Sonntag, 18. Februar 2024

Reisen bildet: Reisetagebuch Eventreise 11.-17.02.2024: Kraniche, Geier & Co. in der Extremadura und in Andalusien

Gänsegeier im Nationalpark Monfragüe, Extremadura Kranichformation am Passo de Grullas, Puerto Mejoral, Extremadura Störche auf dem Peñas del Tesoro (Schatzfelsen), Los Barruecos, Extremadura
 
Unsere Spanienreisen haben wir bisher überwiegend als Kultur- und Wanderreisen in attraktiven Naturräumen individuell organisiert. Abnahme von Mobilität zwingt zu Veränderungen des Aktivitätenprofils. Vogelbeobachtung wird zu einer interessanten Option von Reiseaktivitäten und motiviert uns zu der in diesem Reisetagebuch beschriebenen Gruppenreise des Veranstalters Studiosus Reisen in das südliche Spanien. Die Reise kombiniert Aktivitäten der Vogelbeobachtungen mit Besichtigungen kultureller Sehenswürdigkeiten und leichten Wanderungen mit bis zu bis zu 2 Stunden Dauer, auf denen wir auch die Botanik der Landschaft kennenlernen.  - Fotoserie: Botanik im südwestlichen Spanien

       Aussicht auf Trujillo                         gotisches Chorgestühl Kathedrale von Plasencia                     römisches Theater in Mérida
Aussicht von der Burg in Trujillo Gotisches Chorgestühl von Rodrigo Alemán, 15. Jh., in der neuen Kathedrale von Plasencia, Extremadura Bühnenhaus des römischen Theaters in Mérida
 
 
Reiseroute, Programm, Gruppe, Reiseleiter

Gesamtstrecke
Gesamtroute in Spanien
Per Linienflug reisen 20 Teilnehmer plus Reiseleiter von Frankfurt nach Madrid und sezten ab dem Flughafen die Tour mit einem für den Reisezeitraum zur Verfügung stehenden Gruppenbus fort. In Spanien sind 4 Übernachtungen am Standort Cáceres in der Extremadura und 2 Übernachtungen weiter südlich in Andalusien an der Atlantikküste der Costa de la Luz vorgesehen. Von den beiden Standorten unternehmen wir an 5 Tagen Exkursionen.
 
 
 
 
 
Programme von Studienreisen sind traditionell intensiv und nicht als Erholungsreisen konzipiert. Auf dieser Reise sind die Tage ab ca. 9:00 Uhr morgens bis gegen 18:30 Uhr (an einem der Tage bis 22:00 Uhr) komplett durchgestaltet. Pausen sind selbstverständlich vorgesehen und nehmen Rücksicht auf ausgiebige 'Mittagesser'. Wir zählen nicht zu dieser Gruppe und bevorzugen kürzere Pausen, aber wir akzeptieren, dass individuelle Einzelwünsche auf Gruppenreisen von nachrangiger Bedeutung sind. 
 
Unsere Gruppe besteht aus 7 Paaren und 6 Singles, davon 5 Frauen. Der Altersdurchschnitt dürfte um 70 Jahre liegen. 4 Personen sind 10-25 Jahre jünger. Die Teilnehmer sind nicht unvermögend, haben Bildungshintergrund und interessieren sich für Natur und Kultur. Das Gruppenklima ist harmonisch. Alle Teilnehmer sind freundlich, pünktlich, unauffällig, überwiegend kommunikationsfreudig, Nichtraucher und für ihr Alter relativ fit. Während wir uns als interessierte ornithologische Analphabeten einordnen, sind andere Teilnehmer bemerkenswert sachkundig.
 
Unser Reiseleiter ist promovierter Biologe. Er spricht fließend spanisch und portugiesisch und führt in zahlreichen Ländern und Regionen dieser sprachlichen Kulturräumen. In seiner Rolle als Reiseleiter bewährt er sich als Organisator und beeindruckt mit ebenso breiter natur- wie kulturwissenschaftlicher und politischer Sachkunde. Reiseleiter haben selbstverständlich großen Einfluss auf das Gruppenklima und müssen über geeignete kommunikative und psychologische Soft Skills verfügen. Wie sie ihre Rolle individuell verstehen und ausgestalten, kann je nach Persönlichkeit, Gruppe, sonstige Gegebenheiten variieren. Der Reiseleiter dieser Reise versteht seine Rolle offenbar nicht als Entertainer und gibt sich auf persönlicher Ebene eher reserviert. Inhaltlich bleibt er auf der Sachebene. Er möchte primär informieren und vermeidet Smalltalk oder Schmeicheleien. Er erzählt keine Witze oder Anekdoten, liest keine Kurzgeschichten vor und spielt während der Busfahrten keine Musik. Uns gefällt dieses Haltung, zumal die Kommunikation der Gruppe ohne Entertainer oder Vorturner gut funktioniert und Unterhaltungsprogramme längst nicht jeden ansprechen, sondern auch abstoßen können. Aus unserer Sicht hätten jedoch praktische Informationen zur Tagesorganisation im Interesse eigener Selbständigkeit etwas ausführlicher und genauer ausfallen dürfen.
 
 
Information zur Region Extremadura
 
Die Extremadura liegt im südwestlichen Spanien an der Grenze zu Portugal. Die Landmasse der Region umfasst 41.000 qkm (ähnlich NL und Dänemark) bzw. 8,3 % von Spanien. Mit 1,1 Millionen Einwohnern beträgt die Einwohnerzahl 2,6 % von Spanien. Die Extremadura ist mit durchschnittlich 25 Einwohnern pro qkm nur dünn besiedelt (Spanien 94,3, Deutschland 235,5) und gilt als rückständig bzw. arm. In der Region gibt es nur wenige größere Städte, unter denen Badajoz mit ca. 150.000 Einwohnern die größte ist, gefolgt von Cáceres mit ca. 100.000 Einwohnern. Städte verfügen über alte Stadtkerne mit kulturellen Spuren von Römern und Arabern. 
 
Positiv verbuchen wir, dass die Extremadura trotz großartiger Landschaften, attraktiver Flora und Fauna sowie interessanter historischer Kultur, aber ohne Strandleben und mit wenig Wanderinfrastruktur kein Revier einer Tourismusindustrie für Massentourismus abgibt. Die Extremadura zieht eher Naturliebhaber als Individualreisende an. Für internationale Reisende sind Spanischkenntnisse nicht zwingend erforderlich, aber von Vorteil. Englisch ist keine weit verbreitete Verkehrssprache. Speisekarten und generell Beschriftungen von Objekten sind oft nur in spanischer Sprache anzutreffen. 
 
