Freitag, 31. Mai 2024

Reisetagebuch 30.05.-13.06.2024 Frühjahrsreise nach Bobenheim an der nördlichen Pfälzer Weinstraße (Update: 12.06.2024)

Landstraße bei Dirmstein Blaue Villa Pfalz in Bobenheim Blick von der Terrasse Blaue Villa nach Bobenheim und über das Rheintal zum Odenwald

Seit 1984 bereisen wir unterschiedliche Regionen der Weinpfalz, weil wir Landschaft, Wein, Küche und Lebensart der Pfälzer schätzen. Die aktuelle Reise führt zum nördöstlichen Rand des Pfälzerwalds, ein bewaldeter Buntsandstein-Mittelgebirgszug, der die oberrheinische Tiefebene nach Westen begrenzt und nach Süden in die Vogesen übergeht. Für 2 Wochen haben wir eine Ferienwohnung der Blauen Villa Pfalz in Hanglage oberhalb von Bobenheim am Berg gemietet (Internetauftritt der Gemeinde). Das Weindorf hat ca. 800 Einwohner, darunter 6 Winzer, aber kaum touristische Infrastruktur. Trotz zahlreicher Regenschauer verläuft die Anreise über ca. 250 km problemfrei. Mit Verlassen der Autobahn auf der Höhe von Worms stellt sich auf der Fahrt in Richtung Weinstraße und Pfälzerwald ein euphorisches Pfalz-Feeling ein, das Worte nicht beschreiben können. 
 
 
12.06.2024: Gipfeltreffen auf dem Kalmit, 673 m, Pfälzerwald

Unsere Reise überschneidet sich nur kurz mit einer Pfalzreise unserer Lieblingsverwandtschaft und deren Freunde mit Quartier in Neustadt. Für 11:00 Uhr haben wir ein 'Gipfeltreffen' auf dem Kalmit vereinbart, das fast perfekt zustande kommt. Lediglich das Wetter und die Küche des Kalmithaus schwächeln heute. Die Köchin ist ausgefallen und das Wetter macht ohnehin was es will. Auf dem Gruppenfoto fehlt die Fotografin.
 
 
 
11.06.2024: Wanderung von Bobenheim über Battenberg nach Neuleinigen und zurück - Fotoserie

Burg Battenberg Weinstraßenweg, Neuleinigen Neuleinigen

Unsere Wanderung auf einem Rundweg in der Nachbarschaft von Bobenheim startet am Wanderparkplatz Krumbachtal zwischen Bobenheim und Kleinkarlbach. Ein Anstieg in Richtung Pfälzerwald führt zur nach der Burg Battenberg (13. Jh.) benannten kleinen Gemeinde Battenberg auf dem Leininger Sporn. Das Gelände der Burgruine ist Privateigentum des Hofguts Battenberg, aber öffentlich zugänglich. Von der erhaltenen Burgmauer blicken wir nach Osten zu Nachbardörfern und über die oberrheinische Tiefebene zum Odenwald, allerdings ist die Sicht heute durch Wolken eingeschränkt. 
 
An der Burg treffen wir auf den Leininger Burgenweg, dem wir auf einem Abschnitt in Richtung Neuleiningen folgen. Der Name des Dorfs leitet sich vom Adelsgeschlecht der Leininger ab, das im 13. Jahrhundert auf dem Leiniger Sporn die Burg Battenberg und die der Burg Neuleiningen errichtete, zwischen denen das Tal des Eckbachs liegt. Nach mehreren Anstiegen und Abstiegen verspüren wir nicht mehr genug Power für eine Fortsetzung via Neuleiningen mit Aufstieg und Abstieg. An einem Picknickplatz im Eckbachtal entscheiden wir uns für den Rückweg auf dem Pfälzer Weinsteig und 'wandern' per Auto zu einer Besichtigung von Neuleiningen. In der Ruine der Burg Neuleiningen betreibt die Burgschänke Neulingen ein relativ hochpreisiges Restaurant.
 
 
10.06.2024: Kulturausflug nach Speyer
 
Nach der gestrigen Wanderung reklamieren Muskulatur und Gelenke Erholungsbedarf, dem wir mit einem Kulturausflug nach Speyer am Rhein nachkommen (ca. 50 km ab Bobenheim am Berg). Die Geschichte von Speyer setzte mit der Errichtung eines römischen Militärpostens im Jahr 10 v. Chr. ein. Der römische Name der Stadt war zunächst Noviomagus Nemetum, später Civitas Nemetum.
 
Nach vorausgegangen Konflikten zwischen Römern und germanischen Stämmen wurde die Stadt um das Jahr 500 fränkisch und ab Mitte des 5. Jahrhunderts Bischofssitz. Speyer entwickelte sich zu einem Zentrum geistiger und weltlicher Macht. Als Bezeichnung der Stadt setzte sich erst allmählich der von Alemannen eingeführt Name Spira durch, aus dem sich die Bezeichnung Speyer ableitet. Spira war der germanische Name des bei Speyer in den Rhein mündenden Speyerbachs. Im Mittelalter war Speyer eine der bedeutendsten Städte des Herrschaftsgebietes deutsch-römischer Kaiser. In der Gegenwart ist Speyer eine Mittelstadt mit etwas mehr als 50.000 Einwohnern. Da Speyer während des Zweiten Weltkriegs keine größere Zerstörung erlitt, ist der erhaltene historische Stadtkern einen Besuch wert. 
 
Wir fahren nicht unvorbereitet nach Speyer und fokussieren unser Programm auf Besichtigungen von drei hier in Kurzform vorgestellten Highlights. Wer in der Gegenwart durch Speyer spaziert, trifft auf eine hübsche Stadt mit historischem Charme. Bei sommerlichem Wetter vermittelt die Maximilianstraße lebenswertes südliches Flair. Dass Speyer das Pech hatte, über Jahrhunderte in das Mahlwerk europäischer Machtinteressen zu geraten und etlichen Kriegen, Zerstörungen, Plünderungen, Morden ausgesetzt war, ist in Speyer oberflächlich nicht mehr sichtbar, sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten. Politische Grenzen der Welt und Leben in diesen Grenzen haben Kriege geformt, in denen wenige Menschen mit dem Leben vieler Menschen spielen und eigene Machtinteressen hinter Berufungen auf vermeintlich absolute Werte verbergen (Gott, Volk, Vaterland, Rasse, Zivilisation, Fortschritt etc.). Daran hat sich seit mehreren tausend Jahren bis heute wenig geändert. Im Gegenteil nehmen Bedrohungen in der Gegenwart wieder zu.
 

