Sonntag, 23. Juni 2024

Kurzreise in den Rheingau

Aussicht nach Kiedrich von der Burgruine Scharfenstein Gutssausschank im Baiken Basilika Kloster Eberbach
 
Anlässlich der Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) in Wiesbaden am 23.06.2024 (siehe Post Kunst gehört allen! Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) für abstrakte Kunst) unternehmen wir eine Kurzreise in den Rheingau, die wir am Vortag mit Aktivitäten und einer Übernachtung im nachhaltig bewirtschafteten, Bioland-zertifizierten Weingut und Gästehaus Engelmann-Schlepper in Eltville-Martinsthal verbinden. Auf das Öko-Weingut machte uns ein Artikel der FAZ aufmerksam (Weinbau der Zukunft: Elsbeere und Erle mitten in der „Wildsau“).
Bei der Anreise durchqueren wir im Westerwald eine Regenzone und befürchten bereits, dass unser geplantes Programm buchstäblich ins Wasser fallen wird. Auch über dem Taunus schwebt eine dichte Wolkendecke, durch die mitunter einige Sonnenstrahlen dringen, aber an unserem Etappenziel Kiedrich bleibt es vorerst trocken. 

 
Besichtigung Kiedrich und Wanderung auf dem Rheinsteig - Fotoserie
 
Weinhaus Engel in Kiedrich St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich Gotische Schnitzereien am Gestühl in St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich
 
Von Kiedrich wollen wir auf einem Abschnitt der Etappe 20 des Rheinsteigs bis zum Gasthaus Waldrausch wandern und dort einkehren. Unser Auto parken wir am alten Friedhof unmittelbar neben dem berühmten Weingut Robert Weil. Dem Weingut mit Weltruhm schenken wir jedoch keine Beachtung, sondern besichtigen zunächst die deutlich weniger berühmte, aber kulturell sehr viel bedeutendere gotische Basilika St. Valentinus und Dionysius, die nach mehrjähriger Sanierung inzwischen wieder für Besichtigungen zugänglich ist und mit ihrer erhaltenen gotischen Ausstattung Besucher beeindruckt. Ebenso sehenswert sind auf dem Kirchengelände die gotische Michaelskapelle sowie in der unmittelbaren Umgebung das Renaissance-Rathaus und das historische Weinhaus Engel.

Bassenheimer Hof in Kiedrich Burgruine Scharfenstein, Weinlagen Gräfenberg und Turmberg Kiedrich und Burgruine Scharfenstein
 
Da der gut markierte und gepflegte Premium-Fernwanderweg Rheinsteig an der Basilika vorbeiführt, können wir nach der Kirchenbesichtigung nahtlos zur Wanderung auf dem Rheinsteig aufbrechen. Der Weg führt zunächst durch das Tal entlang des Kiedricher Bachs zum historischen Bassenheimer Hof, in dem ein Heim für geistig Behinderte untergebracht ist. Kurz hinter dem Hof führt ein recht steiler Anstieg über zahlreiche Stufen zur Burgruine Scharfenstein, ehemals u.a. Residenz Mainzer Erzbischöfe, von der noch der 28 m hohe Bergfried erhalten ist. Der Ausblick von der Höhe auf den Rheingau und über das Rheintal belohnt jede Anstrengung. Am Rastplatz unterhalb der Burgruine gönnen wir uns eine Picknick-Pause.
 
Kiedrich und Rheintal Weingut Engelmann-Schlepper im Martinsthal Ab der Burgruine setzt sich der Weg mit moderatem Profil zwischen Waldrand und Weinbergen am Südhang des Rheingaus mit attraktiven Ausblicken fort. Die Wolkendecke ist inzwischen dunkler und kündigt Regen an. Ca. 1 km vor der Waldgaststätte erreichen wir einen Aussichtspunkt mit Picknickplatz, an dem wir uns zur Umkehr entschließen und auf einem alternativen Weg nach Kiedrich zurückkehren. Um 14:00 Uhr checken wir in der gebuchten Unterkunft ein, dem Weingut und Gästehaus Engelmann-Schlepper. Wir haben gerade unser Zimmer bezogen, als wie aus Kübeln gießender ausdauernder Regen einsetzt. Glück gehabt! Am Nachmittag erholen und erfrischen wir uns für das Abendprogramm. Vor der Abreise am nächsten Morgen erstehen wir im Weingut Engelmann-Schlepper einige Flaschen des Gutsrieslings.
 

Dinner im Gutsausschank Baiken - Fotoserie
 
Domäne Rauenthal im Baiken Gutssausschank im Baiken Gutssausschank im Baiken
 
Zum Dinner haben wir im Gutsausschank Baiken reserviert. Das Restaurant liegt mitten in der Weinlage Rauenthaler Baiken der Domäne Rauenthal, die seit dem Jahr 1900 zum VDP-Weingut Kloster Eberbach gehört und von der der Familie Seyffardt in der 11. Generation als Familienbetrieb geführt wird (Geschichte der Staatsdomäne Rauenthal). Hin- und Rückweg durch profilierte Weinberge legen wir zu Fuß zurück (insgesamt ca. 4,5 km). Ziele finden wir im unübersichtlichen Geländprofil dank Navigation per GPS.