Abwechslungsreiche weite Landstriche der Extremadura sind fast menschenleer, was der Natur zugute kommt. Ebenen wechseln mit Flusstälern und schroffen Gebirgen (Sierras). Ein hoher Anteil landwirtschaftlicher Nutzflächen gehört wenigen Großgrundbesitzern. Allerdings eignen sich große Teile der Landschaft nicht für landwirtschaftlichen Anbau und werden als Weideland bzw. für Viehzucht genutzt. Weideland der Ebenen ist kulturell durch Abholzung ursprünglicher Wälder in zwei Landschaftsformen entstanden. Störche suchen in beiden Landschaften nach Nahrung. Andere wild lebende Tier bevorzugen überwiegend eine der Landschaftsformen.
  • Baumlose Grassteppen (Llanos) werden als Schafweiden genutzt. Mit Glück sind hier Großtrappen, zahlreiche Arten Greifvögel, Kiebitze und andere Vogelarten zu sehen. 
  • Mit Steineichen und Korkeichen bewachsene lichte Hutewälder werden als Dehesas bezeichnet. In Dehesas halten sich zwischen weidenden Rindern und Iberico Schweinen Kraniche, Reiher, Ibisse bzw. insbesondere solche Vogelarten auf, die Feuchtgebiete und/oder Insekten als Nahrung sowie Schutz von Bäumen benötigen. In der Extremadura erzeugter Iberico Schinken ist ein geschütztes Produkt und trotz nachvollziehbarer Hochpreisigkeit eine überall anzutreffende Delikatesse der Region.
Gaby Schulemann-Maier berichtet in ihrem privaten Reiseportal detailliert, aber ein wenig hölzern über die Region: Fotoreisebericht Extremadura 
 
 
11.02.2024: Reise von Madrid nach Cáceres via el Gordo 
 
Ankunft in Cáceres, Extremadura 11.02.2024 Madrid-El Gordo-Cáceres Zischenstopp im Storchendorf El Gordo, Extremadura
In Madrid beginnt die Reise pünktlich. Auf ca. 320 km nach Cáceres begleitet uns leichter Regen. 
 
 
Nach 2/3 der Distanz unterbrechen wir die Fahrt für eine Pause im Dorf El Gordo, das die höchste Storchenpopulation in Spanien aufweist. Insgesamt nisten in der Extremadura mehr als 10.000 Paare Weißstörche, von denen wir täglich mehrere Exemplare sehen. Beim Rundgang durch das Dorf und in der Pausen-Bar bestätigt sich der Ruf ärmlicher Landgemeinden. - Fotoserie El Gordo
 
 
Ankunft in Cáceres - Fotoserien Stadt & Hotel

Hotel Palacio de Oquendo Cáceres Cáceres, Extremadura Plaza Mayor, Cáceres, Extramadura

In Cáceres wohnen wir an der Plaza de San Juan (Foto Mitte) am Rand der Altstadt stilvoll und komfortabel im Palacio de Oquendo (Foto links), ein zu einem Hotel umgebauter Palast des 16. Jahrhunderts. Wer geglaubt hat, dem Karneval entkommen zu können, der irrt. Karneval und Verkleidungen sind in Cáceres üblich, jedoch weniger intensiv als in Köln. Wie überall in katholischen Regionen wird auch hier mit viel Lärm gefeiert. Individuelle Motiviationen können sich unterscheiden, aber durchschnittlich haben derartige Feste unter Erwachsenen vermutlich Ventilfunktionen, die politische, soziale, religiöse, sexuelle Unterdrückung temporär suspendieren, um im Interesse von Machteliten Widerstand gegen deren Regeln über das Jahr erfolgreich unterdrücken zu können. Zentrum des karnevalistischen Treibens ist in Cáceres die Plaza Mayor
 
Abendessen wird in Spanien traditionell frühestens ab 20:00 Uhr oder später eingenommen. Am Ankunftstag essen wir als Gruppe gemeinsam an der Plaza de San Juan im Restaurant El Figón del Eustaquio. Serviert werden traditionelle Gerichte in großzügigen Portionen inkl. Getränke. Am Tisch machen sich die Teilnehmer miteinander bekannt. Nach einigen Gläsern Wein ist die Stimmung ausgelassen. An den drei folgenden Abenden organisieren wir das Abendessen in Eigenregie.


12.02.2024: Los Barruecos, Trujillo, Llanos de Cáceres
 
Naturpark Los Barruecos - Fotoserie

Aufgestauter Teich im Naturschutzgebiet Los Barruecos, Extremadura 12.01.2024 Vostell-Objekt, Störche auf Granitfelsen von Los Barruecos, Extremadura
Links: Teich mit Vostell-Museum am linken Rand
Rechts: Vostell-Objekt am Felsen Peñas del Tesoro
 
Unser erstes Ziel ist ca. 15 km westlich von Cáceres die als Naturpark geschützte Granitlandschaft Los Barruecos mit einer großen Kolonie Weißstörche. Bis zum 18. Jahrhundert wurde die Landschaft für intensive Weidewirtschaft und Schafzucht genutzt. Der Bus setzt uns am Parkplatz des nach dem deutschen Künstler Wolf Vostell benannten Museo Vostell Malpartida ab. Vostell wurde als einer der maßgeblichen Künstler der Fluxus-Bewegung und durch Happenings bekannt. Er war mit einer Spanierin aus Cáceres verheiratet und richtete an einem aufgestauten Teich in einer ehemaligen Wollwäscherei ein Atelier mit Museum ein, das in der Gegenwart als bedeutendstes Museum für moderne Kunst der Extremadura gilt. Wir sind jedoch nicht wegen des Museums hier, sondern wegen der Landschaft und Vögel. Auf den Granitfelsen beobachten wir zahlreiche Störche. Unsere Wanderung führt entlang des Sees zum Storchenfelsen Peñas del Tesoro, auf dem Störche in großer Dichte nisten. An der Felsgruppe hat Vostell ein einbetoniertes Auto als Plastik aufgestellt. Ein ähnliches Objekt mit der Bezeichnung Ruhender Verkehr steht in Köln.


Rundgang in der historischen Altstadt von Trujillo - Fotoserie
 
Stierkampfarena auf der Plaza Mayor in Trujillo Zugang zum Burghof in Trujillo MittagsIímbiss in Trujillo mit Iberico-Schinekn

Gegen Mittag schaukelt uns der Bus nach Trujillo, eine Kleinstadt mit ca. 9000 Einwohnern und einer großen Vergangenheit. Gegründet wurde die Stadt als Turaco von Kelten. Später beherrschten die Stadt Römer (Turgalium romano), Westgoten, Araber (Torgila), bis sie im Rahmen der Reconquista 1232 von christlichen Machthabern endgültig erobert wurde. Spuren von Kelten und Goten sind gelöscht. Die Römerzeit hat Fundamente und Mauerwerk hinterlassen. Araber haben im 9. Jahrhundert eine Burg errichtet, von der Mauern und Türme erhalten sind. Neben der Aussicht von der Burg ist die mittelalterliche Altstadt rund um den Plaza Mayor sehenswert. Türme der Altstadt nutzen etliche Weißstörche als Nistplätze. In einer temporären Stierkampfarena auf der Plaza Mayor werden über die Karnevalstage Stierkämpfe ausgetragen. Aktuell laufen Vorbereitungen für ein morgen stattfindendes Event, bei dem wie in Pamplona Kampfstiere durch die Altstadt getrieben werden.
 
Der Zustand einiger Gebäude der Altstadt ist pflege- und sanierungsbedürftig. Das gilt insbesondere für das ehemalige Palais der Familie Pizarro. Der Konquistador Francisco Pizarro (1476/78-1541) ist in Trujillo aufgewachsen und von dort zur Eroberung des Inkareichs aufgebrochen. Pizarro starb im heutigen Peru. Mit von ihm geraubten Schätzen bereicherte sich die Familie und konnte sich einen Palast in Trujillo leisten. Inzwischen scheint das Geld ausgegangen zu sein. Unser Rundgang führt von der Plaza Mayor zur Burg, von der sich attraktive Ausblicke bieten. Vor der Weiterfahrt organisieren wir jeweils individuell eine Mittagspause in der Altstadt. Bratkartotoffeln mit Iberico-Schinken und Spiegelei sollten zum UNESCO-Welterbe erklärt werden.


