Donnerstag, 29. August 2024

28.08.-12.09.2024: Reisetagebuch Irland-Rundreise (16.09.2024)

Inch Beach, Dingle-Halbinsel Friedhof an der Klosterruine Monasterboice Bloody-Sunday-Führung in Dery
 
Die Insel Irland steht schon lange auf unserer Wunschliste. Nach bereits 5 mit dem Veranstalter Studiosus absolvierten Gruppenreisen entscheiden wir uns für die professionelle Organisation des Veranstalters und die Gruppenreise die umfassende Reise. Die Rundreise führt von Dublin im Uhrzeigersinn entlang der Küstenlinie um die gesamte Insel inkl. Nordirland. In den letzten Wochen aufgetretene akute Konflikte haben sich inzwischen beruhigt, aber Konfliktpotentiale bestehen nach wir vor reichlich. Unsere Sicherheit vertrauen wir der Reiseleitung an.
Diese Reisetagebuchs legt Priorität nicht auf Bilder, sondern auf Kommentierung des Programms. Insgesamt 830 bearbeitete Fotos sind per verlinkter Flickr-Alben aufrufbar. Etliche Fotos sind durch Fenster des fahrenden Busses aufgenommen und zeigen oft Reflexe und Unschärfen.
Die Kernreise beginnt am 29.08.2024. Um entspannt zu reisen und Risiken der Anreise zu reduzieren, übernachten wir am 28.08. im Intercityhotel Frankfurt (4*) der Steigenberger-Kette zum günstigen Summer Special Preis und dinnern im Restaurant Bidlabu (ein Michelinstern).
 
 
12.09.2024: Rückreise Drogheda-Dublin-Frankfurt-Köln
Rückflüge der Teilnehmer verteilen sich mit verschiedenen Zielflughäfen über den ganzen Tag. Wir gehören mit 5 weiteren Teilnehmern zur letzten Gruppe. Der Transfer zum Flughafen findet in der Mittagszeit statt. Um 13:00 Uhr sind wir am Airport Dublin. Planmäßig startet unser LH-Flug erst um 17:35 Uhr in Dublin. Ankunft in Frankfurt ist für 20:35 Uhr angekündigt (inkl. eine Stunde Zeitverschiebung). Am Flughafen gibt es einen unkomplizierten freien Internetzugang, sodass wir die Wartezeit für die Bearbeitung des Reisetagebuchs und das Lesen von Online-Versionen abonnierter Tageszeitungen nutzen können.

Auch unwahrscheinliche Ereignisse können eintreten: Der Flug war pünktlich und der Zug von Frankfurt nach Köln ebenfalls. Das erinnert an sogenannte "Schwarze Schwäne" im englischen Sprachraum. Richtig passt dieses Bild nicht, weil sich Schwarze Schwäne auf Risiken bezieht, die wir gedanklich ausblenden, obwohl sie real sind und uns auf dem falschen Fuß erwischen, wenn sie auftreten. Egal, Hauptsache gut zurückgekommen. Bis Mitternacht werden wir zu Hause sein, wenn nicht noch ein Schwarzer Schwan unsere Route kreuzt.
 
 
11.09.2024: Reise nach Drogheda (230 km), eine Übernachtung im Boyne Valley Hotel
 
Ganggrab Newgrange an der Megalithanlage Brú na Bóinne Rekonstruierter Ritualplatz am Ganggrab Knowth der Megalithanlage Brú na Bóinne Hochkreuze der Klosterruine Monasterboice
 
Beschreibung Studiosus: Magisches Finale
Geheimnisvolle Kultplätze sprenkeln die grünen Ebenen im Boynetal (UNESCO-Welterbe). Verehrte man hier legendäre Könige, huldigte man dem Sonnenkult? Ihre Reiseleiterin hat ein paar Ideen, während wir uns in ein 5000 Jahre altes Ganggrab tasten. In den Klosterruinen von Monasterboice erfreuen uns noch einmal bildschöne Hochkreuze. 230 km. Damit der Abschied nicht ganz so schwerfällt, spendiert Ihre Reiseleitern ein letztes Guinness zum Finale.
 
Unser Bericht: Zeitreise zu Ursprüngen unserer Kultur - Fotoserie 
 
Brú na Bóinne (Palast des Boyne)
Politisch-historisch ist die Schlacht am Boyne von 1690 von Bedeutung. Mit dieser Schlacht konnte die englische Krone Irland bis zum Erreichen der Unabhängigkeit im Jahr 1922 unterwerfen. Deutlich interessanter als dieses Schlachtengetümmel ist für uns die in einer Schleife des Flusses Boyne im Boyne-Tal liegende, teilweise mehr als 5000 Jahre alte Megalithanlage Brú na Bóinne (archäologisches Ensemble der Boyne-Schleife). Wir werten die Besichtigung als ein Highlight im Sinne einer Zeitreise zu Ursprüngen unserer Kultur.
 
Brú na Bóinne besteht aus drei großen Grabhügeln der Ganggräber Dowth, Knowth, Newgrange, die von mehreren kleinen Satellitenanlagen umgeben sind (Heritage Ireland). Insgesamt liegen in der Region mehr als 40 megalithische Grabanlagen, die in Europa die größte Ansammlung künstlerisch bearbeiteter megalithischer Artefakte umfasst. Ca. 70 % aller verzierten Felsen und Steine irischer Megalithkulturen befinden sich in Brú na Bóinne (Wikipedia: Megalithkunst). Experten werten Brú na Bóinne als einen der weltweit bedeutendsten Plätze der Megalithkultur. Bearbeitete Objekte veredeln kunstvoll gearbeitete abstrakte und gegenständliche Verzierungen, die nicht nur besondere individuelle Fähigkeiten manifestieren, sondern auch kollektive ästhetische Vorstellungen ihrer Wirkungsmächtigkeit dokumentieren. Deutungen von Darstellungen sind strittig. Ab 1962 wurden die Artefakte mehr als 30 Jahre wissenschaftlich untersucht, konserviert und rekonstruiert. Seit 1993 ist die Anlage UNESCO-Weltkulturerbe. Die ähnlich ähnlich alte und ähnlich aufgebaute Megalithanlage Maeshowe haben wir 2017 auf Orkney besichtigt. Allerdings begann das Neolithikum auf Orkney ca. 1000 Jahre früher. Die Region Brú na Bóinne war ebenfalls schon vor dem Bau der Anlagen ca. 700 Jahre bewohnt. Offenbar bestanden weiträumige kulturelle Vernetzungen, die bei der Besichtigung unerwähnt bleiben. Vermutungen über die Ausbreitung der Megalithkultur aus einem gemeinsamen Zentrum sind strittig (Scinexx: Megalithkultur: von Steinzeit-Seefahrern verbreitet?).
 
Für Besucher von Brú na Bóinne sind nur Knowth und Newgrange im Rahmen von Führungen zugänglich. Tickets (18 € pP) müssen vorab online gebucht werden und sind in der Hauptsaison oft lange im voraus ausgebucht, so auch in der Woche unseres Besuchs. Vom attraktiven modernen Besucherzentrum bringt ein Bus-Shuttle Besucher zur gebuchten einstündigen Führung. Am Treffpunkt empfängt sie ein Mitarbeiter, der die Gruppe als Guide betreut. Grabkammern können Besucher im Rahmen von Führungen nur in Newgrange besichtigen. Die Einteilung von Besuchergruppen bzgl. Knowth oder Newgrange entscheidet das Visitor Center. Wir sind für die kleinere Anlage Knowth eingeteilt, die nur von außen besichtigt werden kann. Während der Besichtigung wechseln kurze, heftige Schauer mit ebenfalls nur kurzen sonnigen Abschnitten. Strammen Wind gibt es mit und ohne Regen. Die Temperatur liegt bei frischen 10 Grad. Nahe bei Knowth liegt ein kleineres älteres Besucherzentrum, das Filme über die Anlage und deren Erschließung zeigt. 
 
Bei diesen Anlagen handelt es sich nicht nur um Gräber, die teilweise über hunderte von Jahren genutzt und verändert wurden, sondern um für größere Ansammlungen von Menschen ausgelegte Ritualplätze, die wahrscheinlich außer zu Begräbnissen mehrmals im Jahr aufgesucht wurden. Ritualplätze und Rituale bilden Elemente komplexer kultureller Symbolsysteme. Aus astronomischen Ausrichtungen der Architektur lässt sich ableiten, dass der Winter- und der Sommersonnenwende besondere Bedeutung beigemessen wurden, diese daher im Jahreslauf beobachtet wurden und dass mindestens zu diesen Ereignissen Versammlungen stattfanden. Bauwerke dieser Größenordnung entstehen nicht spontan, sondern über Jahre mit Arbeitsleistungen vieler Menschen. Sie erfordern Planung, Organisation, Arbeitsteiligkeit sowie Wissen über Methoden des Bauens, Transportierens, Organisierens. Anthropologisch und soziologisch denkende Wissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass im Übergang zum Neolithikum aus Sesshaftigkeit und höherer Bevölkerungsdichte neue Formen des sozialen Zusammenlebens resultieren, die über Anforderungen biologisch vorgegebener unmittelbarer Lebensbewältigung und Lebensreproduktion hinausgehen (Ernährung, Schlaf, Sexualität, Aufzucht von Nachwuchs). 
 
Kulturen symbolischen Denkens und symbolischer Handlungen sind keine Erfindung des Neolithikums, sondern Erfindungen der biologischen Natur im Kontext der Entwicklung komplexer zentraler Nervensysteme höherer Lebewesen. Erfindungen des Neolithikums sind jedoch kulturell erzeugte Symbolsysteme, die Kooperationen größerer Anzahlen sich fremder Menschen ermöglichen und damit einhergehend Machtstrukturen und soziale Ungleichheit erzeugen. In landwirtschaftlich ertragsreichen Regionen nimmt die Bevölkerungsdichte durch Zuwanderung und höhere Geburtenraten zu und damit auch Konkurrenz zwischen Menschen ohne verwandtschaftliche Bindungen und Verpflichtungen. Sesshafte Menschen können sich nicht mehr einfach aus dem Weg gehen. Konflikte sind in größeren Communities unvermeidbar und erzeugen Bedarf der Regulierung und Kontrolle. Überzeugungen von Notwendigkeit,  Sinnhaftigkeit, Nutzen neuer Formen der Kooperation vermitteln in kollektiver Arbeit entstehende materielle Symbolsysteme (Bauwerke, Zeichen). In diesen Bauwerken von Menschenansammlungen veranstaltete kollektive Rituale erzeugen Vorstellungen von Zusammengehörigkeit, durch die Konflikte vermieden oder eingehegt werden. 

Persistente Symbolsysteme verweisen nicht nur auf kollektive Verständnisse über Deutungen von Naturphänomenen, sondern auch auf kollektiv verbindliche Werte und Normen, die gemeinsames Handeln von sich fremden Menschen erfordern und zwischen ihnen Kooperation ermöglichen. In besichtigten megalithischen Architekturen verwendete und bearbeitete Felsbrocken stammen nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung der Bauwerke, sondern wurden offensichtlich bewusst und gezielt aus 60 bis 80 km entfernten Felsformationen herbeigeschafft, was unter damaligen Bedingungen sicherlich sehr mühsam war und kooperierende Arbeit vieler Menschen über längere Zeiträume erforderte. Mühen zeigen, dass ein Bewusstsein für unterschiedliche Qualitäten von Felsstrukturen existierte und Menschen diese Mühen bewusst auf sich nahmen, weil sie diese als notwendig erachteten. Erklärungen von Entstehung, Inhalten, Ausbreitung, Zweckhaftigkeit megalithischer Symbolsysteme und deren handlungsleitende Vorstellungen und Konstrukte bilden Stoff für wissenschaftliche Rätsel und deren Diskussion. 

