Dienstag, 13. Dezember 2011

Stadt Brandenburg an der Havel - historisches und kulturelles Zentrum der Region

Der historische Kern der Stadt Brandenburg an der Havel besteht aus drei Stadtteilen:
  • Ältester Teil der Stadt Brandenburg ist die vom Dom dominierte Dominsel, auf der ehemals die Brandenburg der Heveller lag.
  • Mitte des 12. Jahrhunderts entsteht auf der nordwestlichen Seite der Havel bei der St.-Gotthardt-Kirche eine Ansiedlung, aus der sich bald die Altstadt entwickelt, die im Jahr 1170 erstmals urkundlich erwähnt ist.
  • Im gleichen Jahrhundert wird südlich der Altstadt die im Jahr 1196 erstmals urkundlich erwähnte Neustadt um die Katharinenkirche planmäßig angelegt.
Altstadt und Neustadt liegen sich über Jahrhunderte als eigenständige und jeweils von Mauern umgebende Kommunen an der Havel gegenüber. Beide Städte gehörten bis 1518 der Hanse an und bildeten 1431 einen Städtebund mit Berlin, Cölln (ein Ort an der Spree, der später mit Berlin zusammenwächst) und Frankfurt (Oder). 1521 legt Kurfürst Joachim I. die Rangfolge der Städte in der Mark fest: Brandenburg Alt- und Neustadt vor Berlin, Cölln, Stendal, Prenzlau, Perleberg, Ruppin, Frankfurt (Oder) und Cüstrin.


Mit der Reformation wird das Bistum 1598 säkularisiert und dem Kurfürstentum Brandenburg eingegliedert. Gleichzeitig verlieren die Städte infolge des Aufstiegs von Berlin als kurfürstlicher Residenzstadt ihre führende Stellung. Im Jahr 1715 ordnet der Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I., die Fusion der Alten Stadt Brandenburg mit der Neuen Stadt Brandenburg zur "Vereinten Chur- und Hauptstadt Brandenburg" an. Das gemeinsame neue Wappen symbolisiert diesen Zusammenschluss. Allerdings soll das Zusammenwachsen der beiden über Jahrhunderte eigenständigen Städte ein schwieriger Prozess gewesen sein. Dass komplexe Fusionsprozesse ein anspruchsvolles Unterfangen sind, gilt offenbar auch schon unter Bedingungen absolutistischer Herrschaft. Auf ein funktionierendes Change Management dürfte vermutlich auch schon damals verzichtet worden sein. Kurzsichtige Kostenargumente hatten für Investoren schon immer eine starke Überzeugungskraft.



Dem im 12. Jahrhundert einsetzenden Kirchenbau verdankt die Stadt Brandenburg ein weit über die Region heraus bedeutendes und reiches kulturelles Erbe, das auch uns mehrfach zu Besuchen motiviert. Die bedeutenden Kirchenbauten sind zusätzlich an anderer Stelle ausführlicher dokumentiert. Link zum Post über Kirchen und Klöster im Havelland vom 16.12.2011


Dominsel

Gegen Ende der Völkerwanderung siedelt sich ab dem 6. Jahrhundert der slawische Stamm der Heveller (Verwandte der Wenden an Elbe und Ostsee) in diesem nahezu unbewohnten Gebiet an und errichtet auf der heutigen 'Dominsel' die zentrale 'Brandenburg'. Die Heveller treiben nur in bescheidenem Umfang Landwirtschaft und leben vor allem von der Jagd und vom Fischfang.
Sachsenherzog Heinrich I. erobert gegen 928/9 die 'Brandenburg' und unterwirft die Heveller. Er veranlasst am Platz der 'Brandenburg' einen ersten Dombau. Sein Sohn, der spätere Kaiser Otto I., vergrößert und konsolidiert sein Machtgebiet und errichtet zur Absicherung seiner Macht gegen 948 das Bistum Brandenburg.
Die sächsischen Eroberer wehren sich selbst bis zum 8. Jahrhundert gegen ihre Christianisierung. Im Jahr 785 lässt sich der Sachsenherzog Widukind taufen und ermöglicht damit einen Friedensvertrag zwischen den Sachsen und den militärisch überlegenen Franken unter Karl dem Großen. Die Heveller wehren sich ebenfalls. Der Slawenaufstand von 983 endet mit der Rückeroberung des Burgplatzes. Der Dom geht verloren. Das Bistum zieht in ein Exil nach Magdeburg und kehrt erst mehr als 200 Jahre später zurück. Der letzte Hevellerfürst Pribislaw-Heinrich herrscht von der auf der Dominsel gelegenen Burg bis zu seinem Tod 1150. Der Besitz fällt durch Erbvertrag an Markgraf Albrecht den Bären, der nach einem kurzen Aufstandsversuch des Jaxa von Köpenick 1157 die Burg zurückerobert und die Mark Brandenburg gründet.