Llanos de Cáceres - Fotoserie
 
Steppenlandschaft Llanos de Cáceres Steppenlandschaft Llanos de Cáceres mit Störchen, Silberreihern, Kiebitzen und anderen Vögeln zwischen Schafen Steppenlandschaft Llanos de Cáceres mit Störchen, Kiebitzen, Großtrappen

Die Rückfahrt von Trujillo nach Cáceres führt auf Wirtschaftswegen durch das Vogelschutzgebiet der fast baumlosen Steppenlandschaft Llanos de Cáceres. Mit Glück werden wir sehr scheue Großtrappen sehen, die offene Landschaften bevorzugen und mit ihrem Tarngefieder schwer zu erkennen sind. Die Chance der Sichtung schätzt unser Reiseleiter mit 30 % ein, aber er ist sich sicher, dass Exemplare sich hier aufhalten. Abgesehen von Störchen sind die meisten Vögel sehr scheu. Ohne auszusteigen durchqueren wir die Landschaft mit dem langsam fahrenden Bus und nehmen Fotos durch Fenster auf. Sobald der Bus anhält, flüchten gerade die Vögel, die wir beobachten möchten. Zwischen weidenden Schafen sichten wir zunächst Störche, Silberreiher, Kiebitze und weitere auf der Distanz nicht identifizierbare Vögel. Plötzlich steigt in größerer Entfernung ein Schwarm Großtrappen auf, aber zu schnell und zu weit entfernt, um sie fotografieren zu können.


13.02.2024: Nationalpark Monfragüe, Plasencia  
 
Nationalpark Monfragüe - Fotoserie
 
Arabische Burgruine Castillo de Monfragüe, 9. Jh., Extremadura 13.01.2024 Gänsegeier im Nationalpark Monfragüe, Extremadura
 
 
 
Eine Autostunde nördlich von Cáceres liegt ein vom Tajo bzw. Tejo durchbrochener Quarzit-Schiefer-Höhenzug. Im Kontext einschneidender Veränderungen der Landschaft durch den Bau von Staudämmen konnten Naturschützer den Schutz der Naturregion 2007 als Nationalpark Monfragüe durchsetzen. Inzwischen ist das Gebiet als Starlight Reserve, Biosphärenreservat und Vogelschutzgebiet zertifiziert. Ihren Namen verdankt die Region der von Römern verwendeten Bezeichnung Monfragorum für unwegsames Gebirge. Der Nationalpark ist ein ideales Revier für Greifvögel wie Adler, Bussarde, Milane etc.. Am auffälligsten und leicht zu beobachten sind Gänsegeier und Mönchsgeier, von denen 500 bzw. 300 Paare im Park leben. Insgesamt können im Park mehr als 300 Vogelarten beobachtet werden, von denen sich einige jedoch nur temporär hier aufhalten oder nur schwer zu sichten sind. (Online Reiseführer:

Bevor wir Beobachtungsplätze am Salto del Gitano (Geierfelsen) aufsuchen, unternehmen wir mit einem Ranger des Nationalparks bei leichtem Regen eine kurze Wanderung. Der Rundweg von ca. 1,5 Stunden führt über das Castillo de Monfragüe auf den Gipfel des Felsens. Unterhalb der Burg befindet sich eine Höhle mit prähistorischer Malerei, die zum Schutz der Malerei gegen Vandalismus nur im Rahmen von Führungen zugänglich ist. Die nur noch als Ruine bestehende und nicht besonders beindruckende Burganlage wurde im 9. Jahrhundert von Arabern errichtet und später von Ritterorden genutzt. Neben einem rekonstruierten Turm ist eine Einsiedelei errichtet. Beeindruckender als die Bauwerke soll die Aussicht sein, was wir jedoch wegen des Wetters nicht bestätigen können. Welche Aussicht uns entgangen ist, zeigt ein Online-Reiseführer: Monfragüe: Der Nationalpark am Río Tajo in der Extremadura

Aufgrund des Klimawandels ist diese Region stark von Hitze, Dürre und Waldbränden bedroht. 2022 drohte ein wochenlang wütender Waldbrand den Nationalpark vollständig zu zerstören (FAZ, 05.07.2022: "Entweder geschieht ein Winder, oder der Nationalpark droht zu verschwinden"). In den letzten Wochen diesen Jahres hat einiger Regen die Situation glücklicherweise vorübergehend entspannt, aber grundsätzlich bleibt die Gefahr bestehen.

 
Rundgang in der historischen Altstadt von Plasencia - Fotoserie
 
Brunnen auf der Plaza San Nicolas, Plasencia, Extremadura Spätgotische heue Kathedrale, 16.-18.Jh. in Plasencia, Extremadura Gotisches Chorgestühl von Rodrigo Alemán, 15. Jh., in der neuen Kathedrale von Plasencia, Extremadura
 
Gegen Mittag fahren wir ca. 22 km weiter nach Norden, um die Altstadt von Plasencia gemeinsam zu besichtigen, ehe wir anschließend eine Mittagspause individuell organisieren. 

Mit fast 40.000 Einwohnern ist Plasencia die viertgrößte Stadt der Extremadura. Die Stadt geht auf ein keltisches Oppidum zurück, das Römer zur einer Garnison machten, die später Westgoten und Araber nutzten. Aus dieser Zeit sind keine Spuren erhalten. Die Stadt blühte auf, als sie 1189 nach der Reconquista im Jahr 1186 zum Bischofssitz erhoben wurde, was sie durchgehend bis heute ist. Als eine im 13. Jahrhundert gebaute Kathedrale im romanischen Stil zu klein wurde oder sie Funktionen als Symbol von Macht nicht mehr ausreichend erfüllte, begann im 16. Jahrhundert der Bau einer mehr als doppelt so großen Kathedrale im spätgotischen Stil, für die Teile der alten Kathedrale abgerissen wurden (Wikipedia: Kathedrale von Plasencia). Ab 1578 ging das Geld aus. Fertiggestellt war nur das Querschiff, das nach außen eine Ziegelmauer in Richtung des geplanten Hauptschiffs verschließt.

In der Gegenwart stellt sich der Komplex als ein kurioses Konglomerat von 3 Hauptarchitekturen in unterschiedlichen Stilen dar: Alte Kathedrale im romanischen Stil aus dem 13 Jahrhundert, die in der Gegenwart als Museum dient, neue Kathedrale mit spätgotischem Baukörper und Renaissancefassaden aus dem 16. Jahrhundert, in der sakrale Dienste stattfinden, ein Ende des 13. Jahrhunderts errichteter spätromanischer Kreuzgang mit Kapitelsaal, der mit einem achteckigen Turm im byzantinischem Stil überbaut ist. Im Volksmund wird der Turm wegen seiner kugelförmigen Haube als Torre del Melón bezeichnet. Der Kapitelsaal mit Turm gilt als Prunkstück des Komplexes.
 
