Dieser Post beschreibt Stationen unserer Frühjahrsreise im Stil eines Reisetagebuchs. Wie in Vorjahren führt die Frühjahrsreise in den deutschen Norden mit mehreren Standorten:
- 04.-12.05.2024: Klein Wittensee im Naturpark Hüttener Berge in Schleswig-Holstein
Über Klein Wittensee und die Umgebung der Hüttener Berge berichten 2 Posts aus dem Vorjahr 2023:
- Reisetagebuch Schleswig-Holstein, 14.-19.03.2023
- 12.-26.05.2024: Groß Zicker, auf der Halbinsel Mönchgut der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern
Über unsere Rügen-Reisen in Vorjahren berichten Posts aus Vorjahren
- 26.-27.05.2024: Übernachtung in Celle, Niedersachsen, auf der Rückfahrt nach Köln
Schattenseiten des Tourismus auf Rügen betrachtet der Post "Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet." (Enzensberger) - Anmerkungen zu Tourismus auf Rügen
Wir vermeiden die Rückreise über Hamburg und wählen ab Wismar eine nach Süden führende Route bis Ludwigslust. Ab Ludwigslust fahren wir auf Landstraßen bis Hannover und kehren ab dort auf die Autobahn zurück. Diese Route ist 15 km kürzer als die Fahrt über Hamburg, sie erfordert aber je nach Verkehrslage in Hamburg eventuell mehr Zeit. Da wir ungern Etappen von mehr als 5 Stunden Dauer fahren, legen wir nach 400 km einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Celle ein.
Celle ist eine historisch kulturell bedeutende Mittelstadt mit ca. 70.000 Einwohnern und einer pittoresken historischen Altstadt. Von 1378 bis 1705 war Celle Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Wittenberg und gehörte ab 1705 zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Im Stadtkern sind mehr als 400 ansehnlich sanierte Fachwerkgebäude erhalten. Wir steigen am Rand der Altstadt in der historisch ehemals eigenständigen und um 1530 eingemeindeten Vorstadt Blumlage ab. In der ruhigen, begrünten Nebenstraße St. Georg ist ein Zimmer im sympathischen, inhabergeführten Hotel St. Georg reserviert. Das Hotel ist ein Schmuckkästchen in einem historischen Fachwerkgebäude mit insgesamt 15 Gästezimmern. Die Einrichtung der Zimmer ist qualitativ hochwertiger als in manchen 4*-Häusern. Da das kleine Hotel für 4* erforderliche Kriterien nicht vollständig erfüllen kann, ist es mit 3* zertifiziert. Wir vergeben 4*superior.
Zum Dinner haben wir in der Taverne & Trattoria Palio reserviert. Das Restaurant gehört zum Hotel Fürstenhof. We alle Hotels der Althoff Collection zählt der Fürstenhof zur Luxusklasse und würde unser Budget überstrapazieren.
Der laut Google Map 1,2 km lange Fußweg führt vom Hotel durch die Altstadt, in der wir bei dieser Gelegenheit einen Rundgang unternehmen. Die Altstadt ist unübersichtlich und die Orientierung daher nicht einfach, zumal der im Hotel ausgegebene Ortsplan nicht alle Straßennamen enthält und wir in einigen Straßen Namensschilder vermissen. Wir verlassen uns auf das Routing von Google Map. Das hätten wir besser nicht getan. Google führt uns völlig konfus hin und her, aber nicht zum Restaurant, was wir aber wegen fehlender Straßenbezeichnungen nicht sofort bemerken. Schließlich erreichen wir das Restaurant mit 30 Minuten Verspätung, was aber keine Probleme bereitet, weil Tische des geräumigen Restaurants nur locker besetzt sind. An der Qualität des mit einem Bib Gourmand bewerteten Restaurants liegt das sicherlich nicht. Vermutlich liegt es daran, dass die Küche sich an hochwertiger
italienischer Esskultur orientiert und die Karte keine Pizza, Pinsa,
Fritten, Schnitzel, Burger oder ähnlichen Junkfood anbietet. Im Ranking der Restaurant-Ranglisten liegt das Restaurant in Celle mit Abstand auf Platz 1. In Anbetracht der Küchenqualität ist die Preisgestaltung der Karte moderat. In der offenen Küche agieren 5 Köche. Der Service agiert souverän-freundlich.
Die Einrichtung des Restaurants ist rustikal im toskanischen Stil gestaltet. Der Name des Restaurants und Fahnendekorationen verweisen auf Siena, aber die Küche ist nicht auf die Toskana eingeschränkt, sondern sie repräsentiert Oberitalien und ist einen Zwischenstopp wert. Der Besuch des Restaurants lässt den Google-Dreck bald vergessen. Bereits am Tisch nehmen wir uns vor, im nächsten Jahr zurückzukehren.
