Donnerstag, 20. Oktober 2011

Rügens Traumzeit im Biosphärenreservat Südost-Rügen - Australia meets Germany in Ostdeutschland

'Was man weiß, sieht man erst!'
Johann Wolfgang von Goethe, Einführung in die Propyläen, 1798
Heute nehmen wir uns den südöstlichen Teil Rügens zur Erkundung vor, der als 'Biosphärenreservat Südost-Rügen' ausgewiesen ist. Angie und ich laufen am Morgen erst einmal eine Runde. Die Strecke haben wir vorher nicht erkundet. Sie ergibt sich spontan aus der Intuition und erweist sich als landschaftlich großartig. Bella und Richard machen sich derweil um die Vorbereitung unseres Frühstücks verdient, für das wir gestern unsere favorisierten Zutaten eingekauft haben.
Das Wetter ist am Vormittag wieder vom Feinsten. Später ziehen auch Regenschauer durch, was jedoch diesen in jeder Beziehung schönen Tag nicht abwertet, der unsere geplanten wie auch erhofften Erwartungen deutlich übersteigt. 
Link zur Webseite des Biosphaerenreservats Südost-Rügen

Putbus und Vilmnitz

Lauterbach ist als Hafen von Putbus entstanden. Interessanterweise ist der Ortsname slawischen Ursprungs und leitet sich von 'epod boz' was 'hinter dem Holunderbusch' bedeuten soll. Den Ursprung des Namens können und wollen wir nicht überprüfen und fahren erst einmal in den Ort, in dessen Zentrum Wilhelm Malte I. Fürst zu Putbus 16 weiße Häuser im klassizistischen Stil um einen kreisrunden Rondellplatz, dem 'Circus', errichten ließ. Damit nicht genug, das Zentrum des Platzes markiert ein 19 m hoher Obelisk den 8 kleine Alleen strahlenförmig kränzen. Bei unserem ersten Besuch vor 9 Jahren war der Verfall der Anlage bereits weit fortgeschritten. Inzwischen bietet sich ein erfreulicheres Bild, obwohl eine wirtschaftlich tragfähige Nutzung noch nicht durchgehend zu erkennen ist.





Zwischen Putbus und Göhren fahren wir auf einem Abschnitt der 'Deutschen Alleenstraße', die von Rügen bis nach Konstanz am Bodensee führt. Die 'Deutsche Alleenstraße' ist nach der Wende zum Schutz und Erhalt dieser Alleenlandschaften eingerichtet worden und verbindet alte und neue Bundesländer miteinander. Bei Vilmnitz, wo wir die alte Backsteinkirche besuchen, ist sogar noch das alte Straßenpflaster erhalten, das bis zur Wende typisch für die Alleen auf Rügen ist.
Die im 13. Jahrhundert erbaute Kirche St. Maria Magdalena zählt zu den ältesten Kirchgebäuden Rügens. Von 1351 bis 1860 wurde die Kirche als Begräbnisstätte der Familie von Putbus genutzt.
In der Kirche fällt ein Wappen der Familie von Putbus auf, das von 'Wilden Männern' flankiert ist. 'Wilde Männer' sind im germanischen und slawischen Sprachraum eine speziifsche Ausprägung mythischer Vorstellungen von halbmenschlichen Waldbewohnern, die über besondere Fähigkeiten und Kräfte verfügen und in allen Kulturen vorkommen (wie z.B. 'Rübezahl' oder 'Yeti'). Im Mittelalter verändert sich der 'Wilde Mann' von einem 'Archetypus des Chaos', der im Volksglauben verankert ist, zum Symbol tugendhafter Charaktereigenschaften der Oberschicht. Der 'Wilde Mann' findet damit Einzug in die Heraldik von Familienwappen und z.B. auch in Wappen der Königreiche Preußen, Dänemark und Griechenland. Die speziellen Eigenschaften, für die das Symbol des 'Wilden Manns' in einem Wappen stehen, können variieren und lassen sich daher nicht verallgemeinern.

Auf unserer Suche nach 'Dolmen', steinzeitliche Großsteingräber, stoßen wir bei Muglitz auf das Boddenufer, an dem die Straße endet. Wir müssen umkehren.
Zumindest wissen wir aus der Literatur, dass auf Rügen noch zahlreiche Megalithanlagen zu finden sind. Entstanden sind sie zwischen 3.500 - 2.800 v. Chr. und damit älter als die meisten ägyptischen Pyramiden. Über die Wege ihrer Ausbreitung und die Art ihrer Verwendung konkurrieren unterschiedliche Erklärungsmodelle. Größe und Bauformen variieren in den Verbreitungsgebieten über ganz Europa und den Mittelmeerraum.  
Bei dem Dorf Lancken-Granitz stoßen wir endlich auf 7 erhaltene Großdolmen von ursprünglich 19. Auf Tragsteinen ruhen Deckplatten, die auch überkragen können, was an Tische erinnert und namensgebend für den Begriff 'Dolmen' war (bretonisch für 'Steintisch'). Die Anlagen sind frei zugänglich und jeweils von Baumgruppen umgeben.

















Auf der Halbinsel Mönchgut

Auf unserem Weg zur Halbinsel Mönchgut wollen wir in Göhren jausen. Ein kräftiger Regenguss hält uns davon ab, das Auto zu verlassen. Wir fahren lieber weiter bis Groß-Zicker. Am äußersten Ende von Groß-Zicker liegt in malerischer Umgebung das Restaurant 'Taun Höft', das in unserer Reiseliteratur als Tipp benannt ist. Hier soll unsere Jausenstation sein.  Haus und Einrichtung sind sehr gefällig, aber mehr Positives können wir nicht finden. Nach langer Wartezeit werden ein altbackener Kuchen und ein schlapper Kaffee serviert. Diesen Tipp streichen wir in unserer Reiseliteratur, denn wir sind sicher bald wieder in dieser Gegend.







Inzwischen sind auch die Regenwolken abgezogen. Der Vorschlag eines Spaziergangs zu einem der Aussichtshügel in der unmittelbaren Umgebung findet keine Unterstützung. Schade, dann halt beim nächsten Besuch.











Impressionen auf der Rückfahrt nach Lauterbach

An der Seebrücke von Binz
Binz ist uns vertraut, weil wir vor 10 Monaten über die Weihnachtsfeiertage im tiefen Winter hier waren. Über die kommenden Weihnachtstage werden wir uns wieder hier aufhalten und hoffen für dieses Jahr auf wanderfreundliches Wetter.
Auf dem sonnigen Strand von Binz sind einige Strandläufer unterwegs. Am nördlichen Ende der Bucht sind die Kreidefelsen zu erkennen, die wir morgen besuchen werden. Wir halten uns heute nicht lange auf, weil Angie und Richard gleich den 'Rasenden Roland' für die Rückfahrt nach Putbus nicht verpassen dürfen. 
 






Strand von Binz
Sassnitz und Kreidefelsen aus Richtung Seebrücke Binz





























Licht und Landschaft begeistern uns auf der Rückfahrt. Wir unterbrechen mehrfach unsere Fahrt, um zu fotografieren. Allerdings müssen wir die Uhr im Auge behalten, damit wir die Einfahrt des 'Rasenden Rolands' in Putbus nicht verpassen bzw. Angie und Richard empfangen können.

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