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Plaza de la Glorieta in Las Manchas de abajo |
Nach und nach wird uns bewusst, dass sich im näheren Umfeld unserer Unterkunft bei
‚El Paso’ einige Sehenswürdigkeiten befinden, die Beachtung verdienen. Inzwischen haben wir gelernt, dass
‚El Paso’ nicht nur ein Ortsname ist, sondern auch Name einer Gemeinde, der weitere Orte angehören. Unser Weg führt uns heute zunächst nach ‚Las Manchas de abjao’, ein Ort der Gemeinde
‚El Paso’. Auf der nachfolgenden Schleife zum Ort
‚El Paso’ durchqueren wir ein beeindruckendes vulkanisches Feld. Unsere Spaziergänge durch den Ort
‚El Paso’ erweitern wir um eine kleine Wanderung zu Petroglyphen, die zu den bedeutendsten Fundstellen früher palmerischer Kulturgeschichte zählen.
Diashow der Fotoserie EL Paso Diashow der Fotoserie Las Manchas de abajo
‚Las Manchas de abajo’ - ‚Plaza de la Glorieta'
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Motiv auf der Plaza de la Glorieta |
In
‚Llos Llanos de Aridane’ werden wir mehrfach auf den Künstler und Architekten
Luis Morera1) aufmerksam. Nach ‚Las Manchos de abajo’ lockt uns die von
Luis Morera1) in dreijähriger Arbeit gestaltete
Plaza de la Glorieta (Gartenlaubenplatz) im Zentrum dieses überschaubaren Dorfes, das ca. 3 km südlich unserer Unterkunft liegt. Ähnlich wie im ebenfalls von
Luis Morera1) konzipierten kleinen botanische Garten ‚El Jardin de las delicias’ in
‚Llos Llanos de Aridane’ treffen wir erneut auf eine Märchenwelt, die hier jedoch intimer als die skurril-surreale Komposition in
‚Llos Llanos de Aridane’ ausfällt.2) In der Komposition der
Plaza de la Glorieta zeigt Architektur das Bemühen, Form und Farbgebung der organischen Welt nicht zu übertrumpfen, sondern Natur und Architektur harmonisch zu verschmelzen. Die Gestaltung erinnert an umgebungsspezifisch interpretierte Ideen japanischer Zengärten.
‚Las Manchas de abajo’ - ‚Casa Museo del Vino’
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Casa Museo del Vino |
In unmittelbarer Nachbarschaft zur
Plaza de la Glorieta befindet sich das ‚Casa Museo del Vino’, das wir besuchen möchten, aber am Sonntag geschlossen ist. Den Besuch holen wir einige Tage später nach.
Ein freundlicher junger Mann empfängt uns. Nach Erlös von Tickets zum Preis von 1,50 € pP, in dem eine Verkostung eingeschlossen ist, erhalten wir in passablem Deutsch eine exklusive Einführung, ehe wir uns in der Anlage umschauen.
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Casa Museo del Vino |
Im Erdgeschoß des Gebäudes sind neben einigen kunstgewerblichen Artikeln palmerische Weine präsentiert, die vor Ort verkostet und eingekauft werden können. Im Obergeschoß befindet sich das eigentliche Weinmuseum, das die Geschichte des Weinbaus und seine aktuelle Struktur auf ‚La Palma’ darstellt.
‚La Palma’ unterscheidet aufgrund jeweils spezifischer Bedingungen 3 Weinbaugebiete, die Weine unterschiedlichen Charakters hervorbringen:
- Hoyo de Mazo (Osten): Weiße und rote Weine
- Fuencaliente (Süden): Überwiegend weiße trockene und süße Weine aus der Rebsorte Malvasia
- Norden der Insel: Der Norden zeichnet sich durch seine Vielfalt aus und erzeugt u.a. den ‚Vino de Tea’. Er reift in Fässern aus Tea-Holz, dem Kernholz der kanarischen Kiefer, das durch seinen hohen Harzgehalt dem Wein einen harzigen Geschmack verleiht.
Insgesamt 13 Bodegas erzeugen in kleinen Mengen Weine aus einer Vielzahl teilweiser uralter Traubensorten, die bereits in antiker Frühgeschichte angebaut wurden. Wir treffen auf Malvasia, Negramoll, Sabro, Listán, Bujariego, Moscatel, Almuñeco, Albillo, Verdello, Vijarigo, Gual etc., die in unterschiedlichen Stilen der
Reberziehung3) und diversen An- und Ausbaumethoden produziert werden. Aufgrund Topografie der Insel werden Weinstöcke auf steile Bergflanken zwischen 200 m und 1.400 m über dem Meeresspiegel im Windschutz niedriger Steinmauern gepflanzt und überwiegend in arbeitsintensiven kriechenden oder niederen Erziehungssystemen angebaut. Im Jahr 2011 beträgt die Anbaufläche 1.627 ha. Seit 1993 schützt die Herkunftsbezeichnung ‚D.O. La Palma’ den Weinbau, der seit dieser Zeit einen Aufschwung erlebt.
