Im Frühjahr diesen Jahres wieder aufgelebte Tradition von Reisen an die Pfälzer Weinstraße setzen wir mit einer Sommerreise fort und wohnen erneut für zwei Wochen oberhalb von Bobenheim am Berg im Ferienhaus Blaue Villa Pfalz (Reisetagebuch 30.05.-13.06.2024: Frühjahrsreise nach Bobenheim). Durch bodentiefe Fenster des hochwertig, sachlich, funktional eingerichteten Ferienhauses und von dessen Terrasse am bewaldeten Hang des Leininger Sporns (Karte), eine Abbruchkante im Nordosten des Pfälzerwalds, beeindruckt ein Panorama, das bei klarer Sicht über die oberrheinische Tiefebene bis zum Odenwald reicht. Die Entstehung der Landschaft, Besonderheiten Pfälzer Lebensart und Hüttenkultur des Pfälzerwaldes beschreiben Kapitel am Endes des Posts im Überblick.
24.08.2024: Ausflug nach Ludwigshafen zum Besuch des Wilhelm-Hack-Museums - Fotoserie
Unseren Ausflug nach Ludwigshafen motiviert ein Besuch des Wilhelm-Hack-Museums, den ein separater Post beschreibt: Poesie der Elemente im Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
Ludwigshafen hängt der zweifelhafte Ruf an, die hässlichste Stadt Deutschlands und eine der hässlichsten Städte in Europa zu sein. Dieser Ruf macht die Stadt zu einer Sehenswürdigkeit, zu der das Stadt-Marketing bis zum Vorjahr eine Führung „Germany’s Ugliest City Tours“ gefördert hat (WELT, 8.12.2023: Eine Tour durch die „hässlichste Stadt in Deutschland“). Die Stadt strebt einen Image-Wandel an und fördert seit 2024 die „Germany’s Ugliest City Tours“ nicht mehr (Standard, 27.04.2024: Ludwigshafen will nicht mehr die "hässlichste Stadt Deutschlands" sein), aber die Tour lebt dank des anarchischen Kunst-Organisators Helmut van der Buchholz (SWR: Organisator will weitermachen, Internetauftritt Helmut van der Buchholz).
Über Schönheit kann man bekanntlich streiten. Schönheit liegt im Auge des Betrachters, soll bereits der antike griechische Historiker Thukydides vor fast 2500 Jahren festgestellt haben. Da wir unser Auto im Shopping Center Rhein-Galerie geparkt haben, beschränken sich eigene Eindrücke der Stadt auf einen Fußweg von 700 m zwischen dem Shopping Center und dem Museum. Wir sind nicht zum Shoppen nach Ludwigshafen gefahren und sind auch keine Fans von Shopping Centern, aber Dimensionen mit 130 Geschäften und mehr als 40.000 qm Nutzfläche der unmittelbar am Rhein liegenden Rhein-Galerie sind durchaus beeindruckend. Die Architektur unter einem wellenförmigem Membrandach mit Bezug zum Wasser halten wir für gelungen (Fotos und Kurzbeschreibung: Union Investment Real Estate GmbH, Architekturbeschreibung DBZ 12/2010: Architektur Stahlbau, Ingenieur-Know-how und Stahlbaukompetenz).
Die Rheinpromenade bekommt Köln auch nicht besser hin. Lediglich der Blick auf das Altstadt-Panorama ist in Köln attraktiver. Das ist jedoch kein Verdienst zeitgenössischer Stadtplanung, sondern ein historisches Geschenk.
Unser Weg von der Rhein-Galerie zum Museum führt durch die Bahnhofstraße, die auf diesem Abschnitt orientalisch-bunt auf eine aggressionsfreie Art geprägt ist, wie wir sie teilweise auch in Köln oder in Duisburg-Marxloh als kulturellen Gewinn wahrnehmen. Unsere spontanen Eindrücke wecken keine größere Sympathie für die Stadt, wir sehen viel Beton und Plattenbauten, aber als besonders häßlich fällt sie uns nicht auf und zu erkennen ist ein Bemühen um Attraktivität. Positiv hebt sich von der Umgebung der Lutherplatz an der ehemaligen Lutherkirche ab, von der nur noch der Turm erhalten ist, in dem ein Restaurant betrieben wird. Am Ort des ehemaligen Kirchenschiffes befindet sich die Brunnenanlage eines Lutherbrunnens, den Gernot und Barbara Rumpf unter Verzicht auf jeden Kitsch symbolhaltig als Denkmal gestaltet haben.
23.08.2024: Wanderung im Leininger Land ab Naturfreundehaus Rahnenhof - Fotoserie
Streusiedlungen in engen Tälern des Pfälzerwalds vermitteln im Leiningerland keinen Charme Pfälzer Weindörfer, sondern eher Anmutungen eines Pfälzer Outbacks. Attraktiver präsentiert sich das Naturfreundehaus Rahnenhof am Rand von Hertlingshausen, das 1969 nach Carlsberg eingemeindet wurde. Im Außengelände des Naturfreundehauses laden locker verteilte Sitzgruppen, ein Grillplatz und Spielplätze für Kindern zum Verweilen ein. Das Naturfreundehaus zieht vor allem Familien mit Kindern an. Mehrere große Parkplätze für Autos lassen ahnen, dass hier viel Betrieb sein kann, der heute überschaubar ist, aber wer Ruhe sucht, ist hier am falschen Platz. Das gastronmische Angebot des Naturfreundehaus nutzen wir erst nach der Wanderung im Außenbereich.
Ab dem Naturfreundehaus Rahnenhof sind fünf kürzere Rundwege markiert. Wir kombinieren die Wege Nr. 5 und Nr. 2 zu einem Rundweg von ca. 8 km Länge (2:40 Std. Gehzeit). Die Landschaft der Umgebung ist nicht spektakulär, aber abwechslungsreich. Highlights der Runde sind drei mit Sandsteinen als Brunnen eingefasste Quellen, von denen wir aber nur die Eckbachquelle sehen. Der Ebertsbrunnen und der Rödelsbrunnen liegen etwas abseits des Weges und erfordern zusätzliche kurze Abstecher, auf die wir verzichten, um Kräfte zu schonen. Die Eckbachquelle ist mit dem Ritterstein 286 markiert.
