderung zunächst am Rhein siedelte, wovon die Nibelungensage berichtet. Im 6. Jahrhundert wird das Burgundenreich dem Frankenreich als Teilreich eingegliedert. Aus einem französischen Lehnsherzogtum, das ab dem 11. Jahrhundert von Seitenlinien des französischen Königshauses regiert wird, geht die Region Burgund mit der Hauptstadt Dijon hervor.
 
Hotelzimmer Dijon Terrasse am Hotelzimmer Dijon Als Unterkunft haben wir im historischen Zentrum ein Zimmer in der zum Hotel des Ducs gehörenden Résidence des Ducs gebucht. Im 300 m entfernten Hotel nehmen wir das Frühstück ein. Unser Auto parkt in der Tiefgarage des Hotels.
Das Zimmer in der 30 m von der Place de la Libération entfernten Dependance ist geräumig, komfortabel eingerichtet sowie mit Air Condition, Kaffee-Facilities, kleinem Kühlschrank und einer kleinen Außenterrasse ausgestattet, auf der wir abends gerne noch eine Weile sitzen und morgens mit der Audi-Hotline telefonieren, weil im Zimmer keine Verbindung zustande kommt. Am 2. Abend nehmen wir auf der Terrasse unser 'Private Dinner' mit Supermarkt-Produkten ein.

 
 
Restaurants am Place de la Libération Bouef Bourguignon Die an den Herzogspalast grenzende, von Arkaden gesäumte halbkreisförmige Place de la Libération bildet den autofreien Mittelpunkt der Stadt. Bis 2005 wurde der Platz als Großparkplatz für Autos und Busse genutzt und 2005/6 vom französischen Architekten, Designer, Stadtplaner Jean Michel Wilmotte zur Fußgängerzone mit Restaurant-Szene umgestaltet. Gegenüber dem Herzogspalast reihen sich auf der Place de la Libération in grandioser Kulisse mehrere Restaurants aneinander. Für das Dinner des ersten Abends haben wir einen Tisch im Außenbereich des Café Gourmand reserviert, das solide regionale Küche zu fairen Preisen bietet. Unsere Vorspeisen, Linsensalat mit Räucherlachs sowie Salat mit Melone und Schinken sind gut. Bouef Bourguignon ist als Hauptgericht ein gelungenes Must-do. Die Frau entscheidet sich für veganes Gemüse und ist von dem Gericht enttäuscht, was den Mann nicht überrascht. Als Weinbegleitung wählen wir einen süffigen Weißwein Aligoté der Domaine Perraud.

 
Rundgang in Dijon - Fotos 4.07.2022 

Porte Guillaume am Place Darcy Eisbär von François Pompon im Jardin Darcy Fachwerkgebäude in der Altstadt Dijon

Im Tourismusbüro an der Place de la Libération erstehen wir einen Stadtplan, in dem der Eulenweg (Parcours de la Chouette) und 3 ergänzende Themenwege Stadtrundgänge empfehlen. Pate der Eule ist eine an der Außenwand der Kirche Notre-Dame angebrachte Eulenskulptur, die als Glücksbringer gilt, wenn sie mit der linken Hand gestreichelt wird. Der Eulenweg führt an den 22 bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des autofreien historischen Zentrums vorbei. In Gehwegen eingelassene bronzene Dreiecke mit Eulenbild führen zu Stationen des Rundwegs.
 
Die Rundwege Zola und Rousseau erschließen sehenswerte Randbezirke des Zentrums, die historisch von Handwerkern und Kaufleuten bewohnt waren. Eulenweg und Rousseau-Weg gehen wir komplett ab. Bzgl. Details sei auf verlinkte Fotos und Alben verwiesen. Der Eulenweg führt über den Jardin Darcy, in dem zahlreiche Kinder mit Begleitpersonen die Marmorkopie einer vom französischen Bildhauer François Pampon geschaffenen Eisbär-Skulptur umlagern. Weitere Objekte von François Pampon begegnen uns am Nachmittag im Musée des Beaux-Arts Dijon.
 
Vom Jardin Darcy führt der Rundweg Moïse (Moses), benannt nach dem Mosesbrunnen in der Chartreuse de Champmol, durch den Botanischen Garten bzw. Garten der Wissenschaften zur Chartreuse de Champmol. Das ehemalige Kartäuserkloster war Grablege der Herzöge von Burgund. Während der Französischen Revolution wurde es abgerissen. Die Herzogsgräber wurden zunächst demontiert und später zerstört. Aus Resten der Herzogsgräber konnten zwei Grabmäler rekonstruiert werden. Die Grabmäler sind aktuell im Gardensaal des Musée des Beaux-Arts Dijon zu sehen, den wir am Nachmittag besichtigen. Um Zeit für einen Besuch des Musée des Beaux-Arts zu reservieren, gehen wir den Rundweg Moïse nur bis zum Botanischen Garten und kehren dort um. Vom ehemaligen Kloster ist bis auf den Brunnen ohnehin wenig erhalten.


Musée des Beaux-Arts Dijon - Fotoserie

Musée des Beaux-Arts Musée des Beaux-Arts La Véloterie du Père Gaston, 1975, Gérard Pascual
 
Das Musée des Beaux-Arts Dijon im Ostflügel des Palasts der Herzöge gilt nach dem Pariser Louvre als eines der bedeutendsten Kunstmuseen Frankreichs. Der Eintritt ist frei! Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf französischer Kunst, schließt aber internationale Kunst nicht aus. Die hochkarätige Sammlung reicht von Kunstwerken aus altägyptischer Zeit über afrikanische Kunst, spätmittelalterliche sakrale Werke der Gotik, Malerei der Renaissance und des Barock bis zur Moderne der Gegenwart, darunter etliche Hauptwerke von Künstlern. 

Bankettsaal mit Gräbern von Herzögen des BurgundGrab von Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund, und Marguerite de Bavière Highlight des Museums ist der Gardensaal (Bankettsaal) mit zwei Grabmälern der Herzöge von Burgund. Das Grabmal für Philipp II. der Kühne (1342-1402) erstellten im Zeitraum 1385-1402 mehrere Meister. Das zweite Grabmal ahmt Philipps Grabmal nach und wurde für dessen Sohn und Nachfolger, Johann Ohnefurcht (1371-1419), und dessen acht Jahre ältere Gattin erstellt, Maragarete von Bayern (1363-1423). Bemerkenswert sind außerdem zwei Flügelaltäre, die wie die Grabmäler aus der Chartreuse de Champmol stammen.
 
 
 
Die Szene im Gardensaal wirkt friedlich. Tatsächlich war die Zeit wild und blutrünstig, belegen einige Beispiele.
Johann Ohnefurcht war in etliche Intrigen verwickelt und führte zahlreiche Kriege. Der spätere König Karl VII. war eine äußerst umstrittene Persönlichkeit und darum von der Thronfolge ausgeschlossen. Als Dauphin lockte er Johann Ohnefurcht in eine Falle und ließ ihn von Begleitern ermorden. Mit Hilfe von Jeanne d'Arc konnte Karl 1429 seine Krönung in der Kathedrale von Reims durchsetzen. Philipp III. der Gute, Sohn von Johann Ohnefurcht und dessen Nachfolger, lavierte ebenfalls zwischen großpolitischen Interessen und verbündete sich mit Heinrich V. von England. 1430 konnte er Jeanne d'Arc gefangennehmen. Er lieferte sie Engländern aus, die sie in einem auf Karl VII. abzielenden Prozess der Häresie und Hexerei beschuldigten und 1431 in Rouen verbrennen ließen, ohne dass ihr Karl VII. zur Hilfe kam. Unter Philipp III. setzte eine kulturelle Blüte der von ihm geförderten Kunst und Wissenschaft ein, die er als politische Propaganda für eigene Machtinteressen nutzte.

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