25.05.2024: Abschied von Groß Zicker mit einer Wanderung über die Zicker Berge zum Nonnenloch
Am letzten Tag unseres Aufenthalts auf der Mönchguter Halbinsel Groß Zicker wandern wir noch einmal über die vor der Tür des Ferienhauses liegenden Zicker Berge bis zum westlichen Ende der Halbinsel. Das steil in einen schmalen, mit Feuersteinen übersäten Kiesstrand abfallende Ufer gilt im Volksglauben als heiliges Gebiet und wird als Nonnenloch bezeichnet. Die Bezeichnung wirft natürlich Fragen auf. Der westfälische Schriftsteller Jodocus Donatus Hubertus Temme (1798-1881) veröffentlichte 1840 eine Sammlung von Volkssagen und Märchen aus Pommern. Rügener Volkssagen stützen sich auf Arbeiten des Rügener Heimatforschers Johann Jacob Grümbke (1771-1849). Zum Nonnenloch berichtet Temme (Lexikus digitale Bibliothek: Das Nonnenloch auf Mönchgut):
Am äußersten Westende der Rügenschen Halbinsel Mönchgut befindet sich ein Ufervorsprung, der Swantegard, oder die heilige Gegend genannt. In diesem Vorsprunge ist eine tiefe Grube, welche das Nonnenloch heißt. Sie ist noch jetzt sehr tief, obgleich ganz alte Leute in der Gegend sich noch erinnern, dass sie vor vielen Jahren zugeschüttet ist. Vor dieser Verschüttung war sie so tief, dass Niemand ihren Grund finden konnte. Zu dieser Grube sind vor Zeiten, als in der Stadt Bergen noch ein katholisches Nonnenkloster war, die Nonnen hingebracht, die sich vergangen hatten. Denn anstatt, dass man sie lebendig einmauerte, wie es in anderen katholischen Klöstern gebräuchlich war, wurden sie in diese Grube hinuntergestürzt. Das ist zwar immer heimlich und bei Nacht geschehen, aber die Leute sind es doch bald gewahr geworden an den wehklagenden Gestalten, die im Mondschein aus der Gruft oft heraufstiegen und um dieselbe herum wandelten. Man hat die Grube daher schon vor alten Zeiten das Nonnenloch geheißen, wie sie auch noch genannt wird. Es soll noch immer nicht geheuer in der Gegend sein.
Nach dieser schaurigen Geschichte stimmt uns in dieser Saison letztmalig ein Matjesbrötchen der Fischräucherei Dumrath wieder munter. Im Frühjahr des nächsten Jahres folgt die Fortsetzung, so Gott will, hätte meine Oma gesagt. 24.05.2024: Wanderung auf der südlichen Nachbar-Halbinsel Klein Zicker - Fotoserie
Am südlichen Ende der Halbinsel Mönchgut liegt die überschaubare kleine Halbinsel Klein Zicker, die eine als Zicker See bezeichnete Lagune des Greifswalder Boddens von der Halbinsel Groß Zicker trennt, auf der wir seit 2016 alljährlich bei Reisen nach Rügen wohnen. Ein Rundgang auf Klein Zicker ist ein traditionelles Must-do.
Politisch war Klein Zicker für Erzählungen einer Geschichte von oben selten relevant. Seit dem Dreißigjährigen Krieg
war Rügen bis 1815 in schwedischer Hand. Schweden errichteten auf Klein
Zicker eine Schanze, von der Spuren erhalten sind (Wikipedia: Schanze bei Klein Zicker). In der Gegenwart auf Klein Zicker anzutreffender Naturidylle ist nicht anzusehen, dass Hügel der Halbinsel zur Zeit der DDR militärisches Sperrgebiet waren, weil sie russisches Militär für eine Radarstation nutzte (Deutschlandfunk, 25.07.2018: Trügerische Ferienidylle Klein Zicker). Nach der Wende wurde das Gebiet bis 1997 mit großem Aufwand saniert und renaturiert. Unterhalb der Hügel liegen das Dorf Klein Zicker mit ca. 100 Einwohnern und ein kleiner Fischerhafen.
23.05.2024: Schmuddelwetter am Vormittag, sonnig am Nachmittag
Im Zeitraum des Aufenthalts regnet es am Vormittag erstmals, aber nur leicht. Am Nachmittag scheint bereits wieder die Sonne. Zum Dinner folgen wir einer Einladung unserer Vermieter und können einen Platz auf der Terrasse des Restaurants Zur Kaming in Groß Zicker einnehmen.
22.05.2024: Spaziergang zum Ausflugslokal Moritzburg über dem Baaber Bollwerk - Fotoserie
Westlich der Baaber Bek, ein Kanal, der den Seeliner See mit dem Greifswalder Bodden verbindet, befindet sich oberhalb des Dorfs Moritzdorf auf einem Hügel das Ausflugslokal Moritzburg, das über mehrere Jahre unbewirtschaftet blieb. 2022 hat ein aus Ungarn stammender Pächter die Moritzburg wiederbelebt. Positive Kommentare motivieren einen Spaziergang vom Parkplatz Moritzburg zum Ausflugslokal. Besucher erreichen den Hügel entweder über eine vom Wanderweg an der Bek abzweigende Treppe mit 200 Stufen oder über eine Abzweigung vom Wirtschaftsweg nach Seedorf (siehe Eintrag vom 15.05.2024). Mit Kniebeschwerden bevorzugen wir den treppenlosen Weg (ca. 15 Minuten ab Parkplatz).