1165 findet die Grundsteinlegung für den heutigen Dom St. Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel statt, der als die 'Wiege der Mark' und als 'Mutter aller märkischen Kirchen' bezeichnet wird. Er ist das erste, vollständig in unverblendetem Backstein ausgeführte Bauwerk der Mark Brandenburg. Unterhalb des Langhausgiebels zieren beeindruckende Kalksteinallegorien, z. B. ein Fuchs, der den Gänsen predigt, ein wahrscheinlich Schach spielender Affe sowie eine mittelalterliche Bauszene mit Hebekran den Haupteingang .



Bei unseren verschiedenen Besuchen sind außerhalb und innerhalb des Doms Restaurierungsarbeiten im Gange. Ein für die Aufsicht verantwortlicher Mitarbeiter registriert unser Interesse und spricht uns an. Er weiß viele interessante Details über die Geschichte des Doms und die laufenden Restaurierungsarbeiten zu berichten. Der inhomogene Kulturboden des Untergrunds und der je nach Wasserstand der Havel wechselnde Grundwasserspiegel bereiten Fundamente und Statik des Gebäudes seit Jahrhunderten große Probleme. Die Webseite der Stadt Brandenburg beschreibt die Situation:

'Bereits 1828 wurde durch Karl Friedrich Schinkel in einem Gutachten der schlechte Zustand des Unterbaus des Domes festgestellt. Da die Fundamente in dem sumpfigen Boden nicht bis zum festen Grund reichten, drohte das Bauwerk einzustürzen. Durch das Einbringen von Zugankern im Mittelschiff sowie den Neuaufbau des südlichen Seitenschiffes gelang es die Statik zu stabilisieren. Nach weiteren umfangreichen Restaurierungsarbeiten durch Schinkel (von 1834 bis 1836) und der Vollendung des Turmbaus erfolgte am 1. Oktober 1836 die Wiedereinweihung des eindrucksvollen Backsteinbaus in Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Von Anfang bis Mitte der 1960-er Jahre erfolgten weitere umfangreiche Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten. Zahlreiche Bohrpfähle wurden in die Erde getrieben, um die statischen Grundlagen zu festigen. Außerdem wurde die Schinkel-Treppe heraus genommen und auch an anderen Stellen eine Annäherung an den mittelalterlichen Bauzustand vollzogen. Doch bereits kurz nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde deutlich, dass die Standsicherheit des Brandenburger Domes St. Peter und Paul nach wie vor gefährdet ist und ein drohender Einsturz nur durch weitere umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung des Gebäudes dauerhaft abgewendet werden kann. Nach intensiven Untersuchungen gingen die beauftragten Architekten und Ingenieure  zwischen 1996 und 1999 daran, mit modernster Technik und neuesten Methoden die dauerhafte statische Sicherung des Domes zu erreichen. Mitte 1997 musste der Dom sogar für ca. ein Jahr für die Öffentlichkeit geschlossen werden.' 
 
Ergänzend macht unser Guide darauf aufmerksam, dass die Säulen neben dem Untergrund einen weiteren Schwachpunkt für die Statik bilden, obwohl sie bereits mehrmals verstärkt worden sind. Im Inneren der Säulen ist nämlich minderwertiges Material verbaut worden. Wir erfahren auch, dass der Fußboden der Kirche ursprünglich mit zahlreichen Epitaphen ausgelegt war. Die meisten dieser Epitaphe sind inzwischen an der Außenmauer innerhalb und außerhalb der Kirche aufgestellt. Sanierung und Restaurierung des Doms profitieren von großzügigen Spendengeldern aus privaten Quellen.


Streifzug durch die Neustadt

St. Katharinen (Foto von Martinum unter GNU-Lizenz veröffentlicht)
Im Zentrum der Neustadt befand sich zunächst eine kleinere Kirche. Seit dem Jahr 1401 ist St. Katharinen die größte Kirche der Stadt. 1582 stürzte der Turm ein, nachdem er bereits aufgrund eines Orkans beschädigt war.
Der Mailänder Baumeister Johann Baptista de Sala bekam den Auftrag zum Neubau des Turms. Nachdem der Rat der Neustadt Brandenburg den Baumeister nicht länger bezahlen konnte, brach dieser seine Arbeit unvollendet ab und kehrte nach Mailand zurück. Erst zehn Jahre später wurde der Neuaufbau des Turmes mit der achteckigen Haube und der durchbrochenen Laterne abgeschlossen.
Seit 2005 ist der Turm für den Besucherverkehr gesperrt. Ein vom 'Förderverein Kirchturm St. Katharinen' in Auftrag gegebenes Gutachten ergab, dass die Hölzer der oberen Turmkonstruktion vor 1989 mit dem DDT-haltigen Holzschutzmittel 'Hylotox' behandelt worden waren und inzwischen sämtlicher Staub in den oberen Turmbereichen mit DDT kontaminiert ist.




Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts errichteten Dominikaner über fast 100 Jahre Bauzeit den Komplex einer großen Klosteranlage. 
Mit der Reformation endet die katholische Ära des Klosters. Die Mönche durften auf Lebenszeit im Kloster verbleiben, eine Neubesetzung aber wurde untersagt. Im Jahre 1560 schenkte Kurfürst Joachim II. die Klosteranlage der Neustadt Brandenburg. Die Kirche wurde evangelisch umgeweiht. Die  Klostergebäude dienten als neustädtisches Hospital und als Einrichtung der Altenpflege.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurde der Turm des Pauliklosters beim Herannahen der Roten Armee als Beobachtungs- und Scharfschützenposten missbraucht. Das gesamte Areal geriet unter schweren Artilleriebeschuss der Angreifer, wodurch das Kloster und die angrenzenden Wohnviertel schwere Schäden erlitten.
2002 fiel der Entscheid zur völligen Rekonstruktion des Klosters mit einer Nutzung als archäologische Landesmuseum. Das Museum eröffnete am 24. September 2008. Dank unseres Besuchs können wir bestätigen, dass die Rekonstruktion absolut gelungen und das Museum äußerst sehenswert ist. Mit unsere Begeisterung fühlen wir uns jedoch eher einsam. Bis zum Mittag bleiben wir die einzigen Besucher. Dafür erfahren wir eine äußerst nette und fürsorgliche Betreuung durch die Mitarbeiter des Museums, von denen jeder zum Ende unseres Besuchs erfahren möchte, wie es uns gefallen hat. Unser höchstes Lob erfüllt sie sichtbar mit Freude und Stolz. Sie machen uns gleich darauf aufmerksam, dass in dem Komplex regelmäßig Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Aktuelle Programme schicken sie uns gerne zu, sobald neue erscheinen. Wir erklären, dass wir eher seltener und schon gar nicht spontan nach Brandenburg reisen und uns bei Bedarf die Informationen im Internet beschaffen werden. Trotzdem besten Dank an diese engagierten Mitarbeiter, wie wir sie bisher in keinem Museum erlebt haben! Diese Anlage verdient viel größere Beachtung und vor allem mehr Besucher!

Motiv an der Havel
Stadtschleuse

















Steintorturm
Der Steintorturm ist der mächtigste Torturm der ehemaligen Stadtmauer der Neustadt Brandenburg an der Havel. Die mittelalterliche Wehranlage der beiden Städte Brandenburg hatte einst zehn Tore, von denen heute noch vier Tortürme erhalten sind. Allerdings ist der Mühlentorturm an der Verbindung zwischen Dom und Neustadt derzeit von einem Gerüst verborgen. 
















Streifzug durch die Altstadt

Jahrtausendbrücke
Die Verbindung zwischen Neustadt und Altstadt stellt die Jahrtausendbrücke her. Die ersten hölzernen Brückenkonstruktionen entstanden seit 1230/40 und wurden seitdem mehrfach erneuert. Ihren Namen erhielt die Jahrtausendbrücke 1929, als der Brückenneubau anlässlich der 1000-Jahrfeier der Stadt eingeweiht wurde. Um der Jahrtausendbrücke die notwendige Höhe zu geben, mussten die Hauptstraße angeschüttet und die Häuser in diesem Teil der Straße abgerissen werden.
Im April 1945 wurde die Jahrtausendbrücke gesprengt und 1946/47 wieder aufgebaut. Im Juli 1993 musste die Brücke aus Sicherheitsgründen erneut für Fahrzeuge gesperrt werden. In den Jahren 1995/96 erfolgte der Abbruch sowie ein Neubau der Jahrtausendbrücke. Die aktuelle Brücke wurde am 04.12.1996 eingeweiht.