Ob kollektive Aktivitäten bereits hierarchisch organisiert waren, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Sicher ist jedoch, dass diese Bauwerke nur arbeitsteilig entstehen konnten, sich mit Arbeitsteiligkeit unter Bedingungen von Sesshaftigkeit soziale Ungleichheit ausbreitet und privilegierte Eliten herausbilden. Sesshaftigkeit ermöglicht Privateigentum, aus dem sich Besitzverhältnisse ableiten. Arbeitsteiligkeit begünstigt die Herausbildung besonders qualifizierter Fähigkeiten, die für die Gemeinschaft wertvoll sind. Verknüpfungen von Sesshaftigkeit mit Arbeitsteiligkeit erzeugt potentiell Machtstrukturen. Ausrichtungen von Bauwerken lassen annehmen, dass in hier angetroffenen megalithischen Architekturen innere heilige Bereiche bestanden, die nur einem kleinen Personenkreis zugänglich waren, möglicherweise einer Elite von Anführern. Machtstrukturen sind mangels eindeutiger Belege nicht nachweisbar, aber sie sind wahrscheinlich.
 
Magisches Denken ist sehr viel älter als das Neolithikum und hat keine Vitalität verloren. Erinnert sei an vermeintliche Kraft von Steinen, Metallen, Naturphänomenen (z.B. Sternbilder, Sternschnuppen, Mondphasen, den Weg kreuzende schwarze Katzen etc.), an Geister, Feen, Kobolde etc., die insbesondere in nordischen Ländern und dort an Quellen ihr Unwesen treiben, an empirisch nicht nachweisbare Vitalkräfte und Auren. Esoterisch denkende Menschen bzw. anthroposophisch ausgerichtete Disziplinen von Landwirtschaft, Medizin, Pädagogik operieren mit Phänomen dieser Art als vermeintlicher Realität. Auch sich als rational verstehende Menschen teilen Wertschätzungen von Kunstwerken, Fetischen, Talismanen, Amuletten, Edelsteinen, Edelmetallen, Glücksbringern, Schadenabwendern und anderen als wertvoll erachteten Objekten und sind je nach Vermögenslage bereit, große Summen zu investieren, um mit Hilfe symbolischer Objekte das Schicksal zu beenflussen, sich zu schützen oder sich eine besondere Aura zu verschaffen. Verwandt mit diesem Phänomen sind mit hilfreichen Kräften ausgestattete religiös konnotierte Schutzheilige, Reliquien, Sekundärreliquien sowie durch Segnung mit helfender Kraft geladene Objekte und angereicherte Wasser.
 
Die kollektive Wissensbasis hat sich seit dem Neolithikum erheblich verbreitert und damit neue, völlig andere Kulturtechniken hervorgebracht. Der Werkzeugkasten ist größer und Techniken seiner Verwendung sind reicher geworden, aber das Fundament prinzipieller Methoden hat sich trotz Verschiebungen in Richtung Wissenschaftlichkeit seit dem Neolithikum nur wenig verändert. Ähnlich Kirchen manifestieren Megalitharchitekturen Vorstellungen abstrakter gedanklicher Konstrukte komplexer Zusammenhänge materiell. Symbolhafte Handlungen kollektiver Rituale verleihen wie religiöse Gottesdienste diesen materiellen Strukturen eine abstrakte Realität. Universitäten und wissenschaftliche Lehren unterscheiden sich von Kirchen und ihren Ritualen eher wenig, aber durchaus bedeutsam durch methodische Kontrollierbarkeit und Verzicht auf Dogmatismus von Aussagen. Seit dem Neolithikum tickt Homo sapiens innerhalb von Grenzen individueller Wahrnehmung von Lebenswelten in ähnlichen Mustern der Deutung und Bewältigung von Realität. Schlüssel von Toren zur vermuteten Welt universeller Gesetze sucht Homo sapiens bisher erfolglos.

Monasterboice
Das Kloster der Klosterruinen Monasterboice wurde im 5. Jahrhundert gegründet. Erhaltene Reste der Architektur stammen aus dem 10. Jahrhundert oder einer späteren Zeit. Das Gelände der Anlage wird in der Gegenwart als Friedhof genutzt und ist frei zugänglich. Bemerkenswert sind drei Hochkreuze aus dem 10. Jahrhundert, insbesondere das 5,8 m hohe Muiredachs Hochkreuz. In Tafeln unterteilte Schnitzereien des Kreuzes sind gut erhalten. Biblische Themen dominieren, aber es sind auch Symbole keltischer Kultur zu erkennen. Details der Darstellungen von Kleidung, Waffen, Frisuren sind ebenfalls keltisch geprägt.

Drogheda
Von Drogheda sehen wir nicht viel. Was wir sehen, ist für uns unattraktiv, aber das Boyne Valley Hotel (3*) liegt sehr schön in einer Parkanlage. Unser Zimmer ist o.k. und das Bad ist sogar sehr gut. Einigen Bereichen des Hotels würde eine Renovierung gut stehen. Das Frühstück fällt eher sparsam aus.
 
Abschlussabend im Pub Black Bull Inn - Fotoserie
Das Boyne Valley Hotel bietet kein Abendessen, weshalb wir das Abschluss-Gruppendinner im nahe gelegenen Pub Black Bull Inn einnehmen. Gerichte des dreigängigen Menüs konnten wir vorab auswählen. Der Pub ist nett eingerichtet, aber nur relativ schwach besucht, was möglicherweise an hohen Preisen liegt. Die servierten Gerichte sind für eine Pub-Küche zufriedenstellend. Der Abschlussabend verläuft völlig unsentimental mit den üblichen Tischgesprächen. Die Reiseleiterin hat bereits im Bus eine letzte Ansprache gehalten. In der Gruppe fühlt sich niemand berufen, eine Trinkgeldsammlung zu organisieren und eine Dankesrede zu halten. Wer das möchte, übergibt ein Trinkgeld in nicht abgesprochener Höhe in einem Umschlag oder auch ohne Umschlag. Obwohl wir mit der Art der Reiseleitung nicht immer zufrieden waren, halten wir ein Trinkgeld für selbstverständlich, weil wir die Organisation der Reise und die inhaltliche Kompetenz der Reiseleitung als erfreulich werten und der Busfahrer uns unter oft schwierigen Bedingungen sicher durch das Land gefahren hat.
 
 
10.09.2024: Belfast, Nordirland
 
City Hall Belfast Murals an der Divis Street Belfast Titanic Museum Belfast

Beschreibung Studiosus: Trendy Belfast
Früher stand Belfast für Bürgerkrieg, heute steht es für Innovation. Ein Relikt hoffentlich für immer vergangener Zeiten auf der Citytour: die Graffitigeschmückten "Peace Walls", die protestantische und katholische Wohngebiete trennen. Im Titanic Quarter zeigt uns Belfast sein schickes neues Gesicht. Danach gehört die Stadt Ihnen! Letzte Souvenirs finden Sie im Victoria Square Shopping Centre. Ein Pint Real Ale im Crown Liquor Saloon, dem berühmtesten Pub der Stadt, bringen Sie sicher auch noch unter vor dem Abendessen. Ein paar angesagte Adressen für gute Küche hat Ihre Reiseleiterin parat.
Extratour
Sie sind Fan der Kultserie "Game of Thrones" und möchten die Drehorte rund um Belfast erkunden? Dann verzichten Sie doch auf die Citytour und lassen Sie Ihre Reiseleiterin eine englischsprachig geführte Tour zu den Drehorten für Sie buchen.
Unverzichtbar für alle Titanic-Liebhaber: ein Besuch im multimedialen Museum "Titanic Belfast" (Eintritt ca. 22€). Es steht dort, wo der Luxusliner einst vom Stapel lief, und ist seit seiner Eröffnung ein Publikumsmagnet. Bitten Sie Ihre Reiseleiterin um rechtzeitige Buchung. Sie steigen dann im Titanic Quarter aus und verzichten auf den Rest der Stadtrundfahrt.

 
Unser Bericht: Citytour Belfast - Fotoserie
Aktuell hat Belfast 343.000 Einwohner und ist damit hinter Dublin zweitgrößte Stadt Irlands. Das Stadtbild von Belfast ist ein wüstes Konglomerat unterschiedlichster Stile und Qualitäten. Lediglich in einem Gelände am Fluss Lagan, das durch die inzwischen stark verkleinerte Werftindustrie frei geworden ist, wächst derzeit ein neuer Stadtteil im Weltstadtformat. Die Stadt Belfast an der Mündung des Flusses Lagan ist relativ jung, aber nicht unbedingt schön, jedoch spannend. Entstanden ist Belfast als strategischer Brückenkopf englischer Interessen, aber die englische Strategie hat sich nicht bewährt, sondern ist im Gegenteil gescheitert.
 
1603 erhielt ein Engländer für seine Verdienste im Kampf gegen aufständische Iren die Provinz Ulster von der englischen Krone als Lehen. Die englische Krone förderte in Ulster die Ansiedlung schottischer Protestanten sowie von aus Frankreich geflohene Hugenotten, nachdem Ludwig XIV. seit 1598 geltende Religionsfreiheit mit dem Edikt von Fontainebleau aufgekündigt hatte. Mit der Immigration von Protestanten im Interesse der englischen Krone war das Fundament für endlose irische Konflikte gelegt. Hugenotten etablierten am Lagan eine Leinenindustrie. Zur gleichen Zeit entstand in Belfast eine bedeutende Werftindustrie. Mit der industriellen Revolution nahmen die beiden Industriezweige Fahrt auf und entwickelten sich zu Treibern einer kaum kontrollierbaren, explosionsartig wuchernden Stadtentwicklung. Das Wachstum der Stadt bildet den Treiber synchron wachsender Konflikte zwischen republikanisch-katholischen Iren und loyalen protestantischen Anhängern englischer Monarchie.
 
Um 9:00 Uhr starten wir bei Sonnenschein, kräftigem Wind und 13 Grad Außentemperatur zu einer dreistündigen Citytour, die wir im Wechsel mit dem Bus und zu Fuß unternehmen. Eindrücke der Tour reduziert dieser Bericht auf die beiden für uns spannendsten Sehenswürdigkeiten.
  • Peace Walls (Friedensmauern)
    Auf dem Höhepunkt der Konflikte zwischen katholischen und protestantischen Einwohnern wurden die Wohnbereiche strikt nach Konfessionen getrennt und zwischen den beiden Vierteln Mauern sowie hohe, teilweise mit Stacheldraht gesicherte Zäune errichtet. Zugänge zu den Vierteln sicherten von Militär bewachte Tore, die nachts oder während Unruhen geschlossen wurden. Die von Mauern und Zäunen umgebene Straße zwischen den beiden Vierteln, die kürzlich noch No-go-Areas waren, hat sich ähnlich wie die Berliner Mauer zur Zeit der DDR als Peace Wall (Friedenslinie) zu einer Touristenattraktion entwickelt. Sehenswert sind auch die dort angebrachten Wandmalereien, die immer wieder aufgefrischt werden, um Erinnerung an Konflikte wach zu halten. Die nordirische Regierung wollte die Friedenslinien als Zeichen des Beginns einer friedlichen Zeit zurückbauen, aber die Anwohner lehnten die Beseitigung ab. Sie trauen dem Frieden nicht und fühlen sich hinter den Schutzeinrichtungen sicherer.
  • Titanic-Museum
    Die geführte Citytour endet am Titanic-Museum in Nachbarschaft des Werftgeländes. Die Titanic, ein als unsinkbar geltendes Passagierschiff, war zu ihrer Zeit das größte Schff der Welt und wurde in Belfast von der Werft Harland & Wolff gebaut. Das Schiff wurde am 31. März 1911 vom Stapel gelassen und am 2. April 1912 in Dienst genommen. Zu ihrer besten Zeit war Harland & Wolff eine der größten Werften Europas mit 30.000 Mitarbeitern. Aktuell hat die Werft noch 1000 Mitarbeiter und ist insolvent (FAZ, 16.09.2024: Harland & Wolff geht schon wieder unter). Auf ihrer Jungfernfahrt nach Nordamerika havarierte die Titanic am Abend des 14. Aprils 1912 mit einem Eisberg und sank nach 2:40 Stunden. Bei dem zweitgrößten Unglück der Seefahrt des 20. Jahrhunderts verstarben 1514 von 2200 Menschen an Bord.