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Nutzgarten des Casa Museo del Vino |
Im Hof des Museums befindet sich ein kleiner Nutzgarten mit einer Auswahl der bedeutendsten Rebsorten und Erziehungsstile der Region.
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Historische Weinpresse |
Eine Anschauung von praktischen Arbeitsmitteln und –methoden bietet ein Schuppen, in dem eine alte Weinpresse, Werkzeuge und Fässer aus Tea-Holz (Kernholz der kanarischen Pinie) ausgestellt sind.
Auf uns als Laien wirken die im Weinberg und Keller verwendeten Methoden antiquiert. Sensorisch konnte uns eine Auswahl palmerischer Weine i.d.R. bisher kaum begeistern, weshalb wir von einer Verkostung im ‚Museo del Vino’ absehen. Akzeptabel schmeckt uns die im Süden produzierte weiße Cuvée ‚Teneguia La Palma’ (5,20 €), die überwiegend aus Negramoll erzeugt wird und mit Anteilen von Albillo, Vijarigo und Listán Blanco verschnitten ist (12,5 % Alkoholgehalt, Jahrgang unbekannt).
Lavafeld zwischen San Nicolas und Todoque4)
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Vulkanisches Feld mit Radfahrern bei Todoque |
Nach dem Ausbruch des ‚Vulcáno San Antonio’ im Jahr 1628 herrschte 321 Jahre scheinbare vulkanische Ruhe. Menschen auf ‚La Palma’ haben fast vergessen, auf Vulkanen zu leben. Dann brach am 24.06.1949 (an St. Johannes, daher der Name des Vulkans!) nach tagelangen Erdbeben der Vulkan ‚San Juan’ aus. Der Lavastrom suchte seinen Weg nach Westen. Vor einigen Tagen konnten wir auf den ‚Coladas de San Juan’ einen höher gelegenen Abschnitt des Lavastroms kennenlernen.5) Südlich von ‚San Nicolas’ breitet sich der Lavastrom im flacheren Teil der Insel in Richtung Westküste aus. Zwischen ‚Las Manchas’ und ‚Todoque’ führt die Straße durch den breiten und teilweise mit Asche bedeckten Lavastrom, auf dem wir einen kleinen Spaziergang unternehmen.
Spaziergänge durch ‚El Paso’
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Gebäude des Seidenmuseums in El Paso |
Unsere Unterkunft liegt 3-4 km von
‚El Paso’ entfernt. Den nicht unbedingt beeindruckenden Ort im oberen Aridane-Tal besuchen wir täglich für Einkäufe oder auf der Durchfahrt, aber erst heute unternehmen wir einen ausführlichen Rundgang, auf dem einige interessante Details zu entdecken sind.
Auf dem Weg in Richtung Pfarrkirche passieren wir ein stattliches Gebäude, in dem das
'Museo de la Seda' (Seidenmuseum) die Geschichte des Ortes als ein ehemaliges Zentrum der Seidenproduktion würdigt. Das Museum hat heute geschlossen, so dass wir die Frage eines Besuchs nicht entscheiden müssen.
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Iglesia de Bonanza in El Paso |
Etwas oberhalb des Dorfzentrums liegt die im 17. Jahrhundert erbaute kleine einschiffige ‚Iglesia de Bonanza’. In Anbetracht des attraktiven Äußeren fällt der schlichte Innenraum enttäuschend aus.
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Cascadas (Passatwolken) über El Pazo |
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die neue und wesentlich größere Pfarrkirche des Ortes, die eine weithin sichtbare Landmarke des Ortsbildes bildet. Die Besichtigung des Innenraums fällt wegen einer Totenmesse aus, die wir nicht stören möchten. Von der Plaza vor der Kirche bieten sich schöne Ausblicke auf
‚El Paso’ und in Richtung Westküste.
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Touristeninformation in El Paso |
Im Zentrum des Ortes liegt an einer zugleich ansprechend wie auch seelenlos wirkenden Plaza die Touristikinformation, die sogar am heutigen Sonntag geöffnet hat, obwohl kaum Bedarf zu erkennen ist. Während unseres Besuchs, auf dem wir einige Informationen einsammeln, treffen nur zwei weitere Besucher ein.
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Schulgebäude in El Paso |
Am westlichen Ortsrand fällt uns ein Schulgebäude auf, dessen Betonarchitektur uns nicht positiv beeindruckt. Gefallen finden wir jedoch an in den Beton geritzte, scheinbar naive Zeichnungen, deren Muster im Stil von Kinderbildern formale Nähe zu historischen Petroglyphen zeigen, wie sie auch bei
‚El Paso’ zu finden sind.
