Donnerstag, 15. Dezember 2011

Schlösser im Havelland

Dieser Post dokumentiert gezielt oder auch zufällig angetroffene Baudenkmäler welt-politischer Herrschaftssitze unserer Geschichte im Havelland. Der Post hat keinen abgeschlossenen Status, weil wir ihn ergänzen wollen, wenn wir auf neue dokumentierungswürdige Objekte treffen. Wir eröffnen diese Reihe mit einem Schlossgebäude, auf das wir zum Zeitpunkt des Starts dieser Reihe als Urlauber in Paretz täglich blicken.
 Schloss Paretz
Schloss 'Still-im-Land'
Wilhelm II. von Preußen und seine Frau Luise ließen das Schloß in der Ortschaft Paretz von Baumeister David Gilly ab 1797 in einem betont schlichten Stil als Sommerwohnsitz errichten. Das Schloß sollte eine ihm angemessene Umgebung erhalten, weshalb Wilhelm II. gleich das ganze Dorf Paretz zu einem Musterdorf umgestalten ließ.

In Paretz hält sich das Königspaar nur bis 1806 auf und erlebte dort eine glückliche Zeit. Nach der Niederlage gegen Napoléons Truppen flüchten Wilhelm II. und Luise nach Ostpreußen und kehren noch einmal für einen Tag im Jahr 1810 zurück. Luise stirbt wenig später im Alter von 34 Jahren an Lungenkrebs. Nach den napoleonischen Kriegen hält sich Wilhelm II. von 1815-1839 regelmäßig in Paretz auf. Wilhelms II. stirbt 1840. Die Bedeutung von Paretz nimmt ab, aber Theodor Fontane hält mit seinen Berichten über 'Wanderungen in der Mark Brandenburg' die Erinnerung lebendig. Bis in das 20. Jahrhundert wird Paretz häufig besucht.

Bei Kriegsende plündert und besetzt die Rote Armee 1945 das Schloß und bringt dort Kriegsgefangene unter. In den nächsten Jahrzehnten dient das Schloß wechselnden Zweckbestimmungen und verliert zunehmend seine ursprüngliche Gestalt. Ein Erhalt des preußischen Kulturerbes findet zunächst keine und später nur wenig politische Förderung. Nach der politischen Wende konstituiert sich 1990 der private 'Verein historisches Paretz e.V.'. In Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg und der 'Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin' beginnt ab 1990 die Rekonstruktion. Seit 2001 sind Teile des Schlosses als Mueum öffentlich zugänglich.


Schloss Ribbeck


Die Präsenz der Familie von Ribbeck im Dorf Ribbeck ist seit 1375 urkundlich belegt. Das heutige Schloss Ribbeck ließ Hans Georg Henning von Ribbeck (* 19. September 1836; † 26. August 1896) in der Zeit von 1893 bis 1895 auf den Grundmauern früherer Ribbeckscher Anwesen errichten.

Der Familie von Ribbeck verdanken wir Informationen zur Geschichte der Familie und des Schlosses, die auf einer Webseite öffentlich verfügbar sind. Link zur Webseite der Familie von Ribbeck 
  • 1943 wird das Schloss von einer Luftwaffeneinheit der Wehrmacht besetzt und die Familie vom Nationalsozialistischen Regime enteignet. 
  • Der letzte Gutsherr, Hans Georg Karl Anton von Ribbeck (* 5. Juli 1880; †  April 1945) wird 1944 als Monarchist und NS-Gegner verhaftet und im April 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen als 'Feind des Volkes' umgebracht.
  • 1947 geht das Schloss in den Besitz des Kreises Nauen über und wird in den Folgejahren mehrfach baulich verändert.
  • Von 1956 bis 2004 dient das Gebäude als Alten- /Pflegeheim.
  • Nach der Wende stellt die Familie derer von Ribbeck Rückübereignungsansprüche. 1999 wird eine Einigung mittels Vergleich erzielt. Eigentümer von Schloss Ribbeck ist heute der Landkreis Havelland.
  • Nach mehrjähriger denkmalgerechter Restaurierung findet am 4. Juli 2009 eine Wiedereröffnung des Schlosses als kulturtouristisches Zentrum statt, dessen Mittelpunkt ein Museum zum Werk und Leben Theodor Fontanes bildet. Die Räumlichkeiten des Schlosses werden zusätzlich für Wechselausstellungen sowie als Standesamt, Restaurant und Parkcafé genutzt. Link zur Webseite von Schloss Ribbeck
Das heutige Bild des Schlosses soll dem Bild nahekommen, wie es Fontane zu Lebzeiten kannte. Bis zu unserem Besuch verbinden wir mit dem Namen 'von Ribbeck' nur Fontanes berühmtes Gedicht 'Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland', dessen Birnbaum mit seinen Früchten für uns lange als Fiktion galten. Die Geschichte, die uns Fontane über den 'Alten von Ribbeck im Havelland' als edlen Birnenspender in Gedichtform erzählt, geht auf eine Ribbecksche Familienlegende zurück, gemäß der 'Hans-Georg von Ribbeck' im 17. Jahrhundert während einer kleinen Eiszeit an die Hungersnot leidende Bevölkerung Birnen verteilt haben soll.

