Richard ist mit dem dringenden Wunsch angereist, die Reise nach Deutschland mit einem Besuch der Burg Eltz zu verbinden. Wir wissen zwar, dass Richard eine Schwäche für Castles hat, aber warum es gerade Burg Eltz sein muss, ist nicht abschließend zu klären. Wir vermuten, dass ein in Australien kursierender Deutschland-Reiseführer diesen Besuch empfiehlt, was jedoch auf die Frage nach der Auswahl dieses Ziels keine bessere Antwort wäre. Wie auch immer, bei traumhaft schönem Herbstwetter begeben wir uns mit Richard auf den Weg in die Eifel, während Angie eine alte Freundin besucht.
Die Burg liegt zwar ein wenig versteckt in einer Schleife des Elzbaches, was aber dank GPS kein Problem bereitet. Das Auto müssen wir ca. 1,5 km vor der Burg abstellen, natürlich gegen Gebühr. Ein kostenpflichtiger Pendelbus befördert jene Personen, die die restliche Wegstrecke nicht zu Fuß gehen wollen oder können.
Wegen umfassender Restaurierungsarbeiten ist die Burg längerfristig eingerüstet. Einen Hinweis auf der Webseite der Besitzer hätten wir als fair empfunden. Das Geschäft dieser privaten Burg scheint vorzugehen. Eine Besichtigung der Burg ist im Rahmen einer Führung zum Preis von 8 € pP möglich. Wie bestellt, beginnt einigen Minuten eine Führung in englischer Sprache. Dieser Führung schließen wir uns an, leider aber auch mehrere amerikanische Familien. Die Räumlichkeiten sind für die Körperfülle dieser Personen nicht ausgelegt. Die dadurch bedingte Enge belastet uns jedoch weniger als die Begleitung extrem unerzogener Kinder. Erwartungsgemäß scheitern die pädagogischen Versuche einer Einflussnahme kläglich. Die Gruppe bleibt dem Terror dieser kleinen Teufel ausgesetzt. Unser Guide, eine junge Frau von etwa 25 Jahren bemüht sich tapfer, aber nicht immer erfolgreich, den Faden nicht zu verlieren. Nach 30 Minuten haben wir diese Übung mit leichtem Kollateralschaden überstanden und erholen uns bei einer Tasse Kaffee bzw. Tee auf der Terrasse des Burgrestaurants.
Bereits auf dem Hinweg ist uns in Münstermaifeld ein Gebäude aufgefallen, dessen Architektur uns als eine Mischung von Kirche und Burg erscheint. Auf dem Rückweg schauen wir uns diese Hybrid-Architektur genauer an.
Es handelt sich um die Stiftskirche St. Martin und St. Severus, die nicht nur 2 Heiligen gewidmet ist, sondern auch in ihrer langen Baugeschichte, die bis auf das 6. Jahrhundert zurückgeht, Elemente romanischer und gotischer Architektur amalgamiert. Das älteste Kirchengebäude dieser Baugeschichte ist im Kontext merowingischer Christianisierung auf Fundamenten einer römischen Wachturmanlage errichtet worden. Das römische Castellum wiederum bauten Römer auf keltischem Siedlungsgebiet.
Schließlich klärt sich auch die Widmung. Ursprünglich war die Kirche dem heiligen Martin gewidmet, weil die Bruderschaft der Martinsbrüder diese Region christianisierte. 952 brachte der Trierer Erzbischof Ruotbert die Reliquien des heiligen Severus aus Italien zunächst nach Trier und ließ um 956 die Reliquien in die zum 'Monasterium' entwickelte Klosterkirche überführen, was die Namenserweiterung motivierte.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Erzbischof Ruotbert 956 am Kölner Hoftag teilgenommen hat, den Kaiser Otto I. nach der Lechfeldschlacht von 955 ausrichten ließ. Ruotbert ist der Hoftag jedoch schlecht bekommen, er erlag nämlich während seiner Teilnahme der Pest.
Wir staunen, auf welche Spuren wir vor unserer Haustür in der Eifel treffen, von denen wir bisher nicht den geringsten Schimmer hatten und die sich nur Fragenden zu erkennen geben. Immerhin hat schon Goethe bereits festgestellt: "Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf
Reisen."
Wir halten es mit Goethe und schauen nur wenige Kilometer weiter auf die Burg Pyrmont, die nach einer wechselvollen und mit vielen Streitigkeiten garnierten Geschichte aktuell als 'Eventlocation' genutzt wird, wie es 'neudeutsch' auf der Webseite der Burg heißt. Der Blick auf den Hügel reicht, denn für eine weitere Burgbesichtigung sind wir heute nicht mehr aufnahmefähig. Link zur Webseite der Burg Pyrmont
Unseren Hunger haben wir bisher gezügelt, weil wir auf der Rückfahrt einen Umweg über Dernau in Kauf nehmen, um in Meyer-Näkels Gutschenke 'Hofgarten' einzukehren. Besser als hier kann ein so ereignisreicher Tag in unserem Revier kaum ausklingen. Link zur Webseite des Hofgartens
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