Maximilianstraße Speyer - Fotoserie
 
Maximlianstraße Speyer mit Stadttor Altpörtel Maximlianstraße Speyer mit Alte Münze und Stadttor Altpörtel Maximlianstraße Speyer, St. Georgsbrunnen, Dom

Von der ehemaligen Stadtbefestigung ist das 55 m hohe westliche Stadttor Altpörtel erhalten. Mit dem Bau des Doms im 11. Jahrhundert wurde zwischen Dom und Altpörtel eine 600 m lange und 25 bis 50 m breite Prachtstraße (Via Triumphalis) angelegt. Neben der zugleich als Marktplatz genutzten 'Hauptstraß' bestand Speyer nur aus Gassen. Die 'Hauptstraß' säumen auf beiden Seiten repräsentative Wohn- und Geschäftshäuser sowie Gebäude öffentlicher Einrichtungen.
 
Im neunjährigen Pfälzischen Erbfolgekrieg (Orléansscher Krieg) waren nahezu alle westeuropäischen Reiche durch Allianzen verwickelt. Um seine Forderungen durchzusetzen, ließ der französische Königs Ludwig XIV. durch seine Armee das linksrheinische Gebiet von Rheinland-Pfalz systematisch zerstören und 1689 Speyer inklusive aller Kirchen und Klöster niederbrennen. Speyer durfte erst nach dem Friedensschluss von 1697 wieder bewohnt werden. An der Maximilianstraße entstanden neue Gebäude. der Wiederaufbau des Doms zog sich wegen Geldmangel fast 100 Jahre hin. 1816 wurde die Pfalz eine Provinz Bayerns und die Prachtstraße nach König Maximilian I. Joseph benannt. In der Gegenwart ist die Maximilianstraße mit zahlreichen Geschäften, Restaurants, Cafés eine Fußgängerzone und Flaniermeile, die regelmäßig als Festplatz genutzt wird.
 
 
Dom zu Speyer - Fotoserie
 
Dom zu Speyer Krypta des Doms zu Speyer Kaisergruft des Doms zu Speyer
 
Offizieller Name der Kathedrale ist Domkirche St. Maria und St. Stephan. Seit der Zerstörung der Abtei Cluny in Burgund gilt der Speyerer Dom als die weltweit größte erhaltene Kirche im romanischen Stil und ist seit 1981 als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet.

Den Bau beauftrage 1025 der spätere salische Kaiser Konrad II. (990-1039) mit dem Ziel, die größte Kirche des Abendlandes zu errichten. Die Krypta des Doms bestimmte er zu seiner Grablege. Bei seinem Tod 1039 waren Dom und Krypta noch Baustellen. Konrad II. wurde in der Baustelle provisorisch beigesetzt und sein Sarkophag nach Fertigstellung Krypta 1041 umgesetzt. 1046 wurden der Hochaltar und 1061 der Dom geweiht. 20 Jahre nach der Vollendung des Doms ließ Heinrich IV. (1050-1106) den Dom vergrößern. Durch den Investiturstreit mit dem Papsttum waren Heinrichs Legitimation unter den Fürsten und sein Anspruch auf den Kaisertitel beschädigt. Der Dom sollte als Prachtbau Heinrichs Herrschaftsansprüche gemäß vermeintlich göttlichem Willen symbolisch dokumentieren. In Heinrichs Todesjahr war zwar der Umbau vollendet, aber Heinrich IV. wurde zunächst in Lüttich beigesetzt. 1105 hatte ihn nämlich sein Sohn Heinrich V. (1081-1125) abgesetzt bzw. seinen Vater mit kriegerischen Mitteln zur Abdankung gezwungen, was dessen Flucht nach Lüttich verursachte. 1111 ließ Heinrich V. den Sarkophag seines Vaters nach Speyer überführen und in der Krypta beisetzen, vermutlich um seine eigene Legalität zu rechtfertigen. Da nach den Saliern über 200 Jahre auch  Staufer, Habsburger, Nassauer Kaiser und Könige den Doms als ihr Grablege bestimmten, war die Krypta bald zu klein und wurde zur weltweit größten romanischen Säulenhalle ausgebaut.

1450 brannte der Dom vollständig aus. Zur Finanzierung des Wiederaufbaus bestimmte Papst Nikolaus V. 1451 und 1452 einen Ablass. 1689 wurde der Dom im Pfälzischen Erbfolgekrieg vollständig zerstört und beim Wiederaufbau mit einer barocken Fassade verkleidet. 1794 verwüsteten, plünderten und profanisierten Napoleons Truppen den Dom inklusive Grabmäler der Krypta. Der Dom wurde Pferdestall und Lager des Militärs. 1805 entschied Napoleon den Abriss des baufällig gewordenen Doms, aber er ließ sich umstimmen und verfügte 1806 die Rückgabe an die Katholiken von Speyer. Bei der Restaurierung und Sanierung in nachfolgenden Jahrzehnten erfuhr der Dom (ähnlich wie die romanischen Kirchen in Köln) entsprechend zeitlicher Mode neuromanische Historisierungen. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgten der Rückbau barocker Elemente und die Reromanisierung des Doms. Nach zahlreichen Umbauten, Zerstörungen, Wiederaufbauten präsentiert sich der Dom romanisch mit einigen gotischen Elementen.
 
 
Judenhof (Museum SchPIRA), Speyer - Fotoserie
 
Historischer Plan des Jüdischen Viertels Ruine der Synagoge Speyer Wasserspiegel der Mikwe Speyer
 
Im frühen Mittelalter organisierten Juden den Fernhandel. Im Handel erworbener Wohlstand ermöglichte Bildung. Die Bevölkerung betrachtete Juden aus religiösen Gründen als Feinde. Der Adel nutzte wirtschaftliche Potenz und Gelehrsamkeit von Juden für eigene Interessen und stellte Juden gegen Anfeindungen der Bevölkerung unter seinen Schutz. Er stattete Juden mit Privilegien aus, für die sie Abgaben leisteten.
 
