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Blick auf den Kreidefelsen 'Königsstuhl' von der 'Viktoriasicht' |
Für den Nachmittag ist nach einem Schlenker über die Halbinsel 'Wittow' ein Besuch von Rügens kleiner Schwesterinsel 'Ummanz' im 'Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft' vorgesehen. Ummanz ist über eine Brücke erreichbar und lockt mit einer Kranichkolonie, die sich alljährlich im Herbst hier versammelt. Mit bis zu 50.000 Kranichen handelt es sich auf dem Zug der Kraniche zwischen Skandinavien und Südspanien oder Nordafrika um den größten Rastplatz Europas.
Erneut freuen wir uns über schönes Wetter und beginnen den Tag selbstverständlich mit einem Morgenlauf, bei dem wir noch nicht ahnen, wie tief wir heute in die Geschichte Rügens vordringen werden.
Impressionen im Nationalpark Jasmund
Bella und Richard setzen wir im Hafen von Sassnitz ab, weil sie sich mit einem Ausflugsschiff zu den Kreidefelsen bringen lassen. Angie und ich fahren weiter bis zum Parkplatz bei Hagen, um zu Fuß durch den Nationalpark bis zu den Kreidefelsen zu gehen. Später werden wir uns dann wieder in Sassnitz treffen, um unser Programm gemeinsam fortzusetzten.
Auf unserem Weg zu den Kreidefelsen wird uns bald deutlich, dass der Nationalpark viel mehr als nur Kreidefelsen zu bieten hat. Wir treffen zunächst auf Hochmoore mit Totholz, die uns im Morgenlicht in eine Phantasie-Welt versetzen. Wenig später machen Hinweise auf historische Spuren aufmerksam, die sich auch in Rügens Mythenwelt niedegeschlagen haben. Auf dem Höhenrücken der Stubnitz gehen wir durch einen Buchen-Urwald, der seit dem Jahr 2011 zum UNESCO-Welterbe zählt. Gemäß überliefertem Glauben lebte in dem Buchenwald die altgermanische Göttin 'Hertha' (auch Erdmutter 'Nerthus' genannt).
Wir erreichen den fast kreisrunden 'Herthasee', in dem 'Hertha' gebadet haben soll. Dass im See Menschenopfer erbracht worden sind, ist historisch so wenig belegt wie eine germanische Göttin 'Hertha'. Möglicherweise geht der Name auf Übertragungsfehler zurück.
In der Nähe des Sees sind Wälle einer als 'Herthaburg' bezeichneten historischen Befestigungsanlage zu erkennen. Tatsächlich handelt es um eine von ehemals mehreren slawischen Fluchtburgen auf Rügen.

Um auf der Landseite einen Blick auf die Kreidefelsen zu haben, ist die Aussichtsplattform des 'Königsstuhls' wenig geeignet. Von der Plattform sind nämlich die darunter liegenden Felsen kaum auszumachen. Die bessere Aussicht auf den 'Königsstuhl' bietet die nur wenige 100 m südlich liegende 'Viktoriasicht', deren Aussichtsplattform ohne Eintrittsgeld besucht werden kann (siehe Foto oben).
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Herthaburg |
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Herthasee |
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Pfarrkirche Altenkirchen |
Der gesamte Kirchenkomplex ist innen wie außen äußerst sehenswert und macht Geschichte unmittelbar erfahrbar. Für Interessierte lohnt sich ein Besuch auch mit einem Umweg!
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Blick in die Sakristei der Pfarrkirche Altenkirchen |
Link zur Geschichte Rügens von Otto Wendler, 1895
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Svantevitstein |
Die Vielgesichtigkeit der Darstellung soll vermutlich die vielfache Macht dieses Gottes symbolisieren. Wahrscheinlich wurde der Stein im Eingangsbereich der Kirche waagerecht verbaut, um den entmachteten Gott 'Svantevit' auf dem Weg zum Gottesdienst zu verhöhnen.
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Markierungen in der Waffenkammer der Kirche |
Link zu einem Blog, der die Geschichte der Slawen auf Rügen behandelt
Besuch der Insel Ummanz
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Blick von Rügen nach Ummanz und der Ortschaft Waase |
Auf dem Weg nach Süden nutzen wir die Wittower Fähre und gelangen über die Ortschaften 'Trent' und 'Gingst' zu der Brücke, mittels der seit 1901 die Insel Ummanz an die Insel Rügen angebunden ist. Ummanz ist mit einer Fläche von 20 qkm keineswegs klein, aber so flach, dass die Insel erst spät auszumachen ist. An der höchsten Stelle ragt Ummanz 3 m über den Meeresspiegel. Unmittelbar hinter der Brücke liegt Waase, mit 180 Einwohnern der größte Ort von Ummanz, der am frühen Nachmittag fast ausgestorben wirkt.
Link zur sehenswerten Webseite von Ummanz
Ein Wirtschaftsweg führt zu dem Vogelschutzgebiet, in dem sich die Kranichkolonie befindet. Der Weg ist nicht schwer zu finden. Am Ende des öffentlichen Teil dieses Weges stoßen wir auf eine größere Holzhütte auf Stelzen, die als Beobachtungsstation dient und mindestes 300 m vom Boddenrand entfernt ist, an dem die Vogelkolonie liegt. Andere Beobachter in der Station führen starke Ferngläser mit, während wir auf unsere schwachen Augen angewiesen sind, mit denen wir am Wasserrand einige Punkte sehen, bei denen es sich mit etwas Phantasie um Vögel handeln könnte. Außerdem stellen wir fest, dass wir zur falschen Tageszeit hier sind. Nur in der Morgendämmerung starten die Kraniche im Formationsflug zu ihren Futterplätzen und kommen abends zu ihrem Ruheplatz zurück, auf den wir hier schauen. Dank eines Youtube-Videos erhalten wir schließlich doch noch Bilder vom Kranichflug bei Ummanz und setzen diese mit den eigenen Erinnerungen zu einem imaginären Film zusammen.
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