    Belfast hat sich lange mit Erinnerungen an dieses Unglück schwer getan, aber schließlich zum Bau des 2012 eröffneten Titanic-Museums entschlossen. Die mutige Architektur des Museums prägt inzwischen ein als Titanic Quarter bezeichnetes Viertel am Fluss Logan. Die Architektur verantwortet das irische Privatunternehmen Harcout Developments. Das Vierteil befindet sich noch in der Entwicklung, aber es gilt bereits als eine weltweit führende Touristenattraktion. Obwohl uns derartige Superlative prinzipiell skeptisch stimmen, beeindrucken auch uns die Architektur des Gebäudes und dessen Integration in die Umgebung. Das Museum befindet sich an dem Ort, an dem die Titanic gebaut wurde. Aus allen Himmelsrichtungen symbolisiert die Architektur den steil aufragenden Bug eines Großschiffes. Auf der Nordseite des Museums fand 1911 der Stapellauf der Titanic statt. Die Gleitbahn in Richtung des Flusses ist Außengelände des Museums. Besucher können dort 1:1 angebrachte Umrisse des Schiffes abgehen und sich gedanklich in die Titanic-Welt versetzen. Aus Richtung der Gleitbahn schauen Besucher auf einen gigantischen gespaltenen Bug.

    In Innenräumen stellt das Museum die Geschichte und Nachgeschichte der Titanic in neun Abteilungen dar. Der Eintritt kostet derzeit für Erwachsene 24,95 GBP (ca. 29,40 €) bzw. 19,00 GBP (ca. 22,40 €) für Senioren. Wir verzichten auf den Besuch und beenden die geführte Citytour mit der Rückfahrt per Bus zum Hotel, weil es uns für einen Bummel zu Fuß zu kalt ist. Einige Teilnehmer der Gruppe verteilen sich in der Stadt. Im Studiosus-Programm beschriebene Extratouren hat die Reiseleiterin unerwähnt gelassen und ebenfalls keine angesagten Adressen für gute Küchen genannt, sondern lediglich einen Pub für vorzügliche Fish & Chips erwähnt. An heiß & fettig haben wir keine Freude.
Ab Mittag nehmen wir eine Auszeit. Die Frau schläft ausgiebig den Schlaf der Gerechten. Der Mann beschäftigt sich mit dem Reisetagebuch. Den Abend leiten wir mit einem Besuch der gleich um die Ecke liegenden Crown Bar ein, die als  ein Wahrzeichen von Belfast gilt und unter Denkmalschutz steht. Da kein einschlägiger Reiseführer den Pub unerwähnt lässt, schlagen hier natürlich auch viele Touristen auf. Die Webseite des Pubs sieht sogar eine Version in deutscher Sprache vor. Um 17:30 Uhr ist der Laden rappelvoll. Am Ende der langen Theke finden wir ein freies Plätzchen. Die Bestellung von zwei Pints Bier ist auch hier so unkompliziert wie überall in UK. Preise liegen im üblichen Rahmen.
 
Heute wollen wir den Ball flach halten und suchen nach dem Feierabendbier Einkaufsoptionen für ein selbst organisiertes Zimmer-Dinner. In Zentren von Großstädten ist das nicht einfach. Supermärkte mit Vollsortiment liegen gewöhnlich außerhalb von Zentren. In Belfast ist das nicht anders. Wir sind nicht erfolglos und erstehen in zwei kleinen Shops angerichtete Salate, eine Flasche Wein und Brot. Mit den Einkäufen gestalten wir für ca. 28 € unser private Dinner auf dem Hotelzimmer und sind zufrieden.
 
 
09.09.2024: Reise nach Belfast, Nordirland (220 km), 2 Übernachtungen im Maldron City Center Hotel (4*)
 
Küste bei Dunlace Castle Küste bei Dunlace Castle Giant's Causeway
 
Beschreibung Studiosus: Der Damm des Riesen
Ein tolles Fotomotiv zum Auftakt: die Burgruine von Dunluce, spektakuläre Kulisse der Kultserie "Game of Thrones". In Bushmills, der ältesten Whiskeybrennerei der Welt, gibt’s anschließend neben Whiskeywissen einen Probierschluck vom dreimal gebrannten "Wasser des Lebens". Beschwingt nähern wir uns dann dem Giant's Causeway (UNESCO-Welterbe) – einem Damm aus 40000 Basaltsäulen, den ein Riese vor Urzeiten aufschichtete. Fantasielose Geologen sind anderer Meinung. Mehr Landschaftskino erleben wir entlang der Antrimküste auf dem Weg nach Belfast.
Extratour
Statt sich mit dem Shuttlebus dem Giant's Causeway zu nähern, können Bewegungsfreudige auch am Klippensaum entlangwandern (1Std, leicht, 0 m 150 m) und dann zum "Damm des Riesen" hinabsteigen. Ihre Reiseleiterin informiert Sie, wo Sie die Gruppe wiedertreffen.

 
Unser Bericht: Nordirlands Küste - Fotoserie
Am Morgen ist es bis fast 11:00 Uhr sonnig, aber mit 13 Grad frisch. Kräftiger Wind kühlt zusätzlich. Ab dem Vormittag wird das Wetter irischer. Wolken hängen tief und öffnen sich immer wieder für kurze Schauer. Das Besichtigungsprogramm beschränkt sich aufgrund der Wetterlage auf 3 Stopps, sodass wir schon vor 17:00 Uhr am Hotel eintreffen und bis zum Dinner um 19:30 Uhr noch Zeit für ein Schläfchen bleibt.
 
Die mittelalterliche Burgruine auf einem Basaltfelsen an der Küste ist ein spektakuläres Ziel und daher auch in der Nebensaison gut besucht. Die Burg der besichtigten Ruine wurde im 16. Jahrhundert am Ort von Vorgänger-Festungen errichtet. Die Frühgeschichte der Burg ist nicht bekannt. Im 16. Jahrhundert besetzten Chiefs irischer Zweige der schottischen Clans MacDonnel sowie MacDonald die Burg. Die Geschichte der Burg verlief unter den kriegerischen Clans turbulent. 1690 wurde die Burg aufgegeben und verfällt seit dieser Zeit.
 
Die Old Bushmills Distillery ist seit 1608 lizensiert und gilt als eine der ältesten Whiskybrennereien der Welt. Aktuell ist die Destillerie im Besitz des amerikanischen Unternehmens Proximo, das derzeit die Produktion von 500.000 Fässern/Jahr verdoppelt und damit eine Produktion in industriellen Dimensionen betreibt. 500.000 oder mehr Fässer pro Jahr erfordern bei Lagerzeiten ab 5 Jahre aufwärts zahlreiche Lagerhäuser, die sich um den Betrieb verteilen. Um produzierte Mengen im Markt abzusetzen, wird der Whisky auch bei Aldi in zeitlich begrenzten Aktionen vertrieben. Im Vergleich zu Bushmills ist die vor einigen Jahren auf der Insel Skye besichtigte Talisker Distillery ein Handwerksbetrieb. Allerdings gehört auch Talisker einem multinationalem Hersteller alkoholischer Getränke, Diageo, der von 2005 bis 2014 Bushmills besaß.  
 
Pro Jahr besichtigen 120.000 Besucher die Bushmills Distillery. Wir sind für 11:30 Uhr angemeldet und werden von einer smarten Mitarbeiterin auf einer einstündigen Tour entlang der Produktionsschritte durch die Destillerie geführt. Fotografieren ist an Produktionsstätten wegen vermeintlich explosiver Alkoholverdunstung untersagt. Als Abschluss wird in einer Tastingbar ein Probierschluck einer Auswahl von Produkten angeboten. Obwohl der Mann den hochwertigsten der angeboten Produkte mit 12 Jahren Fasslagerung verkostete, konnte der Whisky nicht begeistert. Dem für eine breite Konsumentenschicht produzierten Whisky fehlen Ecken und Kanten, wie wir sie bei Whisky aus kleineren schottischen Destillerien kennen und mögen.
 
Giant's Causeway (Damm des Riesen)
Vor 50 bis 60 Millionen Jahren hat sich durch vulkanische Aktivitäten in dieser Region über 5 km ein Gebiet mit einer bis zu 25 m starken Gesteinsschicht von ca. 40.000 senkrecht stehender, bis zu 12 m hohen Basaltsäulen mit 4 bis 8 Seiten ausgeprägt. Die Bezeichnung der Region als Giant's Causeway beruht auf einer irischen Legende (Giant's Causeway Legende). Das Gebiet gilt als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der irischen Küste und wurde 1986 zum UNESCO-Welterbe erklärt. 
 
Nicht überraschend handelt es sich auch um die beliebteste Touristenattraktion Nordirlands. 2007 zählte das Visitor Center lt. Pressemeldung des Tourist Board 712.714 Besucher. 2017/2018 waren es mehr als 1 Millionen Besucher (Statista). Durch COVID-19 gingen die Besucherzahlen drastisch zurück, aber aktuell herrscht selbst in der Nachsaison viel Betrieb. In der Hauptsaison werden sich Besucher hier stapeln müssen, obwohl der Besuch ins Geld geht. Aktuell zahlen Erwachsene 16 GBP (ca. 19 €). Wer wie wir den Bus-Shuttle für ca. 600 m Abstieg/Aufstieg zwischen Besucherzentrum und Küste nutzen möchte, zahlt zusätzlich 1 GBP pro Strecke. Kosten unseres Besuchs sind im Studiosus-Reisepreis verrechnet. 
 
An der Küste herrscht kein Gedränge, aber Andrang und das trotz leichter Schauer und starkem Wind. Ein Security-Mitarbeiter versucht halsbrecherische Aktionen von Idioten in der feuchten Klifflandschaft zu verhindern. Ein vor Ort stationär angebrachtes Notruftelefon lässt vermuten, dass Unfälle trotzdem passieren. Am Wasser halten wir uns nur kurz auf und unternehmen anschließend einen Spaziergang auf die Höhe der Klippen. Trotz attraktiver Aussicht treffen wir hier nur wenige Besucher, aber starker Wind und schwacher Regen stören auch hier.
 
Auf der Weiterfahrt entlang der Küste in Richtung Süden nähern wir uns der Halbinsel Kintyre, ein Ausläufer der schottischen Westküste, bis auf 20 km. Bei klarem Wetter reicht der Blick von erhöhten Standorten auf Klippen bis nach Schottland. Wir haben jedoch Regen und tiefe Wolken, sodass sich weitere Stopps an der sehenswerten Küstenlandschaft erübrigen.

In Belfast sind wir wie in Derry in einem Hotel der Maldron-Kette untergebracht. Auch dieses Hotel in zentraler Lage ist komfortabel und bietet im Unterschied zum Hotel in Derry ein ordentliches Abendessen. Auf 12 Etagen des Hotels sind vor allem Reisegruppen untergebracht, die zu vereinbarten Zeiten gemeinsam auftreten und schnell Staus verursachen. Preise für Bier und Wein haben gegenüber Derry zugelegt. Für 2 Pint Bier zahlen wir ca. 16 €. Für 0,25 Pinot Grigio der einfachen Klasse werden fast 11 € aufgerufen. In Anbetracht dieser Preise ziehen wir uns nach dem Abendessen auf unser Zimmer zurück, bearbeiten das Reisetagebuch und lassen den Tag Revue passieren.
 
 
08.09.2024: Reise nach Derry/Londonderry in Nordirland (140 km), eine Übernachtung im Hotel Meldron (4*)
 
Rundgang in Derry Guildhall (histrorisches Rathaus) Bloody-Sunday-Führung in Dery
 
Beschreibung Studiosus: Über die Grenze nach Derry, Nordirland
Wir fahren über die Grenze nach Nordirland, die man nur noch erahnen kann, seit die "troubles" Geschichte sind. "The town I loved so well" klingt in unseren Ohren, und wir drehen eine Runde im einst hart um-kämpften Derry – heute quicklebendige Stadt hinter spätmittelalterlichen Mauern. Die Fenster des prächtigen Rathauses Guild Hall sind ebenso bunt wie die Murals, die berühmten politischen Wandmalereien.
 
Unser Bericht: The summer has gone 
 
Stadtrundgang in Derry und Maldron Hotel - Fotoserien: Derry - Maldron Hotel
Heute haben wir nur eine kurze Etappe über ca. 70 km von Donegal nach Derry (irisch) bzw. Londonderry (englisch) und starten daher erst um 10:00 Uhr. Auf der Route begleitet uns leichter Regen und auch in Derry, wo wir um 11:30 Uhr eintreffen, erwarten uns Schauer und böiger Wind. Zimmer können wir im Maldron Hotel (4*) noch nicht beziehen und unternehmen darum zunächst einen fast zweistündigen geführten Rundgang in der Altstadt, die vollständig von einer Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert umschlossen ist. Derry ist zwar mit 85.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Nordirlands und die viertgrößte Stadt der Insel Irland, aber die heute zu Nordirland gehörende Stadt war zwischen katholischen Iren und anglikanischen Engländern immer stark umkämpft und weist für eine Stadt mit dieser Bedeutung relativ wenige historische Sehenswürdigkeiten auf. 
 