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Friedhof von El Paso |
Auf dem Weg zu Petroglyphen bei ‚El Paso’ passieren wir den großen Friedhof des Ortes, der mit deutschen Friedhöfen wenig gemein hat. Gräber sind nicht in parkähnlichen Anlagen scheinbar diskret verborgen, sondern konzentrieren sich auf engem Raum in batterieartigen kleinen Nischen, hinter deren gravierte Frontplatten vermutlich Urnen mit der Asche Verstorbener aufbewahrt sind. Ob und ggf. welche Rückschlüsse Totenkulte und Bestattungsriten auf ihre kulturelle Umgebung erlauben, ist eine Frage, die wir uns schon mehrmals gestellt haben, ohne ihr wegen anderer Prioritäten tatsächlich nachzugehen. Die selbstgestellten Aufgaben werden nicht weniger, sondern nehmen eher zu!
Petroglyphen im ‚Barranco de las Canales’ bei ‚El Paso’
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Petroglyphen Lomo de La Fajana |
Im bzw. am ‚Barranco de las Canales’ bei
‚El Paso’ liegen zwei der bedeutendsten Petroglyphen-Fundstellen der Insel. Hinweise zu den Fundstellen sind in
‚El Paso’ nur bei gezielter Suche zu entdecken. Ein mit dem Auto zu erreichender Weg führt von der alten Verbindungsstraße zwischen
‚El Paso’ und ‚Los Llanos de Aridane’ nach Norden ab. Der Hinweis des rötlichen Schildes auf ‚La Fajana’ ist nur aus Fahrtrichtung
‚El Paso’ zu sehen. Am Ende der engen Nebenstraße befindet sich ein Parkplatz, von dem ein ausgeschilderter Fußweg zu den Fundstellen führt.
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Lavahöhlen mit Petroglyphen El Cementerio |
Wir bevorzugen von
‚El Paso’ einen Fußweg zu den Petroglyphen, der in dem Reiseführer ‚La Palma’ des Michael Müller Verlages (13. Auflage 2013) nicht beschrieben ist: Aus Richtung ‚El Paso’ passieren wir den Friedhof. Am Ende des Areals umgehen wir das Friedhofsgelände nach Norden in Richtung
‚Caldera de Taburiente’ und stoßen am Rand des Friedhofgeländes auf einen Fußweg, über Treppenstufen hinab in den ‚Barranco de las Canales’ führt. Nach ca. 200 m Wegstrecke trifft der Weg auf einen durch den Barranco führenden Weg. Diesen Weg schlagen wir nach rechts (Osten) ein und stehen ca. 50 m weiter vor drei Lavahöhlen, über denen die zahlreichen
Felsgravuren von El Cementerio angebracht sind.
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Lomo de La Fajana im Barranco de las Canales |
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Petroglyphen |
Um die
Felsgravuren von La Fajana zu erreichen, folgen wir dem Weg durch den ‚Barranco de las Canales’ entlang einer Wasserleitung in südlicher Richtung, bis wir nach 350 m auf eine Verzweigung treffen, an der eine Infotafel mit Wegskizze angebracht ist. Ab der Verzweigung nutzen wir den nach rechts ansteigenden holprigen Pfad auf den ‚Lomo de La Fanjana’.6) Nach 150 m ist die mit Gittern gesicherte Fundstelle erreicht.7)
Anmerkungen
1) Der 1946 in ‚Santa Cruz de La Palma’ geborene Künstler und Architekt
Luis Morera ist ein Schüler
César Manriques (1919-1992), der als Künstler und Umweltschützer das Bild von Lanzarote geprägt hat.
2) Siehe Post vom 16.01.2014:
Ausflug in die Umgebung von ‚Los Llanos de Aridane’
3) Über verschiedene Anbaumethoden und Erziehungssysteme des Weinbaus bietet der Wikipedia-Artikel
Reberziehung einen Überblick.
4) Informative Webseite zur San-Juan-Eruption von 1949:
http://www.rainer-olzem.de/sanjuan.htmlhttp://www.rainer-olzem.de/sanjuan.html
5) Post der Wanderung vom 12.01.2014:
Wanderung von San Nicolás durch die Coladas de San Juan zur Hoay de la Sima
6) ‚Fajana’ ist ein kanarischer Ausdruck für eine am Fuß eines Abhangs oder Felsens gelegene Ebene, die aus der Höhe gelöste Felsbrocken gebildet haben. ‚Lomo’ verweist auf eine Felswand.
7) Detailinformationen zu Petroglyphen auf ‚La Palma’ beschreibt ein Post vom 20.01.2014:
Spuren der Benahoaritas auf La Palma
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