Wie schon im Frühjahr führt unsere Herbstreise in die Hüttener Berge, eine Wanderregion zwischen den Städten Rendsburg und Eckernförde in Schleswig-Holstein, wo wir erneut die Ferienwohnung Seeidyll in Klein Wittensee unmittelbar am glazialen Endmoränensee Wittensee gebucht haben (Post 15. März 2023). Weitere Buchungen sind für die Frühjahre 2024 und 2025 reserviert, in denen wir die Aufenthalte mit Reisen nach Rügen verbinden. Wetterprognosen versprechen für unseren Reisezeitraum im Herbst 2023 eine wechselhafte, regnerische Wetterlage, wie sie zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Nach positiven Erfahrungen im Frühjahr freuen wir uns trotzdem auf den Aufenthalt und werden uns über das Wetter nicht beklagen.
29.10.2023: Reise nach Klein Wittensee - Fotoserie
Für die Reise nach Norden wählen wir nicht die Route über Hannover, sondern folgen dem Vorschlag unseres Navigators, der die wenige Kilometer kürzere, aber problematischere Route über Bremen vorsieht. Der Ausbau der A1 von 2 auf 3 Spuren verursacht zwischen Dortmund und Bremen eine unendliche Kette von Baustellen. Nach früher Startzeit an einem Sonntag bleiben uns Staus erspart. Werktags muss die Strecke Hölle sein. Ab Bremen wird die Autobahn dreispurig, aber nun begleitet uns bis Hamburg teilweise heftiger Regen, dem wir auch auf der Alternativroute nicht entkommen wären. Nachdem die Großbaustelle rund um den Hamburger Elbtunnel problemlos bewältigt ist, erreichen wir Schleswig-Holstein auf der A7 im ruhigen Fahrwasser. Auf der Hochbrücke über dem Nord-Ostsee-Kanal reißt die Wolkendecke auf und der Nachmittag wird sogar sonnig.
Nach 6 Stunden Gesamtfahrzeit treffen wir am Ziel ein. Die Vermieter sind aktuell selbst im Urlaub, aber die Schlüsselübergabe ist perfekt organisiert. Da wir uns bereits auskennen, gelingt der Einzug problemlos. Nach einem Stündchen Augenpflege gehen wir zum gemütlichen Teil des Programms mit Abendessen und Aktivitätenplanung für die nächsten Tage über.
Das Tagesprogramm gestalten wir in und an der nordfriesischen Hafenstadt Husum, eine Kleinstadt mit 24.000 Einwohnern und einer schmucken Altstadt an der Nordseeküste. Wer sich mit der wechselvollen Geschichte von Husum befasst, trifft auf Spuren einer langen Stadtgeschichte.
Bekannteste Persönlichkeit der Stadt ist der Dichter Hans Theodor Woldsen Storm (1817-1888). Öffentlich weniger bekannt, aber nicht weniger bedeutend ist Ferdinand Tönnies (1855-1936), der als Begründer der Soziologie in Deutschland gilt. Ferdinand Tönnies ist zwar in Oldenswort geboren und lebte als Wissenschaftler in Hamburg, Eutin und Kiel, wo er verstorben ist, aber er besuchte wie auch Theodor Storm und etliche weitere bekannte Persönlichkeiten in Husum die 1524 mit der Reformation gegründete Husumer Gelehrtenschule, ein humanistisches Gymansium, das 1914 nach dem Husumer Reformator Hermann Tast (1490-1551) in Hermann-Tast-Schule umbenannt wurde. Als Schüler war Ferdinand Tönnies Korrekturgehilfe Theodor Storms. Zwischen Storm und Tönnies entwickelte
sich eine lebenslange Freundschaft. Tönnies Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft (1887 erschienen) beschreibt Grundtypen sozialer Kollektive. Schwammige Begrifflichkeit provozierte Missverständnisse und verhinderte über Jahrzehnte die Rezeption eines Werkes, das jedoch nicht ohne Wirkung blieb. U.a. griff Talcott Parsons für seine Pattern variables Grundbegriffe von Ferdinand Tönnies auf. Die Rezeption seiner Werke erfährt seit 1980 eine Renaissance (Wikipedia: Tönnies-Forschung seit 1980). In der Gegenwart gilt Tönnies als vorausschauend und als der aktuellste aller soziologischen Klassiker. Husum hat immerhin eine Schule
und eine Straße nach Tönnies benannt. Im Husumer Schlosspark ist eine
Tönnies-Büste aufgestellt.
