Dienstag, 19. Oktober 2010

New England 2010: Cape Cod - Begegnung mit toten "lebenden Fossilien"

National Seashore Race Point Lighthouse bei Provincetown
Der amerikanische Schriftssteller und Philosoph Henry David Thoreau sagte im 19. Jahrhundert über Cape Cod: „A man may stand there and put all America behind him.” (sinngemäß: „Ein Mann kann dort stehen und ganz Amerika hinter sich lassen.”). Thoreau wanderte damals von einem Ende des großen Outer Beach zum anderen. Heute können Besucher des Naturschutzgebiets Cape Cod National Seashore dieser Route über 65 km  Sandstrand folgen. Auf 176,5 qkm treffen sie auf eine Landschaft mit Stränden, Salzmarschen, glasklaren, durch das Abschmelzen von Eisblöcken entstandenen, tiefen Süßwasserteichen und zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten. Leuchttürme, eine Rettungsstation, Dünenhäuschen, Häuser im Cape-Cod-Stil, Kulturlandschaften und Sümpfe, in denen wilde Moosbeeren wachsen, bilden Wahrzeichen des Lebens auf Cape Cod.
Link: Informationen zur National Seashore




1961 hat John F. Kennedy das Naturschutzgebiet "Cape Cod National Seashore" eröffnet. Diese von der Eiszeit hinter- lassene faszinierende wilde Landschaft ist ein "must do". Trotz des schönen Wetters sind angenehmerweise erstaunlich wenig Besucher anzutreffen. Ganz anders schaut es in Provincetown aus, der Hauptortschaft der Insel an der nord-östlichen Spitze von Cape Cod. Obwohl die Saison bereits zu Ende geht, ist der Ort sehr busy. Öffentliche Parkplätze für Besucher sind nur gegen Zahlung von 5 $. zu bekommen. Da uns der Ort ohnehin nicht gefällt, ziehen wir es vor, gleich weiter an die Küste zu fahren.

Bei Provincetown gehen wir bei perfektem Wetter zunächst über einen ca. 2 km langen Steindamm und dann weiter über den Strand bis zum Wood End Lighthouse. Die Runde ist über das Blockwerk und den Sand zwar etwas mühsam zu gehen, aber es lohnt sich. Das Licht erzeugt eine magische Stimmung, der wir uns gerne hingeben.
Ein weiterer Ausflug in die National Seashore bringt uns in Nähe der Ortschaft Wellfleet über den Great Island Trail in die Dünen einer Landzunge, die in einem Watt ausläuft. Dieses Naturschutzgebiet zeichnet sich durch sein viel- fältiges Wildlife aus. Im Kreislauf des Lebens ist der Tod ein natürlicher Zustand, dem wir hier ebenfalls mehrfach begegnen. Immerhin treffen wir auf tote Kreaturen, die als "lebende Fossilien" gelten (so sie noch leben).





Das linke und das mittlere Foto zeigen "Pfeilschwanzkrebse" (bilogisch "Limulus polyphemus", "schielender Cyclop", amerikanisch "horseshoe crab"). Tatsächlich handelt es sich nicht um eine Krebsart, sondern um eine den Spinnen verwandte Gattung. Ihre Existenz lässt sich bereits im Kambrium nachweisen, ohne dass sich die Morphologie dieser Gattung über einen Zeitraum von 400 Millionen Jahren stark verändert hätte. (Erst ein Besuch im Museum für Naturkunde in Berlin hat uns auf diese Spur gebracht.)


Ehe wir zu unserer Unterkunft in Chatham zurückkehren, statten wir dem kleinen Fischerhafen der Ortschaft noch einen Besuch ab. Am frühen Nachmittag laufen die Fischerboote ein und erzeugen Hochbetrieb, was natürlich nur im Maßstab zu der Größe des Ortes und seines Hafens als Hochbetrieb gelten kann. Jedenfalls ist der Hafen wirklich busy und die Arbeiter an Land benötigen dringend eine Pause.
 
Nach Rückkehr in unser "Bradford Inn" nehmen wir unseren Kaffee auf der Veranda unseres Zimmers ein bis die Sonne verschwindet.
Ach ja, gelaufen sind wir vor unseren Tagesunternehmungen selbstverständlich auch wieder. Nach dreitägiger Pause fällt uns trotz erholsamer Nachtruhe und perfektem Herbstwetter  das Laufen am Morgen schwer. An den Folgetagen läuft es sich leichter. Was zeigt uns das? Pausen taugen nichts! Die Runde ist jedenfalls sehr schön und je nach Laune und Vermögen ausbaufähig. 
Beim Cape Cod Marathon, der in diesem Jahr am 31. Oktober zum 33. Mal ausgetragen wird, müssen wir uns zum Glück nicht bewähren. Dafür müssten wir deutlich mehr tun, aber dieses Ziel würde den Trainingsaufwand rechtfertigen. Link: Cape Cod Marathon



Für das Diner unseres lezten Abends in New England haben wir wieder einen Tisch im Restaurant "Impudent Oyster" gebucht. Erneut sind wieder alle Tische besetzt. Ständig kommen Gäste ohne Reservierung, die abgewiesen oder auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet werden müssen. Dank Reservierung haben wir keine Probleme. Die Servicemannschaft von heute empfinden wir als "B-Team", sie hat nämlich nicht die Form der Mannschaft vom Sonntag. Die Küche ist dagegen wieder exzellent. Die Rechnung, die wir schließlich zu zahlen haben, ist im Unterschied zu vergleichbaren Restaurants in Deutschland sehr günstig ausgefallen. Allerdings werden Tische üblicherweise in den USA und auch hier mehrfach am Abend besetzt, weshalb es nicht möglich ist, den Abend mit einem weiteren Wein am Tisch ausklingen zu lassen. Als Fluchtraum bliebe dann noch die Bar, aber die ist bereits von essenden Gästen besetzt, die keinen Tisch reserviert haben. Das macht uns kein Problem, solange uns noch das sehr schöne Zimmer im Bradford Inn zur Verfügung steht.

2 Kommentare:

  1. Eine toller Reisebericht!
    Zusatz: Wirklich Klasse, ein Vergnügen!

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  2. Danke fuer diesen unterhaltsamer Bericht und die schoenen Photos.

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