Eine spezielle Kuriosität bietet die neue Kathedrale mit einem von Rodrigo Alemanán meisterhaft im gotischen Stil geschnitzten Chorgestühl. Schnitzereien und Name des Künstlers lassen auf flämische Einflüsse schließen. An der Unterseite von Klappsitzen, sogenannte Miserikordien, an die sich Chorherren bei langen Stehzeiten anlehnen können, hat der Künstler neben biblischen Szenen eine Reihe von Alltagsmotiven realisiert, u.a. Darstellungen deftiger erotischer Szenen mit lüsternen Mönchen und Nonnen, die sich hetero- und homosexuell oder mit Tieren betätigen. Sexuelle Triebhaftigkeit (Unzucht) war im europäischen Spätmittelalter wahrscheinlich weniger stark tabuisiert als in späteren Jahrhunderten, aber wir kennen solche Darstellungen sonst eher aus der flämischen Malerei und dort nicht in sakralen Umgebungen. Über Fragen von Einordnungen dieser Darstellungen lässt sich ohne tieferes Wissen nur spekulieren. Wikipedia spricht von Konflikten zwischen dem Künstler und der Inquisition, was nicht überrascht, aber nicht mit Quellenangaben belegt wird. Der aktuelle Bischof von Plasencia gestattet das Betrachten der erotischen Szenen des Chorgestühls, aber er untersagt das Fotografien und lässt das Verbot mit Personal überwachen. Da sich der Wächter zeitweilig nicht im Chorraum aufhält, sind einige Fotos möglich.
 
 
14.02.2024: Altstadt Cáceres, Kranichbeobachtung in der südlichen Extremadura
 
Rundgang in der historischen Altstadt von Cáceres - Fotoserie
 
Museum Cáceres in einer ehemaligen arabischen Zisterne Altstadt Cáceres Palacio de los Golfines, 14. Jh., in der Altstadt Cáceres, Extremadura
 
Der heutige Tag wird lang. Am Vormittag unternehmen wir bis zur Mittagspause einen geführten Rundgang durch die auf einem Hügel errichtete, vollständig von einer Stadtmauer umgebenen mittelalterlich verwinkelten Altstadt von Cáceres, die seit 1986 zum UNESCO-Welterbe zählt. In der Gegenwart ist die Stadtmauer in andere Bauwerke integriert und darum nur an einigen Stellen offen sichtbar. 
 
Historische Kontexte haben wie in Plasencia keltische und römische Ursprünge. Ab 78 v. Chr. stationierten Römer in der Ebene ein Militärlager mit der Bezeichnung Castra Caecilia und bauten ab 25 v. Chr. auf dem Hügel der heutigen Stadt die Siedlung Norba Caesarina aus. Nachdem Westgoten die Stadt im 6. Jahrhundert zerstörten, wurde sie ab dem 8. Jahrhundert von Arabern neu aufgebaut und Hizn Qazris genannt. Zur Sicherung der Wasserversorgung bauten Araber eine Zisterne, in der das Museum Cáceres untergebracht ist, das wir jedoch nicht besuchen. Auf dem Rundgang betrachten wir lediglich die ab dem 15. Jahrhundert errichtete romanisch-gotische Kathedrale Santa Maria von innen.
 
Im Rahmen der Reconquista eroberten spanische Königstümer die Stadt. Gebäude innerhalb der Stadtmauern bewohnten Klerus in Klöstern und Adel in Palästen zwischen mehreren Kirchen. Das einfache Volk lebte außerhalb der Stadtmauer. Ähnlich wie in Städten Oberitaliens waren Paläste der Altstadt mit Wohntürmen ausgestattet, die Macht adliger Familien symbolisierten. Von ursprünglich zahlreichen Wohntürmen sind nur wenige erhalten. Isabella I. von Kastilien ordnete in einem Streit um die Thronfolge im 15. Jahrhundert den Abriss von Wohntürmen jener Adelsfamilien an, die sie nicht unterstützt hatten. Kirchen der Altstadt bestehen noch, aber ehemalige Adelspaläste sind zu Museen und Hotels umfunktioniert oder werden von Verwaltungen genutzt. 
 
Seit der Römerzeit lebten im heutigen Spanien Juden. Wie in vielen europäischen Städten lebten Juden in der Altstadt von Cáceres Juden in einem eigenen Wohnviertel, dem Judenviertel, bzw. spanisch Juderiá. In Cáceres mussten Juden 1478 die Altstadt verlassen und in ein neues Viertel außerhalb der Altstadt umziehen. Während in Südspanien lebende Juden unter arabischer Herrschaft ein 'Goldenes Zeitalter' erlebten und gelehrte Juden im Kalifat von Córdoba in hohe politische Ämter aufstiegen, verfügten die Katholischen Könige Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon 1492 im Alhambra-Edikt, dass Juden entweder zum Christentum konvertieren oder Spanien verlassen müssen (Wikipedia: Geschichte der Juden in Spanien). Ab 1500 verfolgte die katholische Inquisition sogar zum Christentum konvertierte Juden, um jüdische Kultur in Spanien auszulöschen. Indem die Kirche Juden für alle Arten von Katastrophen und Misständen verantwortlich machte, popularisierte sie in Spanien einen bis heute starken Antisemitismus (BPB: Antisemitismus in Spanien).
 
Ähnlich unrühmlich ist die Bedeutung von Cáceres im spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). In Cáceres stationiertes Militär organisierte den faschistischen Militärputsch von 1936 und mobilisierte große Teile der Stadtbevölkerung. Mehr als 600 republikanische Gegner der Bewegung wurden in der Innenstadt erschossen. Cáceres entwickelte sich zur Keimzelle des Bürgerkriegs, in die Francisco Franco bis 1937 sein Hauptquartier verlegte. Von Franco bei Hitler angeforderte Unterstützung mobilisierte die Legion Condor, die aktiv in den Bürgerkrieg eingriff und Francos Truppen in Cáceres trainierte. Mit der Aufarbeitung historischen Unrechts tut sich Spanien noch sehr viel schwerer als Deutschland. (Deutschlandfunk, 20.11.2020: Wie Spanien um die Aufarbeitung seiner Verbrechen ringt - taz, 09.01.2024: Schwerwiegende Vergangenheit) In der Gegenwart verschärfen sich in Spanien politische Konflikte zwischen dem rechts-konservativem und dem links-republikanischem Lager. Unser Reiseleiter zitiert mehrfach die Befürchtung eines neuen Bürgerkriegs in Spanien.

Mehr Ruhm erntet die spanische Küche. In einem Palast der Altstadt von Cáceres residiert das Hotel Artrio der Kette Relais & Chateau. Das Gourmet-Restaurant Atrio Cáceres des Hotels ist mit 3 Michelin-Sternen ausgezeichnet und zählt nicht nur zu den besten Restaurants Spaniens, sondern wird im Ranking der weltbesten Restaurants von La Liste auf Platz 8 eingeordnet. Den Besuch haben wir versäumt bzw. uns verkniffen. Preise einer Übernachtung für 2 Personen inkl. Degustationsmenue reichen je nach Suite von 1.460 € bis 3.220 €. Der Preis des Menüs von 235 €/pP ist nicht bescheiden, aber sicherlich mehr als angemessen.
 