30.10.2023: Bird Watching am Dockkoog bei Husum - Fotoserie
Treffpunkt der von der Husumer Nationalparkverwaltung organisierten Führung Die Vögel im Wattenmeer vor Husum ist ein Informations-Pavillion am Dockkoog. Als Dockkoog wird eine von einem Deich geschützte Künstenniederung zwischen Husum und dem Wattenmeer bezeichnet. An der Spitze des Deichs befindet sich eine beliebte Badestelle, an der heute niemand badet. Unmittelbar hinter dem Deich liegt die häßliche Ruine des 2018 ausgebrannten Nordseehotels und erzeugt Anmutungen von Verwahrlosung (BOS-INSIDE, 15.01.2018: Großfeuer zerstört Nordsee-Hotel in Husum). Wie es dort weitergeht, wird seit 5 Jahren bislang erfolglos diskutiert.
Zur Führung über 1,5 Stunden (9 €/pP) finden sich 16 Teilnehmer ein. Unsere Guides sind eine junge Rangerin und deren noch jüngere Assistentin. Beide gehören zum Freiwilligenteam der Schutzstation, dessen Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) tätig sind. Die beiden kompetenten Mädels führen 2 für alle zugängliche Spektive auf Stativen mit und verteilen Ferngläser an Interessierte, bei denen es sich um Frauen handelt. Begleitende Männer haben natürlich ein eigenes Fernglas.
Vom mit Schafskötteln garnierten Deich überblicken wir sowohl die Küste als auch die Küstenniederung Dockkoog. Als erstes Highlight flattert über dem Gelände ein nach Beute ausschauender Turmfalke wie ein Hubschrauber auf der Stelle. Das Beste wird noch erwartet. Bei steigender Flut kehren aus dem Wattenmeer regelmäßig Vogelschwärme zurück zur Küste. Wir warten vergeblich. Vogelschwärme lassen sich heute aus welchen Gründen auch immer nicht blicken. Einige Möwen sind kein gleichwertiger Ersatz. Auf einer weiter entfernten Sandbank halten sich 2 Silberreiher sowie mehrere Austernfischer und einige andere Arten von Wattvögeln auf, die aber wegen der großen Distanz nur durch Spektive zu erkennen sind. Per Saldo fällt die Beobachtung von Wattvögeln enttäuschend aus.
Im Dockkoog geht es lebendiger zu. Während Wat- und Wasservögel ihr Futter vor allem im Wattenmeer suchen, finden sich verschiedene rastende Gänsearten auf dem Vogelzug zwischen arktischen Brutregionen und wärmen Winterplätzen zu Tausenden für die Futtersuche auf feuchten Niederungen von Salzwiesen ein. Da Gänse auf dem Durchzug oft mausern, verweilen sie für mehrere Wochen in der Region. Je nach Art haben bis zu 10 % der Gänse ihr Zugverhalten aufgegeben und mischen sich im Frühjahr und Herbst unter die ziehenden Vögel.
Im Dockkoog beobachten wir ein dort hockendes und sich umschauendes Seeadler-Paar. Nach einer Weile erheben sich die beiden Adler in die Luft und bewegen sich im Tiefflug über das Gelände, in dem Hunderte Gänse grasen. Die aufsteigenden Adler erzeugen Panik unter den Gänsen, die nun die Flucht ergreifen und mehrere Minuten in dichten Schwärmen über dem Gelände kreisen. Mit dem Verschwinden der Adler kehren die Gänse allmählich zu ihren Futterplätzen zurück. Dank Adler, Gänsen, Turmfalke hat sich die Teilnahme an der Führung gelohnt.