St. Johannis
1237 wurde ein Franziskaner-Konvent von Ziesar nach Brandenburg an der Havel verlegt. Die Franziskaner errichteten um 1250-1270 einen langgestreckten, flachgedeckten Kirchenbau aus Backstein mit schlanken Fensterschlitzen in beiden Langhausmauern. An die Kirche grenzte eine zweihöfige Klosteranlage, die zugleich die südliche Ecke der Stadtbefestigung bildete.
Das Franziskanerkloster wurde nach der Reformation von Kurfürst Joachim II. aufgehoben. Ab 1544 wurde das Klostergebäude als Hospital genutzt. Im 19. Jahrhundert richtete sich eine Bierbrauerei in den Klostergemäuern ein. 1865 wurde das letzte Klostergebäude abgerissen.
Auf Morast gegründet, verlor die Kirche früh ihre Gewölbe und wurde als Kirche der Hugenotten restauriert. Das gesamte Westjoch wurde durch einen britischen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg 1945  zerstört. 1985 stürzten das Dach über dem Chor und die Westmauer ein. 1992 wurde die Kirche notgesichert. Ab 2007 erfolgte eine Stabilisierung und Instandsetzung der Ruine. Die Kirche ist nun mit einem Notdach versehen und mit einem Innengerüst gesichert. Zur Bundesgartenschau 2015 soll das Kirchenschiff wieder hergerichtet werden.

Nikolaikirche
Am Rand der Altstadt befindet sich die Nikolaikirche, die vermutlich zu 'Luckendorf' gehörte, eine archäologisch nicht nachgewiesene Ortschaft, die früh aufgegeben wurde und deren Gemarkung an die Altstadt fielen. Historiker vermuten einen Baubeginn um 1170, was diesen Kirchenbau als den älteststen der Mark Brandenburg ausweisen würde.
In der Raubritterzeit des 14. und 15. Jahrhunderts wurde die inzwischen zur Ruine verkommene Kirche häufig zu Unterschlupfzwecken missbraucht. Nach einer Restaurierung diente die Kirche ab 1467 als Friedhofskapelle. 1945 wurde St. Nikolai von einer Sprengbombe getroffen, so dass Turm und Dächer zerstört wurden. Heute gehört die Kirche der katholischen Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit, die sie in den 1990er Jahren von der St. Gotthardt Gemeinde durch einen Schenkungsvertrag erhielt und anschließend sanierte. Die Kirche wird für Gottesdienste genutzt, ist aber auch  zugleich eine ökumenische Begegnungsstätte und eine Gedenkstätte der Opfer des Nationalsozialismus in der Stadt.


St. Gotthardt
Der Name der Kirche leitet sich vom Heiligen Godehard ab, Bischof von Hildesheim, der im Hildesheimer Dom bestattet ist. In ihrer Frühzeit diente die Pfarrkirche der Altstadt bis zum Umzug des Prämonstratenser-Konvents auf die Dominsel gleichzeitig als Bischofskirche und übernahm provisorisch die Aufgaben des späteren Doms zu Brandenburg.
Der Vorgängerbau einer Feldsteinkirche wurde Anfang des 15. Jahrhunderts bis auf den unteren Teil des Westgiebels abgerissen und durch die jetzige spätgotische dreischiffige Hallenkirche ersetzt. Der Turm der Kirche wurde 1767 in der barocken Form mit Aufsatz und Haube neu gestaltet. Seit der Reformation ist bis 1923 in der St. Gotthardtkirche die Franziskanerbibliothek des ehemaligen Franziskanerklosters St. Johannis untergebracht. In St. Gotthardt wurde Vicco von Bülow (alias 'Loriot') am 30.12.1923 getauft. Vicco von Bülow gilt als ein großer Sohn der Stadt. 1993 ernannte in die Stadt Brandenburg zu ihrem Ehrenbürger. Die Vicco-von-Bülow-Stiftung hat mit erheblichen Geldmitteln zur Sanierung der Kirche beigetragen.


Altstadt-Rathaus
Das Altstädtische Rathaus gilt als ein herausragendes Beispiel gotischer Backsteinbaukunst. In der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden zuerst die Rats- und Schreibstuben. In den Jahren 1470 bis 1480 wurde das Hauptgebäude mit dem Turm errichtet. Nach der Vereinigung der beiden Brandenburger Städte von 1715 wurden die Räume des Rathauses als Fabrik, Warenlager, Kaufhalle und Kornmagazin genutzt.
1863 kaufte die Garnison das Rathaus und nutzte die Gebäude als Kleiderkammern und Arrestzellen. Mit der Verschlechterung des baulichen Zustandes verfiel das Rathaus zur Ruine und musste 1904 wegen Baufälligkeit geräumt werden. Nach dem Rückkauf des Altstädtischen Rathauses durch die Stadt erfolgt ab ca. 1912 der Wiederaufbau in der heutigen Ansicht. Seit 2006/7 wird das Altstädtische Rathaus gemeinsam mit dem "Ordonnanzhaus" saniert, restauriert und zum Sitz der Stadtverwaltung umgebaut.




