Montag, 23. September 2019

Reise nach Sparta, Peloponnes

Ausblick vom Hotel Maniatis in SpartaUmgebung Domaine Bairaktaris, Peleponnes Nach beeindruckenden Exkursionen in Epidaurus und Mykene(1) ist Sparta in der Region Lakonien das Ziel unserer heutigen Etappe. Ehe wir Sparta in ca. 1,5 Std. Fahrzeit ansteuern, besucht unsere Gruppe unweit von Mykene die Domaine Bairaktaris in der Weinregion Menea.(2) Die Reise führt durch Orangenhaine der Argolis sowie durch die einsame Bergwelt und Hochebene von Arkadien nach Lakonien zwischen dem Parnon- und dem Taygetos-Gebirge.


Besichtigung mit Weinverkostung auf der Domaine Bairaktaris - Fotoserie: Domaine Bairaktaris
Weinverkostung in der Domaine Bairaktaris, Peleponnes Domaine Bairaktaris, PeleponnesDomaine Bairaktaris, Peleponnes

An der Domaine Bairaktaris werden wir erwartet. In Produktionsräumen des Weinguts erklärt ein Mitarbeiter auf griechisch den Prozess der Weinherstellung von der Anlieferung über die Lagerung bis zur Flaschenabfüllung. Marina übersetzt. Im Anschluss der Betriebsbsichtigung verkosten wir 4 der insgesamt 8 Weine aus der Produktion des Weingutes. Gut gefällt uns der 16 Monate im Barrique ausgebaute rote Nemea Monolithos (100 % Agiorgitiko, dt. 'St. Georg', aus 50 Jahre alten Reben), von dem wir 2 Flaschen zum Preis von je 10 € einkaufen.


Neuzeitliches Sparta - Fotoserie: Sparta
Blick vom Hotel Maniatis zum Taygetos-Gebirge Spartathlon-ZielAusblick vom Hotel Maniatis in Sparta

In Sparta beziehen wir das von einigen Teilnehmern als 'spartanisch' reklamierte Hotel Maniatis der 3-Sterne-Kategorie. Die Zimmer sind zwar klein, aber durchaus wohnlich. Vom Zimmer blicken wir über das Stadtzentrum zum Taygetos-Gebirge, zu dem wir morgen aufbrechen werden. Auf der Straße vor dem Hotel befindet sich das Zieltor des Spartathlons, ein anspruchsvoller Ultramarathon mit hoher Aussteiger-Quote, der seit 1983 von Athen nach Sparta über eine Strecke von 246 km mit einem Zeitlimit von 36 Stunden ausgetragen wird und aktuell am folgenden Wochenende stattfindet.(3,4) Der Lauf erinnert an den Boten Pheidippides, der lt. Herodot während der Perserkriege am Morgen von Athen nach Sparta geschickt wurde, um für die bevorstehende Schlacht bei Marathon (490 v. Chr.) Hilfe anzufordern. Am Abend des nächsten Tages erreichte der Bote Sparta, wo zu diesem Zeitpunkt das neuntägige Fest Karneia gefeiert wurde, das nicht unterbrochen werden durfte. Als die Spartaner endlich in Marathon eintrafen, war der persische Angriff bereits zurückgeschlagen.

Haus an Spartas HauptstraßeRathaus Sparta Die Zeit bis zum Abendessen nutzen wir für einen Rundgang im überschaubaren Stadtzentrum, in dem vom antiken Sparta keine Spuren erhalten sind. Nördlich des neuzeitlichen Sparta sind Reste der antiken Stadt ausgegraben. Die Ausgrabungen sollen wenig beeindruckend sein. Ein eigenes Bild können wir uns nicht machen, weil das Programm keine Besichtigung vorsieht.



Während der griechischen Antike war Sparta die dominierende Hegemonialmacht im Gebiet des heutigen Griechenlands. Nachdem Sparta im Peloponnesischen Krieg (431 - 404 v. Chr.) Athen bezwingen konnte, setzte in Sparta der Niedergang ein. Die Niederlage gegen Theben im Boiotischen Krieg beendete 369 v. Chr. Spartas Vormachtstellung. In nachfolgenden Jahrhunderten wurde Sparta mehrmals geplündert. Sparta verödete und wurde letztlich ausgelöscht.(5) König Otto I. von Griechenland veranlasste 1836 Gründung und Bau des neuzeitlichen Sparta im Andenken an die antike Polis Sparta. Der aus dem Haus Wittelsbach stammende König beauftragte einen bayerischen Architekten mit der Planung. In der Gegenwart hat die Kernstadt Sparta knapp 20.000 Einwohner.(5) Die Stimmung in der Stadt wirkt auf uns bedrückend. Dass dieser Eindruck kein rein subjektiver ist und die Stimmung schon länger gedämpft ist, bestätigt Michaels Martens in einem Artikel der FAZ vom 17.07.2011: Spartanische Zeiten


Anmerkungen
  1. Post vom 23.09.2019: Epidauros, Asklepieion und Mykene in Argolis, Peloponnes
  2. Aus der griechischen Mythologie ist Menea aufgrund des meneischen Löwens bekannt, den Herakles tötete.
    • Kurzfassung der Vorgeschichte der Tat:
      Hera
      , Schwester und Ehefrau von Zeus, hasste und verfolgte Herakles, Nachkömmling eines Seitensprungs von Zeus mit der sterblichen Alkmene. Hera schickte Herakles in den Wahnsinn, der im Wahn seine 12 mit Megara gezeugten Kinder tötete (lt. Euripides auch Megara). Als Herakles nach dem Anfall seine Tat erkannte, befragte er das Orakel von Delphi um Rat. Gemäß Orakel konnte sich Herakles von der Tat entsühnen, wenn er sich 12 Jahre in den Dienst des König Eurystheus stellte und von ihm geforderte Taten erfüllte.
    • Kurzfassung der Erlegung des meneischen Löwens:
      Als erste Aufgabe sollte Herakles König Eurystheus das Fell des als unverwundbar und unsterblich geltenden menschenfressenden Löwen von Menea bringen. Herakles besiegte den Löwen im Kampf. Als er Eurystheus das Fell brachte, erschrak dieser derart, dass er sich in einem Topf versteckte und ab jetzt Herakles nicht mehr persönlich empfing, sondern Befehle nur noch von Boten überbringen ließ. Herakles fertigte aus dem Fell des Löwen einen Umhang, der ihn fast unverwundbar machte. Die Göttin Hera versetzte den Löwen als Sternbild Löwe an den Himmel.
    Letztlich bewältigte Herakles alle für sterbliche Menschen nicht erfüllbare Aufgaben, obwohl Hera die Aufgaben jeweils noch verschärfte. Die 12 Aufgaben gingen als 12 Taten des Herakles in die Mythologie ein.
  3. Homepage Spartathlon Ultra Race
  4. Nachdem ich 1998 beim Nachtlauf von Biel über 100 km das Ziel nach 9:49 Std. erreichte, habe ich einige Zeit vom Spartathlon geträumt, konnte aber diesen Traum nicht realisieren. 
  5. Informationssammlungen zur Geschichte Spartas:
    • Eine exzellente Informationssammlung zum antiken Sparta bietet eine private Webseite von Alexander Wick: Lakedaimon.de

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