Dienstag, 14. Januar 2014

La Palma 2014: Spaziergänge mit Besichtigungen in ‚Los Llanos de Aridane’1)

Los Llanos und El Paso im Aridanetal (Mirador El Time)
Wanderungen der drei letzten Tage zeigen Spuren. Dem Bedürfnis nach einem ‚Bummeltag’ geben wir ohne Widerstand nach und entscheiden uns für einen Bummel durch ‚Los Llanos de Aridane’. Mit ca. 20.000 Bewohnern ist ‚Los Llanos’ die Stadt mit den meisten Einwohnern der Insel und stellt ca. 22% einer ca. 90.000 Köpfe zählenden Inselbevölkerung.
Unser erster Besuch der Stadt war vor einer Woche von leichtem Regen beeinträchtigt und fiel darum nur kurz aus. Heute bleibt das Wetter trocken und vor allem am Vormittag  zeigt sich auch die Sonne zwischen Wolkenlücken.
Diashow der Fotoserie Los Llanos de Aridane






‚Museo Arqueológico Benahoarita (MAB)’

Archäologisches Museum in Los Llanos
Wir beginnen unseren Rundgang mit einem Besuch des im Jahr 2007 eröffneten archäologischen Museums ‚Museo Arqueológico Benahoarita (MAB)’, das dem kulturellen Erbe der als ‚Benahoarita’ bezeichneten indigenen Urbevölkerung ‚La Palmas’ gewidmet ist. Der Eintritt ist frei.
Die Architektur des Museums erinnert mit seinem großen bogenförmigen Fenster an natürliche Lavahöhlen, die von der Urbevölkerung als Wohnhöhlen genutzt wurden. Diashow der Fotoserie Museo Arqueológico Benahoarita
 






Viehhirte mit ‚Regatón’ im MAB, Los Llanos
Viehhirte mit ‚Regatón’
Innerhalb des Museums ist auf dem Fenstersims ein Viehhirte dargestellt, der eine Art Holzlanze mit Metallspitze (Regatón) in Händen hält und scheinbar zum 'Salto del pastor' (Hirtensprung) ansetzt. Der 'Salto del pastor' ist ein auf den Kanaren verbreiteter Volkssport, der seinen Ursprung im historischen Brauchtum hat. Auf den gebirgigen westlichen Inseln der Kanaren benutzten Viehhirten den mehrere Meter langen Regatón, um Terrassen oder Klippen zu überspringen.






Informationen zum Objekt
Lehmobjekt mit Schriftzeichen
Exponate und Schautafeln des Museums führen strukturiert durch unterschiedliche Aspekte des alltäglichen Lebens einer jungsteinzeitlichen Hirten- und Gartenbaukultur, die bis zu 4.000 Jahre in die Inselgeschichte zurückreicht. Aufgrund ähnlicher kultureller Muster wird angenommen, dass die Kanareninseln aus Richtung Nordafrika in zwei Wellen vor ca. 2.500 Jahren sowie vor ca. 1.000 Jahren besiedelt wurden und ihre Ureinwohner mit Berbern verwandt sind. Tonwaren, Schmuckstücke, Bestattungsformen, Petroglyphen und Schalensteine ermöglichen Rückschlüsse auf die Kultur und kulturelle Kontexte.2)



Rundgang durch die Altstadt von ‚Los Llanos de Aridane’

Motiv in der Altstadt von Los Llanos
Auf dem ersten Blick bietet ‚Los Llanos de Aridane’ das Bild einer eher seelenlosen kleineren Großstadt oder größeren Kleinstadt. Auffällig sind viele Baustellen, auf denen keine Arbeiten stattfinden. Im Zuge der Wirtschaftskrise dürfte das Geld ausgegangen oder in dubiosen Kanälen versickert sein. Breite, autogerechte Straßen und Fußgängerzonen mit Shoppingläden wirken zwar mit Kakteen, Strelitzien, Palmen, Dragos, Lorbeerbäumen und Bananenstauden südländisch, zeigen aber kaum eigenen Charakter. Authentizität gewinnt der Ort erst in der sehenswerten Altstadt, an deren süd-östlichem Rand das ‚Museo Arqueológico Benahoarita (MAB)’ liegt.





Calle Reál in der Altstadt von Los Llanos
Die engen Straßenzüge um die ‚Calle Reál’ in der der Altstadt vermitteln mit ihrer alten Bausubstanz kleiner Häuser das Bild einer von historischer spanischer Architektur geprägten kolonialen Kleinstadt. 
Erhaltene historische Gebäude sind überwiegend gut saniert und farbenfroh dekoriert. Wer das Malaienviertel ‚Bo-Kaap’ in Kapstadt kennt, wird daran erinnert. Nördlich der ‚Plaza de España’ verdichtet sich in der Altstadt ein Ausgehviertel mit etlichen Restaurants, Bars und Cafés.
Ehemals hieß die 'Calle Reál' noch 'Calle General Franco'. Auf Spuren des 'Generalissimo Franco' treffen wir auch an anderen Plätzen.





Plaza de España
Unbedingt zu beachten ist im Zentrum der Stadt die von mächtigen Lorbeerbäumen beschattete ‚Plaza de España’, an der sich Jung und Alt trifft und nebenher lose ausgelegte und mit Steinen fixierte aktuelle Totenbriefe zur Kenntnis nimmt. Ein Kiosk wird vor allem von Männern frequentiert, die hier einen Kaffee nehmen oder ein Gläschen Wein trinken und dabei ihre News austauschen.







