Freitag, 6. Juli 2012

Südtirol 2012 - Müstair und Taufers an der romanischen Straße

Karolingische und romanische Fresken in Müstair
Der Vinschgau war über viele Jahrhunderte das Armenhaus Tirols. Die Situation war für die Bewohner dieser Zeit vermutlich wenig erfreulich, erweist sich aber heute als eine glückliche Fügung. Ein einzigartiger reicher Schatz an gotischen, romanischen und karolingischen Kulturgütern ist im Vinschgau erhalten gelieben, weil für die alpenländische Mode der Barockisierung von Kirchen und Klöstern die Mittel fehlten. Inzwischen stoppen aufwändige Sanierungs- und Restaurieungsprogramme den Verfall dieser historischen Kulturgüter.
Im Rahmen unserer Wanderung auf dem 'Stundenweg' haben wir nur flüchtige Eindrücke aufgenommen, die uns jedoch zu einem intensiveren Besuch kultureller Highlights in Müstair und Taufers motivieren. Heute ist es regnerisch, kein Bergwetter, aber Kulturwetter. Das Kloster St. Johann in Müstair liegt nur kurz hinter Taufers auf der schweizer Seite des Münstertals. Dort beginnen wir unsere Exkursion und setzen sie auf der Rückfahrt in Taufers fort. Historische Hauptattraktion von Taufers ist das ehemalige Johanniterhospiz mit seiner Kirche St. Johann. Seine Blüte erlebte diese Einrichtung zur Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert. Teile des Gebäudes und seiner Malerei werden auf das 9. Jahrhundert datiert. Ursprünglich gehörte die Kirche zu einem Benediktinerkloster, das um das Jahr 1130 zerstört wurde. Der Johanniterorden nutzte später die vorhandene Infrastruktur.  Link: Fotoserie Müstair und Taufers  Link: Bericht und Fotoserie Wanderung auf dem Stundenweg

Kloster St. Johann in Müstair

Kloster St. Johann in Müstair, Münstertal
In der Frankenzeit (500 bis 888 n. Chr.) war das Münstertal ein wichtiger Handelsweg zwischen Verona und Augsburg. Die wahrscheinlich von Karl dem Großen um das Jahr 775 veranlasste Gründung des Benediktinerkloster von Müstair diente nicht alleine dem Klosterleben, sondern das Kloster hatte zugleich die Funktion einer Herberge für die Reisenden auf dem Handelsweg über die Alpen. Der relativen Bedeutungslosigkeit dieses Klosters in den nachfolgenden Epochen ist zu verdanken, das von seiner ursprünglichen Ausstattung viele Details erhalten sind. Insbesondere den einzigartigen karolingischen und romanischen Fresken ist geschuldet, dass das Kloster 1983 in die UNESCO-Liste der Welterbestätten aufgenommen wurde.






Innenraum der Heilgkreuzkapelle
Heilgkreuzkapelle im Kloster St. Johann, Müstair
Auf dem Klostergelände steht am Eingang des Friedhofs die ebenfalls im 8. Jahrundert erbaute Heiligkreuzkapelle, die zur Zeit wegen Restaurierungsarbeiten nicht besichtigt werden kann. Die Tür war jedoch nicht verschlossen, so dass ein kurzer Eindruck möglich würde.







 

Johanniterhospiz in Taufers

St. Johann in Taufers, Münstertal
Das merkwürdig verbaut wirkende mehrstöckige Gebäude verwendet Teile eines im 9. Jahrhundert erbauten und 1130 zerstörten Klosters. Der Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes ist für den Alpenraum ungewöhnlich und verweist auf spätantike byzantinische Kultur als Vorbild in karolingischer Zeit. An der Nordwand des Gebäudes ist das Fresko einer Christopherusdarstellung angebracht, die auf das Jahr 1250 datiert wird und als älteste Christopherusdarstellung Tirols gilt.









Ausschnitt des Freskenzyklus in St. Johann, Taufers
Ausschnitt des Freskenzyklus in St. Johann, Taufers
An die eigentliche Kirche ist eine zweigeschossige Vorhalle angebaut. Das Obergeschoss der Vorhalle diente ehemals als Schlafstätte für Pilger. Die dort angebrachten Fresken gelten als der größte noch erhaltene romanische Freskenzyklus im Vinschgau.








Burgruinen Reichenberg und Rotund
St. Johann in Taufers
Oberhalb von St. Johann befinden sich zwei weitere sehenswerte Kirchengbeäude, St. Blasius und St. Michael. Vom Kirchenplateau blicken wir auf St. Johann im Tal sowie auf die Burgruinen Reichenberg und Rotund am Hang, die bereits im Bericht über den 'Stundenweg' erwähnt sind.

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