 
Region Río Gargáligas und Dehesa de Moheda Alta in der Provinz Badajoz - Fotoserie
 
Kraniche zwischen Steineichen in der Region Río Gargáligas, Extremadura 14.02.2024 Landgut Moheda Alta, Extremadura
 
 
 
Am Mittag starten wir zu einer räumlich und zeitlich ausgedehnten Exkursion nach Süden bis zur Grenze nach Andalusien. Auf der Durchreise sichten wir in der Ebene der Region Río Gargáligas der Provinz Badajoz grasende Kraniche und andere Vogelarten. Zwischenziel ist das staatlich übernommene Landgut Dehesa de Modea Alta, dessen Einrichtungen eines Besucherzentrums heute geschlossen sind. Ein hölzerner Beobachtungsstand ermöglicht Ausblicke auf ein flaches Gewässer, in dem ein Silberreiher jagt und hinter dem Kraniche grasen. Mit einem Spaziergang durch die blühende Botanik eines Stein- und Korkeichenhains endet der Aufenthalt in der Anlage. 
 
 
Beobachtung Kranichzug am Passo de Grullas  - Fotoserie
Warten auf Kraniche am Passo de Grullas, Puerto Mejoral, Extremadura Kranichformation am Passo de Grullas, Puerto Mejoral, Extremadura Sonnenuntergang am Passo de Grullas, Puerto Mejoral, Extremadura
 
Gegen 17:00 setzten wir die Fahrt in der südlichen Extremadura fort, um im Zeitraum des Sonnenuntergangs den Kranichzug von Weideplätzen in der Steppenlandschaft La Serena zurück zu weiter nördlich liegenden Schlafplätzen im flachen Wasser von Stauseen des Río Guadiana zu beobachten. Bei ihrem Rückflug müssen Kraniche die Hügelkette Sierra de Tiros überqueren. Um Energie zu sparen, wählen sie i.d.R. eine Route über einen Pass bei der winzigen Gemeinde Puerto Majoral an der Landstraße 104. Puerto Majarol besteht aus einer handvoll Häusern und hatte 2009 lt. Wikipedia 10 registrierte Bewohner. In beiden Fahrtrichtungen weisen eher unscheinbare Schilder an der Straße ohne weitere Erläuterungen auf einen Passo de Grullas hin. Der Beobachtungsplatz ist in keinem einschlägigen Reiseführer erwähnt. Unser Reiseleiter hat den Tip von einer spanischen Ornithologin erhalten und führt seit mehreren Jahren Gruppen erfolgreich zu diesem Platz.
 
Um 18:00 Uhr treffen wir in Puerto Mejoral ein. Vom Parkplatz des Busses unternehmen wir eine kurze Wanderung zunächst entlang der Straße und anschließend auf einen felsigen Hügel mit Rundsicht. Nachdem sich jeder einen Platz gesucht hat, warten wir auf Kranichformationen. Kurz vor 19:00 Uhr sichten wir einige kleinere Formationen, aber deutlich weiter westlich als erwartet. Die Kraniche wählen aus welchen Gründen auch immer heute eine andere Route, die an der Sierra de Tiros vorbeiführt. Außerdem sind die Kranichschwärme relativ klein. Offenbar sind aufgrund der durch den Klimawandel verursachten höheren Temperatur bereits der größte Teil der Kraniche nach Norden weitergezogen. Gegen 19:15 Uhr endet die Show. Unser Reiseleiter scheint enttäuscht zu sein. Die Show ist zwar nicht so spektakulär wie erwartet ausgefallen, aber in der Gruppe ist niemand enttäuscht. Im Gegenteil werten wir diese Exkursion als ein Highlight. 
 
Die Rückfahrt über ca. 175 km nach Cáceres endet um 22:00 Uhr. Ein Restaurantbesuch ist nicht mehr möglich. Wir haben vorgesorgt und am Vormittag in Cáceres in einem Supermarkt einen Imbiss beschafft, mit dem wir uns begnügen.


15.02.2024: Weiterreise nach Andalusien
 
Reiseetappe nach Andalusien mit Besichtigungen in Mérida, Extremadura - Fotoserie

Heute nehmen wir einen Standortwechsel nach Andalusien vor und reisen mit Zwischenstop in Mérida über ca. 370 km per Bus von Cáceres zum Parador de Mazagón an die Costa de la Luz der Atlantikküste nahe dem Ferienort Mazagón in der Provinz Huelva.

Römischer Proserpina-Stausee bei Mérida 15.02.2024 Römischer Proserpina-Stausee bei Mérida Römischer Proserpina-Stausee bei Mérida Moschusente am römischen Proserpina-Stausee bei Mérida Staumauer des römischen Proserpina-Stausees bei Mérida

Nach ca. einer Stunde Fahrzeit erreichen wir 5 km vor Mérida den von Römern im 2. Jahrhundert für die Wasserversorgung der Stadt angelegten Proserpina-Stausee. Wasser des Stausees leiteten Römer per Aquädukt in die Stadt. Über die Jahrhundert waren Reparaturen erforderlich, aber Römer waren Meister nachhaltigen Bauens. Stausee, Staumauer, Aquädukt sind bis heute in Betrieb und sichern die Wasserversorgung der Stadt bis heute.

Römischer Aquädukt de los Milagros in Mérida Störche auf dem römischen Aquädukt de los Milagros in Mérida Römische Straßenbrücke Puenta Romana über den Rio Guadiana in Mérida, Extramadura Kolonie mit Nachtreihern im Gebüsch am Rio Guadiana in Mérida, Extremadura Ornithologengruppe auf der Fußgängerbrücke über den Río Albarregas in Mérida Römische Straßenbrücke Puenta Romana über den Rio Guadiana in Mérida, Extramadura Römische Thermen in Mérida Bühnenhaus des römischen Theaters in Mérida Römisches Amphietheater in Mérida

Mérida ist mit ca. 60.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt der Extremadura, die römischste aller spanischen Städte und seit 1970 Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura. Neben der Altstadt von Cáceres und dem Kloster Santa Maria de Guadalupe zählt das archäologische Ensemble von Mérida zu den 3 UNESCO-Welterbestätten der Extremadura. Den Bau der Stadt Emerita Augusta veranlasste der römische Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) im Jahr 25 v. Chr.. Zahlreiche repräsentative Gebäude verweisen auf die ehemalige Bedeutung der Stadt als westlichste Provinzhauptstadt des römischen Imperiums. Westgoten machten im 6. und 7. Jahrhundert Mérida zur Hauptstadt ihres Königreichs (Wikipedia: Toledanisches Reich). 713 eroberten Araber Mérida. In der Reconquista übernahmen 1230 christliche Herrscher die Macht. Mit dem Austausch von Machtstrukturen wurde das Leben der Bevölkerung nicht einfacher. Es gestaltete sich anders und eher schwieriger.
 
