Freitag, 10. Juni 2022

Sommerreise 2022: Reise vom Castello di Fonterutoli via Lucca nach Levanto an der ligurischen Küste, 10.06.2022

Kathedrale San Martino, LuccaBlick von Corniglia nach Manarola Küste von Levanto
 
Seit etlichen Jahren befindet sich die ligurische Küste in der Region der Cinque-Terre-Dörfer auf unserer Reise-Wunschliste. Die Reiseroute von Fonterutoli in der Chianti-Region der Toskana (4. Station Sommerreise 2022) zur Provence ermöglicht die Realisierung dieses Wunsches mit einem fünftägigen Aufenthalt. Auf der Etappe zum Zielort Levanto an der Küste haben wir nur 250 km zurückzulegen, überwiegend auf Autobahnen, sodass auf unserer Route Zeit für eine mehrstündige Kurzbesichtigung der uralten Kulturstadt Lucca bleibt. 

 
Besichtigung Lucca - Fotos Lucca
 
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Das historische Zentrum von Lucca ist vollständig von einer mächtigen Befestigungsanlage mit 4 großen Toren umgeben. Wir entscheiden uns für die Porta Elisa, an der ein kostenlos zu nutzender Parkplatz liegt und sich eine Touristeninformation befindet, in der wir einen Stadtplan erhalten, der zur Orientierung in den engen Gassen der Altstadt verhilft. Das historische Zentrum ist verkehrsberuhigt. Wer jedoch wie wir naiv annimmt, dass es auch weitgehend autofrei ist, wird bis auf Ausnahmen unangenehm überrascht. Autofrei sind Gassen nur, wenn Autos zu breit für eine Durchfahrt sind. Da es keine Gehwege gibt, müssen wir ständig Autos ausweichen und fühlen uns mitunter wie Freiwild. Dass es auch anders geht, beweist Siena, wo in der Altstadt nur wenige Straßen von Einheimischen mit Ausnahmegenehmigungen befahren werden dürfen, Autoverkehr streng überwacht und Regelverletzungen drastisch bestraft werden.
 
P1018161 Mumie San Davino Luccas rechtwinkliges Straßennetz dokumentiert die römische Historie der Stadt. Das Herz des Zentrums von Lucca schlägt auf dem Platz des ehemaligen römischen Forums, der bis auf Lieferwagen tatsächlich verkehrsberuhigten Piazza San Michele in Foro. Den Platz dominiert die Kirche San Michele in Foro (12. Jh.), die der ebenfalls im 12. Jahrhunderts errichteten Kathedrale San Martino (linkes Foto der Kopfleiste) die Show stiehlt. Abgesehen von aufwändig gestalteten Fassaden fallen merkwürdige Proportionen auf. Hinter der hoch aufragenden Frontseite von San Michele war ein größeres Langhaus vorgesehen, das aber nicht realisiert wurde. Kunsthistorisch bedeutendstes Objekt des Innenraums ist ein Triumphkreuz des frühen 13. Jahrhunderts auf dem Hochalter. Eher makaber mutet die im Hochaltar in einem Glassarkophag ausgestellte Mumie an, bei der es sich um den aus Armenien stammenden, 1050 in Lucca verstorbenen Pilger San Davino handeln soll. Eine der heiligen Zita zugeschriebene weitere Mumie ist in der romanischen Basilika San Frediano ausgestellt. Eine Mumie reicht uns. Wir schauen uns San Frediano nur von außen an. An der Fassade stellt ein Mosaik Christi Himmelfahrt dar (mittleres Foto unter der Kapitelüberschrift). Große Teile des Mosaiks sind Ergänzungen des 19. Jahrhunderts. Nach der Kirchenbesichtigung ist auf der Piazza San Michele ein Besuch der berühmten Pasticceria Taddeucci fällig, in der Preise natürlich dem Bekanntheitsgrad angemessen sind.