Der Bischof von Speyer siedelt im Sinne von Wirtschaftsförderung ab 1084 mit Billigung von Heinrich IV. in der Stadt Juden an, die durch Steuereinnahmen und aus heutiger Sicht mafiöse Methoden von Schutzgeldern die bischöfliche Finanzlage verbesserten. Bereits 6 Jahre nach Ausstellung der Judenprivilege kam es im Kontext von Kreuzzügen in freien Reichsstädten zu Judenpogromen, die im Unterschied zu Mainz und Worms in Speyer unter dem Schutz des Bischofs beherrschbar waren und ein Aufblühen des Judentums in Speyer bewirkten. Juden wurden in der Nähe des Doms angesiedelt. Baumeister der Dombauhütte planten und errichteten den Judenhof als kulturelles Zentrum mit Synagoge (die Männern vorbehalten war), Frauenschul (Betraum für Frauen), Jeschiwa (Hochschule für das auf Männer beschränkte Studium der Tora) und Mikwe (Tauchbad für vorgeschriebene rituelle Reinigungen).

Juden mussten in ihnen zugewiesenen beengten Wohnvierteln leben. Auch mit Vermögen konnten sie keinen Grundbesitz erwerben und keine herrschaftlichen Wohnsitze errichten. Mit Handel erwirtschafteten Wohlstand investierten Juden in Bildung. Juden zählten zur wissenschaftlichen und kulturellen Elite ihrer Zeit. Über Jahrhunderte gehörte die jüdische Gemeinde von Speyer zu den bedeutendsten jüdischen Zentren in Mitteleuropa. Jüdische Gemeinden von Speyer, Worms, Mainz formierten den Verbund SchUM, dessen Autorität im gesamten Reich anerkannt war und der zahlreiche Schüler anzog. Besonderes Ansehen erlangten Gelehrte, die als die Weisen von Speyer in die Geschichte eingingen. Mitglieder der Familie Kalonymus aus Speyer schätzte Kaiser Friedrich Barbarossa als Berater und Verwalter seiner Finanzgeschäfte. Andere Mitglieder erlangten Bedeutung für die Auslegung und Überlieferung theologischer Fragen sowie als Ärzte und Philosophen.

Ab 1195 setzten im Kontext der Kreuzzüge erneut Pogrome ein, gegen die Juden nicht mehr ausreichend geschützt wurden und viele von ihnen zur Flucht veranlasste. Als in Europa in mehreren Wellen die Pest wütete und die Bevölkerung dezimierte, galt die Pest als Gottesstrafe und Juden als verantwortlich für göttlichen Zorn. 1349 wurde die jüdische Gemeinde von Speyer in Pogromen völlig ausgelöscht. Einige Juden kehrten zurück, aber das Verhältnis zur Bevölkerung blieb schwierig. 1435 wurden Juden auf Druck der Bevölkerung 'auf ewig' aus der Stadt verwiesen. Aus Nutzenerwägungen waren danach noch einige Juden geduldet, aber mit zahlreichen Repressionen bedacht. Ab ca. 1500 war jüdisches Leben in Speyer erloschen. In nachfolgenden Jahrhunderten nutzten Bewohner von Speyer Material aus Gebäuden des Judenhofs und Grabsteine des jüdischen Friedhofs als Baumaterial. Grabsteine eigneten sich vor allem für den Bau von Treppen und zur Befestiigung von Straßen. Die endgültige Zerstörung jüdischer Bauwerke geschah 1938 in der Reichspogromnacht.

1998/1999 erschlossen wissenschaftliche archäologische Maßnahmen den ehemaligen Judenhof. 2010 eröffnete in Speyer in Nachbarschaft des ehemaligen Judenhofs das Museum SchPIRA (Webseite des Museums). Das Museum kann nur wenige Exponate des jüdischen Lebens in Speyer präsentieren, aber es vermittelt mit Exponaten und einem Film die Geschichte des Judentums in Speyer nachhaltig beeindruckend. Das Museum ermöglicht den Zugang zur archäologischen Zone des ehemaligen Judenhofs, in der sich Besucher frei bewegen und u.a. zum 'lebendigen Wasser ' der Mikwe absteigen können. Wer auf der dunklen Treppe unaufmerksam ist, steht unerwartet mit den Füßen im Wasser. Im besinnlichen Gelände wirken mitunter geführte Schulkassen störend. Spätestens wenn Schüler aus der Mikwe zurückkehren, wird es ruhig, aber nicht aus Gründen von Nachdenklichkeit, sondern weil sie dringend ihre einige Minuten vernachlässigten Smartphones checken müssen.
 
2021 ernannte das Welterbekomitee die SchUM-Stätten von Speyer, Worms, Mainz zum UNESCO-Welterbe. Ein Besuch dieses Geschichte lebendig machenden Ortes der Stille vermittelt keine touristischen Sensationen, sondern erfordert Sensibilität und Interesse. Kulturgeschichtlich interessierten Menschen ist der Besuch unbedingt zu empfehlen.
 
 
09.06.2024: Wanderung zur Weisenheimer Hütte am Ungeheuersee - Fotoserie
 
Ungeheuersee Lichtung mit Fingerhut am Ungeheuersee Weisenheimer Hütte
 
Die nur zu Fuß oder per Mountainbikes erreichbare Weisenheimer Hütte am Ungeheuersee (Wikipedia: Ungeheuersee) wird sonntags von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern des Pfälzerwald-Vereins bewirtschaftet. Hütten des Vereins locken keine Touristen an, sondern versorgen Eigenbedarf. Pfälzer wandern nämlich sonntags im Pfälzerwald. Touristen werden natürlich auch bewirtet. In ehrenamtlich geführten Hütten des Vereins ist das regional orientierte gastronomische Angebot überschaubar, aber authentisch, nie enttäuschend und bezüglich Preisgestaltung volkstümlich. Eine überschaubare Anzahl von Hütten bewirtschaften Pächter. Einige Hütten bieten auch einfache Übernachtungsmöglichkeiten (Hütten des Pfälzerwald Vereins).
 
