St. Prokulus modern interpretiert am Prokulus Musuem |
Diashow weiterer Motive in Naturns
Der Innenraum der Prokulus Kirche
Prokulus Kirche, 7. Jahrhundert, Naturns |
Innenraum mit Apsis und Altar der Prokulus Kirche |
Fresken mit Darstellung der Prokulus-Legende |
Engeldarstellung |
Engeldarstellung |
Vorkarolingische Fresken |
Maria als apokalyptische Frau (Maria) |
Aspekte der Integration unterschiedlicher Kulturen
Über die Bedeutung von Architektur und Malerei hinaus ist bemerkenswert, wie Elemente unterschiedlicher Kulturen zusammengeführt sind, um die verschiedenen Welten (bewusst oder unbewusst?) zu verbinden.Den gesamten Raum umspannt oberhalb der figürlichen Fresken ein Band, das nebeneinander antike Mäander und keltisches Geflecht symbolisiert. Beide Darstellungsformen bilden als Labyrinthe Fallen für böse Geister, die sich in diesen Labyrinthen verirren. Um ihre Wirkung entfalten zu können, dürfen diese Bänder nicht unterbrochen sein. Über dem Altarraum ist jedoch eine Unterbrechung mit der göttlichen Hand in einem Kreis dargestellt, die böse Geister nicht zu überwinden vermögen.
In Südtirol sind mehrere Kirchen Prokulus und Zeno gewidmet, was auf oberitalienische Einflüsse verweist. Sprach- und Schriftanalysen lassen annehmen, dass das im Vinschgau zur Römerzeit ansässige Volk der Räter aus Oberitalien eingewandert ist und von etruskischem Ursprung ist. Mit Ausweitung des römischen Machtbereichs sind Etrusker möglicherweise in den Alpenraum ausgewichen. Irritierend ist aus heutiger Sicht die Darstellung einer römischen Göttin in einem Kirchengebäude.
Anmerkungen zur Architekturgeschichte der Prokulus Kirche
Der im 7. Jahrhundert errichtete Kirchenraum überbaut vermutlich ein antikes römisches Heiligtum. Die heutige Ortschaft ‚Naturns’ lag nämlich in der Antike unmittelbar an der ‚Via Claudia Augusta’, eine Römerstraße, die das Machtzentrum in Rom über die Alpen hinweg mit den römischen Nordprovinzen verband.Über die Bauherren des ältesten christlichen Gebäudeteils bestehen zwar Legenden, aber kein gesichertes
Wissen. Unser Führer berichtet von einer Legende, der zur Folge ein nicht christianisierter Germane eine christliche Langobardin aus Oberitalien geehelicht haben soll. Die Gattin war unter den Heiden unglücklich und bekam Heimweh. Um den Schmerz zu lindern, habe ihr Gatte den heute als Prokulus Kirche bekannten Kultraum errichten lassen. Dieses Geschenk war jedoch nicht auseichend, um die Langobardin auf Dauer zu binden. Sie soll trotz dieser Bemühungen zurück nach Oberitalien gegangen sein.
Der Turm neben der Kirche ist in Relation zu dem bescheidenen Gebäude völlig überdimensioniert. Vermutlich handelt es sich ehemals um einen Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert, der später mittels baulicher Maßnahmen zum Kirchturm umfunktioniert wurde.
Im 14. Jahrhundert fand ein Ausbau des Kirchengebäudes im gotischen Stil statt. Neben einer Erhöhung des Hauptraums wurde die Apsis vergrößert und mit einem exakt nach Osten ausgerichteten Altar ausgestattet. Die Achse des Hauptraums ist nämlich um 10 Grad nach Norden versetzt. Diese Abweichung wird als Störung der Orientierung in Richtung Orient empfunden.
Mit dem gotischen Ausbau wurde der Innenraum neu verputzt und anschließend mit Fresken im gotischen Stil übermalt. Damit der neue Putz auf dem alten Untergrund haftet, musste der Untergrund aufgeraut sein. Die Spuren dieser Aktion sind nach Abtragung der neueren Putzschicht deutlich zu erkennen.
Die ursprüngliche Holzdecke des Gebäudes erwies sich über die Zeit als Schwachstelle, weshalb später eine Steindecke eingezogen wurde.
Eine im Kirchenboden eingelassene Marmorplatte deckt den Zugang zu einer sieben Meter tief in den Boden reichenden Gruft ab, in der sich die Herren von Schloss Annenberg bei Goldrain über mehrere Generationen bestatten ließen.
Prokulus Museum
Eingangsfront Prokulus Museum, Naturns |
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