Bei der Ankunft sind Tische der Terrasse belegt, aber wir haben Glück und ergattern einen gerade frei werdenden Tisch, von dem wir den südlichen Teil der Halbinsel Mönchgut überblicken. Den Service betreibt der Chef persönlich mit freundlichem Charme. Die Spezialität der Küche ist das ungarische Gericht Lángos, aber dafür reicht mittags unser Bedarf nicht. Die Frau ordert Zwetschgenkuchen. Obwohl es in dieser Jahreszeit keine frischen Zwetschgen gibt, stellt der Kuchen die Frau zufrieden. Der Mann ordert Gulaschsuppe und erfährt, dass es sich um eine ungarische Gulaschsuppe handelt, die anders als in Deutschland übliche Suppen und vor allem scharf sei. Kein Problem, Schärfe schreckt mich nicht ab. Für den Fall, dass Nachschärfen gewünscht ist, serviert der Chef zusätzlich eine ungarische Chilipaste und rät zur Vorsicht. Vorsicht ist tatsächlich angebracht. Aussicht, Service und Angebot gefallen uns, was wir auch rückmelden. "Gebt es weiter", bitttet er uns.
21.05.2024: Schafberg-Wanderung auf der Halbinsel Reddevitz - Fotoserie
Nördlich von Groß Zicker befindet in Sichtweite die Halbinsel Reddevitz. Zwischen den Dörfern Middelhagen und Alt Reddevitz, ein Ortsteil von Middelhagen, liegt der 34 m hohe Schafberg in einer 22 ha großen Teilfläche des Naturschutzgebiets Mönchgut. Aktuell blühen in der Region zahlreiche Wildblumen, die üppig blühender Ginster in seinen Schatten stellt.
20.05.2024: Genuss-Wanderung auf dem Deich von Groß Zicker und über die Zicker Berge - Fotoserie
Alles ist bekannt, aber auch immer wieder anders, speziell, beeindruckend.
19.05.2024: Ausflug zur Halbinsel Zudar (Fotoserie) und zum Gut Rosengarten (Fotoserie) im Rügener Süden
Nach morgendlicher Gymnastikstunde umfahren wir den Greifswalder Bodden von der Halbinsel Mönchgut über Putbus und Garz zum südlichen Ende der stark zergliederten, nur dünn besiedelten und intensiv landwirtschaftlich für Getreideanbau genutzten Halbinsel Zudar. Im Süden der Halbinsel verbinden einspurige Betonplattenwege Siedlungen und Höfe. Bei Gegenverkehr müssen sich Fahrer verständigen, wer von ihnen in einer der Ausweichbuchten wartet, was aber nur selten der Fall ist. Wir passieren etliche verlassene und verfallende Häuser und Einrichtungen ehemaliger LPGs. In Sichtweite des Palmer Orts stehen gespenstisch wirkende Ruinen des seit 1990 verfallenden ehemaligen VEB Feriendorfs Grabow. Der letzte Abschnitt des Betonplattenwegs zu einem
sandigen Parkplatz ist stark ramponiert und nur im Schritttempo
befahrbar.
Der Palmer Ort der Halbinsel ist der südlichster Punkt Rügens (Beschreibung im kommerziellen Reiseportal RuegenMagic). Die Herkunft der Bezeichnung ist nicht zu ermitteln. Vermutlich ist sie schwedisch, zu dessen Krone Rügen seit dem Dreißigjährigen Krieg über fast 200 Jahre gehörte. An der Südspitze von Zudar verteidigte schwedisches Militär Rügen mehrmals gegen dänische, brandenburgische, preußische Invasionen. Nach den napoleonischen Kriegen ging Rügen aufgrund von Beschlüssens des Wiener Kongress 1815 an Preußen.
Die Landschaft am Palmer Ort besteht aus dem dynamischen Küstensaum einer flachen Düne, hinter der ein Kiefernwald die Küste vor Überflutungen und Landverlust schützt. Der Strandbereich ist als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Der Schutz der Landsschaft wurde der Michael Succow Stiftung übertragen, die der Biologe und Naturschützer Michael Succow mit dem Preisgeld des 1997 verliehenen Right Livelihood Award gründete. Die Stiftung engagierte sich zunächst für den Naturschutz in postsowjetischen Ländern. Inzwischen betreut sie Projekte auf vier Kontinenten, darunter 10 Flächen im Nordosten Deutschlands. Den Kiefernwald am Küstensaum überlässt die Stiftung sich selbst, aber sie hat zahlreiche 'Insektenhotels' und Nistkästen angebracht. Vom Parkplatz könnten wir nach links in Richtung Osten zum Gelben Ufer
gehen, ein als Geheimtipp gehandeltes lehmiges Steilufer mit
vorgelagertem Strand. Ähnliche Ufer gibt es auch auf Möngut.
Wir wenden uns nach rechts in Richtung Westen zum südlichsten Zipfel von Rügen. Markierte Wege oder Strandpromenaden sind am Palmer Ort nicht anzutreffen. Gehen am steinigen Strand ist nichts für Menschen mit Gehproblemen. Daher nutzen wir Trampelpfade am Übergang zwischen Strand und Kiefernwald. Das Sanddreieck am Palmer Ort ist nicht spektakulär. Mehr beeindrucken uns magische Anmutungen der exotisch wirkenden wilden Küstenlandschaft. Der Strand ist mit Feuersteinen übersät, unter denen wir gegen Ende des Spaziergangs einen Hühnergott entdecken (ein natürlicher Stein mit einem natürlich entstandenem Loch). Hühnergötter haben im slawischen Volksglauben magische Kräfte, die vor bösen Geistern schützen. Andere Kulturen deuten solche Steinen mit anderen Bezeichnungen, aber ähnlichen magische Bedeutungen. Hilfe aus dem Jenseits ist nicht immer verlässlich, aber schaden kann sie nicht. Wir nehmen unseren Hühnergott mit.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenziel durchqueren wir das Dorf Groß Schoritz. Im Gutshaus des ehemaligen Ritterguts wurde der Dichter Ernst Moritz Arndt geboren, dessen Vater sich aus der Leibeigenschaft des Fürsten Malte von Putbus freikaufen konnte. Der Vater war in dem ab 1767 den Fürsten von Putbus gehörendem Gut zunächst als Inspektor angestellt und später Pächter des Guts. Arndts Patriotismus macht die historische politische Situation verständlich. NS-Politik vereinnahmte und missbrauchte Arndt für ihre Ideologie.