31.10.2023: Regentag im Norden - Fotoserie
Wir sind zu der von der Schutzstation Wattenmeer Beltringharder Koog organisierten Führung Vögel beobachten im Beltringharder Koog angemeldet. Beltringharder Koog ist die Bezeichnung einer unter Naturschutz gestellten Vordeich-Region des schleswig-holsteinischen Wattenmeers nördlich der Halbinsel Nordstrand. Für den Morgen ist Regen angekündigt, der jedoch laut Vorhersage am Vormittag abziehen soll, sodass wir bis zum Beginn der Führung um 13:00 Uhr besseres Wetter erwarten. Wie so oft schert sich das Wetter nicht um Prognosen und schenkt uns über den gesamten Vormittag ergiebigen Regen. Erst am späten Nachmittag klärt es sich auf. Wir melden uns von der Führung ab und nutzen die Zeit für die Editierung dieses Reisetagebuchs. Der Beltringharder Koog ist eine Wanderregion. Eindrücke werden wir in den nächsten Tagen nachholen.
1.11.2023: Wochenmarkt in Eckernförde und Eröffnung der Grünkohl-Saison - Fotoserie
Winter kündigt sich an. Am Morgen liegt die Temperatur bei 5 Grad und bleibt über dem Tag einstellig. Ehe ab Mittag Regen einsetzt, nutzen wir den Vormittag für einen Besuch des Wochenmarkts in Eckernförde. Der mittwochs und samstags ausgerichtete Wochenmarkt gilt als einer der attraktivsten Wochenmärkte in Norddeutschland und darüber hinaus. Wir kennen nur eine kleine Anzahl an Wochenmärkten und halten uns daher mit Bewertungen zurück, aber wir lieben diesen Wochenmarkt wie nur wenige andere. Mittwochs herrscht in der Nebensaison bei Schmuddelwetter kein Gedränge. In der Sommerzeit wird es hier vor allem samstags voll.
Unser heutiger Besuch ist eher Sightseeing. Wir kennen keinen der Anbieter des Wochenmarkts und stellen uns an, wo andere Marktbesucher anstehen. Diese Taktik kostet Zeit, aber sie bewährt sich. Einkäufe beschränken sich zunächst auf Räucherfisch (Stremellachs und Heilbutt) sowie Matjesfilets. Preise sind stolz. Die exzellente Qualität der Produkte rechtfertigt Preise. Die Grünkohlsaison beginnt gerade erst, aber an einem Stand entdecken wir eine noch kleine Menge fertig gegarten Grünkohls. Wir erstehen den Rest und 2 Würste für das Abendessen.
Zerstörungen durch die letzten Weltkriege blieben in Eckernförde
überschaubar, sodass die Altstadt in ihrer historischen Struktur
weitgehend erhalten blieb. Historische Altstädte können nicht
autogerecht sein. Die gesamte Altstadt ist verkehrsberuhigt. Am Rand der
Altstand ist ein großer Parkplatz kostenfei nutzbar. Applaus! Der Parkplatz P1 ist kein Geheimtipp und daher stark frequentiert. Mit etwas Geduld waren wir dort bisher immer erfolgreich.
Auf dem Rückweg inspizieren wir in Klein Wittensee das temporäre Bistro Glücksstück des Hofs Bielfeldt, aber das Angebot überzeugt uns nicht. Ob der Hofverkauf in einem Nachbarort für uns attraktiver ist, werden wir noch herausfinden. In Ferienwohnungen kochen wir bevorzugt regional. Das Grünkohlgericht
passt perfekt zur Jahreszeit in Norddeutschland. Da die Frau Grünkohl
(und viel anderes) ablehnt und Brot bevorzugt, reicht die erstandene
Restmenge für das heutige Dinner völlig aus. Vorab genießen wir einen
Teil des eingekauften Räucherfischs zu einem Salat.
2.11.2023: Ausflug zum Citti Markt Kiel
Bis gestern war die Wetterprognose für die nächsten Tage relativ freundlich. Inzwischen drückt das über dem Atlantik heranziehende Sturmtief Emir dem Wetter in Norddeutschland seine Stempel auf und entzieht Aufenthalten im Freien jede Attraktivität. Zu allem Überfluss hat die beste aller Ehefrauen eine Erkältung eingefangen, die bisher noch einigermaßen glimpflich verläuft, aber zur Vorsicht mahnt.