 

Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche an der Plaza de España
Nach Norden ist die ‚Plaza de España’ von der dreischiffigen Pfarrkirche ‚Nuestra Señora de los Remedios’ (17. Jahrhundert) eingegrenzt. Die Kirche steht Besuchern offen. Ein sehenswertes Kuriosum der Kirche ist über den Jahreswechsel eine von Luis Morera3) gestaltete monumentale Weihnachtskrippe, die tatsächlich eher eine monumentale orientalische Miniaturkultur in einer orientalischen Phantasiewelt darstellt. Das religiöse Zentrum, das Kind in der Krippe, ist in dieser Umgebung kaum noch auszumachen. Dieser Mangel wird geheilt, indem in regelmäßigen Abständen die Hauptbeleuchtung für einige Sekunden ausfällt und nur noch das Kind in der Krippe angestrahlt bleibt. Über Kölner Weihnachtskrippen können wir nur noch müde lächeln! Dass der Hügel im Hintergrund der Krippenlandschaft dem von uns am 31.01.2014 bestiegenen 'Pico Bejenades' ähnelt, dürfte kein Zufall sein.4)


El Museo en la calle (Das Museum in der Straße)


Volcán-Torre de Babel, Luis Maya
Victorine, Ceesepe
Historia natural, Pedro Gonzáles

Visita de La Palma, Jorge Fin
Wer rund um die ‚Plaza de España’ und das umgebende Viertel den Blick nach oben auf Hauswände wirft, wird einige großformatige Gemälde erkennen, die an den Wänden angebracht sind. Die Stadt möchte Kunst nicht in Museen verstecken, sondern öffentlich ausstellen und hat das Projekt ‚El Museo en la calle’ (Das Museum in der Straße) initiiert.6) Diashow der Fotoserie El Museo en la calle
In der Tourismusinformation auf der ‚Avenida Doctor Flemming’ hoffen wir vergeblich einen Flyer zu finden. Eine freundliche Mitarbeiterin zeigt sich hilfsbereit und startet eine etwas längere Suche in ihrem Computer. Die Ordnung der Verzeichnisstruktur von Dokumenten scheint optimierbar zu sein, aber letztlich ist die Dame erfolgreich. Sie druckt einige mehrsprachige Informationsblätter aus und überreicht diese freudestrahlend mit Erläuterungen auf makellosem Deutsch. Mit den Informationen in der Hand begeben wir uns auf die Suche nach den insgesamt 16 Objekten, von denen wir jedoch eines nicht finden können. Wir sind uns relativ sicher, dass dieses Objekt sich nicht an dem ausgewiesenen Platz befindet.


Sehenswertes in Randzonen der Innenstadt

Villenviertel in Los Llanos
In der ‚Avenida Tanausú’ (Verlängerung der Fußgängerzone ‚Reál Calvario’ über die ‚Avenida Doctor Flemming’ hinaus nach Westen) wohnt offensichtlich viel Geld. In der Straße sind einige bemerkenswerte Villen aufgereiht. 




 






Markthalle von Los Llanos
Am westlichen Rand der Innenstadt befindet sich zwischen der ‚Avenida Tanausú’ und der ‚Avenida Enrique Mederos’ die ebenfalls von Lorbeerbäumen beschattete ‚Plaza de Mercado’, auf der eine schmucke Markthalle Kunden und Besucher anzieht. Auch wer keine Lebensmittel einkaufen möchte, sollte einen Blick auf die dekorativen Auslagen werfen und vielleicht auf Bänken der schattigen Plaza rasten.









Straße La Caldera in Los Llanos
Nördlich der Innenstadt führt die Straße ‚La Caldera’ in Richtung ‚Caldera de Taburiente’. Auf  der ‚La Caldera’ befindet sich gegenüber einigen bemerkenswerten Wohnhäusern ein Kiosk auf einer schön gelegenen Terrasse mit weiten Ausblicken auf die Landschaft des Aridane-Tals und seine Umgebung. Nebenstraßen der ‚La Caldera’ scheinen ebenfalls bevorzugte Wohnviertel zu sein.






 

Ein sehenswertes Highlight des Ortes ist der Botanische Garten ‚El Jardin de las delicias’, den ein Post vom 16.01.2014 beschreibt.5)


Anmerkungen

1) Zusammenfassung von Besuchen an mehreren Tagen
2) Aspekte der indigenen Urbevölkerung interessieren uns. Im Laufe des Aufenthaltes tragen wir Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammen und verdichten sie in einem separaten Post: Spuren der ‚Benahoaritas’ auf La Palma
3) Der 1946 in ‚Santa Cruz de La Palma’ geborene Künstler und Architekt Luis Morera ist ein Schüler César Manriques (1919-1992), der als Künstler und Umweltschützer das Bild von Lanzarote geprägt hat.
4) Post vom 31.01.2014: Gipfelglück auf der Tour zum Pico Bejenado, 1.854 m
5) Post vom 16.01.2014: Ausflug in die Umgebung von ‚Los Llanos de Aridane’
6) Bei den thematisch und stilistisch völlig unterschiedlichen Gemälden handelt es sich nicht um ‚Murales’ (wie der Wanderführer ‚La Palma’ des Michael Müller Verlages behauptet), sondern um Tafelbilder, die bei genauerer Betrachtung aus kleineren Segmenten zusammengesetzt und vermutlich in Ateliers entstanden sind.

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