Wir starten im Dorfzentrum von Weisenheim am Berg. Wandermarken und Wegweiser sind eher Ausnahmen. Einheimische benötigen sie nicht und für Touristen sind nur Hauptwege durchgängig markiert. Da wir das wissen, haben wir mit Basecamp (Garmin) eine Route zusammengestellt, GPS-Daten exportiert und in die Wander-App Komoot importiert. Koomot leitet uns heute zuverlässig zum Ziel. Wir blicken mehrfach auf andere Erfahrungen zurück.

Nach einstündiger Gehzeit mit kräftigen Steigungen erreichen wir die Hütte am Ungeheuersee. Am Morgen zählen wir zu den ersten Besuchern, aber nach und nach treffen immer mehr Wanderer und Radfahrer ein. Ehe wir nach ausgiebiger Rast auf dem gleichen Weg zurückgehen, umrunden wir den Ungeheuersee auf einem Naturlehrpfad von 1,1 km Länge. Intentionen zur Einrichtung des Wegs sind berechtigt, aber über Online-Informationen hinaus bietet der Weg keine neuen oder spannende Einblicke. Als mobilitätseingeschränkte Wanderer haben wir die Tour trotzdem genossen.
 
 
08.06.2024: Spaziergang nach Weisenheim am Berg, Winzerdorf mit Michelin-Restaurant, Mordgeschichte, Kuba-Flair - Fotoserie
 
Bürgerhaus in Weisenheim am Berg Waldschenke Kuba-Pfalz in Weisenheim am Berg gebackene Bananen mit Knoblauchdip

Bei sonnig-warmem Wetter unternehmen wir einen Spaziergang von Bobenheim zum Nachbardorf Weisenheim am Berg. Auf Karten sieht der bewaldete Weg unmissverständlich aus. Vor Ort hangeln wir uns durch einen Rätselparcours. Wandermarken und Wegweiser für ortsunkundige Besucher fehlen. Wir verlassen uns auf den eigenen Orientierungssinn, der uns tatsächlich nach Weisenheim führt. Vor dem Rückweg hoffen wir, in Weisenheim für eine Rast einkehren zu können.

Das Dorf scheint sich um ein für Besucher attraktives Bild zu bemühen, aber erste Eindrücke fallen gemischt aus. Highlight des Dorfs ist das Michelin-Restaurant Admiral, das jedoch aktuell Betriebsferien hat und erst wieder ab 13.06. Gäste bewirtet. Das Ladenlokal einer Kettenbäckerei motiviert zu keiner Rast. Wir schauen uns auf der Hauptstraße nach weiteren Optionen um. Das Café Charme du Sud verspricht vollmundig höchste Qualität zu 100 % Bio in liebevoll gestaltetem Ambiente. Über liebevolle Gestaltungen kann man selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein. Uns schreckt das auf südliches Flair getrimmte Gerümpel ab. Noch abschreckender wirkt auf uns, dass wir keine Gäste sehen. Wo niemand einkehrt, schließen wir uns besser an. Gleich nebenan befindet sich das Café Solo, dessen Gestaltung des Innenhofs uns ebenfalls eher abschreckt. Geöffnet hat lediglich ein für uns uninteressanter, verkramter Shop. Auf Nachfrage erfahren wir, dass das Café geschlossen ist. Gründe ermitteln wir mit eigenen Recherchen:
Der Inhaber des Cafés soll seinen peruanischen Mitarbeiter am 18.06.2023 erwürgt haben. Vorausgegangen war ein Streit. Der Mitarbeiter soll so betrunken gewesen sein, dass er nicht arbeitsfähig war. Gemäß Stand der Erkenntnis hat ihn der Inhaber im Streit erwürgt und die Leiche fortgeschafft. Am 19.06. wurde die Leiche gefunden. Nachdem Verdacht auf den Inhaber fiel, ist dieser in seine Heimat Türkei geflüchtet (SWR, 22.08.2023: Anklage erhoben: Gastwirt in Weisenheim am Berg soll Mitarbeiter erwürgt haben). Der Aufenthaltsort des verdächtigen Täters wurde bald ermittelt, aber die Türkei verweigert dessen Auslieferung (SWR, 24.08.2023: Türkische Polizei findet gesuchten Gastwirt aus Weisenheim am Berg). Ein aktuellerer Stand des Vorfalls war nicht zu finden.

Auf dem Rückweg passieren wir an der Weisenheimer Sportanlage eine Waldgaststätte aus der Musik mit kubanischen Rhythmen zu hören ist. Seit Beginn des Jahres betreibt ein deutsch-kubanischer Pächter mit seiner Partnerin die Gaststätte und nennt sie Kuba-Pfalz. Details der Einrichtung sind kubanisch inspiriert und die Speisekarte bietet ausschließlich kubanische Gerichte, die uns im Moment nicht interessieren. Wir wollen lediglich bei einer Pause etwas trinken. Außer uns sind keine Gäste zu sehen, aber mit Getränken gehen wir keine Risiken ein und die Außenterasse ist durchaus einladend. Obwohl wir nur Getränke bestellen wollen, dürfen wir freundlich willkommen auf der Terasse Platz nehmen. Der Chef fragt uns, ob er uns etwas Kubanisches zum Knabbern bringen dürfe, aufs Haus. Die Frau verneint reflexhaft. Der Mann stimmt zu. Nach einiger Zeit serviert der Chef frisch zubereitete Bananenchips mit einem Knoblauch-Dip und erklärt, dass typischer Bananengeschmack nicht zu erwarten sei. Die Chips schmecken tatsächlich nur entfernt nach Banane und erinnern eher an Mini-Kartoffelpuffer. Der aus Joghurt und Knoblauchblüten zubereitete Dip ist nicht besonders ausdrucksstark, aber er passt gut zu den Chips. Für die nette Bewirtung revanchieren wir uns mit großzügigem Trinkgeld.
 
 
07.06.2024: Pfälzer Highlights: Weingut Knipser, Kalmit-Gipfel, Erfolg gegen die Debeka
 
Weingut Knipser, Laumersheim Kalmithaus Panorama am Kalmithaus nach Nordosten in die Oberrheinische Tiefebene

Weingut Knipser Johannishof in Laumersheim - Fotoserie
 
Nach der unverzichtbaren Morgengymnastik steuern wir das Weingut Knisper in Laumersheim für Weineinkäufe an. Das sich an französischen Weinstilen orientierende Familienweingut mit südtiroler Wurzeln zählt nicht nur zu den Qualitätspionieren des Pfälzer Weins, sondern dank herausragender Qualität seit Jahrzehnten zu stilbildenden deutschen Top-Weingütern (Weingut Knipser im Pressepiegel).
 
