Heute verwöhnt uns das spätsommerliche Wetter erneut mit einem sonnigen Tag und Temperaturen von 25 Grad. Wir unternehmen eine Rundfahrt über die Leelanau Pininsula, die westlich von Traverse City ca. 50 km nach Norden in den Lake Michigan hineinragt.
Wir finden ein kleines Paradies, das die letzte große Eiszeit geformt hat. Bauernhöfe, Weingüter, malerische Ortschaften, Wanderdünen, einsetzender "fall foliage" und Ausblicke auf den Lake Michigan versetzen uns immer wieder neu in Zustände von Verzückung. Wir erleben die USA von einer Seite, die uns bisher absolut fremd war. Allerdings haben wir bislang auch nicht richtig hingeschaut und uns eher auf spektakuäre Attraktionen konzentriert. Hier ist eher das kleine Glück zu Hause, das leise und zärtlich mit uns spricht.
Auf der östlichen Seite der Halbinsel fahren wir nach Norden bis zu der hübschen kleinen Ortschaft Northport. Der Indian Summer kündigt sich bereits an und damit auch die Pumpkin-Saison. Einige Höfe bieten ihre Erzeugnisse ohne Aufsicht am Straßenrand an und vertrauen auf die Ehrlichkeit der Menschen.
Eine Bakery bietet immer einen Anlaß für einen Stop. Ein Spaziergang durch Northport ist in dieser kleinen Ortschaft in wenigen Minuten erledigt. Ab Northport fahren wir auf der westlichen Seite der Halbinsel zurück in Richtung Traverse City und stoßen schon bald auf das historische Fischerdorf Leland. Der Ort liegt an der Mündung des Carp Rivers in den Lake Michigan. Der Carp River verbindet als natürlicher Fischweg den Lake Leelanau mit dem Lake Michigan.
Der Fischreichtum dieser Gegend und die für den Handel günstige Lage bilden einen attraktiven Siedlungsplatz für Menschen, deren Siedlungsspuren sich weit in die Geschichte zurückverfolgen lassen. Ab 1830 finden sich zunehmend weiße Siedler ein. Vor ihnen befand sich hier eine große Ansiedlung der Odawa, die jedoch verdrängt worden sind, nachdem die USA die Franzosen im Unab- hängigkeitskrieg besiegt haben. Holzhandel, Tourismus und Bootcharter sind heute die Wirtschaftsquellen des Ortes. Der historische Kern der Ortschaft ist gut erhalten und eine touristische Attraktion, die wir uns nicht entgegen lassen.
Nach diesem kleinen Ausflug in die Siedlungsgeschichte hält die Natur mit den Sleeping Bear Dunes einen weiteren Höhepunkt bereit. Die Dünen liegen in einem Schutzgebiet, das sich über 60 km entlang des Lake Michigan erstreckt. Link: Offizielle Webseite des National Parks.
Die Bezeichnung der Landschaft erklärt ein Artikel in Wikipedia:
"Der Name des Gebietes geht auf eine Sage der Anishinabe zurück: Einst soll eine Bärin mit ihren zwei Jungen vor einem Waldbrand in das Wasser des Sees geflüchtet sein. Die Bären schwammen um ihr Leben, doch schon bald blieben die Jungen hinter ihrer Mutter zurück. Schließlich erreichte die Bärin das andere Ufer und kletterte auf eine Düne, um nach ihren Jungen Ausschau zu halten, doch diese ertranken. Mit der Zeit bedeckte der Wind die wartende Mutter mit Sand. Der markanteste, heute durch Winderosion weitgehend abgetragene Punkt der Dünen erinnert in seiner Form an eine schlafende oder Ausschau haltende Bärin. Unter dem Sand soll diese bis heute auf die Ankunft ihrer Jungen warten. Beeindruckt durch das Schicksal und die unerschütterliche Hoffnung der Bärin ließ der große Manitu an der Stelle, an der die beiden jungen Bären ertranken, zwei Inseln entstehen. Diese tragen heute die Namen North and South Manitou Island."
In der Landschaft des National Lakeshore finden wir zauberhafte einsame Strände, die vergessen lassen, dass wir uns an einem Binnensee befinden.
Allzu lange können wir uns nicht aufhalten, weil noch ein Besuch im Health Care Center ansteht. Heute hat Dr. Nicolaon Dienst, ein netter Grieche. Die Laborergebnisse verweisen auf einen Staphylokokkeninfekt. Die eingesetzten Antibiotika passen und zeigen inzwischen eine gute Wirkung. Dr. Nicolaon stattet uns noch mit Verbandmaterial und Tape aus, ehe er sich äußerst freundlich von uns verabschiedet und Grüße von Dr. Hartwell ausrichtet ("wish you well"), der uns Hoffnung auf die Marathonteilnahme gemacht hat. Ob die Hoffnung berechtigt ist, wissen wir bald. Morgen reisen wir nach Chicago. (Post: Chicago-Marathon 2005)
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