Piazza dell’Anfiteatro Die Piazza dell'Anfiteatro ist eine architektonische Kuriosität Luccas. Die Ellipsenform des Platzes geht auf ein römisches Amphitheater des 1. oder 2. Jahrhunderts zurück. Nach dem Verfall des römischen Imperiums diente das Bauwerk als Steinbruch. Im 19. Jahrhundert wurde der Platz zu einem Markt umgestaltet und mit Gebäuden für Ladengeschäfte umbaut. In der Gegenwart ist der Platz ein beliebter Treffpunkt und eine der Hauptsehenswürdigkeiten Luccas.
 
 
 
 
 
 
Ankunft in Levanto - Fotos Levanto
 
Küste Levanto St. Andrea, Levanto Levanto in Ligurien

Die Gemeinde Levanto liegt in einem bis zur Küste reichenden Taleinschnitt der Steilküste Liguriens und verfügt über einen kleinen Hafen sowie einen Strand. Zwischen Levanto und La Spezia erstreckt sich der Nationalpark Cinque Terre, in dem wir wandern wollen. Dörfer der Region Cinque Terre sind als autofreie touristische Hotspots an eine Bahnlinie angeschlossen und per Auto schwer zu erreichen. Die Dörfer verfügen über nur wenige, dafür umso teurere Unterkünfte. Eine bessere Infrastruktur, weniger Touristenrummel und weniger Nepp sprechen für Levanto als Standort unseres Aufenthaltes. 
 
Nachdem wir die Autostrada A12 in ca. 500 m Höhe bei Carrodano verlassen haben, sind bis zur Küste bei Levanto noch 12 km auf kurvenreicher Strecke zurückzulegen. Das Hotel hat uns mit der Buchung keine Anfahrtbeschreibung geschickt. Wir verlassen uns auf ein hochpreisiges High-Tech-Audi-Navigationssystem und werden für unsere Naivität bestraft. Das Navi findet die Adresse nicht und schickt uns von Levanto auf Nebenstrecken der Steilküste. Immerhin erkennen wir, dass wir uns vom Ziel entfernen und fahren zurück zum Ortszentrum, um uns im ausgeschilderten Tourismusbüro zu informieren. Die Mitarbeiterin, ein flatterndes Huhn in einem nahezu durchsichtigen weißen Gardinenkleid, händigt uns einen Ortsplan aus. Dieser ist jedoch mangels beschilderter Straßenbezeichnungen nicht wirklich hilfreich. Während wir mit dem Ortsplan in der Hand rätseln, spricht uns eine Einwohnerin auf englisch an, um behilflich zu sein. Sie kennt das Hotel und führt uns um zwei Ecken zum Ziel. Im Hotel lassen wir uns erklären, wie wir vom Parkplatz des Autos zum Hotel kommen, das wir dann auch tatsächlich erreichen. Nachdem das Auto in der Tiefgarage des Hotels abgestellt ist, bewegen wir es erst wieder für die Weiterreise nach Turin.  
 
Dinner im Fischrestaurant L'Oasi in Levanto, Ligurien Dinner im Fischrestaurant L'Oasi in Levanto, Ligurien Hotel Oasi in Levanto, Ligurien
 
Das Hotel Oasi befindet sich am Ortsrand von Levanto. Für uns relevante Infrastrukuren liegen in fußläufiger Entfernung. Unser Zimmer ist zwar eher klein, aber es ist klimatisiert, mit einem kleinen Kühlschrank ausgestattet und hat einen Zugang zur Gartenterrasse, auf der wir uns nachmittags und abends aufhalten. Erwähnenswert ist das für italienische Verhältnisse reichhaltige und abwechslungsreiche Frühstück. Da wir die Infrastruktur erst noch erkunden müssen, reservieren wir für die beiden ersten Abende im vom Guide Michelin empfohlenen Fischrestaurant L'Oasi und werden nicht enttäuscht. (Hotel und das 300 m entfernte Restaurant im Zentrum von Levanto haben den gleichen Besitzer.) An den weiteren Tagen erstehen wir Verpflegung im gut sortierten benachbarten Supermarkt und nehmen das Dinner auf der Zimmer-Terrasse ein.

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