Hausboote im Yachthafen von Lauterbach bei Putbus |
"Und daß dem Netze dieser Spreekanäle
Nichts von dem Zauber von Venedig fehle,
Durchfurcht das endlos wirre Flußrevier
In seinem Boot der Spreewalds-Gondolier."
Theodor Fontane, 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg' Nichts von dem Zauber von Venedig fehle,
Durchfurcht das endlos wirre Flußrevier
In seinem Boot der Spreewalds-Gondolier."
Auf dem Weg zum nächsten Standort, Insel Rügen, nutzen wir die Option zu einem Abstecher in die Landschaft des Spreewalds. Ein weiterer Abstecher führt uns in die alte Hansestadt Greifswald, deren Namen die Boddenlandschaft bis zur südlichen Küste von Rügen prägt. Küstenlinie, Landschaft und kulturelle Entwicklung dieses Raums formten gewaltige eiszeitliche geomorphologische Prozesse, die vor noch nicht langer Zeit einsetzten und bis heute andauern. Das Wissen um diese Prozesse erweitert nicht nur unseren Blick, sondern auch das Verständnis für komplexe Zusammenhänge und Entwicklungen.
Anmerkungen zur Eiszeit
Die letzte Eiszeit des 'Holozäns', also des Abschnitts der Erdgeschichte in dem wir leben, war die 'Weichsel-Eiszeit', die vor etwa 16.000 Jahren ihren Tiefpunkt erreicht hatte. In den nachfolgenden Wärmephasen zog sich das Eis im Verlauf von 10.000 Jahren zurück und setzte zugleich die Entwicklungsgeschichte der Ostsee in Gang. Die vom Eisdruck befreiten nördlichen Kontinentalplatten stiegen ebenso wie der Meeresspiegel an. In den vom Eis ausgeschliffenen Senken des baltischen Raums sammelte sich zunächst Süßwasser. Erst vor etwa 8.000 Jahren kam eine ständige Verbindung zum Weltmeer zustande und damit zum Einströmen von Salzwasser. Die Veränderungen des Ökosystems lösen im Zeitraum 15.000-12.000 Jahre zurück ein 'Holozän-Massensterben' aus bzw. einen starken Umbruch der Flora und Fauna dieses Raums. Seitdem neuerdings Menschen in diese komplexen Prozesse des Ökosystems eingreifen, setzt eine Beschleunigung von Entwicklungen ein, ohne dass Menschen Kontrolle über die Folgen dieser Eingriffe hätten.
Off-Season im Spreewald
Die Kulturlandschaft des Spreewalds ist sorbisch geprägt, weshalb die Informationen zweisprachig sind. Ziel unseres Abstechers ist das Inseldorf Lehde, das aus vielen 'Kaupen' besteht. 'Kaupe' ist vom sorbischen Wort 'kupa' für „Insel“ abgeleitet und bezeichnet Schwemmsandablagerungen, auf denen Häuser stehen. 'Kaupen' sind nur auf dem Wasserweg oder über Brücken zu erreichen. Das übliche Verkehrsmittel ist der Spreewaldkahn. Eine Landverbindung zur benachbarten Ortschaft Lübbenau wurde erst 1929 geschaffen.
Theodor Fontane musste 1859 bei seinem Besuch noch auf dem Wasserweg anreisen. Wir fahren bequem mit dem Auto bis zu einem großen Parkplatz am Ortsrand von Lehde, einer Ortschaft mit 130 Einwohnern, die vom Tourismus lebt. Außer unserem Auto stehen hier noch 2 weitere Fahrzeuge. Die Saison der Touristenströme ist vorbei. Die meisten touristischen Einrichtung sind geschlossen, was wir jedoch positiv sehen. Wir wollen ohnehin nur Impressionen vom Spreewald und nicht von der touristischen Wirtschaft mitnehmen. Völlig ungestört streifen wir durch eine fremde Welt, die sich ohne Touristen sehr pittoresk zeigt, aber vermutlich ohne Tourismus völlig anders aussähe und in der touristischen Hauptsaison auch abschrecken könnte.
Greifswald
Marktplatz von Greifswald |
Nach der hanseatischen Blütezeit musste Greifswald im dreißjähigen Krieg leiden. Zunächst waren es die katholischen Truppen Wallensteins, die Greifswald einahmen, ehe die schwedischen Truppen Gustav Adolf II. die Stadt eroberten. Über 184 Jahre blieb Greifswald schwedisch und fiel erst ab 1885 in preußischen Besitz.
Die 1456 gegründete Universität ist eine der ältesten Europas. Mein von mir geschätzter alter Volksschullehrer hat hier studiert und in Erzähllaune gerne von Greifswald berichtet. Bei heute 12.000 Stundenten unter 55.000 Einwohnern erleben wir Greifswald als eine Stadt, in der Geschichte, Tradition und jugendliche Atmosphäre gleichzeitig lebendig sind.
Kaffeehaus Marimar am Markt |
Kirche St. Marien |
In einem der beiden Häuser befindet sich das Kaffeehaus Marimar, eine der ersten Adressen am Ort. Kuchen, Kaffee und Service halten unseren Erwartungen souverän stand. Gut gestärkt, können wir noch eine Runde durch die Stadt laufen.
In Greifswald befinden sich drei große gotische Backsteinkirchen. Wahrzeichen der Stadt ist der um 1263 erbaute Dom St. Nikolai. Am westliche Rand der Altstadt liegt die um 1280 erbaute Kirche St. Jakobi. Einen Besuch statten wir St. Marien ab. Die um 1260 erbaute
älteste Kirche Greifswalds wird im Volksmund 'Dicke Marie' genannt.
Rügen ist erreicht
Unsere Unterkunft auf Rügen ist ein Hausboot, das im Süden Rügens im Yachthafen von Lauterbach bei Putbus verankert ist und als "Schwimmende Ferienwohnungen Im Jaich" vermarktet wird. Preislich sind die Unterkünfte nicht gerade günstig, aber das Angebot rechtfertigt diesen Preis. Wir wohnen auf 2 Etagen, die gefällig eingerichtet sind und außer einem Internet-Zugang keinen Komfort vermissen lassen. Beide Etagen verfügen über eine Terrasse. Schon wieder wünschen wir uns, dass der Augenblick verweilen möge. Als Deutsche können wir immerhin bald wiederkommen. Für unsere australischen Freunde ist das schon wesentlich schwieriger. Sie werden sich mit Erinnerungen und vielen Fotos begnügen müssen.
Morgendämmerung im Yachthafen Lauterbach auf Rügen |
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