Nach dem Stadtrundgang verteilen sich Teilnehmer der Gruppe in der Stadt auf der Suche nach Restaurants für ein Mittagessen. Wir warten in der Lobby des Hotels, bis wir um 15:00 Uhr das Zimmer beziehen können und nutzen die Zeit für die Bearbeitung unseres Reisetagebuchs. Mit dem Zimmer sind wir sehr zufrieden. Im Bad gibt es sogar Vorrichtungen für das Aufhängen von Handtüchern. Mit dem Dinner sind wir sehr unzufrieden. Das war heute das schlechteste Essen dieser Reise. Mit diesem Wissen hätten wir eine Alternative gesucht.
 
Bloody Sunday 30.01.1972 in Derry - Fotoserie
Um 16:00 Uhr findet eine 1,5-stündige Führung mit einem einheimischen Iren statt. Die Führung dreht sich um den Bloody Sunday (Blutsonntag) vom 30.01.1972 in Derry. Der Mann fühlt sich nicht fit und zieht 1,5 Stunden Mittagsschlaf vor. Die Frau beteiligt sich, aber der irische Führer spricht sehr schnell mit hartem irischem Akzent, sodass er für Ungeübte schwer verständlich ist. Die Reiseleiterin hätte übersetzten oder ergänzend kommentieren können, aber sie hat es nicht getan. Erst durch unsere Nachbearbeitung verstehen wir diese Ereignisse und ihre Bedeutung.
 
Am 30.01.1972 demonstrierten 10.000 - 15.000 unbewaffnete, überwiegend katholische Iren im katholischen Viertel von Derry gegen englische Politik. Die englische Regierung beauftrage eine militärische Einheit mit der Auflösung der nicht genehmigten Demonstration. Als die Lage eskalierte, schoss das Militär scharf und tötete 13 Demonstranten. 13 weitere Demonstranten wurden schwer verletzt. Durch diese Ereignisse eskalierte 1972 der Nordirlandkonflikt. Von der britischen Regierung oder aus dem Königshaus ließ sich niemand vor Ort sehen, um zu deeskalieren. In nachfolgenden Untersuchungen wurden Schützen des Militärs freigesprochen, weil angeblich auf sie scharf geschossen wurde. Diese Darstellung war nicht glaubwürdig und konnte nie belegt werden. Erst Tony Blair versprach 1998 eine neue Untersuchung, die sich 12 Jahre ins Land zog. 2010 veröffentlichte Ergebnisse bestätigten, dass englisches Militär auf unbewaffnete Demonstranten geschossen hatte. 38 Jahre nach den Ereignissen entschuldigte sich David Cameron im Namen der englischen Regierung. Anklagen gegen Todesschützen unterbleiben, weil Beweise vermeintlich nicht ausreichen.
 
Das beschriebene Geschehen ist tief im kollektiven irischen Gedächtnis verankert und begründet ein prinzipielles Misstrauen gegen englische Politik. Zahlreiche, immer wieder aufgefrischte, eindringliche Murals erinnern an die Ereignisse. Die Familie des Guide dieser Führung war involviert. Ein Mitglied der Familie zählt zu den Todesopfern. Der Bloody Sunday und die Reaktion englischer Politik haben erst die paramilitärische katholische irische Untergrundorganisation IRA stark gemacht und Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten nachhaltig verschärft.
 
Quellen zum Ereignis:  
 
 
07.09.2024: Splitting des Programms in Donegal
 
Vorgarten in Donegal River Eske Friedhof an der Ruine Abbey Graveyard in Donegal
 
Beschreibung Studiosus: Freizeit oder Klippen von Slieve League
Heute haben Sie alle Zeit der Welt, um in Donegal Tweedjacken anzuprobieren oder auf Hafenrundfahrt zu gehen. Oder Sie erkunden mit Ihrer Reiseleiterin die Grafschaft Donegal (85 €). Reetgedeckte Cottages erzählen uns dort im Freilichtmuseum von Glencolumbkille von alten Zeiten. Dann türmen sich die Klippen von Slieve League dramatisch vor uns auf – fast 600 m hoch, irischer Rekord! Von oben schauen wir in Richtung Amerika, früher für Millionen Iren das Land der Träume. 110 km. Abends dreht Donegal richtig auf. Lust auf Livemusik? Dann begleiten Sie doch Ihre Reiseleiterin in den Pub.
 
Unser Bericht: Freizeit in Donegal - Fotoserie
Das Wetter spricht für den Ausflug. Die Landschaft der Region würde uns ebenfalls interessieren, aber wir wählen die Freizeit-Option. Ausschlaggebend sind für uns nicht Kosten von 2 x 85  €, sondern andere Gründe:
  • Wir haben Bedarf für einen Ruhetag bzw. einen Tag, den wir selbst gestalten können sowie für zeitweiligen Abstand von der Reisegruppe und von in der Gruppe informell verhandelten Themen. Deshalb ziehen wir es vor, Restaurants alleine zu besuchen, wo das möglich ist und sind auch nicht daran interessiert, die Reiseleiterin in ein Pub zu begleiten und uns ein Bier ausgeben zu lassen.
  • Der Stil der Reiseleitung gefällt uns nicht. Die Reiseleiterin ist inhaltlich absolut kompetent und informativ, aber sie führt die Gruppe ähnlich wie vielleicht eine Schulklasse zu führen ist. Sie arbeitet ihr Programm ab und hält die Gruppe auf Distanz. Im Studiosus-Programm ausgeschriebene individuelle Extratouren bietet sie nicht an. Empathie und Spielräume für individuelle Wünsche oder Befindlichkeiten sind nicht vorgesehen. Über ihren Zeitplan informiert sie nur sparsam oder manchmal auch gar nicht. Entsprechend ihrem Stil verteilt sie keine Vorschläge oder etwa Stadtpläne für individuelle Aktivitäten, wie wir das von anderen Reiseleitern kennen. Hierzu einige Beispiele aus subjektiver Sicht ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Allerdings stellen wir fest, dass nicht nur wir mit der Führung unzufrieden sind. Im Verlauf der Reise nimmt die allgemeine Unzufriedenheit deutlich zu:
    • In Dublin, wo der Nachmittag individuell frei war, wies sie lediglich darauf hin, wo ein Tourismusbüro zu finden ist. 
    • In Donegal, wo nur 2 x Frühstück vorgesehen ist, erklärte sie lediglich, wo die meisten Restaurants liegen. 
    • 2 x lotste sie die Gruppe obligatorisch in der Mittagszeit zum Mittagessen in Pubs, obwohl Kosten individuell zu tragen waren und vielleicht nicht jeder ein Mittagessen einnehmen möchte oder an anderen Optionen interessiert wäre.
    • Auf die Nachfrage, wie lang die Mittagspause sei, lautete die Aussage: "Bis jeder fertig ist." Das ist nicht nur schlechter Stil, sondern auch Unsinn, weil die Reiseleiterin einen strikten Zeitplan verfolgt, der keine individuellen Spielräume erlaubt.
    • Im Unterschied zu allen anderen bisher erlebten Reiseleitern gibt diese Reiseleiterin nicht ihre Telefonnummer für Notfälle weiter. Bei Notfällen können Teilnehmer nur die 24/7 Std. besetzte zentrale Notrufnummer anrufen.
    • Bei Gruppenmahlzeiten setzt sich die Reiseleiterin meistens nicht zur Gruppe, sondern sie sitzt abseits, manchmal auch in anderen Räumen. Dieses Verhalten weckt den Eindruck, dass die Reiseleiterin informelle Gespräche vermeiden möchte.
  • Wir sind nicht unglücklich darüber, uns hier ohne Gruppe bewegen zu können. Als eigentlich überzeugte Individualtouristen fällt uns die Integration in heterogene Reisegruppen zugegeben nicht leicht. Weil die Gruppe ohnehin nur für ein paar Tage temporär besteht, geben wir uns auch keine größere Mühe und versuchen lediglich, Konflikte zu vermeiden und gruppendynamischen Prozessen aus dem Weg zu gehen. Gruppenreisen betrachten wir als Kompromiss, den wir aus praktischen Gründen eingehen.
Ohne Reiseleitung und Gruppe sind wir in Donegal nicht untätig. Vom kleinen Hafen des Ortes werden Rundfahrten angeboten, aber 2 x 25 € für 75 Minuten Rundfahrt waren wir nicht bereit zu zahlen. Am Vormittag unternehmen wir entlang wir dem River Eske einen Spaziergang auf dem Bank Walk und anschließend einen Rundgang in Donegal, bei dem wir die Ruinen des Klosters Donegal besichtigen, auf dessen Gelände sich ein Friedhof befindet. Nach einem Picknick auf der Außenterrasse des Hotels leisten wir uns ein Mittagsschläfchen. Am Nachmittag versorgen wir uns in einem nahe liegenden Supermarkt für ein Selfcatering-Dinner, wie wir es auf epischen Reisen in den USA und in Australien regelmäßig praktiziert haben. Die Bearbeitung des Reisetagebuchs macht heute deutliche Fortschritte. Teilnehmer der Extratour zum Preis von 85 €/pP berichten am nächsten Morgen: "Ihr habt nichts versäumt." - "Es hat sich nicht gelohnt." - "Ich war enttäuscht." - "Der Tag zog sich." - "Wir haben euch beneidet."

 
06.09.2024: Reise nach Donegal im County Donegal (220 km), 2 Übernachtungen The Gateway Logge (3*)
 
Marienwallfahrsort Knock Megalithischer Friedhof Carrowmore, County Sligo Strand bei Strandhil Classiebawn Castle an der Küste zwischen Drumcliff und Donegal Strand bei Creevykeel Steinzeitlichen Megalithanlage Creevykeel (Rekonstruktion)
 
Beschreibung Studiosus: Der raue Charme der Einsamkeit
Wild und menschenleer empfängt uns die Grafschaft Sligo. In Drumcliff erklingt dann die Stimme von William Butler Yeats am Grab des Dichters. Das Studiosus-Audioset macht’s möglich! Sein "Lake Isle of Innishfree" kennt in Irland jedes Kind, und Ihre Reiseleiterin sorgt dafür, dass auch Sie die Dichterverse nicht so schnell vergessen. Zwei Übernachtungen in Donegal-Stadt. 
 