Den Birnbaum, den Fontane gemeint haben könnte, gab es tatsächlich. Er ist 1911 einem Sturm zum Opfer gefallen. In der Dorfkirche ist ein Stumpf des Stamms aufbewahrt. Aber wie bei evangelischen Kirchen üblich ist auch diese Kirche zum Zeitpunkt unseres Besuchs verschlossen. Seit dem Jahr 2000 befindet sich an dem Originalplatz neben der kleinen Dorfkirche ein neu gepflanzter Birnbaum. 

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
(1. Strophe des Gedichtes von Theodor Fontane)


Schloss Sanssouci, Potsdam
Gartensicht von Sanssouci mit Weinbergterrassen (Aufnahme des Besuchs vom 23.10.2011)
Friedrich II. ließ Sanssouci 1745-1747 als Sommerresidenz im Stil des Rokoko  bauen. Entgegen barocken Residenzen ist das Schloß nicht als Mittelpunkt, sondern als Teil der Gartenanlage konzipiert. Den ursprünglich mit Eichenwäldern bewachsenen Hang unterhalb des Schlosses ließ Friedrich II. zu einem Weinberg mit sechs Terrassen umbauen. Friedrich II. soll das Schloß sein 'Weinberghäuschen' genannt haben. Im Zentrum führt eine große Treppe zum Schloß. An den Seiten erlauben jeweils Rampen eine Auffahrt. Die Terrassen waren mit Weinstöcken aus Frankreich, Italien, Portugal und Deuschland bepflanzt.

Der Schlosskomplex diente nicht primär der Repräsentation, sondern war für Friedrich II. ein Rückzugsraum, in dem er u.a. seinen musikalischen Leidenschaften nachgehen konnte. Friedrich II. bewohnte selbst nur 5 von damals 12 Räumen des Schlosses. 'Sanssouci' (ohne Sorgen) war zur Zeit Friedrichs II. ein Schloß 'sans femmes' (ohne Frauen). Ob Friedrich II. einen Zusammenhang zwischen Sorgen und Frauen hergestellt hat, ist nicht überliefert. Friedrich II. heiratete zwar 1733 Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, aber Gerüchten zu folge bevorzugte Friedrich II. eine homosexuelle Orientierung, weshalb die Ehe zwar aus Staatsraison zustande gekommen, aber nie vollzogen worden sei und die Ehe daher kinderlos blieb. Nach der Thronbesteigung trennte sich Friedrich II. 1740 räumlich von seiner Gemahlin, die fortan in Schloß Schönhausen bei Berlin wohnte.

Der französische Name von Schloss Sanssouci entspringt keiner zufälligen Laune. Französisch war zu dieser Zeit die Sprache des Hochadels, z.B. auch am Zarenhof, wie wir von Tolstoi wissen. Friedrich II. sprach nur schlecht Deutsch und beherrschte Französisch perfekt. Seine Korrespondenz mit Voltaire umfasst nahezu 300 von Friedrich II. verfasste Briefe. Beide korrespondierten übrigens auch mit der russischen Zarin, 'Katharina die Große', selbstverständlich auf Französisch.