Im dünn besiedelten Raum Garz öffnen sich weite Ausblicke über Kornfelder der Landschaft, in der historische Bodendenkmäler der Bronzezeit und der slawischen Kultur zu finden sind. Die meisten Bezeichnungen von Siedlungen enden auf das aus slawischen Familiennamen abgeleitete Suffix "itz". Als wenn Zeit angehalten wäre, treffen wir unterwegs auf eine von Pferden gezogene und von Reitern begleitete Kutsche, die wir gerade noch durch das Fenster unseres Autos fotografieren können.
Die Geschichte des Guts Rosengarten ist zurück bis 1318 beurkundet. Über Jahrhunderte wechselten Besitzer mehrfach. Der letzte Besitzer wurde nach 1945 enteignet und der Hof als LPG geführt. Nach der Wende war der Hof zunächst nicht bewirtschaftet. Gebäude verfielen. 2002 erwarb der Hamburger Kunst- und Antiquitätenkaufman Joachim Berg die Anlage für vermutlich kleines Geld. Umso größer waren Bergs Visionen. Der neue Eigentümer plante nicht nur den Wiederaufbau des Hofs als biologisch zertifizierten landwirtschaftlichen Betrieb und die Restaurierung des Gutshauses. Eine Infotafel kündigt ein "demnächst" eröffnendes Hotel mit Restaurant an. Im Handelsregister ist als Tochter der Gut Rosengarten Verwaltungs-GmbH eine Reha-Klinik eingetragen, die jedoch bisher so wenig wie das Hotel realisiert wurde. Vermutlich hat sich der Eigentümer verhoben. Eine aktuelle Anzeige von Engel & Völkers bietet in der Anlage des Guts ein behördlich genehmigtes Konzept zur Errichtung einer Kureinrichtung in einer denkmalgeschützten Stallanlage zum Kauf an.
Tatsächlich realisiert wurde der Biohof mit Obstanbau auf Streuobstwiesen sowie Gemüse- und Beerenanbau in mehreren Gewächshäusern. 2022 wurde das nun vom Eigentümer bewohnte Gutsgebäude nach historischem Vorbild fertiggestellt. Die Parkanlage am Gutsgebäude, halb französischer, halb englischer Garten, wirkt eher unfertig. Rosen treffen wir nicht an, stattdessen weniger pflegebedürftigen blühenden Rhododendron, der aber nur bis max. Juli blüht.
Bei unserer Ankunft steuern wir zunächst das Hofladen-Café im ehemaligen Pferdestall an. Das Gebäude ist ziemlich schlicht. Vor dem Gebäude stehen mehrere irgendwo zuammengesuchte Tische und Stühle. Der Parkplatz hinter dem Haus ist eher ein Bauhof. Das Hofladen-Café betreibt Jana quirlig, aber unsortiert (Moin Jana) mit ihrem Partner vermutlich als Pächter (Do - So, 12:00 - 17:00 Uhr). Um 14:00 beschränkt sich die Kuchenauswahl mit Käsekuchen aus Vortagen. Trotz Pfingstsonntag wird offensichtlich keine größere Zahl Gäste erwartet, was uns aufgrund eigener Eindrücke nicht wundert. Weiterer Kuchen sei im Backofen, erklärt Jana, aber er brauche noch etwas. An Gemüse bietet der Hofladen zwei Bunde Radieschen an, von dem wir eines erstehen sowie mehrere Zucchini, die wir nicht benötigen, weil wir selbst noch welche haben. Wir ordern Kaffee und ein Stück Käsekuchen, der jedenfalls nicht frisch ist und uns geschmacklich nicht überzeugt. Auf den Kaffee warten wir lange. Warum das so ist, erschließt sich uns nicht. Am Andrang von Gästen kann es jedenfalls nicht liegen. Eine Familie und ein Paar verlassen das Café kurz nach unserer Ankunft. Außer uns wartet nur ein weiteres Paar auf Service. Immerhin schmeckt der Kaffee gut.
Der Abstecher zum Gut Rosengarten lohnt sich eher nur für Personen, die sich ein Bild davon machen möchten, wie man ein Projekt dieser Größenordnung nicht angehen sollte.
18.05.2024: Göhren-Wanderung über das Naturschutzgebiet Nordperd zum bronzeitlichen Hügelgrab am Speckbusch - Fotoserie
Die aussichtsreiche Wanderung entlang des Hochufers durch den Buchenwald des Naturschutzgebiets am Nordperd (Perd = slawisch Vorspung) beim Ostseebad Göhren zählt zu unseren Must-do-Touren auf der Halbinsel Mönchgut (ca. 7 km). Tradionell klingt die Wanderung mit einem kurzen Abstecher zum bronzezeitlichen Hügelgrab auf dem Speckbusch neben der evangelischen Kirche von Göhren aus. Das Hügelgrab ist unspektakulär, aber die Aussicht vom Speckbusch-Hügel ist grandios.