Der Johannishof des Weinguts schreckt Besucher nicht mit bombastischem Auftritt ab, er macht sich auch nicht klein, sondern bekennt sich mit demonstrativer Bescheidenheit zur Regionalität. In der hochwertig, aber nicht protzig eingerichteten Vinothek sind keine Urkunden, Pokale, Auszeichnungen ausgestellt, die so zahlreich sind, dass der Platz wahrscheinich ohnhin nicht ausreichen würde. Die Weine sprechen für sich. In Deutschland zählen die Knipsers zu Vorreitern des Ausbaus großer Rotweine im kleinen Holzfass (Barrique) nach französischem Vorbild und gehören zu den Gründungsmitgliedern des 1991 etablierten Deutschen Barrique-Forums. Vorreiter des Weinausbaus in Barriques war jedoch ab 1986 die Winzergruppe HADES.
 
Den Betrieb des Weinguts verantworten die beiden Brüder Werner und Volker Knipser sowie Werners Sohn Stephan gemeinsam. Kurz nach 10:00 Uhr sind wir die einzigen Besucher und werden von Werners Frau Christa fast wie gute alte Bekannte empfangen. Kunden sind wir tatsächlich seit vielen Jahren, aber gewöhnlich kaufen wir Weine des Weinguts beim Kölner Weindepot zu Hofpreisen ein. Wenn sich die Gelegenheit bietet, besuchen wir den Johannishof.
 

Pfälzer Gipfeltour auf den Kalmit, 673 m - Fotoserie
 
Unser Ausflugsziel des Tages ist auf der Höhe von Maikammer der Gipfel des Kalmit, mit 673 m Höhe höchste Erhebung des Pfälzerwalds sowie der Haardt, eine östlich vorgelagerte Teilregion. Das beliebte Kalmithaus auf dem Gipfelplateau ist von mittwochs bis sonntags geöffnet und bietet vor allem regionale Spezialitäten. Von der Terrasse am Kalmithaus genießen Besucher ein grandioses Panaroma auf die oberrheinische Tiefebene, das bei klarer Sicht bis zum Odenwald reicht.

Den Kalmit besuchen wir seit den 1980er Jahren. Als wir noch fitter waren, sind wir meistens von St. Martin zum Gipfel gewandert. In unseren wilden Zeiten sind wir im Pfälzerwald Bergtouren mit Rennrädern über die am Kalmit vorbeiführende Totenkopfstraße gefahren, selbstverständlich ausschließlich mit eigener Leistung ohne Elektroantrieb. Die Strecke ist bei Rennradfahrern noch immer beliebt, aber noch beliebter ist sie bei Mountainbikern mit E-Antrieb sowie bei zahlreichen Motorradfahrern, die mit spektakulären Schräglagen eigene Risiken verachten, andere Verkehrsteilnehmer erschrecken und eher verboten gehören. Im fortgeschrittenen Alter fahren wir per Auto mit dem Alter angemessenem gemütlichen Tempo bis zum Parkplatz unterhalb des Gipfels. Von dort ist nur noch ein kurzer Anstieg auf 300 m Strecke zu bewältigen. Wir empfinden keine Peinlichkeit, aber erinnern uns mit Wehmut an alte Zeiten. Am Ziel überwiegt Freude.


Erfolg gegen die Debeka

Anfang März hat die priviate Krankenversicherung Debeka ihren Anteil der Erstattung einer Leistungsabrechnung über 850 € abgelehnt, weil es sich um die Rechnung einer Privatklinik handelt und der PKV-Vertrag Wahlleistungen ausschließe. Wir haben Widerspruch eingelegt und eine Frist von 4 Wochen gesetzt. Nach erfolglosem Ablauf der Frist, haben wir den einen Schlichtunsantrag beim PKV-Ombudsman gestellt. Heute wurden 850 € ohne jeden Abzug gutgeschrieben.

 
06.06.2024 Dinner surprise im Land of confusion - Too many people making too many problems. And there′s not much love to go round


 
“It’s about how we live in a very nice world, and what a mess we’re making of it. How it should all be so easy and it’s all so difficult.”
(„Hier geht es darum, dass wir in einer sehr schönen Welt leben und diese zu Grunde richten. Wie alles so einfach sein könnte und wie schwierig doch alles ist.“) - Wikipedia: Land of confusion
 
 
Leiningerhof an der Weinstraße in Kirchheim Frisch geduscht unternehmen wir mit sauberer Kleidung am frühen Abend einen nettten Spaziergang über 3 km durch Weinfelder zum Nachbarort Kirchheim und auf dem gleichen Weg wieder zurück. Den Spaziergang motiviert zwischen Hin- und Rückweg das erst 2022 im denkmalgeschützten Leininger Hof eröffnete und interessant bewertete Restaurant Ochs und Schwan, in dem wir per Kontakformular zum Dinner reserviert haben. Die Inhaberin bestätigte: 
"Sehr geehrter Herr xxxxxx,
wir freuen uns sehr über Ihre Reservierung, die wir hiermit bestätigen.
06.06.24, 17.30 Uhr, 2 Personen
Herzliche Grüße
xxxxxx xxxxxx"
 
Bei der Ankunft ist die Tür des Restaurants verschlossen. In der von außen einsehbaren Küche regt sich nichts. Auf unser Klingeln reagiert niemand. Die Vinothek des Bio-Weinguts Benzinger ist geöffnet. Auf unsere Nachfrage ruft Frau Benzinger Swantje Schauss an und erfährt, dass Frau Schauss und ihr Partner am Nachmittag "wegen eines Notfalls plötzlich die Tierklinik[!] aufsuchen mussten" (hat vielleicht die Katze gekotzt?) und auf die Schnelle keine Vertreter fanden, sodass der Restaurantbetrieb heute ausfallen müsse. Sie hätten uns aber telefonisch und per SMS zu benachrichtigen versucht. In der Tat finden wir eine um 16:04 Uhr eingegangene Nachricht:
"Sehr geehrter Herr xxxxxx,
es tut uns sehr leid, aber wir müssen unser Restaurant heute aus personellen Gründen geschlossen lassen, da wir einige Ausfälle haben und bis zuletzt keinen Ersatz gefunden haben.
Ich hoffe diese Nachricht erreicht Sie. Telefonisch und per Mail konnte ich Sie leider nicht erreichen.
Herzliche Grüße
xxxxxx xxxxxx"

Wir gehören nicht zu den Menschen die allways online sind, weil wir dieses als Selbstverständlichkeit angenomme Verhalten aus prinzipiellen Gründen ablehnen. Gründe sind an anderer Stelle zu diskutieren. Maßgeblicher ist für uns der Sachverhalt, dass beide Aussagen nicht glaubwürdig sind und ungeschriebene Gesetzte zwischen Gästen und Gastgebern Verbindlichkeit von Zusagen verlangen. Absagen eine Stunde vor dem Termin sind nicht akzpetabel, wenn sich nicht gerade ein Katastrophenereignis ereignet hat.
 