Architekt des Schlosses war Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der mit Friedrich II. einen schwierigen Auftraggeber zufrieden stellen musste. Der König griff prinzipiell administrativ und künstlerisch in das Baugeschehen ein. Es heißt von ihm, dass er sich in alles einmischte und vollständige Kontrolle über alle Einzelheiten verlangte. Knobelsdorff fühlte sich bei der Umsetzung eigenwilliger Wünsche des Königs häufig unglücklich.

Friedrich II. sah sich selbst als Philosoph. Er regierte diszipliniert und lebte relativ bescheiden ohne Prunk. Im Alter entwickelte Friedrich II. sprichwörtlichen Geiz. Im Schloss ließ er nur unvermeidbare Reparaturen vornehmen mit der Begründung: „Es soll nur bei meinem Leben dauern.“ In Sanssouci wollte Friedrich II. auch bestattet werden. Sein Neffe, der im Volk als 'Lüderjahn' verspottete Nachfolger Friedrich Wilhelm II., mißachtete den Wunsch und ließ Friedrich II. in der Potsdamer Garnisonskirche neben dessen Vater bestatten, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. 

Erst nach der politischen Wende wurde der Sarkophag mit den sterblichen Überresten des Königs am 17. August 1991, dem 205. Todestag Friedrichs II., im Schloss Sanssouci aufgebahrt und in der Nacht in der von Friedrich II. vorbestimmten Gruft auf der obersten Weinbergterrasse beigesetzt. Die Gruft hatte Friedrich II. 1744 anlegen und mit einer Inschrift versehen lassen: 'Quand je serai là, je serai sans souci.' ('Wenn ich da sein werde, werde ich ohne Sorge sein.')


Schloss Cecilienhof, Potsdam


Kaiser Wilhelm II. ließ für seinen Sohn, Kronprinz Wilhelm, und dessen Gemahlin Cecilie, aus dem Haus Mecklenburg-Schwerin, im Neuen Garten am Jungerfernsee Schloss Cecilienhof im englischen Landhausstil errichten. Der letzte Schlossbau der Hohenzollern entstand von 1914 bis 1917 und wurde ab August 1917 von dem Kronprinzenpaar bewohnt. Unter dem Eindruck der Novemberrevolution von 1918 musste Wilhelm II. zum Ende des 1. Weltkrieges  abdanken. Er ging in das Exil nach Holland, wohin ihm das Kronprinzenpaar folgte. Nachdem Kronprinz Wilhelm per Abdankungserklärung auf seinen Thronanspruch verzichtet hat, kehrten Wilhelm und Cecilie 1923 nach Deutschland zurück. 1926 erhielten Wilhelm und Cecilie das Schloss vom Staat als Privateigentum zurück und bewohnten Cecilienhof bis zur Vertreibung und Enteignung im Jahre 1945.

















Bekannt geworden ist Cecilienhof als Tagungsort der Potsdamer Konferenz, die hier vom 17. Juli bis 2. August 1945 stattfand. Auf der Konferenz wurden nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa die politische und geografische Neuordnung Deutschlands, seine Entmilitarisierung, die von Deutschland zu entrichtenden Reparationen und der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern beschlossen und festgeschrieben. Heute befinden sich in dem Schloß ein Hotel und ein Museum.

Die Bausubstanz von Schloss Cecilienhof, insbesondere die Gebäudehülle (Dächer und Fassaden), weist schwere Schäden auf, die zum Schutz des Gebäudes behoben werden müssen. Gemäß Masterplan ist der Abschluss der Sarnierungsarbeiten für das Jahr 2017 terminiert.


Marmorpalais, Potsdam


Friedrich Wilhelm II., im Volk wegen seines Lebensstils als 'Lüderjahn' verrufen, ließ das Schloss am Ufer des Heiligen Sees als seine Somerresidenz von 1787-1793 nach zeitgenössischen Vorstellungen im klassizistischen Stil von Carl von Gontard und Carl Gotthard Langhans erbauen.
Der Neffe und Nachfolger des kinderlos gebliebenen Friedrich des Großen distanzierte sich mit diesem Neubau räumlich und architektonisch von seinem ungeliebten Onkel, der die Formen des Barock und Rokoko bevorzugte. Schloss und Garten waren dem Privatleben des musisch veranlagten Königs vorbehalten.
Von 1881 an diente das Marmorpalais dem späteren Kaiserpaar Wilhelm (II.) und Auguste Victoria als Wohnsitz, und bis zur Fertigstellung des Schlosses Cecilienhof 1917 wohnten Kronprinz Wilhelm und seine Familie im Schloss.
Nachdem die drei Gebäudeteile des Marmorpalais im Inneren bereits grundsaniert worden sind, konnten mittlerweile auch die Arbeiten an der Fassade abgeschlossen werden. Die Sanierung der Außenanlagen soll 2015 abgeschlossen sein. Gelingen wird das nur, wenn unser Eindruck keine repräsentative Bedeutung hat. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs konnten wir keine bedeutenden Aktivitäten erkennen. Lediglich im Bereich des zentralen Dachturms war ein Stukateur tätig.