Unter diesen Bedingungen ziehen wir einen ohnehin vorgesehenen Besuch im Citta Markt Kiel vor. Die Lebensmittelabteilung des Supermarkts, der weitere Märkte in Flensburg und Lübeck betreibt, ist aufgrund mehrjähriger beruflicher Tätigkeit in Kiel in bester Erinnerung. In Anbetracht von Breite und Qualität des Sortiments hüpfen Herzen von Gourmets vor Freude. Ohne Überforderung lässt sich das Sortiment nur mit tieferem Vorwissen und klaren Zielvorstellungen genießen. Uns interessieren insbesondere die Auswahl an Fischspezialitäten und das beeindruckende Weinangebot. Wir erstehen u.a. Weine mehrerer von uns bevorzugten Erzeuger, von denen einige aktuell preisreduziert angeboten werden. Heilbuttfilets bereichern unser Dinner der beiden nächsten Tage. Der Kilopreis von 28,90 € ist für diesen Edelfisch ausgesprochen günstig. Die Filets werden wir in einer Dill-Senf-Sahnesauce bei milder Hitze garen. Als Beilagen haben wir uns für Mairübchen und Kartoffeln entschieden.
Kartoffeln sind ein sehr spezielles Thema. Billige Standardprodukte sind eher als Schweinefutter geeignet. Der Citti Markt bietet eine Auswahl an Premiumqualitäten. Zunächst wählen wir französische Edelkartoffeln, deren Qualität wir auf Frankreichreisen entdeckt haben. Bio-Heidekartoffeln der noch jungen Sorte Jule (Erstzulassung 2019) vom Demeter zertifizierten Produzenten Bauckhof der Region Uelzen motivieren zum Tausch. 4,49 € sind für 1,5 kg Kartoffeln kein kleiner Preis, aber wer Heidekartoffeln der Lüneburger Heide als hochwertige Produkte schätzt, wertet den Preis als gerechtfertigt.
Ein noch viel größeres und spezielleres Themenfeld besetzt Käse. Das Käseangebot des Citti Markts ist riesig. Ohne Kompetenz bleibt das Angebot unverständlich. Selbst mit Kompetenz benötigen Entscheidungen einige Zeit, wenn man nicht festgelegt ist. Da wir gerne hinzulernen und möglichst regionale Qualitätsprodukte einkaufen, entscheiden wir uns für Deichkäse, ein Rohmilchkäse der Bio-Hofkäserei Backensholzer Hof. Der Betrieb liegt nahe der Route nach Husum. Ein Besuch des Betriebs bietet sich in den nächsten Tagen an.
Der Optik des Tellerbilds unseres Fischgerichts ist nicht visuell getrimmt. Mit dem Ergebnis sind wir hoch zufrieden, obwohl Erinnerungen an den Geschmack von Heidekartoffeln größere Intensität erwarten ließen. Wahrscheinlich erinnern wir uns an Kartoffeln der Sorte Linda, die jedoch in Anbau und Lagerung ziemlich schwierig ist und deren Sortenschutz Rechtsstreite provozierte. Möglicherweise war es auch so, dass wir uns an den Geschmack der Nachfolgesorte Belana erinnern. Erinnerungen sind bekanntlich noch schwieriger und unzuverlässiger als Kartoffelanbau. Wir werden unsere Testreihe fortsetzen.
3.11.2023: Auszeit - Reisetagebuch pausiert
Das Wetter hat sich ein wenig beruhigt hat, aber wirklich nur wenig. Dagegegen haben sich seit Tagen ankündigende Erkältungssymptome bei der besten aller Ehefrauen Fahrt aufgenommen. Kausal ist gegen Erkältungsinfekte wenig zu auszurichten, aber Inhalieren verschafft bekanntlich Erleichterung bei verstopften Luftwegen und eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist ebenfalls wichtig. Daher war am Morgen ein kurzer Ausflug zur nächsten Apotheke notwendig. Gleich nebenan befindet sich ein Aldi, bei dem ein Teesortiment beschafft werden konnte. Bis zum Abklingen der Symptome diktieren Schonung und Geduld den Tagesrhythmus. Am 04.11. haben wir den Eindruck, dass der Höhepunkt überschritten ist. Die Frau liegt zwar noch danieder, aber nach gestriger Abstinenz isst sie wieder ein Schnittchen und liest bereits Online-Nachrichten. Wein schmeckt jedoch noch nicht. Vorerst ist Tee angesagt.