Unser Bericht: Summer is back, Aktivitäten auf der Etappe - Fotoserie
Strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel am Morgen und Höchstwerte bis 28 Grad vermitteln heute und auch morgen sommerliches Feeling. Wie üblich, sind auf der Etappe Zwischenstopps an mehreren Stationen vorgesehen:
  • Marienwallfahrsort Knock
    Nach ca. einer Stunde erreichen wir den bedeutendsten Marienwallfahrtsort in Irland. Die Geschichte der Marienerscheinung im Jahr 1879 sowie die Entwicklung des Wallfahrtsortes und dessen beeindruckende Dimensionen beschreibt der Wikipedia-Artikel Knock. Uns bleibt der Ort wegen persönlicher Erfahrungen in dauerhafter Erinnerung, die wir unter der Überschrift Marienwunder von Knock einordnen.
    Auf dem großen, aber heute nur schwach besuchtem Gelände ist mein Portemonnaie mit Bargeld, Ausweisen und Kreditkarten aus meiner Gürteltasche gefallen, deren Reißverschluss nicht geschlossen war. Den Verlust habe ich erst wahrgenommen, als mir das Portemonnaie mit vollständigem Inhalt übergeben wurde. Ein Besucher hat das Portemonnaie auf dem Gelände gefunden und dem Ambulance Service übergeben. Ein Mitarbeiter des Service erkannte den Studiosusbus auf dem Parkplatz und hat Studiosus in München angerufen. Die Münchener Zentrale hat die Telefonnummer der Reiseleiterin weitergeben, die telefonisch von der Ambulance informiert wurde und der das Portemonnaie übergeben wurde. Die Reiseleiterin hat es mir dann ausgehändigt. 
  • Carrowmore
    Der nächste Stopp findet am megalithischen Friedhof Carrowmore im County Sligo statt, der gemäß wissenschaftlicher Deutung in der Übergangszeit vom Mesolithikum zum Neolithikum angelegt wurde, also in der Übergangszeit vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit in dieser Region. Offiziell sind die Anlage und das Visitor Center derzeit geschlossen, aber unsere Reiseleiterin hat uns telefonisch angemeldet und die Zusage erhalten, dass ein Mitarbeiter vor Ort sei und uns Zugang verschaffen würde. Die Zusage wird nicht eingehalten, aus welchen Gründen auch immer. Völlig erfolglos wollen wir nicht weiterfahren. Wir klettern über ein Mäuerchen und schauen uns 5 der 30 erhaltenen Grabmäler aus der Nähe an. Ursprünglich gab es in dieser Rituallandschaft deutlich mehr Gräber, aber aufgrund landwirtschaftlicher Nutzung wurden die meisten Gräber über Jahrhunderte abgeräumt und Steinblöcke als Baumaterial verwendet.
  • Strandhill
    Im Küstenort Strandhill des County Sligo sind 1,5 Stunden Mittagspause vorgesehen. Die Gruppe teilt sich in Strandhill. Die meisten Teilnehmer und die Reiseleiterin nutzen die Gelegenheit zum Mittagessen in einem Pub. Wir unternehmen stattdessen einen ausgedehnten Strandspaziergang und trinken Kaffee in einer Strandbar.
  • Drumcliff
    Nach der Mittagspause besuchen wir Drumcliff. Der heute nur historisch bedeutende Ort war bereits zur Römerzeit bekannt und entwickelte sich duch Columban von Iona zu einem bedeutenden Ort frühchristlicher Missionierung. Columban gründete um das Jahr 565 auf der Hebrideninsel Iona die Abbey Iona und missionierte von dort aus die Pikten. (Die Insel haben wir 2017 auf einer Schottlandreise besucht: Tagestour zu Heiligen Insel Iona) Um 575 gründete Columban in Drumcliff ein Kloster, das bis zum Ausgang des Mittelalters bedeutend war, von dem aber nur Fragmente erhalten sind, u.a. ein um das Jahr 1000 aufgestellte Hochkreuz.
    In Drumcliff wuchs der bedeutende irische Schriftsteller und Dichter und erste irische Literaturnobelpreisträger William Butler Yeats bei seinem Großvater auf, der Pastor der örtlichen Kirche war. Yeats hatte den Wunsch, in Drumcliff bestattet zu werden. Er verstarb 1939 in Frankreich. Die Überführung fand erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 statt. Wir besuchen das Grab und besichtigen die Kirche.
  • Classiebawn Castle
    Das im 19. Jahrhundert als Landsitz errichtete Classiebawn Castle ist historisch vor allem aufgrund von Vernetzungen in englischer Aristokratie und Politik interessant. Der letzte Besitzer, Earl Mounbatten von Burma, war nicht nur der letze Vizekönig und Generalkonsul von Indien, sondern auch als schillernde Persönlichkeit bekannt, um die sich Skandale und Gerüchte ranken. U.a. soll er die Verbindung von Prinz Phillip als Gemahl von Elisabeth II. eingefädelt haben. In Irland war er verhasst und wurde 1979 durch eine Bombe der IRA getötet.
  • Creevykeel
    Zuletzt besuchen wir vor der Ankunft in Donegal das beeindruckende, als National Monument geschützte steinzeitliche Großgrab Creevykeel, dessen Datierung unsicher ist, aber als wahrscheinlich gilt eine Entstehung um das Jahr 3500 v.Chr. Der Hügel des ehemaligen Ganggrabes ist erodiert und nicht mehr rekonstruiert worden, sodass er hinzugedacht werden muss. Genutzt wurde die Grabanlage über einen Zeitraum von ca. 2000 Jahren. Um den Ort ranken sich kuriose irische Legenden.

Ankunft in Donegal - Fotoserie
Unsere Unterkunft der beiden nächsten Nächte, The Gateway Lodge (3*), liegt in der sympathischen Kleinstadt Donegal, Hauptstadt des County Donegal an der Bucht des River Eske, am Rand der City in fußläufiger Entfernung. Die Lodge ist eher ein Hotel im Stil eines Motels, bei dem das Fahrzeug aber nicht unmittelbar vor dem Zimmer parkt. Die Einrichtung entspricht dem Standard von 3*. Bis auf Vorrichtungen für das Aufhängen von Handtüchern im Bad vermissen wir nichts, soweit ist alles in Ordnung. Die Internetverbindung ist top und Steckdosen am Bett sind sogar mit USB-C-Anschlüssen für die Stromversorgung von Computern, Smartphones, Fotoapparaten ausgestattet.
 
Die Unterkunft serviert nur Frühstück. Am Tag der Ankunft nehmen wir ohne Gruppe bzw. Reiseteilnehmern das Abendessen im The Harbour Restaurant ein, dem der Reiseführer Reise Know How ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bestätigt. Da wir nicht reserviert haben, können wir in dem sehr gut besuchten Restaurant nur einen kleinen Tisch erhalten, an dem wir unsere Ruhe haben. Das Essen ist o.k. und aufgerufene Preise sind für irische Verhältnisse moderat. Wir sind mit unserer Entscheidung zufrieden.
 
 
05.09.2024: Rundfahrt Connemara mit Wanderoptionen im Connemara-Nationalpark (150 km) 
 
Connemara Connemara Historische Farmhaus Farmer Robert Welch mit Gruppe Connemara Nationlpark Kylemore Abbey
 
Beschreibung Studiosus: Wildromantische Connemara
Ein Stück Bilderbuch-Irland: Moore und Weiden, weiße Strände und tiefblaue Seen, dazwischen Ponys und Schafe "on tour". Verschlief die Connemara auch jeden Wirtschaftsboom, die melancholische Schönheit der Region verzaubert uns. In der Idylle zeigt uns Martin, wettergegerbter Ire mit kräftiger Singstimme, wie er nach alter Tradition Torf sticht. Wer mag, greift selbst zum Spaten.
 
Unser Connemara-Bericht - Fotoserie
Höhepunkte, Lektionen und Einsichten des heutigen Tags in der Region Connemara und dem Connemara-Nationalpark fallen ganz nach unserem Geschmack aus. Mehrere Faktoren bewirken, dass sich dieser Tag für uns als bisheriger Höhepunkt der Reise darstellt:
  • Perfektes Wetter verwöhnt uns mit magischem Licht bei wolkenlosem Himmel am Morgen und Sonnenschein über den ganzen Tag mit 11 bis 21 Grad. Farmer Robert Welch vom Dan O'Hara Farmhouse  spricht vom besten Wetter seit zwei Monaten.
  • Wir durchqueren eine fast schon unwirkliche Landschaft mit Bergen, Seen und Mooren wie in einem Bilderbuch, aber nicht nur per Bus, sondern unternehmen auch eine kurze Wanderung. Dabei lernen wir Lektionen von Widersprüchlichkeiten des Lebens sowie eigener Erfahrungen und Ansichten.
  • Der Besuch des Dan O'Hara Farmhouse vermittelt authentisches irisches Lebensgefühl.
  • Die Reiseleiterin agiert heute so, wie wir es uns vorher nur wünschen konnten, mit klaren Ansagen zu Zielen und Aufenthaltsdauer, mehreren kurzen Fotostopps, Vorschlägen für optionale Aktivitäten, gutem Timing.
Dan O'Hara Farmhouse
Unser erste Hauptaktivität führt uns am Morgen inmitten der 12 Bens (Berge) von Connemara zum Dan O'Hara Farmhouse, an dem wir erwartet werden. Das Farmhouse ist breit aufgestellt und betreibt ein touristisches Informationszentrum mit Gastronomie, Shops, Heimatmuseum, Führungen. Robert Welch, Farmer in 5. Generation, lädt uns zu einer 'Moorsafari' in der größten Moorlandschaft Europas ein. Wir besteigen einen für Personengruppen ausgelegten, von einem Traktor gezogenen Wagen und fahren auf einen Hügel, der einen weiten Ausblick auf die Landschaft bietet. Hier erklärt Robert Welch die Landschaft, die Art ihrer Bewirtschaftung sowie die Geschichte hier lebender Menschen. 800 Jahre Armut, harte Arbeit und Unterdrückung durch englischen Imperialismus prägen irische Denk- und Lebensart, die nur Probleme, aber keine Lösungen kennt. Trost suchen diese Menschen im Trinken, in schwermütigen Gesängen und im menschlichen Zusammenhalt. 
 
Prekäres Leben geht mit Kinderreichtum einher. Von den Kindern versterben meistens mehrere früh, aber sie sichern die Reproduktion und werden in ertragsarmen Regionen als Arbeitskräfte benötigt. Schulbesuch und über praktische Fähigkeiten hinausweisende Bildung fallen weitgehend aus, weshalb prekäres Leben gleichzeitig mit Bildungsferne einhergeht. Bildungsfernes Leben erklärt Zustände der Welt mit Mythen, Sagen, religiösen Narrativen, Kräften einer Geisterwelt, die in prekärer Lebenswelt irischer Kultur tief verankert sind und im historischen Irland bis in die Gegenwart wuchernde Blüten treiben. Schicksale von Menschen beeinflussen und bestimmen im irischem Volksglauben nicht nur göttlicher Wille, Engel, Teufel, Heilige gemäß christlicher Mythologie, sondern auch Naturgeister wie Feen und Kobolde aus vorchristlicher Mythologie. 
 
Besonders populär sind in Irland magische Fähigkeiten des Naturgeistes Leprechaun, eine Art Hausknecht von Feen, der als ein Wahrzeichen Irlands gilt, neben der keltischen Harfe, deren symbolische Bedeutung aus keltischer Kultur übernommen wurde und dem Kleeblatt (Shamrock), anhand dessen der heilige Patrick die göttliche Dreifaltigkeit erklärt haben soll. Der Leprechaun ist launisch, aber man darf ihn nicht verärgern, weil man dann die Feen am Hals hätte, was unangenehm werden könnte. Um den  Leprechaun bei Laune zu halten, ist es üblich, Gläser mit Bier oder Whisky nicht vollständig zu leeren, sondern einen kleinen Schluck für den Leprechaun oder andere Geister übrig zu lassen.
 
Trotz aller Krisen hat inzwischen auch Irland Anschluss an europäischen Wohlstand erreicht und Sensibilität für ökologische Zustände entwickelt. Die Landschaft, in der wir uns befinden, steht unter Naturschutz, aber sie darf mit restriktiven Auflagen für Farmwirtschaft genutzt werden. So ist etwa die Anzahl von Schafen pro Fläche streng begrenzt. Ähnlich wie in der Lüneburger Heide oder im Naturschutzgebiet Zicker Berge tragen Schafe als 'Landschaftspfleger' zum Erhalt dieser Landschaft bei. Über Jahrtausende haben sich in dieser Landschaft 2 m - 7 m starke Moorschichten abgelagert. Industriellen Abbau verbietet mittlerweile Endlichkeit dieser Ressource, aber hier lebende Menschen gewinnen ihr Brennmaterial für eigenen Bedarf noch immer aus Torf, allerdings mit nachhaltigen Methoden.
 
Eine Etage tiefer erklärt Robert, wie Peat (Torf) gestochen und getrocknet wird. Genutzter Torf der oberen Schicht hat sich vor ca. 2000 Jahren abgelagert. Gräser, Kräuter, Samen, Insekten sind in der sauren und sauerstoffarmen Torfmasse nicht zersetzt und können noch immer identifiziert werden. Nach der Demonstration besuchen wir gemeinsam ein nahe liegendes altes Haus, das vor mehr als 200 Jahren die Familie Dan O'Hara bewohnte und für damalige Verhältnisse luxuriös ausgestattet war. Im Haus berichtet Robert die traurige Geschichte dieser Familie, die während der großen irischen Hungersnot nach USA emigrierte, dort aber nicht Fuß fassen konnte. Das Familienoberhaupt verstarb bald. Als Ursache erklärt Robert 'broken heart' und trägt dazu mit kräftiger Stimme einen schwermütigen irischen Song vor, der sich um dieses Schicksal dreht. Zuletzt lädt uns Robert mit einem irischen Trinkspruch zu einem Schluck schwarz gebranntem Whisky (Water of Life) ein, was die Engländer aber nicht wissen dürfen, weil sie Steuern erheben würden.