17.05.2024: Hofbrennerei Zur Strandburg bzw. Brennerei Störtebeker auf der Halbinsel Reddevitz - Fotoserie
Auf der Halbinsel Reddevitz kennen wir seit etlichen Jahren die Hofbrennerei "Zur Strandburg", die seit 2004 Whisky unter dem Namen Pommerscher Greif braut, der vor Ort in einem Shop neben anderen Produkten der Brennerei und fremden Rügen-Produkten erstanden werden konnte. Das Gebäude der Brennerei liegt sehr schön und eine große Terrasse lädt zum Aufenthalt ein. Allerdings fehlte dem auf uns verschlafen wirkenden Familienbetrieb Schwung.
Heute überrascht uns ein ganz anderer Auftritt, hinter dem ein Marketingkonzept steht, das ein kleiner Familienbetrieb aus eigener Kraft kaum entflten kann. Der Betrieb hat sich offensichtlich neu erfunden und von einem kleinen, aber sympathischem grauen Entlein in einen stolzen Schwan verwandelt. Veränderungen beginnen bereits am Parkplatz Alt Reddevitz, von dem ein interessant gestalteter neuer Themenweg zur Brennerei führt. Die Terrasse und der Auftritt des Shops der Brennerei sind völlig neu gestaltet und mit zahlreichen Holzfässern dekoriert. Im Hofladen werden nur noch Hofprodukte und Produkte der Stralsunder Brauerei Störtebeker vertrieben. Neben aus der Vergangenheit bekannten Hofprodukten können überwiegend neue Hofprodukte mit einem neuen Branding unter dem Label Ebbe&Flut erworben werden.
Ein Beitrag der Nordreportage des NDR klärt auf: Vom Fischersohn zum Whiskybrenner. Den Schlüssel der Veränderung besitzt die Stralsunder Brauerei Störtebeker. 2020 hat sie den Betrieb übernommen, ein neues Konzept entwickelt und mit offensichtlich erheblichen Investitionen umgesetzt. Das Konzept des Styles erinnert uns an das Branding der schottischen Distillerie Ardbeg. Wirtschaftlich scheint sich das Konzept zu bewähren. Hinter dem Hauptgebäude entsteht aktuell ein neues Gebäude als Fasslager.
Der neue Eigentümer betreibt das Marketing und einen Onlineshop mit dem Label Ebbe & Flut. Während der Web-Shop eine Küstenbrennerei Rügen als Produzent der Produkte angibt, nennt sich die ehemalige Hofbrennerei Rügen in ihrem Internet-Auftritt Brennerei Störtebeker und verkündet: Neuer Name. Bekannter Genuss. Vermutlich beabsichtigt die Brauerei Störtebecker, die ehemalige Hofbrennerei Rügen in Ebbe&Flut umzufirmieren. In anderen Kontexten schaut es eher so aus, als wenn ein abwechselnd als Küstenbrennerei Rügen oder als Brennerei Störtebeker bezeichneter Produzent seine Produkte unter dem Label Ebbe & Flut vertreibt. Nachvollziehbar ist die begriffliche Ordnung nicht. Wie die Label aufeinander abgestimmt sind, bleibt noch ein Geheimnis.
Die Familie konzentriert sich auf Kompetenzen des Brennens, den Verkauf der Produkte vor Ort und bietet im Hofladen gegen Bezahlung Verkostungen an. Um Gäste anzuziehen, werden mehrmals pro Woche Führungen in der Brennerei durchgeführt (21 € inkl. Verkostung und Verkostungsglas). Mittwochs wird auf der Terrasse Livemusik geboten. Die Brennerei veranstaltet jährlich mit vermutlich viel Werbung ein Hoffest und einen Brennereilauf. Als ausbaufähig werten wir das gastronomische Angebot. Außer flüssigen Produkten können Gäste nur Brot mit 3 Dips zum Preis von 10 € ordern. Wir ziehen den Verzehr unsers mitgeführten Picknicks auf der Terrasse vor und befinden, dass der mit Marketing-Konzepten durchgestylte Auftritt vermutlich Umsatz und Profit beflügelt, aber der handgemachte, von Werbeindustrie unbeeinflusste frühere Stil sympathischer war.
16.06.2024: Bootstour mit der Weißen Flotte nach Lauterbach, Dinner in Baabe - Fotoserie
Die Gästekarte Mönchgut umfasst Freifahrtscheine u.a. im Linienverkehr in Bussen des lokalen ÖPNV und mit Schiffen der Weißen Flotte. Per Schiff unternehmen wir heute einen Ausflug vom Hafen bei Baabe zum Hafen Lauterbach am Greifswalder Bodden und durchstreifen auf der Tour durch eine dünn besiedelte Landschaft in Gedanken die reiche Geschichte der Region.
Die Halbinsel Mönchgut gehörte ab 1252 bis zur Reformation zum mächtigen Kloster Eldena bei Greifswald. Das Mönchtor bei Baabe verweist auf die Geschichte der Region. Eine als Mönchgraben bezeichnete Wehranlage mit Wall und Graben, deren Erbauer nicht bekannt sind, verlief ab dem 12./13. Jahrundert zwischen der Ostsee und dem Seeliner See und trennte die Halbinsel Mönchgut vom Rest der Insel. Neben dem Mönchtor in Baabe sind restaurierte Reste erhalten.