Während die beste aller Ehefrauen im Bett leidet, habe ich begonnen, die Dokumentation des 2019 gestarteten Projektes der Familienforschung wieder aufzunehmen. Das verfügbare Material ist reichhaltig, aber der Stand der bisherigen Dokumentation ruht seit Januar 2020. Die Fortsetzung des Projektes sieht eine Neuorganisation der Dokumentation vor, deren Struktur im Detail erst noch zu entwickeln ist. Zur Zeit befasse ich mich mit Strukturaspekten und der Handhabung der Open Source Software Gramps, ein ziemlich mächtiges Repository, das die Verwaltung und Dokumentierung genealogischer Daten unterstützt. Mächtige Werkzeuge erfordern Einarbeitung.
5.11.2023 Spaziergang über den Fischmarkt im Hafen von Eckernförde - Fotoserie
Die Frau möchte am regenfreien Vormittag einen Spaziergang unternehmen, obwohl sie noch nicht fit ist. Wir bummeln über den jeweils am ersten Sonntag eines Monats veranstalteten Fischmarkt im Hafen von Eckernförde. Der Fischmarkt ist eher ein Trödelmarkt und ein Fressmarkt mit zahlreichen Imbissständen. Fisch wird aber auch verkauft, von mehreren Kuttern sogar fangfrisch und teilweise noch zappelnd, vor allem Schollen. An Fischständen ist die Auswahl größer, aber dort ist unsicher, woher dieser Fisch kommt und wie alt er ist.
Wir erstehen lediglich ein Matjesbrötchen, das wir im Norden auch ohne Fischmarkt an fast jeder Ecke bekommen. Die Qualität des Matjesbrötchens ist gut, sie reicht aber nicht an die Qualität von Matjesbrötchen heran, die der Hafenkiosk Goldfisch im Olympiahafen Schilksee anbietet. Dessen Besuch ist auf unserer To-do-Liste vermerkt. Auf der Rückfahrt nach Klein Wittensee setzt Dauerregen ein. Prognosen ändern sich für die nächsten Tage kaum.
6.11.2023: Schleirundfahrt mit Lichtblicken - Fotoserie
Da Erkältungssymptome allmählich abklingen und sich das Wetter über den Vormittag ebenfalls freundlicher zeigt, unternehmen wir per Auto eine Rundfahrt um die Schlei mit kleinem Kulturprogramm. Die mitunter als Fjord bezeichnete Schlei ist eine sich über 42 km erstrecktende schmale Brackwasser-Ausbuchtung der Ostsee, die mit der letzten Eiszeit als glaziale Rinne entstanden ist. Eine interessante Natur- und Kulturlandschaft laden auf beiden Seiten der Schlei zu einer Rundfahrt ein (Naturpark Schlei). Auf der Südseite besuchen wir mehrere kleine Ortschaften. Viele Ortsnamen enden mit den Konsonanten "y" oder "I", die der dänischen Geschichte der Region geschuldet sind. Bei Kappeln überqueren wir die Schlei. Von der Nordseite kehren wir per Fähre bei Missunde über die Schlei in Richtung Süden zurück. Straßensperrungen erzwingen Umwege und erhöhen die Gesamtstrecke auf 150 km.
- Unser Kulturpogramm startet in Kosel an der romanischen Feldsteinkirche St. Laurentius, die auf das 12. Jahrhundert datiert ist. Ein mächtiger Rundturm des 12. Jahrhunderts gehörte ursprünglich nicht zur Kirche und wurde später mit dem Kirchengebäude verbunden. Das Gebäude ist von einem sehr gepflegten historischen Friedhof umgeben.