Ordonannzhaus am Altstadtrathaus
Ordonnanzhaus am Altstadtrathaus

















Roland vor dem Altstädter Rathaus
Der Roland ist als Standbild eines Ritters mit bloßem Schwert (Richtschwert) ein Symbol der Stadtrechte. Rolandstatuen stehen deshalb auf Marktplätzen oder vor Rathäusern und sind vor allem in nord- und ostdeutschen Städten zu finden, in denen sächisches Recht galt. Die Rolandsfigur symbolisiert die Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht und eigener Gerichtsbarkeit und steht damit für Freiheit. Der Brandenburger Roland ist auch Ausdruck der ehemaligen wirtschaftlichen Prosperität der Stadt.
Die Figur des Rolands, die durch das Rolandslied bekannt wurde, hatte im Mittelalter den Status eines Volkshelden. Der Ruhm geht zurück auf das Schicksal Hruotlands, der unter Karl dem Großen Graf der bretonischen Mark war. Roland fiel bei einem Rückzugsgefecht gegen die Waskonen (Basken unter Graf „Lupus“) in den Pyrenäen im Tal von Roncesvalles am 15. August 778. Dies wird in der Biographie des Beichtvaters Karls des Großen, Einhard, der 'Vita Caroli Magni' referiert. Hieraus entstand das Rolandslied. (Auszüge aus Wikipedia)
Weil die Statue beim Exerzieren auf dem Platz störte, wurde sie mit Genehmigung des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. 1716 vor das Neustädtische Rathaus versetzt und fand erst nach dem 2. Weltkrieg ihren Standort vor dem Altstädtischen Rathaus.







Rathenower Torturm
Plauer oder Luckenberger Torturm
Der Rathenower Torturm ist das älteste der noch erhaltenen Stadttore. Er wurde um das Jahr 1300 herum gebaut.
Der Plauer oder Luckenberger Torturm ist nach dem etwa 500 m vor dem Tor gelegenen ehemaligen Dorf Luckenberg benannt, das sich mutmaßlich zwischen der Nikolaikirche und dem nördlichen Ufer der Havel befand. Der Torturm hat die Gestalt eines etwa 17 m hohen Zylinders, der im sechzehnten Jahrhundert von einem heute nicht mehr vorhandenen Fachwerküberbau bedeckt war. Zur Tausendjahrfeier der Stadt Brandenburg an der Havel wurde der Torturm mit einem Zinnenkranz sowie einem spitzkegeligen Dach überbaut (das auf diesem Foto nicht zu sehen ist).






Sumpfzedern am Grillendamm
Sumpfzedern am Grillendamm
Die Allee des Grillendamms zwischen Altstadt und Dom ist mit exotischen Sumpfzedern bepflanzt, die wir auch im Neuen Garten in Potsdam antreffen.
Unsere bisher unbestätigte Vermutung ist, dass Alexander von Humboldt den Samen von seiner Expedition durch Südamerika mitgebracht hat. Die Prüfung dieser Annahme werden wir im Auge behalten.









Selbst in der Altstadt sind noch nicht alle Straßenzüge saniert. Kriegsspuren mischen sich mit neuzeitlicher Graffiti. Einige Ladenlokale scheinen ihren Auftritt zur Straße hin seit Vorkriegszeiten kaum noch verändert zu haben. Trotz großer Anstrengungen bleibt noch viel zu tun, um das lange Zeit vernachlässigte historische Erbe zu erhalten oder zu rekonstruieren.
Zugleich werden in Brandenburg an der Havel, wie auch in anderen kulturell bedeutenden Städten der neuen Bundesländer, die Erfolge der Anstrengungen immer deutlicher. Die Rückgewinnung des kulturellen Erbes scheint dabei nicht nur ein Oberflächeneffekt zu sein, der Glanz in verfallenen Landschaften vortäuscht. Unser Eindruck ist, dass auch die hier lebenden Menschen mit dieser Entwicklung Vertrauen gewinnen und ihren Selbstwert neu justieren, was erst das Zusammenwachsen nach 45 Jahren getrennter Entwicklung ermöglicht. Brandenburg an der Havel bleibt zusammen mit Potsdam auf unserer Agenda, um diesen Prozess weiter zu begleiten.

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