Ein Restaurant benötigt eine Mindestanzahl Gäste, um rentabel wirtschaften zu können. Wenn das Restaurant heute ausgebucht wäre, hätte der Betrieb mit ziemlicher Sicherheit stattgefunden. Möglicherweise waren wir heute die einzige Reservierung und wurden darum mit fadenscheinigen Gründen ausgeladen. Aber das ist reine Spekulation. Der Vorfall ist nicht wichtig genug, um Emotionen im Sinne von Ärger zu verschwenden. Wir halten uns an die kluge hessische Lebensweisheit "Bevor isch misch uffresch, isses mer liewer egal". Folgenlos kann der Vorfall jedoch nicht bleiben. Das Restaurant nehmen wir in unsere ewige Restaurant-No-Go-Liste auf. Damit ist der Vorfall abgehakt.
 
Ähnliche Erfahrungen haben wir mit dem am 03.06. besuchten Restaurant Exquisite in Bobenheim gemacht. Ursprünglich wollten wir bereits am vergangenen Wochenende dort reservieren und haben die Auskunft erhalten, dass das eigentlich am Wochenende geöffnete Restaurant über das lange Brückentag-Wochenende geschlossen bliebe, weil kein Personal zur Verfügung stände. Auch diese Auskunft ist nicht glaubwürdig. Das Hotel buchen vor allem im Umkreis tätige Monteure und essen dort abends. Für uns ist plausibel, dass der Restaurantbetrieb ohne Monteure am langen Wochenende nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Wer nicht beruflich hier absteigt und gut essen möchte, bevorzugt andere Restaurants. Heute hätten wir ersatzweise noch einmal im Exquisite essen können, aber das war für uns keine relevante Option. Das Exquisite hat bereits einen Platz auf unserer ewigen Restaurant-No-Go-Liste.

Den Spaziergang von 1:45 Std. haben wir entspannt genossen. Nach der Rückkehr zaubern wir in kurzer Zeit unser eigenes mehrgängiges Dinner inkl. Sekt, gutem Wein, Espresso. Unsere eigenen Küchenvorräte sind mehr als 'Notreserven' und wir wissen, dass sie uns nicht enttäuschen.
 
 
05.06.2024: Archäologische Exkursionen und Rundgang in Freinsheim

Während der Woche hat ein neuer Post über psychische Erkrankung im Kontext digitaler Medien viel Zeit gebunden. Heute geht der Post Mentale Gesundheit, psychische Störungen, kulturelle Einflüsse, digitale Medien online. Da wir unsere tägliche Gymnastik auch heute nicht versäumen, brechen wir erst am Mittag zu Außenaktivitäten auf. Über den Tag gibt es viele dunkle Wolken. Regenschauer treffen aber erst am Abend ein. Für die nächsten Tage sind Wetterprognosen erfreulich.

Römische Villa Rustica Wachenheim Rekonstruktion des Herrenhauses römisches Weingut Weilberg bei Ungstein Zwinger Freinsheim

Ab dem Jahr 50 v. Chr. war das zuvor von Kelten besiedelte Gebiet der heutigen Pfalz über  ca. 500 Jahre römische Provinz (Keltische und Germanische Siedlungsgebiete vor der Eroberung Germaniens durch die Römer). Römer brachten die Weinkultur an den Rhein und die Mosel (Atlas der Weinkultur). Im Unterschied zu Kelten und Germanen errichteten Römer ihre Gebäude aus Stein und hinterließen steinerne Spuren ihrer Bautätigkeit. Das römische Straßennetz im südlichen Deutschland ist relativ gut dokumentiert und wird teilweise noch immer genutzt (Wikipedia: Römische Rheintalstraße, Archeopro: Römerstraße).
 
Unser Besichtigungsprogramm beginnt in der archäologischen Zone der römischen Villa rustica Wachenheim (Fotoserie), ein römisches Landgut aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. (Wikipedia: Villa rustica Wachenheim). Das Programm setzen wir an dem römischen Landgut Villa rustica Weilberg fort (Fotoserie). Älteste Spuren werden auf das Jahr 20/30 n. Chr. datiert (Wikipedia: Villa rustica Weilberg).Beide archäologische Zonen sind nicht nur interessant, sondern ohne Kosten frei zugänglich. An beiden Orten waren wir die einzigen Besucher. Was in einer von Konsumwirtschaft dominierten Kultur nichts kostet, erzeugt offensichtlich wenig Interesse. Dieser Sachverhalt ist zwar für uns erfreulich, er stimmt aber auch nachdenklich.

Unser Programm endet mit einem Rundgang in der Altstadt von Freinsheim, die auf eine noch ältere Geschichte zurückblickt und von einer teilweise erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer umgeben ist. Mit Freinsheim verbinden wir viele Erinnerungen, die bis 1984 zurückreichen. Wir sind hier schon oft abgestiegen und kehren immer wieder gerne zurück.
 