Das Restaurant kennen wir von zwei überzeugenden Besuchen, die aber ca. 10 Jahre zurück liegen. Der Außenbereich des Restaurants ist fast vollständig besetzt, aber wegen des Regenrisikos und der Mückengefahr ziehen wir ohnehin einen Tisch im Innenbereich vor. Die Küche des mit einem Bip Gourmand ausgezeichneten Restaurants und der Service agieren noch immer auf uns beglückendem hohem Qualitätsniveau bei moderatem Preisniveau. Die Lage der Umgebung ist sowieso unbezahlbar. Hier würden wir öfter einkehren, wenn der Besuch einfacher zu organisieren wäre.


Besuch Kloster Eberbach - Fotoserie

Tor und Torhaus Kloster Eberbach Kloster Eberbach Vinothek Kloster Eberbach

Da das Museum in Wiesbaden nur 20 Minuten Fahrzeit entfernt liegt und unser Ticket das Zeitfenster 12:15 Uhr vorgibt, nutzen wir den Vormittag für einen Besuch des Klosters Eberbach
 
Die Gründung des Kloster geht auf Bernhard von Clairvaux zurück, der 1136 den ersten Abt und 12 Mönche in den Rheingau zur Gründung des Kosters entsandte. Da Zisterzienserabteien aufgrud der Ordensregeln von ihrer eigenen Arbeit leben mussten, bildeten sie Netz selbstbewirtschafteter Höfe, die u.a. Weinbau betrieben. Das Kloster Eberbach entwickelte bald maßgebliche Bedeutung für den Weinbau am Mittelrrhein. Im Mittelalter war das Kloster Eberbach eines der bedeutendsten und mächtigsten Klöster Deutschlands.
 
1803 wurde das Kloster säkularisiert und als Strafanstalt, Irrenanstalt und Weingut genutzt. 1866 annektierte Preußen das Weingut und richtete die königlich-preußische Weinbaudomänenverwaltung als Staatsweingut ein, aus der die Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach hervorgehen (Historie des Klosters, Geschichte des Weinguts, Neun Jahrhunderte Weinkultur). In der Gegenwart gehört das Kloster einer Stiftung öffentlichen Rechts und wird u.a. vom Hessischen Staatsweingut Kloster Eberbach genutzt, das mit insgesamt 238 ha Anbaufläche ihrer 6 Domänen das größte Weingut in Deutschland ist. Das Weingut Kloster Eberbach versteht sich als Kulturdenkmal von europäischem Rang und Wiege der deutschen Weinkultur. Mit 50 ha Anbaufläche deutlich kleiner, aber erheblich älter ist das Weingut Schloss Johannisberg, das auf 1200 Jahre Weinbaugeschichte zurückblickt und für sich reklamiert: "Wir sind das erste Riesling-Weingut der Welt, ein Monument der Weinkultur weltweit und ein Stück deutscher Weinbaugeschichte." (VDP-Weingut Schloss Johannisberg)

Im Kloster Eberbach wurden fast alle Innenaufnahmen des Fims Der Name der Rose und Aufnahmen für weitere Filmproduktionen gedreht. Das Kloster ist einer der Hauptspielorte des Rheingau Musikfestivals, das mit 170 Veranstaltungen über zwei Wochen zu den größten Musikfestivals in Europa gehört. Das Musikfestival hat gestern begonnen und erfordert natürlich Organisation von Besucherströmen. Den begrenzten Parkplatzraum überwachen zahlreiche Security-Mitarbeiter. Zur Vinothek dürfen wir vorfahren, aber auch dort achtet Security darauf, dass nur Besucher der Vinothek die Vinothekparkplätze nutzen und nach dem Besuch gleich wieder freigeben. 
 
Nach Einkäufen in der Vinothek müssen wir das Auto umparken. Vor dem Tor des Klosters sind am Morgen noch zahlreiche Parkplätze frei, aber selbstverständlich kostenpflichtig. Wir sind bereit, Parkgebühren für eine Stunde zu zahlen, aber Parkautomaten sehen nur Tagestickets vor. Dazu sind wir nicht bereit und stellen für einen halbstündigen Rundgang unser Auto auf einem der für Wohnmobile reservierten Stellplätze ab, die aus für uns unerfindlichen Gründen kostenlos nutzbar sind.
 
Auf der Fahrt zum Kloster durchqueren wir Kiedrich und nutzen die Gelegenheit zum Brotkauf im Backhaus Schröer, eine Wiesbadener Kette mit 50 Filialen, die Feinschmecker und Falstaff als eine der besten Bäckereien in Deutschland auszeichnen (Auszeichnungen).

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