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Karolingische und romanische Fresken in Müstair |
Der Vinschgau war über viele Jahrhunderte das Armenhaus Tirols. Die
Situation war für die Bewohner
dieser Zeit vermutlich wenig erfreulich, erweist sich aber heute als
eine glückliche Fügung. Ein einzigartiger reicher Schatz
an gotischen, romanischen und karolingischen Kulturgütern ist im
Vinschgau erhalten gelieben, weil für die
alpenländische Mode der Barockisierung von Kirchen und Klöstern die
Mittel fehlten. Inzwischen stoppen aufwändige Sanierungs- und
Restaurieungsprogramme den Verfall dieser historischen Kulturgüter.
Im
Rahmen unserer Wanderung auf dem 'Stundenweg' haben wir nur flüchtige
Eindrücke aufgenommen, die uns jedoch zu einem intensiveren Besuch
kultureller Highlights in Müstair und Taufers motivieren. Heute ist es
regnerisch, kein Bergwetter, aber Kulturwetter. Das Kloster St. Johann
in Müstair liegt nur kurz hinter Taufers auf der schweizer Seite des
Münstertals. Dort beginnen wir unsere Exkursion und setzen sie auf der
Rückfahrt in Taufers fort. Historische Hauptattraktion von Taufers ist
das ehemalige Johanniterhospiz mit seiner Kirche St. Johann. Seine Blüte
erlebte diese Einrichtung zur Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert.
Teile des Gebäudes und seiner Malerei werden auf das 9. Jahrhundert
datiert. Ursprünglich gehörte die Kirche zu einem Benediktinerkloster,
das um das Jahr 1130 zerstört wurde. Der Johanniterorden nutzte später
die vorhandene Infrastruktur.
Link: Fotoserie Müstair und Taufers Link: Bericht und Fotoserie Wanderung auf dem Stundenweg
Kloster St. Johann in Müstair
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Kloster St. Johann in Müstair, Münstertal |
In der Frankenzeit (500 bis 888 n. Chr.) war das
Münstertal ein wichtiger Handelsweg zwischen Verona und Augsburg. Die
wahrscheinlich von Karl dem Großen um das Jahr
775 veranlasste Gründung des Benediktinerkloster von Müstair diente
nicht alleine dem Klosterleben, sondern das Kloster hatte zugleich die
Funktion einer Herberge für die Reisenden auf dem Handelsweg über die
Alpen. Der relativen Bedeutungslosigkeit dieses Klosters in den
nachfolgenden Epochen ist zu verdanken, das von seiner ursprünglichen
Ausstattung viele Details erhalten sind. Insbesondere den einzigartigen
karolingischen und romanischen Fresken ist geschuldet, dass das Kloster
1983 in die UNESCO-Liste der Welterbestätten aufgenommen wurde.
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Innenraum der Heilgkreuzkapelle |
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Heilgkreuzkapelle im Kloster St. Johann, Müstair |
Auf dem Klostergelände steht am Eingang des Friedhofs
die ebenfalls im 8. Jahrundert erbaute Heiligkreuzkapelle, die zur Zeit
wegen Restaurierungsarbeiten nicht besichtigt werden kann. Die Tür war
jedoch nicht verschlossen, so dass ein kurzer Eindruck möglich würde.
Johanniterhospiz in Taufers
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St. Johann in Taufers, Münstertal |
Das merkwürdig verbaut wirkende mehrstöckige Gebäude
verwendet Teile eines im 9. Jahrhundert erbauten und 1130 zerstörten
Klosters. Der Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes ist für den
Alpenraum ungewöhnlich und verweist auf spätantike byzantinische Kultur
als Vorbild in karolingischer Zeit. An der Nordwand des Gebäudes ist das
Fresko einer
Christopherusdarstellung angebracht, die auf das Jahr 1250 datiert wird
und als älteste Christopherusdarstellung Tirols gilt.
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Ausschnitt des Freskenzyklus in St. Johann, Taufers |
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Ausschnitt des Freskenzyklus in St. Johann, Taufers |
An die eigentliche Kirche ist eine zweigeschossige
Vorhalle angebaut. Das Obergeschoss der Vorhalle diente ehemals als
Schlafstätte für Pilger. Die dort angebrachten Fresken gelten als der
größte noch erhaltene romanische Freskenzyklus im Vinschgau.
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Burgruinen Reichenberg und Rotund |
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St. Johann in Taufers |
Oberhalb von St. Johann befinden sich zwei weitere
sehenswerte Kirchengbeäude, St. Blasius und St. Michael. Vom
Kirchenplateau blicken wir auf St. Johann im Tal sowie auf die
Burgruinen Reichenberg und Rotund am Hang, die bereits im Bericht über
den 'Stundenweg' erwähnt sind.
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