04.06.2024: Wild lebendes Reh auf unserer Terasse, Gymnastik, Einkäufe, Studientag

Als bekennender Skeptiker von Sozial Media und KI arbeite ich aktuell an einem Text mit dem Arbeitstitel Mentale Gesundheit, kulturelle Einflüsse, digitale Medien, der meine Skepsis nicht emotional, sondern sachlich begründet. Den Text kann ich wahrscheinlich bald abschließen und werde ihn voraussichtlich im Blog Soziologenkram veröffentlichen. Meistens arbeite ich in den frühen Morgenstunden an dem Text, solange die beste aller Ehefrauen noch schläft. Vom Bett schauen wir durch bodentiefe Fenster über eine Terrasse in Richtung Rheinebene und Odenwald. Zwischen 5:00 und 6:00 Uhr war Bewegung auf der Terrasse. Ein Reh äste am Grünzeug des Terrassenrands. Das Reh war sehr vorsichtig und prüfte immer wieder die Umgebung. Solange ich mich ruhig verhielt, frühstückte es weiter. Ich hätte es gern fotografiert. Dazu verließ ich das Bett in Zeitlupe, was aber bereits Alarm auslöste. Das Reh flüchtete. Woher soll es auch wissen, dass ich kein Mörder bin?
 
Nach der Morgengymnastik mussten wir heute in Orten der Umgebung unsere Küchenvorräte ergänzen. Nach Mittagsimbiss und kurzer Siesta war Studien-Nachmittag angesagt. Jetzt laufen Vorbereitungen unseres Dinners mit Pfälzer Spargel, Produkten der Metzgerei Hambel, Pfälzer Wein und anderen Leckereien. Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's.
 

03.06.2024: Wander- und Terrassenwetter nach zwei Regentagen

Wanderung nach Kirchheim Leiningerhof an der Weinstraße in Kirchheim Bobenheim am Berg

Nach zwei regnerischen 'Studientagen' kehrt heute sommerliches Wetter zurück und wird sich laut Vorhersage vorerst in der Region halten. Für Donnerstag haben wir im Restaurant Ochs und Schwan im Nachbardorf Kirchheim reserviert, das im denkmalgeschützten Leininger Hof residiert, den das Bio-Weingut Benzinger bewirtschaftet. Mit der Wanderung möchten wir uns einen Überblick von Kirchheim verschaffen und erproben, ob wir den 2 x gut einstündigen Weg zum Restaurant und zurück zu Fuß zurücklegen können. Hinsichtlich dieser Frage verhilft die Wanderung zu keiner eindeutigen Entscheidung, die wir daher vertagen. Vom Dorf Kirchheim nehmen wir eher gemischte Eindrücke auf. - Fotoserie

Hotel Exquisite (einzige Gastronomie in Bobenheim) Restaurant Exquisite, Bobenheim Saumagen-Gericht und Pfälzer Teller im Restaurant Exquisite, Bobenheim

Das Dorf Bobenheim am Berg hat nur wenig touristische Infrastruktur, was wir durchaus schätzen, aber im Dorf gibt es immerhin ein Hotel mit Restaurant. Wir ahnen natürlich, dass der Name Exquisite des Hotels gehobenen Qualitätsansprüchen wahrscheinlich nicht standhält, aber wir möchten uns ein eigenes Bild verschaffen und haben für heute zum Dinner reserviert. Die Distanz zwischen Unterkunft und Restaurant beträgt nur 1 km, aber ca. 100 Höhenmeter und relativ steile Rampen fordern uns.
 
Unsere Reservierung war in Anbetracht des Zuspruchs überflüssig. Fahrzeuge auf dem Parkplatz des Hotels gehören überwiegend hier absteigenden Monteuren. Die Speisekarte weist vor allem Schnitzelgerichte aus, von denen wir keines ordern würden, aber sie bietet auch Pfälzer Klassiker, wegen der wir hier einkehren. Die servierten Gerichte sind nicht grob fehlerhaft, aber frei von jeder Raffinesse bzw. ziemlich derb und drängen zu keiner Wiederholung. - Fotoserie


01./02.06.2024: Studientage und Dorfrundgang in Bobenheim - Fotoserie

Beide Wochenendtage sind regnerisch. Mannheim und der Odenwald bleiben im Dunst tiefer Wolken verborgen.Wir packen unsere Büchertasche aus, um mitgeführten Lesestoff ausführlicher als an Sonnentagen zu würdigen und belohnen uns mit neuen Erkenntnissen.

Katholische Kirche an der Kleinkarlbacher Straße Leininger Straße in Bobenheim Leininger Straße in Bobenheim

Für Sonntag haben wir eine Einladung zu einer Verkostungs-Veranstaltung im ikonischen Weingut Müller-Catoir bestätigt. Während der deutschen Weinkrise entwickelte sich das Weingut dank Kellermeister Hans-Günter Schwarz als Pionier von Qualitätsweinen zum Vorreiter einer Neubesinnung, mit der die Region ihren Ruf als Produzent minderwertiger Schoppenweine ablegte. Pfälzer Winzer erkannten die Expertise des Kellermeisters und schickten ihren Nachwunchs zu H.-G. Schwarz in die Ausbildung. Inzischen zählen Spitzenprodukte etlicher pfälzer Weingüter zur Weltklasse. (Interview mit H.-G. Schwarz im Pfalzmagazin) Ausgiebige Weinverkostungen sind in der Mittagszeit tabu, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Besichtigungen von Römerkultur hinterlassener Reste auf dem Weg sind bei dieser Wetterlage auch nicht attraktiv. Wir planen zugunsten eines weiteren Studientags um.
 
Gegen Mittag enden Regenschauer. Wir lieben abseits vom Mainstream liegende Ortschaften mit Charme und verschaffen uns auf einem Rundgang Eindrücke vom ca. 100 m tiefer liegenden beschaulichen Dorf, das vom Tourismus wenig berührt ist und seine Authentizität auf sympathische Art erhalten konnte. Selbstverständlich schauen wir auf dem Rundgang in die katholische Dorfkirche. Den Innenraum der evangelischen Dorfkirche hätten wir ebenfalls besichtigt, aber wie zu erwarten war, ist sie verschlossen.


31.05.2024: Metzgerei Hambel in Wachenheim - Fotoserie

Metzgerei Hambel in Wachenheim Blick in die Wurstküche der Metzgerei Hambel in Wachenheim Ladenlokal der Metzgerei Hambel in Wachenheim

In der Nacht regnet es und am Morgen ist es mit 11,5 Grad recht frisch. Wir sind bis einschließlich Sonntag auf wechselhaftes Wetter eingestellt und haben eine Einkaufstour für die Versorgung der nächsten Tage geplant. Basics erstehen wir in gut aufgestellten Supermärkten in Grünstadt Asselheim. Bemerkenswert ist die Weinauswahl bei REWE, in der zahlreiche lokale Top-Winzer (Knipser, Kuhn, Gaul, Metzger, Schneider etc.) mit ihren einfachen Produktlinien vertreten sind. Wir halten uns zurück, weil wir in den nächsten Tagen bei Winzern einkaufen werden.
 