Schloss Babelsberg, Potsdam


Über das Bauwerk informiert ausführlich ein Artikel in Wikipedia, aus dem hier auszugsweise zitiert wird. Link zur Webseite über Schloss Babelsberg in Wikepedia

Schloss Babelsberg wurde 1833 als Sommersitz für den späteren Kaiser Wilhelm I. und seine Ehefrau Auguste Viktoria in der Hügellandschaft an der Havel im neogotischen Stil zunächst nach Plänen Karl Friedrich Schinkels errichtet. Den großflächigen Park gestalteten Peter Joseph Lenné und Fürst von Pückler-Muskau als englischen Landschaftsgarten.

Bevor Wilhelm und Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg sich liierten, verliebte sich Prinzessin Auguste in Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen (1859–1941), Sohn Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen. Zur Abkühlung wurde Auguste 1875 auf Verwandtenbesuch zur ihrer Tante, der britischen Königin Victoria (1819–1901), nach England geschickt. In England befasste sich Auguste intensiv mit dem Stil der englischen Gotik und eignete sich fundiertes Wissen an, mit dem sie später die könglichen preußischen Architekten quälte.

Schinkel orientierte sich an englischen Vorbildern und imitierte den englischen Tudorstil. Wilhelms Ehefrau hatte ihre eigenen Vorstellung über das Aussehen des Schlosses, die von den Entwürfen der Architekten abwichen, weshalb es immer wieder zu Konflikten kam. Schinkel plante maßvolle gotische Formen. Die schwierige Bauherrin wollte jedoch überreichen Dekor, vor allem innerhalb des Gebäudes. Weitere Probleme stellte das begrenze Budget. Der König hatte dem Prinzenpaar nämlich nur die Mittel für ein Schloss in der Größe eines Landhauses bewilligt. Der Gesamtplan konnte darum zunächst nicht realisiert werden.

Nachdem Wilhelm 1840 zum Thronfolger ernannt wurde, begann die Erweiterungsplanung während der Karl Friedrich Schinkel 1841 verstarb. Sein Nachfolger, Ludwig Persius, versuchte den Schinkelplan beizubehalten, musste sich aber ebenso wie sein Vorgänger den ständigen Änderungswünschen Augustes beugen. Persius entzog sich 1845 diesen Konflikten mit seinem Ableben. Zu diesem Zeitpunkt standen die Fundamente für den Ausbau. Den Auftrag zur Weiterführung erhielt Johann Heinrich Strack, der sich in seinen architektonischen Entwürfen dem Geschmack der Bauherrin anpasste. Die klare Gliederung der Fassade wurde nun durch Türmchen, Erker und verschiedene Fensterformen aufgegeben zugunsten eines "Burgenstils". Nach der Fertigstellung des Westflügels fand die zweite Einweihung im Oktober 1849 statt.

Nach dem Tod Wilhelms I. 1888 bevorzugten die kaiserlichen Nachfolger andere Schlösser als Wohnsitz. 1945 wurde das Schloss geplündert. Zur Zeit der DDR nutze die Universität von Potsdam einige Räume des Schlosses. Ab 1970 beherbergte das Gebäude ein Museum für Ur- und Frühgeschichte. Nach der Wende wurde der Schlossbau ab 1992 für museale Zwecke hergerichtet. Wegen Vorbereitung von Sanierungsmaßnahmen im Rahmen des Masterplans ist das Schloss Babelsberg derzeit geschlossen. Bis zum Jahr 2017 sollen die Schlosshülle und der Schlosspark vollständig sarniert sein.

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