Connemara-Nationalpark
Die Landschaft der Connemara verlangt hier lebenden Menschen ein extrem hartes Leben ab und war für diese Menschen Hölle auf Erden. Wir dagegen betrachten diese Landschaft mit romantischer Verklärung als außergewöhnliche Schönheit. Auch Iren wollen diese Landschaft erhalten und haben Teile davon als Connemara-Nationalpark unter Schutz gestellt, aber sie haben die Landschaft mit touristischer Infrastruktur nicht nur zugänglich, sondern zu einem Geschäftsmodell gemacht und als touristischen Hotspot ausgebaut. Doppelgesichtigkeit und Widersprüchlichkeit dieser Maßnahmen erzeugen nicht auflösbare Konflikte. Landschaft, Visitor-Center und ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen zieht eine unübersehbare Menge an Menschen an. Selbst nach der Ferienzeit strömen beim heutigen Wetter tausende Menschen mit Bussen und PKW's in den relativ kleinen Nationalpark, der riesige Parkplätze vorhält. Wir möchten uns nicht ausmalen, wie es hier in der Ferienzeit ausschaut. Auch wir reihen uns ein und unternehmen mit zwiespältigen Gefühlen auf einem dieser Wege eine Wanderung.
 
Kylemore Abbey
Noch deutlicher als im Nationalpark zeigen sich menschliche Hybris und Perversität in der nahe gelegenen Kylemore Abbey, ursprünglich ein Herrenhaus in Ausmaßen eines Schlosses, das ein reicher Textilfabrikant und Politiker nach seiner Eheschließung im 19. Jahrhundert in Zeiten kapitalistischer Raubtierkultur mit mehr als 70 Zimmern als Wohnsitz errichten ließ. Das Paar bewohnte sein Schloss nur wenige Jahre, weil die Ehefrau bald verstarb. Nach wechselvoller Geschichte übernahm der Benediktinerorden die Anlage, in der er u.a. über Jahrzehnte ein Mädchenpensionat betrieb, das 2010 geschlossen wurde. In der Gegenwart betreibt der weibliche Zweig der Benediktiner das als Abbey bezeichnete Schloss als ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Auch hier treffen wie auf dutzende Busse, hunderte PKW's, tausende Menschen.
 
 
04.09.2024: Reise nach Furbo im County Galway (230 km), 2 Übernachtungen im Connemara Coast Hotel (4*)
 
Wegweiser am Shannon River Shannon-Fähre Strand bei Spanish Point, County Clare Klippen von Moher Klippen von Moher Klippen von Moher
 
Beschreibung Studiosus: Mondlandschaft Burren
Eine kurze Fährfahrt über den Shannon, dann blicken wir von den Klippen von Moher – skulptiert von Wind und Wellen – 200 m tief in den Abgrund. Im Burren-Nationalpark fasziniert uns der gewaltige Poulnabrone-Dolmen inmitten einer Mondlandschaft, in der erstaunlicherweise Orchideen, Storchschnabel und Enzian in den Felsritzen blühen – "Mitbringsel" der Gletscher, die ihr vor 10000 Jahren den letzten Schliff gaben. In Kilfenora entschlüsselt Ihre Reiseleiterin die magischen Zeichen des Hochkreuzes. Dann zum Tagesfinale noch eine Runde durch Galway, die irische Partystadt, in der Studenten und eine hippe Gründerszene für frischen Wind sorgen.
 
Unser Bericht - Fotoserien: Reise nach Furbo - Connemara Coast Hotel
Auf der Weiterreise nach Norden entlang der Atlantikküste ist das Wetter heute etwas freundlicher als gestern, es ist aber nicht regenfrei. Die Temperatur beträgt 13-16 Grad. Der Aufbruch um 8:00 Uhr ist den Fahrzeiten der Fähre an der Mündung des Shannon (Fluss) von Tarbert nach Killimer geschuldet. Um 9:30 Uhr setzen wir mit der Fähre zum County Clare über. 

Auch auf der heutigen Etappe sind mehre Stopps an Sehenswürdigkeiten erwähnenswert:
  • Am Ferienort Spanish Point (so genannt, weil hier 1588 mehrere Schiffe der spanischen Armada havarierten) halten wir für einen Fotostopp, um den weitläufigen Strand aufzunehmen.
  • Ein Highlight der Küste sind die Klippen von Moher, die jedoch touristisch völlig  kommerzialisiert sind und sicherlich unbeabsichtigt Fragwürdigkeiten von Massentourismus, touristischer Geschäftsmodelle, Tourismuspolitik demonstriert. Kreideklippen von Rügen sind gegen die Klippen von Moher eine vergleichsweise ruhige Region. Allein 25-30 Busse parken hier gleichzeitig.  
  • Die weitgehend nackte Karstlandschaft des Burren-Nationalpark vermittelt spröden Charme. Für Feinheiten seltener Wildblumen und Kräuter haben wir kein Auge, weil es gerade jetzt kräftig regnet. Bei strömendem Regen schauen wir uns immerhin den ca. 4000 Jahre alten Poulnabrone-Dolmen an, der als bekanntester Dolmen Irlands gilt.
  • Auf der Weiterfahrt endet der Regen und in Kilfenora scheint bereits wieder die Sonne. Der Ort mit knapp 200 Einwohnern verdient aufgrund einer auf ein Kloster des 10. Jahrhunderts zurückgehenden Kirchenruine sowie mehrerer alter Hochkreuze und Grabplatten Beachtung. Ein Kuriosum dieser Kathedrale ist der Sachverhalt, dass dieser Kathedrale kein eigener Bischof zugeordnet ist und darum direkt dem Papst untersteht, weshalb Papst Benedikt (Ratzinger) persönlich vor Ort war. Vor der Besichtigung stärken wir uns zunächst im Pub des Ortes. Wir staunen, welche Portionen und Mengen an Alkohol der überwiegende Teil unserer Mitreisenden in der Mittagszeit als "Kleinigkeiten" bewältigt, ohne anschließend todmüde umzufallen oder beim abendlichen Dinner Schwächen zu zeigen.
  • Entlang der Atlantikküste erreichen wird die quirlige Universitätsstadt Galway im gleichnamigen County Galway, in der uns ein kräftiger kurzer Regenschauer Schutz suchen lässt. Nach dem Schauer unternehmen wir einen einstündigen Rundgang durch die City bis zur großen neuzeitlichen Kathedrale, deren Mischung historischer mit modernen Elementen wir als gelungen werten.
  • Wenige Kilometer weiter befindet sich im kleinen Küstenort Furbo das Connemara Coast Hotel, unsere Unterkunft für zwei Nächte. Ausstattung und Komfort des Hotels sind sehr erfreulich. Von unserem geräumigen Zimmer blicken wir durch bodentiefe Fenster auf einen gepflegten Garten und die Atlantikküste.  
    • Am Bad gibt es fast nichts auszusetzen. Die Tür schließt ohne zu klemmen, das Waschbecken und die barrierefreie Dusche sind mit Mischbatterien ausgestattet, die bisher fehlten und im Bad bestehen ausreichende Ablagemöglichkeiten. Allerdings vermissen wir auch hier Aufhängevorrichtungen für Handtücher im Bad.
    • Das Internet ist zwar schnell, aber es ist nicht stabil und setzt immer wieder aus.
    • Das Dinner ist o.k., aber im Lake Hotel war die Küche besser. Gruppen werden in einem eigenen Raum platziert. Obwohl Gruppen sich vor allem aus Senioren zusammensetzen, ist es in dem Raum so laut  wie im Speisesaal einer überfüllten Jugendherberge.
    • Das Frühstück fällt typische britisch aus und wäre o.k., wenn die Frau nicht eine ärmliche Brotkultur beklagen würde, der Obstsalat nicht fast ausschließlich aus Melone bestände und der Kaffee etwas stärker wäre. 
    • Positiv anzumerken sind die nette Bar des Hotels, gepflegte Außenanlagen, eine attraktive Terrasse mit Ausblick auf den Atlantik und die Landschaft, freundliches Personal.

 
03.09.2024: Ring of Kerry 2: Dingle-Halbinsel (170 km)
 
Inch Beach, Dingle-Halbinsel Hafen von Dingle Gallarus-Oratorium (frühchristliches Beethaus), 7. Jh.
 
Beschreibung Studiosus: Dingle-Halbinsel - Blau, grün, weiß 
Dem "Song for Ireland", untermalt vom Atlantikwind, lauschen wir am Inch Beach auf der Halbinsel Dingle. Im Hafenstädtchen Dingle weiß Ihre Reiseleiterin, wo es den besten Räucherlachs gibt. Den lassen wir uns auf der Fahrt rund um die Landspitze Slea Head beim Picknick schmecken. Doch erst mal erwarten uns sägezackenartige Klippen, Bienenkorbhütten und Schafe, die weiße Tupfer auf grünen Wiesen setzen. Wie man die Wollknäuel auf vier Beinen zusammenhält, zeigt uns Schäfer Gabriel mit seinen Hunden. Und im Gallarus-Oratorium tauchen wir in die Anfänge des irischen Christentums ein.   

Unser Bericht - Fotoserie
Beim morgendlichen Start zur Rundfahrt auf der Dingle-Halbinsel des Ring of Kerry ist es heute kühl und feucht. Über den Tag bestätigt irisches Wetter: Wenn man die Berge sieht, wird es gleich regnen. Wenn man die Berge nicht sieht regnet es bereits. Zwischen zahlreichen kurzen Schauern reißt die Wolkendecke auf und lässt ab und zu ein paar Sonnenstrahlen durch. Die Temperatur von 15 bis 17 Grad fühlt sich vor allem in Küstennähe wegen des Winds deutlich kühler an. Insgesamt haben wir jedoch Glück. Meistens regnet es während der Busfahrten und bei unseren 9 Stopps legt er Pausen ein. Einige Stopps dienen nur kurzen Pausen zum Fotografieren an Aussichtspunkten. Nachfolgend beschrieben sind nur Stopps mit Aufenthalten:
  • Am Inch Beach bieten sich bei Ebbe und einigen sonnigen Spots großartige Fotomotive.
  • Hauptort der Dingle-Halbinsel ist die gleichnamige Kleinstadt Dingle, in der wir jeweils am Morgen und am Nachmittag Pausen einlegen. 
  • Hinter Dingle nehmen wir an der Vorführung eines Schäfers teil, der vorführt, wie er mit seinen Hütehunden und einigen Schafen arbeitet.
  • Etwas weiter nach Westen stoppen wir an einem Gelände, in dem einige seit der Eisenzeit bis zur frühchristlichen Zeit genutzten Bienenkorbhütten erhalten sind.
  • Am Slea Head, westlichster Punkt der Halbinsel, stoppen wir mehrmals für Fotoaufnahmen der Küste sowie für ein Picknick mit Räucherlachs, Cheddar, Brot und Cider.
  • Ein weiterer Stopp gilt dem Gallarus Oratory, ein im 7./8. Jahrhundert in steinzeitlicher Trockenmauertechnik errichteter frühchristlicher Kraggewölbebau. Diese Art des Gewölbebaus wurde u.a. bereits für Megalithanlagen in der Bretagne und für Tholos-Gräber in mykenischer Kultur genutzt, die wir auf vorhergehenden Reisen besichtigt haben.
 
 
02.09.2024: Ring of Kerry 1: Iveragh-Halbinsel (170 km) 
 
Küste bei Waterville Sneem Fluss Sneem
 
Beschreibung Studiosus: Ring of Kerry - goldgelb und granitgrau
Oben grüßen Wolken und Berge, unten lauern Klippen und Wellen, während wir uns auf dem Ring of Kerry durch die Landschaftsidylle schlängeln. Dazwischen keltische Steinforts und weite Buchten mit goldgelben Stränden. Herrliche Fotomotive! Dazu malerische Orte wie Waterville und Sneem, eine perfekte Runde!