- Die kulturhistorische Bedeutung des Ortes Rieseby dokumentiert die spätromanische Backsteinkirche St. Petri aus dem 13. Jahrhunderts. Der hölzerne Kirchturm wurde im 18. Jahrhundert angefügt. Verkehrstechnisch ist Rieseby eine Falle. Straßensperrungen verdanken wir weite Umwege. An der Wegführung nach Sieseby scheitert unsere Autonavigation. Wir lassen Sieseby aus und fahren straight nach Kappeln.
- In Kappeln scheint die Zeit außerhalb der touristischen Saison zu stehen. Wir unternehmen lediglich einen kurzen Rundgang mit Besuch eines Cafés. Der Weg zum Parkplatz führt über eine Schleibrücke. Unmittelbar nach der Überquerung wird die Brücke gesperrt und für die Durchfahrt eines Boots hochgeklappt.
- Auf dem Rückweg ist ein Abstecher zum Naturschutzgebiet Reesholm vorgesehen, auf den wir jedoch verzichten, weil sich das Wetter verschlechtert und bald auch Regen einsetzt, der uns über den Rest des Tages begleitet. Der kürzeste Weg zurück nach Klein Wittensee gelingt mit der Schleifähre Missunde.
7.11.2023: Spaziergang zum Leuchtturm Bülk & Matjesbrötchen in Schilksee - Fotoserie
Der Ausflug nach Schilksee und Strande ist nostalgisch gerahmt. Ein berufliches Engagement führte von 2006 bis 2010 nach Kiel. Gewohnt habe ich in einem Gebäude des Olympiazentrums Schilksee, das anlässlich der Sommer-Olympiade 1972 von DDR-Bautrupps in Plattenbauweise errichtet wurde, nicht schön, aber praktisch, schnell, kostengünstig. Natur und Kultur des Umfelds haben Brutalismus der Architektur mehr als aufgewogen. Wann immer es sich anbot, reiste Gisela trotz aller Hürden ausgesprochen gerne nach Schilksee. Wir konnten uns sogar vorstellen, im beruflichen Ruhestand für einen unbestimmten Zeitraum hier zu leben. Persönlich nicht akzeptable Entwicklungen des beruflichen Kieler Engagements haben uns zum Undenken bewogen. Geblieben ist eine gemeinsame Begeisterung für Schleswig-Holstein.
Heute unternehmen wir einen Spaziergang von der Gemeinde Strande entlang der Kieler Förde zum Leuchturm Bülk. Zur Zeit des beruflichen Aufenthalts führte meine morgendliche Laufstrecke vor der Arbeit bei jeder Jahreszeit zu jedem Wetter (ausgenommen Sturm) spätestens ab 6:00 Uhr von Schilksee über Strande zum Leuchtturm. In der dunklen Jahreszeit war der Leuchtturm mein Wendepunkt. In hellerer Jahresezeit habe ich die Route oft erweitert. Wenn Gisela vor Ort war, sind wir morgens gemeinsam gelaufen. Intensive Erinnerungen überlagern heute vom Herbststurm Emir verursachte Schäden auf der Strecke. Immerhin bleiben wir bei unserem Spaziergang von Regen verschont und für einige Sekunden reißt die Wolkendecke sogar auf. Trotz erschwerter Erreichbarkeit hat der Pavillon des Cafés am Leuchtturm geöffnet. Im Unterschied zum üblichen Traffic sind wir und ein etwas später eintreffendes Paar die einzigen Gäste. Als Imbiss entscheiden wir uns für eine Käsetorte mit Blaubeeren, die uns nicht schmeckt und darum nur teilweise verzehrt wird.
Im Olympiahafen Schilksee hat Herbststurm Emir einige Schäden verursacht. Zwei gekenterte Boote sind bereits geborgen. Die Bergung eines weiteren gekenterten Boots beschäftigt gerade eine Truppe mit schwerem Gerät. Motiviert ist der Hafenbesuch nicht von Sensationsgier, sondern vom Kiosk Goldfisch, den es bereits in einer schlichteren Version zur beruflich aktiven Kieler Zeit gab und die Matjesbrötchen-Benchmark setzt. Heute erreicht das Matjesbrötchen den erwarteten Standard nur unvollständig. Die Qualität ist untadelig, aber zum Preis von 4,50 € fällt das Matjesfilet recht schlank aus und das Brötchen war auch schon besser.