Der Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Graben der Baaber Bek verbindet den Selliner See mit dem Greifswalder Bodden. Ein östlich verlaufender Deich schützt den alten Baaber Ortskern. Am Nachmittag unternehmen wir ab dem Mönchtor einen Spaziergang auf dem Deich zum Hafen an der Baaber Bek, den das Baaber Bollwerk sichert. Um 14:00 Uhr beginnt die Fahrt über den Greifswalder Bodden. Nach 1:10 Std. Fahrzeit erreichen wir den Hafen Lauterbach. Gegenüber dem Hafen liegt in Sichtweite die seit 1932 unter Naturschutz stehende Insel Vilm, was Ferienhäuser für die Elite der DDr-Politik nicht verhinderte. Betreten dürfen die Insel nur Mitglieder der dort angesiedelten Naturschutzakademie und Teilnehmer an Tagungen der Akademie sowie Tagesbesucher im Rahmen interessanter Führungen der Reederei Lenz, an denen wir in Vorjahren 2x teilgenommen haben. Um die Geschichte der Insel ranken sich aus Zeiten der DDR zahlreiche Anekdoten, über die der Guide im Rahmen der Führung launig berichtet.
Lauterbach ist ein relativ junger Ort, der sich an einem im 19. Jahrhundert angelegten Hafen entwickelt hat. Fürst Malte von Putbus (1783-1854) hatte die Vision, an der Ostküste bei Putbus Badetourismus im Stil der Kaiserbäder von Usedom zu entwickeln. Nach kurzer Blüte starb dieses Projekt wieder. Übrig blieben das im klassizistischen Stil errichtete Badehaus Goor am Waldgebiet Goor und eine zum Badehaus führende imposante Allee. In der Gegenwart wird das ehemalige Badehaus von einer Hotelanlage genutzt wird, in der wir mehrmals Gäste waren. Der Fürst ließ ab 1810 in der Nähe seines beeindruckenden Schlosses, von dem nur eine schöne Parkanlage erhalten ist, die Stadt Putbus als Planstadt im klassizistischen Stil errichten. Nach der Wende befanden sich die historischen Gebäude in einem traurigen Zustand. Inzwischen sind sie mit strahlend weißen Anstrichen restauriert und einen Besuch wert. Da der historische Komplex etwas mehr als 2 km vom Hafen entfernt liegt und wir nur eine eine Stunde Zeit bis zur Rückfahrt haben, ist ein Besuch heute nicht möglich.
Auf dem Rückweg vom Hafen kehren wir am Ortsrand von Baabe im rustikalen Fischrestaurant Zum Fischer zum Dinner ein. Reservierungen sind in dem beliebten Restaurant unbedingt empfehlenswert. Angeboten werden vor allem frischer und geräucherter Fisch aus eigenem Fang und eigener Räucherei. Die Qualität der regionalen Küche, der Service und eine moderate Preisgestaltung überzeugen uns. Für die nächste Woche haben wir erneut reserviert.
15.05.2024: Moritzdorf-Seedorf-Runde - Fotoserie
Die abwechslungsreiche, ca. 6 km lange Wanderrunde von Moritzdorf entlang der Lagune Having nach Seedorf und über die Neuensiener Hügel zurück nach Moritzdorf zählt zu unseren Must-do-Routen, die uns immer wieder neu begeistern. Entlang der Lagune Having begegnen uns selten Wanderer, aber hin und wieder Radfahrer, obwohl der Weg für Radfahrer verboten und mit seinem Profil ungeignet ist. Wir haben aufgegeben, uns zu wundern oder zu ärgern und nehmen zur Kenntnis, dass Dummheit, Ignoranz, Frechheit nie aussterben.
Am Vormittag erklimmen wir in in einer größeren Runde über die Zicker Berge den Bakenberg. Als Mittagsimbiss gibt es selbstverständlich ein Matjesbrötchen von der Fischräucherei Dumrath in Groß Zicker. Zum Dinner kehren wir heute in der Gaststätte Zum Anker im Nachbardorf Gager ein. Der Charme dieser Gaststätte ist speziell, aber über die Fischgerichte der regionalen Küche können wir nur Gutes berichten.
13.05.2024: Spaziergang durch das Dorf Groß Zicker und über die Zicker Berge - Fotoserie
Diese Runde sind wir völlig verschleißfrei schon oft gegangen und werden sie hoffentlich noch oft gehen.
12.05.2024: Reise von Klein Wittensee nach Groß Zicker
Die Reise über fast 400 km war bei gutem Wetter entspannt. Nach dem Einkauf in Baabe sind wir um 14:00 Uhr am Ziel eingetreffen und wurden von den Vermietern herzlich empfangen.