 
Unser Bericht - Fotoserien: Ring of Kerry 1 - Private Dinner im Hotel
Die Panoramaküstenstraße Ring of Kerry erstreckt sich über drei Halbinseln. Die mittlere Iveragh-Halbinsel fahren wir heute gegen den Uhrzeigersinn ab. Für Busse ist diese Fahrtrichtung vorgeschrieben. Das Passieren von PKW's in Gegenrichtung erfordert Vorsicht und manchmal auch Rangieren. Am Morgen ist der Himmel bedeckt bei 13 Grad, aber es bleibt trocken. Ab mittags setzt sich sonniges Wetter mit bis zu 20 Grad durch. Die Rundfahrt unterbrechen Zwischenstopps mit kurzen Spaziergängen:
  • Auf dem ersten Zwischenstopp besichtigen wir das Freilichtmuseum Kerry Bog Village mit Häusern des 18./19. Jahrhunderts, die Eindrücke der ehemaligen Armut in Irland vermitteln. Bei der durch Kartoffelfäule ausgelösten Großen Hungersnot von 1845-1849 starben ca. eine Millionen Menschen bzw. 12 % der Bevölkerung. 1,5 Millionen Menschen emigrierten, überwiegend in die USA. Obwohl Irland seit 1541 unter englischer Herrschaft stand, überließ englische Politik Irland seinem Schicksal, was im Ergebnis die irische Unabhängigkeit bewirkte.
  • Der nächste Stopp an einem Aussichtspunkt ist wegen der Bewölkung nicht ergiebig.
  • Interessanter ist ein Stopp im Dorf Waterville. Spätestens hier wird deutlich, dass der Ring of Kerry eine Touristenroute ist. Ca.10 Busse parken gleichzeitig in einem Dorf mit ca. 500 Einwohnern. Mehrere hundert, überwiegend deutsch sprechende Busreisende spazieren fotografierend und posend entlang der von Pubs, Restaurants, Cafés, Bars, Shops gesäumten Küstenstraße. 
  • Hinter Waterville bietet die Route der Küstenstraße spektakuläre Ausblicke. Landseitig passieren wir eisenzeitliche Ringfestungen, die ohne genauere Betrachtung nur en passent Erwähnung finden.
  • Im touristisch aufgepimpten Dorf Sneem steppt endgültig der Bär. Die Bebauung der Dorfstraße besteht nahezu ausschließlich aus bunten Häusern mit Gastronomien und Shops, in denen sich Touristen beinahe stapeln. Ähnliche Kulissen kennen wir in Schottland nur in den ebenfalls touristisch geprägten Ortschaften Portree, Insel Skye, und Tobermory, Insel Mull. In einer Nebenstraße werden wir auf ein Imbisszelt mit der Aufschrift Bratwurst und Currywurst aufmerksam, in dem ein geschäftstüchtiger Deutscher deutsche Touristen abfischt. Soviel Originalität verdient Honorierung. Die Currywurst ist akzeptabel, aber über den Preis von 7 € inkl. Brötchen sollte man besser nicht nachdenken.
  • Ab Sneem verlässt unser Bus die Küstenstraße in Richtung der bis zu 1000 m hohen Bergkette im Hinterland, in dem der Killarney-Nationalpark liegt. Dieser durch eine einsame Bergwelt führende Abschnitt der Route erinnert stark an Routen in den Highlands Schottlands. Auf einem Pass der Route liegt der Aussichtspunkt Ladies View (Damensicht), der einen Ausblick auf die drei Seen des Nationalparks bietet. Die Aussicht soll 1861 bereits Hofdamen der eigenwilligen Königin Victoria entzückt haben, was unsere Reiseleiterin motiviert, eine Runde Damenschnaps anzubieten, den kaum ein Teilnehmer unserer Gruppe auslässt, außer uns.
  • Letzte Station der Rundfahrt ist kurz vor Killarney zwischen den beiden unteren Seen die Anlage des neuzeitlichen Muckross-House auf einer kleinen Halbinsel. Aus der Anlage ging Killarney-Nationalpark hervor. Das 1843 gebaute Muckross-House und seine Gartenanlage sind in der Gegenwart um mehrere touristische Einrichtungen erweitert, die zahlreiche, mit Bussen und PKWs anreisende Besucher anziehen. 
Bei Rückkehr zum Hotel gegen 16:45 Uhr lädt das schöne Wetter zu einem kurzen Spaziergang hinter dem Hotel zur Ruine einer kleinen Burg des 12. Jahrhunderts am See Lough Leane ein, ehe wir die Besichtigungstour auch ohne Wanderung mit einem Wanderbier auf der Terrasse des Hotels ausklingen lassen.
 
Da das Studiosus-Programm heute kein Gruppen-Dinner vorsieht, haben wir am Morgen vorsorglich im Restaurant des Hotels reserviert. Der Restaurantleiter führt uns zu einem Tisch mit schönem Ausblick zum Lough Leane im Killarney-Nationalpark und verwickelt uns dabei in ein in Irland bei Kontakt mir Fremden typisches Gespräch über unsere Herkunft. Die traditionelle Gesprächseröffnung wird mit einer aus historischen Clan-Strukturen resultierenden rituellen Gewohnheit erklärt. Wenn Fremde aufeinandertreffen, versuchen sie zunächst zu ermitteln, wer zu welchem Clan gehört und ob clanmäßige Verbindungen zu finden sind, wie verwickelt sie auch sein mögen. Wenn Verbindungen gefunden oder konstruiert werden können, leiten Iren daraus freundliche Beziehungen ab und schließen Feindschaft aus. Wie auch immer es sein mag, das Menü fällt inkl. üppigem Sortiment von Broten mit Aufstrichen und einem Gruß aus der Küche trotz moderater Preise sehr erfreulich aus und widerlegt Ansichten der Frisörin unseres Vertrauens. Evelyn interessiert sich bei jedem Besuch für anstehende Reiseaktivitäten. Als Irland-Expertin stattete sie uns beim letzten Besuch mit Tips aus und empfahl bezüglich irischer Küche, dass wir uns auf ausschließlich einfache und derbe Gerichte einstellen sollen.
 
 
01.09.2024: Reise nach Killarney im County Kerry via Insel Garinish (190 km),  3 Übernachtungen The Lake Hotel (4*)
 
Pub Jack's Restaurant in Glengariff Insel Garinish Garden Insel Garinish Garden
 
Beschreibung Studiosus: Blütenpracht auf Garinish
Der Golfstrom sorgt für prima Klima in der Grafschaft Cork. Deshalb blüht es auf der Garteninsel Garinish, die wir im Boot erreichen, auch wie am Mittelmeer. Unterwegs posieren die Kegelrobben auf den Felsen für uns. Im schönsten Spätnachmittagslicht fahren wir per Bus auf spektakulärer Strecke nach Killarney. Drei Übernachtungen in einem schönen Hotel am See.

  
Unser Bericht - Fotoserien: Killarney - The Lake Hotel
Heute müssen wir auf Sonnenschein verzichten, aber die Temperatur liegt um 20 Grad. Auf dem letzten Abschnitt der Etappe fallen während der Busfahrt ein paar Regentropfen. Am Abend regnet es kräftig. Mittags entern wir nach 3-stündiger Busfahrt nicht gleich das Boot zur Insel Garinish, sondern werden von der Reiseleiterin unabgestimmt in Glengariff in einen ziemlich lausigen Pub gelotst, um dort "eine Kleinigkeit" zu essen und etwas zu trinken. Während wir uns überrumpelt fühlen, scheint den meisten Reiseteilnehmern der Zwischenstopp zu gefallen. Sie ordern durchweg größere "Kleinigkeiten", wie z.B Fish and Chips. Die Frau trinkt nur einen Kaffee, der Mann ordert Clam Chowder und ein local Beer. Clam Chowder sollte eine Muschelsuppe sein. Tatsächlich sind keine Muscheln zu entdecken, sondern kleine Stücke Fisch. 

Die Bootsfahrt zur Insel Garinish ist nur kurz. Die Insel kaufte der Geschäftsmann Annan Bryce 1910 vom Staat und ließ vom damals renommierten englischen Gartenarchitekten Harold Peto einen englischen Garten im Stil des frühen 20. Jahrhunderts anlegen. Dazu mussten Schiffsladungen mit Muttererde und Torf zur felsigen Insel transportiert werden. Der Garten ist durchaus sehenswert und abwechslungsreich, aber pseudo-historische Tempelchen dekorieren ihn mit romantischem Kitsch, dem wir nichts abgewinnen können. Der nicht besonders große Garten ist bei gemütlichem Tempo in 45 Minuten abgegangen.

Auf der Weiterfahrt zum Tagesziel in Killarney machen wir erste Bekanntschaft mit der grandiosen Landschaft des County Kerry, das wir in den beiden nächsten Tagen ausführlicher kennenlernen werden. Killarney ist das Zentrum und touristischer Hotspot der Küsten-Panaromastraße Ring of Kerry und vielleicht der Höhepunkt des Wild Atlantic Way an der irischen Westküste, der viele Touristen anzieht und auch uns nach Irland gelockt hat. Da High Season zum Glück vorbei ist, erwarten wir kein Gedränge. In Killarney übernachten wir 3x im angenehmen The Lake Hotel, das zu Recht mit 4* eingeordnet ist. Allerdings vermissen wir auch hier eine Mischbatterie am Waschbecken sowie Haken für Handtücher und die Tür zum Bad klemmt ebenfalls. Das Hotel liegt am östlichen Rand des Killarney-Nationalparks (Nationalpark-Seite engl.) am See Lough Leane, einer von drei Seen des Nationalparks. Während wir das Dinner des ersten Abends und auch das Frühstück ohne Einschränkungen nur loben können, langweilen uns Selbstdarstellungen in Tischgesprächen an Gruppentischen.
 
 
31.08.2024: Reise nach Clonmel (230 km) im County Tipperary, Übernachtung im Hotel Minella (4*)
 
Glendalough in den Wicklow Mountains Historische Klostersiedlung Glendalough in den Wicklow Mountains Wanderung in den Wicklow Mountains Rock of Cashel Rock of Cashel Ausblick am Rock of Cashel
 
Beschreibung Studiosus: Rock of Cashel – hoch und heilig 
Hinter den Kuppen der Wicklowberge erinnert Ihre Reiseleiterin in der Klosterruine von Glendalough (Tal zweier Seen) an das Wirken des heiligen Kevin. Deutlich lebhafter geht‘s im Städtchen Kilkenny bei unserer Runde durch die mittelalterliche Stadtkulisse zu. Nachmittags erobern wir den Rock of Cashel, auf dem Feen und Geister, keltische Könige und christliche Bischöfe regierten.

Unser Bericht: Wicklow Mountains, Kilkenny, Rock of Cashel, Hotel Minella
 
Wicklow Mountains - Fotoserie
Bei heute sommerlichem Wetter mit bis zu 23 Grad beginnt der Tag gleich mit mehreren Highlights in den Wicklow Mountains.
  • Die Wicklow Mountains wecken starke Erinnerungen an Schottlands Highlands.
  • In den Wicklow Mountains empfinden wir die im 6. Jahrhundert vom heiligen Kevin im Tal von Glendalough gegründete Klosterruine als einen Magie ausstrahlenden Ort.
  • Um einen der beiden Seen von Glendalough unternehmen wir eine kurze Wanderung in einer Landschaft, die uns in die westlichen schottischen Highlands versetzt.
Kilkenny - Fotoserie
Über die Mittagszeit machen wir Pause in Kilkenny. Der Ort mit mittelalterlicher Stadtkulisse am River Nore hat sich um das Kilkenny Castle entwickelt und ist in der Gegenwart ein völlig überlaufener touristischer Hotspot.
 
Rock of Cashel - Fotoserie
Auf der Weiterfahrt zum Tagesziel begeistert uns der Rock of Cashel, eine Festung auf einem Hügel, die seit dem 4. Jahrhundert Clansitz und später Sitz der Könige von Munster sowie Sitz von Erzbischöfen war. 
 
Hotel Minella - Fotoserie
Wir übernachten im Hotel Minella in Clonmel (Fotoserie). Das Haus, dessen Atmosphäre und Lage sowie das Zimmer mit Ausblick zum River Suir gefallen uns. Während das Internet einwandfrei funktioniert, hat das Bad einige größere Schwächen, die für ein Hotel mit 4* völlig inakzeptabel sind. Der Service ist sehr freundlich. Dinner und Frühstück sind ebenfalls zu loben. Wenig gut gefällt uns, dass das Dinner in einem relativ überschaubarem Gruppenraum serviert wird, in dem es so lebhaft wie in einer Jugendherberge zugeht. Ein besonderer Knüller ist das Dessert, zu dem ein Dessertwagen mit einer Auswahl von 6-8 Desserts an den Tisch gerollt wird und die verantwortliche Mitarbeiterin das Angebot marktschreierisch ausruft, wie wir es ähnlich aus Pubs kennen, wenn im Restaurantbereich ein Tisch frei wird.
 