Unterschiedliche Wetterportale sagen für den Vormittag verschieden große regenfreie Zeitfenster vorher, für die wir eine längere und eine kürzere Naturexkursion vorbereiten. Da wir Wetterportalen nicht vertrauen, sieht Plan C einen Kulturausflug nach Schleswig vor. In der Realität schüttet es am Morgen wie aus Kübeln. Trumpf ist Plan C mit 2 Progammpunkten:
- Schloss Gottorf - den Besuch beschreibt der Post Besuch Schloss Gottorf
- Besichtigung Dom St. Petri (nachfolgend beschrieben)
Besichtigung Dom St. Petri
Detailinformation zur langen Vor- und Baugeschichte des romanisch-gotischen Doms St-Petri und seiner Ausstattung beschreiben Einträge in Wikipedia (Schleswiger Dom) und das Kirchenportal mein Schleswiger Dom. An das Kirchengebäude schließt ein als Schwahl bezeichneter, von 1310 bis 1320 errichteter
dreiflügeliger Kreuzgang an. Laut Wikipedia ist der Schwahl regulär zum
Schutz der empfindlichen verbliebenen Reste von Fresken regulär nicht
öffentlich zugänglich. Verschlossen waren jedoch lediglich Türen zum
Innenhof des Kreuzgangs. Der Hauptturm des Doms wurde erst 1888-1894 errichtet. Besondere Erwähnung verdienen mehrere herausragende Objekte der Ausstattung:
- Hans Brüggemann fertigte aus Eichenholz in siebenjähriger Arbeit von 1514 bis 1521 für ein Chorherrenstift in Bordersholm den 12,60 m hohen Bordersholmer Schnitzaltar. 1666 ließ Herzog Christian Albrecht den Altar im Schleswiger Dom aufstellen. 392 Figuren des Altars orientieren sich teilweise an Holzschnitten von Albrecht Dürer.
- Eine aus Eiche geschnitzte 4,40 m hohe Christopherusstatutue stammt ebenfalls von Hans Brüggemann.
- Im nördlichen Chorschiff befindet sich ein im Stil der Renaissance gearbeitetes Scheingrab für Friedrich I., König von Dänemark und Norwegen sowie Herzog von Schleswig und Holstein.
- Ein von barocken Trägerfiguren gestütztes bronzenes Taufbecken stammt aus dem Jahr 1480.
9.11.2023: Kulturausflug nach Hamburg - Fotoserien: Elbphilharmonie - Otto Dix - Zeitgenössische Kunst
110 km Strecke zwischen Klein Wittensee und Hamburg begleiten starke Regenfälle, aber die Verkehrslage ist entspannt, weil wir außerhalb der Hauptverkehrszeit unterwegs sind. In Hamburg beschränken wir uns auf 2 Programmpunkte, für die wir vorab online Tickets beschafft haben:
- Besuch des Aussichtsdecks der Elbphilharmonie
- Besuch der Ausstellung Otto Dix und die Gegenwart in den Deichtorhallen - die Ausstellung beschreibt ein Post vom 9.11.2023
In Hamburg erleben wir lediglich leichten Nieselregen. Da die beiden Lokationen nur 2 km auseinander liegen, wollen wir das Auto auf dem relativ kostengünstigen Parkplatz der Deichtorhallen abstellen und zunächst zu Fuß durch die Speicherstadt zur Elbphilharmonie gehen. Unser Auto-GPS findet den Parkplatz nicht. Das Auto parken wir im unübersichtlichen Straßengewirr von Hamburg-Hammerbrook für schlappe 10 €.