Als Rittersteine werden Sandsteinmarken des Pfälzerwaldes bezeichnet, die mit Gravuren der Bezeichnung und PWV für Pfälzerwald-Verein auf bemerkenswerte historische oder naturräumliche Örtlichkeiten hinweisen. Namensgeber der Rittersteine ist der ehemalige Forstdirektor und Gründungsvorsitzende des PWV Karl Albrecht von Ritter (1836–1917), der das Projekt der Aufstellung dieser Steine förderte. Angeregt wurden die Idee der Steinmarken vom Geologen und Heimatforscher Daniel Häberle (1864-1934), der u.a. den Landschaftsbegriff Pfälzerwald etablierte. Der Pfälzerwald-Verein organisiert und finanziert die Pflege der Rittersteine. Im Pfälzerwald sind insgesamt 308 Rittersteine dokumentiert. - Wikipedia: Liste der Rittersteine, Private Webseite: Liste und Karte der Rittersteine, Kuladig: Rittersteine im Pfälzerwald, Rheinpfalz: Steinerne Geschichtschreibung: Rittersteine im Pfälzerwald
22.08.2024: Bobenheim aktiv: Morgengymnastik, Einkäufe, Planung, störende Komplikationen des Alltags, versöhnender Abschluss
Aufgrund erzwungener Auszeit verkraften unsere Körper noch keine längeren Wanderungen im profilierten Gelände über mehrere Tage ohne regenerierende Pausentage. Die Betonung liegt auf noch. Gemäß Annahmen der Interdependenz von körperlicher und geistiger
Fitness sind wir davon überzeugt, dass sich mit aktivem Lebensstil viel
Positives für sich selbst bewirken lässt. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sich Fitness und damit Belastbarkeit verbessern und die Motivation verstärken, wenn wir im Rahmen individueller Möglichkeiten sowohl Ausdauer als auch Kraft der Rumpfmuskulatur sowie Beweglichkeit und Bewegungskoordination konsequent und systematisch trainieren. Intensität, Umfang, Art des Trainings sind keine Konstanten, sondern individuell variierende dynamische Variablen. Konsequent und systematisch bedeuten für uns:
- 3 bis 4 Trainingseinheiten pro Woche jeweils Walking oder Wandern plus Gymnastik sowie zu Hause zusätzliches Cardiotraining auf dem Fahrradergometer, und das nicht nur sporadisch oder zeitweilig, sondern als dauerhaftes Programm.
- Arten der Trainingsreize sind in sinnvollen Abfolgen zu variieren.
- Die Intensität von Trainingsreizen ist im Rahmen sich kontinuierlich ändernder individueller Grenzen zu variieren und an individuelle Ziele unter Berücksichtigung jeweils aktueller Levels der Fitness anzupassen.
Auf Autoreisen führen wir unsere Yogamatten mit und starten auch heute mit Morgengymnastik in den Tag (1:00 Std.). Anschließend haben wir ein gutes Gewissen, empfinden eine verbesserte Mobilität und steigern unser Wohlbefinden. Unsere kühlende Windmaschine kann seit zwei Tagen untätig bleiben, aber ab morgen sind steigende Temperaturen angekündigt.
Nach erledigten Einkäufen in Grünstadt sieht unsere heutige Agenda verschiedene Planungen vor:
- Auswahl und Vorbereitung von Aktivitäten der beiden nächsten Tage,
- Reservierung der Blauen Villa für 2025 (6.07.-19.07.2025 ist reserviert!),
- Buchung einer Übernachtung in Frankfurt vom 28. auf den 29.08.2024 vor dem Flug nach Irland.
Die Frankfurt-Buchung stellt sich erneut als eine unglückliche Verkettung eigentlich unabhängiger Sachverhalte dar und provoziert einige Aufregung über menschliche Unzulänglichkeiten beim Ersatz menschlicher Dienstleistungen durch technologischen Fortschritt:
- Der Irlandflug startet planmäßig am 29.08.2024 um 10:25 Uhr in Frankfurt. Da wir am Tag vorher online einchecken können, die Gepäckabgabe kein Anstellen am Schalter erfordert und der ICE von Köln zum Flughafen eigentlich nur eine Stunde benötigt, könnten wir problemlos am Morgen anreisen, wenn nicht zur Zeit umfangreiche Sanierungsmaßnahmen der DB auf dieser Strecke stattfinden würden. Züge nach Frankfurt werden auf überlastete Strecken des Rheintals umgeleitet und verkehren nur bis Frankfurt HBF, von wo wir eine S-Bahn zum Flughafen nehmen müssen. Die Reisezeit verlängert sich planmäßig auf ca. 4 Stunden, aber erfahrungsgemäß wird bei der Bahn jede Planung schnell zu Makulatur. Ohne Pufferzeit müssten wir zu Hause um ca. 5 Uhr aufbrechen. Um diese Zeit verkehrt kein Bus, d.h. wir müssten ein Taxi nehmen. Hinzu kommen die üblichen Unsicherheiten der DB. Klüger scheint uns zu sein, am Vortag nach Frankfurt anzureisen und dort zu übernachten.
- Die Steigenberger-Kette bietet aktuell bahnhofsnahe Intercity-Hotels (4*) zum Summer Special Preis mit 40 % Rabatt für Mitglieder an. Wir sind Mitglieder, buchen online ein Doppelzimmer Superior und freuen uns über den Preis von 95,80 € inkl. Frühstück, aber wir freuen uns zu früh. Im Gegenteil beginnt jetzt Ärger.
- Die Buchungsbestätigung zeigt nicht die eingegebenen Daten, sondern vom System vorgeschlagenen Daten 25. bis 26.08.2024 und diese nur für eine Person. Eingaben wurden offensichtlich nicht übernommen. Bedingungsgemäß weist die sofortige Stornierung der Buchung eine Stornogebühr von 85,90 € aus, weil der Zeitraum zwischen Buchung und Reservierung nicht größer als 3 Tage ist.
- Gegen die Stornogebühr protestiere ich umgehend per E-Mail. Da völlig unsicher ist, ob und wann jemand diese E-Mail liest, versuche ich anzurufen. Telefonische Kontakte scheinen unerwünscht zu sein. Das Buchungsportal weist keine Telefonnummer offen aus. Gesetzlich ist das Impressum zur Angabe von Kontaktdaten verpflichtet. Die eingetragene Telefonnummer erweist sich als ungültig. Recherchen ermitteln eine Telefonnummer des Hotels in Frankfurt. Nach üblichen enervierenden Warteschleifen-Spielchen meldet sich endlich eine Mitarbeiterin, aber das schwache Netz in Bobenheim stört die Verbindung bis zur Unverständlichkeit. Auf der Außenterrasse gelingt die Kommunikation einigermaßen. Die Mitarbeiterin ist bemüht und versteht das Problem. Telefonisch lässt sich eine neue Reservierung zu den relevanten Daten veranlassen. Telefonisch kostet die Buchung 99,04 €. Der Preis von 95,80 € gilt nur für Internetbuchungen. Da Internetbuchungen kein Vertrauen rechtfertigen, schlucken wir diese Kröte. Auf die Stornogebühr von 85,90 € hat die Mitarbeiterin keinen Einfluss, aber sie sichert zu, den Vorgang an Vorgesetzte weiterzuleiten.
- Ca. 30 Minuten später wird nach zweistündiger Aufregung die kostenfreien Stornierung der fehlerhaften Buchung bestätigt.
Heute benötigen wir viel Wein, aber Irritationen halten uns nicht von der Zubereitung unseres Dinners ab. Wie schon gestern ist unser Hauptgericht heute und auch morgen ein Hirtenmaccheroni Pfälzer Art nach Phantasierezept mit Rügener Kreidenudeln als Beilage, ein Geschenk von Freunden. Pfälzer Riesling begleitet das Menü. Vorspeise, Käsedessert und Espresso komplettieren das Menü.
