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Villa de Mazo an der Ostküste |
Heute verhalten wir uns geschickter als gestern und folgen nicht dem Regengebiet, sondern dem sonnigen Wetter. Die Westseite ist am Morgen bewölkt und der zentrale Höhenzug der ‚Cumbre’ ist ebenfalls in dichte Wolken gehüllt. Erfahrungsgemäß sollte es daher auf der Ostseite sonnig sein. Da ohnehin noch ein Besuch des Südostens der Insel aussteht, fahren wir am Morgen für ein Besichtungsprogramm auf die Ostseite und treffen tatsächlich auf sonniges Wetter. Am frühen Nachmittag verdichten sich auch hier die Wolken, während wir bei Rückkehr nach Westen zur Sonnenseite wechseln. Dazwischen liegt ein Programm, das wesentlich interessanter ausfällt, als wir ahnen konnten.
Nach Durchquerung der Cumbre orientieren wir uns bei ‚San Pedro’ nach Süden und sind zunächst irritiert, weil wir ‚San Pedro’ als Ort nicht identifizieren können. ‚San Pedro’ ist lediglich ein Gemeindename, unter dem mehrere Orte organisatorisch zusammengefasst sind.
Diashow der Fotoserie
‚Breña Alta’
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Motiv in Breña Alta |
Der erste Ortsteil, auf den wir in ‚San Pedro’ treffen, ist ‚Breña Alta’. An der Straße nach Süden fallen uns zunächst nicht weiter identifizierbare Aktivitäten in einem ummauerten Hofgelände auf, die zu einem Stopp motivieren. In dem Hof findet ein Bauernmarkt statt, auf dem neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch kunsthandwerkliche Produkte angeboten werden.
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Museos del Puro Palmero y de la Fiesta de Las Cruzes |
Interessanter als der Markt ist für uns ein Museum innerhalb des Hofgeländes, das als ‚Museos del Puro Palmero y de la Fiesta de Las Cruzes’ ausgewiesen ist. Wir entscheiden uns für einen Besuch, der nicht zuletzt auch von der Suche nach einer Toilette motiviert ist.
Als aktuell einzige Besucher des Museums genießen wir die ungeteilte Aufmerksamkeit einer netten Dame. Nach Kauf der Tickets zum Preis von 3 € pP hält sie für uns in einem englisch-deutschen Sprachgemisch einen kurzen Einführungsvortrag und entlässt uns mit einer deutschsprachigen Mappe auf den Museumsparcours.
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Museos del Puro Palmero |
Die erste Abteilung umfasst das ‚Museo del Puro Palmero’ und dokumentiert die Geschichte der Tabakproduktion auf ‚La Palma’, eine jener Monokulturen der Insel, die wenige Menschen bereicherte und viele Menschen in Unfreiheit, Armut und Elend stürzte.1)
Zu Exponaten jedes Raumes können von installierten Terminals audio-visuelle Informationen sogar in deutscher Sprache abgerufen werden. Die Thematik ist differenziert und anschaulich präsentiert, aber als spannend empfinden wir sie nicht.
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Museo de la Fiesta de las Cruzes |
Deutlich spannender fällt die zweite Abteilung des Museums aus, in der die ‚Fiesta de Las Cruzes’ dokumentiert ist. Vom 2. Mai bis zum 3. Mai eines Jahres wird das ‚Fest der Kreuze’ gefeiert, das als festlicher Höhepunkt ‚Las Palmas’ gilt. Vorbereitungen laufen über das ganze Jahr. Protagonisten und Teilnehmer fiebern einem Fest entgegen, das sich in einem kurzen Rausch entlädt. Ähnlichkeit zum Karneval sind nicht zu übersehen.
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Motiv im Museo de la Fiesta de las Cruzes |
Im Fokus des Festes stehen schlichte Holzkreuze, die edel in Seidentücher verpackt und mit Schmuck verziert sind. Soziale Gemeinschaften, deren Struktur wir nicht kennen, treten in einen Wettbewerb um die beste, schönste, originellste oder wie auch immer bewertete Präsentation phantasievoll gestalteter Umgebungen geschmückter Kreuze.
Der Aufbau der Objekte erfolgt am 2. Mai eines Jahres und zieht Tausende
feiernder Besucher an. Große Feuerwerke leiten eine Feiernacht ein. Das Fest zieht sich über 24 Stunden.
Am 3. Mai werden die Kreuze entpackt und die Dekorationen zerstört. Mit
der Zerstörung beginnt ein neuer Festzyklus, in dem Frauen traditionell
dominieren und ihr handwerkliches Können entfalten. Männer sind nicht
überflüssig. Sie werden für grobe Arbeiten benötigt.
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Das ‚Museo de la 'Fiesta de Las Cruzes’ präsentiert mehrere besonders
kunst- und liebevoll gestaltete Ensembles, die sich in unserer kulturell
geprägten Wahrnehmung eher als 'Kitsch' darstellen. Der Phantasie
scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein.
Ästhetische Wahrnehmungen
sind nicht diskutierbar. Die Kompositionen sind als Folklore einzuordnen
und vermutlich auch so gemeint. Gestaltungsfähigkeit und handwerkliches
Können naiver Volkskunst sind für unsere Wahrnehmung nicht 'schön',
aber sie beeindrucken mit formaler und inhaltlicher Qualität einer
Botschaft, die Menschen eines uns fremden Kulturkreises anspricht und
erreicht.
