Den heutigen Tag haben wir zum "lazy saturday" erklärt. Nach einer ausgiebigen Nachtruhe und einem kleinen Frühstück auf dem Zimmer wollen die Infrastruktur von Whistler mit der näheren Umgebung erkunden und eine Laufstrecke für den nächsten Tag finden.
Aus den am Vortag beschafften Informationen geht hervor, dass die Gemeinde Whistler entschieden hat, mit den Bären zu koexistieren, d.h. die Stadt offen und zugänglich zu halten, damit die Bären durchlaufen können. Bären sollen jedoch nicht durch unnatürliches Futter und Abfälle zum Bleiben verführt werden. Dieses Programm klingt durchaus sympathisch, könnte aber auch Stress für unerfahrene Touristen provozieren, zumal in dem Gebiet der Gemeinde Whistler immerhin ca. 100 Schwarzbären leben sollen. Kaum haben wir das touristische Zentrum verlassen, um im Umfeld eine Laufstrecke zu finden, kreuzt ein Bär unseren Weg, kommt uns auch noch entgegen, dreht aber kurz danach ab und setzt seinen ursprünglichen Weg fort. Gegen Giselas ausdrücklichen Protest konnte ich die Szene noch in einem Foto festhalten. Wir haben uns danach entschlossen, den Weg durch Nebenstraßen nicht fortzusetzen, sondern über belebtere Straßen zurück zu gehen. Wenige Minuten später begegnet uns schon wieder dieser Bär, nachdem er offensichtlich eine Abkürzung genommen hat. Zum Glück ignoriert er uns.
Auf dem Rückweg hatten wir vor, das örtliche Squamish Lil'wat Cultural Centre zu besuchen, das als äußerst sehenswert beschrieben ist und in einem attraktiven Gebäude beheimatet ist. Bei solchen Optionen erhöht sich der Puls des Soziologen und signalisiert Handlungsbedarf. Der Eintrittspreis von 18 $ hat uns dazu bewogen, zunächst zu prüfen, was wir erwarten dürfen und uns im Ergebnis von diesem Besuch abgeschreckt. Es hat uns dann auch nicht mehr überrascht, dass dieses Museum geradezu von der Öffentlichkeit gemieden wird. Die Angestellten begrüßen jeden potentiellen Besucher euphorisch und fallen dann schnell wieder in ihre traurige Lethargie zurück, wenn die Besucher nicht eintreten, sondern abdrehen. Hier läuft offensichtlich etwas grundsätzlich falsch. Für Montag ist anlässlich des British Columbia Day der Eintritt gegen eine Donation angekündigt. (Von einem Besuch haben wir dann doch abgesehen, weil uns der Zwangscharakter der Donation gestört hat, die wir zunächst an der Kasse entrichten müssen, um eintreten zu dürfen.)
Sonntag, 01.08.2010
Heute haben wir den Tag endlich wieder mit einem Morgenlauf um den Lost Lake begonnen. Eine phantastische Strecke, die jeden Läufer begeistern muss. Wir hatten unsere Bärenglöckchen dabei und uns mit Anti Bear Spray auf einen möglichen Kampf vorbereitet. Die Bären hatten aber scheinbar kein Interesse an Konflikten und haben sich nicht gezeigt. Wir waren nicht traurig darüber. Unser Tagesprogramm galt dem Besuch der beiden Hausberge "Whistler Mountain" und "Blackcomb Peak", zwischen denen eine spektakuläre Seilbahn verkehrt. Im Bereich der beiden Gipfel gibt es einige interessante Trails, von denen aber wegen der Schneesituation nur wenige zugänglich waren. Diese Trails sind wir natürlich gegangen. Fotos können wir jedoch keine vorweisen, weil ein Dummkopf vergessen hat, die Batterie der Kamera nach dem Aufladen wieder einzusetzen. Daher war es auch nicht möglich, unsere weitere Bärenbegegnung auf der Rückfahrt vom Blackcomb Peak nach Whistler zu fotografieren. Ersatzweise seien bei Interesse folgende Seiten empfohlen: Peak_2_Peak_Gondola in Wikipedia und Offizielle Webseite der Whistler-Blackcomb-Area
Die Vergesslichkeit ist vielleicht dem Alter geschuldet, möglicherweise auch ein Recht des Alters. Dumm bleibt das trotzdem. Tröstlich ist, dass die Sicht auf den Bergen nicht so war, wie sie unter guten Bedingungen sein könnte. Der Smoke der "wildfires", die seit einigen Tagen in British Columbia wüten, breitet sich nämlich inzwischen bis in die Region Whistler aus und vernebelt die Sicht.
Montag, 02.08.2010
Am British Columbia Day unternehmen wir einen Ausflug in die Umgebung von Whistler. Unser Ziel ist der District mit der Ortschaft Pemberton, die wegen ihrer Ursprünglichkeit als eine besondere Sehenswürdigkeit gilt. Auf dem Weg machen wir einen Abstecher zu den lauschig im Wald gelegenen Nairn Falls, zu denen ein bequemer Trail führt. Kurz vor Pemberton lädt der malerisch vor einer imposanten Bergkulisse gelegene One-Mile-Lake auf einem unlängst fertig gestellten Trail zu einer Umrundung ein.
Am Ortsrand von Pemberton grüßt ein Inukshuk. Inukshuks haben ihren Ursprung in den arktischen Inuit-Kulturen, weshalb die präsentierte Folklore keinen Bezug zu dem Stamm der Lil'wat haben dürfte, der in dem "Indian Reserve Mount Currie" bei Pemberton lebt. Mit einer Besichtigung des Reserves möchten wir uns einen Eindruck von der Lebensweise verschaffen. Die Ortschaft macht jedoch auf uns einen sehr trostlosen und darum traurigen Eindruck. Die meisten Häuser und Grundstücke sind ziemlich heruntergekommen, vermüllt und verwahrlost. Die Menschen heben sich davon auch nicht ab. Ob wir das lediglich mit unserer ethnozentristischen Sicht so wahrnehmen und die Einwohner das ebenso sehen, haben wir nicht erfahren. Wir ziehen es nämlich vor, nicht zu stoppen bzw. unser Auto nicht erst zu verlassen.
Im Jahr 2008 hat auf dem Gelände des Reservats ein dreitägiges Open Air Rock Festival mit sehr renommierten Bands stattgefunden, das angeblich 35.000 Besucher hatte. Das Festival sollte zu einer festen Einrichtung werden, ist aber in den Folgejahren abgesagt worden und hat auch keine sichtbaren Spuren hinterlassen.
Die Ursprünge von Pemberton gehen auf den Goldrausch zurück, der das Fraser Valley im 19. Jahrhundert erfasst hat. Pemberton war lediglich eine Durchgangsstation der Glücksritter auf dem Weg zwischen der Küste und dem Fraser Valley. Seit dem Ende des Goldrausches scheint die Zeit dort stehen geblieben zu sein. Immerhin finden wir einen gut sortierten Supermarkt, in dem wir uns für ein Picknick eindecken können, das wir im "Pioneer Park" veranstalten, einer kleinen Grünanlage bei der Pemberton Station. Außer uns lungert dort nur noch eine Gruppe einheimischer Männer herum. Aus Pemberton nehmen wir noch die Information mit, dass der Ort "famous" ist für seine "virus free seed potato industry". Vielleicht ist davon zu einer anderen Jahreszeit mehr zu erkennen.
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