Auf unserem regnerischen Rundgang durch Mérida besichtigen wir vor allem Bauwerke der Römerzeit:
  • Am Rand der Stadt überquert der 830 m lange, wahrscheinlich im 1. Jahrhundert erbaute Aquädukt de los Milagros auf ursprünglich mehr als 100 Pfeilern das Flusstal des Río Albarregas. Der Aquädukt war Teil der vom Proserpina-Stausee in die Stadt führenden römischen Wasserleitung. Inzwischen ist der Aquädukt teilweise zerfallen, aber er ist noch immer beeindruckend und ein beliebter Nistplatz von Störchen. Der Río Albarregas ist eine Kloake, die trotzdem viele Vögel anzieht. Vermutlich haben sie keine Alternativen.
  • Mit einer Länge von 792 m und 60 Bögen ist die Puenta Romano über den Río Guadiana eine der längsten Brücken der römischen Zeit und im Unterschied zu Brücken der Neuzeit seit ca. 2000 Jahren in Betrieb. Seit 1990 ist die Brücke für motorisierten Verkehr gesperrt. Vor einigen Jahren hat unser Reiseleiter von der Brücke im Gebüsch von Inseln des Guadiana Nachtreiher-Kolonien entdeckt, die es noch immer gibt. In Richtung Mérida liegt am Flussufer die im 9. Jahrhundert errichtete arabische Festung Alcazabar
  • Im Zentrum von Méridan besichtigen wir das römische Theater und das benachbarte Amphitheater. Die Trennung von Hochkultur und Trivialkultur gab es bereits in der Antike und hat sich bis heute erhalten. Während das Theater Hochkultur der Eliten vermittelte, bespaßte das Amphitheater das Volk mit Massensportveranstaltungen von Gladiatorenkämpfen. Gladiatorenkämpfe waren Shows professioneller Athleten. Die gegenseitige Tötung war nicht beabsichtigt, aber sie wurde als Risiko in Kauf genommen. Bei Autorennen, Skirennen, einigen Kampfsportarten, Extremsportarten und Stuntshows der Gegenwart ist das nicht anders.
Während des Aufenthalts in Mérida regnet es mal mehr und mal wenig. Im Zeitraum der Mittagspause sitzen wir im Trockenen, als es wie aus Kübeln gießt. Nach diesem Guss hat sich das Wetter beruhigt. Auf der Weiterreise nach Andalusien setzt sich sonniges Wetter mit Temperaturen um 20 Grad durch.


Ankunft im Parador de Mazagón, Andalusien - Fotoserie

Parador de Mazagon, Andalusien Standardraum im Parador de Mazagón Blick von der Terrasse des Zimmers im Parador de Mazagón zur Atlantikküste

Unter optimalen Wetterbedingungen treffen wir am frühen Abend im Parador de Mazagón ein. Im Unterschied zu den meisten Hotels der Parador-Kette nutzt dieses Hotel kein historisches Gebäude, sondern es wurde 1967/68 in einer Architektur neu errichtet, der man ihre Entstehungszeit ansieht. An der Qualität der Einrichtung gibt es nichts auszusetzen, aber Design von Architektur und Inneneinrichtung verbreiten weder Charme historischer Gebäude noch Charme von Luxus, den moderne Qualitätshotels ausstrahlen. Unser Zimmer liegt in einem flachen Trakt des Komplexes, der an Motels erinnert. Funktionsbereiche des Hotels verbergen ihre Funktionalität nicht hinter schicken Verkleidungen. 
 
Genannte Bedingungen verleiden unseren Aufenthalt keineswegs. Im Gegenteil vermittelt das Hotel aufgrund seiner Lage und Details der Gestaltung eine Magie, die Wünsche nach längerem Aufenthalt wecken. Den Gebäudekomplex und seine gepflegte Gartenanlage umgibt ein Pinienhain nahe einem weitläufigen Strand der Atlantikküste. Vom komfortabel eingerichteten Zimmer blicken wir über die leicht abschüssige Gartenanlage zum Atlantik. Im Abendlicht strahlt diese Szene eine romantische Anmutung aus, die unwirklich oder kitschig wirken könnte, wenn sie nicht real wäre. Zimmer unseres Wohntrakts verfügen über möblierte Terrassen, von der Gäste den Garten betreten können und den Strand oder einen Außenpool auf direktem Weg erreichen. Den Pool benötigt zu dieser Jahreszeit niemand, aber einen Strandspaziergang werden wir morgen genießen. Erwähnenswert ist die gute regionale Küche. Das Dinner wird inklusive Getränke (Wein, Bier, Wasser, Softdrinks, Kaffee) serviert. Internetzugang und WLAN funktionieren trotz Weitläufigkeit der Anlage tadellos. Zu dieser Jahreszeit sind die 63 Zimmer des Hotels längst nicht ausgebucht. Für das Hotel ist das sicherlich nicht optimal, aber für uns ist das erfreulich. Wir genießen entspannten Service und müssen weder Lärm noch Gedränge oder Wartezeiten ertragen.
 
 
16.02.2024: Profit von Erdbeerhölle und Tourismus vs. Nachhaltigkeit im Nationalpark Coto de Doñana in Andalusien
 
Das Programm unserer Tagesexkursion führt vom Parador mit drei Stationen nach Osten zum Nationalpark Coto de Doñana im Mündungsdelta des Guadalquivir. Den Nationalpark umgibt die Pufferzone des Naturparks Doñana mit weniger einschränkenden Restriktionen. Ehe wir in der zweiten Tageshälfte die Kernzone des Nationalparks erreichen, bieten sich auf dem Weg zum Nationalpark zwei weitere Aktivitäten im Naturpark Doñana an.

 
Dünenwanderung mit Strandspaziergang am Playa de Cuesta Maneli im Naturpark Doñana - Fotoserie

Bohlenweg mit Pinien durch die Dünenküste an der Costa de la Luz 16.02.2024 Bohlenweg durch die Dünenküste an der Costa de la Luz Aussichtsplattform an  der Costa de la Luz Blick von Aussichtsplattform auf den Atlantik an  der Costa de la Luz Blick von Aussichtsplattform auf den Atlantik an  der Costa de la Luz Atlantikstrand an  der Costa de la Luz Atlantikstrand an  der Costa de la Luz Atlantikstrand an  der Costa de la Luz

Busfahrer Álvaro fährt uns heute zum letzten Mal. Die Gruppe hat ein großzügiges Trinkgeld gesammelt, das ein Teilnehmer unserer Gruppe vor der Abfahrt vom Hotel spanisch radebrechend mit einer launigen Ansprache in einem Umschlag mit Karte übergibt. 
 
Auf der Fahrt durchqueren wir zunächst eine mit Pinien bewachsene dynamische Wanderdünen-Landschaft. Vom Guadalquivir zur Küste transportierte Sedimente verweht Wind und lagert sie an der Küste als Dünen ab. Die Bepflanzung mit Pinien (bzw. Mittelmeer-Kiefer oder Schirm-Kiefer) soll Wanderdünen stabilisieren. Holz der Pinien und Kerne der Früchte sind wirtschaftlich nutzbar, aber Pinien sind im Unterschied zu nur langsam wachsenden und relativ feuerfesten Stein- und Korkeichen leicht brennbar. Monokulturen von Pinien brennen wie Zunder und begünstigen häufig auftretende Brände im Mittelmeerraum. Weiter östlich geht der Bewuchs in Steineichenhaine und Strauchlandschaften über.  
 
Nach einer kurzen Fahrstrecke erreichen wir einen Parkplatz, ab dem ein ca. 1,5 km langer Bohlenweg durch den sich in mehreren parallel verlaufenden Reihen erstreckenden Dünenstreifen zu einem Strandabschnitt der Costa de la Luz führt. Der Bohlenweg endet an einer Holzplattform, von der wir die Küstenlinie überblicken. Über eine Holztreppe gelangen wir zum menschenleeren Strand, an dem wir uns vor dem Rückweg eine Weile aufhalten. Nach ca. 2 Stunden Aufenthalt setzen wir die Busfahrt fort.
 

