Dienstag, 24. September 2024

26.09.-06.10.2024: Reisetagebuch Herbstreise zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe

Birdingtour Gänse und KranicheRoute Map Dessau-Roßlau-Brambach nach Semlin, Rathenow.jpg
Schwerpunkte unserer Herbstreise zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe bilden Beobachtungen von Standvögeln (Jahresvögeln) sowie von Zugvögeln auf ihrem Weg in südliche Winterquartiere. Rastplätze des Brandenburger Havellands sind Drehscheiben europäischen Vogelzugs. Der Veranstalter Birdingtours ist für das Programm Gänse und Kraniche dieser Reise verantwortlich. Über 5 Tage unternehmen wir nordwestlich von Berlin ab dem Standort Semlin am Hohennauer See Exkursionen in Vogelschutzgebieten des Westhavellands (Reisebericht des Vernstalters). Erwähnenswert ist die Anerkennung des Naturparks Westhavelland als erstes Lichtschutzgebiet Deutschlands im Jahr 2014 (Sternenpark Westhavelland). Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, Nutzen von Biodiversität (Vielfalt biologischer Art), Nutzen von Lichtschutz betrachtet der Post mit Quellenangaben im Überblick.
 
 
Aktivitäten 26.09. bis 06.10.2024 im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
 
Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe erwarten wir neue spannende Erfahrungen, aber als vogelkundliche Anfänger wissen wir nicht, wie wir mit dem Format der Reise zurechtkommen werden. Ob das Wetter mitspielt, ist ebenfalls unsicher. Es ist gut zu wissen, dass die Region nicht nur ein bedeutender biologischer Naturraum ist, sondern wir auch auf einen über Jahrtausende gestalteten Kulturraum treffen, in dem trotz aller Kriege zahlreiche bedeutende kulturelle Artefakte erhalten sind, die teilweise Weltrang haben. Da auch dieser Teil spannend zu sein verspricht, dehnen wir die Reise an die Elbe nach Sachsen-Anhalt aus und erweitern das Programm vorab mit 4 Übernachtungen in Brambach bei Dessau-Roßlau sowie 2 Übernachtungen in Havelberg


06.10.2024: Birdingtour Westhavelland: Coming home
 
Blick aus der FeWo zum Hohennauer See am Morgen Hohennauer See am Morgen Blick aus der FeWo zum Hohennauer See am Morgen
 
Nach dem Frühstück treten wir die 6,5-stündige Heimreise an. Zu Hause stellen wir bei der Ankunft einmal mehr fest, wie wohl wir uns zu Hause fühlen und dass dieses Wohlgefühl durch intensive Reisen Steigerungen erfährt. In 10 Tagen beginnt die nächste Reise.
 
Vor der Abreise genießen wir Magie der Landschaft. Am Morgen ist es sonnig und kühl um 5 Grad. Vom wärmeren Hohennauer See steigt Nebel auf, der in der Landschaft eine als magische empfundene Atmosphäre erzeugt, die aber mit zunehmender Sonneneinstrahlung bald vorbei ist. Offiziell endet die Birdingstour heute am Mittag nach einer weiteren Exkursion am Gülper See, an dem die ersten Weißwangengänse eingetroffen sind, für Birder (Vogelbeobachter) ein Must-do. Wir lieben die Vogelwelt, aber wir sind keine Hardcore-Birder. Gänse sind für uns Gänse. 
 
Anders betrachen wir Probleme beschleunigter Abnahme von Biodiversität, die uns nicht gleichgültig lassen. Die Reise zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und die Birdingtour Westhavelland führen uns anschaulich vor Augen, dass die Menschheit nicht nur von einem gewaltigen Klimaproblem bedroht ist, sondern zusätzlich von beschleunigter Abnahme von Biodiversität. Beide Problemfelder verursachen Menschen. Mittlerweile hat fast jeder das Klimaproblem verstanden, weil es in eigener Wahrnehmung nicht zu übersehen ist und Menschen unmittelbar betroffen sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass Menschen ihr Verhalten der Nutzung oder Aneignung kollektiver Güter freiwillig ändern, weil sie Einflüsse eigenen Verhaltens auf diese Problematik als irrelevant bewerten. Dieses als Tragik der Allmende bezeichnete Trittbrettfahrerproblem betrifft alle frei zugänglichen kollektiven Güter und Dienstleistungen. 
 
Im Unterschied zum Klimaproblem werden Probleme abnehmender Biodiversität als drohender Verlust von Gemeingut eher übersehen, weil Menschen sich nicht als Verursacher und unmittelbar betroffen wahrnehmen und Informationen über die Existenz von Menschheit bedrohenden Entwicklungen nicht durchdringen (FAZ: Wer stoppt den Ökozid?). Komplexe Zusammenhänge von Lebensgrundlagen unseres Heimatplaneten haben wie alle kollektiven Güter keine starke Lobby. Biologisch ist Leben auf individuelles Überleben und Reproduktion programmiert, aber nicht auf Überleben einer Art. Dank Einsicht von Vernunft können Menschen ihr Verhalten strategisch anpassen. Offensichtlich gelingt jedoch die Domestizierung kurzfristig individuell realisierbaren Nutzens zugunsten von Ökosystemen nicht nachhaltig. Haupttreiber globaler ökologischer Krisen sind das Wachstum der Bevökerung auf mehr als 8 Milliarden Menschen, deren Ressourcenverbrauch und Maßlosigkeit ihres Konsums. Perspektiven langfristig kollektiven Nutzens sind trotz rational nachvollziehbarer Risiken und immenser volkswirtschaftlicher Kosten von Umweltzerstörung nicht wirksam durchsetzbar. Wo bleibt Vernunft, die Menschen für sich reklamieren?
 
 
05.10.2024: Birdingtour Westhavelland: Tagestour zur Beobachtung von Großtrappen im Havelländischem Luch (in Bearbeitung)

Mit Glück und Geduld werden wir heute Großtrappen beobachten, die zu den kranichartigen Vögeln gehören und mit einem Gewicht von bis zu 17 kg zu den schwersten flugfähigen Vögeln zählen. Dieses Gewicht erreichen nur männliche Vögel. Weibliche Großtrappen sind weniger als halb so schwer. Die Unterart Riesentrappe (Kori Bustard) haben wir 2016 in Namibia beobachtet (Foto Namibia). Biologisch sind nicht Hühnervögel die nächsten Verwandten von Trappen, sondern Kuckucke.
 
Großtrappen sind äußerst scheu und können nur aus großer Distanz in ungestörten Umgebungen beobachtet werden. Die Fluchtdistanz beträgt in deutschen Schutzgebieten mindestens 400 m. Wo Großtrappen gejagt werden, ist die Fluchtdistanz deutlich größer. Ihr Lebensraum sind Steppenlandschaften, in denen sie durch ihr Gefieder getarnt sind und potentielle Feinde früh wahrnehmen können, um zu flüchten. In West- und Mitteleuropa gibt es kaum noch Steppenlandschaften. 1995 waren Großtrappen in Deutschland mit 55 Exemplaren fast ausgestorben. Um Prozesse des Aussterbens zu verstehen, müssen Kontexte erkannt werden. 
 
Biodiversität ist für das Überleben der Menschheit essenziell. Menschen vernichten jedoch nicht nur Biodiversität, sondern sie beschleunigen Aussterbedynamiken. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (eine UN-Organisation) konstatiert in seinem Bericht von 2019 ein durch Menschen verursachtes beschleunigtes sechstes Massenaussterben. Experten sind sich sicher, dass die Dynamik des Verlustes von Biodiversität die Existenz der eigenen Art gefährdet. - Spektrum: Nach dem Weltuntergang
 
Das Projekt des Trppenschutzes hat bereits in der DDR begonnen (Interview mit Verantwortlichen des Fördervereins Großtrappenschutz: Gerettet, aber nicht über dem Berg). Inzwischen werden in drei Brandenburger Schutzgebieten ca. 300 Exemplare gezählt, weil ihr Aussterben dank Schutzmaßnahmen, Aufzucht, Auswilderung verhindert wurde (Webseite Großtrappenschutz). Eines der Schutzgebiete ist das heute erfolgreich besuchte Havelländische Luch. Als Luch werden im Norddeutschen vermoorte Feuchtgebiete bzw. Sümpfe bezeichnt. Die Region wurde jedoch im 18. Jahrhundert entwässert, um sie für Landwirtschaft nutzbar zu machen. 
 
Beobachtungsturm Garlitz - Fotoserie
 
Gruppe am Beobachtungsturm Garlitz Kranich und Rehe am Beobachtungsturm Garlitz Kraniche am Beobachtungsturm Garlitz
 
Unsere Großtrappentour beginnt am Beobachtungsturm Garlitz, an dem uns Henrik Wazke, Mitarbeiter des Fördervereins Großtrappenschutz empfängt und bis mittags begleitet. Vom Beobachtungsturm sehen wir zahlreiche unterschiedliche Vogelarten, aber keine Großtrappen. Chancen sind hier im Herbst und Winter gering. Großtrappen haben wegen ihres Gewichts hohen Energiebedarf. In Schutzgebieten finden sie wenig Futter und suchen daher Rapsfelder außerhalb von Schutzgebieten auf. Schließlich sind in weiter Entfernung durch Spektive mit 60-facher Vergrößerung 3 Großtrappen zu erkennen, viel zu weit entfernt für Ferngläser, Teleobjektive von Kameras und erst recht für menschliches Sehvermögen.

Vogelschutzinformationszentrum Buckow - Fotoserie

Vogelschutzwarte Buckow Vogelschutzwarte Buckow Großtrappenpräprate in der Vogelschutzwarte Buckow
 
Einrichtung von Biosphärenreservaten versuchen, Dynamiken des Verlustes von Biodiversität zu bremsen. Dezidierte Projekte wie Trappenschutz versuchen, das Aussterben einzelner Arten zu verhindern oder rückgängig zu machen. Henrik Wazke, Mitarbeiter des Fördervereins Großtrappenschutz, lädt die Gruppe in das nahe liegende Vogelschutzinformationszentrum ein, in dem wir mit Kaffee und Tee bewirtet werden, eine Ausstellung betrachten und mit interessanten Vorträgen über die Wiederansiedlung von Trappen und den Trappenschutz informiert werden. Henrik Wazke spricht lieber von Erfolgen als von Problemen des Projektes. Wer aufmerksam zuhört, dem bleiben die politische, organisatorische, fachliche Komplexität des Trappenschutz-Projektes sowie Schwierigkeiten und Konflikte zwischen widersprüchlichen Anforderungen nicht verborgen. Ähnliche Projekte treffen auf ähnliche Probleme. Die Zurückgewinnung von Biodiversität und Schutz vom Aussterben bedrohter Arten sind schwierige Geschäfte, die politischen Willen, Fachwissen, Ressourcen, Konfliktmanagement, langen Atem erfordern und mit Tourismus nur schwer zu vereinbaren sind:
  • Die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt beauftragten Expertisen wissenschaftlicher Gutachten. Zur Realisierung empfohlener Naturschutzmaßnahmen richteten sie Institutionen ein, die sie mit Aufträgen und Ressourcen ausstatteten. - Land Brandenburg: Die Großtrappe - der märkische Strauß
  • Budgets öffentlicher kommunaler Haushalte sind in der Regel auf Kante genäht. Das gilt erst recht in den neuen Bundesländern. Verteilungen von Prioritäten und Haushaltsmitteln sind konfliktträchtig und erfordern politisches Stehvermögen.  
  • Landwirtschaftlich kultivierte Flächen der Region bestehen aus entwässerten Niedermooren. Aufgrund intensiver Bewirtschaftung gelten diese Flächen als grünes und gelbes Leichentuch von Biodiversität. Die Wiederherstellung in einen Zustand vor Bewirtschaftung ist nicht möglich. Es geht darum, mit kulturellen Mitteln Lebensraum für Biodiversität zu schaffen. Geeignete Flächen werden aufgekauft, soweit wie möglich renaturiert und mit kontrollierten Auflagen extensiver Bewirtschaftung an Landwirte verpachtet.  
  • Zwischen ökologisch sinnvollen Anforderungen der Gestaltung von Kulturlandschaften bestehen schwer zu managende Konflikte. Trappenschutz erzeugt Konflikte, die nicht nur Anforderungen von Landwirtschaft und Freizeitbedürfnisse von Menschen beeinträchtigen, wenn Kerngebiete für die Öffentlichkeit gesperrt und die Bewirtschaftung dieser Gebiete streng reguliert wird. Schutzmaßnehmen betreffen auch ökologisch sinnvolle Windparks, Eisenbahntrassen, Stromtrassen, die aus nachvollziehbaren Gründen außerhalb dichter Besiedlung in naturnahen Räumen errichtet werden.
  • Großtrappen kehren nicht einfach zurück, wenn geeignete Habitate angeboten werden. Um Populationen zu erhalten und zu vergrößern, werden Trappen unter Berücksichtigung von Inzuchtproblemen in Aufzuchtstationen betreut und erst ausgewildert, wenn sie alleine lebensfähig sind. Bis es soweit ist, benötigen sie intensive Betreuung und Training. - Großtrappenschutz: Rettung von Gelegen / Auswilderung
  • Vor der Auswilderung werden Trappen zur Kontrolle des Erfolgs von Maßnahmen beringt und einige Tiere mit Sendern versehen, sodass mit GPS ein Tracking ihrer Aktivitätsräume möglich ist. Wanderungsbewegungen geben Aufschluss über bevorzugte Aufenthaltsräume.
  • Wenn Biodiversität zunimmt, zieht sie tierische Prädatoren an (Beutegreifer wie Füchse, Waschbären, Wölfe, Marder, Katzen, Greifvögel, Rabenvögel). Die Zunahme von Prädatoren ist ein Indikator für gesunde Biodiversität. Tierische Prädatoren stellen ein biologisches Gleichgewicht der Arten her, aber für Prädatoren sind Bodenbrüter eine leichte Beute. Schutz gefährdeter Arten erfordert Prädatorenmanagement. Zäune schützen Bodenbrüter vor nicht fliegenden Prädatoren. Um aussterbende Arten vor Populationen fliegender Prädatoren zu schützen, ist Regulation zum Nachteil robuster Arten notwendig. Allerdings sind ökologische Zusammenhänge komplex und daher Kontrolle und Management von Prädatoren schwierig und nicht immer zielführend.
    Probleme des Prädatorenmanagement beschreibt ein Bericht der Zeitschrift Regulus Wissenschaftliche Berichte, Nr 34, 2019: Prädatorenmanagement und Umsetzung im Vogelschutz: Was versteckt sich hinter dem Begriff und welche Maßnahmen sindsinnvoll für den Schutz bedrohter Vogelarten? (PDF, 18 Seiten)
  • Nur dauerhaft professionell gemanagte Einrichtungen können die Organisation von robustem Erfolg leisten. Arbeit und Erfolg von Einrichtungen erfordern wissenschaftliche Begleitung und Kontrolle. Maßnahmenpakete setzen politischen Willen voraus, verbrauchen knappe Ressourcen und erfordern Akzeptanz der Bevölkerung. Extensiver Tourismus trägt im naturverträglichen Rahmen zu Erfolgschancen von Maßnahmen bei. Intensiver Tourismus reduziert oder zerstört Erfolgschancen. Stabile Erfolge laufender Maßnahmen zeigen sich erst langfristig.
Beobachtungsturm Buckow - Fotoserie
 
Beobchtungsturm Buckow Raufußbussard am Beobachtungsturm Buckow (Foto Nicolas) Fasane am Beobachtungsturm Buckow
Raufußbussard (Foto N. Rocca)
 
Unsere Trappenexkursion setzen wir am Beobachtungsturm Buckow fort. Auch dort entdecken wir keine Trappen. Vermeintliche Sichtungen erweisen sich bei Überprüfung als Fasane. 
 
 
Sichtung von Großtrappen - Fotoserie
 
Männliche Großtrappen
Dank eines Tips besuchen wir einen weiteren Beobachtungsplatz. Mit stark vergrößernden Spektiven sind in weiter Entfernung von ca. 500 m eine Gruppe männlicher Großtrappen zu erkennen. Aus der Hand mit Teleobjektiv aufgenommenen Fotos fehlt zwar Schärfe, aber Großtrappen sind eindeutig identifizierbar. 
 
 
 
 
 


Schloss Ribbeck
Räumliche Nähe drängt einen Besuch des Dorfs Ribbeck auf. Herren von Ribbeck kennen auch Personen mit Halbbildung dank Theodor Fontane. Unser Guide ist Vogelspezialist und kann an diesem Ort wenig Kulturwissen beitragen. Offenbar hat er versäumt, sich bei Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg zu informieren. Die Anlage rund um Schloss Ribbeck ist gut besucht. Wir sehen eher eine verwahrloste Touristenfalle.



 
 
 
04.10.2024: Birdingtour Westhavelland: Kranichplatz Teichlandschaft Linum - Fotoserie 
 
Blick aus der FeWo zum Hohennauer See am Morgen Blick aus der FeWo zum Hohennauer See am Morgen Blick aus der FeWo zum Hohennauer See am Morgen
 
Die vorhergesagte Wetterbesserung hat sich tatsächlich eingestellt, aber am Morgen ist es noch ziemlich kühl. Wir haben bereits an zwei Touren am Gülper See teilgenommen und dabei stark gefroren, weshalb wir die Vormittagstour absagen.
 
Teichregion Linum Beobachtungshütte in der Teichregion Linum Teichregion Linum
 
Eine durch Torfabbau entstandene bei Linum im Landkreis Ostprignitz-Ruppin ist je nach Quelle mit 300 ha bis 400 ha Größe und ca. 40 Teichen der größte Kranichrastplatz in Mitteleuropa (Linumer Teichlandschaft) sowie ein Gänseschutzgebiet mit mehreren zehntausend Wildgänsen und ein Rastpltz für tausende Störche. Über Tag können in der Teichregion je nach Saison mehr als 200 Vogelarten und im Zeitraum Frühjahr bis August brütende Storchenpaare beobachtet werden (Kraniche in Linumwww.kraniche-linum.de). Spektakulär ist das Winterhalbjahr, wenn sich zehntausende Wildgänse und Kraniche hier aufhalten. Eine kleine Gruppe Kraniche hat ihr Zugverhalten aufgegeben und bleibt ganzjährig in der Region.
 
Aufbruch von Wildgänsen aus der Teichlandschaft zu Schlafplätzen - Fotoserie
 
Gänse an der Teichregion Linum Gänse an der Teichregion Linum Gänse an der Teichregion Linum Gänse an der Teichregion Linum Bläss- undSaatgänse an der Teichregion Linum Gänse an der Teichregion Linum
 
Gegen Abend brechen Wildgänse in Formationen von Futterplätzen in der Teichregion zu ihren Schlafplätzen auf. 
 
Einflug der Kraniche zu Schlafplätzen der Teichlandschaft - Fotoserie
 
Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche und Greifvogel an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichregion Linum Kraniche an der Teichlandschaft Linum Kraniche an der Teichlandschaft Linum Kraniche an der Teichlandschaft Linum Kraniche an der Teichlandschaft Linum
 
Über den Tag verteilen sich Kraniche in kleinen Gruppen auf Fressplätzen. Kurz nach dem Aufbruch der Wildgänse treffen Kraniche von Fressplätzen der Umgebung in Formationsflügen zu ihren Schlafplätzen im flachen Wasser der Teiche ein. Als Schlafplätze wählen Kraniche ungestörte flache Gewässer in weiten Geländeformationen und schützen sich so vor Feinden. In der Region der Teichlandschaft Linum wird der Wasserstand reguliert, um Kranichen von ihnen bevorzugte Bedingungen zu bieten. An Schlafplätzen treffen sich Kraniche in großen Gruppen mit bis zu Tausenden Exemplaren. Am 1. Oktober 2024 wurden 66.420 Kraniche gezählt. Es dürften noch mehr werden, weil der Höhepunkt des Kranichzugs Mitte Oktober liegt.
 
Der Aufbruch am Morgen vom Schlafplatz zu Fressplätzen und die Rückkehr am Abend zu Schlafplätzen sind spektakuläre Schauspiele. Um den Aufbruch oder die Rückkehr zu erleben, benötigen Beobachter Geduld und müssen sich über das Verhalten von Kranichen sowie über lokale Plätze kundig machen und zeitlich dem Rhythmus von Kranichen anpassen. Allerdings sind Kraniche sehr scheu. Bei Störungen innerhalb ihrer Fluchtdistanzen (in Deutschland ca. 200 m, in Spanien und Afrika eher 1.000 m) brechen sie sofort auf. Die gefährlichsten aller Feinde sind Menschen. Daher können Kraniche nur aus großen Distanzen beobachtet werden. Beobachtungen sind schwierig und erfordern Wissen. Geschützte Umgebungen ermöglichen mit geeigneter technischer Ausrüstung Beobachtungen. Unsere Beobachtung war heute erfolgreich und hat zahlreiche Fotos ermöglicht.
 
 
03.10.2024: Birdingtour Westhavelland: Hohennauer See und Gülper See Nordufer - Fotoserie
 
Vogelbeobachtung am Gülper See Nordufer Kranichformation Falke

Unter der gestrigen Regen-Exkursion hat unsere Motivation gelitten. Für Rheumatiker sind solche Bedingungen besonders unangenehm. Wir melden uns für die Vormittagexkursion am Hohennauer See ab und nehmen nur an der Nachmittagexkursion mit Stationen beim Ortsteil Kietz der Gemeinde Rhinow und am Gülper See Nordufer teil. Am Nachmittag fällt kein Regen und die Sichtverhältnisse sind besser als gestern, aber kräftiger Wind macht den Aufenthalt an Beobachtungsplätzen unangenehm. Immerhin ist die Ausbeute der Beobachtungen gut.
 
 
02.10.2024: Reise von Havelberg via Rathenow zur Birdingtour Gänse und Kraniche im Westhavelland
 
Anreise nach Semlin - Fotoserien: Reise, Fischerhütte Semlin
 
Altstädtische Apotheke Rathenow Hohennauer See FeWo 1 der Fischerhütte
 
Von Havelberg bis zum Standort der Birdingtour Gänse und Kraniche im Naturpark Westhavelland sind nur ca. 50 km zurückzulegen. Da die Route über die Stadt Rathenow führt, besteht Zeit für Besichtigungen, allerdings bei leichtem Regen. Rathenow gilt als Wiege der optischen Industrie in Deutschland und war lange ein Zentrum der optischen Industrie, von der aber nur noch wenig übrig ist (Rahtenower Optische Werke). Der historische Kern der Altstadt liegt auf einer von Havelarmen umschlossenen Insel, die jedoch ähnlich wie die Insel Havelberg in der Gegenwart eher unattraktiv ist. Bedeutendstes Bauwerk der Insel ist die bis 2025 wegen Sanierungen geschlossene gotische Backsteinkirche St. Marien und Andreas, 14. Jahrhundert. 
 
Für aktuellen Apothekenbedarf steuern wir am Rand der Altstadtinsel die Altstädtische Apotheke Rathenow an. In der zeitgemäß gestalteten Apotheke steht die Tür zu einem musealen Nebenraum auf, den wir mit Erlaubnis besichtigen. Eine ältere Apothekerin, Frau des Inhabers, folgt uns und erklärt, dass diese im Jugendstil gestaltete Apotheke aus im Jahr 1901 eingerichtet wurde. Kurz darauf erscheint ihr Mann und fragt, ob wir an einer Führung interessiert seien. Das sind wir selbstverständlich. Dr. Hans-Herrmann Schultze ist nicht nur ein begnadeter Erzähler, sondern auch ein lebendes historisches Lexikon der Region. Erinnerungen, Anekdoten, Meinungen sprudeln ermüdungsfrei, unsortiert, übergangslos aus dem Erzähler und enden erst, als ihn eine Mitarbeiterin an eine anstehende Terminverpflichtung erinnert.
 
Die Apotheke besteht seit 1612 und ist seit 1860 im Besitz der Familie Schultze. Herr Schultze führt uns in noch ältere Räume einer Vorgängerapotheke aus dem 19. Jahrhundert. In den Räume sind neben historischen Gegenständen von Apothekeneinrichtungen zahlreiche historische optische Geräte ausgestellt, von denen natürliches jedes eine Geschichte hat, die wir uns mangels Erinerungsanker jeodch nicht merken konnten. Anders ist das bei bekannten historischen Persönlichkeiten. "Bismarck war ziemlich krank und einer unserer besten Kunden", "hohes preußisches Militär hat sich regelmäßig hier versorgt", erklärt er. Ein Vorfahre war mit Robert Koch befreundet. Die Großmutter stammt in direkter Linie vom Humanisten Philipp Melanchthon ab, Begleiter Martin Luthers. Besonders gerne berichtet Herr Schultze über das schwierige Leben in der NS-Zeit und in der DDR sowie über Probleme der Wende und der Nachwendezeit. Der Vater war Rennfahrer. Sein Beifahrer stammte aus der Familie der Herzöge von Schwerin. Um Rennen fahren zu können, musste der Vater in die NSDAP eintreten, aber er sei kein Nazi gewesen und konnte wieder austreten, weil er für Hanomag fuhr und Hanomag mit Rücksicht auf das internationale Geschäft nur Fahrer akzeptierte, die keine NS-Mitglieder waren. In der DDR war politisch Verantwortlichen die privatwirtschaftlich betriebene Apotheke ein Dorn im Auge. Dank guter Kontakte und geschickter Taktik konnte die Apotheke überleben. Alle männlichen Familienvorstände hatten Kontakte zur politischen Elite und nahmen Einfluss auf politische Entscheidungen. Unser Gesprächspartner ist mit der aktuellen politischen Lage äußerst unzufrieden und davon überzeugt, dass wir auf einen mit Atomwaffen geführten Krieg zusteuern. Sehr unzufrieden ist er auch mit dem NABU. Diese wolle die Natur sich selbst überlassen, was aber in einer von Kultur geprägten Umwelt unsinnig sei. Es könne nur um ein vernünftiges Miteinander gehen.

Unsere Unterkunft, Pension Seeschlösschen & Restaurant Fischerhütte, liegt etwas außerhalb von Semlin unmittelbar am Hohennauer See. Der Patron bietet uns anstatt eines Zimmers in der Pension eine Ferienwohnung im Hauptgebäude an. Das Angebot nehmen wir gerne an. Die Wohnung ist geräumig, gemütlich eingerichtet, verfügt über Internetzugang und Ausblick auf den See. Im Nebenhaus fehlt Internetzugang. Teilnehmer beklagen sich, dass ihr Zimmer nicht wärmer als 16 Grad wird. Teilweise haben Zimmer nicht einmal eine Heizung, sondern nur einen Heizlüfter. Andere Teilnehmer fühlen sich nachts durch das Rauschen eine Lüftung gestört. Wir sind dagegen vergleichsweise luxuriös untergebracht. Generell zu loben sind die solide Küche, das gute Frühstücksangebot, der motivierte Service der Unterkunft.

Um 14:00 Uhr trifft sich die Gruppe von 15 Personen plus Guide erstmals im Restaurant zu Kaffee und Kuchen sowie einer Vorstellungsrunde. Die Gruppe setzt sich aus 5 Paaren und 5 Singles (darunter 5 Rentner), 0 Rauchern, mehreren Vegetariern und Alkohol-Abstinenzlern zusammen. Alle haben Bildungshintergrund und sind relativ sportlich. Smartphonesüchtig scheint nur der älteste Teilnehmer unserer Gruppe zu sein. Im Unterschied zu allen anderen Teilnehmern ist er im Restaurant am Tisch ständig mit seinem Smartphone beschäftigt. 
 
In der Gruppe spricht man sich mit Du an. Die Altersstruktur beginnt bei ca. 50 Jahren und reicht bis ca. 80 Jahre. Die Atmosphäre ist relativ harmonisch. Eine Teilnehmerin ist jünger. Die meisten Teilnehmer sind aus den Räumen Frankfurt, Stuttgart, Freiburg, Augsburg, München weit angereist. Eine Teilnehmerin sogar aus dem österreichischen Burgenland. Außer uns sind alle Teilnehmer erfahrene Birder und mit hochwertigen optischen Geräten von Swarowski, Kowa, Zeiss, Leitz sowie mit Bestimmungsbüchern und Bestimmungs-Apps ausgestattet. In der Gruppe bilden wir drei Fahrgemeinschaften zu Exkursionen.
 
Birdingtour am Gülper See Südufer- Fotoserie
 
Gruppe am Gülper See Kraniche am Gülper See Stare am Gülper See
 
Die erste Exkursion findet am Südufer des Gülper Sees statt. Ab einer Bockwindmühle gehen wir mit Unterbrechungen für Vogelbeobachtungen ca. 2 km auf einem Damm am Seeufer nach Nordwesten und wieder zurück. Birder sind daran interessiert, möglich viele unterschiedliche Vögel zu beobachten und zu bestimmen, aber nicht nur grob (z.B. Enten, Gänse, Möwen), sondern die exakte Unterart und möglichst auch noch ob männlich oder weiblich und Jungvogel oder Altvogel. Wenn einer in der Gruppe einen besonderen Vogel entdeckt, stoppt die Gruppe sofort, um den Vogel zu entdecken. Höhepunkt des Tages sollen zu Schlafplätzen am See einfliegende Kraniche sein. Spektakulär gerät der Einflug nicht. Leichter Regen trübt mit zunehmender Stärke über den Zeitraum der Exkursion die Sicht und unsere Begeisterung. Anders als im Vorjahr in Mecklenburg-Vorpommern sehen wir nur wenige Kranichformationen. Beeindruckt sind wir dagegen von einer Wolke am See kreisender Stare, die aber keinen der Birder interessiert.

Am Abend werden nach dem Essen in der Gruppe Erkundungserfolge abgeglichen und in Listen vermerkt. Beim Abgleich und bei einem Erkennungsquiz machen außer uns alle eifrig mit. Haben wir einen blinden Fleck oder was fehlt uns? Der LBV berichtet: "Vogelbeobachtung macht glücklich" und Psychologie heute bestätigt therapeutische Wirkung von Vogelbeobachtung: Da sing er wieder! Wir sind am Naturerlebnis interessiert, können aber Aussagen über psychologische Effekte nicht teilen. Bisher erkennen wir für keinen theurapeutischen Wert, aber das kann sich ja noch ändern. 
 
 
01.10.2024: Havelberg - Fotoserie
 
Natura-2000-Informationszentrum Haus der Flüsse Blick zur Havelinsel Halvelberg Langschiff und Westriegel des Westwerks Havelberger Dom St.Marien
 
Das Wetter wird herbstlicher, kühl, feucht, wechselhaft und lädt nicht zu Außenaktivitäten ein. Ab Donnerstag ist die Prognose für unsere bevorstehenden Vogelbeobachtungen wieder günstiger. In der vergangenen Nacht und am Morgen regnet es, aber am Vormittag legt der Regen ab und zu Pausen ein. Unser Programm konzentriert sich auf Havelberg mit Besuchen des Natura-2000-Informationszentrums Haus der Flüsse, des Havelberger Doms St. Marien und des Prignitz-Museums im Konvent am Havelberger Dom. Auf dem Rückweg zum Hotel beschaffen wir Zutaten für ein Zimmer-Dinner.

Unser Highlight des Tages ist das 2014/15 erbaute Natura-2000-Informationszentrum Haus der Flüsse in Havelberg. Auf mehr als 300 qm Fläche vermittelt die multimediale Ausstellung im Kontext der flussnahen Kulturlandschaft Informationen zum Flusssystem Elbe-Havel und über Fauna und Flora der Auenlandschaften. Besonders begeistert hat uns der "Nachtgang". Die dunkle Abteilung macht Verhalten von Tierarten bei Dunkelheit erfahrbar und zeigt, welche Tiere zu welcher Zeit aktiv sind. Interaktive Techniken ermöglichen gezielte Aktivierungen von Themen. Im Außengelände laden Spiel- und Lernstationen vor allem Kinder und Jugendliche zum Forschen und Experimentieren ein. Eine Steganlage mit Aussichtsplattform führt in die Havellandschaft und ermöglicht Ausblicke auf das Altstadtzentrum der Havelinsel.
 
 
30.09.2024: Ortswechsel von Brambach nach Havelberg mit Sightseeing - Fotoserie
 
Kloster Jerichow mit Stiftskirche St. Marien und Nikolaus, 12. Jahrhundert Bismarck-Museum Schönhausen Bismarck-Museum Schönhausen und Backsteinkirche St. Marien und Willebrod, 13. Jahrhundert
 
Von Brambach nach Havelberg an der Havel im Landkreis Stendal (historisch Landkreis Prignitz) sind ca. 130 km in Richtung Norden zurückzulegen. Das Wetter ist weiter sonnig, aber es wird kühler. Morgens sind Temperaturen nur einstellig. Über den Tag werden 15 Grad erreicht. Wir reisen gemächlich und nehmen uns auf der touristischen Route Straße der Romantik Zeit für eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, von denen jedoch die meisten am heutigen Montag geschlossen sind:
  • Kloster Jerichow mit Stiftskirche St. Marien und Nikolaus, 12. Jahrhundert, im romanischen Stil
  • Stadtkirche Jerichow, romanische Backsteinkirche aus dem 17. Jahrhundert
  • In Stendal unternehmen wir einen Rundgang durch die Altstadt. Sehenswürdigkeiten auf der Route sind die Kirchen St. Marien (12. Jahrhundert) und St. Nikolaus (15. Jahrhundert), das Rathaus (15. Jahrhundert) mit Rolandstatue (16. Jahrhundert), ein Pulverturm (15. Jahrhundert) sowie das Tangermünder Tor (13. Jahrhundert) der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
  • Der Ort Schönhausen war ab 1562 Eigentum der Bismarcks. Otto von Bismarck wurde 1815 in Schloss Schönhausen geboren. Wikipedia berichtet im Eintrag Schönhausen:
    "Rittergut und Schloss Schönhausen I wurden 1945 entschädigungslos enteignet. Am 2. August 1958 wurde das Schloss I auf Betreiben der DDR-Führung, die es als Symbol des preußischen Militarismus ansah, gesprengt. Dank des Mutes einer einzelnen Person, die sich weigerte, das Haus zu verlassen, blieb ein Seitenflügel, genannt Torhaus, erhalten. Einrichtungsgegenstände des Schlosses wurden Bestand des jetzigen Schönhausener Bismarck-Museums."
    Das Bismarck-Museum Schönhausen ist montags geschlossen. Erwähnenswert sind neben Resten der ehemaligen Schlossanlage vier im ehemaligen Schlosspark aufgestellte Kanonen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, in dem Bismarck maßgeblich involviert war, sowie auf dem Museumsgelände die romanische Backsteinkirche St. Marien und Willebrod aus dem frühen 13. Jahrhundert, in der Otto von Bismarck getauft worden war. Die Kirche ist verschlossen.
 
ArtHotel Kiebitzberg, Havelberg - Fotoserie 
 
Gästehaus ArtHotel Kiebitzberg Gästehaus ArtHotel Kiebitzberg Restaurant ArtHotel
 
In Havelberg steigen wir für 2 Nächte komfortabel im ArtHotel Kiebitzberg ab. Haus, Anlage und Zimmer schließen wir spontan in unser Herz. Unser Zimmer mit bodentiefen Fenstern befindet sich im Nebengebäude eines Gästehauses in einer parkartigen Anlage und ist hochwertig eingerichtet. Bad und Toilette sind in getrennten Räumen untergebracht. Das Zimmer hat eine Außenterrasse, auf der nachmittags Aufenthalt in der Sonne möglich ist. Vom begrünten Hang des Gästehauses geht der Blick in Richtung Havel. Im Zimmer steht kein einfacher Wasserkocher für die Zubereitung von Kaffee oder Tee, sondern eine Espressomaschine. Die Besitzer des Hotels sind Kunstfreunde. Hotel und Zimmer sind mit moderner Kunst dekoriert, die wie das Design der hochwertigen Ausstattung ästhetischen Sachverstand beweist. 
 
Dinner ArtHotel Kiebitzberg - Fotoserie
Während Hotel und Zimmer unsere Erwartungen übersteigen, werden Service und Küche des Restaurants dem im Hausprosepkt formulierten Anspruch nicht gerecht: "In unserem Restaurant erwartet Sie ein herzlicher Service und eine ambitionierte Küche, die regionale und traditionelle Gerichte modern interpretiert."
 
Um 18:00 Uhr sind wir die ersten Gäste des Restaurants. Unser erster Eindruck von der Einrichtung des Restaurants ist sehr positiv. Der Empfang einer freundlichen Mitarbeiterin verstärkt den ersten Eindruck. Wir dürfen uns einen Tisch aussuchen. Der Tisch, für den wir uns entscheiden, ist jedoch fest reserviert. Das macht kein Problem, hätte aber gleich gesagt werden können. Am Tisch fragt das Service-Mädel nach Aperitifwünschen. Wir kennen die Karte noch nicht und fragen nach offenem Sekt. Die Frage trifft das Mädel auf dem falschen Fuß. Sie empfiehlt einen Blick in die Weinkarte. Diese führt verschiedene Longdrinks auf, aber keinen Sekt, Prosecco, Crémant, Cava etc.. "Aber wir haben einen Sekt", sagt das Mädel, kann aber keine weitere Auskunft geben. Sie fragt, ob sie uns die Flasche zeigen soll. Gute Idee! Es ist ein Riesling-Sekt extra trocken vom Ingelheimer Weingut Hamm. Diesen Sekt ordern wir und sind zufrieden. Die Weinkarte ist übersichtlich und weist relativ einfache Weine aus, die moderat bepreist sind. Damit kommen wir zurecht.
 
Regionale Gerichte entdecken wir auf der Karte nicht. Neben der Standardkarte wird eine zusätzliche saisonale Karte mit Kürbisgerichten gereicht, was wir positiv werten. Chefkoch des Restaurants ist der Österreicher Hubert Plos. Die Herkunft zeigt sich in der Speisekarte mit einigen typischen österreichischen Gerichten. Österreichische Küchenkultur genießt unsere Wertschätzung. Nach der Bestellung von Carpaccio und Rote Bete Tatar als Vorspeise sowie Ochsenbäckchen und Teigtaschen mit Kürbisfüllung als Hauptgericht kehrt das Service-Mädel mit der Information zurück, dass Ochsenbäckchen ausgegangen seien und ich bitte eine Alternative wählen möge. Die Speisekarte erhalte ich erst nach Aufforderung und wähle Kalbs-Tafelspitz. Das Esserlebnis fällt enttäuschend aus:
  • Das Carpaccio besteht aus wenigen Scheiben Rindfleisch sowie etlichen relativ nichtssagenden Beilagen und ist nicht besser als durchschnittlich zu bewerten.
  • Rote Bete Tatar fehlt der Pfiff. Dieses Gericht können wir besser.
  • Der Tafelspitz ist zart, aber von einer reichlich angegossenen Sauce überdeckt, die nur sparsam mit Meerrettich abgeschmeckt ist, der vermutlich als Trockenwürze hinzugefügt wurde. Die gummiartige Konsistenz von Gemüse und Kartoffelstücken verweist auf vorgegarte Beilagen, die unprofessionell refresht sind.
  • Der Teig der Teigtaschen ist dick und ohne Finesse zubereitet. Die Füllung der Teigtaschen ist o.k..
Für morgen haben wir ebenfalls einen Tisch im Restaurant reserviert, aber den werden wir nicht nutzen, sondern uns selbst versorgen. Am Frühstück haben wir nichts auszusetzen, im Gegenteil ist es zu loben.

 
29.09.2024: Kulturtour Magdeburg - Fotoserie Magdeburg

Landtagsgebäude am Magdeburger Domplatz Kloster Unsere Lieben Frauen Magdeburg, Magdeburger Dom im Hintergrund Dompltz mit Magdeburger Dom

Ursprünglich wollten wir heute das Dessauer-Wörlitzer Gartenreich besuchen, aber dafür hätten wir die Elbe überqueren und wegen der aktuellen Bedingungen weite Umwege in Kauf nehmen müssen. Neben eigenen brauchen wir keine zusätzlichen Probleme und entscheiden uns für einen Kulturausflug nach Magdeburg. Zuletzt haben wir Magdeburg 2011 besucht. Ein Update ist überfällig. Das Besichtigungsprogramm beschränken wir auf das Kunstmuseum Magdeburg Kloster Unsere Lieben Frauen sowie auf den Magdeburger Dom. Zwischen Kunstmuseum und Dom passieren wir das vom österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser entworfene Haus Grüne Zitadelle, das als neuzeitliche Sehenswürdigkeit der Altstadt viele Besucher anzieht. Nach den Besichtigungen besuchen wir das von Tripadvisor als bestes Café von Magdeburg gehandelte Café Mademoiselle Cupcake und sind trotz forscher Preise zufrieden. Nach Brambach kehren wir mit positiven Eindrücken von Magdeburg zurück.

Kunstmuseum Magdeburg Kloster Unsere Lieben Frauen - Fotoserie Kunstmuseum
Das Kloster Unsere Lieben Frauen wurde im 11. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut und im 12. Jahrhundert unter Norbert von Xanten als Magedeburger Erzbischof fertiggestellt (LVR Portal Rheinische Geschichte: Norbert von Xanten). Architektur und Ausstellungskonzept des Kunstmuseums Magdeburg Kloster Unsere Lieben Frauen sind mehr als einen Besuch wert.
 
Magdeburger Dom - Fotoserie Dom
Über den Magdeburger Dom informiert Wikipedia ausführlich.

 
28.09.2024: Dübener Heide und Wittenberg - Fotoserie
 
Goldene Herbsteszeit in der Dübener Heide Mühlbach, Weg der Moore in der Dübener Heide Marktplatz Wittenberg, Rathaus, Kirche St. Marien
 
Presseler Heidewald- und Moorgebiet in der Dübener Heide
Heute verschaffen wir uns südlich der Lutherstadt Wittenberg Eindrücke von der ausgedehnten und nur dünn besiedelten Landschaft der Dübener Heide, von der weite Teile als Naturpark Dübener Heide ausgewiesen und einige Teile unter Naturschutz gestellt sind (Karte des Gebiets, Portal Naturpark Dübener Heide). Um uns nicht nur mit dem Auto zu bewegen und da sich eine Landschaft gemäß unserer Überzeugung nur zu Fuß gründlich erschließt, entscheiden wir uns für eine kleine Wanderung auf dem Naturlehrpfad Pressel im Naturschutzgebiet Presseler Heidwald- und Moorgebiet beim Dorf Pressel, das durch ein Naturschutz-Großprojekt gerettet wurde (Broschüre: Großprojekt Presseler Heidwald- und Moorgebiet, PDF, 76 Seiten). Bereits auf der Anreise lohnen sich Stopps für Fotomotive. Die abwechslungsreiche Wanderung führt duch ein renaturiertes Moorgebiet am Mühlbach. Am Weg informieren 17 Tafeln über Besonderheiten von Flora und Fauna der Landschaft.

Rundgang in Wittenberg
Zuletzt waren wir vor 10 Jahren mit Freunden in Wittenberg. 2 Jahre vor dem Refomationsjubiläum 2017 war die Altstadt von Wittenberg in der Vorbereitung des Jubiläumsjahrs überreich mit Baustellen gesegnet. 10 Jahre später hat sich dieses Thema erledigt, sodass wir uns vermeintlich einen unbehinderten Überblick über die renovierte Altstadt verschaffen können. Die Altstadt ist tatsächlich sehenswert, aber keineswegs barrierefrei. Der Besuch gerät zum Flop. Das Luthermuseum ist wegen Renovierung bis 2026 geschlossen. Der Zugang zur Schlosskirche wird wegen eines Konzerts verwehrt. Die Stadtkirche St. Marien ist nur mit Ticket zu besichtigen, das wir nicht zu zahlen bereit sind. In der Fußgängerzone und auf dem Marktplatz am Rathaus findet ein als Bauernmarkt ausgegebener Trödelmarkt mit Kirmesatmosphäre statt, der Besuchermassen anzieht. In der Altstadt finden wir nur ein akzeptables Café, das völlig überfüllt ist. Für uns völlig unverständlich schickt uns unsere Autonavigation auf großzügigem Umweg zurück nach Brambach. 
 
Navigation
Wer annimmt, dass Orientierung und Navigation im Zeitalter von GPS problemfrei sind, der täuscht sich gründlich in der Region Mittelelbe. Das gilt vor allem, wenn man die Elbe überqueren möchte. Im dünn besiedelten regionalen Raum gibt es auf fast 100 km zwischen Magdeburg und Wittenberg nur Elbbrücken bei Schönebeck, Dessau-Roßlau sowie via A9 bei Coswig. Die aus Richtung Brambach nächste Elbbrücke bei Dessau-Roßlau ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Den Brückenmangel kompensieren normalerweise zahlreiche Fähren, die aber zurzeit wegen Hochwasser den Betrieb eingestellt haben. Zahlreiche Umleitungen wegen Straßensperren kommen hinzu. Dumm ist, dass die vermeintlich intelligente Navigation Straßensperren nicht immer kennt und auf den ausgefallenen Fährbetrieb keine Rücksicht nimmt und regelmäßig Routen über gesperrte Straßen und nicht verkehrende Fähren vorschlägt. Noch dummer ist, dass die Navigation in unserem Auto offensichtlich in dieser Region ziemlich blind ist und uns ohnehin immer wieder über weite Umwege schicken will. Im Ergebnis bedeutet das, dass sich zurückzulegende Distanzen gegenüber normalen Bedingungen schnell verdoppeln, was Zeitbudgets, Kraftstoffverbrauch und die Umwelt belastet. Inzwischen sind wir auf diesen Zustand eingestellt und prüfen Routen während der Planung. Das gestern erstandene Kartenmaterial ist dabei hilfreich.
 
 
27.09.2024: Kulturtour Schönebeck-Pömmelte im Salzlandkreis - Fotoserie

Feldsteinkirche St. Nicolei in Steckby, 13. Jahrhundert Salzlandmuseum am Marktplatz Salzelmen in Schönebeck Warten auf Beginn der Führung am Ringheiligtum Pömmelte
 
Vor ca. 250 Millionen Jahren konnten sich durch hohe Verdunstungsraten eines trockenen und warmen Klimas im Zechsteinmeer mächtige Salzschichten bilden, die seit dem Mittelalter in verschiedenen Regionen Deutschlands als weißes Gold abgebaut wurden (Scinexx: Wie der Rohstoff Salz entstand). Eine dieser Regionen ist der Salzlandkreis südlich von Magdeburg im Zentrum von Sachsen-Anhalt zwischen Harz und Elbe. An der östlichen Grenze des Salzlandkreises liegt Schönebeck an der Elbe über Steinsalzschichten, die hier bis 1967 abgebaut wurden.

Die Route von Brambach nach Schönebeck führt über die Orte Steutz und Steckby. Sehenswert ist in Steutz die evangelische Kirche St. Marien, deren Kern aus einer romanischen Feldsteinkirche des 12. Jahrhunderts besteht, die nach einem Brand im 19. Jahrhundert im neoromanischem Stil wieder aufgebaut wurde. Steckby gilt als eines der schönsten Dörfer von Sachsen-Anhalt. Tatsächlich hebt sich Steckby von oft morbiden Dorfbildern in ländlichen Räumen der Umgebung deutlich ab. Sehenswert ist die Architektur der um 1200 errichteten Feldsteinkirche St. Nocolai.

In Schönebeck suchen wir zunächst eine Buchhandlung auf, um uns mit Kartenmateriel für diese Reise sowie für Fortsetzungen in Folgejahren auszustatten. Unser Hauptziel in Schönebeck ist das Salzlandmuseum im Gebäude des ehemaligen Rathauses am Marktplatz von Große Salze, später Bad Salzelmen, heute Ortsteil von Schönebeck. Bad Salze war durch den Salzabbau eine reiche Stadt. Der Markplatz und dessen Umgebung heben sich positiv vom eher trostlosen Ortsbild der Stadt Schönebeck ab. Die Dauerausstellung des Museums gliedert sich in drei Abteilungen, die die Museumsseite beschreibt:  
  • Die Abteilung Salzspuren dokumentiert die Geschichte von Stadt und Region im Kontext der Salzgewinnung.
  • Die Abteilung Lebensströme befasst sich vor allem mit Aspekten der Schifffahrt auf den Flüssen Elbe, Saale und Bode.
  • Seit 2016 zeigt ein eigener Bereich Grabungsfunde der Kreisgrabenanlage Pömmelte im Kontext von Aspekten dieser Kultur. Grabungen haben nur wenige Artefakte gesichert, aus denen dennoch bedeutende historische Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Der Medienbereich des Museums informiert mit mehreren Videos über Ausgrabungen, Rekonstruktion der Kreisgrabenanlage und Auffassungen ihrer Bedeutung. Vermutlich bestanden in der Umgebung dieser und ähnlicher Anlagen auch Großsteingräber, von denen aber aufgrund landwirtschaftlicher Nutzung der Region keine Spuren erhalten sind.
    • Touristisch wird der Ort als Ringheiligtum Pömmelte vermarktet. Der Begriff Heiligtum ist plakativ und missverständlich. Heiligtümer sind mit Konnotationen von Religion verknüpft. Gemäß aktuellem Stand des Wissens diente die Anlage einerseits kollektiven Ritualen der Fruchtbarkeit im Rahmen landwirtschaftlicher Tätigkeiten sowie andererseits der Bestätigung und Absicherung hierarchischer Muster sozialer Ungleichheit. Konkrete Hinweise auf religiös zu deutende Praktiken gibt archäologische Forschung jedoch nicht her. Spuren von Menschenopfern müssen nicht auf religiöse Überzeugungen verweisen. Es kann sich auch um Hinrichtungen oder um im Kampf getötete Feinde handeln.
    • Unterschiedliche Fähigkeiten von Menschen und Arbeitsteiligkeit bestehen sicherlich auch bei nomadischer Lebensweise, aber diese Unterschiede legitimieren keine unterschiedlichen Wertigkeiten von Migliedern eines sozialen Verbandes. Mit dem Übergang zur Sessighaftigkeit nimmt die Größe sozialer Verbände zu und erzeugt Bedarf für Regelungen und Kontrolle. Gleichzeitig entsteht durch Anhäufung von Besitz und Privilegien legitimationsbedürftige soziale Ungleichheit. Nach Auffassung von Archäologen und Soziologen erzeugen symbolische kollektive Rituale soziale Identifikation. Kreisgrabenanlagen dieser Art, die im Englischen als Henge bezeichnet werden und auch aus Steinen errichtet sein können, verknüpfen rituelle soziale Identifikationsmechanismen mit Symbolen hierarchischer Kulturmuster. Konzentrische Anordnungen von Wällen, Gräben, Palisaden manifestieren von außen nach innen abnehmende Öffentlichkeit mit zunehmender Exklusivität nach innen. Von außen nicht beobachtbare rituelle Handlungen des inneren Kreises waren einer kleinen Elite vorbehalten.
    • Elitäre Verhaltensmuster sind in der Gegenwart so aktuell wie in prähistorischen Kulturen, aber es bestehen Unterschiede. Zu Beginn der Sesshaftigkeit war im kollektiv verankertem sozialem Bewusstsein weitgehende soziale Egalität nomadisch lebender Wildbeuter noch lebendig. Um nach dem Übergang zur Sesshaftigkeit ihren sozialen Status durchzusetzen, mussten ihn Eliten öffentlich rituell demonstrieren. 
    • Über Jahrtausende ist der Wert sozialer Egalität im kollektiven Bewusstsein verblasst und wurde von Auffassungen vermeintlich natürlicher sozialer Ungleichheit verdrängt. Eliten müssen ihren Status nicht mehr öffentlich demonstrieren. Stattdessen haben sie den Nutzen religiöser Legitimierung von Ungleichheit sowie gegen Kritik immunisierenden Nutzen von Diskretion gelernt. Je nach Kulturraum bewahrt oder verliert religiöse Legitimierung von Ungleichheit ihren Wert. Wo sie Wert verliert, kompensieren andere Ideologien wie Fortschritt, Rassismus, Hedonismus, Spiritualismus diesen Verlust.
Um 14:00 Uhr nehmen wir an einer knapp einstündigen Führung am Ringheiligtum Pömmelte teil. Da wir den Ort bereits 2021 und zuletzt 2023 besucht (Post: Himmelswege in Sachsen-Anhalt - Fotos 26.08.2023) und uns relativ gründlich mit dem Themenfeld befasst haben, bietet die Führung uns nur wenige neue Erkenntnisse. Neu sind für uns aktuelle Erkenntnisse einer zweiten kleineren Kreisgrabenanlage, die im Übergang zur Bronzezeit errichtetet, während die ältere große Kreisgrabenanlage bewusst vernichtet wurde. Der Raum zwischen den beiden Anlagen war mit Langhäusern einer für damalige Verhältnisse großen Siedlung bebaut. Gemäß archäologischer Erkenntnis bestand in der Besiedlung eine lange Kontinuität. Umso rätselhafter ist, weshalb im Übergang zur Bronzezeit die alte Anlage vernichtet und eine neue Anlage errichtet wurde. Auf diese Frage sind bisher keine belastbaren Antworten möglich. Unser Guide macht seine Sache gut, aber wie so oft bei derartigen Führungen wird er oft von dusseligen Fragen aus dem Teilnehmerkreis unterbrochen und ausgebremst. 


26.09.2024: Reise nach Brambach an der Elbe - Fotoserie
 
Karte der Region Ausblick vom Gästehaus Elbterrassen Brambach am Morgen um 7:25 Uhr Ausblick vom Gästehaus Elbterrassen Brambach am Morgen um 7:25 Uhr
 
Die Reise nach Brambach im Biosphärenreservat Mittelelbe in Sachsen-Anhalt bei Dessau-Roßlau war erwartungsgemäß zäh. Für 500 km haben wir aufgrund von hohem Verkehrsaufkommen vor allem von LKW's mit Kennzeichen aus östlichen Ländern, Regen, Baustellen, Staus 7 Stunden Fahrzeit benötigt. Die holprige Anreise und das steigerungsfähige Wetter trüben unsere Stimmung nicht, zumal die Prognose für die nächsten Tage gut ist. Um 16:00 Uhr sind wir am Ziel und schlagartig tiefenentspannt. Unser Zimmer im Gästehaus der Elbterrassen Brambach entschädigt für alle Beschwerlichkeiten der Anreise. Größe und Komfort des Zimmers werten wir für 90 € pro Nacht inkl. Frühstück als aus der Zeit gefallen. Vom Zimmer blicken wir durch eine bodentiefe Fensterfront und vom Balkon auf die Elbe, Elbauen und das Naturschutzgebiet zwischen Mittelbe und Saale, das sich teilweise mit anderen Naturschutzgebieten überlagert (Interaktive Karte NSG). Das aktuelle Hochwasser der Elbe liegt unter kritischen Grenzen, verhindert aber den Fährbetrieb, was Routen oft erheblich verlängert.
 
Im Zimmer richten wir uns nur kurz ein und gehen bald zum Abendessen in das benachbarte Gasthaus. Gasthaus und Küche sind eher einfach, aber auch ehrlich bemüht und fair bepreist. Gerichte der Karte sind eher üppig als raffiniert und für guten Appetit ausgelegt. Auf Wunsch werden auch kleinere Portionen zum reduzierten Preis gereicht. Gäste honorieren das Konzept. Trotz der eher einsamen Lage des Hauses sind Zimmer ausgebucht und das Gasthaus gut besucht.


UNESCO Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, Nutzen von Biodiversität (9.10.2024)
 
      Biosphärenreservat Elbe                                            südlicher Teil Biosphärenreservat                                  nördlicher Teil Biosphärenreservat
Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Biosphärenreservat Elbe Sachsen-Anhalt Biosphärenreservat Elbe Brandenburg
 
Das seit 1997 von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist mit ca. 282.250 ha größtes binnenländisches Biosphärenreservat Deutschlands und eine der letzten naturnahen Stromlandschaften Mitteleuropas. Das Biosphärenreservat erstreckt sich entlang des deutschen Teils der Elbe (728 km von insgesamt 1.095 km) beidseitig über fast 600 Flusskilometer von Prettin im Süden an der Grenze nach Sachsen bis Schnackenburg im Landkreis Lüchow-Dannenberg im Norden. Der Artenreichtum des Biosphärenreservats umfasst u.a. mehr als 1000 Pflanzenarten, 300 Vogelarten von denen 179 hier brüten, 700 Falterarten, 130 Bienenarten, 50 Libellenarten. Wie überall bestehen generell zwischen Naturschutzmaßnahmen, Tourismus, Ökonomie sowohl Ziel- und Interessenkonflikte als auch Synergiereffekte, die komplexe Anforderungen an das politische Management von Konflikten und Synergien stellen und Kompromisse erfordern. Große Teile des Biosphärenreservats gehören zum EU-weiten Schutzgebiet-Netzwerk Natura 2000, das Vogelschutzgebiete sowie Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung gemäß Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zum Erhalt wildlebender Tiere und Pflanzen unter Schutz stellt. 
 
Flächen des Biosphärenreservats verteilen sich mit unterschiedlich großen Anteilen auf 4 Reservate (Mittelelbe, Niedersächsische Elbtalaue, Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, Flusslandschaft Mecklenburg-Vorpommern) in 5 Bundesländern. Den größten Anteil hat Sachsen-Anhalt mit 44,5 %. Die weiteren Anteile entfallen auf Niedersachsen (20,1 %), Brandenburg (18,9 %), Mecklenburg-Vorpommern (16,3 %), Schleswig-Holstein (0,2 %). An der Mittelelbe von Sachsen-Anhalt ist das Biosphärenreservat Schutzgebiet des Elbebibers, eine autochthone Unterart des Europäischen Bibers, die vor ca. 50 Jahren vom Aussterben bedroht war. Dank Schutzbemühungen und Renaturierung der Flusslandschaft hat sich der Bestand von 186 Bibern in Sachsen-Anhalt bzw. 188 Bibern deutschlandweit im Jahr 1913 bis zum Jahr 2018 auf ca. 3.500 Biber in Sachsen-Anhalt und 30.000 Biber in Deutschland erholt. Allerdings sind Biber nach wie vor streng geschützt. Landschaftsgestaltung durch Biber hat hohen positiven Einfluss auf die Artenvielfalt dieser Landschaften. Das Biosphärenreservat ist neben Biberland auch Storchenland. Allein an der Mittelelbe von Sachsen-Anhalt werden ca. ca. 125 Brutpaare gezählt.
 
Informationsquellen zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe:
- Portal: Dübener Heide 
- Biosphärenreservat Mittelelbe: Der Elbebiber, PDF-Flyer)
- Biosphärenreservat Mittelelbe: Elbebiber im Biberland Sachsen-Anhalt, PDF, 36 Seiten
- Biosphärenreservat Mittelelbe: Biber und Deichschutz bei Hochwasser
- Biosphärenreservat Mittelelbe: Vögel  
- Biosphärenreservat Mittelelbe: Fische
- Naturpark Dübener Heide: Der Heidebiber (PDF, 17 Seiten)
- Land Brandenburg: Die Großtrappe - der märkische Strauß, PDF, 27 Seiten
- NZZ, 01.10.2024: Licht kann krank machen
- Darkskyparks: Weltweite Liste der Orte mit dunklem Sternenhimmel, Stand 29.08.2023, Übersetzung aus dem Englischen
 
Biodiversität
Die Internationale Dark Sky Association (IDA), eine Vereinigung von Astronomen, setzt sich aus Gründen von Naturschutz, Wissenschaft, Bildung für den nächtlichen Sternenhimmel und natürliche nächtliche Habitate als schützenswertes Kulturgut ein. Die Vereinigung fördert mit Zertifizierung von Maßnahmen zur Vermeidung von Lichtexposition den Erhalt und die Rückgewinnung des nächtlichen Sternenhimmels in Lichtschutzgebieten (Dark Sky Places). 2023 sind weltweit 316 Lichtschutzgebiete in unterschiedlichen Klassen zertifiziert, davon 6 Gebiete in Deutschland. Während Lichtverschmutzung Biodiversität reduziert, leisten Lichtschutzgebiete Beiträge zum Erhalt und zur Verbesserung von Biodiversität.

Biodiversität (Artenvielfalt) ist kein naturromantischer Selbstzweck. Biodiversität bremst Klimaerwärmung. Veröffentlichungen wissenschaftlicher Institutionen zeigen, dass Biodiversität Pflanzen widerstandsfähiger macht und sie schützt. Artenreichtum nutzt landwirtschaftlichen Erträgen und macht Ökosysteme stabiler gegen Störungen. Faktencheks machen deutlich, dass es um die Artenvielfalt global und auch in Deutschland nicht gut steht. Der Rückgang von Insektenbiomasse bedeutet einen drastischen Ausfall ihres Nutzens als Bestäuber von Nutzpflanzen. Zahlreiche Naturwissenschaftler verstehen den aktuellen Rückgang von Biodiversität als von Menschen verursachtes sechstes großes Massenaussterben biologischer Arten in der Erdgeschichte. Ökosysteme haben sich von Massenaussterben erholt und dabei neue Artenvielfalten entwickelt. Auch das sechste Massenaussterben wird wahrscheinlich Leben der Erde nicht auslöschen, sondern Leben mehr oder weniger neu erfinden. Ob Homo sapiens das von ihm verursachte Massenaussterben überleben wird, ist jedoch fraglich. 
 
Problematiken abnehmender Biodiversität sind global unstrittig. Wirksame Gegenstrategien sind jedoch eher regional kleinteilig organisiert und entfalten für Großräume keine oder nur wenig nachhaltige Relevanz. Politisch dominieren ökonomische Interessen und andere aktuelle Themen der Lebensbewältigung und verdrängen mittel- bis langfristige strategische Konzepte der Rettung von Biodiversität. Die Weltgemeinschaft ist sich einig, dass es um Biodiversität und damit um globale Zukunft schlecht steht, aber sie erledigt ihre Hausaufgaben nicht, bestätigen Meldungen zur UN-Biodiversitätskonferenz im Oktober 2024 (FAZ, 21.10.2024: Nur noch kurz die Welt retten). Inzwischen fragen sich auch Soziologen, wie es sein kann, dass Menschen wissend in den Untergang navigieren, ohne sich zu wehren. (FAZ, 24.03.2024: Klima und Kapital - Das größte aller Marktversagen - NZZ, 11.03.2024: «Wie können wir einfach so weiterleben, obwohl wir seit drei Jahrzehnten wissen, was uns droht?»)
 
Entscheidende Einflüsse auf Problematiken abnehmender Biodiversität üben Wissenschaften aus. Die Rolle von Wissenschaften ist hinsichtlich dieser und ähnlicher Fragen umstritten. Schon immer von Politik betriebene Instrumentalisierung von Wissenschaften für eigene Interessen berechtigt zur Forderung der Neutralität und Wertfreiheit von Wissenschaft. Gemäß Forderungen ist Wissenschaft allein Erkenntnis verpflichtet, während Politik für das Gemeinwesen betreffende Entscheidungen verantwortlich ist. Dass Politik Einfluss auf Wissenschaft nimmt, wird niemand bezweifeln. Ob Wissenschaft ethischen Grenzen verpflichtet ist oder sein sollte, welchen Einfluss Wissenschaft auf Politik nehmen darf oder aus Verantwortungsgründen muss und wie Diskurse zwischen Wissenschaft und Politik fruchtbar gestaltet werden können, betrifft strittig diskutierte Fragen, die in Anbetracht von Klimawandel, Artensterben, Genmanipulation, Massenvernichtungswaffen, Stammzellenforschung, Künstlicher Intelligenz etc. mit Dringlichkeit auf Antworten warten. Implizit betreibt auch Wissenschaft Politik, wenn sie falsche oder manipulierte Daten publiziert (NZZ, 20.10.2024: Hat der Naturschutz ein Problem mit falschen Zahlen?).
 
Informationsquellen zu Biodiversität:
- Max-Planck-Gesellschaft: Biodiversität - Vielfalt des Lebens
- Nationales Monitoringzentrum zur Biodiversität: Biodiversität
- nefo - netzwerkforum zur biodiversitätsforschung: Startseite
- Spektrum der Wissenschaft: Erdgeschichte: Das sechste Massenaussterben
 
IPBES (UN-Organisation Weltbiodiversitätsrat)
"Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES), deutsch Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen (auch Weltbiodiversitätsrat oder Weltrat für Biologische Vielfalt genannt), ist eine UN-Organisation mit 136 Mitgliedsstaaten zur wissenschaftlichen Politikberatung zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen. IPBES soll politischen Entscheidungsträgern zuverlässige, unabhängige, glaubwürdige und legitimierte Informationen als Entscheidungshilfe zur Verfügung stellen. Nach einem langjährigen Planungsprozess wurde im Dezember 2010 auf der UN-Generalversammlung grünes Licht für seine Einrichtung gegeben und die Organisation offiziell am 21. April 2012 mit Sitz des Sekretariats in Bonn (Deutschland) gegründet." (Wikipedia: IPBES)
- Offizielle Webseite (englisch): IPBES
- Deutshe Koordinierungsstelle: 
- Deutshe Koordinierungsstelle: IPBES
 
IPBES in Medienberichten

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