Freitag, 10. Januar 2014

La Palma 2014: Ausflug nach Santa Cruz de La Palma

Blick vom Castello de la Virgin auf Santa Cruz de La Palma
Das Regengebiet ist dank eines kräftigen Windes abgezogen. Der Wind trägt feinen Sandstaub aus der Sahara mit sich, der sich wie leichter Nebel über die Höhen legt. Unter diesen Umständen greift heute ‚Plan B’. Wir fahren an die Ostküste, um ‚Santa Cruz de La Palma’ zu besichtigen, die sehenswerte Hauptstadt der Insel.
Als letzter Vorposten Spaniens auf dem Weg nach Amerika erlangte ‚Santa Cruz de La Palma’ im 16. Jahrhundert hohe strategische Bedeutung. Piraten bedrohten nicht nur spanische Handelsschiffe, sie überfielen auch mehrmals die Stadt. Starke Befestigungsanlagen mussten zur Sicherung des Handelsplatzes errichtet werden, der sich zu einer der bedeutendsten Hafenstädte Europas entwickelte. Aufgrund administrativer Entscheidungen verlor ‚Santa Cruz de La Palma’ 1657 seine Bedeutung als kolonialer Vorposten der spanischen Weltmacht an Teneriffa und verfiel in einen Dornröschenschlaf, durch den die historische Altstadt weitgehend erhalten blieb. Seit 1990 steht der Stadtkern unter Denkmalschutz. Diashow der Fotoserie

Küstenpromenade in La Palma
An der Promenade ‚Avenida Maritima’ finden wir einen günstig gelegenen Parkplatz, der jedoch kostenpflichtig ist. Ein Tastaturfeld mit allen Buchstaben des Alphabets und den Ziffern 0 – 9 macht in Verbindung mit den für uns unverständlichen kurzen spanischen Hinweisen die Bedienung zu einem Rätsel, an dem wir mehrfach scheitern. Fast schon hämisch quittiert der Automat jeden Versuch mit dem Hinweis ‚incorrecta’. Leicht verzweifelt schauen wir uns nach einem Retter um, als sich bereits ein freundlicher Kontrolleur nähert und seine Hilfe anbietet. Wir müssen zunächst mittels Tastatur das Autokennzeichen erfassen, das später auf der Quittung ausgegeben wird, und anschließend den gewünschten Parkzeitraum mit passender Geldmünze bestimmen. Wechselgeld wird nicht erstattet. Mit etwas Aufmerksamkeit wäre der Kampf vermeidbar gewesen. Unser Helfer macht auf eine seitlich am Automaten angebrachte deutsche Bedienungsanleitung aufmerksam. Peinlich! Seine Assistenz lässt sich unser Helfer trotzdem nicht nehmen. Muchas gracias!

Historische Gebäude an der Küstenpromende
Die Höchstparkdauer beträgt 2 Stunden und kostet den für unsere Erfahrungen lächerlichen Betrag von 1 €. 2 Stunden sind für unser Programm zu knapp bemessen. Wir werden nachladen müssen. Der Automat hat sich unser Kennzeichen gemerkt, stellen wir später fest, und weigert sich, kurz vor Ablauf der Parkzeit noch einmal 2 Stunden zu genehmigen. Stattdessen quittiert er erneut die Ablaufzeit der ersten Buchung, hält aber auch die Parkgebühr ein. 1 € für Nichts ist wiederum recht teuer. Wir legen die zweite Quittung neben die erste und gehen in der Hoffnung auf einen verständnisvollen Kontrolleur zurück in die Altstadt. Ein ‚Knöllchen’ (kölsch für Strafzettel) bleibt uns tatsächlich erspart, was aber auch der ‚Siesta’ geschuldet sein könnte, die inzwischen angelaufen ist.




Aida-Schiff und Kreuzfahrer bei Morgengymnastik am Strand
Die attraktive Altstadt von ‚Santa Cruz de La Palma’ zieht natürlich auch Kreuzfahrtschiffe an, von denen bei unserem Besuch gleich mehrere im Hafen liegen, unter anderem ein Schiff der ‚Aida’. Die Kreuzfahrer tummeln sich vor allem in der Fußgängerzone der ‚Calle O'Daly’, die ‚Shopping Mall’ der Stadt.









Convento de San Francisco
Wir starten unsere Besichtigungstour beim Inselmuseum im ‚Convento de San Francisco’, eine ab 1508 errichtete Klosteranlage an der gleichnamigen nahezu menschenleeren Plaza. Bis zu der stimmungsvollen Klosteranlage dringen die Kreuzfahrerhorden glücklicherweise nicht vor. Wir treten durch die geöffnete Tür in den dunklen Innenraum der Kirche. Neben zwei mit Reinigungsarbeiten beschäftigten Frauen treffen wir lediglich auf einen weiteren Besucher, mit dem wir später im Museum ins Gespräch kommen. Der ältere Herr erweist sich als ein weltgewandter und weitgereister bei Marbella lebender Deutscher, der sich über spanische Kultur und viele Details der Ausstellungsstücke gut informiert zeigt.





Babyartikel am Altar
Flämische Figurengruppe
Als bedeutendstes Ausstattungsdetail der Kirche gilt eine vergoldete flämische Figurengruppe des 16. Jahrhunderts, die Maria mit dem Kind und St. Anna im gotischen Stil darstellt. Bemerkenswert sind die am Altar ausgebreiteten Babyartikel. Wir vermuten, dass die Artikel aus Anlass des Weihnachtsfestes für Bedürftige gespendet wurden.