Von Grünstadt steuern wir Wachenheim an der Weinstraße bei Bad Dürkheim an, um die Metzgerei Hambel aufzusuchen, deren Pfälzer Saumagen fast weltberühmt ist. Da das Produkt nicht geschützt ist, kann es sehr unterschiedlich ausfallen und muss nicht immer gut schmecken. Als Saumagen-König gilt Metzger Klaus Hambel in Wachenheim. Daran ist Ex-Kanzler Helmut Kohl nicht unschuldig. Als Genießer wollte er Staatsbesucher wie Clinton, Thatcher, Gorbatschow, Jelzin, Jacques Chirac, Juan Carlos I. etc. mit Genüssen seiner Pfälzer Heimat bewirten und lud sie gerne zum Dinner in den Deidesheimer Hof ein. Damaliger Chefkoch Manfred Schwarz bezog Pfälzer Saumagen von der Metzgerei Hambel, die auf diesem Weg berühmt und Hoflieferant von Helmut Kohl wurde. (Seit 2017 betreibt Manfred Schwarz das eigene Restaurant Schwarz in Kirchheim an der Weinstraße.) Die Zeitschrift Feinschmecker bewertet die Metzgerei als eine der besten in Deutschland.

Der historische Hintergrund machte uns schon vor Jahrzehnten auf die Metzgerei Hambel aufmerksam. Die Metzgerei hat sich auf die Produktion von 6 Spezialitäten in hoher Qualität festgelegt: Saumagen (in verschiedenen Varianten), Schwartenmagen, Leber- und Blutwurst, Bratwurst, Leberknödel. Diese Produkte werden überregional in Konserven und sogar in Köln vertrieben. Wenn es möglich ist, bevorzugen wir frische Qualtät und kaufen bei jeder geeigneten Gelegenheit in der Metzgerei ein. Freitags wird Saumagen produziert. Vom Eingangsbereich des Ladenlokals schauen wir durch ein Fenster auf frische Saumägen und Leberknödel in der Wurstküche. Das Ladenlokal bietet zahlreiche weitere hochwertige Feinkostprodukte aus fremder Produktion an. Obwohl wir Pflaumenmus eigentlich nicht mögen, erstehen wir u.a. Pfälzer Latwerge, ein uns überzeugender Zwetschgenmus-Aufstrich, den man auf Brot verwenden kann (wir bevorzugen ihn auf einer Quarkschicht), der aber auch mit Käse harmoniert. Solche Einkäufe gehen natürlich ins Geld. Wir bereuen sie nicht.

Seit einigen Jahren betreibt die Metzgerei gegenüber ihres Ladenlokals das Restaurant Hambel, eine von der Zeitschrift Feinschmecker empfohlene Slow Food Gastronomie. Ein eigenes Urteil konnten wir uns bisher nicht bilden, da wir zum Dinner Restaurants in Nähe unserer Unterkünfte bevorzugen.


30.05.2024: Reise nach Bobenheim - Fotoserie

Spargelhof Zein in Erpolzheim Spargelhof Zein in Erpolzheim Spargelhof Zein in Erpolzheim

Die Übergabe der Ferienwohnung ist für 15:00 Uhr vereinbart. Unseren Zeitpuffer nutzen wir für Einkäufe unserer Selbstversorugng in Hofläden des Spargelhofs Eberhardt in Weisenheim am Sand und des Spargelhofs Zein in Erpolzheim, über die wir uns bereits zu Hause informiert haben. Qualitäten von Spargel und Erdebeeren sind exzellent. Das breite Angebot des Hofs Zein motiviert zur Rückkehr. Zuletzt erstehen wir in Weisenheim in einer Filiale der Bäckerei Görtz Kuchen. 
 
Gegen 15:00 Uhr treffen wir ca. 100 m oberhalb von Bobenheim am Ferienhaus Blaue Villa Pfalz ein. Zum am Hang des Leininger Sporns (nord-östliche Abbruchkante des Pfälzerwald, Karte) errichtetem Haus führt die im Wald endende, auf dem letzten Stück unbefestigte Sackgasse Auf der Ritsch. Straße und Terrasse des Hauses verbindet eine Treppe mit 38 Stufen. Da die nahe wohnenden Vermieter aktuell auf Urlaubsreise sind, empfängt uns die freundliche Mieterin der oberen Etage und macht uns mit den wichtigsten Informationen vertraut. Sie weist darauf hin, dass Netflix manchmal ruckelt. Wenn es nach uns ginge, darf Netflix immer ruckeln. Wir brauchen es nicht. Spülmaschine und Waschmaschine befinden sich in einem Kellerraum. Das stört uns nicht. Unser 2-Personen-Haushalt hat für den 'Fortschritt' von Spülmaschinen keinen Bedarf und über zwei Wochenwochen benötigen wir keine Waschmaschine.
 
Kaffeepause auf der TerrassecBlaue Villa Pfalz Wildkräutersalat mit Pfälzer Spargel und Pfälzer Erdebeeren Pfälzer Spargel mit Saumagentalern, Kochschinken, Kartoffeln
 
Wir beziehen das hochwertig und ziemlich komplett ausgestattete Untergeschoss mit großer Außenterrasse (Fotos Untergeschoss), von der bei klarer Sicht die Aussicht über die oberrheinische Tiefebene bis zum Odenwald reicht. Die Ankunft am Ziel feiern wir mit Kaffee und Kuchen auf der Terrasse der Ferienwohnung. 
 
Bei der Vorbereitung des Abendessens stellt uns die Bedienung des Kochfeldes ohne Bedienungsanleitung vor Rätsel, das nur mit Recherchen im Internet zu lösen ist. Ein paar weitere kleine Verbesserungsvorschläge wüssten wir, aber in Anbetracht der grandiosen Umgebung wäre Kleinlichkeit verfehlt. Bodentiefe Fenster und der weite Ausblick der Essnische veredeln das Dinner mit heute eingekauften Hofprodukten perfekt. "Verweile doch, du bist so schön."

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