21.08.2024: Ganerbenweg ab Lindemannsruhe (ohne Bismarckturm) über Weisenheimer Hütte am Ungeheuersee - Fotoserie
Der zertifizierte Premiumwanderweg Ganerbenweg (markiert mit schwarzer Waldaxt auf gelbem Hintergrund) führt in voller Länge von 10,4 km über den Bismarckturm, den wir bereits am 17.08. auf dem Peterskopf besucht haben und heute auslassen (Flyer Ganerbenweg, PDF). So verkürzen wir den Rundweg auf ca. 7 km. Ungefähr auf halber Strecke treffen wir am Ungeheuersee auf die Weisenheimer Hütte, die von Mai bis Oktober neben sonntags zusätzlich auch mittwochs geöffnet ist. Die Hütte lassen wir selbstverständlich nicht aus.
Die Bezeichnung Ganerbenweg bezieht sich auf die altdeutsche Rechtsform der Ganerbschaft, zu der wir recherchiert haben:
- Ganerbschaft bezeichnet als altdeutsche Rechtsform des Erbrechts ein Erbe, bei dem jedem der Ganerben das gesamte Vermögen gehörte, über das die Ganerben aber nur gemeinsam verfügen konnten. Ein solches Konstrukt erhielt vor allem Familiengüter wie Burgen oder Schlösser ungeteilt als Ganzes. Der Ursprung dieser Rechte ist unbekannt. Generell beruht altdeutsches Recht auf mündlich überliefertem germanischem Stammesrecht; gân bedeutete im Althochdeutschen gemeinsam, mitlaufen. Nach heutigem Recht entspricht die Ganerbschaft einer Gesamthandsgemeinschaft bzw. Erbengemeinschaft.
- Laut Pfälzer Heimatforscher Otto Gödel gehörte Weisenheim am Berg im Mittelalter einer Waldgenossenschaft als Ganerben (Die Waldgeschichte (Ganerbenwald), PDF, 14 Seiten). Die Ganerbschaft besaß Forstrechte und stellte den Förster. Jagdrechte besaßen im Weisenheimer Ganerbenwald jedoch die Grafen des Hauses Leiningen. 1814 ging der Besitz der Weisenheimer Ganerben an den bayerischen Staat. Ab 1823 wurde Weisenheim Sitz der kommunalen Revierförsterdienststelle. Forsthaus war das heutige Hotel und Restaurant Admiral.
Wir starten am Wanderparkplatz auf der 469 m hohen Passhöhe Lindemannsruhe, die nach dem gleichnamigen Forsthaus Lindemannsruhe auf der Passhöhe benannt ist. Der Wanderweg ist gut markiert und komfortabel zu gehen. Auf dem Abschnitt zur Weisenheimer Hütte passieren wir eine Reihe von Sehenswürdigkeiten:
- Der Weg verläuft über ca. einen Kilometer entlang einer als Teufelsmauer bezeichneten, nach Osten steil abfallenden verstreuten Felsformation.
- Auf etwa halber Strecke steht die 1595 errichtete Grenzmarkierung Leininger Grenzstein, die die Grafen von Leiningen-Hardenburg aufstellen ließen.
- Wenig später erreichen wir das Grenzdenkmal Suppenschüssel. An dem Felsblock fand vom 12. bis zum 18. Jahrhundert die Abschlussbesprechung der Grenzbegehung der Weisenheimer Ganerben und Verwaltern der Leininger Grafen mit Umtrunk statt.
- Der Abstieg zum Ungeheuersee beginnt an der Felsformation Krumholzer Stuhl, ein von Römern im 2./3. Jahrhundert genutzter Steinbruch, der den Ganerben als Grenzmarkierung diente.
- Im Tal treffen wir auf den von Legenden umrankten Ungeheuersee, der im ausgehenden Mittelalter als Viehtränke angelegt wurde.
Nach 1:20 Std. erreichen wir die Weisenheimer Hütte am Ungeheuersee und rasten dort ca. 30 Minuten, ehe wir den etwas kürzeren ca. einstündigen Rückweg antreten. Nach der Wanderung sind wir uns einig, dass diese Runde optimal für unser aktuelles Leistungsniveau und an Attraktivität kaum zu überbieten ist. Der Ganerbenweg vermittelt großes Vergnügen und motiviert zur Rückkehr. Für das nächste Jahr nehmen wir uns die komplette Runde inkl. Bismarckturm vor.
20.08.2024: Bobenheim aktiv, Once in a Blue Moon - Fotoserie
Aufnahmen ohne Stativ mit Belichtungsautomatik, nachbearbeit mit Adobe Lightroom Classic 13.5
iPhone SE 2: Vollmond 19.08.2024, Aufnahmezeiten 21.09 Uhr und 21:17 Uhr Panasonic DC-GX9, LUMIX G Vario PZ 45-175,
Vollmond 20.08.2024, Aufnahmezeit 21:59 Uhr
Am Abend 19.08. erblicken wir über dem östlichen Horizont ein hell leuchtendes, wahrnehmbar in Richtung Süden bewegendes großes kugelförmiges Objekt, das an einen leuchtenden Ballon denken lässt. Bei genauerer Betrachtung erkennen wir den Vollmond. Welcher Effekt ihn so riesig wirken lässt, ist eine Frage, die als Mondtäuschung diskutiert wird und physikalisch nicht abschließend geklärt ist. Medien berichten, dass in der Nacht von Montag auf Dienstag ein Supermond zu sehen war, der mit Erdnähe der Mondumlaufbahn erklärt wird. Selbst die gewöhnlich seriös berichtende FAZ schließt sich an: Ein seltenes Mondspektakel. Helligkeitsschwankungen durch variierende Abstände der Mondumlaufbahn erklären das Phänomen jedoch nur unvollständig. Der 20.08. ist am Abend nicht völig klar, aber der Mond ist erneut deutlich größer zu sehen als gewöhnlich, jedoch kleiner als am Vorabend. Spontane Aufnahmen aus der Hand mit einem iPhone und einer Panasonic-Kamera erzeugen mit Belichtungsautomatik zwangsläufig unscharfe Bilder.
Mit dem Mondphänomen konnotierende Erklärungen verbuchen Wissenschaften als Esoterik. Dass Vollmond unseren Schlaf stört, können wir nicht bestätigen. Nach erschöpfender Aktivität stört kein Mond unseren Schlaf, wie groß und hell er auch sein mag. Falls für diese Unempfindlichkeit ein Mangel an Esoterik-Sensibilität verantwortlich sein sollte, werden wir diesen Mangel nicht beheben. Bewegungsmangel und nie abreißender Bildungsmangel erfordern dagegen ernst zu nehmende kontinuierliche Arbeit.
Die Wanderung von gestern wirkt nach. Der Körper fordert Rücksicht, was aber nicht Inaktivität, sondern Variation von Aktivitäten bedeutet:
- Nach einstündiger Morgengymnastik besuchen wir die Winzergenossenschaft Kallstadt, deren Top-Produkte überregionalen Vergleichen standhalten. 10 % Rabatt auf alle Weine und Sekte bis zum 23.08.2024 verstärkt unsere Einkaufslust.
- Da wir Energie nicht nur in flüssiger Form aufnehmen wollen, ergänzen wir unsere Küchenvorräte im Edeka-Markt Freinsheim.
- Anschließend könnten wir uns Netflix hingeben. Der Empfang ist in der Ferienwohnung möglich ("aber 'ruckelt' manchmal", berichtet die Nachbarin). Wir schauen kein TV, weil wir uns Hoheit über unser Denken und Handeln nicht abnehmen lassen. Prinzipiell ziehen wir Pull-Medien gegenüber Push-Medien im Interesse aktiver eigener Gestaltung des Lebens vor. In Ferienwohnungen bleibt das Fernsehgerät ausgeschaltet. Den freien Nachmittag nutzen wir als Studientag für jeweils eigene Projekte, für die Wanderplanung des nächsten Tages, für aktives Informieren über aus unserer Sicht relevantes Geschehen in der Welt, für Austausch über uns bewegende Themen. Im Hintergund läuft von uns bevorzugte Musik aus unserer eigenen Reise-Musikanlage. So lieben wir es.
19.08.2024: Wanderglück auf dem Loog-Loop-2 ab Hambacher Schloss zum Hohe-Loog-Haus, 620 m - Fotoserie
Beglückende Erfahrungen vom 13.08. motivieren zum Loog-Loop-2. Vom Parkplatz am geschichtsträchtigen Hambacher Schloss erreichen wir den Loog-Loop-2 auf einem über 1,3 km kräftig ansteigendem Zubringerweg. Nach Erreichen des Loops wird der Weg komfortabler. Auf dem Loop führt ein kurzer Umweg zum Sühnekreuz am Rittersberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten ca. 100 männliche Jugendliche der Region 1947 das Kreuz mit mühsamer Arbeit "Zur Sühne für unsere Schuld auf". Sie haben keine Wiedergutmachung für an ihnen verübte Schuld gefordert, sondern eigene Schuld eingestanden. Als Sühne haben sie den Weg gebaut, den Platz geebnet und Baumaterial mit Schubkarren auf den Berg geschoben, um das Kreuz mit Altar als Zeichen des Willens zur Versöhnung zu errichten. Schuld lässt sich nicht rückgängig machen. Eingeständnisse von Verantwortung und Schuld sind so wenig Selbstverständlichkeiten wie die Bereitschaft, für Schuld zu sühnen. Diese Haltung bewegt uns emotional und rechtfertigt eine Pause der Nachdenklichkeit.
Nach ca. 1:30 Std. erreichen wir das Hohe-Loog-Haus, an dem auch heute wieder ein Treffen gut gelaunter, fitter Senioren stattfindet. Jüngere Wanderer und Familien mit Kindern bilden eine Minderheit. Nach lohnender Rast mit Imbiss verlassen wir auf dem etwas längeren Rückweg den Loog-Loop-2 und folgen Markierungen des Fernwanderwegs Pfälzer Weinsteig. Am sonnigen Hang begeistert uns an die Lüneburger Heide erinnerndes blühendes Heidekraut. Von zwei attraktiven Aussichtspunkten blicken wir nach Hambach und zum Hambacher Schloss.
Für die gesamte Runde über ca. 8 km benötigen wir 3:00 Stunden (ohne Pausen) und sind nach der Tour durchaus müde und erschöpft, aber auf eine Art und Weise, die alle Anstrengungen mit einer als Glück empfundenen Zufriedenheit belohnt.
18.08.2024: Dorfkerwe in Weisenheim am Berg - Fotoserie
Nach einer sonnigen Woche mit hohen Temperaturen ist das Wetter heute regnerisch und kühler. Ab morgen sind Aussichten wieder sonnig mit etwas niedrigerer Temperatur. Der Wechsel kommt uns entgegen, weil wir bis zu nächsten Wanderung erst wieder Energie laden müssen. Im Zeitraum unseres Aufenthaltes in der Blauen Villa findet im Nachbardorf Weisenheim am Berg vom 16.-20.08.2024 die Weisenheimer Dorfkerwe statt (Flyer Dorfkerwe 2024). Für einen Spaziergang zur Dorfkerwe im Nachbardorf Weisenheim am Berg reichen Reserven noch.
Nahezu jede Weinbaugemeinde organisiert in der zweiten Jahreshälfte ein
über 4-5 Tage veranstaltetes dörfliches Weinfest als Volksfest (Weinfestkalender), das pfälzisch als Kerwe, südhessisch als Kerb, in anderen Regionen als Kirmes oder ähnlich bezeichnet wird. Ursprünglich geht das Fest auf das mit weltlichem Brauchtum angereicherte jährliche Kirchweihfest
(Tag der Kirchenweihe) zurück. Religiöse Konnotationen des Festes sind
weitgehend verdrängt, aber altes, regional unterschiedliches Brauchtum
wird nach wie vor gepflegt (Kirchweihtraditionen).
Auf dem Weg zwischen Bobenheim und Weisenheim und ebenso auf dem Festplatz im Dorfzentrum fallen einige Regentropfen. Da der Besuch in der Mittagszeit noch überschaubar ist, finden wir problemlos einen Platz an einem überdachten Tisch. Mit sich allmählich füllendem Festplatz rücken Besucher zusammen. Wir nehmen lediglich einen Imbiss. Für 14:00 Uhr angekündigte Ansprachen des Bürgermeisters Edmund Müller und der Weinkönigin Louise I. warten wir nicht ab. Interessiert hätte uns die Kerweredd (Kirchweihrede) der Weisenheimer Jugend, die sich kostümiert mit Zylinder und spezieller Weste bereits an einem Tisch vor der Bühne sammelt, aber unser Mittagsschlafbedarf ist stärker.
17.08:2024: 40 Jahre Pfalz - Jubiläumswanderung zum Bismarckturm auf dem Peterskopf - Fotoserie
Vor 40 Jahren haben wir die Pfalz für uns entdeckt und sind seit dieser Zeit große Fans Pfälzer Lebensart und Weinkultur sowie der Wander- und Hüttenkultur des Pfälzerwalds. Vor 40 Jahren mussten wir den Pfälzerwald erst noch für uns erschließen. Der 1901/03 westlich von Kallstadt auf dem 493,5 m hohen Gipfel des Peterskopfs aus Pfälzer Sandstein im neoromanischem Burgenstil errichtete Bismarckturm ist eine auffällige Landmarke des nördlichen Pfälzerwalds (Seite des Pfälzer Drachenfels-Clubs). Unsere erste Wanderungen im Pfälzerwald führte zum Bismarckturm, aber von völkisch-nationaler Gesinnung distanzieren wir uns scharf. Zwischen Otto von Bismarcks Tod im Jahr 1898 und seinem 100. Geburtstag im Jahr 1915 errichteten völkisch-national gesinnte Bewegungen in und jenseits von Deutschland insgesamt 243 Bismarcktürme und Bismarcksäulen als politische Kultstätten, alleine 14 in Rheinland-Pfalz entstanden, von denen 12 erhalten sind. (Wikipedia: Liste von Bismarcktürmen, privates Infoportal Bismarcktürme)
- Im Preußentum entwickelte rassistische völkisch-nationale Bewegungen waren Wegbereiter des deutschen Nationalsozialismus, der die Welt in Chaos stürzte und mit toxischen Ideologien infizierte. Unbelehrbare politisch Gestrige sammeln sich noch immer an nationalistischer Symbolarchitektur. Erschreckende Beispiele nationalistischer Romantik haben wir vor einigen Jahren am Hambacher Schloss bei Neustadt und am Kyffhäuserdenkmal in Thüringen erlebt.
- Seit 1997 veranstaltet der Laufclub Bad Dürkheim jährlich im Oktober einen Berglauf mit 510 m Anstieg über 8,7 km von Bad Dürkheim zum Bismarckturm, an dem wir im Unterschied zu etlichen anderen Bergläufen nie teilgenommen haben.
- Auf dem Teufelsstein, Ausläufer des Peterskopfs liegt ein gleichnamiger Felsmonolith, der als keltische Kultstätte gedeutet wird.
Unsere Rundwanderung beginnt am Parkplatz beim ehemaligen Forsthaus Weilach, das seit einigen Jahren keine Gastronomie betreibt. Wir entscheiden uns für eine Runde, die auf dem Hinweg zum Peterskopf als Pfälzer Weinsteig markiert ist und über den Gayersbrunnen führt. Der kräftig steigende Weg enthält einige schweißtreibende Rampen, auf denen uns zwei trainierende Bergläufer begegnen, die wir beneiden. Am Picknickplatz beim Gayersbrunnen legen wir eine kurze Pause ein. Die restlichen 400 m bis zum Gipfel steigen nur noch moderat (45' Anstieg, ca. 200 Höhenmeter).
In den Genuss der gerühmten Aussicht vom Bismarckturm kommen wir nicht,
weil der Zugang zur Aussichtsplattform geschlossen ist. Der Kiosk am Turm ist ebenfalls geschlossen. Nach kurzer
Pause steigen wir 1,5 km auf einem relativ komfortablen Weg zur Hütte in der Weilach ab (35'), an der wir ausgiebiger rasten und uns mit Mohnkuchen sowie Erbsensuppe mit Rindswurst stärken. Bis zum Parkplatz sind nur noch 500 m zurückzulegen (ca. 45' Abtieg, 1:30 Std. total). In der Nähe der Hütte liegt die erstmals 1381 erwähnte Hofruine Weilach im ehemaligen Besitz der Leininger Grafen.
16.08:2024: Einkäufe in Grünstadt, Erholung mit Augenpflege, Studientag, Bearbeitung des Posts
15.08.2024: Auf der Spur des Drachens vom Saupferch zur Mutter aller Pfälzer Hütten, Waldhaus Lambertskreuz - Fotoserie
- Der Bischof von Maastricht, Lambert von Lüttich, verteidigte Machtansprüche der Kirche gegen fränkisch-merowingische Herrscher, die den Bischof im Jahr 705 in seinem Haus in Lüttich ermorden ließen. Die Kirche stilisierte Lambert zum Märtyrer und sorgte 718 für dessen Heiligsprechung. Die Verehrung Lamberts verbreitet sich bald im karolingischen Herrschaftsgebiet in Bayern, am Mittelrhein, in Westfalen, im Erzbistum Köln. Besonders populär ist Lambertus im Münsterland und in Westfalen, wo sich etliches Brauchtum auf ihn beruft und zahlreiche Kirchen nach ihm benannt sind. Am berühmtesten ist wahrscheinlich St. Lamberti in Münster, an dessen Turm bis heute 3 Eisenkörbe befestigt sind, in denen 1536 als Ketzer hingerichtete reformatorische Täufer zur Schau gestellt wurden. In der Pfalz wurde um das Jahr 980 das Lambertus geweihte Kloster Lambrecht errichtet, aus dem die Stadt Lambrecht hervorgeht.
- Phantasie der Romantik regte an, Sandsteinformationen des Pfälzerwaldes Drachenfels, Drachenhöhle, Drachenkammer zu nennen und den Wohnsitz des legendären von Siegfried in der Legende der Nibelungensage getöteten Drachens hier zu verorten.
- 1905 fanden Pfälzer auf dem Bergsattel Fragmente eines Wegkreuzes aus Sandstein. Sie fügten die Fragmente zusammen, stellten das Kreuz wieder auf und bezeichneten es als Lambertskreuz. Ein Lambertskreuz wurde 1280 erstmals urkundlich erwähnt. Eine Tafel verweist auf ein vermeintlich römisches Wegkreuz des 8. oder 9. Jahrhunderts, was aber ziemlich sinnfrei ist. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Grenzmarkierung des ehemaligen Klosters Lambrecht handelt. Volksglauben scheut keine hoch spekulativen Narrative und geht mit historischen Fakten großzügig um. Volkslegenden ordnen die Entstehung des Sandsteinkreuzes in die Zeit um das Jahr 700 ein und verlegen die Ermordung des Bischofs von Maastricht an diesen Ort vermeintlich magischer Kräfte, den die Drachenlegende belegt. Glauben lässt sich nicht verbieten. Wer Narrative glaubt, erblickt Wahrheit.
Das Auffinden des Steinkreuzes motivierte die weit reichende Entscheidung zur Errichtung einer Wanderhütte, die 1907 in Betrieb genommen wurde und als Waldhaus Lambertskreuz die UrHütte des Pfälzerwald-Wandervereins ist. Die ehemalige Holzhütte ist längst von einer mehrfach umgebauten Hütte aus Pfälzer Sandstein ersetzt und zählt für uns zu den attraktivsten Hütten des Pfälzerwalds. Besuche der Vergangenheit dokumentieren Posts vom 28.02.2019 und vom 12.06.2011. Wie schon erwähnt, führen etliche Wege zum Waldhaus Lambertskreuz. Wir entscheiden uns für den Zugang aus dem Dreibrunnental, ein Nebental des Isenachtals. Parken können wir an der Waldgaststätte Zum Saupferch. Die Bezeichnung geht auf eine im 18. Jahrhundert im Tal betriebene Schweinemast zurück.
Unsere Wanderung folgte einem als Spur des Drachens ausgewiesenem Rundweg, der mit einem Drachensymbol markiert ist. Der Weg führt mit kräftigen Anstiegen über zwei als Drachenfelsen bezeichnete Aussichtsplattformen und eine Drachenhöhle, die ein Gratweg verbindet. Der Gratweg ist im Unterschied zu jüngeren Jahren inzwischen zu anspruchsvoll für uns, weshalb wir einen komfortableren Weg unterhalb der Felsen gehen und damit die Runde um ca. 0,5 km abkürzen. Wege versperren mehrmals aufgrund von Trockenstress abgestoßene größere Äste oder umgestürzte Bäume als zu umgehende oder zu überkletternde Hindernisse. Nach 1:40 Std. Wanderung gönnen wir uns eine kurze Pause am Wegkreuz Sieben Wege, ehe wir den letzten Anstieg zum Waldhaus Lambertskreuz nehmen, den wir 30 Minuten später erreichen (2:10 Std.). Das Waldhaus Lambertskreuz lädt als Highlight Pfälzer Hüttenkultur zur ausgiebigen Rast ein. Der Mann entscheidet sich für eine Gemüsesuppe mit Linsen und Wiener sowie einem alkoholfreien Weizenbier. Die Frau begnügt sich mit Kaffee und am Morgen vorbereiteten Pausenbroten.
Der Rückweg zum Saupferch führt durch das Dreibrunnental. Auf dem ersten Kilometer der Strecke ist ein ruppiger, stark erodierter, mit Wurzeln und Felsbrocken garnierter Abstieg zu bewältigen, über den sich unsere sensiblen Gelenke und unsere inzwischen degenerierten Beinmuskeln nicht freuen. Wir müssen langsam gehen und sind für 4 km 1:30 Std. unterwegs. Schon jetzt ist klar, dass wir morgen Erholung benötigen, um für weitere Wanderungen fit zu sein. Positiv verbuchen wir, dass Motivation, Kreislauf, Kraft trotz hoher Temperatur der Belastung gewachsen sind und Steigerungen erwarten lassen, wenn wir dranbleiben. Die Fortsetzung folgt erst Samstag.
14.08.2024: Ecken und Kanten des Alltags, heute mehr als üblich und als verträglich
Bei wem läuft schon das Leben immer rund? Bei uns jedenfalls nicht. Kleine und manchmal auch größere Hürden gehören zum Alltag und sind selten eine Erwähnung wert. Heute war es anders. Eine im Weg stehende Kette von Hürden klebte wie Kaugummi an Schuhsohlen und hat uns nicht nur über den ganzen Tag beschäftigt, sondern auch unsere Zeit verbraucht und Geld verbrannt, nicht komplett, aber einen Teil unseres laufenden Budgets. Kontingent auftretende Ereignisse haben oft Vorgeschichten. In diesem Fall sind es mehrere, zeitlich auseinander liegende und trotzdem auf geheimnisvolle Art miteinander verflochtene Ereignisse mit 2 Hitzewellen, 3 Tischventilatoren und Pfälzer Hofprodukten in Hauptrollen. Wir spielen Nebenrollen, aber keine unbedeutenden. Um Verkettungen zu entwirren, beginnt der Bericht mit den Vorgeschichten.
Vorgeschichte 1: Urlaub in Ahrenshoop im Jahr 2002
Im
Sommer 2002 haben wir eine Urlaubswoche in Ahrenshoop verbracht und in
einer hübschen, aber nicht billigen Pension gewohnt, die ich ausgesucht
habe. Die Frau entscheidet natürlich mit und bestand auf dem preislich
günstigsten Zimmer unter dem Dach mit schrägen Wänden. Bei der Buchung
konnten wir natürlich nicht wissen, dass wir auf eine Hitzewelle treffen
werden, die das Raumklima unter dem Dach unerträglich machte. Da das
Haus ausgebucht war, haben wir unter dem Dach durchgehalten und mussten
über Nacht Fenster ohne Insektenschutz offen lassen. Gleich nach der ersten Nacht war die Frau nicht nur von
unzähligen Mückenstichen von Kopf bis Fuß zerstochen, sondern auch
aufgrund allergischer Reaktionen mit Beulen übersät und entsprechend
verunstaltet. Um nicht gleich alle Segeln zu streichen, erforderte Krisenmanagement zwei Maßnahmen:
- Die einzige Apotheke der Region befand sich damals im ca. 10 km entfernten Ort Prerow. Die entsetzte Apothekerin verkaufte uns ohne Überredung rezeptpflichtige Medikamente, die tatsächlich hilfreich waren.
- Da Schlaf bei geschlossenen Fenstern nicht möglich war, haben wir in
Ribnitz-Damgarten ein Elektro-Fachgeschäft aufgesucht, um einen
Ventilator zu erstehen, mit dem wir Mücken abwehren wollten. Wegen der
Hitzewelle waren bis auf einen Fakir alle Ventilatoren ausverkauft. Den
Fakir haben wir erstanden. Er hat uns in Ahrenshoop gerettet und auch
später gute Dienste geleistet.
Vorgeschichte 2: Klimakrise, Hitzewellen, Raumklima
Der
Fakir-Ventilator arbeitet laut und ist für Schlafräume kaum geeignet. Mit der
Klimakrise steigende Temperaturen und häufiger auftretende Hitzewellen
haben Käufe eines leisen Standventilators sowie eines fast geräuschlosen
Tischventilators der britischen Marke Meacofon motiviert. Den Standventilator betreiben wir im Schlafzimmer. Den Tischventilator stellen wir dort
auf, wo zu Hause in der Wohnung jeweils Bedarf besteht.
Vorgeschichte 3: Pfalzreise im Frühjahr 2024
Im Frühjahr 2024 haben wir in der Metzgerei Hambel
in Wachenheim Pfälzer Frucht- und Gemüseprodukte in Gäsern der Manufaktur von Heike entdeckt und eingekauft. Die Webseite der Manufaktur enthält keine Hinweise auf einen Hofverkauf der Manufaktur, aber eine freundliche Verkäuferin erklärte überzeugend, dass die Produkte in Heikes Hofladen
in Mutterstadt deutlich günstiger zu erhalten sind. Mit Recherchen fanden
wir im Internet Heikes Hoflädel, allerdings nicht in Mutterstadt, sondern in Schifferstadt. Einen Besuch des Hofladens ist für die aktuelle Pfälzer Sommerreise vorgemerkt.
Vorgeschichte 4: Missgeschick der aktuellen Pfalzreise
Wegen der aktuellen Hitzewelle haben wir unsere beiden Tischventilatoren von zu Hause in die Pfalz mitgenommen, um den Aufenthalt in der Blauen Villa erträglich zu gestalten. Beide Windmaschinen nutzen wir täglich, nachts aber nur den Meacofon. Bereits in der zweiten Nacht stolpere ich über das Kabel vom Ventilator zur Steckdose. Dabei reiße ich den Stecker aus dem Gerät und zerstöre den fragilen Stecker. Das Netzkabel ist mit einem Netzadapter verbunden, der konventionellen Haushaltsstrom an spezifische Gleichstromanforderungen des Geräts anpasst. Das macht möglichen Ersatz kompliziert. Die Rechnung des Kaufs von vor 2 Jahren ist auf dem Notebook gespeichert und macht beim Deutschland-Importeur des britischen Geräts eine Anfrage nach Ersatz möglich. Die Antwort lautet am nächsten Tag: Ersatzkabel sind nicht vorgesehen. Muss man das verstehen? Ich verstehe das nicht. Aufgeben ist keine relevante Option. Da ich von Elektokram wenig verstehe, befasse ich mich eine halbe Nacht mit Spezifikationen der Anforderungen und gewinne vermeintlich die Erkenntnis, dass Anforderungen nicht exotisch sind und daher in gut sortierten Fachgeschäften Chancen auf Ersatz bestehen.
Verknüpfung der Vorgeschichten in aktuellen Ereignissen - Teil 1
Den ohnehin vorgesehenen Besuch von Heikes Hofladen in Schifferstadt (40 km) wollen wir am 14.08. mit dem Besuch eines ca. 10 km davor liegendem Mediamarkts bei Ludwigshafen verbinden, um ein neues Netzteil mit Kabel zu erstehen. Im Mediamarkt bietet ein hilfsbereiter Verkäufer seine Beratung an und empfiehlt ein Ersatzteil, das wir für 30 € erstehen.
Vom Mediamarkt fahren wir zu Heikes Hofladen am Rand von Schifferstadt. Vor Ort stellt sich heraus, dass es sich um einen anderen Hofladen einer anderen Heike handelt. Wir kaufen zwar einige Produkte ein, aber wollen es jetzt genau wissen und machen im Internet die Adresse des Firmensitzes der Manufaktur von Heike in Mutterstadt in erneut ca. 10 km Entfernung ausfinding. In Mutterstadt treffen wir auf einen Großbetrieb industrieller Gemüseproduktion in der Umgebung einer unüberschaubaren Gewächshaus-Landschaft mit Container-Dorf für Saisonarbeiter. Ein Hofladen ist weit und breit nicht zu entdecken. Nachfragen im Büro des Betriebs ergeben, dass Produkte des Betriebs ausschließlich über stationären Einzelhandel sowie via Onlineshop vertrieben werden. Die Information überrascht uns nicht wirklich. Die Verkäuferin der Metzgerei Hambel hat offensichtlich nicht durchgeblickt. Als erfolglos werten wir den Trip noch nicht. Auf dem Rückweg wollen wir Wein in der WG Kallstadt einkaufen, finden aber keinen Parkplatz. Ersatzweise erstehen wir Nachschub in der WG Herxheim, die wir auch gestern besucht haben.
In der Ferienwohnung testen wir natürlich sofort, ob das neue Netzteil unserem Meacofon-Ventilator neues Leben einhaucht. Im Fall des Erfolgs ist das Öffnen einer Flasche Pfälzer Winzersekt vorgesehen. Die Flasche bleibt zu. Der Ventilator rührt sich nicht. Glücklicherweise haben wir noch den Fakir, sagen wir uns. Nach dem Einschalten gibt der Fakir noch kurz quietschende Geräusche von sich, ehe er den Betrieb einstellt, was wir ihm nach 22 Jahren treuen Diensten nicht verübeln.
Verknüpfung der Vorgeschichten in aktuellen Ereignissen - Teil 2
Kampflos geben wir nicht auf. Mit Recherchen machen wir einen anderen Mediamarkt in Neustadt ausfindig, ca. 30 km entfernt. Die Webseite des Marktes zeigt Ventilatoren ohne Ende. Im großen Verkaufsraum finden wir auf zwei Rundgängen keinen Ventilator. Nachfragen ergeben: alle ausverkauft. Bei dieser Gelegenheit suchen wir nach einem alternativen Netzteil für
unseren Meacofon-Ventilator, werden erneut beraten und investieren noch einmal 28 €, allerdings
jetzt ohne großen Optimismus.
Der Mediamarkt liegt in einem Gewerbegebiet mit einem Globus-Baumarkt in der Nachbarschaft. Dort schauen wir uns nach Ventilaoren um und werden fündig. Wählerisch dürfen wir nicht sein und erstehen für 50 € einen Ventilator der Globus-Eigenmarke Primaster. In der Blauen Villa rotiert jetzt ein Primaster. Er ist nicht besonders leise, aber er weht in 3 Stufen von windig bis stürmisch, ist horizontal und vertikal schwenkbar, hat eine Fernbedienung und ist mit einem Timer ausgestattet. Die Nächte sind gerettet. Der Meacofon schweigt auch mit neuem Netzeil. Ob für immer, werden wir noch ermitteln. Mit Gelassenheit und Pfälzer Riesling der WG Herxheim retten wir unsere Stimmung nach dem sinnlos vergeudeten Tag mit mindestens 150 sinnlos verfahrenen Kilometern und sinnlosen Investitionen von 58 € für Netzteile.
13.08.2024: Wanderung auf dem Loog-Loop-1 ab Hahnenschritt zum Hohe Loog Haus, 620 m - Fotoserie
Wegen aktueller Hitze haben wir gestern nur einen Waldspaziergang auf schattigen Wegen in der Umgebung unserer Unterkunft unternommen. Heute wollen wir richtig wandern und müssen wegen der Bedingungen früh starten. Der Wecker meldet sich um 6:00 Uhr.
Bewirtschaftete Hütten des Pfälzerwald-Wandervereins werden überwiegend von ehrenamtlichen Mitgliedern i.d.R. an Wochenenden und Feiertagen betreut. Nur wenige Hütten haben in Sommerferien von Rheinland-Pfalz täglich geöffnet. Eine dieser Hütten ist das Hohe-Loog-Haus nahe dem Gipfel Hohe Loog, ein Nachbargipfel des Kalmit südlich von Neustadt. Über die Hohe Loog und die Hütte führen 3 als Loog-Loops bezeichnete Wanderschleifen. Wir entscheiden uns für Loop 1 und starten vom Wanderparkplatz Hahnenschritt an der Kalmitstraße. Da für heute Temperaturen über 30 Grad angekündigt sind (und sich auch einstellen) und wir die Wanderung gegen Mittag beenden wollen, starten wir um 8:45 Uhr am Wanderparkplatz. Allerdings öffnet die Hütte erst um 10:30 Uhr, weshalb wir die Schleife auf dem ca. 5 km langen Abschnitt gegen die empfohlene Richtung gehen und von der Hütte nur noch knapp 2 km bis zum Parkplatz zurücklegen müssen (ca. 2:30 Std. Gesamtgehzeit).
Die Orientierung ist nicht einfach, weil die Loops nur in der empfohlenen Gehrichtung markiert sind. Aber wir haben vorsorglich einen GPS-Track auf das Smartphone geladen und können uns von Komoot halbwegs zuverlässig leiten lassen. Nach insgesamt 2 Stunden ab Start erreichen wir gegen 10:45 Uhr den Gipfel und nur wenig weiter die Hütte. Um diese Zeit ist an der Hütte nur wenig Betrieb, aber das ändert sich bald. Bestens gestimmt eintreffende Wanderer und Radfahrer zählen nahezu ausschließlich zur Seniorengeneration und sind überwiegend einheimische Besucher. Das Hohe-Loog-Haus ist ein kaum zu überbietendes Juwel Pfälzer Gastlichkeit in attraktiver Umgebung des Pfälzerwaldes. Vorab waren wir unsicher, wie wir die Wanderung nach langer
Durstrecke verkraften werden. Unser Fazit fällt positiv aus. Für die nächste
Woche nehmen wir uns vor, das Loog-Haus auf einem anderen Loop noch einmal
zu erwandern.
Auf der Rückfahrt zur Unterkunft besuchen wir die ansehnliche neue Vinothek der Winzergenossenschaft von Herxheim am Berg und erstehen einen kleinen Vorrat süffiger Weine zu attraktiven Preisen. Am Abend erlöst uns ein Gewitter mit Hagel und Regen für heute von der Hitze des Tages, aber vorausschtlich werden wir bis zum Wochenende Temperaturen um 30 Grad haben. Morgen ist uns das Wetter egal. Wir beginnen mit einer größeren Gymnastikeinheit und unternehmen anschließend eine Einkaufstour.
11.08.2024: Reise nach Bobenheim am Berg
Rast an der Moseltalbrücke - Fotoserie
Die Anreise über ca. 240 km via A61/A6 verläuft entspannt, während wir in Gegenrichtung zahlreiche Staus des Ferienrückreise-Verkehrs passieren. Auf etwa halbem Weg steuern wir an der Westseite der Moseltalbrücke zwischen Eifel und Hunsrück einen Rastplatz an einer Schleife der Untermosel bei Winningen an. Die Untermosel wird wegen des terrassenförmigen Ausbaus von Steillagen des nördlichen Moselhangs auch als Terrassenmosel bezeichnet (Bilder). Terrassierungen von Moselhängen gehen wahrscheinlich bis auf die Römerzeit im 3. Jahrhundert n. Chr. zurück. Bereits am Rastplatz ist die Aussicht grandios, aber mit einem kurzen Fußweg zum Aussichtspunkt Blumslay noch steigerungsfähig.
Am beliebten Rastplatz sind außerhalb der Raststätte nur 4 Picknickplätze vorgesehen, die beim heutigen Wetter natürlich besetzt sind. Wir setzen uns zu einer vierköpfigen Familie mit orientalischen Wurzeln. Den Eltern scheint zu gefallen, dass wir uns hinzusetzen. Der Vater bietet uns heißen Schwarzen Tee aus einer Thermoskanne in einem Becher an und erkärt, dass heißer Tee bei Hitze das optimale Getränk sei. Wir bleiben jedoch lieber bei unserem Mineralwasser. Die Mutter öffnet eine Box und bietet frische Feigen an. Um nicht unhöflich zu sein, greifen wir zu und lassen uns erklären, wie man frische Feigen isst: Vom Stil ausgehend zieht man Stücke der Außenhaut ab und lutscht das Fruchtfleisch aus. Da die Finger feucht und klebrig werden, schiebt die Mutter eine Kleenexbox in unsere Richtung und fordert uns zur Bedienung auf, die wir dankend annehmen. Der Junge erklärt uns, dass die Familie gerade aus der Niederlande käme. Die Mutter ergänzt, dass die Familie am Bodensee wohne und sich auf der Rückreise befände. Beim Aufbruch verabschieden wir uns fast schon wie alte Bekannte.
Ankunft an der Blauen Villa - Fotoserie
Kurz vor dem Ziel beschaffen wir aus einer Bäckerei in Grünstadt Kuchen für unseren Ankunftskaffee. Zur vereinbarten Ankunftszeit 15:00 Uhr begrüßt uns der Besitzer des Ferienhauses sehr freundlich und macht uns mit einigen Neuerungen bekannt. Die Ferienwohnung über uns bewohnt ein Seniorenpaar aus Rottweil am Neckar, das sich bei unserer Ankunft auf der oberen Terrasse aufhält, aber schnell in die Wohnung zurückzieht. Die Bekanntmachung werden wir nachholen. Unser Programm beschränkt sich für heute auf Ankommen, Auspacken, Kaffee und Kuchen auf der Terasse, genießen von Umgebung und Aussicht, Planung der nächsten Tage. Über die Woche sind hohe Temperaturen mit 30 Grad und mehr angekündigt. Unternehmungen im Außenbereich werden wir auf Vormittage konzentrieren.
Die beiden Ferienwohnungen der Blauen Villa sind natürlich mit WLAN und Internetverbindung ausgestattet, aber wir hatten nicht mehr auf dem Schirm, dass die Netzqualität in der Region miserabel ist und über den Tag nur selten Verbindungen zustande kommen. Die Verbindung ist nachts stabil, aber sehr langsam. Tagsüber behelfen wir uns mit Smartphones als Hotspot, aber das LTE-Netz ist hier kein Rennpferd, sondern eine Schnecke. Ohne Zeitdruck kommen wir damit zurecht.
Landschaft des Pfälzerwalds
Die
Mittelgebirgslandschaft des Pfälzerwalds ist von Sandsteinformationen
geprägt, die sich vor mehr als 250 Millionen Jahren im Senkungsgebiet
der Pfälzer Mulde ablagerten (Geologie des Pfälzerwaldes). Tektonik von Kontinentalplatten bewirkt seit ca. 50 Millionen
Jahren die Herausbildung der Alpen, die Absenkung des Oberrheingrabens und die Anhebung von dessen Randbereichen, mit der sich die
rechtsrheinischen Mittelgebirge Odenwald und Schwarzwald sowie die
linksrheinischen Mittelgebirge Pfälzerwald und Vogesen bildeten. An der
Oberfäche angreifende Erosion formte die Sandsteinfelsen der
Pfälzerwaldes.
Pfälzer Lebensart und Pfälzer Hüttenkultur
Attraktive Landschaften sind in vielen deutschen Regionen zu finden. Als einzigartig in Deutschland empfinden wir die mediterran anmutende Lebensart der Menschen in den Weingebieten Badens und der Pfalz. Eine Besonderheit Pfälzer Mentalität ist die Wanderbegeisterung von Pfälzern, aufgrund der sich seit Beginn des 20.
Jahrhunderts der Pfälzerwald-Verein
etablierte, in dem nach eigenen Angaben 30.800 Mitglieder in 238 Ortsgruppen
organisiert sind. Der Verein unterhält primär für den Bedarf der Pfälzer ca. 100 gemeinnützig betriebene
Wanderhütten (Liste der Hütten), die überwiegend an Wochenenden und Feiertagen von Mitgliedern des Vereins ehrenamtlich bewirtschaftet werden und einheimische Spezialitäten ohne Profitabsichten zu volkstümlichen Preisen abgegeben. Wer bei Wanderwetter an Wochenenden im Pfälzerwald wandert, gewinnt den Eindruck, dass ein großer Teil der einheimischen Bevölkerung auf Wanderwegen und in Hütten zu Fuß oder per Fahrrad anzutreffen ist. Touristische Gäste sind überall willkommen und werden wie selbstverständlich integriert.
Der Verein betreibt nicht nur bewirtschaftete Wanderhütten, sondern er erschließt die Wanderinfrastruktur des Pfälzerwalds mit
Einrichtung, Pflege, Markierung von Wanderwegen und Errichtung unbewirtschafteter Schutzhütten, organisiert Veranstaltungen, gibt Wanderkarten
heraus. Unbedingt erwähnenswert ist die generell kostenlose Nutzung von Wanderparkplätzen des Pfälzerwalds. Die beispiellose Pfälzer Hüttenkultur zählt seit 2021 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.
Am Übergang zwischen Pfälzerwald und oberrheinischer Tiefebene liegt das Pfälzer Weinbaugebiet. Details beschreibt der Wikipedia-Artikel Pfalz (Weinbaugebaut).
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