Wallfahrtsort El Rocío am Charco de la Boca - Fotoserie

Wallfahrtsort El Rocío Wallfahrtskirche Santuario Nuestra Señora del Rocío Wallfahrtsort El Rocío Lagune mit Flamingos bei El Rocío Lagune bei El Rocío Lagune mit Flamingos bei El Rocío

Unsere zweite Station ist der Wallfahrtsort El Rocío am Rand des Nationalparks. Hier wird es kurios. Spontan erinnert die Kulisse an Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue. Man könnte aber auch vermuten, in eine Filmkulisse geraten zu sein, in der ein in Mexiko spielender Italo-Western gedreht wird. Vielleicht ist alles auch nur geträumt. Wie auch immer, wir legen uns nicht fest und empfinden die Szene als unwirkliche Fake-Welt zweifelhafter Seriosität.
 
El Rocío ist in Spanien ein berühmter Wallfahrtsort, in dem eine als Blanca Paloma (Weiße Taube) bezeichnete Skulptur der Heiligen Jungfrau von El Rocío in der Kirche Ermita de El Rocío verehrt wird. 'Ermita' bedeutet 'Einsiedelei'. Vorstellungen von 'Einsiedelei' driften offensichtlich weit auseinander. Die Wallfahrt findet über Pfingsten statt und zieht mehr als eine Million Pilger in einen Ort, der nur ca. 800 Einwohner hat. Alleine mehr als 100 Bruderschaften reisen aus ganz Spanien und teilweise aus dem Ausland an. Glücklicherweise ist heute nicht Pfingsten und so können wir locker durch den Ort und in die Kirche schlendern, in der die wundertätige Skulptur der Jungfrau Maria verehrt wird. Verehrung scheint Verkäufe und Käufe größerer Kerzenbündel vorauszusetzen oder zumindest zu motivieren. Warum auch nicht? Frömmigkeit, Magie, Geschäft schließen sich nicht aus. Wir beobachten unseren Busfahrer Álvaro, wie er ebenfalls Kerzen anzündet. Ob für sich, für uns oder wen auch immer, haben wir nicht herausgefunden.

Der Ort liegt an einer als Charco de la Boca bezeichneten flachen Lagune, auf der sich zahlreiche Wasservögel unterschiedlicher Arten tummeln. Die Übersetzung von Charco de la Boca besagt Pfütze im Mund. 'Mund' bezieht sich wahrscheinlich auf die Mündung des Guadalquivir. 'Pfütze' war gestern. Das Delta liegt weitgehend trocken. Regen der vergangenen Tage hat die 'Pfütze' reanimiert. Für das Delta ist der Regen ein auf heißem Stein verdampfender Tropfen. Auf der 'Pfütze' erkennen sogar wir einige Vogelarten, u.a. Flamingos, verschiedene Arten von Enten und Blesshühner. Unter Wasservögeln sind uns aus dem Kölner Stadtwald Enten, Blesshühner, Schwäne, Kormorane, Reiher aus dem Kölner Stadtwald vertraut. Flamingos gibt es dort nicht, aber die kennt jeder. Nach Birding am Charco de la Boca und einer Mittagspause in El Rocío setzen wird unsere Exkursion im Nationalpark fort. 

 
Nationalpark Coto de Doñana im Mündungsdelta des Guadalquivir - Fotoserie

Karte des Nationalparks Coto de Doñana Gruppe im Nationalpark Coto de Doñana Gruppe im Nationalpark Coto de Doñana Störche auf Pinien im Nationalpark Coto de Doñana Nationalpark Coto de Doñana Storch im Nationalpark Coto de Doñana Schlangenadler im Nationalpark Coto de Doñana Kraniche im Nationalpark Coto de Doñana Storch im Nationalpark Coto de Doñana

Das Feuchtgebiet des Nationalparks entstand durch Ablagerung von Sedimenten im Mündungsdelta des Guadalquivir. Historisch war die Region des Mündungsdeltas seit 1262 zunächst königliches Jagdrevier. Im 16. Jahrhundert wurde die Region als Jagdrevier in den Besitz der Herzöge von Medina und Sedonia gegeben, worauf die Bezeichnung verweist. Coto bedeutet Jagdgebiet. Doña Ana war der Name der Frau des 7. Herzogs (Quelle: Dumont Reise-Handbuch Andalusien, 6. Aufl. 2023, S. 234). Abgesehen vom gejagten Wild schützte die Bedeutung als Jagdrevier die Natur der Region. 
 
Ende des 19. Jahrhunderts begann die Trockenlegung der Region zum Zweck landwirtschaftlicher Nutzung. Naturschützer alarmierten die Politik. 1963 kaufte der WWF mit Spendengeldern eine Fläche von 6.974 ha, die unter Schutz gestellt und zur Keimzelle des 1969 gegründeten, zunächst 37.000 ha und inzwischen 50.720 ha großen Nationalparks wurde (offizielle Nationalparkseite, spanisch/englisch). Biologisch und ökologisch ist/war der Nationalpark für Spanien von herausragender Bedeutung und zählt zu den wichtigsten europäischen Feuchtgebieten. Die im Nationalpark zu findende Artenvielfalt gilt/galt in Europa als einzigartig. 1994 erklärte die UNESCO den Park zum Welterbe und das Kerngebiet zum Biosphärenreservat (Dumont, a.a.O., S. 234). Dieses Kapitel scheint beendet zu sein. 
 
Privat darf der Nationalpark nur mit Voranmeldung zu Fuß oder per Fahrrad besucht werden. Private motorisierte Fahrzeuge sind im Nationalpark verboten. Der Besuch des weitläufigen Nationalparks ist daher nicht mit dem Gruppenbus möglich. Die Anzahl der Besucher pro Tag ist angeblich streng limitiert (kann man glauben oder auch nicht). Studiosus hat einen von mehreren lizensierten Veranstalter für eine halbtägige Tour inkl. Imbiss gebucht. Die Kosten der Tour kennen wir nicht, weil sie im Preis der Gruppenreise enthalten sind. Lizensierten Veranstaltern ist es gestattet, Besucher mit Allradfahrzeugen durch den Park zu führen. Auf welchen Wegen diese Lizenzen zustandekommen und wer alles daran verdient, erfahren wir nicht. Um 14:00 Uhr holen unsere Gruppe zwei Kleinbusse und ein 4WD-SUV ab. Wie das mit dem allgemeinen Verbot zusammengeht, ist eine der Fragwürdigkeiten, auf die dieses Kapitel aufmerksam macht.
 
Unser Reiseleiter warnt die Gruppe bereits vor dem Besuch des Nationalparks und deutet nachfolgend beschriebene Problematiken an, aber nicht ausführlich und eher als Frage, um keine Zweifel am Sinn dieser Exkursion zu provozieren. Wie Realität wahrgenommen und verstanden wird, ist prinzipiell subjektiv geprägt und daher nicht verallgemeinerungsfähig. Für uns ist der Nationalpark Coto de Doñana in mehrfacher Hinsicht nicht nur eine uns empörende große Enttäuschung, sondern ein Lehrstück über das Versagen nationaler und europäischer Politik hinsichtlich des Schutzes langfristiger kollektiver Wohlfahrt gegen Ausbeutung durch kurzfristiges Privatinteresse und darüber hinaus ein Lehrstück über den Zustand der Welt und ihre globalen Krisen.
 
