Mittwoch, 28. Juli 2010

Kanada 2010: Banff in den kanadischen Rocky Mountains

Montag, 26.07.2010
Air Canada hat uns von San Francisco nach Calgary geflogen. Ansprüche an Pünklichkeit, Komfort und Service waren bei dem Preis des Flugs nicht zu berücksichtigen.
Nach Übernahme des Mietautos sind wir noch 130 km weiter in die kanadischen Rocky Mountains gefahren und durften an der Grenze zum Nationalpark erst einmal ein Eintrittsgeld von 80 CAD (ca. 62€) entrichten. Diese Gebühr gilt aber auch gleichzeitig für die angrenzenden Nationalparks Jasper, Yoho und Kootenay, die sich zusammen mit dem Banff N.P. über eine Fläche von 20.238 qkm ausdehnen (entspricht etwa der Fläche von Hessen).
Gegen 19:00 Uhr Ortszeit treffen wir in Banff ein, wo wir für die nächsten vier Tage ein Quartier in der "Delta Royal Canadien Lodge" beziehen. Banff ist eine nette Kleinstadt mit ca. 6.000 Einwohnern und das touristische Zentrum des Banff National Parks. Bei jährlich mehr als fünf Millionen Besuchern ist der Ort natürlich in der Hochsaison ziemlich busy und die Parkverwaltung hat ebenfalls alle Hände voll zu tun, um die Verkehrsströme unter Kontrolle zu halten. Die Größe der Parkfläche und die Menge der Freizeitoptionen verdünnt die Masse jedoch täglich bis hin zu homöopathischen Dosierungen. (Link zur offiziellen Webseite)

Bei der Ankunft in Calgary waren wir zunächst irritiert aufgrund der Unfreundlichkeit von Menschen, denen wir bei der Einreise zwangsläufig nicht ausweichen konnten. Diese Verunsicherung löst sich in Banff gleich wieder auf. Banff ist eine sympathische, freundliche und sehr gepflegte Ortschaft, was auch auf die Menschen zutrifft, denen wir begegnet sind. Anfängliche Skepsis verändert hat sich schnell zu Begeisterung für diese Umgebung. Hier würden wir uns gerne häufig und auch für längere Zeit aufhalten, wenn das Ziel nicht nur so fern und die Kosten so hoch wären.

Dienstag, 27.07.2010 
Nach den Anstrengungen des Marathons und der langen Reise hilft eine ausgiebige Nachtruhe. Der Vormittag gehört der Erschließung der lokalen Infrastruktur. Auf unserem Rundgang erstehen wir endlich auch ein "Anti Bear Spray" (für etwas mehr als 41 CAD!) und ein Repellent (OFF! Deep Woods von Johnson), dem angeblich kein Insekt gewachsen ist. Mücken und andere stechende und beißende Insekten gibt es nämlich in deutlich höherer Konzentration als die ebenfalls nicht als ungefährlich einzustufenden Bären, Wölfe, Kojoten, Pumas, Luchse, Elche, Wapiti-Hirsche. Das Anti Bear Spray soll vermeintlich seine Wirkung für alle aufgeführten Großwildspezies entfalten, was wir allerdings nicht wirklich überprüfen möchten. Das Spray ist aber auch eine echte Bombe, die nicht im Innenraum eines Autos transportiert werden sollte und als Fluggepäck verboten ist. Das Repellent ist zwar als Pump-Spray weniger explosiv, aber mit 25% DEET (Diethyl-3-Methylbenzamid) eine echte Giftschleuder. Immerhin können wir auf prominente Vorbilder verweisen: "Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebul, ihren Obersten." (Lukas 11, 15)






Der Nachmittag gehört zunächst dem "Tunnel Mountain", der als Hausberg eine schöne Rundumsicht auf Banff und Umgebung bietet. Zurück gehen wir auf einem Trail am Bow River, der sich als Strecke für den Morgenlauf anbietet. Das monumentale Fairmont Hotel liegt wie ein Zauberschloss in dieser magischen Landschaft.


