Donnerstag, 23. Januar 2014

La Palma 2014: Ausflug nach Puntallana an der Ostküste

Historischer Ortskern von San Juan de Puntallana
Bis gestern Nachmittag gibt sich der Passat friedlich. Am Abend wechselte er seine Stimmung. Stürmischer Wind kommt auf. Er treibt Wolkenfetzen und Regenschauer vor sich her. Während der Nacht rüttelt heulender Sturm an der Finca und pfeift durch Ritzen von Fenstern und Türen. Gegen Morgen beruhigt sich das Wetter, zieht aber nicht ab. Wanderungen in der Höhe scheiden heute aus. Nach Prüfung lokaler Wetterinformationen entscheiden wir uns für einen Ausflug an die Nord-Ostküste. Je nach Wetterbedingungen bietet sich die Option einer Wanderung durch einen urzeitlichen Lorbeerwald im ‚Barranco de La Galga’ an. Diashow der Fotoserie





Mirador Barranco del Carmen, Santa Cruz de La Palma
Auf der Fahrt von ‚Santa Cruz de La Palma’ nach Norden laden mehrere Miradors zu Stopps ein. Die Sicht ist jedoch bescheiden und leichte Regenschauer lassen uns schnell zum Auto zurückkehren. In Richtung Norden wird es heller und es bleibt trocken.










Deutsche Bibliothek in San Juan de Puntallana
Der historische Ortsteil von ‚San Juan de Puntallana’ motiviert zu einem Rundgang. Am zum Meer abfallenden Hang stehen einige gut erhaltene alte Häuser, die wir uns anschauen möchten. Etwas oberhalb des historischen Ortskerns ist in einem alleinstehenden Haus dank Privatinitiative eine deutschsprachige Bibliothek eingerichtet, die jedoch nur mittwochs für einige Stunden oder für Sonderveranstaltungen geöffnet ist.








Casa Luján in San Juan de Puntallana
Im historischen Zentrum führt eine steile, gepflasterte Straße zur ummauerten zweigeschossigen Hofanlage ‚Casa Luján’, die zwei um 90 Grad versetzte Häuser miteinander verbindet. Die Anlage erfüllte in ihrer Geschichte viele Funktionen. In der Gegenwart befindet sich in dem Komplex ein ‚Museo Etnografico’, das wir besuchen würden, wenn es nicht verschlossen wäre.








Museo Etnografico im Casa Luján
Im benachbarten Haus ist die Tür geöffnet. Wir schauen hinein und erkennen einen Museums-Shop, der regionale kunsthandwerkliche Artikel ausstellt und zum Kauf anbietet. In einer Ecke des großen Raumes hockt eine am Computer daddelnde junge Dame und begrüßt uns mit dem typischen Holá. Eine Kommunikation auf Deutsch oder Englisch gelingt nicht, aber wir verstehen die Frage, ob wir das Museum besuchen möchten. Wir bestätigen. Sie trägt uns in eine Liste ein, ergreift einen Schlüsselbund, wendet sich zur Tür und fordert uns auf, mitzugehen. Tickets werden nicht verkauft. Besucher sind aufgefordert, ihren Besuch nach eigenem Ermessen zu honorieren. 





Museo Etnografico im Casa Luján
Frau Holá schließt den Shop von außen ab. Wir gehen gemeinsam zum benachbarten Museum, das die Lady aufschließt. Sie macht uns verständlich, dass wir uns nun in allen Räumen umschauen können. Sie wartet derweil im Hof auf uns und verteibt ihre Zeit auf dem Smartphone daddelnd.
Im Innenhof sind historische Werkzeuge und Arbeitsgeräte ausgestellt. Die historisch eingerichteten Innenräume dieser Hofanlage öffnen sich unmittelbar zum Innenhof. Eine umlaufende Veranda erlaubt den Zugang zu Räumen der ersten Etage. Inseltypische lebensgroße Mojo-Puppen stellen Menschen dar und lassen soziale Kontexte in liebevollen Arrangements lebendig wirken.


Dorfschule im Museo Etnografico im Casa Luján
Im Untergeschoss des Gebäudes an der Kopfseite der Anlage ist die Mädchenklasse einer Dorfschule zu sehen. Die Lehrerin blickt streng über ihr Pult, während adrette Mädels in Schulkleidung brav in der Bank hocken oder Aufträge ausführen. Ein Kind hat sich eine Strafe eingehandelt. Es muss in der Ecke stehen. Wir erinnern uns.









Gemeinderat om Museo Etnografico im Casa Luján
Im Obergeschoss tagt ein selbstverständlich nur aus Männern zusammengesetzter Gemeinderat. Alle Männer tragen Jackett und Hut. Lediglich der Schreiber und ein in einer Fensternische hockender älterer Mann tragen Mütze. Sie zählen offensichtlich nicht zu den anwesenden Honoratioren. 








 
Besuchsszene im Museo Etnografico im Casa Luján
Das Hauptgebäude umfasst mehrere kleine Räume des Privatlebens. In einem Raum gehen Frauen ihren Beschäftigungen nach. Einige Frauen weilen auf Besuch. Sie haben sich fein gemacht und führen Handtaschen mit sich. Teegeschirr steht bereit. Likörkaraffe und einige Gläschen fehlen natürlich nicht.









Küchenszene im Museo Etnografico im Casa Luján
Weitere Räume zeigen Alltagsszenen von Esszimmer, Küche und Schlafzimmer. Die Fenster aller Räume bilden Nischen, in denen Sitzbänke angebracht sind, die Fensterplätze. An die Wohnräume schließt sich ein Funktionsbereich mit gemauertem Backofen, Waschplatz und Holzschuppen an. Gesamtanlage und Einrichtung ihrer Räume dokumentieren häusliches Privatleben in gehobenen Verhältnissen, wie es sich vor etwa 100 Jahren dargestellt haben mag. Das Leben in der bäuerlichen Kultur jener Zeit dürfte sich stark unterschieden haben.







Iglesia de San Juan Batista
Oberhalb des historischen Ortszentrums von Puntallana besichtigen wir die ‚Igelsia de San Juan Batista’. Das Kirchenschiff wurde im frühen 16. Jahrhundert errichtet. Der einschiffige Kirchenraum ist im Chorbereich um ein Querschiff erweitert, so dass sich ein Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes ergibt. Kapellen und der Chorraum wurden im 18. Jahrhundert angebaut und enthalten drei große Altäre im barocken Stil.








Barranco de La Galga
Eremita de San Bartolomé in La Galga
Auf der Weiterfahrt nach Norden erreichen wir 7 km weiter den Ort ‚La Galga’. Der Ort selbst ist nicht weiter erwähnenswert. Ein Stopp lohnt sich jedoch an der ‚Eremita de San Bartolomé’ (17. Jh), die leider verschlossen ist. Die Plaza an der Kirche ist um ein Mirador erweitert, von dem wir in den ‚Barranco de La Galga’ blicken. Tief im Barranco wächst ein als Biosphärenreservat geschützter uralter Lorbeer-Urwald, in den Wanderwege führen. Über unsere Wanderung in diesem Gebiet berichtet ein separater Post: Wanderung im ‚Barranco de La Galga’ zum Biosphärenreservat ‚Los Tilos'

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