 
30.08.2024: Überraschungen, Frühstück & Besichtigungen in Dublin - Fotoserie
 
St. Patrick's Cathedral Francis Bacon, Kneeling Figure, Back View, 1983 James Jouyce State, North Earl Street Kunde der Buchhandlung Sweny's (Pharmcy bei J. Joyce), Lincoln Place
 
Beschreibung Studiosus: Amazing Dublin
Verschlafen und verstaubt war gestern – die Boomtown Dublin präsentiert sich putzmunter und blank poliert. Auf unserer Citytour geht’s in die ehrwürdige St.-Patrick's-Kathedrale genauso wie ins Trendviertel Temple Bar. Am Ufer des Liffeys sehen wir, wie das alte Dublin allmählich einer gläsernen Bürostadt weicht, und am Merrion Square fotografieren wir eifrig die bunten Haustüren. 60 km. Der Nachmittag gehört Ihnen! Im Trinity College lockt das legendäre Book of Kells, die Geschichte der irischen Auswanderung im großartigen EPIC Irish Emigration Museum. 
 
Unser Bericht
Am Morgen begrüßt uns klares, aber auch frisches Wetter. Ohne Einschränkungen könnte der Tag kaum besser beginnen:
  • Von der sehr schwergängigen Wasserspülung der Toilette des Zimmers bricht der Hebel der Wasserspülung ab, was wir natürlich der Rezeption melden, die mit "no problem" reagiert. Kommt das regelmäßig vor? Mal sehen, was passiert. Um die Wasserspülung zu nutzen, kann man den Deckel des Spülkastens abheben und den Schwimmer per Hand anheben. Bei der Rückkehr am Nachmittag ist der Schaden behoben, aber eine unsere beiden Zimmerkarten öffnen die Tür nicht mehr und müssen neu ausgestellt werden
  • Das Frühstück stimmt uns nicht glücklich (Note 3-4). Wer Obstsalat mag, muss ihn selbst zubereiten. Brauchbare Messer fehlen. Als Belag gibt es neben Süßkram nur Salami und 3 Sorten Käse. Auf dem zentralen Buffettisch liegt ein mehrere Kilo wiegender riesiger Braten, der nicht aufgeschnitten ist und Selfservice erfordert. Nichts für uns. Das Brot ist zum Abgewöhnen. Scones, Muffins und Schoko-Croissants brauchen wir morgens auch nicht. Aus einer am Tisch ausliegenden Karte kann zusätzlich Hot Breakfast nach britischer Art bestellt werden, was eher etwas für robuste Naturen ist.
 
Besichtigungen in Dublin
Um 9:00 Uhr fahren wir in der Gruppe per Bus zu einer Führung im Zentrum von Dublin. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung bis zur gemeinsamen Rückfahrt gegen 16:30 Uhr. Da die Zeit für Kommentierungen des Programms nicht ausreicht, sind hier nur Programmpunkte genannt:
 
 
29.08.2024: Flug Frankfurt-Dublin, Ankunft in Irland, 2 Übernachtungen im  Landhotel Summerhill House, Enniskerry - Fotoserie
 
Sinkflug nach Dublin Imbiss auf dem Flug Frankfurt-Dublin Gepäckhalle im Flughafen Dublin
 
Am Morgen läuft es fast wie 'geschmiert'. Um 5:30 Uhr geht der Wecker. Um 6:00 sitzen wir beim Frühstück im Hotel, um 7:00 fahren wir mit der Regionalbahn 11 Minuten zum Flughafen. 15 Minuten später sind das Gepäck aufgegeben und die Sicherheitskontrolle passiert. Lediglich der LH-Flug Frankfurt-Dublin startet mit 30 Minuten Verspätung um 10:55. 1:45 Std. später  landen wir in Dublin. Aufgrund der Zeitverschiebung von einer Stunde zeigt die Uhr High Noon. Das Wetter bietet Sonne und Wolken bei 19 Grad. So ähnlich lautet die Prognose für die nächsten Tage.  
 
Der Flug war relativ angenehm, was vor allem auch der Frau zu verdanken ist, die darauf bestand, dass der Mann Business Class fliegt, nachdem er sich auf dem letzten LH-Flug nach Spanien wegen des katastrophalen Sitzkomforts eine Thrombose eingehandelt hat. Die Business Class unseres Flugs ist keine echte Business Class, weil die Bestuhlung mit der Economy Class identisch ist, also hart und unbequem, aber der Mittelplatz bleibt pro 3er-Reihe frei und die Beinfreiheit ist komfortabel. Überraschenderweise wird sogar ein ordentlicher Imbiss auf ordentlichem Geschirr mit ordentlichem Besteck und einer größeren Getränkeauswahl serviert. Das Kabinenpersonal zeigt sich sehr bemüht und spricht Passagiere mit Namen an. Am Flughafen Dublin kommt mein Priority-Koffer schnell. Auf den zweiten Koffer warten wir ca. eine Stunde. Ob ein Zuschlag von 221 € gerechtfertigt ist, kann man diskutieren. Am Ausgang des Passagieren vorbehaltenen Bereichs erwartet uns Mike mit einem Studiosus-Schild. Er fängt 9 Teilnehmer von insgesamt 16 aus 3 Flügen ab. Gegen 13:30 Uhr sind alle 9 Teilnehmer eingetroffen. Mike führt uns zum wartenden Bus und verabschiedet sich.

 
Der Bus bringt uns in ca. einer Stunde zum charmanten Dorf Enniskerry ca. 20 km südlich des Zentrums von Dublin, das wir kurz vor 15:00 Uhr erreichen. Am Rand von Enniskerry wohnen wir die beiden ersten Nächte im Landhotel Summerhill House (4*) in einer parkartigen Umgebung. Öffentliche Räume im Erdgeschoss sind ziemlich gediegen eingerichtet. Der Stil der Einrichtung des schon etwas älteren Landhotels wirkt auf uns britisch konservativ. Unser Fall ist das nicht, aber unser Zimmer ist geräumig, gepflegt, ruhig, der Blick geht ins Grüne, die Matratzen sind komfortabel, das Internet arbeitet ordentlich. Steckdosen sind nur wenige zu finden, worauf wir mit unserem Equipment einschließlich Adapter vorbereitet sind. Armaturen im Bad sind britisch antiquiert. Handtücher sind gut. Dass sie keine Aufhänger haben, fällt kaum auf, weil Haken fehlen. 4* halten wir für ein Zimmer ohne Safe, Kühlschrank, Minibar für zu hoch gegriffen. Mit dem Hotel sind wir insgesamt zufrieden und vergeben die Note 2-3.

Um 19:00 Uhr trifft sich die Gruppe zum Abendessen erstmals vollzählig mit Reiseleiterin in der Bar mit einem Getränk auf Studiosus. Die Reiseleiterin ist fest Angestellte von Studiosus und führt in Europa seit mehr als 20 Jahren in Ländern von Großbritannien sowie in Wintermonaten in Asien. Das Dinner bietet jeweils eine Auswahl von drei Gerichten als Vorspeise, Hauptgericht, Dessert. Auf dem Tisch stehen Wasser und pro Gedeck ein Brötchen mit Butter bereit. Nach dem Essen werden Kaffee oder Tee angeboten. Das Dinner ist völlig okay. Vegetarier sind nicht vorgesehen. Da sich die Gruppe auf drei Tische verteilt, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen, ob oder wie homogen die Gruppe ist.
 
Anmerkungen zur Reisegruppe
Bei der obligatorischen Vorstellungsrunde zeigt sich eine internationale Zusammensetzung mit Vater und Sohn aus Wien, einem Luxemburger Ehepaar, einer Schweizerin und 11 Deutschen. 7 Teilnehmer sind jünger als wir und 7 Teilnehmer schätzen wir als älter ein. Der älteste Teilnehmer ist 82. Wir liegen in der Mitte. 10 Teilnehmer reisen als Paare und 6 Teilnehmer als Singles. 3 Teilnehmer sind Raucher. Eine Teilnehmerin ist strikte Vegetarierin, was in Irland kompliziert sein kann. Als Anti-Alkoholiker oder mit Smartphone-Sucht fällt kein Teilnehmer auf. 2 Teilnehmer scheinen jedoch colasüchtig zu sein. Unangenehm ist keiner der Teilnehmer, aber ungefähr die Hälfte der Gruppe (vor allem Frauen) ordnen wir als geschwätzig ein. Der Umgang miteinander ist freundlich und rücksichtsvoll.  
 
 
28.08.2024: Frankfurt am Main, Restaurant Bidlabu - Fotoserie
 
Die Anreise nach Frankfurt verläuft holprig. Am Hauptbahnhof Köln sind alle Fernzüge 10 bis 50 Minuten verspätet. Mit ca. 30 Minuten Verzug liegen wir im Mittelfeld, was uns ohne Anschlussverbindungen nicht schmerzt. Im gebuchten Hotel sind weder unsere aktuelle Reservierung noch unsere Mitgliedschaft der Steigenberger-Kette aufzufinden, die etliche Vorteile verschafft. Da wir eine Buchungsbestätigung vorlegen können, müssen wir nur kurz diskutieren.
 
Frankfurt Bankenviertel Restaurant Bidlabu, Kleine Bockenheimer Straße Restaurant Bidlabu
 
Für den Abend haben wir im Restaurant Bidlabu (ein Michelinstern) in der Kleinen Bockenheimer Straße reserviert. Den Hinweg gehen wir vom Hotel zu Fuß durch das abschreckende Frankfurter Bahnhofsviertel und das daran anschließende, auch nicht gerade charmante Bankenviertel (ca. 30 Minuten). Auf dem Rückweg vermeiden wir Banken- und Bahnhofsviertel und nehmen die S-Bahn ab Hauptwache. Wegen des warmen Wetters hat das eigentlich eng bestuhlte Bistro bis auf drei Ausnahmen Tische außerhalb der Räume in der schmalen Gasse der Kleinen Bockenheimer Straße platziert. Die Gasse ist nicht attraktiv. Wir entscheiden uns für einen der wenigen Tische innerhalb des Restaurants mit Blick zur Küche und zur Bar.
 
Gruß aus der Küche Restaurant Bidlabu Lachs, Fenchel, Orange & Avocado Fisch des Tages (Rotbarsch), Blumenkojln Dashi & Petersilie 2 mal Kalb, Sellerie, Pfifferlinge & Tomate Zucchini, Pfifferlinge, Bohne & Kürbiskern Pfirsich, Verbene, Himbeere & Radicchio Comté, Zwetschge & Früchtebrot Hauptwache Frankfurt
 
Das lebhafte Bistro serviert ausschließlich zwei Menüs mit 4 bis 7 Gängen, zu denen eine Weinbegleitung gewählt werden kann. Während das eine Menü Fisch- und Fleischgerichte vorsieht, ist das andere Menü vegetarisch ausgerichtet. Preise der Menüs sind identisch. Gerichte können aus beiden Menüs beliebig kombiniert werden. Das Konzept erlaubt für ein Restaurant dieser Klasse ein vergleichsweise günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir wählen 4 Gänge (84 €) inkl. Weinbegleitung (36 €), Wasser, Sekt, Espresso.

Restaurant, Menü, Weine, Service überzeugen uns ohne jede Abstriche vollständig. Bereits der Gruß aus der Küche setzt Maßstäbe. Zum Gruß aus der Küche wird ein sensationelles Brot gereicht, nach dessen Herkunft wir uns erkundigen. Das als Pane Maggiore bezeichnete Brot backt die Bäckerei Schmid aus dem Raum Stuttgart nach Tessiner Rezept aus Schweizer Ruchmehl. Nachfolgende Gerichte des Menüs bieten eine Abfolge von Höhepunkten, wie wir sie sonst nur in deutlich höherpreisigen Restaurants erleben. Begleitende Weine sind sorgfältig ausgesucht und harmonieren perfekt. Der professionelle Service agiert ohne Hemdsärmeligkeit charmant zugänglich. Nach diesem denkwürdigen Auftakt hoffen wir auf eine ähnlich denkwürdige Reise.

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