Bow River und Fairmont Hotel
In Banff bevorzugen wir die Selbstversorgung. Das fällt nicht schwer, weil die Restaurantszene trotz hoher Preise eher abschreckend ist und wir gleichzeitig ein anspechendes Angebot an guten Produkten finden. Bei unseren Einkäufen treffen wir auf kanadischen Wein, den wir inzwischen auch probiert haben. Ein Urteil möchten wir noch nicht abgegeben, weil die Verkostung mangels Informationen über Anbau und Erzeuger einem "Blindflug" gleicht. Fest steht jedoch, dass der Wein hochpreisig ist. Insgesamt ist die Weinauswahl hervorragend, erfordert aber ein gut gefülltes Konto. Unter 20 CAD ist kaum etwas zu machen. Interessante Produkte liegen deutlich darüber. Nicht nur wegen der Weinpreise ist Kanada ein ausgesprochen teures Urlaubsgebiet, vergleichbar mit schweizer Verhältnissen.

Mittwoch, 28.07.2010
Den heutigen Tag eröffnen wir mit einem kleinen Lauf am Bow River. Das Laufen fällt nach dem Marathon noch schwer, begeistert uns aber trotzdem. Die Strecke hat spontan einen weiteren prominenten Platz in unserer Laufstrecken-Juwelensammlung erobert. Beweisen konnte sich auch gleich unsere Repellent-Giftschleuder, die uns in der Tat vor einigen Plagegeistern schützt. Dann lief uns auch noch ein Wapiti über den Weg.  Vor agressiven Wapitis wird eindringlich gewarnt. Wir haben jedoch keine Probleme und müssen das  Kampfspray nicht einsetzen.




Das absolute touristische "must do" ist im Banff N.P. der Lake Louise. Die Reiseliteratur warnt eindringlich vor dem Massenbetrieb, was uns aber nicht abschreckt. Zunächst lassen wir uns von der Gondola auf den gegenüberliegenden Hang transportieren, weil wir von dort einen schönen Blick in die Bergwelt und auf den Lake Louise haben. Der Andrang am Lake Louise entsprach den Drohungen. Trotz riesiger Parkplätze müssen wir auf eine frei werdende Parkbucht warten. Für einen längeren Aufenthalt ist es uns hier zu voll, so dass wir bald weiter zum Lake Moraine fahren, wo ein ähnlicher Andrang herrscht.

Unterwegs den einen oder anderen Trail mitzunehmen ist nicht möglich, weil wir uns im "Bear Country" aufhalten und dort nur Gruppen mit mindestens 8 Personen Trails begehen dürfen. Unser Verdacht ist, dass diese Regel dazu dient, die Touristenströme zu kanalisieren bzw. aus der Landschaft fern zu halten. In dem riesigen Banff N.P. soll es nämlich lediglich 100-120 Bären geben. Bären sind scheue Einzelgänger, die ein Territorium von ca. 2.000 qkm beanspruchen. Bärenkontakte sind daher selten, und weil sie so selten sind, melden die Zeitungen Bärenkontakte. Der letzte offizielle Bärenalarm liegt mehr als zwei Monate zurück. In Alaska und auch British Columbia ist die Bärenpopulation viel größer, ohne dass dort solche Regeln gelten. Aber dort gibt es vermutlich weniger Touristen oder eine andere Bärenpolitik.


Die Rückfahrt nach Banff führt uns durch das sehr schöne Bow River Valley und beeindruckt auf beiden Seiten des Tals mit imposanten Bergketten, die bis über 3.000 m Höhe reichen und z.T. ganzjährig mit Schnee bedeckt bzw. vergletschert sind. Der Mount Temple ist mit 3.547m der höchste Berg der Region und macht auf uns einen äußerst abweisenden Eindruck. An ein Dolomitenpanorama erinnert der Castle Mountain, der im Winter Tiefschnee-Skifahrer mit einem Skigebiet der Superlative in diese Region lockt.
Schönere Fotos als in dieser Post stellt Google zur Verfügung: Banff National Park Fotos

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