Mit einem 2-tägigen Aufenthalt in Dijon halbieren wir die Strecke unserer Rückreise aus der Provence (Post: Roussillon in der Provence) nach Köln. Anders als erwartet, endet unsere 5-wöchige Rundreise unglücklich. Die Rückreise überschatten gleich zwei Ereignisse:
- Unser
Auto meldet eine Störung, die die Rückfahrt zum Glücksspiel macht und uns zu Entscheidungen zwingt (Post: Rückreise von der Provence). Dieses Ereignis stellt uns nicht vor unlösbare Probleme, sondern es ist ein über Zeit verblassendes Ärgernis, das nach einiger Zeit zur Anekdote wird.
- Schwerer trifft uns die Nachricht, dass ein guter Freund am 2.07.2022 seiner Krebserkrankung erlegen ist. Über fast drei Jahre haben wir gemeinsam abwechselnd gebangt und gehofft. Jetzt können wir dieses unwiderrufliche Ereignis nur noch traurig hinnehmen. Aber es schmerzt. Der Schmerz lässt nur langsam nach, wenn überhaupt, und hinterlässt dauerhafte Wunden.
Dijon ist eine sehr interessante Stadt mit Highlight-Potenzial. Aktuelle Randbedingungen verderben jedoch den Genuss unseres Aufenthaltes, über den dieser Post berichtet.
Ankunft in Dijon - Fotos 3.07.2022
Dijon ist die Hauptstadt des Départements Côte-d’Or sowie der Region Bourgogne-Franche-Comté und hat in der Gegenwart ca. 158.000 Einwohner. Der Aufstieg des bis zum 5. Jahrhundert unbedeutenden Ortes begann mit der Herrschaft der Burgunden, ein ostgermanischer Stamm, der im Rahmen der sog. Völkerwanderung zunächst am Rhein siedelte, wovon die Nibelungensage berichtet. Im 6. Jahrhundert wird das Burgundenreich dem Frankenreich als Teilreich eingegliedert. Aus einem französischen Lehnsherzogtum, das ab dem 11. Jahrhundert von Seitenlinien des französischen Königshauses regiert wird, geht die Region Burgund mit der Hauptstadt Dijon hervor.


Das Zimmer in der 30 m von der Place de la Libération entfernten Dependance ist geräumig, komfortabel eingerichtet sowie mit Air Condition, Kaffee-Facilities, kleinem Kühlschrank und einer kleinen Außenterrasse ausgestattet, auf der wir abends gerne noch eine Weile sitzen und morgens mit der Audi-Hotline telefonieren, weil im Zimmer keine Verbindung zustande kommt. Am 2. Abend nehmen wir auf der Terrasse unser 'Private Dinner' mit Supermarkt-Produkten ein.


Rundgang in Dijon - Fotos 4.07.2022
Im Tourismusbüro an der Place de la Libération erstehen wir einen Stadtplan, in dem der Eulenweg (Parcours de la Chouette) und 3 ergänzende Themenwege Stadtrundgänge empfehlen. Pate der Eule ist eine an der Außenwand der Kirche Notre-Dame angebrachte Eulenskulptur, die als Glücksbringer gilt, wenn sie mit der linken Hand gestreichelt wird. Der Eulenweg führt an den 22 bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des autofreien historischen Zentrums vorbei. In Gehwegen eingelassene bronzene Dreiecke mit Eulenbild führen zu Stationen des Rundwegs.
Die Rundwege Zola und Rousseau erschließen sehenswerte Randbezirke des Zentrums, die historisch von Handwerkern und Kaufleuten bewohnt waren. Eulenweg und Rousseau-Weg gehen wir komplett ab. Bzgl. Details sei auf verlinkte Fotos und Alben verwiesen. Der Eulenweg führt über den Jardin Darcy, in dem zahlreiche Kinder mit Begleitpersonen die Marmorkopie einer vom französischen Bildhauer François Pampon geschaffenen Eisbär-Skulptur umlagern. Weitere Objekte von François Pampon begegnen uns am Nachmittag im Musée des Beaux-Arts Dijon.
Vom Jardin Darcy führt der Rundweg Moïse (Moses), benannt nach dem Mosesbrunnen in der Chartreuse de Champmol, durch den Botanischen Garten bzw. Garten der Wissenschaften zur Chartreuse de Champmol. Das ehemalige Kartäuserkloster war Grablege der Herzöge von Burgund. Während der Französischen Revolution wurde es abgerissen. Die Herzogsgräber wurden zunächst demontiert und später zerstört. Aus Resten der Herzogsgräber konnten zwei Grabmäler rekonstruiert werden. Die Grabmäler sind aktuell im Gardensaal des Musée des Beaux-Arts Dijon zu sehen, den wir am Nachmittag besichtigen. Um Zeit für einen Besuch des Musée des Beaux-Arts zu reservieren, gehen wir den Rundweg Moïse nur bis zum Botanischen Garten und kehren dort um. Vom ehemaligen Kloster ist bis auf den Brunnen ohnehin wenig erhalten.
Musée des Beaux-Arts Dijon - Fotoserie
Das Musée des Beaux-Arts Dijon im Ostflügel des Palasts der Herzöge gilt nach dem Pariser Louvre als eines der bedeutendsten Kunstmuseen Frankreichs. Der Eintritt ist frei! Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf französischer Kunst, schließt aber internationale Kunst nicht aus. Die hochkarätige Sammlung reicht von Kunstwerken aus altägyptischer Zeit über afrikanische Kunst, spätmittelalterliche sakrale Werke der Gotik, Malerei der Renaissance und des Barock bis zur Moderne der Gegenwart, darunter etliche Hauptwerke von Künstlern.


Die Szene im Gardensaal wirkt friedlich. Tatsächlich war die Zeit wild und blutrünstig, belegen einige Beispiele.
Johann Ohnefurcht war in etliche Intrigen verwickelt und führte zahlreiche Kriege. Der spätere König Karl VII. war eine äußerst umstrittene Persönlichkeit und darum von der Thronfolge ausgeschlossen. Als Dauphin lockte er Johann Ohnefurcht in eine Falle und ließ ihn von Begleitern ermorden. Mit Hilfe von Jeanne d'Arc konnte Karl 1429 seine Krönung in der Kathedrale von Reims durchsetzen. Philipp III. der Gute, Sohn von Johann Ohnefurcht und dessen Nachfolger, lavierte ebenfalls zwischen großpolitischen Interessen und verbündete sich mit Heinrich V. von England. 1430 konnte er Jeanne d'Arc gefangennehmen. Er lieferte sie Engländern aus, die sie in einem auf Karl VII. abzielenden Prozess der Häresie und Hexerei beschuldigten und 1431 in Rouen verbrennen ließen, ohne dass ihr Karl VII. zur Hilfe kam. Unter Philipp III. setzte eine kulturelle Blüte der von ihm geförderten Kunst und Wissenschaft ein, die er als politische Propaganda für eigene Machtinteressen nutzte.
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