Der zunächst relativ vernünftig verlaufende Entwicklungsprozess des Parks ist bereits seit Beginn kontinuierlich durch mehrere Faktoren bedroht: 
  • Große Anteile des Parks gehören nach wie vor wenigen Großgrundbesitzern, die im Nationalpark natürlich keine Plantagen betreiben dürfen, aber sie können ihre Areale als Jagdrevier, Weideflächen für Rinder und vermutlich andere Arten der Bewirtschaftung nutzen. Wie das mit der Nationalparkidee zu vereinbaren ist, bleibt ein spanisches Geheimnis.
  • Die größten Bedrohungen resultieren aus privatwirtschaftlichen Aktivitäten in der Umgebung des Nationalparks: Chemikalieneinsatz in der Landwirtschaft, abnehmende Wasserqualität des Guadalquivir, Wasserentnahmen für Landwirtschaft und touristische Zentren, Giftschlammablagerung von Industrie und Bergbau.
  • Politisches Management verschärfte im Interesse der Natur ab den 1990er Jahren Auflagen für Gewerbe und Industrie, Kontrollen dieser Auflagen sowie Sanktionierungen von Verstößen. Ökonomische Interessen erwiesen sich jedoch als stärker. Gewächshäuser für den Anbau von Erdbeeren und anderen Beerenfrüchte dehnen sich illegal auf großen Flächen der Umgebung aus. Bewässerung der Plantagen erfolgt aus mehr als 1000 illegalen Tiefbrunnen. Diese senken den Grundwasserspiegel und verursachen Versteppung ehemaliger Feucht- und Sumpfflächen. Angebaute Früchte werden vor allem in deutschsprachigen Ketten des Lebensmittelmarktes vertrieben. Seitdem wir diese Problematik kennen, haben wir unser Einkaufsverhalten geändert.
  • Gezielte Brandstiftung verursacht Waldbrände zugunsten des Ausbaus landwirtschaftlicher Nutzflächen und beschleunigt den Prozess der Austrocknung des Nationalparks.
Da Regen den Wasserverlust nicht auszugleichen vermag, liegen seit mittlerweile 3 Jahren weite Feuchtflächen trocken. Ob diese Entwicklung rückgängig gemacht werden kann, ist fraglich. Hierzu erforderlicher politischer Wille und Durchsetzungsvermögen fehlen. Politisches Versagen kann zahlreiche Ursachen haben, über die sich ohne belastbare Informationen nur spekulieren lässt: Unwissenheit, Unvermögen, Desinteresse, Katastrophen, überraschende bzw. nicht planbare Umweltbedingungen, Konflikte politischer Willensbildung, korrupte Komplizenschaft von Individualinteressen etc.. Oftmals und vermutlich auch hier liegt eine undurchsichtige Gemengelage vor.
 
Als Folge dieser Entwicklung ist zahlreichen bedrohten Tierarten die Lebensgrundlage entzogen. U. a. war das Schutzgebiet bis vor 3 Jahren einer der wichtigsten Aufenthaltsräume für Zugvögeln in Südeuropa. Inzwischen bleiben diese Vogelarten weitgehend aus. Ob sie Ersatzflächen finden konnten, ist noch unsicher. Nachfolgend verlinkte Artikel beschreiben Probleme des Nationalparks ausführlicher:
Wenn es ausschließlich um den Nationalpark Coto de Doñana ginge, wäre das ein kritischer, aber eingrenzbarer Sachverhalt. Der Nationalpark Coto de Doñana ist jedoch nur ein Beispiel für aktuelle globale Krisen und steht exemplarisch für Fragen und Konflikte um die globale Ordnung sowie um die globale Zukunft unserer Lebenswelt.

 
17.02.2024: Rückreise mit LH und Überraschungen von Sevilla nach Frankfurt
 
Der dreistündige Rückflug von Sevilla nach Frankfurt findet per Linienflug der Lufthansa statt und startet planmäßig um 13:20 Uhr. Um 9:30 Uhr brechen wir am Hotel auf und sind ca. 2 Stunden vor Abflug am Gate. Gegen 12:00 Uhr erreicht uns die Nachricht, dass das am Morgen pünktlich in Frankfurt gestartet Flugzeug wegen eines technischen Defekts in Madrid landen musste und ein kurzfristiger Weiterflug nicht möglich sei. Der Rückflug müsse mit einer noch zu organisierenden Ersatzmaschine erfolgen und wird sich verzögern. Genauere Daten würden folgen.

Das Eintreffen der Eraatzmaschine wird gegen 17:00 Uhr für 18:00 Uhr angekündigt. In der Zwischenzeit erhalten wir einen Verzehrgutschein über 15 €, den wir im Abflugterminal einlösen. Die Ankunftszeit der Ersatzmaschine verzögert sich um 30 Minuten. Um 19:20 startet endlich unserer Rückflug nach Sevilla mit fast 6 Stunden Verspätung. Wir trösten uns mit der Erwartung von 2 x 400 € Entschädigung, die uns lt. EU-Verordnung bei Verspätungen von mehr als 3 Stunden und einer Flugstrecke von 1.500 - 2.000 km zusteht. Unsicher ist zunächst noch, ob wir in Frankfurt unseren Zug nach Köln erreichen werden. Wenn das bis 23:40 Uhr nicht gelingt, fährt der nächste Zug erst am Folgetag um 3.29 Uhr. 

Im Flugzeug entschuldigen sich der Pilot und die Leiterin der Flugbegleitung zunächst für den verzögerten Abflug und erklären die Verzögerung mit einer überraschenden neuen Variante. Gemäß dieser Variante lag kein technischer Defekt vor, sondern die Maschine musste wegen gesundheitlicher Probleme des Copiloten landen. Da ein Weiterflug ohne Copilot nicht erlaubt sei, musste erst eine in Madrid stationierte Crew aktiviert werden, die die Maschine übernommen hat. Auffällig ist eine Unstimmigkeit. Als Fluggerät war ein Airbus 321neo vorgesehen. Transportiert wurden wir jedoch mit einem älteren Modell eines Airbus 320. Neben unterschiedlichen Sprachregelungen verweist auch dieses Indiz auf eine unglaubwürdige Darstellung des Sachverhalts.
 
Um die überraschende Wendung zu verstehen, muss man wissen, dass die Entschädigungspflicht entfällt, wenn Verspätungen aufgrund gesundheitlicher Probleme auftreten. Nicht überraschend hat Lufthansa den am nächsten Tag eingereichten Antrag auf Entschädigung postwendend abgelehnt, jedoch ohne Gründe für die Ablehnung anzugeben. Da die Variante 2 ohne Belege nicht glaubwürdig ist, habe ich die Lufthansa aufgefordert, innerhalb einer Frist von 2 Wochen Gründe der Ablehnung zu nennen und zu belegen. Außerdem habe ich weitere Schritte angekündigt, falls bis zum Ablauf der Frist keine rechtssicher belastbare Antwort eingeht.
 
In Frankfurt haben wir immerhin noch einen Zug um 23:20 Uhr erreicht und waren eine Stunde später in Köln.

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