11.05.2024: Wochenmarkt in Eckernförde
(schön wie fast immer, aber keine berichtenswerten Neuigkeiten und keine Fotos)
10.05.2024: Ausflug Strande und Schilksee an der Kieler Förde - Fotoserie
(keine berichtenswerten Neuigkeiten; für mehr Fotos fehlte geeignetes Wetter)
Am Vormittag unternehmen wir bei sommerlichem Wetter von Klein Wittensee einen Spaziergang zum Hofladen Bannick im Nachbardorf Bistensee am Bistensee, bei dem wir mehrere leuchtende Rapsfelder passieren. Neben der Direktvermarktung von Hofprodukten betreibt der Hofladen ein Café und vertreibt zahlreiche hochwertige Lebensmittel-Fremdprodukte, frische Backwaren und weitere Produkte des täglichen Bedarfs, sodass wir uns dort regelmäßig versorgen und keinen Supermarkt vermissen.
Nach dem Spaziergang entspannen wir im Garten des Hofs Wittensee, der bis unmittelbar an den Wittensee reicht. Der ökologische Zustand des Sees gilt trotz zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe der Umgebung laut Umweltbericht als "gut".
Im näheren Umfeld der Ferienwohnung ist die Versorgung mit Gasthöfen oder Restaurants prinzipiell mager, aber zu Beginn dieses Jahres hat im Nachbardorf Bistensee Flohrs Bistro.Café.Bar eröffnet, dem wir heute eine Chance geben. Umgebung und Einrichtung gefallen uns. Service und Küche sind trotz kleiner Karte mit gerade 4 Gerichten überfordert. Die servierte Auswahl ist o.k., aber kein Grund für Wiederholungen.
08.05.2024: Ausflug nach Nordstrand (Fotoserie) und Besichtigung der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing (Fotoserie)
Mit Recherchen nach einer küstennahen Unterkunft in Schleswig-Holstein haben wir das Hotel England auf der Halbinsel Nordstrand entdeckt und dort eine Woche im Spätsommer 2024 reserviert. Da Nordstrand nur ca. eine Autostunde westlich von Klein Wittensee liegt, unternehmen wir heute einen Ausflug nach Nordstrand, um vor Ort Eindrücke der Region einzusammeln. Das Hotel vermittelt einen ordentlichen Eindruck, aber die Umgebung auf Nordstrand empfinden wir als langweilig. Wir werden die Buchung stornieren und uns nach einer Alternative umschauen.
Auf der Fahrt nach Nordstrand passieren wir in der Nähe von Husum die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing des ehemaligen KZ-Außenlagers Husum-Schwesing. Auf der Rückfahrt nach Klein Wittensee besuchen wir die Gedenkstätte.
Die Geschichte des Lagers ist in verlinkten Webseiten beschrieben. Besonders bemerkenswert ist auf deutscher Seite das Desinteresse an einer Strafverfolgung des Lagerkommandanten Hans Hermann Griem (Biographie im offenen Archiv). Griem lebte unter eigenem Namen in Hamburg und wurde erst 1965 ausfindig gemacht. Gerichtliche Voruntersuchungen begannen erst 1969. Gerichtlich verantworten musste sich Griem nicht, weil er vor Beginn eines Prozesses 1971 verstarb. Verschleppte Ermittlungen gegen NS-Straftäter waren keine Ausnahmen, sondern eher die Regel. Mit diesem empörendem Sachverhalt und dessen Hintergründen befasst sich ein eigener Post.
07.05.2024: Landschaftsmuseum Angeln/Unewatt an der Flensburger Förde - Fotoserie
Die Bezeichnung der Halbinsel Angeln an der Flensburger Förde wird auf den ehemals hier siedelnden germanischen Volksstamm der Angeln zurückgeführt. Zahlreiche Angeln und Sachsen wanderten im 5. Jahrhundert nach Britannien aus und wurden im 6.Jahrhundert als Angelsachsen dominant. Das glaziale Landschaftsbild an der Flensburger Förde prägen Moränen der letzten Eiszeit. Senken zwischen Moränen füllen von Bächen durchflossene Moore, Seen, Buchenwälder. Der fruchtbare Boden des Landes eignet sich als Ackerland, das von relativ isoliert liegenden Höfen bewirtschaftet wird.
In Angeln an der Flensburger Förde liegt das historisch aus Hofanlagen bestehende Dorf Unewatt. In Unewatt leben und wirtschaften aktuell ca. 70 Einwohner. Denkmalgeschützte historische Höfe und Häuser motivierten 1993 zur Einrichtung des Landschaftsmuseums Angeln. Im Unterschied zu üblichen Konzepten von Freilichtmuseen besteht das Landschaftsmuseum Angeln aus historischen Gebäuden des Ortes, die über den Ort verteilt zu 5 Museumsinseln umgewidmet wurden. Ein 1,7 km langer Rundweg durch den Ort verbindet die Museumsinseln.
06.05.2024: Wikinger-Tag - Fotoserien: Wikinger Museum Haithabu - Danevirke Museum und Archäologischer Park Danewerk
Nach dem gestrigen Regentag hat sich das Wetter beruhigt und lädt zu einem Ausflug ein, auf dem wir Spuren der Wikingergeschichte der Region folgen. Im Zeitraum von 700 bis 1066 v. Chr. am Haddebyer Noor, eine Bucht der Schlei, betrieben Wikinger das historisch bedeutende Handelszentrum Haithabu, von dem sie mit hochseetüchtigen Schiffen den Fernhandel zwischen Skandinavien, Osteuropa und Westeuropa organisierten. Erwähnt sei, dass der Ursprung des Worts Wikinger umstritten ist und sich auf keinen Volksstamm bezieht, sondern an skandinavischen Küsten siedelnde Stämme umfasst, die per Schiff sowohl Kaperfahrten als auch Handelsfahrten betrieben.