Innenhof mit Veranda
Der Eintrittspreis in das Museum beträgt 4 € pro Person. Zwei Damen am Empfang scheinen sich über das Interesse persönlich zu freuen. Allerdings sind wir zusammen mit dem bereits in der Kirche angetroffenen älteren Herrn zu diesem Zeitpunkt die einzigen Besucher. Allein die interessante und gut erhaltene Architektur im klassischen Stil spanischer Klosteranlagen rechtfertigt bereits einen Besuch, aber offensichtlich sind wir wieder als ‚Geisterfahrer’ unterwegs.







Innenhof mit gepflanzten jungen Bäumen
In dem kleineren von zwei Innenhöfen des Klosters treffen wir auf einige junge Bäume, die europäische Staatschefs 1985 symbolisch gepflanzt haben anlässlich der Einweihungsfeier des astronomischen ‚Observatorio del Roque de los Muchachos’ auf dem nördlichen Kraterrand der ‚Caldera de Taburiente’. Einer Gedenktafel entnehmen wir, dass Richard von Weizsäcker, damaliger Präsident der Bundesrepublik Deutschland, an dieser Aktion beteiligt war.







Naturkundliche Sammlung des Inselmuseums
Das Inselmuseum innerhalb der Klosteranlage beherbergt im Erdgeschoss eine naturkundliche Sammlung. Über zwei Etagen verteilt sich eine Sammlung zur Geschichte bäuerlicher und handwerklicher Inselkultur.










Moderne Gemälde im Inselmuseum
Im Obergeschoss sind Gemälde des 20. Jahrhunderts ausgestellt, die sich in drei Sammlungen gliedern. Besonders bemerkenswert ist die im Jahr 2012 eingerichtete Gedächtnisausstellung zum 50. Todestag von Bruno Brandt, ein deutscher Maler, der viele Jahre auf La Palma lebte und nachhaltigen Einfluss auf einheimische Maler ausübte.









Plaza de La Alameda in Santa Cruz de La Palma
Nach dem Museumsbesuch schlendern wir über die lebhafte ‚Plaza de La Alameda’. Am Rand der Plaza dient ein Nachbau der Kolumbus-Fregatte ‚Santa Maria’ als ‚Eye Catcher’, der Besucher auf das ‚Museo Naval’ aufmerksam macht.










Castello de la Virgin
Das ‚Museo Naval’ ist für uns weniger interessant als das jenseits des ‚Barranco de Las Nieves’ aufragende ‚Castello de la Virgin’. Das vermeintliche ‚Castello’ ist jedoch ein ‚Fake’. Ursprünglich fand an diesem Platz alle fünf Jahre ein Mysterienspiel in Holzaufbauten statt. Ein reicher ortsansässiger Händler ließ 1820 dieses Pseudo-Castello an Stelle der Holzkonstruktion errichten. Die gute Aussicht auf die Stadt und eine imposante Batterie von Kanonen locken viele Besucher an, von denen sich nicht wenige für Fotos in lächerliche Posen werfen.






Plaza España
Calle O'Daly
Unser Weg in die Innenstadt führt durch die Fußgängerzone der ‚Calle O'Daly’, die noch immer von Gruppen shoppender deutscher Kreuzfahrer bevölkert wird. Kulturhistorische Sehenswürdigkeiten am Rande oder nur wenige Meter abseits der ‚Calle O'Daly’, wie etwa die ‚Plaza España’ mit der Kirche ‚El Salvador’ und dem historischen Rathaus sind dagegen nahezu touristenfrei. Auf dem Weg durch die ‚Calle O'Daly’ in Richtung Hafen ändern wir diesen Zustand zeitweilig. Wir suchen angrenzende Plätze auf und schauen in attraktive Innenhöfe historischer Gebäude, die von maurischer Architektur beeinflusst sind. Unser Rundgang endet nach ca. 3 Stunden.



Auf der Rückfahrt nach ‚El Paso’ werden wir auf einen Lidl-Markt aufmerksam. Wir sind keine Freunde dieser Kette, lassen uns aber trotzdem zu einem Abstecher verführen. Der große und aufgeräumte Supermarkt wirkt nicht nur relativ sympathisch, er überrascht auch mit Qualitätsprodukten. Backwaren werden frisch zubereitet und finden reißenden Absatz. Wir erstehen ein Ciabatta von geradezu sensationeller Qualität. Dank des attraktiven Angebotes an Käse, Wurstprodukten, frischen Teigwaren und Weinen können wir unseren Lebensmittelvorrat für die nächsten Tage deutlich aufwerten.

Anmerkungen zur Frühgeschichte 'La Palmas'

Archäologische Funde lassen annehmen, dass Phönizier auf ihren Atlantikfahrten ‚La Palma’ entdeckten. Besiedelt war ‚La Palma’ vermutlich bereits seit 3.500 Jahren, bevor Spanien die Insel in Besitz nahm. Die vermutlich aus Nordafrika stammende indigene Urbevölkerung wehrte sich mit Stöcken und Steinen 1492/3 nach Kräften, war aber gegen die spanischen Besetzer chancenlos. Die jungsteinzeitliche Kultur der als ‚Benahoaritas’ bezeichneten Ureinwohner wurde nahezu ausgelöscht. Erhalten blieben neben Ortsbezeichnungen und Eigennamen lediglich zahlreiche über die Insel verstreute Petroglyphen, etliche archäologische Fundorte und wenige kulturelle Artefakte. Das archäologische ‚Museo Benahoaritas’ in ‚Los Llanos’ bewahrt Reste des Erbes dieser Kultur. Die Ausstellung des Museums werden wir uns selbstverständlich bald anschauen.

Aspekte der Frühgeschichte 'La Palmas' betrachten zwei Posts:
Post vom 14.01.2014: Spaziergänge mit Besichtigungen in 'Los Llanos de Aridane' 
Post vom 20.01.2014: Spuren der 'Benahoaritas' auf 'San Miguel de La Palma'

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