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Pfarrkirche San Pedro in Breña Alta |
Nach dem Museumsbesuch durchstreifen wir das Ortszentrum von ‚Breña Alta’ und besichtigen die ab dem 16. Jahrhundert errichtete dreischiffige Pfarrkirche ‚San Pedro’ an einer gepflegten Plaza.
‚Parque Arqueológico de Belmaco’
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Archäologischer Park Belmaco an der Ostküste |
In Richtung Süden erreichen wir bald den kleinen archäologischen Park Belmaco. An der Kasse verkauft ein freundlicher junger Mann Eintrittstickets zum Preis von 2 € pP. Nachdem die Frage nach der Verkehrssprache geklärt ist, erklärt er uns akzentfrei auf Deutsch den Rundgang durch die Anlage und macht darüber hinaus auf Sehenswürdigkeiten im Ort ‚Villa de Mazo’ aufmerksam, in dessen Verwaltungsbezirk der archäologische Park liegt. Auf Nachfrage erfahren wir, dass der Vater des jungen Mannes Deutscher ist.
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La Chicharra im archäologischen Park Belmaco |
Ein kleines Museum präsentiert Fundstücke archäologischer Untersuchungen und vermittelt Lebensweise, Handwerkstechniken, Bestattungskultur etc. der Ureinwohner. Ein Rundgang durch die Anlage führt zu 10 ehemals von Ureinwohnern ‚La Palmas’ als Häuser genutzten Lavahöhlen, die als wichtigster und meistbesuchter Fundort prähistorischer Kultur der Insel gelten.
Höhlen und Felsgravuren von Belmaco wurden 1752 entdeckt und als einer der ersten vorspanischen kulturellen Fundorte ‚La Palmas’ wissenschaftlich erforscht. Wie auch in anderen Teilen der Insel dienten die Höhlen bis zu ihrer wissenschaftlichen Entdeckung einer Nutzung als Ställe und Lagerraum. Petroglyphen wurde keine Beachtung geschenkt, weil man sie als primitives Gekritzel wertete.2)
Der bedeutendste Teil dieses archäologischen Komplexes ist ‚La Chicharra’. Die größte aller auf ‚La Palma’ von Ureinwohnern genutzten Lavahöhle erstreckt sich über eine Breite von 48 m und ist bis zu 8 m tief. Ob die Höhle bewohnt wurde, als Grabhöhle oder als Kultstätte benutzt wurde, ist nicht bekannt. Grabungsfunde lassen alle Deutungen zu.
‚El Pueblo, Villa de Mazo’
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Iglesia des San Blas in Villa de Mazo |
Auf der Rückfahrt erreichen wir einige Kilometer südlich von ‚Santa Cruz de La Palma’ auf der Höhe des Flughafens den hübschen Ort ‚El Pueblo’ in der Gemeinde ‚Villa de Mazo’. Ein repräsentatives Rathaus und die stattliche Kirche ‚Iglesia des San Blas’ lassen auf Wohlstand schließen.
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Casa Roja in Villa de Mazo |
Das stattlichste Haus des Ortes ist das ‚Casa Roja’, Heimat von zwei Museen, dem ‚Museo Centro Devulgativo de Corpus Christi’ (Museum des Fronleichnamfestes) und dem ‚Museo del Bordado’ (Stickereimuseum).
Unser Bedarf an Museumsbesuchen ist für heute gedeckt, aber die Außenanlagen schauen wir gerne an. Die Lady an der Kasse scheint sich zu langweiligen. Sie tritt aus dem Haus und wirbt für den Besuch des Museums. Wir erklären, lediglich die Außenanlagen anschauen zu wollen. Diese seien ‚Privado’, weshalb die Besichtigung nur mit Ticket gestattet sei, klärt uns die Lady auf. Tschüs!
‚Mirador de La Ladera’
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San Pedro und Santa Cruz de La Palma an der Ostküste |
Auf der Strecke oberhalb der Ostküste nach Norden blicken wir vom ‚Mirador de La Ladera’ auf den unter uns liegenden den Flughafen von ‚La Palma’. Weiter nördlich ist an der Ostküste ‚Santa Cruz’ zu erkennen.
‚Refugio Montaña de la Breña’
Der Reiseführer ‚La Palma’ des Michael Müller Verlages beschreibt das ‚Refugio Montaña de la Breña’ bei ‚Breña Alta’ so anregend, dass wir uns ein Bild machen möchten. Die unzureichende Beschilderung macht die Anfahrt zum Suchspiel. Als wir endlich ankommen, stellen wir fest, dass der Abstecher verzichtbar ist.
‚Mirador de la Concepcíon’
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Santa Cruz de La Palma an der Ostküste
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Der letzte Stopp dieser Rundfahrt gilt dem Aussichtspunkt ‚Mirador de la Concepcíon’. Dieser Abstecher belohnt mit einem hervorragenden Ausblick auf die Ostküste sowie nach Westen auf den vulkanischen Höhenzug der Cumbre, an dessen Osthang die Ortsteile von ‚San Pedro’ verstreut sind.
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Wallfahrtskirche Nuestra Señora de la Concepcíon del Risco |
Etwas unterhalb des Aussichtspunktes liegt als himmlischer Leuchtturm die im frühen 16. Jahrhundert errichtete kleine Wallfahrtskirche ‚Nuestra Señora de la Concepcíon del Risco’ (Maria Empfängnis) auf dem gleichnamigen Felsen. Die Kirche ist verschlossen.
Anmerkungen
1) Siehe Post
Monokulturen auf 'San Miguel de La Plama'
2) Detailinformationen zu Petroglyphen auf ‚La Palma’ beschreibt der Post
Spuren der 'Benahoaritas' auf 'San Miguel de La Palma'
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