Die 2 km von Haithabu entfernte Stadt Schleswig
war ursprünglich wahrscheinlich mit Haithabu identisch und wurde nach
Zerstörung von Haithabu im 11. Jahrhundert am Ufer der Schlei ausgebaut. Der ursprünglich Platz von Haithabu wurde nie mehr überbaut und geriet in Vergessenheit. 1900 begannen erste archäologische Grabungen, die in der NS-Zeit aus ideologischen Gründen forciert wurden. Trotzdem wird angenommen, dass erst ca. 5 % der ursprünglichen Siedlung archäologisch erschlossen sind und der Platz noch etliche Generationen von Archäologen beschäftigen wird.
Das 1985 eröffnete Wikinger Museum Haithabu dokumentiert die Geschichte und Erkenntnisse der archäologischen Forschung am Ort und stellt Fundstücke der Grabungen aus. Highlights der Ausstellung sind geborgene Reste eines Kriegs-Langschiffs, das als Haithabu 1 rekonstruiert wurde und in der Schiffshalle des Museums ausgestellt ist sowie vier große Runensteine. Im Museum ausgestellte Artefakte belegen, dass das von Haithabu organisierte Handelsnetz nach Osten bis China und nach Westen bis zur nordamerikanischen Ostküste reichte. Seit 2008 ergänzt am Ufer des Haddebyer Noors ein Freilichtmuseum mit sieben rekonstruierten Wikingerhäusern den Komplex. Die Häuser sind gemäß archäologischer Erkenntnisse der Wohnweise von Wikingern nachempfunden und wurden mit frühmittelalterlichen Handwerkstechniken errichtet. Im Sommerhalbjahr finden in der Siedlung vor allem Kinder ansprechende Veranstaltungen statt.
Hier siedelnde Stämme errichten bereits vor der Wikingerzeit ab dem Jahr 700 zu ihrem Schutz in mehreren Intervallen einen als Danewerk bezeichneten Erdwall, den Wikinger weiter ausbauten, sodass er schließlich von der Ostsee bis zur Nordsee reichte. An das Danewerk schloss ein Ringwall an, der die bis zu 1.500 Einwohner und zahlreiche Handwerksbetriebe umfassende Siedlung Haithabu schützte. In der Neuzeit wurde der Verteidigungswall militärisch im Deutsch-Dänischen-Krieg von 1864 genutzt und von Dänen mit Schanzen ausgebaut. Eine Rekonstruktion der Schanze 14 kann in der Nähe des Museums besichtigt werden. Im Zweiten Weltkrieg befürchtete die deutsche Heeresleitung eine alliierte Invasion über die Nordsee in Schleswig-Holstein und errichtete 1944/45 eine Panzersperre an der Südseite des Hauptwalls, von der in der Gegenwart nichts mehr zu sehen ist.
Der archäologische Grenzkomplex Haithabu und das Danewerk wurden 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. In der Ortschaft Dannewerk dokumentiert das eher bescheidene Danevirke Museum den Archäologischen Park Danewerk, der zu Fuß begehbar ist. Ein größeres neues Danevirke Museum ist projektiert und soll 2026 eröffnen.
04.05.2024: Anreise nach Klein Wittensee - Fotoserie
Um 8:00 Uhr sind wir in Köln gestartet. Da wir ohne Staus gut vorankommen und das Wetter freundlich ist, probieren wir eine alternatie Route. Anstatt über Hamburg und durch den Elbtunnel zu fahren, biegen wir kurz vor Hamburg von der Autobahn in Richtung Stade auf Landstraßen ab, um die Elbfähre von Wischhafen nach Glückstadt zu nehmen. Die restliche Strecke über Rendsburg nach Klein Wittensee legen wir ebenfalls auf Landstraßen zurück (533 km Gesamtstrecke). Die landschaftlich sehr schöne Route ist nur unwesentlich länger als die übliche via Hamburg, aber sie erfordert mehr Zeit. Belohnt werden wir mit Gefühlen „wie Urlaub“! Für Besichtigungen sehenswerter Städte reicht heute die Zeit nicht.
Die Fähre bei Glückstadt ist westlich von Hamburg die einzige Option
einer Überquerung der Elbe. In Ferienzeiten entstehen hier manchmal
mehrstündige Wartezeiten. Auf dem Fotos sieht die Warteschlange an der Elbfähre in Wischhafen schlimmer aus, als sie war: Wir sind beim ersten Schub dabei.
Hier gibt es keine Unklarheiten. Der Mann hat alles im Griff!
Die Elbe ist hier schon sehr breit. Die Überfahrt dauerte ca. 30 Minuten. Zeitversetzt verkehren drei Fähren, sodass die Wartezeit max. 30 Minuten beträgt, wenn es keinen größeren Rückstau gibt. Das Vergnügen der kleinen Schiffsreise kostete uns 14,-€
Glückstadt kommt in Sicht, aber die Fähre muss noch um die Elbinsel Rhinplate kurven, bis wir anlegen können. Um 16:00 Uhr erreichen wir unser Ziel, die Ferienwohnung Seeidyll am Hof Wittensee in Klein Wittensee. Über Klein Wittensee und die Umgebung inklusive Hüttener Berge berichten 2 Posts aus dem Vorjahr 2023:
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