Die von den Stararchitekten Herzog & de Meuron konzipierte Elbphilharmonie hat sich zu einem spektakulären Touristenmagnet entwickelt. Erheblicher zeitlicher Verzug des Baus und skandallöse Überschreitungen der öffentlich finanzierten Kosten sind mittlerweile verdrängt. Um den Zugang zu kontrollieren und einzuschränken, werden Zeitfenster-Tickets vergeben (3 € pP online). Nach 30 Minuten Fußweg durch die Speicherstadt erreichen wir den Komplex 5 Minuten vor unserem Zeitfenster-Ticket 11:00 - 12:00 Uhr, werden aber eingelassen. Rolltreppen führen zur Aussichtsplattform in 37 m Höhe zwischen dem Backsteinsockel und dem verglasten Philharmoniegebäude. Das Gebäude können Besucher auf einem Außenbalkon mit 360 Grad Rundblick umrunden. Allerdings ist die Aussicht heute bescheiden. Auf der Innenplaza befinden sich Zugänge zum Hotel und zu Konzertsälen sowie Shops und ein Café. Wir bevorzugen die Schanzenbäckerei am Brooktorkai für einen Imbiss.
10.11.2023: Wochenmarkt in Rendsburg und Dampfbäckerei Drews in Büdelsdorf - Fotoserie
Heute regnet es nur wenig, aber wir verspüren keine Lust, auf tiefen Böden der ohnehin moorigen Landschaft zu wandern. Wir vergnügen uns mit Reiselektüre, Fotobearbeitung, Editierung dieses Reisetagebuchs. In der Mittagszeit besuchen wir in Rendsburg den freitags ab 13:00 Uhr stattfindenden Wochenmarkt der Nordmarkhalle. Die Nordmarkhalle ist ein ursprünglich für Viehandel errichtetes Gebäude und wird daher auch als Bullentempel bezeichnet. In der Gegenwart wird die Nordmarkhalle als Mehrzweckhalle genutzt. Die Halle schützt vor Regen. Ausgerechnet heute regnet es nicht über den Tag, aber da es mit 8 Grad im Norden fast schon winterlich ist, schützt die Halle heute vor allem vor Kälte.
Am Rand von Rendsburg entdecken wir zufällig in Büdelsdorf die offensichtlich gut besuchte Bäckerei Drews. Obwohl 4 Mitarbeiterinnen emsig bedienen, bildet sich eine bis außerhalb des gar nicht kleinen Ladens wartende Kundenschlange. Wo viele Kunden geduldig anstehen, muss die Qualtität außergewöhnlich sein. Wir reihen uns ein und erstehen ein kleines Test-Sortiment. Nach ersten Kostproben wird deutich, dass wir demnächst häufiger nach Büdelsdorf fahren werden.
Auf Büdelsdorf werden wir ursprünglich durch das Kunst- und Kulturzentrum Kunstwerk Carlshütte aufmerksam. In Sommermonaten wird in den Hallen einer ehemaligen Eisengießerei unter der Überschrift NordArt ein vielfältiges Kunst- und Kulturfestival mit wechselnden Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen, Konzerten und einem Skulpturenpark veranstaltet. Wir halten die Location im Auge.
11.11.2023: Wochenmarkt Eckernförde reloaded (ohne Fotos)
Während am 11.11. unser Freund Harald Geburtstag feiert, in vielen Orten St. Martins-Umzüge durch Straßen ziehen und in Köln die in den Karneval mündende Session eröffnet wird, können wir uns aus allen spektakulären Events heraushalten und unternehmen am letzten Tag dieser Reise noch einmal einen Spaziergang über den Wochenmarkt von Eckernförde.
12.11.2023: Rückreise nach Köln
Nach Start um 8:00 Uhr in Klein Wittensee läuft die Rückreise trotz einiger Regenschauer bis hinter Hannover entspannt. Zwischen Hannover und Bielfeld informiert eine Verkehrsmeldung über eine unfallbedingte Vollsperrung der A2 bei Bielefeld. Statt der vorgeschlagenen Umfahrung des gesperrten Abschnitts wählen wir eine Alternativroute durch Bielefeld, um das Grab eines Anfang 2020 verstorbenen Freundes auf dem Johannisfriedhof zu besuchen.
Bei einem Besuch des Grabs eines verstorbenen Freund haben wir 2020 gemäß uraltem jüdischen Brauch einen auf Wanderungen aufgelesenen Stein auf der Grabplatte abgelegt. Es war Marmor aus oft gemeinsam besuchten Vinschgauer Bergen. Der Stein ist verschwunden. Er hatte Erinnerungswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen