Im Frühjahr und im Herbst begeben sich Kraniche und andere Zugvögel auf Reise zwischen Brutgebieten im Norden und Winterplätzen im Süden (Wikipedia: Vogelzug). Auf ihren langen Zugrouten suchen sie Futter auf abgeernteten Feldern in der Nähe von Schlafplätzen. Kraniche wählen als Schlafplätze ungestörte, flache Gewässer,
in denen sie vor Feinden geschützt übernachten. Die Diepholzer Moorniederung erfüllt aufgrund von Landwirtschaft seit Renaturierung und
Naturschutz niedersächsischer Moore diese Bedingungen, weshalb sich diese Moorlandschaft zunehmend zu
bedeutenden Kranichrastplätzen entwickelt und sich Kranichzüge von Osten nach Westen verlagern. In der Saison 2024 wurden 450.000 Deutschland überquerende Kraniche gezählt. Während des Herbstzugs rasten in der Diepholzer Moorniederung auf mehreren Rastplätzen insgesamt
bis zu 100.000 Kraniche. (NABU: Der Kranichzug 2024 zum Nachlesen).
![]() |
| Beobachtungsorte in der Diepholzer Moorniederung (für uns relevante Orte sind weiß umrahmt) |
Auf dem
Höhepunkt des Herbstzugs rasten in der Diepholzer Moorniederung mehr als
60.000 Kraniche gleichzeitig. Während des Frühjahrszugs sind die Zahlen
geringer. Daher eignet sich insbesondere der Herbst für
Beobachtungen in dieser Region. Außerdem lassen sich Kraniche im Herbst
auf der Rast mehr Zeit, wenn Nahrungsbedingungen und Wetter günstig sind
(BUND: Kraniche). Zwei weitere Posts beschreiben Details zu Bedingungen der Kranichbeobachtungen und geben einen Überblick zu unseren Aktivitäten in der Umgebung unseres Ferienwohnsitzes in Hüde im Naturpark Dümmer am Dümmer See.
- Kranichbeobachtungen in Deutschland und auf Rastplätzen der Diepholzer Moorniederung: Kranichzug und Kranichrast in der Diepholzer Moorniederung, Niedersachsen.
- Reiseüberblick: Reisetagebuch 26.-31.10.2025 - Herbstreise zum Naturpark Dümmer.
30.10.2025: Kranichbeobachtung im Naturschutzgebiet Rehdener Geestmoor
Fotoserien: Beobachtungssturm und Umgebung - Kranichbeobachtung
![]() | |
| Blässgänse vor dem Mond Aufnahme 30.10.2025 im Rhedener Geestmoor der Diepholzer Moorniederung, Niedersachsen |
Bereits beim Eintreffen um 15:30 Uhr ist zu erkennen, dass sich bei heute guten Wetterbedingungen deutlich mehr Birder am Beobachtungsturm des Rhedener Geestmoors einfinden als vor 3 Tagen. (Mit Birdern und Birding oder Birdwatching befassen sich die beiden letzten Kapitel dieses Posts.) Wir schätzen 150 Personen am Ort, darunter Niederländer in Majorität. Auf dem Parkplatz sammeln sich 40-50 Fahrzeuge, von denen ca. 80 % ein niederländisches Kennzeichen haben. Ungefähr 1/3 der Birder beobachtet das Geschehen vom Moordamm. Alle anderen postieren sich auf dem Beobachtungsturm. Die meisten Birder tummeln sich auf der oberen von 3 Etagen. Wir ziehen die entspanntere 2. Etage vor.
Im Vergleich zur Beobachtung am gleichen Ort vor 3 Tagen sehen wir heute deutlich mehr zu Schlafplätzen fliegende Formationen von
Wildgänsen und Kranichen, aber erneut nur aus großer
Entfernung. Obwohl die Beobachtung Ferngläser und lichtstarke Teleobjektive mit großen Brennweiten an leistungsfähigen Kameras mit kurzen Verschlusszeiten erfordert, ist die Unterscheidung von Wildgänsen und
Kranichen auf großen Distanzen schwierig. Kriterien der Unterscheidung
von Kranichen und Wildgänsen beschreibt der Eintrag vom Vortag. Distanzen können anhand von Windrädern bestimmt werden. Das letzte Foto der oberen Gruppe zeigt ein Windrad bei Hemsloh in 4 km Entfernung. Das mittlere Foto der unteren Gruppe der
Kranichfotos zeigt zwei Windräder im Raum der Gemeinde Wagenfeld in
mindestens 6 km Entfernung.
Aber auch bezüglich der Ausstattung bestehen Grenzen. Spektive sind wegen des dynamischen Geschehens nicht sinnvoll einzusetzen. In der Hand sind Ferngläser bis max. 10-facher Vergrößerung nutzbar. Bei noch stärker Vergrößerung werden Bildausschnitte zu unruhig. Kameras mit lichtstarken Teleobjektiven und großen Brennweiten sind schwer und nicht zuletzt teuer. Über 400 mm hinausgehende Brennweiten erfordern Stative, die jedoch für dynamische Vogelaufnahmen nicht brauchbar sind. Der Vergößerungsfaktor von Objektiven mit 400 mm Brennweite beträgt je nach Sensorart 8 (Vollformat) oder 12 (APS-C). Die genutzt eigene technische Ausstattung ist im vorletzten Kapitel dieses Posts aufgeführt. Zum Sonnenuntergang verlassen wir gegen 17:00 Uhr den Ort.
Vom Beobachtungsturm aufgenommene Fotos zeigen in Reihen über diesem Text Blässgänse und in Reihen unter diesem Text Kraniche.
29.10.2025: Beobachtung Kraniche und Wildgänse im Naturschutzgebiet Neustädter Moor
Teile des Neustädter Moors sind seit 1969 unter Naturschutz gestellt (Naturpark Dümmer: Neustädter Moor).
Damit ist das Neustädter Moor das älteste von vier Naturschutzgebieten
der Diepholzer Moorniederung. Bis in den 1970er Jahren fand bäuerlicher
Handtorfstich statt. Industrieller Torfabbau endete 1995.
Auf der Fahrt zum Neustädter Moor sichten wir im Raum der Gemeinde Wagenfeld Kraniche und Wildgänse auf Futterplätzen. Anhalten zum Fotografieren können wir jedoch nur an wenigen Stellen, weil die schmale Landstraße durch eine Allee führt.
Kurz nach 16:00 Uhr treffen wir am großen Beobachtungsturm des Neustädter Moors ein. Obwohl das Wetter heute günstig ist, finden sich nur ca. 10 Birder ein, die sich auf der oberen Etage des Beobachtungsturms locker verteilen. An allen besuchten Beobachtungsorten bilden Niederländer die Mehrheit, so auch an diesem Ort.
Auch
hier sind weit und breit keine Wasserflächen zu sehen, in denen
Kraniche übernachten. Dementsprechend sind Beobachtungen nur aus großer
Distanz möglich. Neben Kranichen sind zahlreiche Wildgänse zu sehen. Die
beiden Vogelarten haben ein ähnliches Zugverhalten, bevorzugen die
gleichen Rastplätze und bilden ähnliche Flugformationen. Mit etwas Übung
sind Kraniche und Gänse jedoch auch auf großen Distanzen zu
unterscheiden. Die Art der Gänse lässt sich nur anhand markanter
farblicher Unterscheidung bestimmen, was auf großen Distanzen und je
nach Lichtverhältnissen eher schwierig ist. Online-Informationen sind
zur Unterscheidung hilfreich:
Die obere Reihe Fotos zeigt Wildgänse (vermutlich Blässgänse) über dem Neustädter Moor. Die weiteren Reihen Fotos zeigen Kraniche.
Da zum Parkplatz fast ein Kilometer Waldweg zurückzulegen ist, verlassen wir den Ort kurz vor Sonnenuntergang (17:08 Uhr).
27.10.2025: Kranichbeobachtung im Naturschutzgebiet Rehdener Geestmoor - Fotoserien: Aussichtsturm, Kranichbeobachtung
Das Rehdener Geestmoor ist ein von Kranichen und Wildgänsen bevorzugter Schlafplatz in der Diepholzer Moorniederung. Inzwischen nimmt die Menge in niedersächsischen Regionen brütender Kraniche zu. In Vorjahren wurden im Rehdener Geestmoor bis zu 20.000 gleichzeitig übernachtende Kraniche gezählt. Die letzte Zählung ergab für die Diepholzer Moorniederung mehr als 60.000 rastende Kraniche.
Um 15:00 Uhr finden wir uns am Beobachtungsturm des Rehdener Geestmoors in 14 km Entfernung von Hüde ein und sichern uns Plätze auf der obersten von drei Etagen. Wasserflächen sind vom Aussichtsturm nicht zu sehen. Nach und nach treffen weitere Birder ein, insgesamt ca. 20 Personen, überwiegend Männer im fortgeschrittenen Alter. Alle führen imposantes Foto-Equipment mit. Mein 400 mm Teleobjektiv wirkt vergleichsweise schlank. Spektive sind eher für statisches Beobachten geeignet und daher hier nicht angesagt. Die genutzte eigene technische Ausstattung ist im
letzten Kapitel dieses Posts aufgeführt.
Während Birder auf dem Aussichtsturm mit ihrer exklusiven technischen Ausrüstung auf das Eintreffen der Kraniche warten, gehen in kurzen zeitlichen Abständen schwere Regenschauer nieder. Zwischen den Regenschauern reißt die Wolkendecke immer wieder auf, sodass mehrmals Regenbogen die Landschaft dekorieren. Vorbeiziehende Wildgänse und ein Hirsch am Rand eines Birkenwäldchens verkürzen die Wartezeit.
In größeren zeitlichen und räumlichen Abständen sind ab 16:00 Uhr erste Kraniche in weiter Entfernung zu sehen. Verantwortlich ist dafür vermutlich der aktuell niedrige Wasserstand
des Rehdener Geestmoors, der im näheren Umfeld Anforderungen von Kranichen an
Übernachtungsplätze nicht erfüllt. Wo sich ihr Schlafplatz befindet, ist nicht zu erkennen. Eine große Kranich-Flugschau, wie wir sie von der Darß-Zingster Boddenkette kennen, findet heute nicht statt. Die sich derzeit ausbreitende Vogelgrippe H5N1 ist für diesen Sachverhalt eher nicht verantwortlich. Anders als in Brandenburg und in Mecklenburg-Vorpommern sind in der Diepholzer Moorniederung erst einzelne verendete Kraniche gefunden worden. Wir haben keine gesehen.
Ca. um 16:30 Uhr sichten wir die letzten Kraniche. 25 Minuten vor Sonnenuntergang treten wir um 16:45 Uhr die Rückfahrt nach Hüde an und befinden, dass auch die kleine Kranich-Flugschau zusammen mit Landschaft und Wetterbedingungen eine Reise wert ist.
Anmerkungen zum Birding und zu Birdern aus soziologischer Perspektive
Soziologische Perspektive besagt, dass diese Anmerkungen keine potentiell unendlich variierenden individuellen Motivationen und Verhaltensweisen betrachten, sondern sich auf kollektiv beobachtbare identische oder ähnliche Verhaltensweisen richten und diese mit sozialen Strukturen erklären. Das
abschließende Kapitel dieses Posts geht detaillierter auf diese
Zusammenhänge ein
Vogelbeobachtung ist ein Teilgebiet der Ornithologie (Vogelforschung). Vogelbeobachtung wird in Großbritannien als Birdwatching oder als Birding bezeichnet und ist im britischen Kulturraum ein Massensport. Während Vogelschutz im 19. Jahrhundert noch Frauensache war, betätigen sich in der Gegenwart überwiegend Männer als Birder (FAZ: Was gibt's denn da zu sehen?). Seit einigen Jahren nimmt in Deutschland das Interesse an der hobbymäßigen Vogelbeobachtung zu. Als Hobby wird Vogelbeobachtung nicht nur biologisch-sachlich betrieben, sondern wie jedes Hobby auch als sinnstiftende Tätigkeit im Sinne von Ikigai.
Birding erfordert eine relativ teure Ausstattung für Spektiv, Fernglas, Stativ mit Videokopf, leistungsfähige Kamera und lichtstarke Teleobjektive mit großer Brennweite. Die eigene technische Ausstattung nutzt auf dieser Birding-Tour folgende Komponenten:
- Statische Fotos und Fotos im Nahbereich: iPhone SE 3
- Dynamische Fotos: Vollformat-DSLR Nikon D750 und Objektiv AF-S NIKKOR 80-400mm f/4.5-5.6 G ED VR im RAW-Format
- Fotobearbeitung: Adobe Photoshop Lightroom Classic
- Fernglas: Nikon PROSTAA 7S 10x42
Das Verhaltensmuster des Birdings ist vermutlich Ausdruck
eines in vorhistorischen Urzeiten entwickelten und sowohl genetisch als
auch kulturell vererbten männlichen Jagdinstinkts, der auch noch in der
Gegenwart erhalten ist. In mittleren Lebensphasen dominieren Jagden nach
Karriere, Wohlstand, Frauen, sportlichen Leistungen. Individuelle
Erfolge gewinnen als Statussymbole sozialer Distinktion Bedeutung. Das
spezielle Verhaltensmuster des Birdings bricht erst durch, wenn Objekte des Jagdfiebers der mittleren Lebensphase erobert oder nicht erreichbar sind.
Birding
kann als eine spezielle Form von Sammelleidenschaft verstanden
werden, die Jagdinstinkte im fortgeschrittenen Alter ausprägen. Die Tätigkeit des Sammelns richtet sich
auf exklusive Objekte, deren Eroberung bereits erworbenes
exklusives Wissen, Erfahrung und finanzielle Spielräume, also gehobenen
Sozialstatus erfordern und soziale Distinktion ausprägen. Birding ist neben allen Funktionen mit individueller Bedeutung auch ein Statussymbol, das gehobenen Sozialstatus vor allem von Männern dokumentiert.
Frauen bevorzugen eher andere Statussymbole wie Schönheit (Figur, Brüste, Haare, Finger- und Fußnägel, exklusive Kleidung, Schmuck, teure Parfüms, Kosmetik etc.) und betätigen sich abgesehen von Schuhen, Handtaschen, Datings seltener als Sammler. Als Birder sind Frauen unterrepräsentiert. An besuchten Beobachtungsplätzen treffen wir bei ungemütlichem Wetter nur wenige Frauen an, die sich zurückhaltend oder in der Begleitung von Männern relativ unbeteiligt verhalten. Teilweise warten sie in parkenden Autos auf die Rückkehr
ihrer Männer.
Was sind soziale Strukturen und wie manifestieren sie sich?
In
biologischer und geologischer Evolution haben sich abstrahierende
morphologische Muster von Lebewesen und Landschaften herausgebildet, die sich aber nicht als geklonte Kopien, sondern als individuell unterschiedliche Varianten von Grundmustern ausprägen. Analog bezeichnen soziale Strukturen in kultureller Evolution
ausgeprägte und kulturell variierende kollektive Verhaltensmuster. Aus welchen Ursachen Muster sozialer Strukturen resultieren, lässt sich nur in
konkreten Sachverhalten mit soziologischen Methoden ermitteln.
Grundsätzlich gilt, dass soziale Strukturen von Kultur geprägt sind. In komplexen Mustern von Strukturen sind konkrete Einzelursachen nicht kausal isolierbar. Stattdessen zeigen sich nur schwer zu entwirrende, sich wechselseitig beeinflussende Bündel vernetzter Ursachen.
Morphologische, kulturelle und soziale Strukturen
beeinflussen sich wechselseitig und erzeugen unscharfe Grenzen. Daher beschreiben Aussagen
über Einflüsse von sozialen Strukturen auf individuelles Verhalten keine absoluten, allgemeingültigen Dispositionen von
Verhaltensweisen, sondern prognostizieren Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten bestimmter Verhaltensmuster. Zwei Beispiele verdeutlichen Strukturen morphologischer (1) und sozialer Art (2) sowie kulturell konnotierte komplexe Abhänigigkeit zwischen ihnen.
(1) Die
durchschnittliche Körpergröße ist in den Niederlanden mit 183 cm (Männer) und 170 cm (Frauen) die höchste der
Welt.
Diese Zahlen besagen nicht, dass die meisten erwachsenenen Niederländer 183 cm bzw. 170 cm groß sind, sondern genannte Zahlen definieren den Median, d.h. den Wert, der die Gesamtpopulation aller erwachsenenen Niederländer halbiert, also in 50 % größere und 50 % kleinere Menschen teilt. Individuell bedeutet das nicht, dass Niederländer größer als Deutsche sind. Die generelle Aussage
gilt nur kollektiv. Daher ist lediglich wahrscheinlich, dass Niederländer größer als Deutsche sind.
Primäre Ursache des Sachverhalts ist nicht die politische
Nationalität, aber vermutlich ist die ethnische Nationalität an Ausprägungen des Genpools beteiligt. Dessen Zusammensetzung erklären mehrere Hypothesen multifaktoriell mit der kontinentalen Randlage:
- Historisch haben sich in niederländischen Regionen lebende Volksstämme seltener mit kleinwüchsigeren Menschen aus dem slawischen und mediterranen Raum vermischt.
- Die Ernährungs- und Gesundheitssituation war günstiger und weniger krisenanfällig als in zentraleren kontinentalen Lagen.
- Unter Lebensbedingungen der Küstenregion hatten großwüchsige Menschen selektive Vorteile, weshalb sich Großwüchsigkeit evolutionär durchgesetzt hat.
Genannte kulturelle Bedingungen wirken sich auf die Zusammensetzung des Genpools aus. Das bedeudet, dass bezüglich des Merkmals Körpergröße Zusammenhänge zwischen morphologischen sowie kulturell geprägten sozialen Strukturen bestehen. Allerdings bleibt unbestimmt, in welcher Stärke jeder dieser Einzelfaktoren an der Ausprägung von Köprergröße beteiligt ist.
(2) Menschen unterscheiden sich individuell nicht nur in ihrer Gestalt (morphologisch),
sondern auch hinsichtlich Fähigkeiten, Denken, Verhalten. Gewöhnlich wird bestehende soziale Ungleichheit vermeintlich plausibel, aber wissenschaftlich nicht belastbar, bewusst oder
unbewusst sozialdarwinistisch (bzw. rassistisch) mit biologisch angelegten, individuell unterschiedlichen
Fähigkeiten und Leistungen und/oder mit kollektivem Nutzen begründet und gerechtfertigt.
Aus individueller Unterschiedlichkeit von Menschen resultiert nicht zwangsläufig
soziale Ungleichheit. Im Gegenteil empfinden insbesondere negativ betroffene Menschen soziale Ungleichheit als ungerecht. Aus diesem Grund waren und sind segmentäre Gesellschaften weitgehend egalitär organisiert, d.h. Mitglieder praktizieren gegenseitige soziale Kontrolle, um über gleiche Rechte und Pflichten zu verfügen und um Privilegien zu verhindern.
Unter Bedingungen von Sesshaftigkeit nimmt mit der Größe von
Gesellschaften Komplexität des Zusammenlebens zu. Mit zunehmender Komplexität wächst Ordnungsbedarf, mit dem zwangsläufig Privilegien sozialer Ungleichheit entstehen, weil komplexe Ordnungen Hierarchien ausprägen und Hierarchien bestenfalls nur unvollständig sozial kontrollierbar sind. (Aus diesem Grund gelten Demokratien mehrheitlich als das kleinere Übel politischer Ordnungen.) Verursacher sozialer Ungleichheit ist offensichtlich
zunehmende Komplexität sozialer Strukturen, mit der sich auf
verschiedenen Wegen Privilegien herausbilden und soziale Ungleichheit unvermeidbar wird. Soziale Ungleichheit manifestiert sich als
- Verfügungsgewalt über bedeutende knappe Ressourcen,
- Weisungsbefugnis über Verhalten von Menschen,
- Deutungshoheit über Erklärungen von Sachverhalten.
Soziale Ungleichheit manifestiert sich jedoch nicht stillschweigend, sondern sie verlangt offensichtlich nach Sichtbarkeit sozialer Distinktion mittels symbolischer Repräsentation durch Statussymbole. Arten distinktiver Statussymbole sind nicht absolut definiert. Ob z.B. Federschmuck, Eberzähne, Bibersschwänze, Tatoos, Goldschmuck, Diamanten, Rolexuhren usw. als Statussymbole dienen, resultiert aus räumlich und zeitlich variierenden kulturellen und subkulturellen Konventionen.
Konventionen über Statussymbole betreffen sowohl materielle Objekte wie Kleidung, Schmuck, Uhren, Autos, Wohnumgebungen und Wohnungseinrichtungen, diverse nützliche oder unnützliche Gebrauchsgegenstände und Accessoires als auch demonstrative Verhaltensweisen wie Luxuskonsum, exklusive Reisen, Kultivierung exklusiver Hobbys, Bildungssymbole und diverse anderer Marker hochkultureller Zugehörigkeit sowie je nach Kontext auch extrovertiertes oder introvertiertes Auftreten.
Statussymbole markieren die
soziale Position eines Akteurs innerhalb sozialen Ordnungen und dienen der sozialen
Distinktion. Welche Strukturen welche Privilegien herausbilden und welche externen Wirkungen sie erzeugen, ist ein
typischer Gegenstand soziologischer Erklärung. Diese Erklärungen werden
jedoch i.d.R. von Profiteuren sozialer Ungleichheit als vermeintlich radikale politische Ideologie diffamiert und unterdrückt oder zumindest ignoriert. Soziologische Erklärungen dieser Art zirkulieren daher nur in internen Kreisen und bleiben öffentlich unter dem Radar.































































Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen